| Titel: | Ueber die chemische Zusammensetzung des Chromeisensteines; von Eug. Peligot. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XII., S. 41 | 
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                        XII.
                        Ueber die chemische Zusammensetzung des
                           Chromeisensteines; von Eug. Peligot.
                        Aus den Annales de Chimie
                                 et de Physique, 4. série, t. XVI p. 100;
                              Januar 1869.
                        Peligot, über die Zusammensetzung des
                           Chromeisensteines.
                        
                     
                        
                           In dem (vorstehenden) Aufsatze von J. Clouet über die
                              chemische Constitution der Chromeisensteine (bekanntlich der zur Darstellung von
                              Chromsäuresalzen in der Industrie ausschließlich benutzten Chromerze) wird die
                              Ansicht aufgestellt, daß die chemische Natur dieser Erze, wenn gleich sie bei den an
                              demselben Fundorte gewonnenen Producten constant bleibe, an den verschiedenen
                              Fundorten, bez. Lagerstätten, eine verschiedene sey. So lasse sich, abgesehen von
                              dem aus Kieselsäure, Thonerde und Magnesia bestehenden Muttergesteine, die
                              Zusammensetzung des Chromeisensteines von fünfzehn verschiedenen Lagerstätten durch
                              nachstehende Formeln ausdrücken:
                           
                              
                                 Chromeisenstein
                                 I
                                   FeO, Cr²O³
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 2FeO, Cr²O³
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 3FeO, 2Cr²O³
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Chromeisenstein
                                 IV
                                 2FeO, 3Cr²O³
                                 
                              
                                 „
                                 V
                                 4FeO, 5Cr²O³
                                 
                              
                                 „
                                 VI
                                 6FeO, 5Cr²O³
                                 
                              
                                 „
                                 VII
                                 8FeO, 5Cr²O³
                                 
                              
                           Bei voller Anerkennung der Richtigkeit von Clouet's
                              Analysen erschrickt man doch einigermaßen über die Complicirtheit mehrerer dieser
                              Formeln und die durch sie ausgedrückten ungewöhnlichen Verhältnisse. Die Auslegung,
                              die ihnen der Verfasser giebt, befriedigt ebenso wenig; denn nach ihm können die
                              Eisenchromite als wirkliche, den Eisen- und Manganoxyden entsprechende
                              chemische Verbindungen betrachtet werden, in denen Eisenoxydul das Metall und
                              Chromoxyd den Sauerstoff ersetzen würde.
                           Meiner Ansicht nach läßt sich Clouet's Analysen leicht
                              eine Auslegung geben, welche, ohne ganz Neues zu bieten, viel einfacher ist.
                              Berechnet man die Verhältnisse, welche einerseits zwischen dem Chrom und dem Eisen
                              und andererseits zwischen dem Sauerstoffgehalte der verschiedenen
                              Chromeisenstein-Varietäten existiren, so findet man, daß diese Verhältnisse
                              dieselben sind wie beim Magneteisenerze Fe³ O⁴. Denn wenn man mit M die Summe der Aequivalente der beiden Metalle
                              zusammengenommen, und mit O die Summe der Sauerstoffaequivalente bezeichnet, so
                              führt meine Auslegung der obigen Formeln zu den nachstehenden Verhältnissen:
                           
                              
                                 I
                                 M³O⁴
                                 
                              
                                 II
                                 M³O3,7
                                 
                              
                                 III
                                 M³O3,8
                                 
                              
                                 IV
                                 M³O4,1
                                 
                              
                                 V
                                 M³O⁴
                                 
                              
                                 VI
                                 M³O3,9
                                 
                              
                                 VII
                                 M³O3,8
                                 
                              
                           Obgleich die Verhältnisse von 3 zu 4 der von Clouet
                              gefundenen Zusammensetzung mehrerer dieser Erze nicht so genau entsprechen, als es
                              zu wünschen wäre, so läßt sich dieselbe gleichwohl als hinreichend annähernd
                              betrachten, um die von mit vorgeschlagene Auslegung zu rechtfertigen, namentlich
                              wenn man die Schwierigkeiten berücksichtigt, welche diese Analysen darbieten.
                           Wie Ebelmen in seiner schönen Arbeit über die künstliche
                              Darstellung der Mineralien nachzuweisen suchte, besteht zwischen dem Magneteisenerz
                              und dem Chromeisenerz eine große Analogie; beide besitzen dieselbe (die
                              regulär-oktaëdrische) Krystallform; beide zeigen dieselbe Gruppirung
                              der Molecüle; beide gehören derselben Erzformation an. Als ich vor fünfundzwanzig
                              Jahren das dem Eisenoxydul entsprechende 
                              Chromoxydul CrO und das dem Magneteisen analoge Chromoxyduloxyd Cr³O⁴ kennen lehrte, suchte
                              ich die enge Verwandtschaft nachzuweisen, welche zwischen dem Chrom und dem Eisen,
                              also zwischen Metallen existirt, die so häufig zusammen vorkommen, deren
                              Aequivalente so wenig von einander verschieden sind und welche oft isomorphe
                              Verbindungen liefern. Clouet's
                              Chromeisenstein-Analysen geben dieser Anschauungsweise eine neue Stütze. Der
                              Chromeisenstein ist ein Magneteisen, in welchem ein Theil des Eisens durch eine
                              aequivalente Menge Chrom ersetzt ist; wie in den Alaunen und anderen isomorphen
                              Schwefelsäuresalzen können die Metalle hier in Verhältnissen enthalten seyn, welche
                              nicht nochwendig durch ganze Aequivalente repräsentirt werden, ohne daß die
                              Gruppirung der Molecüle geändert wird. Dieß erklärt den krystallinischen Zustand
                              aller Chromeisenstein-Varietäten, sowie die durch Clouet's Analysen nachgewiesenen Abweichungen in der Zusammensetzung
                              derselben, indem die Menge des Chromoxydes (abgesehen von der Bergart) von 50 bis 76
                              Proc. schwanken kann.
                           Bekanntlich gehören die Spinelle, der Franklins und wahrscheinlich auch das
                              oktaëdrische Titaneisen zu derselben Gruppe von Oxyden (Spinellgruppe).