| Titel: | Ueber das Aussalzen der Seife; von Dr. A. C. Oudemans jun. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. CV., S. 495 | 
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                        CV.
                        Ueber das Aussalzen der Seife; von Dr. A. C. Oudemans
                           jun.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1869, Bd.
                              CVI S. 51.
                        Oudemans, über das Aussalzen der Seife.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich wird bei der Fabrication von Kernseife auf indirectem Wege Kaliseife in
                              starker Lösung mit einer gewissen Menge Kochsalz versetzt. Man nimmt an, daß bei
                              Zufügung einer hinlänglichen Menge Kochsalz das Kali wenigstens großentheils, unter
                              Bildung einer aequivalenten Menge Chlorkalium, durch Natron ersetzt wird. Man
                              schreibt aber die Geschmeidigkeit einer auf indirectem Wege fabricirten Seife der
                              Beimengung einer gewissen Menge Kaliseife zu (siehe z.B. Wagner, chemische Technologie).
                           Nirgends habe ich jedoch eine bestimmte Angabe gefunden, hinsichtlich der Frage, wie viel Kali bei der üblichen Fabricationsmethode durch
                              Natron ersetzt werde; und aus diesem Grunde wird es nicht überflüssig seyn, die
                              Resultate einer in dieser Hinsicht ausgeführten Untersuchung kurz mitzutheilen.
                           In meinem Wohnorte Delft wird in der renommirten Seifensiederei der Firma Bousquet und Comp. eine
                              Kernseife fabricirt, welche bei einer vorzüglichen Güte eine angenehme
                              Geschmeidigkeit hat. Zur Bereitung dieser Seife werden 1100 Kilogrm. Fett mit der
                              zur Verseifung erforderlichen Menge Kalilösung erhitzt; sobald die Kaliseife fertig
                              ist, werden 450 Liter einer 25procentigen Kochsalzlösung zugefügt und sodann die
                              ganze Masse einige Zeit tüchtig durchgearbeitet. Darauf wird der Inhalt des
                              Siedekessels sich selbst überlassen. Sobald sich die Seife von der kalihaltigen
                              Salzlösung getrennt hat, wird letztere abgelassen und eine zur Lösung der Seife
                              erforderliche Menge Wasser zugegeben. Aus dieser Lösung wird endlich durch Eingießen
                              von 450 Liter der 25procentigen Kochsalzlösung die Seife zum
                                 zweiten Male abgeschieden und nach tüchtigem Rühren erkalten gelassen. Im
                              Ganzen wird also genug Kochsalz zugefügt, um die aus 1100 Kilogrm. Fett gebildete
                              Kaliseife in die entsprechende Natronverbindung umzusetzen. 1100 Kilogrm. Stearin
                              würden 217 Kilogrm. NaCl bedürfen; und 900 Liter der 25procentigen Kochsalzlösung
                              (spec. Gew. 1,19) enthalten 268 Kilogrm. Kochsalz.
                           Von der zweimal ausgesalzenen Seife wurde ein Stuck
                              vorsichtig verkohlt und die rückständige Masse mit Wasser erschöpft. Die Lösung wurde in zwei gleiche
                              Theile getheilt, A und B. In
                              A wurde nach Uebersättigung mit Salpetersäure das
                              Chlor durch Titriren mit Silberlösung bestimmt. Ich fand so 0,0690 Grm. Cl.
                           Die Portion B wurde mit Salzsäure neutralisirt und zur
                              Trockne verdampft. Die Menge zurückgebliebenen Chlornatriums und Chlorkaliums betrug
                              0,8302 Grm. In diesem Gemenge wurde jetzt das Chlorkalium als
                              Kalium-Platinchlorid bestimmt. Ich bekam 1,1754 Grm. Kaliumplatinchlorid.
                           Aus diesen Ergebnissen läßt sich nun Folgendes ableiten: Wenn wir annehmen dürfen,
                              daß die Menge Chlor in der Portion A bestimmt von
                              Chlorkalium und Chlornatrium herrührte, die beim Aussalzen mechanisch eingeschlossen
                              wurden, und daß von beiden Salzen gleiche Mengen in die Seife eingiengen, so finden
                              wir aus der Chlorbestimmung in der Portion A:
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 191, S. 496
                              
                           Aus B: Chlorüre im Ganzen aus der Asche durch Sättigen
                              mit Salzsäure gebildet 0,8302.
                           Die Differenz 0,8302 – 0,1282 = 0,7020 repräsentirt dann die Menge KCl + NaCl,
                              welche aus den an Fettsäuren gebundenen Basen gebildet wurde; davon war 0,2947
                              Chlorkalium, denn die Menge Chlorkalium (0,0641), welche wir als Gemengtheil der Seife angenommen haben, bildet 0,2100
                              Kaliumplatinchlorid. Ziehen wir dich ab von der totalen Menge an Doppelsalz 1,1754,
                              welche wir bei der Untersuchung von B bekommen haben, so
                              behalten wir 0,9654 für Kaliumplatinchlorid, gebildet aus dem an Fettsäure
                              gebundenen Kali, und daraus findet man zuletzt 0,2947 KCl.
                           
                              
                                 Also Chlorüre gebildet aus den an Fettsäure
                                    gebundenen
                                 
                              
                                       Basen (KCl +
                                    NaCl)    
                                 = 0,7020
                                 
                              
                                 KCl darin enthalten
                                 = 0,2947
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Bleibt für NaCl
                                 = 0,4073
                                 
                              
                           Endlich: 0,2947 Chlorkalium entsprechen 0,1862 wasserfreiem Kali; 0,4073 Chlornatrium
                              = 0,2158 wasserfreiem Natron. Die Mengen 0,1862 und 0,2158 verhalten sich zu
                              einander wie 46,3 Proc. zu 53,7 Proc.
                           So kommen wir also zu dem Resultate, daß, wenn wir dem Chlorkalium und Chlornatrium
                              gleichen Werth als Beimischungen der Seife zuerkennen, bei dem Aussalzen nur etwa
                              die Hälfte des Kalis durch Natron ersetzt wurde.
                           
                           Daß der Chlorgehalt der Asche von gleicher Menge NaCl und KCl herrühre, ist eine
                              Voraussetzung die sich nicht controliren läßt. Man hat aber, wie ich meine, keinen
                              sicheren Grund, anzunehmen, daß bei der oben beschriebenen Fabricationsmethode
                              verhältnißmäßig mehr KCl als NaCl eingeschlossen werden
                              muß; vielmehr bin ich geneigt das Gegentheil für wahrscheinlich zu halten, und in
                              diesem Falle wird die Berechnung einen noch größeren Kaligehalt der Seife angeben
                              müssen.