| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 82 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zusammensetzung des Kesselsteines eines Seedampfers, nach A.
                              Völcker.
                           Der Kesselstein eines mit Seewasser gespeisten Dampfers enthielt nach einer von A.
                              Völcker veröffentlichten Analyse keine Spur eines
                              kohlensauren Salzes; er bestand neben Spuren von Eisenoxyd, Thonerde, Phosphorsäure,
                              Chlor, Kieselsäure, Alkalien und Fluor aus 72,42 Proc. wasserfreiem schwefelsaurem
                              Kalke und 24,24 Procent Magnesiahydrat. (Aus dem Report of
                                 the fifth Meeting of the British Association durch das Journal für
                              praktische Chemie.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Sonnenlichtes auf die Färbung des
                              Glases, von T. Gaffield.
                           Im Jahrg. 1867 des polytechn. Journals, Bd. CLXXXIV S. 310 wurden die Beobachtungen
                              mitgetheilt, welche Pelouze über die Farbenveränderung,
                              welche gewisse Glassorten im Sonnenlicht erleiden, gemacht hat. T. Gaffield, ein amerikanischer Glasfabrikant, hat ebenfalls
                              Versuche über diesen Gegenstand angestellt und ist dabei zu folgenden Ergebnissen
                              gelangt.
                           Er fand, daß die Farbe fast aller Sorten von Fensterglas sich unter dem Einfluß des Sonnenlichtes im
                              Laufe eines Jahres ändert. Die meisten Sorten färben sich nach einigen Monaten rosa
                              oder röthlich, und einige Sorten von grünlichem Glas nehmen eine bläuliche Farbe an.
                              Die folgende Tabelle weist die Veränderungen nach, welche bei den besten Glassorten,
                              die als farbloses Glas bezeichnet werden, eintraten, als sie ein Jahr lang, nämlich
                              vom 12. Januar 1866 bis zum 12. Januar 1867, an freier Luft dem Sonnenlicht
                              ausgesetzt wurden.
                           
                              
                                 Glassorte.
                                 Farbevor der Exposition.
                                 Farbenach der Exposition.
                                 
                              
                                 Französisches Tafelglas
                                 Bläulich weiß
                                 Gelblich
                                 
                              
                                 Deutsches Krystallglas in Tafeln
                                 Schwach grün
                                 In's Bläuliche stechend
                                 
                              
                                 Englisches Tafelglas
                                         Deßgl.
                                 Gelblich grün
                                 
                              
                                 Englisches Crownglas
                                         Deßgl.
                                 Schwach purpurn
                                 
                              
                                 Belgisches Fensterglas
                                 Bräunlich gelb
                                 Dunkel purpurn
                                 
                              
                                 Englisches Fensterglas
                                 Dunkelgrün
                                 Bräunlich grün
                                 
                              
                                 Amerikanisches Krystallglas
                                 Weiß, schwach bläulich
                                 Weiß, purpurn
                                 
                              
                                        Deßgl.
                                 Weiß, schwächer bläulich
                                 Schwach gelblich grün
                                 
                              
                                 Ordinäres amerikanisches Glas
                                 Bläulich grün
                                 Unverändert.
                                 
                              
                           Die actinische, Wirkung nahm vom Januar bis zum Juli zu und von da an wieder ab. Die
                              stärkste Wirkung zeigte sich übrigens im Sommer.
                           Gaffield läßt es unentschieden, welcher Bestandtheil des
                              Glases die Farbenveränderung bedingt, und spricht nur die Vermuthung aus, daß es das
                              Mangan seyn möge, da das eigentliche bleihaltige Krystallglas und ein Stück
                              optisches Glas, welches wahrscheinlich nur sehr wenig oder vielleicht gar kein
                              Mangan enthielt, bei zweijähriger Einwirkung des Sonnenlichtes keine Veränderung
                              erlitten. Die Wärme bringt keine Veränderung der Farbe hervor, und das Wasser
                              schützt das Glas gegen jede Modification dieser Art. (Technologiste, Februar 1868, S. 241; polytechnisches Centralblatt, 1868 S.
                              1535.)
                           
                        
                           Zur Löthrohranalyse.
                           Zur Nachweisung von Lithion in Silicaten, welche nur geringe Mengen dieses Alkali's enthalten, wird
                              bisher das von Turner angegebene und von Merlet näher bestimmte Verfahren angewendet, nach welchem
                              man 1 Theil des möglichst fein zerriebenen Silicates mit 2 Th. eines Gemenges von 1
                              Th. Flußspath und 1 1/2 Th. doppelt-schwefelsaurem Kali mit wenig Wasser zu
                              einem Teige anmacht, diesen im Oehre eines Platindrahtes innerhalb der blauen Flamme
                              zusammenschmilzt und die Färbung der äußeren Flamme scharf beobachtet. Diese Methode
                              hat die Schattenseite, daß die intensiv violette Kalifärbung die durch einen geringen Lithiongehalt hervorgerufene Flammenreaction
                              leicht verdecken kann. Fresenius empfiehlt das betr.
                              Silicat im Gemenge mit schwefelsaurer Kalkerde zu probiren; letzteres Salz ist aber
                              für sich unschmelzbar und seine Fähigkeit, natürliche Silicate aufzuschließen, nur
                              gering.
                           St. D. Poole zu Lynn im Staate Massachusets empfiehlt
                              dagegen im Scientific American zum Aufschließen solcher
                              Silicate die Anwendung des bekannten, leicht schmelzbaren Gemenges von aequivalenten
                              Mengen schwefelsaurer Kalkerde und Fluorcalcium (also von
                              ungefähr 2 Gewth. krystallisirtem Gypsspath und 1 Th. reinem Flußspath), welches an
                              sich nur eine sehr schwache dunkelrothe Flammenfärbung gibt, indessen die Gegenwart
                              von flammenfärbenden Bestandtheilen in sehr schöner und charakteristischer Weise
                              angibt.
                           So ertheilen (wie sich Ref. selbst überzeugt hat) geringe Mengen von Lepidolith,
                              Petalit etc., mit diesem Flusse gemischt, der äußeren Flamme die schöne carminrothe
                              Lithiumfärbung;
                              ebenso geben Strontium und Kupfer die bekannten charakteristischen
                              Flammenreactionen, namentlich nach längerem Blasen. Kalihaltige Mineralien lassen
                              sich auf diese Weise leicht und sicher von natronhaltigen unterscheiden, so
                              Orthoklas von Albit.
                           
                              H. H.
                              
                           
                        
                           Verbessertes Verfahren zur Herstellung sehr harter künstlicher
                              Steine für Trottoirs, Pflaster, Fußböden etc.; von Paul Eckhardt, Chemiker in Großhesselohe bei München.
                           Das bisher eingehaltene Fabrications-Verfahren, welches den Thon, der zur
                              Erzeugung dieser Steine dient, mit verschiedenen Zusätzen, als den Pulvern von
                              gebranntem Thon, von kohlensaurem Kalk, Kalkhydrat, Hohofenschlacke, Gyps, Glas und
                              Quarz versetzt, erlitt in neuerer Zeit von mir mehrfache höchst wichtige
                              Abänderungen und Verbesserungen, welche in Nachfolgendem bestehen:
                           a) Die oben genannten mineralischen Zusätze haben beim
                              Brennen oft sehr bedeutende Fehler dadurch herbeigeführt, daß sie die Masse, welche
                              beim Brennen sintern muß, leicht zum völligen Schmelzen brachten, wenn die
                              Temperatur stellenweise ein wenig zu hoch stieg. Ein vollkommen gleicher Hitzegrad
                              in allen Theilen des Ofens ist aber praktisch nicht erreichbar, und so war es auch
                              nicht zu vermeiden, daß eine bedeutende Menge verschmolzener und verzogener Ausschuß
                              entstand.
                           Weit vorzüglicher haben sich dagegen die Silicate von Eisenoxyd und Thonerde als
                              Zusätze erwiesen, erstere in der Gestalt von Bohnenerz
                              für Steine von brauner und schwaizer Farbe, letztere als Feldspath für hellere Farben. Bei diesen Zusätzen tritt der Uebergang vom
                              Sintern zum Schmelzen nicht so rasch ein, und sie sind deßhalb den früher
                              verwendeten weitaus vorzuziehen.
                           b) Der in seinem natürlichen Vorkommen mit humusartigen
                              Stoffen und halbzersetzten Mineralien gemengte Thon wird zugleich mit dem Wasser,
                              womit er zu einem plastischen Teige geknetet wird, noch mit etwas frischer Jauche versetzt, welche nach einiger Zeit
                              während des Ablagerns in seiner Masse eine Zersetzung und Art Gährung herbeiführt,
                              in deren Folge der Thon wesentlich plastischerSollte der Ammoniakgehalt eines Thones von
                                    wesentlichem Einfluß auf dessen Plasticität seyn?Anm. d. Red., zarter und dichter wird, Eigenschaften, die zur Erzeugung fester und
                              dichter Steine höchst nothwendig sind.
                           c) Als höchst schätzbares mechanisches Mittel zum
                              Dichtmachen, namentlich von Trottoirplatten, Fußbodenplatten, Pflastersteinen,
                              Rinnen etc., hat sich die Anwendung einer starten Compression gezeigt, und zwar
                              findet dieselbe nicht auf die frisch geformten Stücke statt, sondern erst nachdem
                              dieselben schon längere Zeit an der Luft gestanden sind, und einen großen Theil
                              ihres Wassers verloren haben, denn erst dann ist die Compression im Stande die
                              festen Bestandtheile der Masse einander recht zu nähern und alle leeren
                              Zwischenräume und Poren zu entfernen.
                           d) Da die Masse im Brennen nothwendig sintern muß und
                              etwas weich wird, so ist es nicht möglich, den Einsatz im Brennofen hoch zu machen,
                              weil die Last der oberen Steine die unteren zerdrücken würde. Die höchste Temperatur
                              im Ofen darf deßhalb auch nicht unten seyn, weil so gerade die zumeist belasteten
                              Steine am weichsten würden. Es mußten deßhalb Oefen construirt werden, in welchen
                              die Flamme von oben kommt, und die oberen Steine die höchste Temperatur erhalten.
                              Die Flamme geht von oben nach unten, trifft die unteren Steine zuletzt, und geht
                              dann in einen zweiten Ofen, um denselben vorzuwärmen, und durch diesen oder auch
                              direct vom ersten Ofen aus in den Kamin. Ein solcher Ofen muß also ein gutes Gewölbe
                              von feuerfesten Steinen haben.
                           Dieses Princip, die Flamme im Ofen von oben nach unten gehen zu lassen, um die
                              höchste Temperatur in den oberen Theilen des Ofens zu haben, ist höchst wesentlich,
                              und macht es allein möglich größere Quantitäten von harten, gesinterten Steinen zu
                              erzeugen.
                           
                           Die wesentlichen Verbesserungen im neuen Fabricationsverfahren bestehen also kurz in
                              Folgendem:
                           
                              1) im Zusatz von Eisen- und Thonerde-Silicaten als
                                 Flußmittel;
                              2) in Einleitung einer chemischen Zersetzung durch Zusatz eines
                                 in Fäulniß begriffenen Körpers;
                              3) in Anwendung einer starken Compression auf die
                                 halbgetrockneten Stücke vor dem völligen Trocknen;
                              4) in Anwendung eigens construirter Oefen mit Flamme von oben
                                 nach unten gehend.
                              
                           Im Vergleich zu meinen früher erzeugten Steinen haben die neueren nach Anwendung des
                              verbesserten Verfahrens die wichtigen Vorzüge, daß sie dichter, härter und weniger
                              spröde sind, so daß mechanische Einwirkungen und Witterungseinflüsse noch weniger
                              Nachtheil bringen können, und daß die Erzeugungskosten durch größere Sicherheit im
                              Brennen auch namhaft billiger werden.
                           Die vorzügliche Haltbarkeit meiner Steine ist in München und weiterer Umgebung
                              hinreichend bekannt, und wurde ich deßhalb auch von der Jury der letzten Londoner
                              Industrie-Ausstellung für die ausgestellten Trottoir- und
                              Pflastersteine, welche nach dem verbesserten Verfahren erzeugt waren, mit
                              ehrenvoller Erwähnung ausgezeichnet, was keinem anderen Producte dieser Art zu Theil
                              wurde. – Patentirt in Bayern am 16. Januar 1863 für fünf Jahre. (Bayerisches
                              Kunst- und Gewerbeblatt, 1868 S. 703.)
                           
                        
                           Weißfärben wollener Krimmer; von E. Wolffenstein.
                           Die sogen. Krimmer (Castor, Persienne, Astrachan etc.) sind seit einigen Jahren ein
                              so gangbarer Artikel geworden, daß Notizen über die Färberei derselben um so mehr
                              von Interesse seyn dürften, als bisher noch wenig darüber veröffentlicht wurde.
                              Namentlich ist es die Herstellung von Weiß auf diesen Waaren, das den Färbern so
                              große Schwierigkeiten verursacht. Nach folgendem Verfahren erhält man, wenn man
                              vorsichtig verfährt, ein schönes und egales Weiß. Die Methode unterscheidet sich
                              dadurch von der gewöhnlichen, daß man die Waare seift, schwefelt und erst nach dem
                              Schwefeln bläut. Das erste Erforderniß hierzu ist ein Kasten aus Tannenholz von circa 5' Länge, 2 1/2' Höhe und 2 1/4' Breite. Auf
                              diesem Kasten befindet sich ein Paar Walzen aus hartem Holz von circa 10'' Durchmesser; die untere dieser Walzen wird
                              durch eine Kurbel gedreht, während die obere frei aufliegt und durch die Friction
                              nach der entgegengesetzten Seite bewegt wird. In Färbereien, wo Dampfeinrichtung
                              vorhanden ist, führt man ein Dampfrohr von circa 1''
                              Durchmesser in die eine Ecke des Kastens. Es ist zweckmäßig, in einem solchen
                              Apparat nicht mehr wie 2 Stück 4/4 und 6/4 breite oder 1 Stück 8/4 breite Waare auf
                              einmal vorzunehmen. Um solche Stücke weiß zu färben, füllt man den Kasten zur Hälfte
                              mit Wasser von 35° R. oder erhitzt dasselbe bei Dampfeinrichtung bis auf
                              diese Temperatur, und rührt dann so viel gute Elaïnseife ein, daß das Bad
                              stark schäumt. Für 2 Stück schmale und 1 Stück breite Waare kann man auf frischem
                              Bade 3 Pfd. Seife rechnen. Bei der nächsten Partie bricht man an der Seifenmenge ab.
                              Das Seifenbad darf nicht länger als einen Tag lang benutzt werden; besonders tritt
                              im Sommer bei längerem Stehen leicht eine Zersetzung ein, welche die vermeintliche
                              Ersparniß an Seife nicht nur vollständig aufhebt, sondern auch möglicherweise die
                              Waare verderben kann. In dem so hergestellten Seifenbade zieht man die rohen Stücke
                              durch die Walzen eine Viertelstunde lang durch, so daß sie gleichmäßig mit der
                              Seifenflüssigkeit getränkt werden, und schlendert sie dann in einer
                              Centrifugalmaschine aus oder quetscht sie, wo eine solche nicht vorhanden, mittelst
                              der Walzen selbst aus, indem man sie auf die untere Walze aufwickelt und die
                              Seifenflüssigkeit mit der Hand sorgfältig abstreicht. Sind die Stücke auf die eine
                              oder die andere Weise von dem größten Theil der anhängenden Flüssigkeit befreit, so
                              hängt man sie in der Schwefelkammer über Stangen auf. Die Menge des Schwefels
                              richtet sich mehr nach dem Raum als nach der Menge der Stücke, und läßt sich sonach
                              nicht genau feststellen. Es genügen für 6 Stück schmale und 3 Stück breite Waare 4
                              bis 6 Pfd. Schwefel. Man läßt die Stücke über Nacht in der Schwefelkammer und
                              schreitet dann zur Schlußoperation, zum Ausfärben der Waare. Dazu nimmt man die
                              geschwefelten Stücke
                              (zwei schmale oder ein breites) zunächst eine Viertelstunde lang in derselben
                              Maschine, die vorhin zum Seifen diente, durch reines kaltes Wasser, das den Kasten
                              zu etwa 3/4 anfüllt, so daß die Waare gleichmäßig durchnäßt und schweflige Säure
                              egal auf der ganzen Oberfläche vertheilt ist. Man dreht nun die Stücke auf die
                              Walzen auf und setzt dem Wasser einige Tropfen in Wasser löslichen bläulichen
                              Patent-Violetts zu. Die Lösung des Violett stellt man sich vorher möglichst
                              verdünnt her, filtrirt dieselbe durch Barchent-Filter und gibt so viel davon
                              zu, daß das Wasser schwach bläulich erscheint. Man rührt nun gut auf, geht mit den
                              Stücken wieder ein und hantirt dieselben durch die Walzen ganz gleichmäßig ungefähr
                              eine halbe Stunde, nach und nach von dem Violett zugebend bis die gewünschte Nüance
                              erreicht ist; darauf dreht man auf, quetscht aus und trocknet die Waare. Diese
                              Methode ist natürlich für alle Arten wollener Stoffe anzuwenden. (Musterzeitung,
                              1868, Nr. 22.)
                           
                        
                           Bronze auf Krimmer; von E. Wolffenstein.
                           Die seit einiger Zeit modern gewordenen Bronzefarben auf Krimmer (Persienne,
                              Astrachan, Castor) werden auf folgende Weise hergestellt. Man siedet die Waare (auf
                              hell catechubrauner Kette) mit chromsaurem Kali an, und zwar nimmt man auf 10 Pfd.
                              Wolle auf frischer Flotte 1/4 Pfd. doppelt-chromsaures Kali, 1/4 Pfd.
                              Weinsteinpräparat und 1 Loth Schwefelsäure. Man siedet 1–1 1/2 Stunde, nimmt
                              heraus, verkühlt und wäscht in kaltem Wasser. Auf die folgende Partie nimmt man 7
                              Loth doppelt-chromsaures Kali und 7 Loth Weinsteinpräparat und läßt die
                              Schwefelsäure fort. Darauf bereitet man ein frisches Bad, in welchem man Fisetholz
                              und Gelbholz nach Bedarf in Säcken auslocht. Das Verhältniß richtet sich nach der
                              Nüance. Für ein beliebtes Dunkelbronze nimmt man auf 1 Stück à 10 Pfd. Wolle:
                           
                              
                                          4
                                    Pfd.
                                 Gelbholz,
                                 
                              
                                 1 1/2–2 Pfd.
                                 Fisetholz,
                                 
                              
                                      2–3 Loth
                                 Weinstein, oder
                                 
                              
                                          1
                                    Loth
                                 Schwefelsäure.
                                 
                              
                           Man hantirt die Stücke in dieser Flotte kochend 1–1 1/2 Stunde, dreht dann
                              auf, schöpft 1/3 der Flotte aus, gibt kaltes Wasser und abgekochtes Blauholz nach
                              Bedarf zu, rührt gut auf und geht wieder mit den Stücken ein, erhitzt allmählich bis
                              zum Kochen und nüancirt bis auf Muster mit Blauholz und Persio oder Orseille. Bei
                              Anwendung von Schwefelsäure gibt man, nachdem das Fiset- und Gelbholz zum
                              größten Theil auf die Waare gegangen, Glaubersalz zu, wodurch vollkommene Egalität
                              erzielt wird. Hat man mehrere Partien zu färben, so färbt man sie erst
                              hintereinander mit Fisetholz und Gelbholz an und dunkelt sie ebenso nach einander
                              mit Blauholz ab. Das Blauholz gleich zu Anfang zu geben, wie man es in vielen
                              Recepten angegeben findet, ist nicht rathsam, da auf diese Weise die Farbe leicht
                              unegal wird. Für ganz wollene Waare ist das Verfahren dasselbe; nur muß man bei
                              dieser den Sud schwächer nehmen, weil bei den Krimmern ein Theil der Sude von der
                              baumwollenen Kette absorbirt wird. (Musterzeitung, 1868, Nr. 23.)
                           
                        
                           Untersuchung des käuflichen Blauholzextractes auf Verfälschung
                              mittelst adstringirender Stoffe, z.B. mittelst Kastanienextract.
                           Es ist für den praktischen Färber und Chemiker von Wichtigkeit zu wissen, ob das
                              Blauholzextract, mit dem er arbeitet, rein oder verfälscht ist.
                           Die Verfälschung geschieht durch Anwendung von wohlfeilen indifferenten Substanzen,
                              sowie von wohlfeilen gerbstoffhaltigen Extractivstoffen, von denen die letzteren den
                              Zweck haben, das durch erstere geschwächte Färbungsvermögen zu maskiren. Mithin
                              bezieht sich die Untersuchung des käuflichen Extractes auf die Feststellung der
                              Menge adstringirenden Stoffes im Vergleich mit der in dem anerkannt reinen
                              Blauholzextract enthaltenen.
                           Eines der häufigsten Extracte, welches zur Verfälschung des Blauholzextractes
                              angewendet wird, ist das Kastanienextract.
                           
                           Der Gang der Untersuchung ist ein einfacher und liefert für die Praxis hinreichend
                              genaue Resultate.
                           1 Gramm oder ein Decigramm von dem zu prüfenden Extract wird mit Aether vollständig
                              ausgezogen, nachdem man ersteren bei 110° C. getrocknet, und das Gewicht der
                              aufgelösten Substanzen bestimmt. Ferner wird der Rückstand, der in Aether sich nicht
                              löste, mit absolutem Alkohol behandelt, bis nichts mehr in Auflösung übergeht, und
                              dann ebenfalls das Gewicht der ausgelösten Substanzen bestimmt. Vergleicht man nun
                              die beiden so erhaltenen Gewichte mit denen, die man erhält, wenn man eine gleiche
                              Menge von einer anerkannt reinen Sorte Blauholzextract auf die angegebene Weise
                              behandelt, so kann man aus der größeren oder geringeren Differenz auf den Umfang der
                              Verfälschung schließen. Z.B. 100 Gewichtstheile des zu prüfenden Blauholzextractes
                              ergeben nach obigem Prüfungsverfahren
                           76,9 in Aether und 19,5 in Weingeist lösliche Substanz;
                           nun aber ergab eine Musterprobe
                           87,1 in Aether und 14,3 in Weingeist lösliche Substanz.
                           Da jedoch das Kastanienextract an Aether fast nichts abgibt, dagegen in Weingeist
                              sich leicht löst, so kommt der Gewichtszuwachs der in Weingeist löslichen Substanzen
                              und die Gewichtsabnahme der in Aether löslichen, in dem zu untersuchenden
                              Blauholzextract, im Vergleich mit der Musterprobe, der Gegenwart von
                              Kastanienextract zu.
                           Durch Probefärben je eines Stückchens gebeizten Kattuns in den vier Auflösungen und
                              durch den Vergleich der erhaltenen Farbentöne läßt sich ebenfalls leicht auffinden,
                              ob die färbenden Bestandtheile in gleicher Menge und von gleicher Art in dem
                              käuflichen wie in dem Musterextract enthalten sind. (Musterzeitung, 1868, Nr.
                              23.)
                           
                        
                           Anilinschwarz auf Wolle und Baumwolle, nach E. G. P. Thomas.
                           Die Wolle wird zunächst gebeizt, indem man sie ungefähr eine Stunde lang in folgendes
                              siedendheiße Bad bringt: Wasser 1 Liter, doppelt-chromsaures Kali 10 Grm.,
                              schwefelsaures Kupferoxyd 6 Grm., Schwefelsäure 1 Grm.
                           Sie wird sodann gewaschen und darauf in ein Bad von oxalsaurem Anilin gebracht,
                              welches einen geringen Ueberschuß von Oxalsäure enthält. Mittelst dieses Bades,
                              welches per Liter Wasser etwa 40 Grm. oxalsaures Anilin
                              enthalten muß, kann man in kurzer Zeit ein sehr intensives Schwarz erhalten. Die
                              Wolle wird erst in das Bad gebracht, wenn dasselbe die Temperatur von 40° C.
                              erreicht hat. Man fährt mit dem Erwärmen des Bades fort, treibt dasselbe aber nicht
                              bis zum Sieden.
                           Dasselbe Verfahren wird auch zum Schwarzfärben der Baumwolle angewendet. (Technologiste, September 1868, S. 635; polytechnisches
                              Centralblatt, 1868 S. 1534.)
                           
                        
                           Das Färben mit Pikrinsäure.
                           Um billig und rasch mit Pikrinsäure zu färben, muß man der Farbflotte etwas Schwefelsäure hinzufügen, sonst wird die Flotte nicht
                              völlig erschöpft: ein Kunstgriff, den manche Färber noch nicht kennen.
                           
                        
                           Ueber die Giftigkeit gefärbter Oblaten; von Dr. Friedr. Goppelsröder.
                           Im Jahre 1862 untersuchte ich 212 aus verschiedenen Verkaufsläden zu Basel durch die
                              Polizei bezogene Oblatenmuster, wobei sich folgende Resultate herausstellten: alle
                              rothen Oblaten erwiesen sich als giftig, indem sie
                              mit der Oblatenmasse innig vermischten Mennig enthielten. Die gelben Oblaten waren meist, die canariengelben immer mit Chromgelb, also
                              chromsaurem Bleioxyd, gefärbt. Viele der weißen
                              Oblatenmuster enthielten Bleiweiß. Die übrigen Farben waren unschuldiger Natur, nur
                              die blauen und grünen Oblaten
                              enthielten hier und da Berlinerblau und Chromgelb. Die mit Ultramarin gefärbten
                              Oblaten hinterlassen nach dem Verbrennen eine ultramarinblaue Asche, welche mit
                              verdünnter Salzsäure Schwefelwasserstoffgas entwickelt und dabei sich entfärbt, während
                              die Farbe der Asche durch kochende Aetzkalilösung nicht verändert wird. Die schwarzen Oblaten hinterließen eine röthlich-gelbe
                              Asche, worin viel Eisenoxyd; gegen Zinnsalz plus
                              Salzsäure, gegen Chlorkalk und gegen Säuren verhielt sich die schwarze Farbe wie
                              Blauholzschwarz. Die hell- und dunkelrosarothen Oblaten waren mit unschuldigen Farben
                              gefärbt worden, in ihrer Asche fand sich nur Thonerde. Die chamoisgefärbten enthielten viel Eisenoxyd, ebenso die chokoladebraunen. Die übrigen Modefarben enthielten außer
                              Thonerde und Eisenoxyd keine Metallverbindungen. Bei den weißen, strohgelben,
                              hellbläulichgrauen, blauen und grünen läßt sich aus der Färbung kein Schluß ziehen,
                              eine chemische Untersuchung ist hier nothwendig; die schwarzen, violetten,
                              rosagefärbten und braunen Oblaten möchten stets unschädlicher Natur seyn. Die
                              schwarzen und braunen sind, vom sanitarischen Standpunkte aus betrachtet, am meisten
                              zu empfehlen. (Journal für praktische Chemie, Bd. CV S. 121.)
                           
                        
                           Lenk's Verfahren zum Reinigen des
                              Ausgußwassers.
                           Nach einem von Lenk in Dresden angegebenen Verfahren
                              wurden in Tottenham Versuche zum Reinigen des Ausgußwassers angestellt, die nach
                              einem Berichte im Mechanics' Magazine vom 24. Juli 1868
                              sehr günstige Resultate ergeben haben. Dieses Verfahren besteht darin, dem
                              Ausgußwasser eine aus schwefelsaurer Thonerde und Alaun bereitete Flüssigkeit zuzusetzen, welche alle in
                              dem Wasser enthaltenen organischen Stoffe niederschlägt.Man s. Bellamy's Versuche im polytechn. Journal,
                                    1868, Bd. CLXXXVII S. 320. Zu dem Versuche wurden in einem Behälter 26,000 Gallons trüben und
                              unangenehm riechenden Wassers verwendet, und diesem 46 Gallons der Lenk'schen Flüssigkeit zugesetzt. Schon nach 10 Minuten
                              war aus der Tiefe hervorgeholtes Wasser ganz durchsichtig und nur etwas blau
                              gefärbt. Nach einer halben Stunde war die ganze Wassermasse, soweit man sich durch
                              Gesicht und Geruch davon überzeugen konnte, vollkommen gereinigt, während sich alle
                              Beimengungen am Boden des Behälters abgelagert hatten.
                           Prof. Wöhler in Göttingen hat die Reinigungsessenz
                              untersucht und sich davon überzeugt, daß sie nichts Anderes als die angegebenen
                              beiden Substanzen enthalte. Er hat ferner ähnliche Versuche, wie die aus Tottenham
                              beschriebenen angestellt, welche ebenso günstige Resultate ergaben, und ist der
                              Meinung, daß der Bodensatz einen sehr werthvollen Dünger gebe.
                           Auch Dr. Letheby in London hat
                              Versuche mit der Lenk'schen Flüssigkeit gemacht, und
                              gefunden, daß die in derselben enthaltene schwefelsaure Thonerde die Eigenschaft
                              besitzt, viel von den organischen Stoffen des gewöhnlichen Wassers zu fällenMan s. Bellamy's Versuche im polytechn. Journal,
                                    1868, Bd. CLXXXVII S. 320., daß ferner die zusammenziehende Wirkung dieser Flüssigkeit den
                              krankmachenden Wirkungen schlechten Trinkwassers entgegenwirke; endlich ist sie im
                              Stande, die Fäulniß des Wassers, welches viel organische Beimengungen enthält,
                              aufzuhalten. In allen diesen Fällen ist es demnach ein sehr wichtiges Präparat. (Der
                              Naturforscher, 1868 S. 326.)
                           
                        
                           Anwendung von Petroleum beim Vulcanisiren des
                              Kautschuks.
                           Man verdankt dieses neue Verfahren dem Hrn. Humphrey. Es
                              beruht auf der Eigenschaft des Petroleums, das Schwefelchlorid aufzulösen, wie es
                              durch Schwefelkohlenstoff geschieht. Es ist nothwendig, daß das Petroleum zu diesem
                              Behufe ganz gut entwässert ist; denn das Schwefelchlorid wird bei der Berührung mit
                              Wasser sogleich zersetzt. Zu diesem Zwecke gießt man das käufliche Petroleum in ein
                              mit einem Rührstabe versehenes Gefäß und setzt 10 Proc. concentrirte Schwefelsäure
                              zu. Man rührt die Mischung anhaltend und kräftig um, dann läßt man die Säure sich
                              absetzen. Man decantirt sodann das Petroleum in einen sehr trockenen Recipienten und
                              setzt 200 bis 250 Grm. gepulverten Aetzkalk per
                              Hektoliter Petroleum mit einer geringen Quantität Braunstein zu. Man destillirt
                              nun so das für das Vulcanisiren des Kautschuks geeignete Lösemittel. Diese
                              Flüssigkeit im Großen bereitet, soll wohlfeiler seyn als das Schwefelchlorid.
                           Es wurde zwar eingewendet, es sey keine Oekonomie, das Petroleum statt des
                              Schwefelkohlenstoffes zu gebrauchen, welcher wegen seiner beträchtlichen Fabrication
                              in einigen Etablissements sehr billig geworden ist; aber wir sind der Meinung, daß
                              vom sanitären Standpunkte für die Arbeiter, besonders in Anbetracht der
                              Erleichterung der Arbeit, die vorgeschlagene Neuerung große Vortheile bietet.
                              (Zeitschrift des österreich. Apotheker-Vereins.)
                           
                        
                           Die amerikanischen Petroleum-Quellen.
                           Das American Gas-Light-Journal bringt einen
                              Artikel, nach welchem die Petroleum-Quellen allmählich in ihrem Ergebniß
                              nachzulassen, resp. zu versiegen anfangen sollen. Die Erfahrung zeigt, daß die
                              älteren Brunnen langsam und regelmäßig ärmer werden. Die alte Freedomquelle in
                              Cattarangus County, New-York, 14 Fuß tief, lieferte ursprünglich viel Oel,
                              als man aber einen zweiten Brunnen 18 Fuß entfernt anlegte, versiegten die beiden
                              Quellen nach und nach ganz. Dasselbe ist an vielen Orten der Fall, von den alten
                              Salzbrunnen im Sandy-, Kanawha-, Monongahela-,
                              Conemaugh-, Alleghany-, Beaver- und Muskingum-Thal wäre
                              nicht ein einziger betriebsfähig geblieben, wenn man sie nicht von Zeit zu Zeit
                              tiefer gesenkt hätte. Nur dadurch, daß man sie alle Paar Jahre vertiefte, hat man
                              den Zufluß des Oeles wieder erhalten. In der berühmten Oil City lassen die besten
                              Brunnen nach, und die ursprünglichen 500 Brunnen am Irawaddy in Indiania geben nicht
                              einmal mehr 100,000 Gallons per Jahr. Beispiele von
                              plötzlichem Versiegen kommen häufig in der Art vor, daß die Brunnen anfangen Gas mit
                              auszublasen, und dann nach einem oder zwei Tagen trocken sind. Wo eine Quelle in
                              Brand geräth, ist sie gewöhnlich für immer verloren. (Journal für Gasbeleuchtung,
                              1868 S. 483.)
                           
                        
                           Ueber Pfeffermünzöl und dessen Verfälschung.
                           St. Martin bemerkt bezüglich des Pfeffermünzöls, daß das
                              aus Pflanzen, welche in Frankreich cultivirt wurden, bereitete, durchaus nicht den
                              angenehmen Geruch des englischen zeige, und daß die aus Amerika importirten Sorten
                              noch viel mehr zu wünschen übrig ließen. Am häufigsten wird das Oel jetzt mit
                              ätherischem Copaivaöl verfälscht. Um dieß zu erkennen,
                              schlägt Martin vor, das Oel vorsichtig bis zum Sieden mit
                              concentrirter Salpetersäure zu erhitzen, wornach, wenn die Verfälschung
                              stattgefunden hat, sich eine Verdickung der Flüssigkeit nach dem Erkalten zeigt,
                              welche um so beträchtlicher ist, je größer die Menge des beigemischten Copaivaöls
                              war. Letzteres verharzt bei der betreffenden Behandlung und nimmt die Consistenz der
                              Butter an, während das Pfeffermünzöl sich kastanienbraun färbt, aber flüssig bleibt.
                              (Zeitschrift des allgem. österr. Apothekervereines, 1868, Nr. 16.)
                           
                        
                           Schnell erhärtender Kitt für Gefäße mit flüchtigen
                              Stoffen.
                           Einen Kitt, der sehr schnell erhärtet und besonders als dichter Verschluß für Gefäße
                              mit Benzol, ätherischen Oelen etc. ganz vorzüglich ist, bereitet Prof. Hirzel in Leipzig durch Verreiben von feingemahlener
                              Bleiglätte mit concentrirtem Glycerin. Der flüssige Kitt wird auf den zu dichtenden
                              Kork oder Spund gegossen oder gestrichen.