| Titel: | Ueber die Reindarstellung des Indiums; von Heinrich Rößler und Carl Wolf. | 
| Autor: | Heinrich Rößler , Carl Wolf | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. CXVII., S. 488 | 
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                        CXVII.
                        Ueber die Reindarstellung des Indiums; von
                           Heinrich Rößler und Carl Wolf.
                        Rößler und Wolf, über Reindarstellung des Indiums.
                        
                     
                        
                           Alle Methoden, welche bisher zur Gewinnung und Reindarstellung des Indiums angegeben
                              wurden, sind viel zu umständlich und kostspielig, um größere Mengen dieses Metalles
                              vortheilhaft darzustellen. Nach diesen Methoden werden besonders Eisen und Blei nur
                              durch sehr umständliche Manipulationen von dem Indium getrennt. Ganz besondere
                              Schwierigkeiten aber machte die zuletzt nothwendige Reduction des Oxyds in
                              Wasserstoff, wobei immer bedeutende Verluste stattfanden und kleine Mengen von
                              Eisenoxyd das Zusammengehen der Metallkügelchen verhinderten. Meyer gibt in seiner Dissertation (Göttingen 1868) einen Weg zur
                              quantitativen Trennung des Indiums von Eisen durch Cyankalium an, der indeß kaum zur
                              Darstellung des Metalles in größeren Mengen geeignet seyn dürfte. Die Art, wie Winkler das Indiumoxyd mit Natrium reducirt, ist weder
                              glatt, noch werden sich dabei bedeutende Verluste vermeiden lassen.
                           Es ist eigenthümlich, daß die Fällbarkeit des Indiums durch Zink aus seinen Lösungen
                              im metallischen Zustande, insbesondere zur Trennung desselben von Eisen und zur
                              Reduction des Oxyds noch nicht ausgenutzt worden ist, während diese Fällbarkeit doch
                              bei anderen Metallen vielfach zu demselben Zwecke in Anwendung ist, und auch Schrötter eine fractionirte Fällung durch Zink bei der
                              Darstellung von Indium aus Blende angewendet hat.
                           Das Indium fällt aus der sauren Lösung seines Oxyds durch Zink vollkommen und frei
                              von Eisen und Zink, und zwar in compactem, dichtem Zustande, so daß es sich mit Leichtigkeit und ohne
                              Verlust zur Metallkugel zusammenschmelzen läßt. Wie bekannt, steht das Indium in der
                              elektrischen Reihe zwischen Cadmium und Zinn. Durch Cadmium kann das Indium in der
                              That gefällt werden; es geschieht dieß jedoch so langsam und das gefällte Metall
                              hängt sich so fest an das Cadmium an, daß sich dieses Metall nicht mit Vortheil zur
                              Fällung verwenden läßt. Durch Zink aber fällt das Indium auch aus stark saurer
                              Lösung in der Kälte, und zwar bei Gegenwart von viel Zink schnell und vollkommen,
                              und frei von Eisen und Zink. Das Indium setzt sich als dichter fester Ueberzug auf
                              die Zinkstangen und läßt sich leicht davon ablösen, nachdem die saure Lösung längere
                              Zeit das Zink unter dem Ueberzug weggelöst hat. Erhitzt man stark bei der Fällung,
                              so setzt sich der Ueberzug so fest auf das Zink, daß er nicht vollkommen
                              loszubringen ist, ohne Zinktheile mit abzutrennen. Dieses Verhalten des Metalles ist
                              sehr charakteristisch. Die negativeren Metalle: Kupfer, Blei, Zinn, welche beim
                              Ausfällen aus der gemeinschaftlichen Lösung zuerst gefällt werden, bilden ein
                              schweres dunkles Pulver, das sich am Boden des Fällgefäßes absetzt; das Indium
                              bildet weißglänzende Metallschuppen und das positivere Cadmium endlich, welches
                              zuletzt ausgefällt wird, schwimmt in leichten hellgrauen Flocken in der Lösung
                              herum. Beim Fällen der Metalle aus der gemeinsamen Lösung, wie man sie bei
                              Behandlung des Rückstandes vom Freiberger Zink erhält, läßt sich sehr gut beobachten
                              wie die verschiedenen Metalle der Reihe nach fallen, wenn sich auch darauf
                              keineswegs eine scharfe Trennung gründen läßt.
                           Das Freiberger Zink, welches zur Darstellung des Indiums stets noch das geeignetste
                              Material bildet, ist durchaus nicht immer gleichmäßig zusammengesetzt. Blei ist
                              unter den verunreinigenden Metallen stets vorwiegend; seine Menge beträgt über ein
                              ganzes Procent des Zinkes. Von den anderen Beimengungen war in einer Partie das
                              Cadmium am stärksten vertreten, während Kupfer und Zinn ganz zurücktraten, wogegen
                              in einer anderen Partie wieder die letzteren Metalle in größerer Menge auftraten als
                              das Cadmium. Arsen bleibt bei dem Auflösen des Zinkes in Salzsäure nur wenig zurück.
                              Die Menge des Indiums schwankt ebenfalls sehr bedeutend.
                           Die zuletzt aufgelöste Partie Zink gab, nachdem sie mit überschüssigem Zink einige
                              Zeit gekocht war, einen Rückstand von circa 2 1/2 Proc.
                              vom Gewichte des Zinkes. Fast die Hälfte desselben bestand aus basischem Chlorzink
                              mit basischem Eisensalz. Der metallische Theil betrug 1,53 Proc. und war wie folgt
                              zusammengesetzt:
                           
                           
                              
                                 Blei
                                 1,36 Proc.
                                 
                              
                                 Zinn
                                 0,02    „
                                 
                              
                                 Cadmium
                                 0,13    „
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,004  „
                                 
                              
                                 Indium
                                 0,015  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1,529 Proc.
                                 
                              
                           Die Methode, welche wir jetzt zur Gewinnung des Indiums aus dem Zinkrückstande
                              anwenden, ist kurz folgende:
                           Das erste Erforderniß ist, die große Menge Blei wegzuschaffen, was am leichtesten
                              geschieht, indem man den ganzen Schlamm mit concentrirter Schwefelsäure kocht, bis
                              er vollkommen weiß geworden ist. Im Kleinen kann dieß in einem Glaskolben, im Großen
                              am besten in einem gußeisernen Scheidekesselchen ausgeführt werden. Allzugroßen
                              Ueberschuß von Schwefelsäure vermeide man; einiger Ueberschuß aber ist für die
                              folgende Behandlung keineswegs schädlich, und würde es deßhalb keinen Zweck haben,
                              die Schwefelsäure zu verrauchen. Die Masse wird nach und nach in heiße Schwefelsäure
                              eingetragen, wobei zuerst Salzsäure, dann Schwefelwasserstoff und zuletzt schweflige
                              Säure entweicht; auch scheidet sich Schwefel ab, wahrscheinlich durch Zersetzung der
                              beiden letztgenannten Gase. Die ganze weiße Masse wird in Wasser gegossen und
                              einigemal mit heißem Wasser ausgelaugt. Die erhaltenen Lösungen werden vereinigt und
                              am besten nochmals mit Zink ausgefällt (bei größeren Mengen mit gewöhnlichem, da man
                              eine zu große Menge des chemisch reinen brauchen würde), und man erhält dann
                              sämmtliche Metalle mit einer nur noch geringen Menge Blei. Die Fällung erfolgt aus
                              stark saurer Lösung vollständig und rasch, wenn man einen großen Ueberschuß von Zink
                              anwendet und eine beständige lebhafte Wasserstoffentwickelung unterhält. Eisen und
                              Zink bleiben fast vollständig in der Lösung. Der Niederschlag, welcher mit Ammoniak
                              in einer Probe der Lösung entsteht, darf keine Reaction auf Indium mehr geben. Der
                              Metallschlamm wird in starker Salpetersäure gelöst; die meiste Salpetersäure wird
                              verdampft; die Lösung wird dann verdünnt und mit Schwefelsäure versetzt, wodurch
                              sich das Zinnoxyd und das meiste schwefelsaure Bleioxyd rasch absetzen.
                           Man versetzt nun die Lösung mit Ammoniak, wodurch man einen weißen Niederschlag von
                              Indiumoxyd erhält, der nur noch geringe Mengen von Eisen und Blei enthält, während
                              Cadmium und etwa noch vorhandenes Zink in der Lösung bleiben. Wenn viel Cadmium
                              vorhanden ist, thut man gut, den Niederschlag nochmals in Salzsäure zu lösen und die
                              Fällung zu wiederholen, da sonst leicht etwas Cadmium zurückgehalten wird.
                           
                           Der weiße Niederschlag wird in Salzsäure im Ueberschuß gelöst, und in die stark saure
                              Lösung werden Zinkstangen gestellt. In wenigen Stunden ist sämmtliches Indium in
                              dicken compacten Ueberzügen von schön weißer Farbe auf dem Zink ausgeschieden und
                              kann leicht abgelöst und mit dem Finger zusammengedrückt werden. Um die letzten
                              Spuren von Blei aus dem Metall zu entfernen, muß man dasselbe nochmals in
                              concentrirter Schwefelsäure lösen und die verdünnte filtrirte Lösung abermals durch
                              Zink fällen.
                           Das gefällte Metall wird getrocknet und in geschmolzenes Cyankalium eingetragen, noch
                              besser aber unter siedendem Oel zusammengeschmolzen, was sehr leicht und ohne
                              erheblichen Verlust von Statten geht. Man erhält rein weiße und äußerst welche
                              Könige, die sich sowohl in Salpetersäure als in Schwefelsäure klar lösen und nach
                              dem Ausfällen durch Ammoniak nichts Fremdartiges in der Lösung zurücklassen.
                           Eine eigentlich praktische Anwendung für das Indium Metall hat sich bis jetzt noch
                              nicht gefunden; es ist eine solche natürlich auch nur in dem Maaße möglich, als man
                              dasselbe einfacher und billiger darzustellen lernt.