| Titel: | Der Hipp'sche Wärme-Regulator zur Erzielung constanter Temperatur in geschlossenen Räumen; von Dr. Ad. Hirsch in Neuenburg (Schweiz). | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXXXI., S. 366 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXXI.
                        Der Hipp'sche
                           Wärme-Regulator zur Erzielung constanter Temperatur in geschlossenen Räumen; von
                           Dr. Ad. Hirsch in Neuenburg (Schweiz).
                        Aus Carl's Repertorium
                           für Experimental-Physik etc., 1868, Bd. IV S. 201.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Hipp's Wärme-Regulator.
                        
                     
                        
                           Für viele chemische, technische, physiologische Versuche und Operationen ist es von
                              erheblicher Bedeutung, die Temperatur des betreffenden Raumes innerhalb der Grenzen
                              etwa eines Grades auf längere Zeit constant zu erhalten. Herr Hipp hat diese Aufgabe sehr befriedigend auf
                                 mechanischem Wege gelöst, indem er die zur Heizung dienende Gasmenge durch
                              die größere oder geringere Biegung einer im Inneren des Ofens angebrachten
                              bimetallischen Lamelle regulirt.
                           Folgendes ist die einfache Construction des Apparates, welche durch die zwei
                              beigegebenen Zeichnungen genügend erläutert seyn dürfte, von denen Fig. 5 eine
                              perspectivische Gesammt-Ansicht des Ofens und Fig. 4 den Regulirapparat
                              darstellt. Der Ofen, dessen Dimensionen natürlich innerhalb gewisser Grenzen
                              willkürlich sind, ist aus Holz mit Glasscheiben auf der vorderen und oberen Seite
                              construirt; der Boden wird von einem aus Kupferblech bestehenden Wasserkasten (K) gebildet, dessen Eingußtrichter bei E sichtbar ist, während der Abschlußhahn sich auf der in
                              der Zeichnung unsichtbaren Seite befindet. An den inneren Wänden verlaufen außerdem,
                              behufs gleichmäßiger Vertheilung der Wärme, mehrfach gewundene Röhren, die mit dem
                              Wasserbehälter communiciren und die bei a, a zwei
                              Oeffnungen zum Auslassen der Luft beim Einfüllen des Wassers und zum Auslassen des
                              Dampfes haben für den Fall, daß durch irgend einen Zufall das Wasser in's Kochen
                              gerathen sollte. An der inneren Hinterwand des Ofens befindet sich eine U-förmig gebogene Lamelle (C, Figur
                                 4), deren eines Ende bei A befestigt ist,
                              während das andere Ende B – da die Stahllamelle
                              außen und die Messinglamelle innen liegt – bei fallender Temperatur sich A nähert, d.h. nach rechts, und bei steigender
                              Temperatur nach links bewegt. Dieses bewegliche Ende der Lamelle steht dann mittelst
                              eines dünnen, bei o die Ofenwand durchsetzenden
                              Kupferfadens mit dem Gasregulator (R) in Verbindung,
                              indem derselbe um die Achse einer Regulirschraube (z)
                              gewunden ist. Diese Schraube bildet das obere Ende eines um den Punkt h beweglichen, unten umgebogenen Winkelhebels, dessen
                              anderes Ende bei v ein conisches Ventil trägt, welches die
                              Zuleitungsröhre des Gases (E) verschließt. Daneben
                              befindet sich in dem aus Blech gearbeiteten, an der Außenseite des Ofens
                              angebrachten und mit Wasser abgeschlossenen Gasregulator (R) die Ausflußröhre (s, Fig. 5) des Gases, welches
                              durch einen Schlauch (G) zum Brenner (F) gelangt, dessen Flamme unmittelbar unter dem
                              Wasserbehälter (K) das Wasser in diesem und somit die
                              Luft im Inneren des Ofens erwärmt.
                           Nach dieser Beschreibung ist das Spiel des Apparates leicht zu verstehen: Beginnt die
                              Temperatur im Inneren des Ofens über eine gewisse, durch die Regulirschraube (Z) bestimmte Größe zu steigen, so bewegt sich das Ende
                              (B) der bimetallischen Lamelle nach links und damit
                              wird das Ventil (v) mehr geschlossen, d.h. es dringt
                              weniger Gas durch die Zuflußröhre zur Flamme, die damit schwächer wird und die
                              Temperatur wieder sinken macht; das Umgekehrte findet statt, wenn die Temperatur im
                              Inneren zu sinken beginnt, das Ventil wird mehr geöffnet, die Flamme verstärkt
                              etc.
                           Ich füge nur noch einige Bemerkungen über die zwei bei einem solchen Apparat
                              wichtigsten Fragen hinzu; erstens: innerhalb welcher Grenzen die beiden bestimmenden
                              Factoren, nämlich die äußere Zimmertemperatur und der Gasdruck schwanken dürfen,
                              damit der Regulator die Temperatur im Inneren des Ofens noch constant erhalte; und
                              zweitens: welches die Schwankungen sind, innerhalb welcher die innere Temperatur
                              sich um ihren Mittelwerth bewegt.
                           Was den ersten Punkt betrifft, so befindet sich mein Apparat allerdings insofern
                              unter besonders günstigen Bedingungen, als die Zimmertemperatur innerhalb 24 Stunden
                              selten um mehr als 2° C. schwankt, und der Gasdruck in unserer Sternwarte,
                              die 50 Met. über dem nahen Gasometer liegt, äußerst constant ist. Doch habe ich den
                              Ofen öfter mehrere Tage hintereinander, während welcher die Temperatur um 6°
                              schwankte, im Gang erhalten, ohne eine merkliche Aenderung der mittleren Temperatur
                              des Ofens zu beobachten. Auch brauche ich im Laufe des Jahres, wo die
                              Zimmertemperatur von 2° bis 24° sich ändert, die Regulirschraube des
                              Ofens nur etwa 3–4 mal zu corrigiren, um die Temperatur des Ofens bei
                              30° zu erhalten. – Was dann die Variation der Ofentemperatur in 24
                              Stunden betrifft, welche ich regelmäßig durch stündliche Ablesungen eines im Inneren
                              des Ofens aufgehängten Thermometers bestimme, so ist dieselbe äußerst gering,
                              nachdem einmal das Gleichgewicht zwischen der inneren und äußeren Temperatur
                              vermittelst weiterer in ihrer Amplitude stets abnehmender Schwankungen sich
                              hergestellt hat, was in der Regel nach etwa 4 Stunden eintritt. Man hat dann eben nur die Vorsicht zu
                              gebrauchen, den Ofen 4 Stunden vor dem Beginne des Experimentes zu heizen. Unter solchen Bedingungen erhält sich dann die Temperatur
                                 nahezu innerhalb eines Grades constant, und die mittlere Abweichung der
                              stündlich abgelesenen Temperaturen vom Tagesmittel beträgt im Durchschnitt einer
                              sehr großen Menge von Beobachtungen nur einige Zehntel eines Grades. Zum Beweise
                              dessen führe ich aus dem Beobachtungshefte des letzten Jahres die zwei Tage an,
                              welche den Extremen der Temperatur im Zimmer entsprechen und die keineswegs zu den
                              günstigsten Tagesresultaten gehören:
                           
                              
                                 
                                 MittlereOfentemperatur.
                                 MittlereAbweichungv. Mittel.
                                 Maximum.
                                 Minimum.
                                 Gesammt-schwankung.
                                 Zimmertemperatur
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Maxim.
                                 Minim.
                                 
                              
                                 4. Nov. 1867
                                 30,7°
                                 ± 0,52°
                                 31,6°
                                 29,6°
                                 2,0°
                                   2,5
                                   1,9
                                 
                              
                                 11. Juli 1868
                                 29,8°
                                 ± 0,18°
                                 30,3°
                                 29,5°
                                 0,8°
                                 20,0
                                 19,0
                                 
                              
                           Da der Hipp'sche Ofen auch während achtjährigen Gebrauches
                              auf unserer Sternwarte (zum Zwecke, die Compensation der auf derselben deponirten
                              Chronometer zu bestimmen) nur einmal eine kleine Löthungs-Reparatur am
                              Wasserkasten erfordert hat, da ich niemals ein Eindringen von Wasser oder Dampf in
                              das Innere des Ofens bemerkt habe, da ferner auch mehrere unserer
                              Chronometerfabrikanten denselben mit gleich gutem Erfolge zur Regulirung der
                              Compensation benutzen, so glaube ich den Physikern und Chemikern durch die
                              Beschreibung dieses Apparates einen Dienst zu erweisen.
                           
                        
                           Nachschrift. Herr M. Hipp
                              (Director der Telegraphenfabrik in Neuenburg) hat, wie er uns mittheilte, bei seinen
                              neuesten Wärme-Regulatoren die
                              Correctionsschraube statt auf dem Ventilhebel, auf der entgegengesetzten Seite des
                              Kastens in der Weise angebracht, daß vermittelst einer Mikrometer-Schraube
                              die bimetallische Feder, deren Fuß in einer Coulisse geht, so gestellt werden kann,
                              wie es die Temperatur verlangt, welche man im Kasten haben will.
                           Die Redaction d. p. J.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
