| Titel: | Ueber Aufbewahrung der Mineralöle; von Dr. M. Zängerle. | 
| Autor: | M. Zängerle | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XXIX., S. 122 | 
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                        XXIX.
                        Ueber Aufbewahrung der Mineralöle; von Dr. M. Zängerle.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Zängerle, über Aufbewahrung der Mineralöle.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß hölzerne Fässer, welche für andere Flüssigkeiten
                              vollständig dicht erscheinen, die Mineralöle, namentlich das leichte Petroleum, sehr
                              schnell durchlassen. Die Verluste, welche die Kaufleute auf diese Weise beim Lagern
                              der Mineralöle erleiden, sind bei dem starken Handel mit diesen Oelen ziemlich hoch
                              zu schätzen. Zudem wird die Atmosphäre der Lagerräume durch die Verdunstung der
                              Mineralöle mit leicht entzündlichen Dämpfen geschwängert und dadurch Anlaß zu
                              Explosionen und Brandunglücken gegeben.
                           Behufs Beseitigung dieser Uebelstände haben Paul Jacowenko
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 275. und später Bisard und Labarre
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 465. in Marseille Reservoirs zum Magaziniren der Mineralöle construirt, durch
                              welche die Verdunstung und Entzündung der Oele auf wirksame Weise verhindert wird.
                              Diese Oelreservoirs kommen jedoch nur selten in Anwendung, weil die Petroleumfässer
                              geleert und beim Verkauf wieder gefüllt werden müssen, und weil die Anlage solcher
                              Reservoirs erhebliche Kosten verursacht, wodurch die Lagerspesen erhöht werden.
                           Am einfachsten ist es, die Mineralöle in den Fässern, wie sie im Handel vorkommen,
                              unter Wasser aufzubewahren. Es dient hierzu die in Fig. 22 im
                              Verticaldurchschnitt und in Fig. 23 im Grundriß
                              dargestellte Einrichtung, welche in jedem Keller- oder Hofraum ohne große
                              Kosten herzustellen ist.
                           Auf dem Boden eines ausgemauerten, wasserdichten Bassins sind zwei Bohlen m so befestigt, daß sie eine schiefe Ebene bilden. Oben
                              am Bassin sind an
                              hölzernen Querstücken p in derselben Richtung zwei
                              Bohlen n befestigt. Der Abstand der beiden Bohlenpaare
                              von einander richtet sich nach dem Durchmesser der aufzubewahrenden Fässer. Das
                              Bassin wird mit Wasser gefüllt und die Fässer bei A in
                              das Bassin und zwischen die Bohlen m und n gebracht. Da die Mineralöle leichter sind wie Wasser,
                              so bewegen sich die Fässer in der Richtung von A nach
                              B aufwärts, bis sie durch die in das Mauerwerk
                              eingelassene Falle s aufgehalten werden. Will man die
                              Fässer herausnehmen, so zieht man die Falle s, worauf
                              ein Faß nach dem anderen in die Höhe steigt und bei B
                              herausgenommen werden kann. Je nach Bedarf kann das Bassin so weit angelegt werden,
                              daß zwei oder mehrere Reihen von Fässern neben einander Platz haben.
                           Bei dem Aufbewahren der Mineralölfässer unter Wasser dringt das letztere in die
                              Holzporen ein und verhindert dadurch das Durchsickern und Verdunsten der Oele.
                              Zugleich ist bei dieser Aufbewahrungsart jede Feuersgefahr, welche aus der leichten
                              Entzündlichkeit der Mineralöle entspringt, beseitigt.
                           Nach einer Mittheilung der HHrn. Kaufleute Braun und Schaidler in Lindau ergaben Petroleumfässer, welche nach
                              dem von mit vorgeschlagenen Verfahren vom 27. Mai 1867 bis Ende September aufbewahrt
                              wurden, nicht den geringsten Manco. Nachdem das Verfahren mittlerweile auch noch von
                              anderer Seite in Ausführung gebracht wurde und vollkommen befriedigt hat, darf es
                              als durch die Praxis bewährt betrachtet werden.
                           Um die Mineralöle in dem Verkaufsraum der Art
                              aufzubewahren, daß keine Verdunstung stattfinden kann und der Verkäufer selbst beim
                              Detailliren vor jeder Berührung mit dem Oel geschützt bleibt, hat C. B. Teicher in Dippoldiswalde bei Dresden in neuester Zeit
                              einen Apparat construirt, welcher sich von anderen ähnlichen Apparaten durch
                              Einfachheit und Billigkeit auszeichnet.
                           Derselbe besteht aus einem aus starkem Weißblech gefertigten Cylinder a (Fig. 24) von 50 Pfund
                              Inhalt. In den Cylinder wird bei b das Oel eingegossen.
                              c ist ein Cylinder von 1/4 Zoll starkem Glas, an dem
                              eine Scala zu 1/4, 1/2, 3/4 und 1/1 Pfund angebracht ist. Beim Verkauf hat man nun
                              weiter nichts zu thun, als durch Oeffnen des Hahnes d
                              die vom Käufer gewünschte Quantität Oel in den Glascylinder einzulassen und hierauf
                              den an demselben angebrachten Auslaufhahn e zu öffnen,
                              durch den das Oel in die unterzuhaltende Flasche läuft. An dem Auslaufhahn e befindet sich eine bewegliche Tropfschale (die auf der
                              Zeichnung fehlt), welche
                              stets unter dem Hahn hängt, so lange nicht entleert wird.
                           Wie man sieht, gestattet der Apparat den Verkauf des Oeles ohne Waage und Gewicht,
                              sowie ohne Trichter zu bewerkstelligen.
                           Der Preis eines solchen Apparates, holzfarbig lackirt, mit Namensaufschrift
                              (Petroleum, Solaröl, Photogen, Ligroin etc.) ist 5 1/2 Thlr.
                           
                        
                     
                  
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