| Titel: | Ueber Morton's Ausblas-Condensator, vom Ingenieur Andreas Barclay in Kilmarnock. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. II., S. 2 | 
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                        II.
                        Ueber Morton's
                           Ausblas-Condensator, vom Ingenieur Andreas Barclay in
                           Kilmarnock.
                        Nach Engineering, März
                              1869, S. 161.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Barclay's Ausblas-Condensator.
                        
                     
                        
                           Der in diesem Journal Bd. CXCII S. 84 (zweites Aprilheft 1869) beschriebene
                              Ausblas-Condensator gab in der Versammlung der Institution of Engineers in Scotland zu Glasgow am 20. Januar d. J. dem
                              bekannten Ingenieur Barclay Veranlassung in einem
                              längeren Vortrage gegen Morton aufzutreten und diesem die
                              Priorität der Erfindung dieses Condensators gänzlich abzusprechen.
                           Da sich viele Anführungen Barclay's blos auf
                              nebensächliche Dinge bezogen, so sind dieselben im Nachstehenden nur in gedrängter
                              Kürze wiedergegeben.
                           Zunächst constatirte Barclay, daß seine Versuche mit
                              Ausblas-Condensatoren (blow-through condensers) bereits um das Jahr 1854 begonnen
                              hatten. Neun Jahre später, im Jahre 1863 nahm er in Gemeinschaft mit Morton, welcher in seinen Diensten stand, auf die in Fig. 24 u.
                              25
                              skizzirten Ejectoren ein Patent, welche Constructionen ohne weitere Erläuterungen
                              verständlich sind. Indeß genügten diese Apparate nicht, obwohl mit denselben das
                              Wasser aus einer Tiefe von 14 Fuß gehoben werden konnte. Barclay versuchte nun den
                              Giffard'schen Injector umzugestalten, um denselben in
                              Verbindung mit einem Condensator verwendbar zu machen.
                           In der That nahm er 1864 ein Patent auf den in Fig. 26 skizzirten
                              Apparat.Man s. die Beschreibung des Barclay'schen
                                    Injectors im polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 409. Die Versuche hatten den Zweck, das günstigste Vacuum zu erhalten und er gibt
                              an, als Maximum ein Vacuum von 11 Pfund nach Bourdon's
                              Manometer erreicht zu haben, ehe noch Morton sein
                              Etablissement verlassen habe. Nur die Androhung eines Processes seitens der Firma
                              Sharp, Stewart und Comp.
                              wegen Verletzung des Giffard'schen Patentes unterbrach
                              die Versuche in dieser Richtung.
                           Mit Rücksicht auf Barclay's neueste Verbesserungen führen
                              wir am besten seine eigenen Worte an: „Als ich einzusehen begann, daß der
                                 Apparat ohne Ventile für langsam gehende Pumpenmaschinen sich nicht eigne,
                                 kehrte ich zu dem früheren Plan des Ejectors oder Ausblas Condensators mit Ventilen zurück, um einen Rücktritt der Luft und
                                 des Wassers zu verhindern, und bin nun im Stande Resultate meiner Versuche
                                 nachzuweisen, welche ich als sehr befriedigend betrachte, wenn auch meiner
                                 Meinung nach noch manche Verbesserungen möglich sind. Fig. 37Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden. zeigt den Plan
                                 einer Anordnung, welche ich bei meiner Gießereimaschine – eine
                                 Hochdruck-Dampfmaschine mit 14 zölligem Cylinder und 2 1/2 Fuß Kolbenhub
                                 – in Anwendung gebracht habe. Die abgenommenen Diagramme wiesen den
                                 reducirten Gegendruck klar nach; die Temperatur in der Heißwassercisterne
                                 beweist, daß nicht mehr als 1/3 des sonst nöthigen Wasserquantums erforderlich
                                 ist, daß somit circa die dreifache Wärmemenge in den
                                 Kessel zurückgeführt wird, da das Wasser bis 150° F. erwärmt war, statt
                                 bis zu 83 oder 84° F. (Seite 90 in Bd. CXCII dieses Journals sind als
                                 Mittel 86,5° angegeben), wie in Professor Rankine's Versuchen.
                              
                           
                              Das Injectionsventil A, Fig. 27, wird am Ende
                                 jedes Kolbenhubes für einen Augenblick geöffnet, und ich glaube nicht länger als
                                 während der Dauer des letzten und ersten Zolles des Kolbenschubes. Die
                                 Kolbenbewegung entspricht einem Bogen, dessen sinus
                                    versus dieser Größe gleich ist; es ist genügend Zeit vorhanden
                                 durchzublasen und ein Vacuum zustellen. Die Klappe B
                                 schließt den Kasten C dicht ab und die Bewegung von
                                 A erfolgt von einem Excenter aus.
                              
                           
                              Mit dieser Anordnung erreichte ich ein Vacuum von 12,5 Pfund im Cylinder und das
                                 Wasser in der Heißwassercisterne hatte 150° F.
                              
                           
                           
                              Ich bin jedoch überzeugt, daß ich mit einem neuen Condensator, mit der
                                 Heizcisterne G versehen, 12 Pfund Vacuum und
                                 Condensationswasser von 212° F. erreichen werde. Die Cisterne G ist bestimmt so viel Speisewasser bis zum
                                 Siedepunkte zu erwärmen, als für die Speisung des Kessels nöthig ist. Es wird
                                 sich diese Anordnung dort bewähren, wo gut gespannter Dampf zur Condensation
                                 gelangt; in einigen Fällen kann die Cisterne G so
                                 niedrig angeordnet werden, daß sie das Wasser aus der Heißwassercisterne C entnimmt, während in anderen Fällen, wenn der
                                 Druck zu gering ist, das Wasser wird hinaufgepumpt werden müssen.
                              
                           
                              Die Wirkung dieser Anordnung beruht darauf, daß wenn die untere Klappe B durch den ausblasenden Dampf geöffnet wird,
                                 gleichzeitig die Klappe H sich öffnet und so viel
                                 Dampf passiren läßt als erforderlich ist um das für den Kessel bestimmte
                                 Speisewasser zur Siedhitze zu bringen; das Wasser wird eingepumpt oder läuft
                                 durch das Rohr I zu und fällt in Tropfen durch das
                                 Sieb J herab.
                              
                           
                              In Fällen, wo die Maschine schwere Arbeit verrichtete, zeigten die Versuche, daß
                                 um so günstigere Resultate beobachtet wurden, je kleiner der Condensator
                                 gehalten und je mehr alle Wärmeverluste vermieden wurden.
                              
                           
                              Ich fürchte, daß es mit der Anordnung meines Ausblas-Condensators, welchen
                                 Professor Rankine Ihnen vorführte, Schwierigkeiten
                                 machen wird, große Apparate mit centralem Wasserstrahl im Ausblasrohr
                                 herzustellen; denn wenn die Dampfmenge verdoppelt wird, so müssen die
                                 abkühlenden Oberflächen ebenfalls verdoppelt werden, fast ebenso viel der
                                 Durchmesser des Wasserstrahles. Dieß vervierfacht
                                 aber den Wasserbedarf, obgleich eigentlich die zweifache Wassermenge genügen
                                 sollte.
                              
                           
                              Es sind daher die Vortheile meines neuen Condensators folgende:
                              
                           
                              
                                 1) es ist kein Kesseldampf zum Ausstoßen des Wassers
                                    erforderlich, wie dieß bei der von Morton
                                    modificirten Anordnung meines Apparates der Fall ist;
                                 
                              
                                 2) es wird heißeres Wasser in der Heißwassercisterne
                                    erhalten;
                                 
                              
                                 3) die nöthige Wassermenge beträgt weniger als die Hälfte, da
                                    mein Ventil- oder Durchblas-Condensator nur 1/3 der Menge des
                                    Condensationswassers benöthigt und dieses in der Heißwassercisterne auf 140
                                    bis 160° F. erwärmt wird.“
                                 
                              
                           Barclay weist weiter darauf hin, daß aus Fig. 29 – ein
                              Schnitt durch Morton's Injector (Fig. 25) – klar zu
                              entnehmen ist, daß zufolge des scheibenförmigen Austrittes des Wassers ein großer
                              Theil der Wassertheilchen in ihrer Austrittsbewegung gestört wird, so daß nur der
                              Theil, welcher der Oeffnung E gegenüber austritt,
                              ungeschwächt herauskommt.
                           
                           Darin ist der Grund zu suchen, daß Morton mit diesem
                              Injector kein Wasser in den Kessel brachte. Deßhalb hat Barclay die in Fig. 24 angegebene Form
                              gewählt, in welcher das Wasser nicht einseitig eingeführt und auch concentrirt
                              weitergeleitet wird. Wenn auch diese Anordnung nicht praktisch erprobt wurde, so
                              dürfte sie seiner Meinung nach bessere Resultate erzielen als Morton's Apparat, welcher Wasser auf 14 bis 18 Fuß gehoben hatte.
                           In der Absicht, möglichst Dampf zu ersparen, durch das erreichte Vacuum aber das
                              Wasser dennoch hoch genug zu heben, construirte Barclay
                              den in Fig.
                                 26 abgebildeten Injector, welcher sich auf der Pariser
                              Welt-Ausstellung befand und bei 25 Pfund Dampfpressung das Wasser auf 22 Fuß
                              Höhe hob.
                           Entsprechend den Principien seines Patentes von 1864 ist der in Fig. 28 gezeichnete
                              Apparat construirt; der Unterschied liegt darin, daß die Anlage wirksamer und der
                              Dampfstrahl dem niederen Druck gemäß vergrößert wurde; Aenderungen, zu denen er auf
                              Grundlage des ursprünglichen Patentes berechtigt war.
                           Die Kammer A hat zum Zweck den Dampf, welcher aus einem
                              oder mehreren Cylindern ausbläst, gleichmäßiger zu vertheilen und dadurch einen
                              möglichst gleichstarken Wasserstrahl zu heben. Barclay
                              nennt den Raum B die Vacuumkammer; es ist der Raum, in
                              welchem Giffard sein Ausblasrohr durch einen Hahn der
                              Röhre C verschlossen hat, welche Rohre zu der
                              Ausgleichskammer A führt und zur Abführung des darin
                              etwa angesammelten Condensationswassers mit Vortheil verwendet werden kann. Dadurch
                              wird die Luft verhindert, mit dem austretenden Wasser in Berührung zu kommen. Nach
                              Barclay variirt die Länge des Abzugrohres zwischen
                              10- und 12 mal dem Durchmesser der engsten Stelle desselben. Es erweitert sich dasselbe nach Außen nach einer leicht
                              gekrümmten Curve, wie dieß in den Specificationen der Patente von 1865 und 1867
                              angegeben ist. (Morton erweiterte diesen Schlund
                              trompetenförmig nach einer parabolischen Curve, wie dieß in der bezüglichen
                              Abhandlung Bd. CXCII auf Seite 84 angegeben ist.)
                           Die Vacuumkammer B erhält das Vacuum eine gewisse Zeit
                              hindurch gleichförmig; diese Gleichförmigkeit will Barclay ohne Anwendung eines centralen, dem Kessel entnommenen
                              Dampfstrahles erreichen.
                           
                              J.
                                 Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
