| Titel: | Beschreibung der von Tulpin d. ält. in Rouen construirten Appretur-Maschinen. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XCVCXV., S. 444 | 
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                        XCVCXV.
                        Beschreibung der von Tulpin
                              d. ält. in Rouen construirten Appretur-Maschinen.
                        (Schluß von S. 362 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Tulpin's Appretur-Maschinen.
                        
                     
                        
                           III. Die Garnwaschmaschine.
                           In Färbereien und Wäschereien finden oft zur Ersparung von Handarbeit Maschinen zum
                              Waschen oder Spülen der Garne in geweiftem Zustande vortheilhafte Anwendung.Im polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 421 ist die Gantert'sche Garnwaschmaschine beschrieben, und in Bd. CLXXVI S.
                                    113 die Raiser'sche (welche die Maschinenfabrik
                                    von A. Wever und Comp.
                                    in Barmen ausführt).
                              
                           Tulpin's Garnwaschmaschine ahmt vortheilhaft die
                              Handarbeit nach, indem die Strähne hin und her gespült werden, während sie durch ein
                              Umziehen stets in eine andere Lage gelangen.
                           Zur Bedienung einer Maschine mit zehn Waschrollen sind zwei Arbeiter genügend; es
                              entspricht jede Waschrolle je 2 Handarbeitern, so daß also eine solche Maschine die
                              Arbeit von 20 Arbeitern, gewiß auch schneller und gleichmäßiger verrichtet.
                           Zur Bewegung wird 1/4 Pferdekraft als hinreichend angegeben.
                           Fig. 3 stellt
                              einen Verticalschnitt und Fig. 4 den GrundrißDieser wurde zu Fig. 3 nach einer
                                    Zeichnung in Dr. Grothe's „Spinnerei, Weberei und Appretur
                                       etc.“ skizzirt. dieser Maschine dar.
                           A bezeichnet einen hölzernen Kasten, in welchen aus dem
                              continuirlich gespeisten Vorraum B Wasser gelangen kann;
                              der Boden ist geneigt und das Schmutzwasser wird durch die verstellbare Schütze C oben und unten abgelassen, so daß alle Absonderungen
                              leicht weggeführt werden können. Ferner ist der Waschkasten A und der Wasserkasten B durch eine
                              Zwischenwand in zwei unabhängige Abtheilungen getheilt, so daß es hierdurch möglich
                              ist, verschieden gefärbte Garne zu gleicher Zeit zu waschen.
                           In diese Kufe taucht nun der eigentliche Waschapparat. An dem beweglichen Rahmen E' sitzen die Achsen der zehn Waschrollen G, deren Anordnung aus dem Grundriß ersichtlich ist und
                              welche gewöhnlich aus Kupfer verfertigt sind. Der Rahmen E' hängt an den im Querstück E eingezapften
                              Armen F, so daß dieser ganze Rahmen mit den Waschrollen
                              mittelst der Kurbel
                              J und der Schubstange K
                              in eine schwingende Bewegung versetzt wird.
                           Ferner geht über die Leitrollen L und L' und einen an jeder Waschrolle angebrachten Würtel die
                              Schnur N, welche durch die Spannrolle O angezogen werden kann; von der Hauptrolle H, an welcher auch ein Schwungrad sitzt, wird mittelst
                              Kegelrädchen und der geneigten Welle M, der Leitrolle
                              L und weiter sämmtlichen Waschrollen G eine drehende Bewegung ertheilt; letztere erhalten
                              somit mit den aufgehängten Garnsträhnen während dem Spülen eine hin und her gehende und gleichzeitig eine drehende Bewegung, so daß alle Garntheile eine gleiche Bearbeitung erfahren.
                           Mit wenigen Aenderungen kann diese Maschine auch zur vollkommenen Entfettung von
                              Wollsträhnen geeignet gemacht werden.
                           
                        
                           IV. Der
                                 Farbenkoch-Apparat.
                           Dieser recht einfach und sehr zweckmäßig construirte Apparat ist in Fig. 1 theils im Schnitt,
                              theils in der Ansicht in 1/25 der wirklichen Größe dargestellt.
                           Vor Allem fallen darin die zwei verschieden großen Kessel B auf, deren Zahl jedoch nach Bedarf vergrößert werden kann; in den
                              Kesseln arbeiten je zwei Rührer L, L, welchen eine
                              doppelte Bewegung ertheilt wird: eine Bewegung der beiden Drehachsen in einer
                              Kreislinie – Pfeile 1 Fig. 2, und eine zweite,
                              die Drehung der Rührer um ihre Achse, also im Sinne der Pfeile 2 –, so daß
                              ein kräftiges Verrühren der kochenden Farbe sowohl als ein continuirliches
                              Abstreichen von den heißen Wänden erfolgt, um das Ansetzen der Farbe zu
                              verhindern.
                           Jeder Kessel sitzt an den in den Lagerstühlen A, A'
                              drehbar gelagerten Zapfen C und C'; ersterer ist massiv und hängt mit einer Sperrvorrichtung zusammen, um
                              den Kessel während dem Kochen festzustellen; der zweite Zapfen C' ist hohl und durch eine Stopfbüchse mit dem
                              Rohrstutzen I' verbunden; solcher zwei münden in einen
                              dreifach durchbohrten Hahn J, J, zu welchem die Röhren
                              I laufen, durch welche kaltes Wasser aus der
                              Rohrleitung G zugeführt wird, während die Rohrleitung
                              F' Dampf bis zu den Hähnen J,
                                 J leitet. Je nach der Stellung des Hahnes wird also entweder frisches,
                              kaltes Wasser oder Dampf unmittelbar in den, den Kochkessel umgebenden Raum
                              zugelassen, oder deren Zuleitung abgeschlossen.
                           Wie aus dem Schnitt durch den Kessel B zu ersehen ist,
                              besteht derselbe eigentlich aus drei Gefäßen: dem innersten aus Kupfer getriebenen,
                              dem eigentlichen Kochkessel; diesen umgibt auf eine mäßige Entfernung der erste Mantel, dampfdicht
                              abgeschlossen; in den zwischen beiden bleibenden Raum gelangt das Wasser oder der
                              Dampf. Die Zuleitung des kalten Wassers erfolgt nicht allein aus dem Grunde, um den
                              Kochkessel für die Ausleerung und weitere Benutzung rasch abzukühlen, sondern mehr
                              in der Absicht, um damit dem Anhängen der Farbe bei einer langsamen Abkühlung zu
                              entgehen. Der Hahn E wird dann zur Ableitung des Wassers
                              geöffnet; ebenso findet eine zeitweilige Oeffnung desselben zur Abführung von
                              Condensationswasser statt, welches bei der Zuführung von Dampf zum Kochen der
                              Farbflüssigkeit entsteht.
                           Um nun die Verluste der strahlenden Wärme aus dem Heizmantel möglichst zu mindern,
                              gibt Tulpin noch einen Mantel um den Kochkessel und füllt
                              den Zwischenraum mit Kohlenpulver aus.
                           Der Hebel D erleichtert das Umkippen des Kochapparates
                              B nach beendetem Kochen. Um dieses jedoch möglich zu
                              machen, müssen die Rührer L hinreichend gehoben werden
                              können; aus diesem Grunde ist die Achse, an deren unterem Ende der Rührer sitzt, aus
                              zwei, in der gewöhnlichen Stellung von einander abstehenden Theilen geschmiedet,
                              deren Enden der Muff M einschließt, wodurch eine gewisse
                              Hebung von L gestattet ist.
                           Die Bewegung eines jeden Rührerpaares erfolgt – wie das Kochen, die
                              Wasserzuleitung etc. – unabhängig von einander und zwar von der, durch einen
                              auf der Scheibe O auflaufenden Riemen bewegten
                              Transmissionswelle N, deren Lager auf einer durch Säulen
                              K, K unterstützten Traverse K' aufruhen, P, P' deuten Kuppelungen an,
                              welche der Arbeiter mit einem Hebel nahe dem Kessel dirigiren kann, um die Drehung
                              der lose auf der Welle sitzenden Kegelräder P und
                              hierdurch jene der Rührer einzuleiten oder abzustellen.
                           An der Achse des mit P in Eingriff stehenden Rades Q ist unten der zweilappige Theil T befestigt, dessen von Q aus bewirkte Drehung
                              die in Figur 2
                              mit dem Pfeile 1 bezeichnete Bewegung der Rührer hervorbringt. An der unbeweglichen
                              Hülse R sitzt das Getriebe S, welches in jenes U eingreift, das an der Achse
                              eines Rührers sitzt. Bei der Drehung von T wickelt sich
                              U an S ab, dreht die
                              Achse des Rührers im Sinne des Pfeiles 2; das Räderpaar V und W überträgt diese Drehung auch auf den
                              zweiten Rührer.
                           Aus dem Anblick der Figuren ergibt sich, daß die arbeitenden Rührer um 90°
                              gegen einander verstellt sind.
                           
                        
                           V. Apparat zur Ableitung von
                                 Condensationswasser.
                           Der mit dieser Vorrichtung zu erreichende Zweck besteht darin, den Abfluß des Condensationswassers
                              ohne Dampfverlust aus Apparaten zu besorgen, in
                              welchen Dampf zum Kochen, zum Heizen, zum Trocknen etc. benutzt wird; gleichzeitig
                              ist man bei Anwendung des in Fig. 5 in 1/10 der
                              wirklichen Größe dargestellten Apparates aller Unannehmlichkeiten enthoben, welche
                              mit den gewöhnlichen Anordnungen verknüpft sind, wie die Bewachung der
                              Wasserablaßhähne, die Beaufsichtigung sorgloser Arbeiter etc.
                           Uns sind Fälle bekannt, daß man, um ein Beispiel herauszugreifen, beim Heizen der
                              Trockencylinder einer Papiermaschine auf den Abfluß des Condensationswassers
                              (unglaublicher Weise) gar nicht achtete, wobei natürlich sehr viel Dampf mit
                              entwich; welchen Einfluß dieser auf den Kostenpreis der Trocknung nahm, zeigte die
                              Erfahrung nach einer zweckmäßigen Abstellung dieses Uebelstandes, wodurch der
                              Kostenpreis um mehr als die Hälfte vermindert wurde.
                           Der von Tulpin construirte Apparat besteht im Wesentlichen
                              aus dem cylindrischen Gehäuse A, welches durch das Rohr
                              H mit dem mit Dampf geheizten Raum in Verbindung
                              steht, aus welchem das Condensationswasser abzuleiten ist. Dieses erreicht im
                              Cylinder A die normale Höhe M,
                                 M, bei welchem Wasserstand der Schwimmer B und
                              der von diesem beeinflußte Balancier D eine solche
                              Stellung einnehmen, daß der von der Zugstange verstellbare Hahn J am Wasserleitungsrohr H'
                              verschlossen bleibt. Je mehr das Wasser in Folge des Zuflusses durch H steigt, desto mehr öffnet sich der genannte Hahn, ohne
                              jedoch einen vollständigen Abfluß des Wassers und erst hierauf mögliche
                              Dampfabströmmung zu gestatten.
                           Die hakenförmig endende Stange N hat den Zweck, den
                              Balancier zu unterstützen und dadurch den Schwimmer in einer etwas erhöhten Lage,
                              und zwar einige Minuten vor Beginn der Ingangsetzung des Apparates zu erhalten.
                           Der Deckel F verschließt hermetisch die am Boden
                              angebrachte Oeffnung, durch welche der Schwimmer in's Innere des Cylinders
                              eingeführt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
