| Titel: | Ueber die neue Control-Pumpe für Manometer von L. Seyss in Atzgersdorf bei Wien. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXXVIII., S. 352 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber die neue Control-Pumpe für Manometer
                           von L. Seyss in Atzgersdorf bei Wien.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Seyss, Control-Pumpe für Manometer.
                        
                     
                        
                           Die im Gebrauche stehenden Vorrichtungen, um Manometer bezüglich der Richtigkeit
                              ihrer Angaben zu prüfen oder neue Instrumente genau zu theilen, ließen bisher noch
                              manche Anforderung unbefriedigt.
                           Namentlich wird bei höheren Pressungen bald eine Grenze erreicht, von welcher ab die
                              weitere Verwendung der Apparate sehr umständlich oder gar unmöglich wird, da
                              dieselben dann entweder hinsichtlich ihrer Handhabung vielfache Schwierigkeiten
                              verursachen oder zu voluminös ausfallen. Es kann daher die Herstellung eines
                              Controlapparates für Manometer nur willkommen erscheinen, der bei voller
                              Zuverlässigkeit der Angaben noch die Vorzüge besitzt, daß er Pressungen bis 40
                              Atmosphären per Quadratzoll oder auch darüber zu
                              erreichen gestattet, hierbei höchst einfach und bequem zu handhaben ist, und vermöge
                              seiner Construction selten einer Reparatur bedürfen wird. Diese Vorzüge sind in der
                              That der von Herrn L. Seyß construirten Controlpumpe
                              eigen, welche im Nachfolgenden kurz erläutert ist.
                           Dem Principe nach ist dieser Apparat eine Bramah'sche
                              Presse, und seine Hauptorgane: eine Saug- und Druckpumpe, ein Cylinder mit
                              zwei Kolben und ein System von Gewichten.
                           Als Flüssigkeit zum Betrieb desselben wird Oel verwendet, welches mittelst der
                              Gewichte bestimmten Pressungen ausgesetzt werden kann, und den Druck auf die zu
                              erprobenden Manometer überträgt.
                           In dieser directen Belastung liegt ein wesentlicher Vorzug des Apparates, denn durch
                              die genaue Herstellung der Gewichte bei sonst richtigem Verhältnisse derselben zu
                              den Kolbenquerschnitten wird die vollste Genauigkeit der Angaben gesichert.
                           Die Anwendung von Oel bietet den Vortheil, daß die ohnehin äußerst geringe Reibung
                              der auf die Genauigkeit der Angaben Einfluß übenden Bestandtheile auf ein Minimum
                              beschränkt wird; andererseits trägt sie auch zur guten Instandhaltung des ganzen
                              Mechanismus überhaupt bei.
                           Fig. 6 zeigt
                              einen Verticalschnitt, Fig. 7 den Grundriß des
                              Apparates in 1/5 der natürlichen Größe.
                           A stellt einen etwa 8 Zoll (0,21 Met.) hohen Cylinder
                              aus Messing dar; K einen Kolben, von genau 1 Quadratzoll
                              (6,94 Quadratcentimeter) Querschnitt, der auf 3 Zoll (0,08 Met.) seiner Höhe in den Cylinder fleißig
                              eingeschlissen ist. In diesen Kolben ist ein zweiter kleinerer Kolben k gleichfalls sorgfältig eingeschliffen, dessen
                              Durchmesser genau gleich der Hälfte von jenem des größeren ist. Er ruht mit seiner
                              unteren Fläche auf dem durchlöcherten Boden des ersteren und besitzt oben eine
                              conische Höhlung zur Aufnahme der Spindel s, die in
                              dieser Höhlung noch ein kleines Spiel hat.
                           Diese Spindel trägt einen Rahmen, Fig. 7, welcher die
                              Verbindung der beiden Kolben mit den unterhalb befindlichen Gewichten
                              vermittelt.
                           Die letzteren haben die Form cylindrischer Scheiben und sind so angebracht, daß je
                              zwei durch einen Zwischenraum von etwa 1/2 Zoll (0,013 Met.) getrennt werden.
                           Die oberste Scheibe hängt an dem Traggestell des Apparates und jede folgende an der
                              vorhergehenden, so zwar, daß die Aufhängung ein Heben jeder Scheibe bis zur
                              Berührung mit der oberen benachbarten gestattet.
                           Der Apparat ist mit 10 solchen Gewichten versehen, deren unterstes mittelst eines,
                              durch die darüber befindlichen frei hindurchgehenden Stabes, unmittelbar an dem
                              Rahmen hängt; dasselbe ist kleiner als die übrigen, und zwar um das Gewicht der
                              beiden Kolben sammt Gestänge und der Schraubenmutter D,
                              deren Zweck weiter unten auseinandergesetzt wird.
                           Jedes der Gewichte entspricht einem Atmosphärendruck, indessen können ebensowohl
                              Gewichte von je 5 oder 10 Pfund verwendet werden, wenn dieß, mit Bezug auf die
                              Eintheilung, gewünscht wird.
                           Die vorerwähnte Stellmutter D kann sowohl auf den
                              Cylinder A, als an den Spindelkopf C aufgeschraubt werden, wie dieß aus Fig. 6 und 7 zu ersehen ist.
                           Unter der Voraussetzung daß Letzteres stattfindet, wird, sobald man die Pumpe in
                              Bewegung setzt, der größere Kolben sammt dem kleineren und der daran hängenden
                              Tragscheibe I durch die eindringende Flüssigkeit
                              gehoben, und es wird somit, da ein Druck von einer Atmosphäre auf einem Quadratzoll
                              der Flüssigkeit lastet, derselbe Druck auch in den mit dem Cylinder A communicirenden Manometern M und M₁ wirken. Bei fortgesetztem
                              Pumpen werden successiv die einzelnen Gewichte II, III... ergriffen und gehoben, und
                              auf diese Weise Pressungen bis zu 10 Atmosphären auf die Manometer übertragen.
                           In den Intervallen, wo die jeweilige Belastung frei schwebt, hat die Vergleichung
                              oder Theilung der Manometer stattzufinden. Um höhere Pressungen zu erzielen, bedarf
                              es nur des Aufschraubens der Stellmutter 
                              D auf den Cylinder A,
                              wodurch der Kolben K in diesem festgehalten wird und der
                              Kolben k allein zu wirken beginnt.
                           Da sein Durchmesser, wie bereits bemerkt, der Hälfte von jenem des größeren gleich
                              ist, so wird das auf ihm lastende Gewicht nur auf eine viermal kleinere Fläche
                              wirken und, da die Druckkräfte nach wie vor dieselben bleiben, einem viermal
                              größeren Drucke, auf den Quadratzoll bezogen, entsprechen, woraus bei Anwendung
                              sämmtlicher Gewichte ein Druck von 40 Atmosphären resultirt. Weil aber jetzt sowohl
                              das Gewicht des größeren Kolbens, sowie das der Stellmutter nicht mitwirken, muß ein
                              Ausgleich der Tragscheibe I mit den übrigen durch ein
                              besonderes bei F aufzuhängendes Gewicht hergestellt
                              werden.
                           Der bei a, Fig. 8, angedeutete Hahn
                              mit doppelter Bohrung dient zur Herstellung der Communication zwischen Cylinder und
                              Pumpe, sowie zum Ablassen der im Cylinder befindlichen Flüssigkeit in den
                              Behälter.
                           Das Gesagte dürfte genügen, um die Brauchbarkeit dieser Vorrichtung erkennen zu
                              lassen; es erübrigt nur noch hinzuzufügen, daß dieselbe mit den ihr eigenen
                              Vorzügen, nämlich: gleicher Genauigkeit der Angabe bei
                                 niederen wie bei hohen Pressungen, bequemer Handhabung und Solidität der
                                 Construction, auch eine gefällige Form vereinigt, sehr compendiös und daher
                              überall leicht unterzubringen ist.
                           Da überdieß der Preis von 230 fl. österr. Währ, als mäßig bezeichnet werden muß, so
                              dürfte sich die Anschaffung des Apparates, im Falle des Bedarfes, auch rücksichtlich
                              des Kostenpunktes empfehlen. R. Morstadt. (Zeitschrift
                              des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1869 S.
                              25.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
