| Titel: | Die Hand-Bohrapparate (Bohrrollen etc.), die Mängel derselben, nebst kurzer Beschreibung eines neu construirten verbesserten Bohrapparates; von A. Hausse, Mechaniker in Darmstadt. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XCV., S. 358 | 
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                        XCV.
                        Die Hand-Bohrapparate (Bohrrollen etc.),
                           die Mängel derselben, nebst kurzer Beschreibung eines neu construirten verbesserten
                           Bohrapparates; von A. Hausse, Mechaniker in
                           Darmstadt.
                        Mit einer Abbildung.
                        Hausse, über Hand-Bohrapparate etc.
                        
                     
                        
                           Bei allen den gebräuchlichsten bekannten Handbohrapparaten, sogenannten Bohrrollen,
                              Dreiel, Nennspindel (Drillbohrer) ist der Hauptmangel der, daß die Drehung nicht
                              nach einer Richtung, sondern abwechslungsweise vor und rückwärts geht. Schneidet
                              daher der Bohrer nur nach einer Richtung, so geht die Hälfte der Drehungen nutzlos
                              verloren. Um dieß zu verhindern, feilt man meistentheils den Bohrer von beiden
                              Seiten in einen spitzen Winkel zu, so daß die Schneide nun in die Richtung der Achse
                              des Bohres zu liegen kommt. Dadurch bewirkt man wohl ein Vor- und
                              Rückwärts-Schaben, aber kein Schneiden des Bohrers, weil eben die schneidende
                              Kante nicht in dem passendsten Winkel zum Angriff kommen kann.
                           Dieser Mangel wurde auch von verschiedenen Seiten erkannt und abzuhelfen gesucht,
                              indem man doppelsaitige Bohrbogen und Sperrrädchen an den Bohrrollen anwendete,
                              andererseits indem man die Rolle nur nach einer Richtung mitnehmen und in der
                              anderen Richtung leer laufen ließ u.s.w. Es ist auch nicht dieser Mangel allein,
                              welcher die Bohrrolle zu einer nicht mehr zeitgemäßen Bohrvorrichtung macht, sondern
                              auch der Umstand daß dieselbe aus zwei und mehr Theilen besteht, während beim
                              Construiren von Maschinen heut zu Tag nicht genug Gewicht darauf gelegt werden kann,
                              soviel wie möglich lose Theile zu vermeiden, welche verlegt werden können und durch
                              das Zusammensuchen derselben Zeitverlust verursachen.
                           Der Dreiel ist eine Bohrvorrichtung, die durch das Auf- und Abwickeln einer
                              Schnur auf einer mit Schwung-Kugeln oder Rädchen versehenen Bohrspindel, auf
                              der sich ein in seiner Mitte durchbohrter Querstab auf und ab schieben läßt, an
                              dessen Enden die Schnur befestigt ist, welche gleichzeitig durch das obere Ende der
                              Spindel geht, in abwechselnde Drehungen versetzt wird. Wird die Schnur aufgewickelt
                              und vermittelst Niederdrücken des Querstabes gewaltsam abgewickelt, so wird die
                              Spindel dadurch in Schwung versetzt und windet die Schnur in entgegengesetzter
                              Richtung wieder auf, und so wiederholt sich das Spiel bei jedesmaligem Niederdrücken
                              des Querstabes. Dieselben haben neben dem Hauptfehler, daß die Drehung eine
                              abwechslungsweise ist, noch den, daß sie ohne besondere Vorrichtung nur in
                              verticaler Richtung zu gebrauchen sind.
                           Was nun die seit einer Reihe von Jahren zu großer Verbreitung gelangten Rennspindeln
                              (auch unpassend Drillbohrer genannt, denn die Uebersetzung davon würde Bohrbohrer
                              seyn), welche durch das Auf- und Abschieben einer Mutter auf einer
                              mehrgängigen Schraube (gewöhnlich gewundenem Triebstahl) in Umdrehung versetzt
                              werden, anbelangt, so theilen sie mit den vorhergehenden Bohrvorrichtungen den
                              Fehler, daß sie nicht nach einer Richtung arbeiten, auch daß die Geschwindigkeit mit
                              der sie sich drehen für kleine Löcher zu gering ist. Ferner haben dieselben den
                              Nachtheil, daß sie sich ungleich abnutzen, was sich durch Nachstellen nicht
                              berichtigen läßt. Dadurch werden sie bei starkem Gebrauch rasch unbrauchbar, auch
                              ermüdet die absetzende Bewegung des Auf- und Abschiebens mehr als eine stete
                              drehende, doch haben dieselben den Vorzug vor den anderen, daß sie bedeutend
                              handlicher sind.
                           Man hat nun auch in letzter Zeit angefangen, ähnlich wie bei den großen
                              Bohrmaschinen, welche vermittelst Zahnräder die Bewegung fortpflanzen, auch kleine
                              für den Handgebrauch zu construiren, welche aber ihrer unhandlichen Form und ihres
                              hohen Preises wegen wenig Verbreitung gefunden haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 193, S. 359
                              Bei meinen Hand-Bohrmaschinen glaube ich die meisten Mängel beseitigt zu
                                 haben. Dieselben werden vermittelst einer Kurbel in Bewegung gesetzt, laufen
                                 nach einer Richtung, haben eine passende Geschwindigkeit für kleine Löcher, sind
                                 handlich, lassen sich sowohl vorn als hinten halten, je nachdem es die Umstände
                                 nöthig machen, können in jeder Richtung und Lage gebraucht werden, und haben die
                                 Form des beigefügten Holzschnittes, woraus auch leicht die ganze Einrichtung
                                 ersichtlich ist. Sie eignen sich zum Anbohren von Wellen, zum Vorbohren, um
                                 gegen Verlaufen des Bohrers sicher zu seyn u.s.w., und sind daher
                                 Maschinenfabriken, Mechanikern, Uhrmachern, Gold- und Silberarbeitern,
                                 Graveuren etc. zu empfehlen.
                              
                           Ich liefere dieselben in drei verschiedenen Größen.
                           Größe Nr. 1 mit hohlem, eisernen Griff, welcher zum
                           
                              
                                 Aufbewahren der Bohrer dienen
                                 5 fl.
                                 15 kr.
                                 
                              
                                 dieselbe mit Holzgriff
                                 5 fl.
                                   – kr.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Größe Nr. 2 mit hohlem, eisernen Griff etc.
                                 3 fl.
                                 45 kr.
                                 
                              
                                 mit Holzgriff 
                                 3 fl.
                                 30 kr.
                                 
                              
                                 Größe Nr. 3. mit hohlem, eisernen Griff etc.
                                 2 fl.
                                 45 kr.
                                 
                              
                                 mit Holzgriff 
                                 2 fl.
                                 30 kr.
                                 
                              
                           (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1869, Nr. 28.)