| Titel: | Ueber C. Michaud's neues Verfahren zum Reinigen der Brennöle; Bericht von A. Chevallier. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XXXVII., S. 147 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber C. Michaud's
                           neues Verfahren zum Reinigen der Brennöle; Bericht von A. Chevallier.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, 2. série, t. XVI p. 195; April 1869.
                        Michaud's Verfahren zum Reinigen der Brennöle.
                        
                     
                        
                           Das Kohlsaatöl (Repsöl) und das Kohlrübenöl (Rüböl) enthalten bekanntlich einen als
                              „Schleim“ bezeichneten Bestandtheil, welcher sie zur
                              Verwendung als Brennöl weniger geeignet macht.
                           Zur Beseitigung dieses nachtheiligen Schleimgehaltes sind verschiedene
                              Verfahrungsweisen angegeben worden. Das erste rührt von Thenard her (es wird auch Denis in Montfort
                              zugeschrieben); dasselbe besteht darin, 100 Thln. Oel 1 1/2 bis 2 Th. Schwefelsäure von
                              66° Baumé zuzusetzen und das Gemisch gehörig durch einander zu rühren;
                              die Flüssigkeit wird dadurch trübe, färbt sich schwärzlichgrün und setzt nach
                              einiger Zeit Flocken ab, worauf man mit Umrühren aufhört, dem Gemisch zur Entfernung
                              der Schwefelsäure seine doppelte Gewichtsmenge Wasser zufügt, wieder tüchtig
                              durchrührt und dann die erforderliche Zeit ruhig stehen läßt. Schließlich zieht man
                              das in dieser Weise gereinigte Oel ab und filtrirt es entweder durch trockene
                              Sägespäne oder in einem Faß, dessen unterer Boden mit einer Menge kleiner Löcher
                              durchbohrt ist, durch welche kurze baumwollene Dochte gezogen werden.
                           Später wurden mehrfache Abänderungen dieses Verfahrens in Vorschlag gebracht;
                              dieselben bestehen 1) in der Anwendung mechanischer Vorrichtungen zum Vernaschen der
                              Schwefelsäure mit dem Oele; 2) im Erhitzen dieses Gemisches mittelst dampfgeheizter,
                              auf dem Boden der Raffinirgefäße liegender Röhren; 3) im Filtriren des Oeles durch
                              Kohle, welches besonders in England gebräuchlich ist.
                           Zu den anderweitigen Methoden gehört zunächst das von Rudolph Wagner empfohlene Verfahren.Prof. Rud. Wagner, über das Läutern des Rüböles,
                                    im polytechn. Journal Bd. CXXX S. 423. Dasselbe besteht in der Behandlung des rohen Rüböles mit 1 1/2 Procent einer
                              Chlorzinklösung von 1,85 specifischem Gewichte, mit welcher es eine Zeit lang
                              zusammengerührt wird. Nach der Angabe des Erfinders dieser Methode nimmt das Oel
                              zuerst eine gelbbraune, dann eine dunkelbraune Farbe an und setzt nach einigen Tagen
                              dunkelbraune Flocken ab. Wird nun ein Strom Wasserdampf hindurchgeleitet und läßt
                              man darauf ruhig stehen, so scheidet sich das Oel von der schweren Salzlösung
                              gänzlich ab; zur vollständigen Reinigung ist es erforderlich, nochmals einen
                              Dampfstrom durch dasselbe hindurchstreichen zu lassen und es nachher durch Waschen
                              mit heißem Wasser von Chlorzink zu befreien.
                           Ein anderes Verfahren, welches einige Zeit in einer Fabrik in La Grande Villette
                              angewendet wurde, besteht in der Behandlung des Oeles mit gepulverter Kohle, wurde
                              indessen, obgleich es ein gutes Brennöl gab, wieder aufgegeben, da die Kohle
                              ziemlich viel Oel zurückhielt, welches sich durch Behandlung derselben mit kochendem
                              Wasser, ja selbst mit Dampf nicht wieder gewinnen ließ.
                           In den Rheinprovinzen ist das Thenard'sche Verfahren
                              üblich, jedoch mit den nachstehenden Modificationen. Nachdem das Rohöl mit
                              Schwefelsäure versetzt und mit derselben gehörig zusammengerührt worden ist, sättigt man die Säure mit
                              Kalkmilch, bringt das Gemisch in einen Bottich und läßt es in demselben sieben bis
                              acht Tage ruhig stehen; hierauf zieht man das Oel auf ein oben offenes Faß ab,
                              welches in 15 bis 20 Centim. Höhe über seinem Boden mit einem durchlöcherten, mit
                              starkem Flanell bedeckten falschen Boden versehen ist; auf das Flanellfilter bringt
                              man eine 8 bis 10 Centimeter starke Schicht von gut gereinigter Weizenkleie, dann
                              fünf flache, mit Flußsand gefüllte Körbe; das auf dieses Filter gegossene Oel läuft
                              hell und klar ab.
                           C. Puscher in Nürnberg empfiehlt zum Raffiniren des
                              Rübsaamenöles (Repsöles),C. Puscher, über Bereitung von Schmalzöl und
                                    Schmalzbutter, im polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 231. 6 Pfd. desselben mit 6 Loth fein gepulverter Kartoffelstärke zu verrühren
                              und das Gemisch in einem verzinnten kupfernen Kessel (im Sandbade), unter stetem
                              Umrühren mittelst eines hölzernen Spatels, bis zum angehenden Sieden zu erhitzen.
                              Hierbei fängt das Oel zu schäumen an, weßhalb es räthlich ist, ein zweimal so großes
                              Gefäß als der Raum des Oeles einnimmt, anzuwenden. Nach einer Viertelstunde läßt
                              dieses Schäumen nach, das Oel kocht nun ruhig fort, die darin suspendirte Stärke
                              färbt sich schwarzbraun und eine starke Entwickelung des unangenehm riechenden
                              ätherischen Oeles findet statt, daher es rathsam ist, die Operation unter einem gut
                              ziehenden Schlot vorzunehmen. Man läßt nun das Oel 2-3 Stunden, bei größeren
                              Quantitäten noch länger fortsieden, bis dasselbe seinen widerlichen Geruch und
                              Geschmack mit einem angenehm süßlichen vertauscht hat. Der Kessel wird jetzt vom
                              Feuer entfernt, und das erkaltete Oel zum Absetzen der gebildeten Stärkekohle in ein
                              passendes Gefäß gegossen. Nach 48 Stunden Ruhe erhält man nun ein klares goldgelb
                              gefärbtes Oel, welches sich kalt zu Salat, und erhitzt zu den verschiedensten
                              Speisen mit Vortheil anstatt Butter und Schmalz verwenden läßt.
                           Auch Evrard hat ein Verfahren zum Reinigen oder Läutern
                              der Brennöle angegeben und wendet dazu, anstatt der Schwefelsäure, schwache
                              Alkalilaugen an.
                           Die von Michaud in Honfleur zu diesem Zecke empfohlene neue Methode ist folgende:
                           Er bewirkt die Läuterung des Oeles mittelst Hindurchpressens von Luft durch dasselbe
                              bei gleichzeitigem Hinzuleiten zahlreicher dünner Strahlen von Schwefelsäure und
                              starkem Umrühren der letzteren mit dem Oele. Das mit Säure gemischte Oel beladet
                              sich so mit fein vertheilter Luft, und dadurch bilden die schleimartigen
                              Beimengungen mit der mit
                              ihnen sich verbindenden Säure ein Gemenge von geringerer Dichtigkeit, welches sich
                              nach dem Aufhören des Lufteinblasens an der Oberfläche des Bades in Form eines
                              voluminösen Schaumes ansammelt. Nachdem dieser Schaum entfernt worden, wird von
                              Neuem Luft eingeblasen, worauf nochmals Schaum entsteht, welcher jedoch Heller
                              gefärbt ist als vorher und ebenfalls abgezogen wird, worauf man wieder Luft
                              einpreßt, bis sich kein Schaum mehr bildet; wenn der letzte Schaum weiß anstatt
                              braun gefärbt erscheint, so ist das Oel so klar und durchsichtig geworden, daß man
                              in Versuchung geräth, es sofort zu filtriren; da es jedoch noch Säure enthält, so
                              muß es erst ausgewaschen werden.
                           Zu diesem Zwecke wird das so weit geläuterte Oel in einen kupfernen Ständer gebracht,
                              in welchen man eine gewisse Zeit lang Wasserdampf treten läßt; dieser condensirt
                              sich vollständig, während die Temperatur des Oeles auf 100° C. steigt. Sobald
                              dieser Zeitpunkt eingetreten ist, mäßigt man den Dampfstrom derart, daß das Oel in
                              Bewegung bleibt und also mit dem 100° heißen Wasser vollständig in Berührung
                              kommt. Die Anfangs milchartige Masse nimmt immer mehr ein ölartiges Ansehen an. Nach
                              Verlauf von einer halben Stunde oder höchstens von drei Viertelstunden ist das Oel
                              für das nachherige Filtriren hinreichend klar geworden; nach beendigtem Auswaschen
                              beginnt das Wasser sich abzuscheiden und nach einer halben Stunde ist die Trennung
                              vollständig erfolgt.
                           Es bleibt nun noch das Filtriren übrig, welches am anderen Morgen geschehen kann,
                              wenn zwischen dem Filter und dem Ständer ein Apparat angebracht ist, mittelst dessen
                              das Oel um etwa 30° C. abgekühlt werden kann. Dieser Kühlapparat kann, wenn
                              kaltes Wasser verfügbar ist, einfach in einem gewöhnlichen Schlangenrohre bestehen;
                              steht kein Wasser zur Verfügung, so leitet man das Oel durch einen kühlen Ort
                              mittelst einer kupfernen Rinne oder eines dergleichen Rohres in den Ständer.
                           Das Oel wird in beiden Fällen mit einer Temperatur von ungefähr 50° C. auf das
                              Filter gebracht. Hat man Zeit, vierundzwanzig Stunden zu warten, so kühlt es sich
                              von selbst ab und der Kühlapparat ist daher entbehrlich.
                           Das Michaud'sche Verfahren besteht also:
                           1) in der Läuterung des Oeles durch wiederholtes Einführen von Luft und Schwefelsäure
                              mittelst einer Pumpe, wodurch die bei der Anwendung der Brennöle nachtheiligen
                              pflanzlichen Substanzen abgeschieden werden; 2) in der Beseitigung dieser Substanzen nach ihrem
                              Gerinnen und in dem darauf folgenden Waschen des Oeles;
                           3) im Filtriren des zunächst durch Wasserdampf auf 100° C. erhitzten und dann
                              auf 40 bis 50° abgekühlten Oeles.
                           Da es mit nicht möglich war, in Honfleur der Ausführung des Verfahrens im Großen
                              beizuwohnen, so ließ ich mit sowohl rohes Oel, als eine Partie des nach dem Michaud'schen Verfahren gereinigten Oeles kommen; auch
                              verschaffte ich mit rohes Oel aus einer Niederlage in La Chapelle, und führte mit
                              diesen beiden Rohölen im Kleinen die Raffinirung nach Michaud's Methode, sowie mit Schwefelsäure aus. Bei der Prüfung der beiden
                              Producte fand ich, daß das nach dem Michaud'schen
                              Verfahren gereinigte Oel für Beleuchtungszwecke den Vorzug verdient; dasselbe
                              brennt, ohne zu rußen und ohne den Docht zu verkohlen. Ich konnte sogar meine mit
                              solchem Oele gespeiste Lampe mehrere Tage hinter einander brennen lassen, ohne den
                              Docht putzen zu müssen.
                           Das mittelst Schwefelsäure gereinigte Oel hingegen schien mit, obgleich ich es mit
                              heißem Wasser sowohl, als auch mit Dampf sehr sorgfältig ausgewaschen hatte, von
                              geringerer Qualität zu seyn.
                           In der betreffenden Literatur fand ich eine Bemerkung, welche darauf hinzudeuten
                              scheint, daß die Anwendung von Luft zum Läutern der Brennöle bereits älteren Datums
                              ist. In der Bibliothèque économique pour
                                 l'année 1817, Januar und Juni, finden wir nämlich S. 335 folgende
                              Bemerkung: „In Hermbstädt's Magazin der
                                    Erfindungen ist eine zuverlässige Methode angegeben, frisch ausgepreßte
                                 Oele zu reinigen, sie von ihrem Phlegma abzuscheiden und von ihrem unangenehmen
                                 Geruche zu befreien. Zu diesem Zwecke verdünnt man nach und nach 8 Grm. (2
                                 Quentchen) sehr concentrirte Schwefelsäure (sog. Vitriolöl) mit 184 Grm. (6
                                 Unzen) Flußwasser, bringt das Gemisch in eine ungefähr 1 Kilogrm. fassende
                                 Glasflasche und fügt 490 Grm. (1 Pfund) Oel hinzu; hierauf schüttelt man die
                                 Flasche mehrere Minuten lang tüchtig, bis die Flüssigkeit ein milchartiges
                                 Ansehen zeigt, und wiederholt das Umschütteln im Laufe der nächsten
                                 vierundzwanzig Stunden noch mehrere Male; dann verstopft man die Flasche und
                                 läßt sie acht Tage lang ruhig stehen. Nach Verlauf dieser Zeit erhält man ein
                                 ganz klares, fast ganz geschmackloses und geruchfreies Oel, welches sofort
                                 verwendet werden kann.“
                              
                           
                              „Das mittelst der Schwefelsäure abgeschiedene und zum Gerinnen gebrachte
                                 Phlegma schwimmt auf dem Wasser in Form von weißen Häutchen, welche man sammeln und
                                 wiegen kann; auf diese Weise läßt sich der Grad der Reinheit eines Oeles leicht
                                 bestimmen.“
                              
                                 
                                 Ein mit dem Michaud'schen im Wesentlichen
                                    übereinstimmendes Verfahren zum Reinigen des Rüböles etc. ließ sich J. G.
                                    Johnson am 13. Mai 1862 in England
                                    patentiren; man s. polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 158.
                                 A. d. Red.
                                 
                              
                           Michaud theilte mit mit, daß sein Verfahren durch die
                              Anwendung in zwei bedeutenden Fabriken – nämlich in einer Fabrik zu Honfleux,
                              in welcher es seit drei Jahren ausgeübt wird, und zu Saint-Servan, wo es im
                              Jahre 1866 eingeführt wurde – als bewährt zu betrachten ist.