| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. , S. 88 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Verwendung von sogenanntem Hartgummi für Maschinentheile; von
                              Professor O. Beylich.
                           Der gehärtete Kautschuk, welcher besonders zur Fabrication von Kämmen, aber auch zur
                              Herstellung noch zahlreicher anderer Gebrauchsartikel, ausgedehnte Anwendung findet,
                              hat sich auch als Material für gewisse Maschinentheile ausgezeichnet bewährt.
                           Ein mit befreundeter, intelligenter Fabrikant von NähmaschinenHerr Klug in Hildburghausen, dessen Nähmaschinen
                                    vereinfachten Singer'schen Systemes durch
                                    gelungene Construction, gediegene Ausführung und besonders auch durch ihren
                                    mäßigen Preis – mit gußeisernem Tisch und verschiedenem Zubehör für
                                    specielle Arbeiten beträgt derselbe bei eleganter Ausstattung 36 Thlr.
                                    – sich auszeichnen und alle Empfehlung verdienen. verarbeitet dasselbe seit einem Jahre mit dem befriedigendsten Erfolge.
                              Derselbe fertigt daraus gerade solche Theile, welche bei Verwendung von Metallen der
                              Abnutzung durch Anfressen am stärksten ausgesetzt sind, wie namentlich die
                              Curvenscheiben zum Treiben der Nadelstange, auch die schnell laufenden Zahnräder
                              etc. Bei gehöriger Schmierung zeigt sich das Material äußerst dauerhaft, und auch
                              die sich darauf reibenden Metalltheile conserviren sich sehr gut. In einem Falle war
                              ein in gecurvtem Schlitze laufender halbharter stählerner Zapfen mehrere Monate lang
                              gar nicht geschmiert worden, wornach zwar der Zapfen, nicht aber der kautschukne
                              Theil mit dem Schlitze, eine Abnutzung zeigte.
                           Das günstige Verhalten dieses Materiales in Bezug auf Abnutzung durch Reibung,
                              scheint wohl begreiflich, wenn man bedenkt, wie dieser Stoff eine gewisse
                              Aehnlichkeit mit Lignum sanctum besitzt, das sich z.B. für Spurplatten
                              und Lagerfutter so vorzüglich eignet. Diese Masse ist aber zudem vollkommen homogen,
                              was bei Holz nie der Fall ist.
                           Noch ist zu erwähnen, daß der gehärtete Kautschuk jede Bearbeitung, wie Feilen,
                              Abdrehen, Gewindeinschneiden von Radzähnen etc. ohne Schwierigkeit bewerkstelligen
                              läßt, und daß nicht jedes Fabricat für die hier in Rede stehenden Zwecke gleich gut
                              brauchbar ist. Der Kautschuk soll nicht allzu hart, sondern noch merklich elastisch
                              seyn, von gleicher Sorte wie sie für Kämme taugt.
                           Das Rohmaterial wird von den Fabriken in jeder gewünschten Form, z.B. von Platten,
                              Cylindern etc., selbst auch nach Modellen geliefert, und ist in einfachen Formen zu
                              1 Thlr. 5 Sgr. pro Zollpfund von der Firma: Fonrobert und Reimann in
                              Berlin zu beziehen. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, Mai 1869, S.
                              158.)
                           
                        
                           Verbesserung in der Magnetfabrication; mitgetheilt von F. Dietlen in Klagenfurt.
                           Diese Verbesserung besteht darin, daß man die Magnete bei ihrer Herstellung bloß an der Fläche, die den Anker anzieht, hart läßt.
                              Dadurch sollen zweierlei Vortheile erreicht werden; einmal soll der Magnet immer
                              gleich stark bleiben, sodann soll er leicht eine ziemlich starke Zugkraft annehmen,
                              da der übrige welche Theil leicht in magnetische Schwingungen versetzt werden kann,
                              die sich in dem kurzen glasharten Theile concentriren. Beim Magnetisiren selbst wird
                              der gehärtete Stahlmagnet auf einen kräftigen Elektromagnet gestellt, und von der
                              Biegung aus an beiden Seiten von oben herabgestrichen. Durch dieses Verfahren können
                              einfache Lamellen von 18 Millimeter Breite und 5 Millimeter Dicke zu 3 Pfd.
                              constanter Tragkraft gebracht werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr.
                              25.)
                           
                        
                           Neuer Polarisator; von Jamin.
                           In der Sitzung der Pariser Akademie vom 1. Februar d. I. zeigte Jamin einen nach seiner Angabe von H. Soleil
                              verfertigten neuen Polarisator vor. Derselbe besteht aus einem parallelepipedischen
                              Trog von Glas, gefüllt mit Schwefelkohlenstoff, in welchem eine sehr dünne
                              Kalkspathlamelle unter zweckmäßiger Neigung aufgestellt ist. Jeder natürliche
                              Lichtstrahl wird in dem Kalkspath in zwei andere zerlegt, einen ordentlichen und
                              einen außerordentlichen; allein da der Index des letzteren Strahles geringer ist als
                              der des Schwefelkohlenstoffes, so wird er total reflectirt und bloß der ordentliche
                              Strahl, polarisirt in der Einfallsebene, geht durch den Trog.
                           Dieser Apparat ersetzt das Nicol'sche Prisma in allen
                              seinen Anwendungen vollständig; er gewährt ein großes Gesichtsfeld, und da er nur
                              eine sehr dünne Kalkspathplatte erfordert, ist er auch nicht kostspielig. (Comptes rendus, t. LXVIII p.
                              221.)
                           
                        
                           Legirungen für Klingeln.
                           Seit einiger Zeit wird eine bestimmte Sorte Klingeln sehr geschätzt und zwar wegen
                              ihrer hellen, dem Neusilber sehr nahe kommenden Farbe, sowie wegen ihres hohen,
                              hellen und dabei angenehmen Tones; in Folge dieser Vorzüge wird ihr Ursprung sowie
                              ihre innere Beschaffenheit sehr geheim gehalten. Sie sollen aus Schlesien kommen. Um
                              nun deren Zusammensetzung zu ermitteln, unternahm Chemiker G. E. Lichtenberger in
                              Dresden (Dresdener Gewerbevereins-Zeitung) die Analyse mehrerer Stücke von
                              verschiedener Größe:
                           I. einer größeren Hausglocke,
                           II. einer kleineren Klingel,
                           III. einer Schelle zu Schlittengeschirren und endlich zum
                              Vergleich
                           IV. einer gewöhnlichen gelben Klingel.
                           
                           Es ergab sich dabei, daß die sämmtlichen Proben nur aus Kupfer und Zinn bestanden und
                              zwar im Mittel in folgenden Verhältnissen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 =
                                 83,22
                                 83,09
                                 84,50
                                 79,90
                                 
                              
                                 Zinn
                                 =
                                 16,76
                                 16,80
                                 15,42
                                 20,03
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 99,98
                                 99,89
                                 99,92
                                 99,93
                                 
                              
                           Es fragt sich nun, ob diese Legirungen etwas Neues sind oder ob man sie in irgend
                              einer Form schon kannte. Die nächste Uebereinstimmung damit zeigt unter allen zu
                              diesem Zwecke aufgesuchten Angaben über Kupfer-Zinn-Legirungen eine
                              solche von 86 Proc. Kupfer und 14 Proc. Zinn, welche als belgisches Lagermetall für
                              schwer belastete Achsen angeführt wurde. Noch bekannter ist die Legirung im
                              Verhältnis von 80 Proc. Kupfer und 20 Proc. Zinn. Ueber die erstere, im Verhältniß
                              von 83 Proc. Kupfer auf 17 Proc. Zinn findet sich dagegen noch keine Angabe, und
                              gerade diese ist es, welche in entsprechender Weise dünn und hart gegossen, dann
                              äußerlich glatt abgedreht, die so gesuchten Glocken bildet. Dazu zeigt sich noch,
                              daß die zu Nr. III der stärkerwandigen Schelle benutzte Legirung etwas mehr Kupfer
                              enthält, daß sie also zäher ist, und scheint somit bei der Herstellung aller
                              ähnlichen Gegenstände in der Fabrik, aus welcher Nr. I-III gleichzeitig
                              stammen, eine ganz genau berechnete Eintheilung getroffen zu seyn. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1869, Nr. 24.)
                           
                        
                           Das Mineral-Schmieröl aus West-Virginien.
                           Das westvirginische Schmieröl, welches auf der letzten Pariser
                              Welt-Ausstellung so vielen Beifall fand, hat seitdem eine ausgedehnte
                              Verbreitung gefunden.
                           Die natürlichen Eigenschaften des Mineralöles machen dasselbe bekanntlich ganz
                              besonders zu Schmiermitteln geeignet, wenn es fett und haltbar genug ist, um als
                              solches zu dienen. Dieser Anforderung entspricht nun vollkommen das Oel der vor etwa
                              vier Jahren in Westvirginien entdeckten Quellen. Dasselbe ist specifisch bedeutend
                              schwerer als gewöhnliches Erdöl, 0,87–0,9; das mittlere specifische Gewicht
                              ist 0,885 und es genügt dieses für ein brauchbares gutes Schmieröl. Dieses Oel wird
                              nur in Tiefen bis zu 400 Fuß gewonnen; in größerer Tiefe erhält man bloß leichtes
                              Oel, welches zum Schmieren untauglich ist. Das gute schwere Oel wird, nachdem es
                              durch ein einfaches Filter vom gröbsten Schmutz gereinigt worden, in große Behälter
                              (tanks) gebracht, worin es unter gelinder Erwärmung
                              mittelst Dampf (bis 70° C.) oft monatelang ruht, bis sich aller Schlamm,
                              Wasser etc. abgesetzt hat; dabei gehen zugleich die leichtflüchtigen Theile des
                              Oeles ab. Dann wird es in Fässer abgezogen, erfordert aber nach der Ankunft in
                              Europa immer noch eine Reinigung.
                           Das leichte Oel wird theils zur Darstellung von Brennöl mittelst Destillation, theils
                              zur Fabrication künstlichen Schmieröles verwendet. In
                              welchem Betrage Letzteres geschieht, ist daraus ersichtlich, daß die ganze
                              Production echten Schmieröles nicht den dritten Theil von dem beträgt, was auf den
                              Markt kommt. Diese Fälschungen sind bereits so zahlreich, daß die Oelcompagnien in
                              einer deßhalb zu Parkersburg abgehaltenen Versammlung eine öffentliche Warnung zu
                              erlassen beschlossen, der wir entnehmen, daß das Oel von den Quellen stets ächt und
                              unverfälscht verschickt und erst in den Handelsplätzen, namentlich in Cincinatti,
                              Cleveland, Pittsburg, Parkersburg, Baltimore und New-York gefälscht wird.
                              Dieses geschieht durch Beimischung von rohem Petroleum, Petroleum-Rückständen
                              oder Paraffinöl. Die Farbe und das sonstige Aussehen des Oeles wird dadurch nicht
                              verändert, so daß es selbst für einen Sachverständigen schwer ist, Fälschungen zu
                              erkennen. Bei der Anwendung sind diese gefälschten Oele jedoch sofort an dem
                              Warmlaufen der Maschinen und dem Geruch zu erkennen. Es kommt deßhalb beim Bezuge
                              solchen Oeles wesentlich auf die Quelle an, von der man es erhält.
                           Die Güte des Schmieröles und die Fälschungen desselben erkennt man:
                           1) an dem specifischen Gewicht;
                           2) an dem Geruch;
                           3) an der Verdampfungsfähigkeit und
                           4) an dem Widerstand gegen Kälte.
                           Die gefälschten Oele sind meist leichter als 0,88; man hat daher, um zu täuschen, das Oel durch Rückstände
                              möglichst dick gemacht. Eine Partie solchen Oeles ist erst kürzlich in einem
                              deutschen Hafen angekommen; selbstverständlich ist dasselbe noch weniger brauchbar
                              als dünnes Oel, nicht einmal als Wagenschmiere nimmt man es gern; die sehr leichten
                              Schmieröle, wie z.B. Solaröl Nr. 0 sind mit rohem Petroleum, dem die flüchtigsten
                              Bestandtheile entzogen sind, gemischt und können schon am schärferen Geruch erkannt
                              werden, noch besser aber an der leichten Verdampfungsfähigkeit. Nach einer
                              Untersuchung des Hrn. Dr. Hallwachs in DarmstadtPolytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXIX S. 83. entwickelt die schwerste Sorte Vulcan-Oel schon bei 100° C.
                              entzündliche Dämpfe, und die gewöhnlich gebrauchte Sorte schon bei 64°,
                              während nach der unten folgenden Untersuchung echtes Oel erst bei 350° C.
                              anfängt in großer Masse überzugehen und bis 150° C. noch nicht einmal 3 Proc.
                              durch Dämpfen verliert. Diese Feuerbeständigkeit ist natürlich von großem Werth, da
                              mit ihr auch die Haltbarkeit zusammenhängt. Feuergefährlich ist ferner das
                              virginische Oel überhaupt nicht. Das mit Petroleum-Rückständen vermischte Oel
                              ist durch Erniedrigung der Temperatur leicht zu erkennen; manches stockt schon bei +
                              10° und wird erst bei 15–160 recht flüssig; alle aber erstarren
                              sicher, wenn sie unter 0° erkaltet werden. Echtes Oel dagegen bleibt selbst
                              bei – 30° noch flüssig, wie Ingenieur Reuß
                              in St. Petersburg constatirt hat.
                           Bemerkenswerth ist neben der Feuerbeständigkeit der geringe Rückstand, welchen echtes
                              Oel hinterläßt, während er bei gefälschtem sehr bedeutend ist.
                           Im nieder-österreichischen Gewerbeverein zu Wien
                              ist kürzlich in Folge einer sehr gründlichen Untersuchung, welcher das echte
                              westvirginische Schmieröl unterworfen wurde, ein Bericht über dasselbe erstattet
                              worden, welchen wir des allgemeinen Interesses wegen, den die Sache hat, hier folgen
                              lassen. Das Oel war von den HHrn. Wirth u. Comp. in Frankfurt a. M., welche directe Verbindungen mit
                              Westvirginien unterhalten, bezogen und lieferte nur 3,2 Proc. Kohks, welche beim
                              Verbrennen 0,006 Proc Asche hinterließen. Mit diesem Ergebnisse der
                              wissenschaftlichen Untersuchung stimmte denn auch die praktisch-mechanische
                              vollkommen überein und es sind damit auch die höchst widersprechenden Urtheile
                              erklärt, welche über anscheinend ein- und dasselbe Oel da und dort gefällt
                              werden.
                           
                              Gutachten der Abtheilung für Chemie und Physik über ein
                                    von den Herren Wirth und Comp. in Frankfurt a. M. zur Prüfung vorgelegtes
                                    Maschinenöl aus West-Virginien.
                              Die grünlich-braun undurchsichtige Flüssigkeit von der Consistenz eines
                                 dicken Oeles und von schwachem Steinölgeruche zeigt bei 140 R. eine Dichte von
                                 0,885, welche also genau der angegebenen entspricht.
                              Mit Wasser abgekocht, ertheilt es diesem keine saure Reaction, wodurch sich das
                                 Oel als völlig frei von jeder Mineralsäure erweist. Kocht man das Oel über
                                 schwacher Aetzlauge, so verschwindet die alkalische Reaction der wässerigen
                                 Flüssigkeit nur dann, wenn sie bloß mit einer äußerst geringen Alkalimenge
                                 versetzt wird.
                              Nach diesem Verhalten kann das betrachtete Oel keine nennenswerthe Menge eines
                                 harzartigen Körpers saurer Natur enthalten.
                              Beim Verbrennen hinterläßt dieses Oel so gut wie keinen Rückstand, und die nicht
                                 mehr als 6/1000 Procente betragende Asche besteht aus Eisenoxyd.
                              Wird dieses Maschinenöl erhitzt, so tritt circa bei
                                 100° C. Aufschäumen unter geringer Dampfentwickelung ein, und die trübe
                                 Flüssigkeit klärt sich. Stärker erwärmt, gehen allerdings fortwährend Dämpfe
                                 weg, allein selbst bis auf 150° C. erhitzt, beträgt die hierbei
                                 verflüchtigte Oelmenge noch nicht volle 3 Procente. Die Verdampfung der
                                 Hauptmenge des Oeles findet erst in verhältnißmäßig hoher Temperatur statt.
                              In der folgenden kleinen Tabelle sind die Resultate, welche 50 Gramme dieses
                                 Oeles bei der Destillation gaben, zusammengestellt.
                              
                              
                                 
                                    Verdampfungs-Temperaturin Graden
                                       Celsius.
                                    Abdestillirt
                                    Specifisches Gewichtdes
                                       Destillates.
                                    
                                 
                                    
                                    in Grammen.
                                    in Procenten.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    bis  100
                                            0,6
                                            1,2
                                    
                                    
                                    
                                 
                                       von 100   „  
                                       150
                                            0,8
                                            1,6
                                    
                                    
                                    
                                 
                                         „  
                                       150   „   300
                                            5,55
                                          11,1
                                    
                                        0,836
                                    
                                 
                                         „  
                                       300   „   350
                                            2,15
                                            4,3
                                    
                                        0,853
                                    
                                 
                                            über
                                       350          Kohks
                                          39,3        1,6
                                          78,6        3,2
                                    
                                       
                                       
                                     I. 0,843II. 0,835
                                    
                                 
                              Man sieht daraus, was besonders hervorzuheben wichtig erscheint, daß volle 4/5
                                 Theile – genau 81,8 Proc. – des Oeles eine Temperatur von selbst
                                 350° C. ertragen, ohne verflüchtigt zu werden.
                              Setzt man das Schmieröl längere Zeit einer Temperatur von 100° C. aus, so
                                 tritt keine Abnahme seines Flüssigkeitsgrades ein, und es verharzt sich
                                 nicht.
                              Vergleicht und erwägt man alle diese erörterten und nachgewiesenen Eigenschaften
                                 des in Rede stehenden Maschinenöles, als:
                              daß es säurefrei,
                              sowie frei von allen Mineralstoffen,
                              daß eine namhafte Verflüchtigung seiner Bestandtheile erst in
                                 verhältnißmäßig hoher Temperatur vor sich geht, sowie,
                              daß es auch in der Wärme seine Flüssigkeit nicht ändert,
                              so kann man mit Recht behaupten, daß dieses virginische
                                 Maschinenöl völlig als Schmieröl geeignet ist, und daß es allen an ein solches gestellten billigen Anforderungen entspricht.
                              
                           
                              Gutachten der Abtheilung für
                                    Mechanik.
                              Die Versuche wurden an einer Maschine mit conischer Spindel, deren Durchmesser 1
                                 1/8 W. Zoll hatte, von ungehärtetem Gußstahl gemacht. Lager-Tiefe 7/8 W.
                                 Zoll von eingesetztem Gußeisen. Die Spindel hatte per Minute eine Umdrehungszahl 1700.
                              Während einer Arbeitsdauer von 14 Tagen, täglich 10 Stunden bei einer Temperatur
                                 von 12-13° R. im Arbeitslocale wurden mit einem Schmierapparate
                                 von Civilingenieur J. Munk 15/16 Loth von diesem
                                 Schmieröle verbraucht.
                              Während dieser 14 Tage wurden weder Spindel noch Lager und Maschine geputzt, und
                                 es zeigte sich weder eine Verdichtung noch Verflüchtigung des
                                 Schmiermittels.
                              Auch wird constatirt, daß weder Lager noch Spindel auf irgend eine Weise
                                 angegriffen wurden, und merklich kühlend einwirkten.
                              
                           
                        
                           Ueber die Selbstentzündlichkeit mit Leinölfirniß getränkter
                              Papiere; von Eugen Dieterich, techn. Leiter der chem.
                              Fabrik für präparirte Papiere von Jul. Schäfer in
                              Dresden.
                           Bekanntlich ist der Proceß des Eintrocknens von Oelen und Firnissen der einer
                              Oxydation; weniger bekannt dürfte seyn, welche bedeutende Temperaturerhöhung
                              gleichzeitig damit verbunden ist. Ich machte diese Erfahrung gelegentlich eines
                              Mißfalles, den ich bei der Fabrication von Bauspapier erlebte. An Bauspapier wird
                              nämlich die Forderung gestellt, daß dasselbe so weit geölt ist, um völlig
                              durchsichtig zu seyn, daß es aber auch Bleifeder wie Tusche und Wasserfarbe gut
                              annimmt. Besonders um der letzteren Anforderung zu genügen, kann nur ein
                              austrocknendes Oel oder Firniß, und dieses nur in verdünntem Zustande verwendet
                              werden. Meine Herstellungsmethode ist folgende: Man verdünnt 1 Theil gewöhnlichen,
                              mit Bleioxyd gekochten Leinölfirniß mit 2 1/2-3 Theilen Benzin, je nachdem
                              der Papierstoff mehr oder weniger Oel erfordert, erwärmt das Gemisch in
                              aufrechtstehenden und gutschließenden Blechkästen mittelst Dampf auf 60-700
                              C. und setzt nun 3-5 Ries Papier auf einmal ein. Die Oellösung muß dabei mindestens 3 Hand hoch das
                              Papier überdecken. Es entsteht sofort durch das Entweichen der im Papier
                              befindlichen Luft ein förmliches Kochen, welches anhält, so lange noch eine Stelle
                              Papier ungetränkt ist, und kann dieser Proceß abgekürzt werden, wenn man dem Oele
                              das Eindringen durch Spalten des Papierstoßes mittelst eines Holzspatels
                              erleichtert. Das Papier wird dann unter einer scharfen Presse vom überschüssigen
                              Oele befreit und in einzelnen Bogen auf dem Dampftische getrocknet, resp. das Benzin
                              verjagt. Ich lasse gewöhnlich von 5 Personen diese Operation ausführen, zwei legen
                              auf und zwei nehmen ab; letztere haben den strengsten Befehl, den trockenen Bogen
                              erst in der Hand erkalten zu lassen, ehe derselbe mit anderen trockenen vereinigt
                              wird; sind circa 12 trockene Bogen fertig, so werden
                              dieselben von der Arbeitskraft Nr. 5 als Lage auf Stäbchen aufgehangen und dem
                              Luftzutritte ausgesetzt. Geschieht dieß nämlich nicht sogleich und solches Papier
                              bleibt nur eine Stunde auf einander liegen, so entzündet es sich von selbst. Ich
                              habe leider einmal diese Erfahrung gemacht und glaubt, das Feuer sey durch
                              Unvorsichtigkeit der Leute entstanden; überzeugte mich aber später, als ich, um die
                              Qualität eines frisch bereiteten Papieres zu prüfen, mit der Hand in das Innere
                              eines Stoßes fuhr, von der wahren Ursache dadurch, daß ich mit die Hand verbrannte
                              und mit bereits der Rauch in's Gesicht stieg. Eigenthümlich dabei ist ein Dunst, der
                              sich beim Aufhängen solcher Papiere bemerklich macht. Derselbe reizt, wie Senföl,
                              auf das Unerträglichste zu Thränen, riecht ähnlich wie Raps, bringt aber noch
                              obendrein heftigen Schwindel und Kopfweh hervor. Möglich, daß diese Gase denen
                              analog sind, welche das Kochen von Leinölfirniß so unangenehm machen, nur hier durch
                              die oft colossale Fläche von Tausenden von Quadratfußen Firnißfläche dem
                              entsprechend concentrirter wirken.
                           Zur Erklärung der heftigen Einwirkung der Luft auf den Firniß dürften folgende Data
                              genügen. Ein Ries Seidenpapier gewöhnlicher Größe (sog. Sub. Regal) beansprucht zum
                              Präpariren 1 1/2 Pfd. Firniß und hat eine Fläche von 2281 1/2 Quadratfuß Leipziger
                              Maaß. Da die Luft, resp. deren Sauerstoff von beiden Seiten des Papieres auf den
                              Firniß einwirkt, so ist letzterer (1 1/2 Pfd.) auf einer Fläche von 4563 Quadratfuß
                              vertheilt. Da das Papier nur theilweise getränkt ist, so besitzt es Porosität genug,
                              um auch noch in seinem Inneren eine Einwirkung der Luft zu gestatten. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
                              Pharmacie, 1869, Bd. XVIII S. 401.)
                           
                        
                           Versuche in Betreff der Explosionsgefahr beim Transport von
                              Zündhütchen.
                           Nachdem unsere Eisenbahn- und in letzter Zeit der Beförderung von Zündhütchen vielfach Schwierigkeiten in den Weg gelegt
                              hatten, satz die Handelskammer von Birmingham sich
                              veranlaßt die Nichtigkeit des erhobenen Einwandes der Explosionsgefährlichkeit durch
                              eine Reihe von Experimenten darzuthun. Im Ganzen wurden neun Versuche angestellt,
                              welche die bei denselben anwesenden Vertreter der Regierung, der
                              Versicherungs- und Eisenbahngesellschaften vollständig befriedigten. So
                              wurden unter Anderem 50,000 Zündhütchen in der gewöhnlichen Verpackung, einer
                              Holzkiste, in einen Schmelzofen geworfen: das Holz brannte allmählich weg, aber
                              nicht die geringste Explosion erfolgte. Dann wurden Papierpackete mit je 5000 Stück
                              Zündhütchen unter eine Eisenmasse von 1 Centner Gewicht gebracht und letztere aus
                              einer Höhe von 12 Fuß auf dieselben fallen gelassen; aber auch hier fand keine
                              Explosion statt, obwohl die Zündhütchen des einen Packetes in Baumwolle verpackt
                              waren, und obwohl sie sämmtlich platt geschlagen wurden. Das letzte Experiment
                              bestand darin, daß zwei hölzerne Packkisten mit je 50,000 Stück Zündhütchen an dem
                              Buffer einer Locomotive befestigt wurden, und daß die Locomotive mit einer
                              Schnelligkeit von 12 englischen Meilen per Stunde gegen
                              einige Güterwagen anfuhr Die Kisten wurden vollständig zertrümmert, die Zündhütchen
                              flogen nach allen Richtungen auseinander, aber nur einzelne explodirten. Das
                              Ergebniß der Versuche wurde, wie gesagt, als ein vollkommener Beweis für die
                              Nichtexplodirungsfähigkeit von Zündhütchen angesehen, wenn sie in Massen aufeinander
                              gepackt sind. (Augsburger Allgemeine Zeitung.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Fabrication der Sicherheitsstreichhölzchen; von H.
                              Howse in London.
                           Bekanntlich sind schon viele Feuersbrünste und sonstige Unglücksfälle durch
                              Streichzündhölzchen entstanden, welche sorglos zur Erde geworfen werden in dem
                              Glauben, daß sie, nachdem ihre Flamme erloschen ist, nachdem sie also
                              „ausgegangen“ sind, unschädlich jenen, während sie in
                              Wahrheit jede leichte und trockene Substanz recht gut in Brand setzen können, indem
                              die Holzstückchen beim Wegwerfen eine dazu genügend hohe Temperatur besitzen, wenn
                              sie auch keine Flamme mehr haben.
                           H. Howse hat sich vor Kurzem ein Verfahren zur Fabrication
                              von Zündhölzchen patentiren lassen, welches darin besteht, die Hölzchen vor dem
                              Tauchen mit einer Lösung eines der im Nachstehenden angeführten Salze zu
                              imprägniren, da diese Substanzen die Eigenschaft besitzen, zu verhindern daß das
                              Holz nach dem Erlöschen der Flamme weiter brennt oder fortglimmt und verkohlt, ohne
                              gleichzeitig die Entzündlichkeit der Streichhölzchen zu beeinträchtigen, und auf
                              diese Weise die Unfälle zu verhüten, welche die Hölzchen verursachen können, wenn
                              sie nach dem Ausgehen der Flamme weggeworfen werden.
                           Ganz zweckentsprechend und vortheilhaft in Bezug auf das Material fand Howse den Alaun; es gibt aber
                              noch andere Salze, welche dieselben Eigenschaften haben und deren Anwendung
                              ebenfalls zum Ziele führt, so z.B. schwefelsaure Magnesia
                              (Bittersalz), wolframsaures Natron, kieselsaures Natron
                              (Natron-Wasserglas), borsaures, schwefelsaures,
                                 phosphorsaures Ammoniak, Salmiak und schwefelsaures
                                 Zinkoxyd (unter diesen gibt Howse dem
                              wolframsauren oder dem kieselsauren, borsauren, schwefelsauren und phosphorsauren
                              Natron den Vorzug).
                           In eine starke Lösung von einem dieser Salze oder einem beliebigen Gemenge derselben
                              werden die Hölzchen vor dem Tauchen so lange eingeweicht, bis sie davon ganz
                              durchdrungen sind; darauf läßt man sie abtropfen, trocknet sie scharf und behandelt
                              sie schließlich in der gewöhnlichen Weise.
                           Die zum Einweichen erforderliche Zeit ist je nach dem angewendeten Salze und der
                              Menge des zu behandelnden Holzes verschieden; indessen läßt sich als allgemeine
                              Regel aufstellen, daß die Hölzchen in einer kalten und gesättigten Lösung der
                              genannten Salze etwa 48 Stunden verweilen müssen.
                           Die in dieser Weise behandelten Zündhölzchen fangen und brennen ebenso gut als die
                              gewöhnlichen; sobald aber die Flamme erloschen oder ausgeblasen ist, wird das
                              Hölzchen schwarz und ist durchaus unschädlich. (Armengaud's
                              Génie industriel, Mai 1869, S. 264.)
                           
                        
                           Higgin's Darstellung von
                              Anilinschwarz.
                           James Higgin, Chemiker in Birmingham, will (nach seinem in
                              England genommenen Patent) das salzsaure Anilin, welches sich als das geeignetste
                              Anilinsalz für die Erzeugung von Anilinschwarz erwiesen hat, anstatt durch directes
                              Zusammenbringen von Anilin mit Salzsäure, dadurch darstellen, daß er auf das Anilin
                              die Chlorverbindung eines geeigneten Metalles einwirken läßt, wodurch salzsaures
                              Anilin ohne überschüssige Säure erhalten wird. Die zweckmäßigsten Chlorverbindungen
                              sind nach Higgin Eisenchlorid und Chromchlorid, und zwar
                              werden bei Anwendung des ersteren auf 100 Maaßtheile käufliches Anilin je nach
                              dessen Sättigungsvermögen 250-280 Maaßtheile einer wässerigen Lösung von
                              Eisenchlorid genommen, deren Eisengehalt einem Gehalt von 12 Thln. Eisenoxyd in 100
                              Thln. Flüssigkeit entspricht. Bei Anwendung von Chromchlorid werden auf 100
                              Maaßtheile käufliches Anilin 400-450 Maaßtheile einer wässerigen
                              Chromchloridlösung von 50° Twaddle (= 1,250 specifisches Gewicht, = 30
                              1/2° Baumé) genommen. Zur Darstellung von Anilinschwarz empfiehlt Higgin anstatt des Schwefelkupfers Schwefelcyankupfer,
                              welches in verdünnten Säuren unlöslich ist, durch das salzsaure Anilin nicht gelöst
                              und in Gegenwart von chlorsaurem Kali nicht oxydirt wird, bevor die Farbe gedruckt
                              und getrocknet ist. Das Schwefelcyankupfer wird dargestellt, indem 2 Thle.
                              krystallisirter Kupfervitriol und 3 Thle. krystallisirter Eisenvitriol in Wasser
                              gelöst werden und hierzu so lange eine Losung von Schwefelcyankalium gesetzt wird,
                              als sich ein weißer Niederschlag bildet. Nachdem dieser Niederschlag sich abgesetzt hat,
                              gießt man die klare Flüssigkeit ab, setzt mit Salzsäure oder Schwefelsäure
                              angesäuertes kochendes Wasser zu dem Niederschlage, rührt gut um, läßt absetzen und
                              gießt dann die klare Flüssigkeit ab. Dieß wird so lange wiederholt, bis der
                              Niederschlag vollständig weiß geworden ist, worauf er auf einem Filter abgetropft
                              wird, bis 1 Liter des Teiges 3 1/2 Pfund wiegt. Mit diesem Teig und den obigen
                              Chlorverbindungen stellt nun Higgin Anilinschwarz als
                              Druckfarbe nach einer der beiden folgenden Vorschriften dar:
                           I. 5 3/4 Pints1 Pint = 1/8 Gallon = 0,57 Liter = 1/2 Quart. Wasser und
                           1 1/4 Pfund Stärke
                           werden gekocht und dazu
                           8 Unzen16 Unzen = 1 Pfd. gepulvertes chlorsaures Kali
                           gesetzt. Wenn die Masse ziemlich abgekühlt ist, setzt man
                           33 Unzen Eisenchloridlösung
                           von dem oben angegebenen Gehalte, nach vollständigem
                              Abkühlen
                           12 Unzen käufliches Anilin
                           und nach gutem Umrühren
                           1 3/4 Unzen von dem teigigen Schwefelcyankupfer
                           zu; dann mischt man gut und läßt abtropfen, die Farbe ist nun
                              gebrauchsfertig. Hat das Anilin das durchschnittliche Sättigungsvermögen, so ist
                              kein Ueberschuß von Eisenchlorid vorhanden.
                           II. Auf
                           1 1/4 Pfund Stärke werden
                           5 Pints Wasser
                           genommen, und zwar wird die Stärke zuerst mit ein wenig Wasser
                              angemacht, dann werden
                           1 3/4 Unzen Schwefelcyankupfer
                           und das übrige Wasser zugesetzt und gekocht. Während des
                              Abkühlens werden
                           8 Unzen chlorsaures Kali
                           und, wenn die Masse fast vollständig kalt ist,
                           12 Unzen käufliches Anilin mit
                           54 Unzen Chromchloridlösung von 500 Twaddle (30 1/2°
                              Baumé)
                           zugesetzt. Dann wird auf 38° C. erwärmt, bis sich alles
                              Anilin gelöst hat, gut umgerührt und abtropfen gelassen, worauf die Farbe zum
                              Gebrauche fertig ist.
                           Eine gute Druckfarbe für Anilinschwarz läßt sich auch mit dem gewöhnlichen salzsauren
                              Anilin und Schwefelcyankupfer darstellen, indem man
                           1 1/4 Pfund Stärke und
                           1 Gallon (4,5 Liter) Wasser
                           anwendet, die Stärke zuerst mit etwas Wasser anmacht,
                           1 3/4 Unzen der Schwefelcyanverbindung
                           zusetzt, darauf das übrige Wasser dazu gibt und kocht, beim
                              Abkühlen
                           8 Unzen chlorsaures Kali
                           und bei fast vollständigem Erkalten
                           16 Unzen salzsaures Anilin
                           zusetzt und abtropfen läßt. (Mechanics'
                                 Magazine, April 1869, S. 243; deutsche Industriezeitung, Nr. 16.)
                           
                        
                           Verfahren, das Leder lichtgrün zu färben.
                           Das gegenwärtig so beliebte lichtgrüne Leder wird nach dem Moniteur de la teinture gefärbt wie folgt:
                           Mit Hülfe einer Bürste oder eines Schwammes trägt man eine Lösung des grünen
                              Farbstoffes auf, welche man sich durch Vermischen von
                           
                              
                                 100 Grammen
                                 Jodgrün in Teigform,
                                 
                              
                                     5      „
                                 Schwefelsäure,
                                 
                              
                                   10      „
                                 Pikrinsäure und
                                 
                              
                                   25   Litern
                                 
                                    Wasser
                                    
                                 
                              
                           hergestellt hat.
                           
                           Selbstverständlich muß das Leder wie zu jeder anderen Färberei sauber vorbereitet
                              seyn. Die Flüssigkeit muß kalt und darf höchstens lauwarm seyn. Man erzeugt die
                              verschiedenen Intensitätsgrade durch zwei-, drei-, viermal auf
                              einander folgendes gleichmäßiges Färben. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr.
                              11.)
                           
                        
                           Neues Verfahren zum Bleichen der Schmuckfedern; von Viol und Duflot.
                           Dieses Verfahren ist vollkommen neu und gestattet sogar schwarze Strauß- und
                              Geierfedern zu bleichen und ihnen dadurch einen viel höheren Preis zu geben.
                           Das Verfahren ist folgendes. Man läßt die Federn 3-4 Stunden lang in einer
                              lauwarmen verdünnten Auflösung von doppelt-chromsaurem
                                 Kali, welcher man eine geringe Quantität Salpetersäure zugefügt hat.
                           Nach dieser Zeit haben die Federn eine grünliche Färbung angenommen. Die Ursache
                              derselben ist, daß die Federn in Folge der Zersetzung der freien Chromsäure –
                              welche durch die Einwirkung von Salpetersäure auf das Chromsalz entsteht –
                              und der Einwirkung des dabei frei werdenden Sauerstoffes gebleicht werden. Das
                              gleichzeitig aus der Chromsäure bei der Reduction entstehende Chromoxyd lagert sich
                              aber auf der Feder ab und färbt sie grünlich.
                           Um das niedergeschlagene Chromoxyd fortzunehmen, bringt man die Federn in eine
                              verdünnte Auflösung von schwefliger Säure. Diese nimmt
                              das Chromoxyd vollkommen fort, indem sich schwefelsaures Chromoxydul bildet. Die
                              Federn werden in Folge dieser Behandlung vollkommen weiß und können nun als weiße
                              Federn direct Verwendung finden oder in jeder beliebigen Farbe gefärbt werden.
                           Zu beachten ist noch, daß man die angewendete Lösung von chromsaurem Kali nicht zu
                              stark ansetze und ebenso nicht zu viel Salpetersäure zufüge. Besonders mit dem
                              Zusatz der letzteren muß man sehr vorsichtig seyn. Am besten verwendet man eine
                              Salpetersäure, welche weder raucht noch gelb ist, denn eine solche enthält
                              salpetrige Säure und könnte schädlich (gelb färbend) auf die Federn einwirken.
                              Besonders die Fahnen der Federn müssen sehr schonend behandelt werden. (Nach dem Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei
                              etc., 1869, Nr. 11.)
                           
                        
                           Vorschrift zu einer Holzbeize; mitgetheilt von F. Dietlen in Klagenfurt.
                           Gleiche Theile doppelt-chromsaures Kali und Oxalsäure werden in Wasser
                              aufgelöst; je concentrirter die Lösung ist, desto dunkler
                              wird die Farbe des gebeizten Holzes. Sobald die Gasentwickelung aufhört, ist die
                              Beize fertig und immer zum Gebrauch bereit. Wird durch einmaliges Ueberfahren des
                              geschliffenen Gegenstandes die gewünschte Dunkelheit der Farbe noch nicht erreicht,
                              so wird solches wiederholt. Das Abschleifen des gebeizten Holzes geschieht besser
                              mit feinem Schmirgelpapier als mit Bimsstein, da die feinen Masern des Holzes besser
                              hervortreten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 24.)
                           
                        
                           Explosion durch Ammoniakgas.
                           Am 18. Februar d. J. erfolgte dieselbe in der chemischen Fabrik der HHrn. Kunheim u. Comp. in Berlin in
                              einem gußeisernen Gefäße, in welchem Ammoniakgas über freiem Feuer aus einer
                              breiartigen Flüssigkeit entwickelt wird. Seit länger als zwanzig Jahren ist eine
                              größere Anzahl derartiger Apparate in stetigem Betriebe, ohne daß ein ähnlicher
                              Unfall bisher vorgekommen ist. Bei allem Schaden, welcher an dem Apparate selbst, an
                              dem Gebäude, in welchem er stand, und an in der Nähe befindlichen Producten
                              verursacht wurde, ist doch zum Glücke keine Verletzung eines Menschen zu bedauern,
                              obgleich die Sprengstücke weit umherflogen und viele Arbeiter in der Umgebung
                              beschäftigt waren.
                           
                           Die Untersuchung, zu welcher Schreiber Dieses bald nach der Explosion Gelegenheit
                              hatte, ergab Folgendes:
                           Der zerstörte Apparat war ein Cylinder von 6 Fuß (1,88 Met.) Durchmesser und 4 1/2
                              Fuß (1,41) Met. Höhe, bei 13/16 Zoll (20 Millim.) mittlerer ziemlich gleichförmiger
                              Wandstärke. Das Gußeisen, vor vier Jahren aus der königl. Gießerei in Berlin
                              hervorgegangen, zeigte einen fast durchweg gesunden Bruch. Der obere etwa dritte
                              – Theil des Gefäßes war weggeschleudert, während der untere Theil mit etwa
                              2000 Pfd. Flüssigkeit unversehrt und ohne auch nur, dem sich aus der
                              stehengebliebenen Einmauerung ergebenden Anscheine nach, im Moment der Explosion
                              angehoben worden zu seyn, stehen geblieben war. Vor der Explosion war das Gefäß mit
                              4000 Pfd. Flüssigkeit beladen. Sowohl der fehlende Theil derselben als auch die
                              centnerschweren Bruchstücke waren hauptsächlich nach einer Seite hin geworfen worden. An der entgegengesetzten Seite
                              unmittelbar über dem ursprünglichen Niveau befand sich die Mündung eines mit einem
                              Hahnverschlusse versehenen 3zölligen (78 Millim.) Rohres. Den Kegel, welcher mit
                              einem Schraubenverschlusse nicht versehen war, fand man aus seinem Sitze
                              herausgehoben, dagegen alle anderen Hähne verschlossen.
                              Der die Aufsicht habende Arbeiter hatte vergessen, das Gasabführungsrohr zu öffnen,
                              und darin war unzweifelhaft die erste Ursache der Explosion zu suchen.
                           In dem ganzen Thatbestande jedoch glaubte ich wieder eine Bestätigung der Kayser'schen Ansicht und die Gültigkeit derselben auch
                              für andere Luftarten als Wasserdampf zu finden.
                           Wenn auch durch das vollständige Abschließen des Apparates während einer lebhaften
                              Gasentwickelung eine nicht unbedeutende Spannung entstanden seyn mag, so kann
                              dieselbe doch bei weitem nicht so hoch gewesen seyn, daß dadurch die in dem sehr
                              unebenen Bruchquerschnitte gegebene absolute Festigkeit, letztere auch nur zu 20,000
                              Pfd. pro Quadratzoll (1460 Kilogrm. pro Quadratcentimeter) gerechnet, hätte überwunden
                              werden können.
                           Bei einer dem entsprechenden Spannung von mindestens 75 Atmosphären würde entweder
                              der nur 1/2 Zoll (13 Millim.) starke, etwas nach Innen gewölbte schmiedeeiserne
                              Boden nachgegeben haben, oder eines der mit dem Gefäße verbundenen Bleirohre
                              gesprungen oder endlich jener in einer mit seiner Achse parallelen Richtung
                              aufgerissen seyn.
                           Die Spannung war aber jedenfalls hoch genug zum Herausdrängen jenes 3zölligen
                              Hahnkegels. Dadurch entstand plötzlich eine bedeutende Oeffnung und Spannungsabnahme
                              nicht nur im Gasraume, sondern auch in dem noch von der Flüssigkeit absorbirten
                              Gase. Durch die augenblickliche Expansion des letzteren wurde ein großer Theil der
                              Flüssigkeit gegen die Decke, und besonders an die der entstandenen Oeffnung
                              entgegengesetzte Seite geworfen und dadurch ein Stoß gegen den Deckel ausgeübt und
                              der obere Theil des Cylinders abgesprengt, während die auf dem Boden verbleibende
                              Flüssigkeit eine den Boden gegen den Rückstoß schützende Masse darbot.
                           Nach dem durch den Stoß entstandenen Risse kam erst die Expansivkraft des
                              freigewordenen Gases ähnlich wie die auf ein Geschoß wirkenden Pulvergase zur
                              Geltung.
                           Zur ferneren Verhütung eines ähnlichen Unfalles sind jetzt sämmtliche
                              Ammoniakentwickler mit Sicherheitsventilen versehen worden. R. R. Werner. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                              1869, Bd. XIII S. 327.)