| Titel: | Schauwecker's patentirter selbstthätiger Oeltropf-Apparat für Schieber und Kolben der Locomotiven, in verbesserter Construction. | 
| Autor: | Schauwecker , Fr. Schauwecker | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXXVI., S. 348 | 
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                        LXXVI.
                        Schauwecker's
                           patentirter selbstthätiger Oeltropf-Apparat für Schieber und Kolben der
                           Locomotiven, in verbesserter Construction.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Schauwecker's selbstthätiger Oeltropfapparat für Schieber und
                           Kolben der Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Die gute Aufnahme, welcher sich mein Apparat (beschrieben in diesem Journal Bd.
                                 CLXXXIX S. 15) in Folge seiner vortheilhaften Wirkung zu erfreuen hat, gab Anregung
                              demselben durch Verbesserung des Verschlusses und der Füllvorrichtung eine erhöhte
                              praktische Bedeutung zuzuwenden.
                           Um bei dieser in Fig. 11 dargestellten Construction zu füllen, dreht man die Kurbel so
                              lang rückwärts, bis die sechs Füllöffnungen o an der
                              Oberfläche erscheinen, gießt Oel ein und dreht dann die Kurbel wieder so lang zu,
                              bis sie aufsitzt. Eine der sechs Oeffnungen, welche etwas höher gelegen ist, dient
                              als Luftloch.
                           Man ersieht aus der Figur, daß beim Rückwärtsdrehen der Kurbel die Fülllöcher o erst dann geöffnet werden, wenn mittelst des Kolbens
                              K der Dampf längst abgesperrt ist, und daß beim
                              Zudrehen der Dampf nicht eher wieder zugelassen wird, als bis die Füllöffnungen
                              längst abgesperrt sind. Bei zugedrehter Kurbel ist auch der Füllbecher von selbst
                              geschlossen.
                           Man sieht ferner, daß das innen liegende Ventil beseitigt und der Verschluß des
                              Dampfgefäßes an der obersten, also zugänglichsten Fläche gebildet ist.
                           Der früheren Construction gegenüber entstehen demnach folgende Vortheile:
                           1) Der Apparat läßt sich jetzt, obwohl weder mit Ventil noch Hahn versehen, auch bei
                              nicht dampfleeren Räumen bequemer füllen; ein stark undichter Regulator kann das
                              Füllen nicht mehr erschweren.
                           2) Der Apparat besteht jetzt aus weniger Theilen und kann viel leichter zerlegt
                              werden. Die Schraube J, mit dem Kolben K aus einem Stück, kann jederzeit ganz herausgenommen werden; die
                              Deckel sind mit Sechseck versehen.
                           3) Eine Undichtheit ist nicht mehr möglich. Außerdem, daß bei mäßig angezogener
                              Kurbel die Schraubengänge dampfabsperrend wirken, bietet die Auflagfläche a die zuverlässigste, durch den Gebrauch immer besser
                              werdende Dichtung, welche den Apparat hermetisch abschließt.
                           Eine Beschädigung der Abschlußfläche a kann – da
                              gemäß der Probe nicht einmal ein lang fortgesetztes Trockenreiben das Anfressen
                              derselben erzeugt – beim Gebrauch des Apparates noch weniger stattfinden,
                              weil sie in Wirklichkeit stets mit Oel versehen ist.
                           4) Sollte einmal durch einen nicht wohl denkbaren Unfall die Fläche a, auf welcher kein Schmutz liegen bleiben kann, undicht
                              werden, so kann sich der Locomotivführer augenblicklich durch Unterlage von etwas
                              Hanf, Leder etc. helfen; ebenso kann ohne Zerlegung des Apparates die beschädigte
                              Fläche an der Drehbank leicht reparirt werden.
                           5) Man kann auch unreines Oel verwenden; Feilspäne etc. welche in den Apparat fallen,
                              schaden nicht.
                           6) Auch die ungeschickteste Hand vermag es jetzt nicht, den Apparat beim Füllen zu
                              beschädigen. Wer die Kurbel zu fest anzieht, verschließt den Apparat nur dichter.
                              Wer zu lang rückwärts dreht, hat schließlich die Schraube allein in der Hand, jedoch
                              keinen Schaden angerichtet.
                           Die Wirkungsweise des Oeltropfapparates ist bei dieser
                              Construction genau die gleiche, wie bei der früheren:
                           Der Apparat wirkt tropfenweise bei jedem einzelnen Hub nach Verhältniß des auf dem
                              Schieber lastenden Druckes.
                           In der gezeichneten Stellung strömt der Dampf zur Röhre R
                              ein und erzeugt im Oelgefäß bald die gleiche Atmosphäre wie im Schieberkasten. Das
                              Oel ist nun durch sein Selbstgewicht zur Ergießung in den Dampfraum fähig; allein
                              dieses Ausfließen durch die Röhrchen R¹ kann nicht erfolgen, weil die
                              Capillarität der feinen Abflußröhre R¹ die Wirkung der Schwere des zudem vom
                              Dampf verdickten Oeles aufhebt. Erst durch die in Bewegung befindliche Maschine,
                              d.h. durch die bei jedem Kolbenhub entstehenden Wechsel der Dampfspannung wird der
                              Apparat wirksam und zwar dadurch, daß der bei jedem Kolbenhub auf die Oeloberfläche
                              ausgeübte Stoß Oeltropfen aus dem Röhrchen R¹ austreibt. Je öfter und stärker
                              also die Stöße erfolgen, d.h. je schneller und schwerer die Maschine arbeitet, desto
                              mehr Oeltropfen treten aus. Der Apparat ölt also proportional mit der Größe der
                              Reibung.
                           Der aus dem Schieberkasten in den Cylinder strömende Dampf vertheilt die Oeltropfen auf den
                              Reibungsflächen und es kann davon nichts übrig bleiben, um in die Luft gerissen zu
                              werden.
                           Ohne Umhüllung U würde bei der schnell fahrenden
                              Locomotive starte Condensation und deßhalb Druckverminderung im Apparat eintreten;
                              es befände sich also im Schieberkasten ein stärkerer Druck als im Oelgefäß, welcher
                              das Austreten der Oeltropfen aus dem Röhrchen R¹ hindern würde.
                           Behufs Prüfung der Reibungsflächen öffne man den
                              Schieberkasten und Cylinder schnell, sobald die Locomotive zum Stillstand gelangt
                              ist. Wenn die Maschine jedoch nur die letzten Minuten mit leerem Apparat gefahren
                              ist, so wird man die Flächen wohl fettig, aber nicht schmierig finden.Der Oeltropfapparat dieser Construction kostet im Dutzend 13 und einzeln 15
                                    Thaler.
                              
                           Wählt man statt der Kelchform die in Fig. 12 dargestellte
                              cylindrische Form des Apparates, so erhält man erhebliche Vereinfachung: die beiden
                              aus einem Stück bestehenden Hälften der Doppelbüchse sind mit einer einzigen
                              Verschraubung V verbunden. Dreht man die Schraube J heraus und setzt am Sechseck N den Schraubenschlüssel an, so ist der Apparat in seine Haupttheile
                              zerlegt.Bis auf die Schraube J besteht dieser Apparat aus
                                    Messing und kostet einzeln 13 und im Dutzend 12 Thaler.
                              
                           Weiden (Bayern), im Januar 1869.
                           Fr. Schauwecker.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
