| Titel: | Vorschläge zur Einrichtung des Chassepot-Gewehres für die Boxer-Patrone. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXIV., S. 280 | 
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                        LXXIV.
                        Vorschläge zur Einrichtung des Chassepot-Gewehres für die Boxer-Patrone.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Einrichtung des Chassepot-Gewehres für die
                           Boxer-Patrone.
                        
                     
                        
                           Das Practical Mechanic's Journal, September 1868, S. 178
                              enthält Vorschläge von James Kerr in London zur
                              Adaptirung des Chassepot-GewehresBeschrieben im polytechn. Journal B. CLXXXIV S. 50. für Oberst Boxer's Kupferhülsen-Patrone
                              mit Centralzündung (s. polytechn. Journal Bd. CXCII S. 362). Andererseits finden
                              sich Vorschläge zu diesem Zwecke, von Chassepot selbst,
                              im Engineer, August 1868, S. 160 mitgetheilt. Die
                              Vorschläge Beider mögen im Folgenden neben einander gestellt werden.
                           Der Kerr'sche Vorschlag geht dahin, die Zündnadel durch
                              einen gebrochenen Schlagstift zu ersetzen, welcher vermöge des Hahnes eines
                              gewöhnlichen Flintenschlosses beim Schusse in die centrale Zündvorrichtung der
                              Boxer-Patrone hineingetrieben wird, wie dieses die Seitenansichten Fig. 1 und 2, sowie der
                              Längendurchschnitt Fig. 3 zur Anschauung bringen. Behufs Einführung des in der Achse vom
                              Verschlußbolzen B wirkenden Schlagstift-Theiles
                              D (Fig. 3) mit seiner Feder
                              in ersteren wird dieser Verschlußbolzen von seinem hinteren Ende her in
                              entsprechender Länge durchbohrt und nach Einsetzung des Schlagstiftes dann durch ein
                              einzuschraubendes Metallstück b₁ (Fig. 3) wieder
                              geschlossen, was jedoch, wenn man den hinteren Theil des Verschlußbolzens B massiv zu behalten wünscht, auch im umgekehrten Sinne
                              geschehen kann, in welchem Falle das von vorn in diesen Verschlußbolzen
                              einzuschraubende Metallstück aber mit einer centralen Durchbohrung für den vorderen
                              Theil des Schlagstiftes versehen seyn muß. Die Sprungfeder F (Fig.
                                 3) stützt sich mit ihrem vorderen Ende gegen den betreffenden
                              Aushöhlungs-Vorsprung b des Verschlußbolzens und
                              mit ihrem hinteren Ende gegen eine dem Schlagstifte D
                              gegebene Schulter a (Fig. 3), so daß dieser
                              Schlagstift also stets wieder zurückgetrieben wird, wenn er durch den Hammer des
                              Gewehrschloß-Hahnes vermittelst des schräg aufwärts durch ein Piston C hindurchgeführten Schlagstift-Theiles E (Fig. 3) nach vorn
                              getrieben worden war und der betreffende Druck hiernach durch Aufziehen des
                              Schloßhahnes wieder aufgehoben worden ist. Der Patronen-Extractor d (Fig. 2) dieser Einrichtung
                              endlich besteht in einer vorn zum Haken umgebogenen Stahlfeder, welche, parallel zur Achse des
                              Verschlußbolzens B, in dessen vordere Mantelfläche
                              eingelassen, dort mit einer Schraube befestigt ist und so den hinteren Rand der zum
                              Schusse eingesetzten Patrone beim Vorstoßen des Verschlußbolzens umfaßt, in Folge
                              dessen sie die leere Patronenhülse nach dem Schusse auch wieder mit diesem Bolzen
                              zurückführt, worauf eine leichte Drehung des Gewehres nach rechts seitwärts hin zum
                              Herausfallenlassen der Patronenreste aus der Verschlußhülse C (Fig.
                                 1) genügt. Das hintere Rohrende ist für den vorderen Haken dieses
                              Patronenausziehers soweit ausgefräßt, als dieses durch die Drehung des
                              Verschlußbolzens beim Schließen und Oeffnen der Verschlußvorrichtung erfordert
                              wird.
                           Chassepot dagegen schlägt die Einrichtung seiner
                              Verschlußvorrichtung für Boxer-Patronen, unter möglichster Belassung des
                              bereits Bestehenden, nach den Zeichnungen Fig. 4 bis 11 vor; von denselben
                              liefern Fig. 4
                              und 5
                              verticale Längendurchschnitte des Gewehres im geschlossenen, sowie beziehungsweise
                              geöffneten Zustande, wodurch im letzteren Falle (bei Fig. 5) auch die
                              Thätigkeit des Patronen-Extractors zur Anschauung kommt; Fig. 6 ist ein
                              Querdurchschnitt nach der Linie 1,2 von Figur 5; die Figuren 7, 8 u. 9 sind
                              Detail-Ansichten vom Patronen-Extractor; die Figuren 10 und 11 endlich
                              stellen eine Seiten- und resp eine vordere Ansicht des nunmehr ohne
                              Kautschukliderung einfach aus Stahl gefertigten Verschlußbolzen Kopfes vom neuen
                              Hinterladungs-Gewehrverschlusse dar.
                           Dieser neue Verschlußbolzenkopf a (Fig. 4, 5, 10 und 11) ist zur Führung der
                              in einen kürzeren Zündstift umgewandelten Zündnadel des früheren
                              Chassepot-Gewehres in Form eines abgekürzten Kegels ausgebohrt und außen mit
                              einer Rinne c (Fig. 5) versehen; in
                              letztere greift die Haltschraube b (Fig. 5) ein, welche den
                              auch noch die Sprungfeder l in sich aufnehmenden
                              Verschlußbolzen A mit diesem Stahlkopfe a in Verbindung bringen läßt, ohne dadurch die
                              selbstständige Drehung des letzteren um seine Längenachse herum zu beeinträchtigen.
                              Am vorderen Theile der äußeren Mantelfläche dieses stählernen Verschlußbolzenkopfes
                              a (Fig. 4, 5, 10 und 11) aber befindet sich
                              auch noch ein vierkantiger Zahn d (Fig. 10 u. 11), welcher
                              nach jedesmal abgegebenem Schusse den Patronenhülsen Extractor f (Fig. 5, 7 u. 8) zur Thätigkeit zu
                              bringen hat, indem er, in den Längenschlitz i von dessen
                              in den unteren Theil der Verschlußhülse B des Gewehres
                              eingelassener hinterer Metallplatte f (Fig. 5, 7, 8 und 9) eingreifend, beim
                              Zurückbringen des Verschlußbolzens A an den hinteren
                              Rand dieses Schlitzes anstößt und so gleichzeitig auch dieses Metallstück nebst
                              seinem vorderen Haken g (Fig. 7 u. 9) mit zurückführt, für
                              welchen letzteren sich im hinteren Rohrende eine entsprechende Ausfräsung h, h (Fig. 6) vorfindet, wie das
                              auch für den unteren Rand des Boxer'schen
                              Metallpatronen-Hülsenbodens der Fall ist.
                           Die Figuren 2
                              und 5 zeigen
                              beziehungsweise die Patrone k im Ladungsraume, sowie die
                              Patronenhülse h im zurückgezogenen Zustande nach dem
                              Schusse und bewirkter Oeffnung des Verschlusses, wobei im letzteren Falle dann eine
                              leichte Neigung des Gewehres nach rechts unten hin zum Herausfallenlassen des
                              Patronenrestes genügt, während beim hierauf folgenden Einsetzen einer neuen Patrone
                              deren hinterer Rand gleich von vorn herein hinter dem Haken dieses
                              Patronenausziehers zu liegen kommt.
                           Gleichzeitig mit dieser, den Gebrauch der Boxer-Patrone recht sinnreich
                              ermöglichenden Constructions-Aenderung soll an Stelle der
                              Regulirungsschraube, welche beim ursprünglichen Chassepot-Gewehr zur Führung des Verschlußbolzens dient, im
                              Haupt- oder Kappenstücke F desselben eine zum
                              Eintritt in den oberen Längenschlitz der Verschlußhülse dieses Gewehrs bestimmte
                              Platte p (Fig. 4 u. 5) mit Haltstift r treten, und der nach Art eines Schlüsselkammes
                              gebildete Ansatz des Nadelschaftes wegfallen, wodurch für den Verschlußbolzen selbst
                              nur eine einfache Verschlußschraube L (Fig. 5) erforderlich wird,
                              welche zur Führung dieses Nadelschaftes f cylindrisch
                              und central durchbohrt ist.
                           Stade, im Mai 1869.
                           Darapsky.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
