| Titel: | Ueber zweckmäßige Benutzung des Zinkweißes als Anstrichfarbe. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. CII., S. 391 | 
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                        CII.
                        Ueber zweckmäßige Benutzung des Zinkweißes als
                           Anstrichfarbe.
                        Ueber Benutzung des Zinkweißes als Anstrichfarbe.
                        
                     
                        
                           Die immer größere und noch immer zunehmende Verwendung des Zinkweißes als
                              Anstrichfarbe, sowie die noch vielseitig mangelhaft ausgeführte Composition des
                              Zinkweißes mit Leinöl seitens der Maler und Anstreicher, wodurch oft die
                              Hauptvortheile des Zinkweißanstriches von vornherein aufgehoben werden, machen es
                              nothwendig, auf einen der größten Uebelstände aufmerksam zu machen, welcher bei den
                              Consumenten von Zinkweiß noch gar zu sehr im Schwange ist. Es ist dieß die Verwendung von bleihaltigen Substanzen beim
                                 Zinkweiß-Anstrich.
                           Die noch schwer zu überwindende Gewohnheit der Maler und Anstreicher, das mit
                              Bleiglätte oder essigsaurem Bleioxyd versetzte Leinöl auch für den Zinkweißanstrich
                              zu verwenden, um ein schnelleres Trocknen des Anstriches herbeizuführen, birgt den
                              unausbleiblichen Nachtheil in sich, daß dadurch einerseits die schöne glänzende
                              Farbe des Zinkweiß-Anstriches wesentlich vermindert wird, andererseits üben
                              die mit bleihaltigen Stoffen ausgeführten Anstriche, wenn sie mit
                              Schwefelwasserstoff in Berührung kommen, einen nachtheiligen Einfluß auf die
                              Gesundheit aus, welches besonders dann der Fall ist, wenn der Anstrich an feuchten
                              oder sonst der frischen Luft weniger zugänglichen Orten ausgeführt worden.
                           Um nun unter Ausschluß der bleihaltigen Stoffe dennoch ein schnelles Trocknen des
                              Zinkweißanstriches zu erreichen, ohne jenen nachtheiligen Folgen ausgesetzt zu seyn,
                              ist es nicht unwesentlich, die Herstellung eines Siccatifs (Trockenöles) zu
                              verallgemeinern, wie es schon länger in Frankreich und Belgien eingeführt ist.
                           Es ist dieses ein Fabricat aus Leinöl und Braunstein, welches in folgender Weise
                              hergestellt wird.
                           In einen eingemauerten gußeisernen Topf, unter welchem eine kleine Feuerung
                              angebracht ist, schüttet man eine Quantität Leinöl (circa 200 Pfd.), bringt dasselbe durch langsames Feuern zum Kochen und
                              beobachtet, ob sich auf
                              der Oberfläche des Oeles Schaum bildet; ist dieses der Fall, dann läßt man das Oel
                              so lange ohne Unterbrechung kochen, bis aller Schaum von der Oberfläche verdunstet
                              ist; bildet sich kein Schaum mehr, so läßt man das Oel 5 – 6 Stunden kochen
                              und dann erkalten.
                           Zu 200 Pfd. Leinöl sind 24 Pfd. Braunstein erforderlich; man zerkleinert denselben zu
                              ziemlich gleichförmigen erbsengroßen Stücken, sondert davon dasjenige, welches
                              feiner ist, durch ein Sieb, füllt obige Quantität in einen leinenen Sack, oder, wenn
                              nothwendig, in zwei oder drei Säcke und bindet selbe fest zu; nun legt man diese
                              Säckchen in einen Korb von Eisendrahtgewebe, dessen Maschen einen halben Zoll groß
                              sind, und hängt diesen in das Leinöl, und zwar so, daß der Braunstein von allen
                              Seiten ziemlich gleichmäßig von dem Leinöl umgeben ist und weder mit dem Boden des
                              Topfes, noch mit den Seiten desselben in Berührung kommt, auch nicht oben
                              herausragt.
                           Ist die Vorrichtung so weit gediehen, daß die Säckchen, resp. der Korb mit Braunstein
                              eingehängt worden, so bringt man durch ein kleines Feuer unter dem Topf das Oel zum
                              langsamen Sieden, welches sich durch kaum bemerkbare Bewegung auf der Oberfläche
                              kund gibt, erhält es unter gleichmäßigem Kochen 12 Stunden lang und läßt es dann
                              über Nacht ohne Feuerung ruhig stehen; diese Manipulation wiederholt man drei Tage
                              nacheinander, wobei man jedesmal Morgens die auf der Oberfläche des Oeles sich
                              bildende Haut abnimmt. Am vierten Tage hebt man den Braunstein heraus, hängt ihn
                              höher und läßt ihn so austraufen und das Oel erkalten. Sodann füllt man das fertige
                              Siccatif in Krüge, worin dasselbe bis zum Gebrauch aufbewahrt werden kann.
                           Es ist besonders darauf zu ächten, daß das Kochen mit Unterbrechung der Nacht
                              geschieht; man kann dasselbe nicht durch Kochen während dreimal zwölf Stunden ohne
                              Unterbrechung fertig stellen. Auch darf die Bereitung nicht im engen
                              eingeschlossenen Raume geschehen, indem die beim Kochen stattfindende Ausdünstung
                              unangenehm berührt.
                           Zur Anfertigung dieses Siccatifs ist besonders gutes altes Leinöl zu verwenden; ist
                              dasselbe zu frisch, so bilden sich beim ersten Abkochen Flocken, welche bei genauer
                              Besichtigung aus Pflanzenfasern bestehen. Solches Oel ist für diesen Zweck
                              unbrauchbar, denn es würde sich dasselbe bei weiterer Bearbeitung in Berührung mit
                              Braunstein zu einer syrupdicken Masse gestalten, welche unbrauchbar ist.
                           Vorsicht beim Kochen ist besonders zu empfehlen, weil durch zu starke Erhitzung des
                              Oeles die Hitze sich in dem Braunstein concentrirt und so eine Entzündung des Oeles
                              von innen heraus entstehen kann.
                           
                           Das Aufbewahren des Siccatifs muß immer in verschlossenen wohlgefüllten Gefässen
                              geschehen, welche gefüllt dem Oel wenig Oberfläche bieten, indem sich sonst auf
                              letzterer eine dicke trockene Haut bildet, die unbrauchbar ist.
                           Die Anwendung des Siccatifs geschieht in der Weise, daß man dasselbe dem Leinöl in
                              Quantitäten von 3 – 5 Proc. zusetzt und dann weiter mit diesem Leinöl die
                              Zinkweiß-Anstrichfarbe bereitet.
                           Versuche mit diesem Siccatif lieferten ein überaus günstiges Resultat, indem ein
                              Anstrich mit 3 Proc. desselben auf neues trockenes Holz, der Luft ausgesetzt in fünf
                              Stunden ganz trocken war; dieselbe Composition auf alten Anstrich aufgetragen, war
                              in sieben Stunden vollständig trocken.
                           Ein anderer Anstrich mit 50 Proc. Siccatif war nach Verlauf von 4 Stunden so trocken,
                              daß er zum zweiten Mal angestrichen werden konnte.
                           Daß, wie zu jedem anderen guten Anstrich, auch bei Verwendung dieses Siccatifs gutes,
                              gekochtes Leinöl erforderlich ist, bedarf wohl kaum erwähnt zu werden.
                           Das Siccatif hat eine dunkelbraune Farbe, ist aber gegen das Licht gehalten, ganz
                              klar. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1869, Nr. 32.)