| Titel: | Ueber die Construction von Sulfatöfen; von Georg Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. CXV., S. 462 | 
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                        CXV.
                        Ueber die Construction von Sulfatöfen; von Georg
                              Lunge.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Lunge, über die Construction von Sulfatöfen.
                        
                     
                        
                           In meinem Aufsatze „über die Condensation der Salzsäure in
                                 Sodafabriken“ (polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXVIII S. 290) habe
                              ich es als meine Ansicht ausgesprochen, daß mit Rücksicht auf die Säurecondensation
                              die Muffelöfen den offenen Flammöfen für die Calcinirung des Sulfats vorzuziehen
                              seyen. Der größte Theil der bedeutenderen Sodafabrikanten in dem Districte von
                              Newcastle am Tyne ist anderer Ansicht und wendet Flammöfen an, während man
                              andererseits solche in Lancashire nur unter solchen Umständen findet, wo auf die
                              Fabrication von Chlorkalk verzichtet wird, und sonst allgemein Muffelöfen angewendet
                              werden. Auch die große Tennant'sche Fabrik in Glasgow hat
                              Muffelöfen. Schon dieser Umstand allein dürfte hinlänglich beweisen, daß für beide
                              Arten Oefen triftige Gründe sprechen, und beide auch wieder ihre Fehler haben. Es
                              dürfte also eine Discussion über diesen ungemein wichtigen Punkt wohl am Orte
                              seyn.
                           Die Vorzüge der Muffelöfen lassen sich auf folgende
                              Umstände zurückführen:
                           
                              1) bessere Condensation der Säure;
                              2) größere Stärke derselben;
                              3) billigere Construction des Condensationsapparates;
                              4) Anwendung von Steinkohlen zur Feuerung.
                              
                           Die Vorzüge der Flammöfen sind:
                           
                              1) größere Production von Sulfat;
                              2) geringere Reparaturen;
                              3) Unmöglichkeit des Entweichens von Säuredämpfen unmittelbar in
                                 den Schornstein, ohne durch den Condensator gegangen zu seyn;
                              4) leichtere Herstellung von hochgradigem Sulfat.
                              
                           Selbstredend werden dieselben Umstände, welche als Vorzüge der Muffelöfen erscheinen,
                              als Nachtheile der Flammöfen auftreten, und umgekehrt. Die Vertheidiger beider haben
                              sich daher, und zwar in vieler Hinsicht mit Erfolg bemüht, die ihrem Systeme
                              anhängenden Uebelstände zu heben, und dieser Wettstreit ist natürlich nicht zum
                              Nachtheile der Technik ausgefallen, wie die folgende Betrachtung es näher erweisen
                              wird. Ich will die verschiedenen Punkte nun im Einzelnen beleuchten.
                           Condensation der Salzsäure. – Es liegt ganz auf
                              der Hand, daß es viel
                              leichter ist, das aus Muffelöfen entweichende, ziemlich concentrirte Salzsäuregas zu
                              condensiren, als das mit der ganzen Feuerluft zusammen entweichende, um sehr viel
                              verdünntere und namentlich heißere Gas der Flammöfen. Insbesondere erschien eine
                              auch nur einigermaßen ausreichende Kondensation in den früher allgemein angewendeten
                              Bonbonnes-Systemen ganz unmöglich. Bekanntlich sprach sich der Bericht der
                              belgischen Untersuchungscommission im Jahre 1856 im Hinblick auf diesen Punkt so
                              entschieden für Muffelöfen aus, daß diese durch ein Gesetz in Belgien obligatorisch
                              gemacht wurden. Heutzutage ist man freilich über diesen Standpunkt längst hinaus.
                              Man hat die Bonbonnes durch Kohks- (oder Ziegel-) Thürme ersetzt, in
                              welchen die engen Canäle der Condensation so viel günstiger sind, und vor Allem, man
                              hat erkannt daß der Grundstein und Eckstein jeder guten Kondensation eine möglichst
                              weit getriebene Abkühlung ist. Die Abkühlung hat einen
                              doppelten Nutzen. Erstens condensirt sich dabei das Gas schon in den Leitungscanälen
                              zum großen Theile mit dem stets hinreichend vorhandenen Wasserdampfe zu tropfbar
                              flüssiger oder mindestens nebeiförmiger Salzsäure; zweitens aber entsteht sowohl
                              durch die Abkühlung an sich, als auch durch die Kondensation von Gas zu Flüssigkeit
                              ein luftverdünnter Raum, welcher in dem Ofenraum einen starken Zug nach dem
                              Condensationsthurme bewirkt, und es gestattet, den Schornsteinzug, welcher einer der
                              größten Feinde der Kondensation ist, durch geringe Schieberöffnung sehr zu
                              verringern, oder auch wohl ganz davon zu dispensiren. Die Kondensatoren für die
                              Pfannensäure, welche bei Flammofen stets von den Kondensatoren der Ofensäure
                              getrennt sind, haben in allen guten Fabriken gar keine Verbindung mit dem
                              Schornsteine; ja es wird unten ein Beispiel näher beschrieben werden, wo selbst
                              Flammöfen außer aller Verbindung mit einem Schornsteine stehen. Man bewirkt die
                              vorherige Abkühlung der Säuredämpfe bei Muffelöfen durch Stränge von Thonröhren und
                              steinerne Tröge, bei Flammöfen durch horizontale oder senkrechte Mauercanäle (cooling shafts); in den letzten Jahren hat man auch mit
                              großem Erfolge gußeiserne Röhren z.B. von 2 Fuß 3 Zoll Weite) in Längen von bis 130
                              Fuß angewendet, welche auch von dem noch heißen Säuregase
                              gar nicht angegriffen werden; sie müssen freilich durch Mauercanäle dann abgelöst
                              werden, wenn sich schon flüssige Säure zu condensiren anfängt.In letzten (vierten) Berichte der englischen Inspection finden sich folgende
                                    interessante Notitzen über die Abkühlungs-Wirksamkeit verschiedener
                                    Arten der Gasleitung; nur übersetze ich die Fahrenheit'schen Grade in
                                    Celsius'sche:a) Das Gas wird durch einen unterirdischen Mauercanal von 160 Fuß Länge und
                                    1600 Kubikfuß Inhalt fortgeleitet. Temperatur am Eintritt 360° C., am
                                    Austritt 300° C., also eine Abkühlung von 3,75° auf je 10 Fuß
                                    Länge, oder 10° auf je 266 Kubikfuß.b) Das Gas wird durch einen oberirdisch, frei liegenden Ziegelcanal von 160
                                    Fuß Länge und 1300 Kubikfuß Inhalt geleitet. Temperatur am Eintritt
                                    360° C, am Austritt 88° C.; Abkühlung 17° auf je 10 Fuß
                                    Länge, oder 10° auf je 48 Kubikfuß.c) Das Gas geht durch ein gußeisernes Rohr von 2' 3'' Weite und 130 Fuß Länge (518 Kubikfuß
                                    Inhalt). Eintrittstemperatur 360° C, Austrittstemperatur 138°.
                                    Abkühlung 17° auf je 10 Fuß Länge, oder 10° auf je 23
                                    Kubikfuß.Alle drei Fabriken haben Röst-Flammöfen;
                                    die Zahlen sprechen für sich selbst.
                              
                           
                           Wenn man nur eben hinreichende Kühl- und Condensationsfläche hat, und mit
                              Kühlwasser nicht spart, so kann man auch die Ofensäure der Flammöfen so gut wie
                              vollständig condensiren.
                           Daß dieses wirklich der Fall ist, wird durch die officiellen Berichte des Dr. Angus Smith über die
                              Condensation in den englischen Sodafabriken unumstößlich erwiesen. Dennoch scheint
                              es auch aus diesen auf den ersten Blick hervorzugehen, daß immerhin die Condensation
                              von Muffelöfen besser als die von Flammöfen ist. Man kann nämlich zu diesem Zwecke
                              den „westlichen“ und den „östlichen“
                              District vergleichen, weil in jenem (Lancashire) fast nur Muffelöfen, in diesem
                              (Newcastle) fast nur Flammöfen im Gebrauche sind. Ich will aus den bis jetzt
                              veröffentlichten vier Berichten eine kleine Tabelle zusammenstellen.
                           
                              
                                 
                                 Durchschnitt des Verlustes an Salzsäuregasin den Fabriken
                                 
                              
                                 
                                 des westlichen
                                 östlichen Districtes
                                 
                              
                                 1864
                                     0,237 Proc.
                                   2,060 Proc.
                                 
                              
                                 1865
                                 0,1279   „
                                 1,9631   „
                                 
                              
                                 1866
                                 0,438    „
                                 1,1259   „
                                 
                              
                                 1867
                                 0,215    „
                                 1,0950   „
                                 
                              
                           Vor allen Dingen sieht man zunächst, daß im westlichen Districte der Verlust an
                              Salzsäure ziemlich stationär geblieben ist, während er im östlichen Districte auf
                              die Hälfte herabgesunken ist. 1864 condensirte (scheinbar, wie wir gleich sehen
                              werden) der westliche Bezirk acht- bis neunmal, 1867 nur fünfmal besser als
                              der östliche. Die Ursache dieser Verbesserung ist die, daß während dieser Jahre die
                              meisten Fabriken des Newcastler Districtes ihren Condensationsapparat bedeutend
                              vergrößert und namentlich die cooling shafts sehr
                              vermehrt haben. Auch das Jahr 1868 wird darin voraussichtlich wieder eine
                              Verbesserung aufzuweisen haben.
                           Von viel größerem Belange ist aber ein anderer Umstand, welcher bis auf die neueste
                              Zeit fast ganz übersehen, oder doch nie in Rechnung gezogen worden ist. Das ist das
                              Entweichen von Säuredämpfen aus dem Inneren des Muffelofens durch dessen Mauerwerk in den
                              Feuercanal und damit direct in den Schornstein. Der gewöhnliche Prüfungsapparat der
                              englischen Inspectoren gestattet eine Messung dieses Verlustes gar nicht; sie messen
                              eben nur, wie viel Gas in den Condensator geht, und wie viel davon wieder
                              herauskommt; wenn aber irgend ein Antheil des Gases eben gar nicht in den
                              Condensator gelangt, sondern sich mit den um die Muffel spielenden Feuergasen
                              mischt, so entgeht er den Inspectoren ganz. Viele Fabriken figuriren also mit 0,
                              d.h. vollständiger Condensation, in der Liste, bei denen ein sehr beträchtlicher
                              Säureverlust direct durch den Schornstein stattfindet. Sämmtliche über
                              Muffelöfen-Condensation gemachte Zahlenangaben in den Berichten von Dr. Smith sind daher ziemlich
                              werthlos, und es steht auch nicht im Mindesten fest, ob in der Wirklichkeit der
                              östliche oder der westliche District mehr Säure in die Luft gehen läßt. Am
                              allerwenigsten kann ich dem Urtheile von Freycinet
                              beistimmen, welcher sagt (Annales des mines, 1868, t. XIII p. 153):
                              „Die neueste Erfahrung hat erwiesen, daß man nur mit MuffelöfenFreycinet spricht immer von „fours à double
                                             moufle.“ Das ist doch wohl sehr ungenau; die Oefen
                                       haben ein doppeltes Gewölbe, aber doch keine
                                       doppelte, sondern eine einfache Muffel. eine vollständige Condensation erwarten kann. Man führt freilich in dem
                                 District von Newcastle, wo die Calcinirung gewöhnlich in offenen Oefen
                                 geschieht, einige Beispiele von guter Condensation in einem besonderen
                                 Condensator an; aber außerdem daß diese individuellen Thatsachen noch nicht
                                 hinreichend festgestellt sind (?), scheinen sie sich im Uebrigen auf ein
                                 Zusammentreffen von besonders günstigen Umständen zu beziehen (was bewegt F. zu
                                 dieser Annahme?). Sie können also nicht den Schluß entkräften, welchen man aus
                                 dem Ensemble der beobachteten Resultate ziehen muß, aus welchen folgt daß in
                                 diesem selben Bezirke von Newcastle, wo die Oberfläche der Condensationsapparate
                                 für die nämliche Quantität Salz größer als in Lancashire ist, die Menge der
                                 nicht condensirten Säure verhältnißmäßig sechsmal so groß ist. Man muß es also
                                 für gewiß halten, daß die Isolirung der Feuerungsgase die erste Bedingung für
                                 die Wirksamkeit der Condensatoren ist.“ Dem muß ich eben nach dem
                              oben Gesagten widersprechen. Die Zahlenangaben in den Tabellen der englischen
                              Berichte beziehen sich eben, was Freycinet entgangen zu
                              seyn scheint, nur auf das in den Condensator gelangende, aber nicht auf das
                              anderweitig entweichende Säuregas. Die englischen Inspectoren haben sehr großen
                              Scharfsinn aufgeboten, um auch die anderen Verlustquellen, namentlich das Entweichen
                              durch das Muffel-Mauerwerk, und somit direct in den Schornstein, in Rechnung zu
                              ziehen. Sie haben sehr sinnreiche, selbstthätige Registrirapparate aufgestellt, die
                              Geschwindigkeit des Luftstromes am Schornstein gemessen u.s.f., aber sie haben doch
                              ihre Resultate nicht für sicher genug gehalten und das Verfahren auch nicht
                              allgemein genug angewendet, um in ihren Tabellen darauf Rücksicht zu nehmen. Aber wo
                              die Tabellen den Verlust mit 0 bezeichnen, da haben sie doch durch Untersuchung des
                              Schornsteines in der That 3,87 Proc.; 2,25 Proc.; 1,3 Proc.; 2,4 Proc.; 3,9 Proc.;
                              selbst 8,23 Proc. Verlust gefunden. Gerade durch die Untersuchungen des Dr. Smith und seiner Collegen
                              sind die Fabrikanten selbst erst auf diese Verlustquelle aufmerksam geworden, und
                              haben sich in Folge dessen bemüht sie zu vermeiden. Die Folge davon ist viel größere
                              Sorgfalt in der Construction der Muffelöfen gewesen, und man muß dafür den
                              Anstrengungen des Dr. Smith
                              sehr großen Dank zollen. Es wird später näher davon die Rede seyn, wie man beim Bau
                              von Muffelöfen und Zersetzungspfannen verfahren muß, um sie möglichst gasdicht zu
                              machen. Jetzt sey es nur betont, daß die vermeintliche vollständigere Condensation der Muffelöfen im Vergleich zu den Flammöfen
                              in diesem Augenblicke durchaus nicht als erwiesen anzunehmen ist. Nur so viel läßt
                              sich behaupten, daß bei sonst gutem Baue der Muffelöfen die Condensation leichter
                              als bei Flammöfen ist.
                           Stärke der condensirten Säure. – In den meisten
                              Fabriken stellt sich unter den gegenwärtigen Umständen das Verhältnis so, daß man
                              von Muffelöfen bedeutend mehr starke Säure als von Flammöfen erhält. Unter starker Säure verstehe ich hier und im Folgenden nicht
                              nur Säure von 20 bis 21° Baumé, wie sie Handelsartikel ist, sondern
                              überhaupt Säure von solcher Stärke, daß sie noch zur Chlorkalkfabrication verwendet
                              werden kann, d.h. durchschnittlich 17 bis 18° Baumé; keinesfalls
                              sollte sie für diese Verwendung unter 15° genommen werden. Säure von dieser
                              Stärke gewinnt man mit der größten Leichtigkeit aus den Zersetzungspfannen, und in
                              dieser Hinsicht waltet zwischen beiden Systemen keine Verschiedenheit ob, da auch
                              bei dem Flammofensysteme in der großen Mehrzahl der Fälle die Gase der Pfanne nicht
                              mit den Feuergasen gemischt, sondern für sich condensirt werden. Allerdings gibt es
                              einige Ausnahmen hiervon. So z.B. werden in den großen Fabriken von Hutchinson (in
                              Lancashire) und der Jarrow Chemical Company (im
                              Newcastler District) die Gase von der Pfanne mit den Feuergasen des offenen
                              Röstofens gemischt condensirt; aber diese Ausnahmen beruhen auf localen
                              Verhältnissen und bestätigen gerade die Regel, denn in diesen Fabriken verzichtet
                              man ganz auf die Chlorkalkfabrication. In den meisten Fällen handelt es sich also nur
                              um die aus dem Röstofen entweichende Säure. Wenn es ein Muffelofen ist, so wird das
                              Gas fast immer in denselben Apparaten mit der Pfannensäure condensirt. Man erhält
                              dann, bei guter Vorkühlung und passender Leitung des Wasserzuflusses im Kohksthurm,
                              den größten Theil der entweichenden Säure als starke
                              Säure; aus dem Waschthurme fließt die Säure nur 1° und weniger stark ab,
                              häufig zeigt sie am Aräometer 0°. Die Gase der Flamm-Röstöfen werden
                              dagegen immer in besonderen Thürmen condensirt, und dabei erhielt man früher nur
                              ganz schwache Säure, welche blos zur Herstellung von Kohlensäure (für
                              Bicarbonat-Fabrication)Neuerdings auch zur Schwefelregenerirung aus den Sodarückständen. benutzt werden konnte, aber doch nur zum geringsten Theile Verwendung fand
                              und fortlaufen gelassen werden mußte. In den letzten Jahren sind aber viele Fabriken
                              durch Vermehrung der Vorkühlung (vermittelst Kühlcanälen, eisernen Röhren etc.)
                              dahin gekommen, daß sie einen großen Theil der Ofensäure in hinreichender Stärke
                              bekommen, um, mit Pfannensäure gemischt, zur Chlorentwickelung brauchbar zu seyn.
                              Der Vorsprung, welchen hierin die Muffelöfen haben, ist somit von den Flammöfen
                              theilweise eingeholt worden. Immerhin aber werden doch wohl die Flammöfen kaum je
                              die Muffelöfen ganz erreichen können, d.h. sie werden, bei vollständiger Condensation, nicht so viel Chlorkalk als diese zu
                              produciren gestatten, wenn nicht etwa Clapham's Verfahren
                              allgemeiner werden sollte. Nach diesem läßt man gar keine schwache Säure weglaufen,
                              sondern verwendet sie zur Speisung theils der Pfannenthürme, theils anderer Thürme;
                              sämmtliche Säure wird also als starke gewonnen. Ich will das Verfahren später im
                              Detail beschreiben; an diesem Orte aber, um den Zusammenhang nicht zu unterbrechen,
                              will ich nur bemerken, daß die erste Anlage für das Verfahren ziemlich kostspielig
                              ist, und es auch beim Betriebe große Ueberwachung zu erfordern scheint. Es ist nur
                              in einer Fabrik im Betriebe, an welcher der Erfinder selbst betheiligt ist; seine
                              durch pecuniäre Resultate ausdrückbaren Vortheile müssen doch also nicht so sehr in
                              die Augen springend seyn, trotz der großen Plausibilität des Ganzen, weil sonst wohl
                              eine oder die andere der zwei Dutzend benachbarten Sodafabriken das Patentrecht
                              erworben haben würde.
                           Billigere Construction des Condensationsapparates.
                              – Ueber diesen Punkt kann kein Zweifel herrschen. Man braucht, für gleich
                              gute Condensation, einen weit weniger umfangreichen Apparat bei Muffelöfen als bei
                              Flammöfen. Den Apparat für Muffelöfen habe ich in diesem Journal (Bd. CLXXXVIII S.
                              304 ff.) genau beschrieben.
                           
                           Bei Flammöfen muß man für die Pfannen besondere Steinthürme haben, und für die
                              Röstöfen selbst ein anderes System von Stein- oder Ziegelthürmen. Die
                              letzteren sind zwar an vielen Orten billiger, lassen sich aber nie so vollkommen
                              herstellen wie Steinthürme. Häufig baut man sie bedeutend niedriger als die
                              Pfannenthürme, aber mit mehreren Abtheilungen zum Auf- und Niedersteigen des
                              Gases. Im unteren Theile werden sie meist nicht mit Kohks, sondern mit feuerfesten
                              Steinen gefüllt, weil die Kohks einmal bei der viel größeren Hitze leicht Feuer
                              fangen könnten, und sich außerdem, trotz der Anwendung von Kohks zur Feuerung im
                              Röstofen, leicht mit Ruß und Flugasche vollsetzen. Beide Uebelstände werden durch
                              die neuere Einrichtung der langen Kühlcanäle allerdings bedeutend verringert,
                              indessen der zweite doch nie ganz vermieden. Die Anlage der Condensationsthürme ist
                              also bei Anwendung von Flammöfen jedenfalls kostspieliger als bei Muffelöfen, ganz
                              abgesehen von der noch viel kostspieligeren Einrichtung bei Clapham's Verfahren.
                           Anwendung von Steinkohlen zur Feuerung. – Dieß ist
                              in der That einer der bedeutendsten Vorzüge der Muffelöfen. Wie schon oben bemerkt,
                              ist man bei offenen Röstöfen gezwungen mit Kohks zu feuern, um Ruß und Flugasche
                              möglichst zu vermeiden. Dieß geschieht weniger der Qualität des Glaubersalzes wegen,
                              welches ja in den meisten Fabriken unmittelbar weiter verarbeitet wird, als weil bei
                              Anwendung von Steinkohlenfeuerung, trotz aller Vorcanäle, die Condensationsthürme
                              sich sehr bald durch Ruß und Flugstaub verstopfen würden. Man wäre also öfter zu der
                              ungemein lästigen und zeitraubenden Arbeit des Herausnehmens der alten und
                              Einbringens der neuen Füllung genöthigt. Man braucht auch wohl keine absolut größere
                              Wärmemenge zur Heizung der Muffel, denn obwohl man natürlich einen viel größeren
                              Wärmeeffect von der direct wirkenden Flamme der offenen Oefen gewinnt, so wird dieß
                              doch wieder dadurch aufgewogen, daß die Flamme hier nur auf eine kurze Strecke im
                              Ofen wirkt, während sie in dem Muffelofen einen mehr als doppelt so langen Weg
                              zurücklegt und viel mehr Wärme abgeben kann. In diesem Punkte (billigere Feuerung)
                              scheint der unbestrittenste Vorzug der Muffelöfen zu liegen. Nur sehr wenige
                              Fabriken heizen auch die Flammöfen mit Steinkohle; es kommt wohl in gut geleiteten
                              Fabriken nur dann vor, wenn nicht auf starke Säure gearbeitet wird.
                           Wir können nun zu den Punkten übergehen, worin die Flammöfen den Vorzug zu verdienen scheinen, und zwar zunächst zu der größeren Production an Sulfat. Diese ist ganz
                              unbestreitbar. Die Röstung im Flammofen ist in so kurzer Zeit vollendet, daß man damit so schnell fertig
                              ist, als die nächste Charge in der Pfanne zum Herüberschieben vorgerückt ist. Bei
                              dem Röstofen hingegen muß der Mann an der Pfanne warten, bis der Röster mit seiner
                              Arbeit fertig ist. Die Folge davon ist, daß man bei gleicher Größe der Pfanne eine
                              Mehrproduction von 1/4, 1/3 und selbst noch mehr Sulfat im Flammofen gegen den
                              Muffelofen hat. Man schont dabei auch die Pfanne, welche nicht so viele
                              Temperaturwechsel auszuhalten hat; denn man muß sie abkühlen lassen, wenn der
                              Röstofen noch nicht bereit ist die Charge zu empfangen, weil sie sonst in der Pfanne
                              zu fest werden würde. Das kommt eben bei Flammöfen nicht vor, und man kann daher bei
                              diesen meist viel mehr Sulfat aus einer Pfanne arbeiten, ehe sie zerspringt. Nur auf
                              eine Weise kann man sich bei Muffelöfen darin helfen, wenn man nämlich für eine
                              Pfanne zwei Röstöfen anbringt, wie es die Skizze in Fig. 18 zeigt. Man
                              schiebt hier die Chargen immer abwechselnd in den Röster zur Rechten und in den zur
                              Linken; beide werden dann vollkommen Zeit zur Verarbeitung ihrer Charge haben. Ich
                              halte dieses Hülfsmittel für das beste; es verlangt aber bedeutend mehr Raum,
                              bedeutend mehr Anlagekosten und doppelte Reparaturkosten.
                           In Bezug auf Productionsfähigkeit verdienen also die Flammöfen jedenfalls den
                              Vorzug.
                           Noth entschiedener ist dieß der Fall in Bezug auf Reparaturbedürftigkeit. Hierin liegt in der That der schwächste Punkt der
                              Muffelöfen. Es widerstreitet dem Zwecke der Muffel, sie in sehr solider Weise
                              aufzuführen; denn wenn ihr Mauerwerk zu dick wäre, so würde die Hitze viel zu
                              langsam und unvollkommen durch sie durchdringen. Die dünne Sohle, die vielen
                              Feuerzüge darunter, das dünne Zwischengewölbe – alles das sind
                              Constructionstheile, welche sehr viel schnellerem Verderben ausgesetzt sind, als die
                              solide Sohle und das Gewölbe des Flamm-Röstofens. Dazu kommt noch, daß man
                              irgend erheblichere Reparaturen des inneren (eigentlichen Muffel-) Gewölbes
                              nur dann erst vornehmen kann, wenn man vorher das äußere (Feuer-) Gewölbe
                              entfernt hat, mag dieses reparaturbedürftig seyn oder nicht; der Zwischenraum
                              zwischen beiden muß nothwendigerweise viel zu gering seyn, als daß ein Mann darin
                              arbeiten könnte; anderen Falles würde die Flamme an dem oberen Gewölbe hinstreichen
                              und dem unteren nur wenig Wärme mittheilen. Schon in früheren Jahren war es mithin
                              eine bekannte Thatsache, daß Muffelöfen viel öfter zur Reparatur kamen als
                              Flammöfen. In neuester Zeit hat sich aber das Verhältniß noch zu Ungunsten der
                              Muffelöfen gesteigert, seitdem man nämlich darauf aufmerksam geworden ist, wie
                              häufig aus der Muffel salzsaures Gas in den äußeren Feuerraum gelangt und dann natürlich
                              uncondensirt in den Schornstein entweicht; es wird darüber weiter unten noch Einiges
                              gesagt werden, aber hierher schon gehört die Bemerkung, daß man in Folge davon sehr
                              häufig die Arbeit einstellen und eine Reparatur, resp. sogar einen Umbau vornehmen
                              muß, lange noch ehe das Mauerwerk durch die Hitze zu sehr angegriffen worden
                              ist.
                           Indessen hat man auch wieder in der allerneuesten Zeit es dahin gebracht, den
                              Muffelöfen durch sehr sorgfältigen Bau und Verwendung sehr guten Materiales eine
                              weit größere Dauerhaftigkeit und Gasdichtheit zu geben; in diesem Punkte haben sie
                              sich also den Flammöfen wieder genähert.
                           Größere Sicherheit gegen das Entweichen von Säuredämpfen
                                 direct in den Schornstein. – Wie mehrfach bemerkt, hat man den
                              berührten Uebelstand in den letzten Jahren immer mehr aufgefunden. Die Angaben in
                              den englischen Berichten sind deßhalb nur nominell, denn sie registriren nur was aus
                              dem Condensator, aber nicht was aus dem Schornstein und überhaupt aus anderen Ursachen entweicht.
                              Ein Verlust an Säuredämpfen kann entweder aus der Pfanne oder bei dem Röster
                              stattfinden. In ersterer Beziehung existirt natürlich keine Verschiedenheit zwischen
                              den beiden hier behandelten Arten von Oefen, da ihnen die Pfanne gemeinschaftlich
                              ist, und es wird weiter unten bei der speciellen Beschreibung die Rede davon seyn,
                              wie man diesen Fehler bei der Construction und Einmauerung der Pfanne vermeiden
                              kann. Was dagegen die Röstöfen betrifft, so Verhalten sie sich sehr verschieden. In
                              dem Flammofen geht alles durch den Ofen passirende Gas,
                              sowohl Säure- als Feuerungsgas, durch den Condensator. Nur beim Oeffnen der
                              Arbeitsthüren und beim Ausziehen der Chargen kann etwas Säuregas in den Arbeitsraum
                              gelangen. Allein diese Menge ist sehr unbedeutend und fällt fast immer nur den
                              Arbeitern zur Last, welche deßhalb ihr Möglichstes thun werden, um diese
                              Verlustquelle zu vermindern. Auch kann man durch Gasfänge über den Arbeitsthüren den
                              Gasverlust aus dieser Quelle beinahe auf Null reduciren. Die Gasfänge sollten am
                              besten nicht mit dem Schornstein, sondern mit einem besonderen kleinen Kohksthurme
                              aus Thonröhren (vielleicht 2 Fuß weit und 20 Fuß hoch) in Verbindung stehen. Bei
                              Muffelöfen dagegen wird wohl immer der Zug in dem äußeren Feuerraum stärker als in
                              dem Inneren des Muffelraumes seyn. In Folge davon wird durch den geringsten Riß in
                              dem Gewölbe des Ofens eine, manchmal sehr bedeutende Menge Säuregas in den Feuerraum
                              gelangen und durch den Schornstein entweichen, ohne überhaupt den Condensator zu
                              passiren. Weniger gefährlich sind Risse in der Sohle des Ofens, weil sich diese mit
                              schmelzendem Sulfat ausfüllen und kein Gas durchlassen; freilich kommt es häufig
                              genug vor, daß ganze Ziegeln herausfallen, was natürlich einen großen Verlust
                              veranlaßt. Das Gewölbe dagegen, welches man aus dem oben angegebenen Grunde sehr
                              dünn machen muß, ist dem Reihen um so mehr ausgesetzt. Man kann sich mithin bei
                              Muffelöfen nie der Sicherheit hingeben, sondern muß täglich, am besten mehreremale,
                              den Feuercanal auf freie Säure probiren, indem man z.B. vermittelst eines Aspirators
                              eine bestimmte Luftmenge durch eine kleine Menge destillirten Wassers saugt, diese
                              dann mit einem Tropfen reinen kohlensauren Natrons neutralisirt und nach Zusatz von
                              chromsaurem Kali mit Silberlösung titrirt. Noth einfacher stellt man diese Prüfung
                              in dem Hauptcanale an, welcher sämmtliche Ofenzüge enthält. Findet man hier eine
                              auffällige Menge Salzsäure, so untersucht man die einzelnen Feuerzüge, und macht es
                              so ausfindig welcher einzelne Ofen angefangen hat undicht zu werden. Wenn man in
                              dieser Vorsichtsmaßregel nachläßt, so kann ganz unversehens eine bedeutende Menge
                              Säure entweichen, welche nachher zu Schadenersatz-Ansprüchen Veranlassung
                              gibt. Manche Personen wollen schon aus dem Aussehen des aus der Schornsteinmündung
                              strömenden Rauches, resp. Gases, einen Schluß darauf ziehen, ob Säurenebel darin
                              enthalten ist oder nicht; viel Zuverlässigkeit möchte ich dem, außer bei hohen
                              Graden von Verlust, nicht beimessen.
                           Hochgradigeres Sulfat. – In Folge der höheren
                              Temperatur des Flammofens ist es weit leichter das Sulfat gut abzurosten und das
                              Kochsalz vollkommen zu zersetzen. In Muffelöfen ist es nur dann möglich eine
                              ziemlich vollständige Zersetzung des Kochsalzes zu erreichen, wenn man einen nicht
                              unbedeutenden Ueberschuß von Schwefelsäure anwendet. Will man trotzdem das Sulfat
                              ziemlich neutral haben, so muß man auf das Abrösten lange Zeit verwenden. Bei Oefen
                              mit zwei Muffeln für jede Pfanne kann man das leicht thun.
                           Wie man sieht, sind die in Betracht kommenden Umstände sehr complicirt und es ist
                              häufig nicht ganz leicht, eine Entscheidung: ob Muffelofen oder Flammofen, zu
                              treffen. Ich muß gestehen, daß ich nicht mehr eine so große Vorliebe für Muffelöfen
                              habe, als vor einem Jahre, zur Zeit der Abfassung meines Aufsatzes über Condensation
                              der Salzsäure. Seitdem hat sich eben auf einer Seite der große Uebelstand des
                              leichten Undichtwerdens der Muffeln, und auf der anderen Seite die Möglichkeit eine
                              große Quantität starker Salzsäure selbst aus den Flamm-Röstöfen zu gewinnen,
                              herausgestellt. Ich möchte also meine Ansicht dahin zusammenfassen: Wo man
                              namentlich die Absicht hat, so viel wie möglich starke Salzsäure zu gewinnen, sey es zum Verkauf
                              oder zur Chlorentwickelung, da wende man Muffelöfen an, gebe sich aber Mühe sie sehr
                              sorgfältig zu construiren. Oefen mit doppelter Muffel sind den einfachen wegen ihrer
                              viel größeren Productionsfähigkeit vorzuziehen. Man wird dann auch ein etwas
                              geringeres Anlagecapital für die Condensationseinrichtungen gebrauchen. Man lasse
                              aber nicht ab, täglich die Gasdichtheit der Muffeln in der oben angegebenen Weise zu
                              controliren. Wo es dagegen weniger darauf ankommt, etwas mehr Capital auf die
                              Condensatoren zu verwenden, wo es vielleicht aber mehr darauf ankommt Raum zu
                              sparen, wo man ferner doch nicht alle Salzsäure verwenden kann, oder vielleicht
                              einen Theil derselben gerade in verdünntem Zustande gebraucht (z.B. zur
                              Bicarbonatfabrication oder Schwefel-Regenerirung), da baue man Flammöfen. Man
                              ist dann viel unabhängiger von der Geschicklichkeit des Ofenbauers, und hat zwar
                              mehr Sorgfalt auf den Wasserzufluß zu verwenden, braucht aber nicht zu besorgen, daß
                              man Gasverluste aus dem Röstofen erleide. Ich möchte behaupten, entgegengesetzt dem
                              Schlusse der belgischen Commission und Freycinet's,Auch in Muspratt-Strohmann's Chemie, zweite
                                    Auflage, Bd. IV S. 229 findet sich noch diese, mit irrig scheinende Ansicht
                                    ausgesprochen. Das angeführte Beispiel der Tennant'schen Fabrik in Glasgow spricht eher für das Gegentheil,
                                    denn, wie mit persönlich bekannt ist, muß man hier unaufhörlich an den
                                    Muffelöfen repariren (zwei Oefen stehen immer zur Reparatur bei einer
                                    Gesammtzahl von 17), und trotz der größten Sorgfalt darin kann der
                                    Gasverlust doch nicht vermieden werden. Die Stadt Glasgow hat deßhalb die
                                    Fabrik gegen die Summe von 280,000 Pfd. Sterl. angekauft und die Eigenthümer
                                    verpflichtet, sie nur noch eine kurze Reihe von Jahren zu betreiben, bis
                                    ihre schon angefangene Verlegung nach dem Tyne vollendet werden kann. daß gerade in Fällen wo es auf die möglichste Verhütung alles Säureverlustes
                              ankommt, man mit Flammöfen sicherer als mit Muffelöfen geht, wenn man auch
                              vielleicht nicht so viel starke Salzsäure gewinnt. Man vergleiche übrigens in
                              letzterer Hinsicht noch das später bei Beschreibung von Clapham's Verfahren Gesagte.
                           Ich will mich nun im Folgenden mit der passenden Construction
                                 von Sulfatöfen beschäftigen. Die Pfanne und ihre Einmauerung sind immer
                              dieselbe, welche Art der Röstung man auch vorziehen möge. Der Flammofen ist auch so
                              ungemein einfach, daß es kaum nöthig erscheint, näher auf ihn einzugehen. Dagegen
                              kommt es sehr darauf an, den Muffelofen richtig zu
                              construiren. Ich beschränke mich also im Folgenden darauf, Zeichnungen und
                              Beschreibungen für den letzteren zu geben, wovon der auf die Pfanne bezügliche Theil
                              eben auch für Flammöfen gelten würde.
                           
                           In Fig. 1 bis
                              7 ist ein
                              Ofen mit einfacher Muffel dargestellt, wie ich mich dessen seit einer Reihe von
                              Jahren bedient habe. Fig. 1 ist ein Horizontalschnitt nach ABCD (Fig.
                                 3); Fig.
                                 2 ein solcher nach EFGH; Fig. 3 ein Längsschnitt
                              nach JKLM (Fig. 2); Fig. 4 ein Querschnitt
                              nach NO (Fig. 1); Fig. 5 ein solcher nach
                              PQ (Fig. 3); Fig. 6 ein solcher nach
                              RS (Fig. 3); Fig. 7 ein Aufriß der
                              Vorderseite. Die Maaße sind fast überall eingezeichnet.
                           Man bemerkt zunächst, daß die Pfanne auf einem vielfach durchbrochenen Gewölbe steht,
                              welches besonders in den Figuren 3 und 4 deutlich
                              erscheint. Man sieht auch wie dieses gegen die Außenwand durch einzelne Steine
                              abgesteift ist, namentlich in Fig. 1, wo jedoch die
                              Durchbrechungen des Gewölbes der Deutlichkeit wegen nicht angedeutet und nur die
                              senkrechten Strebemauern gezeichnet sind. Zwischen der Pfanne und dem Gewölbe läßt
                              man einen Spielraum von einigen Zollen. Das aus den Füchsen des Gewölbes
                              hervorbrechende Feuer umspült zunächst die Mitte des Pfannenbodens und geht dann,
                              wie man namentlich aus Fig. 2 sieht, auch um die
                              Seiten herum. Um es nicht nach einer Seite allein hinzulenken, sind in der dünnen
                              Scheidemauer zwei Oeffnungen angebracht, von denen die dem Schornsteine näher
                              liegende kleiner als die andere ist. Es kommt sehr viel darauf an, daß die Pfanne
                              überall gleichmäßig erhitzt werde; jedem Praktiker wird es bekannt seyn, daß man
                              manchmal durch eine Verengerung oder Erweiterung eines Fuchses um einen einzigen
                              Zoll an's Ziel kommt. Selbst genaue Zeichnungen vermögen hier nicht so viel, als der
                              praktische Blick eines erfahrenen Ofenbauers. Ob die Pfanne ungleichmäßig erhitzt
                              werde, kann man leicht daran sehen, daß die Salzmischung darin an einer Seite fest
                              anbäckt, und daß diese Seite dann nach dem Ausräumen stärker glühend erscheint als
                              die anderen Theile der Pfanne. Man kann dann häufig den Fehler noch verbessern. In
                              Fig. 2
                              sieht man übrigens, des besseren Verständnisses halber, die Pfanne und ihre
                              Arbeitsthür punktirt angedeutet; in Wirklichkeit fallen sie über die Ebene der
                              Zeichnung.
                           Die Pfanne ruht theils auf den dünnen Zwischenmauern, theils auf der, oben noch
                              übergekragten Außenmauer auf, und wird ihrerseits wieder von einem Gewölbe
                              überspannt, welches nur 4 1/2 Zoll stark ist. Es spannt sich von der einen
                              Längsseite des Ofens zur anderen, und wird, obwohl die Widerlagsmauer nur sehr
                              schwach ist, doch durch Gußeisenplatten (wovon die vordere in Fig. 7 sichtbar ist) und
                              starke Ankersäulen sicher festgehalten, so daß es von der Pfanne selbst unabhängig
                              ist, und man diese hinein- und herausbringen kann, ohne das Gewölbe und den
                              auf ihm stehenden Säurecanal abzutragen. Auf dem Rande der Pfanne ist dann noch eine ringförmige
                              Mauer aufgeführt, welche oben an das Gewölbe anstoßt, um zu verhindern daß es in den
                              Feuerzug entweicht. Man muß in Beziehung hierauf bei der Einmauerung mit großer
                              Sorgfalt verfahren, und es kommt für einen guten gasdichten Schluß auch sehr viel
                              auf den Bau der Pfanne selbst an. Dr. Smith erörtert diesen Punkt in dem vierten Report p. 46 ff. sehr ausführlich, mit Beifügung von
                              Zeichnungen. Ich gebe aus diesen nur den wesentlichsten Theil, nämlich einen
                              Durchschnitt des obersten Theiles der Seiten, in den beistehenden Skizzen
                              wieder.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 193, S. 474
                              
                           Die bisher weitaus gewöhnlichsten Formen zeigen die Skizzen a und b. Gerade die schlechteste Form a ist die allerverbreitetste. Die Pfanne hat bei dieser
                              Form gar keinen Flantsch, und ruht mit ihrem Oberrande etwa 9 Zoll auf dem,
                              natürlich sich ihrer Rundung anpassenden Mauerwerke auf. Wenn nun entweder die
                              Pfanne selbst oder das Mauerwerk irgend welche Bewegung machen, so entsteht ein
                              Zwischenraum zwischen beiden, durch welchen hindurch Säuredampf aus dem Raum
                              oberhalb der Pfanne in den Feuerzug und von da direct in den Schornstein gesaugt
                              wird. Selbst wenn die Verbindung zwischen Pfanne und Mauerwerk von vorn herein sehr
                              gut gemacht worden ist, und sich auch nicht durch die abwechselnde Erhitzung und
                              Abkühlung des Ofens öffnet, so kann doch ein Riß entstehen, wenn die saure Mischung
                              in der Pfanne über deren Rand herüberkocht, ein sehr häufig eintretender Fall; die
                              siedende Mischung von Schwefelsäure und Salzsäure löst den Mörtel oder Thon auf und
                              bahnt sich einen Weg in den Feuerraum darunter, wohin ihr das saure Gas bald genug
                              nachfolgt.
                           Die Skizze b zeigt schon eine Verbesserung durch den
                              rings um die Pfanne laufenden Flantsch, wodurch die Berührungsfläche zwischen dem
                              Metall und dem Mauerwerk vergrößert und somit deren Verbindung dauerhafter gemacht
                              wird; jedoch bietet auch diese Form durchaus keine Sicherheit dar. Dagegen ist
                              dieses der Fall mit den Formen c und d. Hier ist es ganz unmöglich, daß das Gas sich einen
                              Weg nach dem Feuerraum bahnen sollte. Bei c erhebt sich
                              das Deckgewölbe kegelförmig von dem Rande der Pfanne aus; bei d steigt eine gerade Mauer auf, welche entweder mit einer horizontalen
                              Eisenplatte überdeckt, oder mit einem Gewölbe überspannt ist. Die Form c scheint unzweckmäßig, weil es dabei ganz unmöglich
                              ist, eine gesprungene Pfanne auszuwechseln, ohne das obere Mauerwerk mit allem
                              senkrechten Röhrenwerk abzutragen. Auch wenn man bei der Pfannenform d eine Schlußplatte anwendet, so hat man immer noch die
                              Unannehmlichkeit der Entfernung der senkrechten Thonröhren. Ich finde aber, daß man
                              sehr gut so verfahren kann, wie es in dem einen von mit gezeichneten Ofen
                              veranschaulicht ist, nämlich das Gewölbe über der Pfanne von derselben unabhängig zu
                              machen, und auf dem Pfannenrande eine ringförmige Mauer aufzuführen, welche an das
                              Gewölbe anstößt. Wenn eine Pfanne springt, so braucht man nur die halbziegelige
                              Mauer, welche vom Pfannenrande bis an das Feuer Gewölbe reicht und die Vordermauer
                              einer Seite abzutragen, kann dann die Pfanne an der stets zu diesem Zwecke
                              angebrachten Oese herausziehen und eine neue Pfanne einsetzen, worauf man eine neue
                              Vordermauer baut und auch die dünne Mauer auf dem Flantsche der Pfanne wieder
                              aufführt. Man muß diese freilich so gut wie möglich mit dem Gewölbe verbinden, und
                              in sofern ist nicht solche absolute Sicherheit vorhanden, als wenn das Gewölbe auf
                              dem Pfannenrande selbst aufruht; aber die Verbindung ist doch sehr viel sicherer,
                              als in dem Fall b, da ein Aufschäumen so hoch hinauf
                              nicht leicht eintritt. Die specielle Form der Pfanne findet sich in Fig. 16 und 17 mit den
                              Maaßen gezeichnet. Man sieht, wie der senkrechte Rand an vier Stellen unterbrochen
                              ist, um diese Stellen als Arbeits- oder Ueberschiebe-Oeffnungen zu
                              benutzen.
                           Ganz verschieden von der von mit gezeichneten Art der Einmauerung ist die von Muspratt in seinem Wörterbuche beschriebene und
                              gezeichnete. Hier ist die Pfanne mit einem eisenblechernen domförmigen Deckel
                              versehen, welcher mit einer Ziegelschicht bedeckt ist. Die Flamme streicht erst über
                              diesen Deckel hin, und geht dann erst unter den Boden der Pfanne. Ich habe diese
                              Einrichtung nur an einem Orte in LancashirWie ich höre, ist sie auch an diesem Orte seit einigen Jahren aufgegeben
                                    worden. und in keiner einzigen Fabrik am Tyne gefunden. Ich kann nicht absehen, was
                              für einen Zweck die Erhitzung von oben haben soll, außer vielleicht den, die
                              Stichflamme von dem Boden der Pfanne abzuhalten; dieß wird aber durch das
                              Schutzgewölbe unter dieser ganz ebenso erreicht. Durch die Feuerung von oben wird
                              der ganze Bau viel complicirter, und der schmiedeeiserne Deckel wird jedenfalls
                              immer nur sehr kurze
                              Zeit halten; auch muß die Durchführung des Säureabzugsrohres durch den oberen
                              Feuerraum nicht leicht seyn. Auch in Hofmann's
                              Report of the Juries (1862) ist die Construction mit
                              Oberfeuerung irrigerweise als die herrschende beschrieben. In Lancashire fand ich
                              allerdings in mehreren Fabriken, welche bloß Unterfeuerung hatten, gußeiserne Dome
                              über den Pfannen; am Tyne ist selbst dieß nirgends gebräuchlich. Wenn man sich eben
                              darauf einrichtet, das Deckelgewölbe unabhängig von der Pfanne und somit bleibend zu
                              machen, so liegt kein Grund vor, es anders als aus Mauerwerk zu construiren.
                           Die Figuren 1
                              bis 7 stellen
                              uns den einen Fall dar, wo die Arbeitsthür der Pfanne der Verbindungsthür mit dem
                              Röstofen gerade gegenüber liegt. Die Einfeuerung kann man dabei natürlich von jeder
                              der beiden anderen Seiten machen, am besten aber in der gezeichneten Weise, das
                              heißt auf der den Arbeitsthüren des Röstofens gegenüberliegenden Seite. Häufig muß
                              man jedoch die Arbeitsthür der Pfanne auf dieselbe Seite mit derjenigen des
                              Röstofens verlegen; die sich daraus ergebenden Aenderungen in der Einmauerung der
                              Pfanne sind für jeden Praktiker selbstverständlich. Die Feuerung kommt dann meist an
                              das Ende des Ofens. Wenn man dagegen eine Pfanne mit zwei Röstöfen verbindet, wie es
                              in Figur 18
                              skizzirt ist, so kommt ihre Arbeitsthür nach vorn, auf dieselbe Seite mit den
                              Arbeitsthüren der Oefen, und die Einfeuerung auf die gegenüberliegende
                              (Hinter-) Seite. Wie ich früher ausführte, halte ich es, wenn es nur der Raum
                              gestattet, für das Zweckmäßigste, eine Pfanne mit zwei Muffelöfen zu verbinden.
                           In manchen Fällen muß man die Pfanne, statt an das Ende des Röstofens, an die Mitte
                              seiner Hinterseite verlegen.
                           Ich zeichne auch noch eine mit als praktisch mitgetheilte Construction in Fig. 9 bis 12. Hier hat
                              die Pfanne kein besonderes Feuer, sondern wird durch das verlorene Feuer des
                              Röstofens mit geheizt. Man sieht, wie dasselbe erst unter die Mitte der Pfanne geht,
                              sich alsdann theilt, um die Seiten herumgeht und schließlich wieder in einem
                              Abzugscanale vereinigt abgeleitet wird. Obwohl die Skizze von einer praktisch
                              ausgeführten Ofenzeichnung entnommen ist, würde ich mich doch mit dieser
                              Construction nicht befreunden können. Man muß jedenfalls den Röstofen sehr
                              überhitzen, um Wärme genug für die Pfanne übrig zu haben. Man kann diese dann
                              reguliren, indem man nöthigenfalls einen Theil des Feuers durch den in Fig. 9 vorn
                              sichtbaren directen Canal fortgehen läßt, statt ihn erst unter die Pfanne zu führen;
                              aber unmöglich kann diese Regulirung so leicht als durch ein directes Feuer unter
                              der Pfanne geschehen. Häufigeres Springen derselben dürfte die Folge davon seyn. In keiner einzigen
                              der vielen mit durch Augenschein bekannten Fabriken sind die Pfannen auf die
                              verlorene Feuerung der Röstöfen angewiesen. Allerdings werden die Pfannen bei Huschinsons durch das Feuer je zweier Flammöfen, aber nur
                              von oben, bestrichen; aber die Haupterhitzung
                              geschieht doch durch ein besonderes Feuer unter den
                              Pfannen. Auch in den Jarrow Chemical Works hat jede
                              Pfanne das Feuer eines Flammofens von oben, und ein besonderes Feuer von unten. Wie
                              bemerkt, mischen sich in diesen beiden Fällen alle
                              Säuregase mit Feuergasen, und kann in Folge dessen keine starke Säure erhalten
                              werden. Man verwechsele nicht diesen Fall mit dem vorhin aus Muspratt und Hofmann angeführten, wo das Feuer
                              über den Pfannendom oder Deckel streicht, also eine wirkliche Muffel entsteht.
                           Man bemerke schließlich noch die Gestalt der in Fig. 8 besonders
                              gezeichneten Arbeitsthür der Pfanne. Sie besteht aus zwei getrennten, besonders
                              einzusetzenden Theilen, mit einer kreisförmigen Oeffnung zum Durchgehen des
                              Gezähe-Stieles. Man hebt nur den oberen Theil ab, wenn man das Gezähe
                              ein- oder ausführen will. Den oberen Theil der Thür macht man besser von Blei
                              als von Gußeisen, weil sie sich sehr schnell abnutzt; noch besser ist Schiefer.
                              Manche Fabriken haben sogar nur eine Schiefertafel lose vor die Arbeitsöffnung
                              gestellt, und bewirken den Verschluß bloß durch Dagegenhäufen von Salz, welches
                              übrigens auch bei der Thür Fig. 8 angewendet
                              wird.
                           Die Zersetzungspfannen müssen mit der größten Sorgfalt
                              hergestellt werden. Sie sollen nicht nur häufigen Temperaturwechseln, sondern auch
                              den Angriffen der Schwefelsäure und Salzsäure längeren Widerstand leisten. Die
                              Erfahrung hat gezeigt, welche Eisensorten sich dazu am besten eignen; die beste
                              Mischung wird in England als Fabrikgeheimniß betrachtet, und in Wirklichkeit
                              genießen in England nur zwei Gießereien unweit Liverpool (die eine in St. Helens,
                              die andere in Widnes) das Vertrauen der chemischen Fabrikanten. Sämmtliche am Tyne
                              gebrauchte Pfannen werden von dorther bezogen. Jene beiden Fabriken gießen sie,
                              statt gemauerter Dammgruben, in gußeisernen Schalen mit Lehmverkleidung, und mit
                              vielen Löchern zum Entweichen des Gases, mit dem Boden nach oben, und mit einem
                              verlorenen Gießtopfe von etwa 9 Zoll Durchmesser und 2 Fuß Höhe. Die Stärke der
                              Schalen selbst wird von verschiedenen Fabrikanten verschieden bestellt; an Rande ist
                              sie gewöhnlich 2 Zoll, am Boden aber 4 bis 7 Zoll. Am gebräuchlichsten ist eine
                              Bodenstärke von 5 Zoll, wobei eine Pfanne nach Art der in Fig. 16 und 17
                              gezeichneten etwa 120 Centner wiegen wird.
                           Der Calcinirofen ist stets so eingerichtet, daß das Feuer
                              die Muffel erst von oben
                              bestreicht, und dann unter dem Boden derselben zurückkehrt. Was die Feuerungen
                              selbst betrifft, so können darin die Engländer, wenigstens die englischen chemischen
                              Fabrikanten, viel mehr von den deutschen lernen, als umgekehrt, woran eben gerade
                              die größere Billigkeit des Brennmateriales in England Schuld seyn mag. Ich habe die
                              Feuerungen nur so gezeichnet, wie man sie wirklich in England anwendet, aber die
                              meisten deutschen Fabrikanten werden wohl Treppenroste, Gasfeuerungen u. dgl.
                              vorziehen.
                           Es folge zunächst eine Beschreibung des in Fig. 1 bis 7 gezeichneten Ofens. Das
                              Gewölbe der Muffel ist hinter der Feuerbrücke, wo es von der Stichflamme getroffen
                              wird, einen vollen Ziegel stark und außerdem noch mit 1 1/2 Zoll starken dünnen
                              Ziegeln (split bricks) belegt; diese werden in dem
                              zweiten Drittel der Länge fortgelassen, und das letzte Drittel ist nur einen halben
                              Ziegel stark. Das ganze Gewölbe ist mit einer zolldicken Schicht feuerfesten Thones
                              bedeckt, welcher mit schwacher Sodalauge angefeuchtet ist; dieß geschieht, um sie
                              zum leichteren Fritten zu bringen und die Gasdichtheit des Mauerwerkes zu
                              verstärken. Es braucht wohl kaum erst erwähnt zu werden, daß das Muffelgewölbe aus
                              den besten feuerfesten Steinen, mit möglichst engen Fugen hergestellt und auf das
                              Allersorgfältigste und Festeste gemauert werden muß. Als Gewölbehöhe empfiehlt sich
                              9 bis 10 Zoll; mehr darf man nicht nehmen, weil sonst die strahlende Wärme zu wenig
                              auf die Charge wirkt, und sehr verringern kann man die Höhe nicht, um nicht die
                              Solidität des Gewölbes zu beeinträchtigen. Die verticalen Seiten sind 12 Zoll hoch,
                              so daß vom Scheitel des Gewölbes bis zur Sohle 21 bis 22 Zoll Abstand sind. Das
                              obere Gewölbe ist an der weitesten Stelle einen Fuß von dem Muffelgewölbe entfernt;
                              an der engsten (vorn am Ofen) nur 6 Zoll. Beide Gewölbe stützen sich als Widerlager
                              auf gußeiserne Platten, welche die Außenfläche des Ofens bekleiden und natürlich
                              durch Ankersäulen und Zugstangen zusammengehalten werden. An der Vorderseite nimmt
                              man sie am besten 3 Fuß hoch, wo dann die Arbeitsthür-Oeffnungen in ihnen
                              ausgespart sind; an der Hinterseite genügen 2 Fuß. Auch die Stirnwand der Feuerungen
                              ist am besten so geschützt. Bei den gezeichneten Dimensionen genügen Gußeisenplatten
                              von 1 Zoll Stärke, für jede Längsseite 10 Ankersäulen (vierzöllige
                              Eisenbahnschienen) und Zugstangen von 3/4 Zoll Quadrateisen oder 7/8 Zoll Rundeisen.
                              Das Mauerwerk ist, wie überhaupt bei englischen Oefen, viel schwächer als es in
                              deutschen chemischen Fabriken gebräuchlich ist; die Armirung gewährt doch die
                              nöthige Sicherheit. Die Flamme der beiden Feuerungen zieht sich auch über dem
                              Gewölbe noch durch eine dünne Mauer getrennt hin (sichtbar in Fig. 6, aber nicht
                              gezeichnet in Fig.
                                 3), und vereinigt sich erst am Ende der Muffel, um in mehreren Füchsen
                              herabzufallen. Hier ist auch der Verbindungscanal (gangway) zwischen Pfanne und Röstofen mit seinem Schieber angebracht.
                              Diese Theile des Ofens müssen mit besonderer Sorgfalt gebaut seyn, da er hier der
                              Abnutzung und mithin dem Undichtwerden sehr ausgesetzt ist.
                           Der gangway besteht aus einem Bogen mit darüberliegender
                              Gußeisenplatte; auch seine Seiten werden am besten mit solchen Platten ausgesetzt.
                              Der (gußeiserne) Schieber hat, wie man aus Fig. 3 sieht (wo übrigens
                              seine Kette und Gegengewicht ausgelassen sind, sichtbar in Fig. 7), oben einen
                              vorstehenden Rand, mit welchem er in einen Sandverschluß eingreift. Er nutzt sich
                              natürlich ziemlich schnell ab. Unter dem gangway
                              vereinigen sich die Füchse wieder zu einem einzigen Quercanale (am besten sichtbar
                              in Fig. 1 und
                              3); von da
                              geht das Feuer in sieben engen Canälen unter der Sohle der Muffel wieder nach vorn
                              zurück, vereinigt sich wieder in einem Querzuge und wird dann endlich zum
                              Schornstein abgeführt. Diese Construction ist gewählt, um die Sohle der Muffel aus
                              gewöhnlichen feuerfesten Ziegeln bauen zu können, welche man flach, also nur in 2
                              1/2 Zoll Dicke, anwendet. Noth besser legt man dünne Ziegeln (split bricks) von nur 1 1/4 Zoll Stärke in zwei sich kreuzenden Schichten
                              übereinander. Die Zwischenmauern darf man nicht schwächer als eine Ziegelstärke (9
                              Zoll) nehmen, weil sie sonst zu schnell verbrennen. Die Feuercanäle sind nur 5 Zoll
                              weit, um auf beiden Seiten Auflage für die Ziegeln der Ofensohle zu haben; sie
                              setzen sich nach vorn in Ausräum-Oeffnungen fort, welche für gewöhnlich mit
                              halben Ziegeln versetzt sind. Die Sohle dieser Feuerzüge neigt sich von einem
                              Querzuge nach dem anderen ziemlich stark (Fig. 3), um das Ausräumen
                              zu erleichtern. Man bemerke schließlich noch den seitlichen Ausführungsgang für das
                              Säuregas, welcher dann in die Höhe steigt und sich über der Pfanne mit dem aus
                              dieser emporsteigenden Rohre vereinigt.
                           Manche Fabriken bringen statt dessen ein gußeisernes Rohr an, innen und außen durch
                              Verkleidung mit Ziegeln geschützt, welches von dem inneren Gewölbe durch den oberen
                              Feuerraum und das Außengewölbe geht; aber dieses Rohr wird trotz der Verkleidung
                              schnell zerstört, und kann auch durch seine Volumenänderungen Risse im Muffelgewölbe
                              verursachen.
                           Statt die Ofensohle aus den gewöhnlichen neunzölligen Chamott-Ziegeln zu
                              machen, wenden sehr viele Fabriken Platten von feuerfestem Thon, bis zu 2 Fuß im
                              Quadrat an. Dann verringert sich natürlich die Anzahl der Züge unter der Sohle sehr,
                              und wird in einem Ofen der gezeichneten Größe auf vier reducirt. Ein gutes Beispiel
                              dieser Art ist der im ersten englischen Berichte abgebildete Ofen, welcher in Fig. 13 bis
                              15
                              wiedergegeben worden ist. Man sieht, wie das Feuer erst über das Muffelgewölbe geht,
                              dann nach unten fällt, in zwei Canälen seitlich unter der Ofensohle hinstreicht und
                              in zwei anderen Canälen in der Mitte zurückkehrt. In dem Fig. 9 bis 12 skizzirten Ofen mit
                              drei Zügen läßt sich der Gang des Feuers ohne weitere Erklärung verfolgen. Wenn man
                              Chamottplatten von ganz ausgezeichneter Qualität haben kann, welche
                              Temperaturwechseln sehr gut widerstehen, so ist die Construction in Fig. 13 bis 15 derjenigen
                              in Fig. 1 bis
                              7
                              vorzuziehen, denn die weiteren Züge sind viel leichter auszuräumen. Aber man findet
                              nicht an vielen Orten 2 Fuß lange und breite Chamottplatten von solcher Güte, daß
                              sie nicht springen, wenn rothglühend, wie sie nach dem Ausziehen einer calcinirten
                              Charge sind, ein verhältnißmäßig kalter Brei von Säure, Salz und Bisulfat aus der
                              Pfanne auf sie gebracht wird.
                           Den Ziegelsohlen schadet dieses gar nichts. Die viel geringere Anzahl der Fugen bei
                              den Plattensohlen gibt eine größere Garantie der Gasdichtheit; dieß hat jedoch nicht
                              viel zu sagen, weil einmal das auf der Sohle befindliche Sulfat selbst einen
                              einfachen Ziegelboden sehr gut schützt, und man zweitens einen ganz tadellosen
                              Schluß erzielen kann, wenn man, wie oben bemerkt, die Ofensohle aus zwei sich
                              kreuzenden Schichten von Halbziegeln (9 × 5 × 1 1/4 Zoll)
                              herstellt.
                           
                        
                           Clapham's Verfahren zur Condensation der
                                 Salzsäure.
                           Ich habe oben dieses Verfahren berührt, wo ich erwähnte, daß man bei Anwendung
                              desselben es auch mit Flammofenröstern erreichen kann, ausschließlich starke Säure
                              zu produciren. In der That ist der Vortheil dabei noch größer als es je bei den
                              Muffelröstern der Fall ist; denn auch bei der besten Condensation und Muffelöfen
                              kann man es unmöglich vermeiden, in den Waschthürmen etwas Säure zu verlieren, was
                              außerdem eine große Menge Wasser kostet. Man könnte dieß eben nur dann verhindern,
                              wenn man auch hier, nach Clapham, die schwache Säure zum Speisen der eigentlichen
                              Condensatoren verwendete, aber Niemand wird es einfallen, dieß bei Muffelöfen zu
                              thun, da man ja dann gerade ebenso gut die einfacheren Flammöfen anwenden kann.
                           Am Schlusse meines Aufsatzes über die Condensation der Salzsäure in Sodafabriken
                              (dieses Journal Bd. CLXXXVIII S. 322) wies ich schon auf das Clapham'sche Verfahren hin, welches zu Walker unweit Newcastle in Betrieb
                              ist. Ich habe keinen Grund zu widerrufen, was ich dort sagte, nämlich daß die
                              praktische Ausführung des Verfahrens große Schwierigkeiten hat und dasselbe meines Wissens nur
                              in einer einzigen Fabrik (an welcher der Erfinder selbst betheiligt ist) in
                              Ausführung steht. Ich habe inzwischen jene Fabrik besucht und mit dabei die
                              Ueberzeugung verschafft, daß das Verfahren allerdings in der Praxis sehr gut wirkt;
                              doch ist freilich die erste Einrichtung sehr kostspielig, und dieß sowohl, als auch
                              vielleicht hohe Forderungen des Patentträgers, haben bis jetzt seine weitere
                              Verbreitung gehindert. Ganz und gar abgeschnitten würde diese seyn, wenn es sich
                              bestätigen sollte, daß in einer oder der anderen Fabrik das Flammofengas, auch ohne
                              Aufpumpen von schwacher Säure, bloß durch starke Vorkühlung, vollständig zu starker
                              Säure condensirt wird. Wenn sich dieses durch längere Erfahrungen bestätigt, ohne
                              daß dadurch die Vollständigkeit der Kondensation beeinträchtigt würde, so werde ich
                              nicht verfehlen den Lesern dieses Journales Mittheilung darüber zu machen.
                              Inzwischen wird aber Manchem eine Beschreibung des Clapham'schen Apparates nicht unwillkommen seyn. Für diejenigen, welche
                              sich näher dafür interessiren, bemerke ich, daß der vierte englische Bericht (Report of the Inspector under the Alkali Act) eine Reihe
                              von Zeichnungen und Plänen enthält, welche sich auf den besprochenen Apparat
                              beziehen. Dort sind auch folgende Angaben eines der Besitzer der betreffenden Fabrik
                              angeführt:
                           
                              
                                 „1) Der totale Vor-Kühlraum für Gas beträgt 244 Kubikfuß für jede in 24
                                    Stunden zersetzte Tonne Salz;
                                 
                              
                                 2) der totale Condensationsraum
                                    beträgt 1190 Kubikfuß für dieselbe Einheit;
                                 
                              
                                 3) der einzige Ort, wo Wasser angewendet wird, ist in den
                                    Ofencondensatoren Nr. 3 und 4; die schwache Säure von diesen wird nach oben
                                    gepumpt, um den Pfannen-Condensator Nr. 1 und die
                                    Ofen-Condensatoren Nr. 1 und 2 zu speisen; man gebraucht daher bei
                                    dieser Arbeitsmethode nur 570 Gallons (= 2582 Liter) Wasser per Tonne Salz in 24 Stunden, während bei dem
                                    gewöhnlichen Verfahren die vierfache Menge Wasser gebraucht
                                    wird.“
                                 
                              
                           
                              „Die Stärke der erzeugten starken Säure ist 25° Twaddle (1,125
                                 spec. Gew.) und es läuft überhaupt gar keine schwache Säure unbenutzt
                                 fort.“
                              
                           
                              „Die Condensation wird ohne Schwierigkeit ausgeführt, da das System
                                 überhaupt gar keine Verbindung mit einem Schornstein hat; Alles ist mithin dem
                                 Blicke frei ausgesetzt, und wenn ein Fehler vorfiele, wüßte er sofort entdeckt
                                 werden.“
                              
                           
                           
                              
                                               Dimensionen:
                                 
                                 
                              
                                 Pfannen-Condensator Nr. I
                                 65' 0'' × 8' 6'' × 6' 3''
                                 
                              
                                 Ofen-Condensatoren Nr. 1 und 2
                                 50' 6'' × 6' 2'' × 5' 2''
                                 
                              
                                     „            „        
                                    Nr. 3 und 4
                                 34' 0'' × 4' 6'' × 4' 6''
                                 
                              
                           
                              „Der nöthige Zug wird durch die vollkommene Verdichtung des Gases in den
                                 Condensatoren hervorgebracht.“
                              
                           
                              „Die Pfanne ist überwölbt, und an einer Seite ein Loch über der Pfanne zum
                                 Chargiren mit Salz gelassen; oben darüber ist eine Cisterne mit dem Maaße der
                                 Säure für je eine Charge; das Einlaufloch wird mit Salz geschlossen und
                                 überschüttet. Auf der anderen Seite ist eine Oeffnung mit einem Register, welche
                                 in den Röstofen führt; wenn Salz und Säure in dem richtigen Zustande sind, wird
                                 das Register gehoben und die Mischung aus der Pfanne in den Röstofen gekrückt,
                                 worauf der Schieber geschlossen wird.“
                              
                           
                              „Das Gas aus der Pfanne ist leicht zu behandeln, da es ganz kalt ist im
                                 Verhältniß zu dem aus den Röstern kommenden; es geht direct von der Pfanne in
                                 den Condensator. Es kann auf keine Art und Weise in den directen Feuerzug
                                 gelangen, da die Pfanne mit einem breiten Flantsch auf dem Mauerwerk aufruht;
                                 das während des Ueberkrückens aus der Pfanne in den Röstofen entweichende Gas
                                 geht in den Ofen-Condensator.“
                              
                           Es sollen nun einige Einzelheiten über das System, wie es in Walker am Tyne
                              ausgeführt ist, angeführt werden. Man sieht schon aus dem obigen Citate, daß nur
                              zwei der „Ofenthürme“ (Roaster
                                 condensers) mit Wasser gespeist werden. Dieß sind die Thürme, welche die Gase zuletzt zu passiren haben. Man halte fest: das Pfannengas geht in zwei Condensatoren (aus
                              Steinplatten), in welchen es vollständig absorbirt wird; gespeist werden diese mit
                              schwacher Säure von den Ofenthürmen 3 und 4. Das Ofengas
                              geht erst in die beiden Ofenthürme 1 und 3, welche auch mit schwacher Säure von den
                              Ofenthürmen 3 und 4 gespeist werden, und dann in diese letzteren selbst, welche eben
                              mit frischem Wasser gespeist werden. Die am Fuße der Thürme ankommende Säure wird
                              von den Pfannenthürmen und den Ofenthürmen 1 und 2 gemeinsam als starke Säure in 3 Steinkästen von
                              je 14 Fuß Länge und 8 Fuß Breite aufgefangen, und sämmtlich zur Chlorbereitung
                              verwendet. Die aus den Ofenthürmen 3 und 4 ablaufende Säure dagegen zeigt nur wenige
                              Grade, und wird in folgender Weise behandelt: Sie läuft durch ein beiden Thürmen
                              gemeinsames Thonrohr in vier steinerne Sammelcisternen von je 6 Fuß Länge und 4 Fuß
                              Breite, in welchen sie sich schon etwas abkühlt. Man kann vermittelst Thonhähnen jede Cisterne für
                              sich allein füllen oder ablassen, und ermöglicht dadurch regelmäßigere Abkühlung.
                              Das allen Cisternen gemeinschaftliche thönerne Ablaufrohr spaltet sich, zur
                              Vermehrung der kühlenden Oberfläche, in zwei Röhren, welche dann durch einen
                              Wassertrog von 40 Fuß Länge und 11/2 Fuß Breite laufen, mit dessen Hülfe die Säure
                              beliebig abgekühlt werden kann. Dieß ist eben die Bedingung für das Gelingen des
                              Verfahrens, weil außerdem die darauf folgenden, mit Gutta-percha
                              ausgekleideten Apparate überhaupt gar nicht in brauchbarem Zustande zu erhalten
                              wären. Aus demselben Grunde sind auch die oben erwähnten Cisternen und eine
                              bedeutende freie Länge der Leitungsröhren vorgesehen (über 150 laufende Fuß, außer
                              den 80 Fuß im Kühltroge).
                           Die hinreichend abgekühlte Säure wird nun periodisch in zwei liegende Cylinder von
                              Gußeisen (5 Fuß lang, 3 Fuß Durchmesser) gelassen, welche inwendig mit
                              Gutta-percha ausgekleidet sind, so daß das Metall mit der Säure überhaupt
                              nicht in Berührung steht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 193, S. 483
                              Die Cylinder sind folgendermaßen construirt. Der Cylindermantel und der eine
                                 Boden sind aus einem Stücke gegossen; das offene Ende ist mit einem Flantsch
                                 versehen. In diesen Körper ist ein eng anliegender ganz ähnlicher Cylinder von
                                 Gutta-percha, ebenfalls mit Boden und Flantsch, ohne alle Nuthe,
                                 eingelegt. Das offene Ende wird nun mit einer Platte von Gutta-percha,
                                 und diese wieder mit einer Gußeisenplatte bedeckt, welche letztere durch
                                 Schraubenbolzen an den Flantsch des ersten Gußstückes angepreßt wird. Auf der
                                 beistehenden Skizze ist das Eisen schräg, die Gutta-percha gerade
                                 schraffirt angedeutet.
                              
                           Sobald ein Cylinder voll ist, wird er durch einen Hahn abgeschlossen, und nun durch
                              eine Luftpumpe comprimirte Luft darein geblasen, welche den flüssigen Inhalt des
                              Cylinders durch ein Steigrohr in die Höhe treibt. Einer der Cylinder bedient die
                              Pfannenthürme, der andere die Ofenthürme 1 und 2. Auf der Höhe der Thürme befinden
                              sich wieder mit Gutta-percha ausgekleidete Behälter, welche wie gewöhnlich
                              zum Berieseln der Thürme dienen. Die Anordnung dieser Druckcylinder ist genau
                              dieselbe wie diejenige der Schwefelsäure Cylinder bei der Anwendung von Gay-Lussac's Thürmen, und in der That dient in
                              Walker dieselbe Luftpumpe für beide Zwecke. Der einzige Unterschied ist der, daß für
                              Salzsäure statt des Bleies eine Auskleidung mit Gutta-percha gewählt werden muß, was
                              natürlich eine sorgfältige Abkühlung nothwendig macht.
                           Man findet eine besondere Annehmlichkeit dieses Systemes darin, daß sich das sehr mit
                              schwimmenden Körpern (Laub u. dgl.) verunreinigte Wasser des Tyne-Flusses in
                              den Wasserthürmen filtrirt, und die mit schwacher Säure gespeisten Thürme also nie
                              an Verstopfung der Vertheilungsröhren leiden.
                           Das ganze System steht mit einem Schornstein gar nicht in Verbindung. Wie schon oben
                              in dem Citate angedeutet, genügt die Verdünnung der Luft in den
                              Condensationsthürmen, in Folge der Absorption der Salzsäure, um in den Flammöfen den
                              nöthigen Zug hervorzubringen. Die Verbindung mit der Atmosphäre wird einzig und
                              allein durch je ein 12 Zoll weites Thonrohr auf der Spitze der Ofenthürme
                              hervorgebracht, und es wurde mit von Hrn. Clapham
                              versichert, daß sich selbst dieses zum großen Theile verschließen lasse, ohne
                              Nachtheil für den Ofengang.
                           Es sey übrigens hier bemerkt, daß die Fabrik in Walker drei Sulfatöfen und eine
                              Wochenproduction von etwa 150 Tonnen Sulfat hat. Durch das Wegfallen der Verbindung
                              mit dem Schornstein ist eine bedeutende Quelle von Säureverlust vermieden.
                           Clapham's Verfahren scheint allerdings zwei Probleme zu
                              lösen, welche sonst nur einzeln für sich mit Leichtigkeit zu bewältigen sind,
                              nämlich: 1) möglichst vollständige Condensation des Salzsäuregases aus Flammöfen und
                              2) Gewinnung von ausschließlich starker Säure aus denselben. Jedoch ist die
                              Einrichtung kostspielig und fortwährender Ueberwachung bedürftig. Dieser Vorwurf
                              fällt ganz fort, wenn man die schwachen Thürme so hoch anlegen kann, daß ihre Säure
                              unmittelbar in die starken Thürme abfließen kann. Dieß ist in der That in einer
                              englischen Fabrik der Fall, welche die schwachen Thürme auf einem Hügel von
                              Sodarückstand stehen hat. Aber eben nur unter solchen ausnahmsweisen
                              Niveauverhältnissen ist diese unstreitig vollkommenste
                              Condensator-Einrichtung leicht thunlich.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
