| Titel: | Automatisch wirkender Speiseapparat und Wassermesser für Dampfkessel von Roufosse, Houget und Teston, Mechaniker in Verviers (Belgien). | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XCI., S. 438 | 
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                        XCI.
                        Automatisch wirkender Speiseapparat und
                           Wassermesser für Dampfkessel von Roufosse, Houget und Teston, Mechaniker in Verviers (Belgien).
                        Aus Armengaud's Genie industriel, Januar 1869, S. 35.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IX.
                        Houget und Teston's Speiseapparat und Wassermesser für
                           Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           In diesem Journal (Bd. CXC S. 180) wurde bereits ein ähnlicher Apparat von Delanoue in Paris beschrieben. Der nun vorzuführende
                              Speiseapparat war auch auf der letzten Pariser Welt-Ausstellung vertreten und
                              wurde mit einer silbernen Medaille als der beste ausgezeichnet.
                           Wie man aus Figur
                                 21 ersieht, welche einen Verticalschnitt dieses Apparates darstellt,
                              besteht derselbe der Wesenheit nach aus dem cylindrischen Gefäß B, das einerseits mit dem Dampfkessel K und andererseits durch das Rohr C mit dem höher gelegenen Wasserreservoir in Verbindung steht. Im Inneren
                              befinden sich zwei Schwimmer verschiedener Größe, d und D: d gleitet frei an dem Leitstängelchen T, das mit dem Hebel e'
                              verbunden ist; der zweite Schwimmer D hängt an dem Hebel
                              E, dessen Stellung von der Nase e und der darüber befindlichen e₁ abhängig ist, so daß der Schwimmer entweder in Wasser
                              eingetaucht oder emporgehoben ist.
                           Das durch das Rohr C zugeführte Speisewasser gelangt
                              durch das Ventil c in den Behälter B. Steigt darin der Wasserspiegel, so hebt sich der
                              kleine Schwimmer d, bis er an den Hebel E' anstößt und den durch die Nase e gehaltenen Hebel E freimacht. Der im Wasser
                              eingetauchte Schwimmer D wird nach aufwärts getrieben
                              und dadurch der Hebel E gehoben. Dieß veranlaßt das
                              Oeffnen des Dampfventiles s, durch welches Dampf aus dem
                              Kessel K eintreten kann; das Wasserventil c dagegen wird geschlossen und der weitere Wasserzufluß
                              verhindert.
                           Da nun im Kessel K und im Behälter B ein gleicher Druck besteht, so folgt das Wasser der Schwere und steigt
                              durch die Ventile S, S' in den Kessel, wenn anders nicht
                              der Schwimmer F das Ventil S' verschlossen hält. Der Schwimmer d folgt
                              dem abfließenden Wasser und stößt endlich an den am Ende der Stange T aufgesetzten Schraubenkopf; das Gewicht des Schwimmers
                              reicht hin, um abermals – durch den Zug am Hebel E' – den in der oberen Lage durch die Nase e₁ gehaltenen Hebel E auszulösen, in
                              Folge dessen der Schwimmer D und der Hebel E nach abwärts sinken, das Wasserventil c geöffnet, das Dampfventil s geschlossen wird. Der im Cylinder B
                              enthaltene Dampf entweicht in das Wasserreservoir, wo er condensirt wird, während
                              der Wasserzufluß und die Wirkung des Apparates von Neuem beginnt.
                           Der Speiseapparat functionirt unter jedem Druck und die Speisung kann mit beliebig
                              erwärmtem Wasser erfolgen. Man brachte auch einen Wassermesser W an demselben an, der entweder am Cylinder B selbst oder irgendwo anders sitzt. Durch die Anzeige
                              dieses Indicators, wie oft der Apparat functionirt hat, ist man in der Lage das
                              verbrauchte Wasserquantum und bei Vergleichen sehr näherungsweise die Dampferzeugung
                              per Quadratmeter Heizfläche verschiedener
                              Dampfkesselanlagen oder per Kilogramm verschiedenen
                              Brennmateriales zu ermitteln.
                           Stimmt das verbrauchte Wasserquantum nicht mit dem Brennmaterialverbrauch, so kann
                              man nach der Ursache forschen und etwaige Uebelstände beseitigen, in allen Fällen
                              eine bedeutende Oekonomie erzielen.
                           Der Speiseapparat läßt sich jederzeit leicht revidiren und im Falle vorkommender
                              Abnutzung sind nur einige Hebel zu ersetzen.
                           Houget und Teston liefern
                              zweierlei Größen dieser Apparate. Nr. 1 zum Preis von 750 Frcs. genügt für Dampfkessel unter
                              30 Pferdekräften, Nr. 2 zum Preis von 950 Frcs. für Kessel zwischen 30 und 70
                              Pferdekräften.
                           Zwei Apparate Nr. 1 und 2 sind bereits seit zwei Jahren an den Kesseln des
                              Etablissements der Erfinder in Verwendung und erfüllen ihren Zweck vollkommen.
                              Dasselbe Ergebniß lieferte deren Anwendung auf der Pariser Welt-Ausstellung,
                              während welcher zwei Speiseapparate Nr. 2 zwei Dampfkessel (jeder für 60
                              Pferdekräfte) bedienten; die Kessel lieferten den Dampf für den Betrieb der
                              Maschinen der belgischen und norddeutschen Abtheilung. Man war durch deren Gebrauch
                              in den Stand gesetzt, Tag für Tag den Kohlen- und Wasserverbrauch, die
                              Dampferzeugung zu notiren und hierdurch Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Werthes
                              verschiedener Brennmaterials etc. zu gewinnen.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
