| Titel: | Skizzen neuerer Holzbearbeitungsmaschinen; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XXIV., S. 112 | 
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                        XXIV.
                        Skizzen neuerer Holzbearbeitungsmaschinen; von
                           Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
                        (Fortsetzung von Bd. CXCI S. 116.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Schmidt, Skizzen neuerer Holzbearbeitungsmaschinen.
                        
                     
                        
                           IV. Hobelmaschinen.
                           Die bis jetzt allgemein bekannten Holz-Hobelmaschinen bestehen dem Princip
                              nach entweder aus einer horizontalen, schnell umlaufenden Welle, bei welcher die
                              Schneiden der Hobeleisen parallel der Wellenachse sind, oder aus einer verticalen,
                              sich drehenden Welle, bei welcher die Schneiden der Hobeleisen (die zum Schruppen
                              hakenförmig, zum Schlichten geradlinig gestaltet sind) horizontale Ebenen
                              beschreiben, während bei beiden Anordnungen das Arbeitsstück auf einem horizontalen
                              Tisch gelagert ist, der wie auch die Welle durch Elementarkraft bewegt wird. Hier
                              folgen nun Anordnungen von Hobelmaschinen, welche von den erwähnten mehr oder
                              weniger abweichen.
                           1) Hobelmaschine zur Bearbeitung kleiner Stücke. –
                              Eine solche Maschine hatte auf die letzte Welt-Ausstellung Gérard in Paris geliefert. Dem Princip nach
                              besteht dieselbe aus einer in verticaler Ebene umlaufenden Scheibe, mit welcher zwei
                              Hobelmesser verbunden sind, und gegen welche das Arbeitsstück von Hand gedrückt
                              wird. Fig. 1
                              stellt einen verticalen Durchschnitt einer solchen Maschine durch die Achse der
                              Scheibe dar. A ist die horizontale Welle der Scheibe,
                              welche durch die Riemenscheibe C in Umdrehung gesetzt
                              wird. B ist die erwähnte Scheibe mit den zwei Hobeleisen
                              a und a'; die Scheibe
                              hat circa 1 Meter im Durchmesser. D ist der Arbeitstisch, auf welchen das zu hobelnde Holz b gelegt und nachdem gegen die Scheibe gedrückt wird.
                              Der Arbeitstisch ist an seinen Enden supportartig geführt und kann durch das Handrad
                              E in verticaler Ebene verstellt werden. Der Druck
                              des Holzes b gegen die Hobelscheibe wird von dem
                              Handgriff c aus durch eine excentrische Scheibe F bewirkt, welche aber zunächst auf das Zwischenstück
                              d, und somit auch auf das Arbeitsstück drückt. Das
                              Aufbringen des Holzes geschieht also in sehr bequemer und schneller Weise, und es
                              bedarf, wie man leicht ersieht, beim Wechseln der verschiedenen Arbeitsstücke und
                              der Flächen derselben, des Anhaltens der Hobelscheibe nicht; nur um für besondere
                              Fälle ein schnelles Anhalten der Scheibe bewirken zu können, ist ein Holzbrems f angeordnet, welcher durch Hebel gegen den Rand der
                              Scheibe gedrückt werden kann. Die Hobelscheibe soll circa
                              250 Umdrehungen in der
                              Minute machen. Da wo rechtwinkelig parallelepipedische Holzkörper in Masse auf allen
                              vier Seitenflächen zu bearbeiten sind, möchte sich die beschriebene Maschine gewiß
                              empfehlen, und dahin sprach sich auch die Prüfungscommission der Pariser Ausstellung
                              über dieselbe aus.
                           2) Hobelmaschine mit schief stehender Arbeitsspindel.
                              – Wir haben des Principes solcher Hobelmaschinen, das unseres Wissens von
                              Hrn. Hoffmann in Breslau herrührt, bereits früher in
                              diesem Journal (Bd. CLXIII S. 340) gedacht, und wollen hier dasselbe nur in Kürze
                              wiederholen. Die Arbeitswelle ist weder in horizontaler noch in verticaler, sondern
                              in schiefer Lage zum Arbeitstisch gelagert, derartig, daß die geradlinig geformten
                              Schneiden der Hobeleisen bei Umdrehung der Welle eine Kegelfläche beschreiben, von
                              welcher die tiefste Seite eine horizontale Linie ist. Diese Anordnung hat den Zweck,
                              einerseits – wie bei den Maschinen mit horizontaler Arbeitswelle – das
                              Schneiden der Messer in kleinen Bögen zu vermeiden, und andererseits – wie
                              bei den Maschinen mit verticaler Messerwelle – zu verhindern daß die
                              Schneiden der Hobeleisen eine Zeit lang die bereits bearbeitete Fläche berühren,
                              überhaupt aber: möglichst glatte Flächen durch Maschinenhobeln
                                 herstellen zu können. Und in der That wird auch durch die in Rede stehende
                              Maschine dieser Zweck in sehr vollkommener Weise erreicht, wenngleich auch dieselbe
                              zu den theuersten der bis jetzt existirenden Hobelmaschinen zählt. In neuerer Zeit
                              wird diese Maschine von Joh. Zimmermann in Chemnitz
                              gebaut, durch welchen dieselbe auch in mehrfacher Beziehung verbessert wurde, und
                              wir freuen uns in der Lage zu seyn, im Nachfolgenden die Skizze einer Maschine aus
                              dieser Fabrik liefern zu können.
                           Die Maschine ist in Fig. 2 u. 3 in Vorderansicht und Seitenansicht dargestellt, und dient zum Hobeln
                              für Hölzer von 1 1/2 Fuß Breite und 16 Fuß Länge. a ist
                              die erwähnte schiefstehende Arbeitswelle mit ihrer Betriebsriemenscheibe A. Dieselbe wird durch die Vorgelegewelle b, welche von der Transmission ihre Umdrehung erhält,
                              bewegt, indem von der Riemenscheibe C mittelst
                              Leitrollen c ein Riemen um die Scheibe A gelegt wird. Das In- und Außergangsetzen der
                              Welle b geschieht durch den Riemenrücker d, welcher sich vorn zur Hand des die Maschine
                              bedienenden Arbeiters befindet. D ist die
                              Hobelmesserscheibe; dieselbe ist bei dieser Maschine mit acht Stück Hobeleisen ausgerüstet, welche bequem in ihre richtige Lage
                              eingestellt werden können. Sie muß wegen der verschiedenen Holzstärken zu dem
                              Arbeitstisch E verstellt werden können, und dazu steht
                              sie mit folgenden Theilen in Verbindung: die Nabe der Scheibe geht zunächst abwärts in
                              eine (nicht sichtbare) Hülse aus, welche durch zwei Schraubenmutterscheiben f ihren Abschluß erhält. Die Nabe sammt Hülse ist ferner
                              mit einer Nuth versehen, und in diese greift eine an der Welle befestigte Feder, so
                              daß die Messerscheibe sich auf ihrer Welle nur verschieben, nicht drehen kann.
                              Zwischen einem Ansatz der Nabe und den Mutterscheiben f
                              befindet sich auf jener Hülse eine zweite Hülse k
                              drehbar. Diese Hülse ist äußerlich mit einem flachgängigen Gewinde versehen, zu
                              welchem das Innere der Nabe des conischen Rades h die
                              Mutter bildet, während das Aeußere dieser Nabe drehbar in dem Lager l gelagert ist. In das conische Rad h greift ein zweites conisches Rad m, dessen Welle durch das Bett F der Hobelmaschine geht, und die an ihrem Ende mit dem Handrade H versehen ist. Ein Drehen der Hülse k wird dadurch verhindert, daß das Ende des fixirten
                              Stückes n in eine Längsnuth der Schraube eingreift. Man
                              wird nun leicht einsehen, wie durch Drehen an dem Handrade H ein Heben und Senken der Messerscheibe bewerkstelligt werden kann.
                           Die Bewegung des Arbeitstisches E erfolgt ebenfalls von
                              der schon erwähnten Vorgelegewelle b aus, nämlich durch
                              die an ihrem zweiten Ende angeordnete Riemenscheibe K.
                              Bei o (Fig. 2) befindet sich
                              nämlich eine zweite Vorgelegewelle, welche durch die Riemenscheibe L und den Riemen p mit der
                              Welle b in Verbindung steht. Außerdem befindet sich aber
                              auf der Welle o noch eine längere Riementrommel q, und diese setzt – für den Hingang des Tisches
                              beim Arbeiten – mittelst der Riemenscheibe M
                              (lose und feste Scheibe) die Welle r in Umdrehung,
                              welche das Getriebe für die an dem Tisch befindliche Zahnstange enthält. Für den
                              schnelleren Rückgang des Tisches enthält übrigens die Welle r noch eine zweite kleinere Riemenscheibe (lose und feste Scheibe), welche
                              durch gekreuzten Riemen mit der Trommel q verbunden ist.
                              Beide Bewegungen können durch den doppelten Riemenrücker s bewerkstelligt, und ebenso kann durch denselben die Welle r ganz außer drehbarer Verbindung mit der Welle o gebracht werden.
                           Die Arbeitswelle dieser Maschine soll circa 130
                              Umdrehungen per Minute machen, wobei dieselbe circa vier Pferdestärken beansprucht. Wir sahen eine
                              solche Maschine unlängst hier in Berlin in der Kampfmeier'schen Fabrik in Thätigkeit, und zeichneten sich die mit derselben
                              gehobelten Flächen besonders durch große Sauberkeit und Glätte aus. Die Hobelspäne
                              erhalten bei dieser Maschine Lockenform und werden alle nach einer gewissen Stelle
                              hingeworfen.
                           3) Hobelmaschine mit rotirendem Tisch. – Diese
                              Maschine hat in ihrer Wirkung viel Aehnlichkeit mit der sogenannten
                              „Walzenhobelmaschine mit feststehendem Tisch,“ bei welcher
                              nämlich gerade Breter continuirlich gehobelt werden können, indem sie durch
                              geriffelte Walzen fortbewegt werden. Bei der in Rede stehenden Maschine ist aber ein
                              beweglicher Tisch vorhanden, der jedoch ringförmig gestaltet ist, und um seine Achse
                              gedreht wird. Die Maschine empfiehlt sich besonders zum Hobeln von plattenförmigen
                              Hölzern von gleicher Stärke, von welchen beim Arbeiten der Maschine stets neue
                              aufgebracht werden können; sie kann aber auch, wie die erwähnte Walzenhobelmaschine,
                              zum continuirlichen Hobeln von Bretern benutzt werden. Durch die
                              Grundriß-Skizze Fig. 4 wollen wir das
                              Princip der Construction dieser Maschine anschaulicher machen.
                           A ist der ringförmige, etwa 2 Fuß hohe Tisch, welcher
                              drehbar auf seiner Unterlage angeordnet ist; letztere bildet das Gerüst der
                              Maschine. Ueber dem Tisch, bei a, ist die horizontale
                              Hobelmesserwelle angeordnet; die Lager der Zapfen dieser Welle sind in verticalen
                              Führungen beweglich, und kann dadurch mit bekannten Hülfsmitteln die Messerwelle dem
                              Tisch mehr oder weniger genähert werden. Die Messerwelle wird mittelst der
                              Riemenscheiben b direct von der Transmission getrieben,
                              und auf beiden Seiten derselben befindet sich eine horizontale Druckrolle c; diese sind durch Hebel belastet und kann dadurch das
                              Arbeitsstück gegen den Tisch gedrückt werden. Unterhalb des Tisches befindet sich
                              noch eine Weite Welle d, welche durch die Riemenscheibe
                              f ebenfalls direct von der Transmission bewegt wird.
                              Dieselbe enthält bei g ein verschiebbares Frictionsrad,
                              welches mittelst der Frictionsscheibe h die Welle k bewegt. Diese setzt mittelst Schraube ohne Ende l und Schneckenrad m die
                              Welle n in Umdrehung, welche wiederum mittelst des
                              Getriebes p den Arbeitstisch A bewegt, indem dieser mit einem innen gezahnten Rade verbunden ist.
                           Eine solche Maschine ist neuerdings in der kgl. preußischen
                              Artillerie-Werkstatt in Spandau in Thätigkeit, und wurde eigens zu dem Zwecke
                              construirt: die eine nach außen tretende Fläche der Radfelgen, welche Fläche allen
                              übrigen folgenden Operationen als Grundlage dient, in schneller Weise zu bearbeiten.
                              Zur Befestigung dieser Körper auf dem Tische befinden sich in demselben Ruthen q, in welche sogenannte Geissüße eingesetzt werden. Das
                              Hobeln erfolgt, wie gesagt, continuirlich, indem während desselben immer neue
                              Felgenstücke aufgebracht werden, was den Arbeiter vollständig beschäftigt. Nachdem
                              solche Felgen zu einem Kranze zusammengebracht sind, wird, was wir beiläufig hier
                              erwähnen wollen, jeder Kranz (der Durchschnitt eines solchen ist bei B gezeichnet) noch durch zwei besondere Maschinen
                              bearbeitet; eine Maschine fräst nämlich die hohle kegelförmige Fläche r aus, und
                              eine andere bearbeitet die äußere cylindrische Fläche s
                              und die nach dem Wagen zu liegende kegelförmige Fläche t, welche Maschinen nur specielles Interesse haben. Die in Rede stehende
                              Hobelmaschine findet in Spandau zum Felgenhobeln nicht vollauf Beschäftigung, und
                              wird dann auch hier zum Hobeln von Bretern benutzt, welche zwischen die Walzen c, c geschoben werden; diese Arbeit geht, wie wir uns
                              persönlich überzeugt haben, auch ganz gut von statten, wobei jedoch, wegen der
                              stattfindenden Reibung auf dem Tisch, ein Theil der die Welle d bewegenden Kraft nutzlos verloren gehen muß.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
