| Titel: | Hirn's Pandynamometer. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XCIII., S. 354 | 
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                        XCIII.
                        Hirn's
                           Pandynamometer.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Hirn's Pandynamometer.
                        
                     
                        
                           Auf der letzten Welt-Ausstellung zu Paris hatte Hirn einen Apparat ausgestellt, mit Hülfe dessen sich die bei einer Welle
                              während der Uebertragung der Kraft entstehende Verdrehung messen ließ. Zu dem Ende
                              erhält die zu untersuchende Transmissionswelle an jedem ihrer Enden ein
                              feingezahntes Rad, welche beiden Räder mit gleichen Rädern des Apparates so in
                              Eingriff gebracht werden, daß an der dem Motor zugekehrten Seite ein directer
                              Eingriff, an der entgegengesetzten Seite dagegen durch ein Zwischenrad ein
                              indirecter Eingriff stattfindet. Hierdurch erfahren die Räder des Apparates eine
                              entgegengesetzte Drehung, welche mittelst conischer Räder an ein drittes dazwischen
                              befindliches sogenanntes Differentialrad übertragen wird, das lose auf einer Welle
                              sitzt, welche einen Hebel bildet, der durch ein zwischen den conischen Rädern
                              angeordnetes Kreuz gehalten wird. Der Ausschlag, welchen der Hebel bei einer
                              Verdrehung der Transmissionswelle ergibt, ist die Hälfte des Verdrehungswinkels;
                              durch geeignete weitere Hebelverbindungen wird dieser Ausschlag entsprechend
                              vergrößert und auf einer mit Papier bespannten Trommel bemerkbar gemacht. Bringt man
                              nun die Transmissionswelle außer Verbindung mit dem Motor und belastet dieselbe
                              mittelst zweier Hebel und angehängter Waageschalen so lange, bis auf der Trommel des
                              Apparates die frühere Marke erreicht ist, so läßt sich aus dem aufzulegenden
                              Gewichte, dem auf die Aufhängepunkte der Waageschalen reducirten Hebelgewichte, der
                              Länge des Hebels und der beim ersten Versuche stattfindenden Umdrehungszahl der
                              Transmissionswelle die übertragene Arbeitsstärke auf die bekannte Weise
                              berechnen.
                           Eine einfachere Form dieses Pandynamometers, ebenfalls von
                              Hirn herrührend, läßt sich in gewissen Fällen in
                              Anwendung bringen. Ueber die Transmissionswelle A, B,
                              Fig. 36,
                              wird ein Eisenrohr geschoben, welches bei A mit der
                              Welle fest verbunden ist, während das andere Ende lose ohne Reibung geführt wird und mit einem Zeiger
                              a, b normal zur Rohrachse versehen ist. Am anderen
                              Ende B der Welle ist ein Arm c,
                                 d fest aufgesteckt, welcher eine Scheibe mit getheilter Scala enthält,
                              deren Nullpunkt im unverdrehten Zustande der Transmissionswelle in der durch a, b und die Rohrachse gelegten Ebene liegt. Bei
                              vorkommender Torsion rückt der Nullpunkt aus dieser Ebene und der Verdrehungswinkel,
                              durch geeignete Hebelverbindungen beliebig vervielfältigt, läßt sich entweder
                              einfach ablesen oder wird wieder auf einer mit Papier bespannten Trommel bemerkbar
                              gemacht, so daß bei der späteren Belastung die ursprüngliche Verdrehung mit
                              Sicherheit wieder erhalten werden kann. – Endlich hat Hirn auch den elektrischen Strom benutzt, um den Verdrehungswinkel ohne
                              jegliche Hebelverbindung bemerkbar zu machen. Zu diesem Zwecke werden an den Enden
                              der zu untersuchenden Welle zwei gleich große Riemenscheiben aus einem
                              nichtleitenden Materiale aufgekeilt, welche auf ihrem Mantel in einer zur
                              Wellenachse parallel liegenden Geraden mit zwei Metalldrähten versehen sind. Drückt
                              man nun auf passende Weise die zwei Pole einer elektrischen Batterie an die
                              Scheibenmäntel, so wird bei jeder Notation ein ganz kurzer elektrischer Strom durch
                              die Drähte geleitet. Bei dem Leergange der Welle werden beide Ströme gleichzeitig
                              entstehen, bei einer stattgefundenen Verdrehung dagegen werden die beiden Ströme
                              getrennt auftreten. Versetzt man nun eine Metallwalze, welche mit chemisch
                              präparirtem Papiere überzogen ist, mit der Transmissionswelle in gleiche Rotation
                              und läßt die Drähte von beiden Riemenscheiben in einem Punkte darauf zusammenstoßen,
                              so werden bei einem gleichzeitigen Strome ein Punkt, bei einem ungleichzeitigen
                              dagegen zwei solcher Punkte entstehen, deren Entfernung das Maaß des
                              Verdrehungswinkels ist. Rotirt die Metallwalze drei, vier oder fünf Mal so rasch als
                              die Transmissionswelle, so erscheint auch das Intervall der Punkte ebenso vielmal
                              vergrößert, so daß auch hier das Mittel gegeben ist, das Maaß des Verdrehungswinkels
                              beliebig zu vergrößern und damit die Empfindlichkeit des Apparates zu erhöhen. (Nach
                              der „Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 Architektenvereines,“ 1868, S. 107; aus der Zeitschrift des Vereines
                                    deutscher Ingenieure, 1869, Bd. XIII S. 261.)
                           
                        
                     
                  
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