| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. , S. 335 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Harrison's gußeisernen
                              Dampfkessel.
                           Im Anfang der sechziger Jahre kamen aus England und Amerika wiederholt sehr günstige
                              Berichte über einen eigenthümlichen Dampfkessel von Jos. Harrison in Philadelphia, Pennsylvanien, der bereits auf der Londoner
                              Ausstellung vom Jahre 1852 ausgestellt war, ohne daselbst jedoch besondere
                              Aufmerksamkeit zu finden. Dieser Kessel besteht aus einer Anzahl hohler gußeiserner
                              Kugeln von 8'' äußerem Durchmesser und 3/8'' Wandstärke, welche durch hohle Hälse mit einander
                              verbunden sind; nach einem späteren Patent stellt übrigens Harrison die Kugeln auch aus schmiedbarem Metall mittelst Stempel und
                              Matrizen in zwei Hälften dar, die dann durch Schweißen, Nieten oder dergl. mit
                              einander verbunden werden. Das ganze Kugelsystem wird in einem Ofen so eingemauert,
                              daß es eine Neigung von circa 50° gegen die
                              Horizontale hat; die oberen Kugeln enthalten dann Dampf, die unteren Wasser (man s.
                              die Beschreibung dieses Kessels, sowohl der früheren als späteren Construction, im
                              polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 99 u. Bd. CLXXVI S. 329). Als Hauptvortheile dieses
                              Kessels wurden hervorgehoben, daß derselbe sehr große Sicherheit gegen Explosionen
                              und verhältnißmäßig große Heizfläche biete, billig in der Anlage sey, daß das
                              Gußeisen der Einwirkung der Flamme, des Wassers etc. weit besser widerstehe als
                              Schmiedeeisen, daß weiter der Kesselsteinabsatz ein ganz auffallend geringer sey
                              etc. etc.
                           Wie gesagt, die Berichte lauteten fast durchgängig so günstig, daß eine im Jahre 1866
                              von Harrison veröffentlichte Erklärung, es seyen bereits
                              über 100 seiner Kessel von 5 bis 150 Pferdekräften in den Vereinigten Staaten in
                              Betrieb, gar nicht unglaublich erschien. Nur ein einziges ungünstiges
                              Erfahrungsresultat wurde mit damals, und zwar aus England, bekannt; hier riß nämlich
                              in einer Fabrik bei einem 18pferdigen Kessel eine Kugel nach der anderen, der
                              Kesselsteinansatz war sehr bedeutend und fest anhaftend, der Kessel leckte
                              fortwährend auf das Stärkste und mußte deßhalb nach circa 3/4 jährigem Betrieb als unbrauchbar aufgegeben werden. Seit circa 2 Jahren habe ich über die Resultate, welche
                              dieser jedenfalls sehr originelle und interessante Kessel liefert, nichts weiter
                              erfahren; in den letzten Tagen erst hörte ich wieder etwas über diesen Gegenstand
                              aus einer amerikanischen Fabrik, der Home Manufacturing
                                 Comp., Woolen Mills in Jacksonville, Illinois.
                              Diese baute vor 2 Jahren zwei Harrisonkessel von je 50 nominellen Pferdestärken ein,
                              welche in 12stündiger Arbeitszeit in vollständig gutem Zustand im Minimum 4 1/2
                              Tonnen à 20 Ctr. gute Kohlen im Sommer und 5
                              Tonnen im Winter consumirten, also pro Stunde und
                              nominelle Pferdekraft resp. 7 1/2 und 8 1/3 Pfd. Der Brennmaterialverbrauch stieg
                              häufig noch bedeutend höher, da die Kessel, welche 1200 im Feuer liegende
                              Verbindungsstellen hatten, außerordentlich schwer dicht zu halten waren; die
                              ungleiche Ausdehnung der gußeisernen Kugeln und der sie verbindenden
                              schmiedeeisernen Stangen bewirkte bei der geringsten Temperaturänderung enormes
                              Lecken. Da diese Störungen sich trotz aller Sorgfalt ununterbrochen wiederholten und
                              der Brennmaterialverbrauch stets zu hoch war, so entschloß man sich endlich dazu,
                              diese Harrisonkessel durch gewöhnliche Cylinderkessel zu ersetzen. Bei der Wegnahme
                              der Kessel fand man in allen Kugeln eine fest anhaftende Kesselsteinschicht von 1/16 bis
                              1/2'' Dicke, welche die Wassercanäle theilweise fast verschloß. Die Entfernung
                              desselben hatte man schon vorher durch häufiges Ausblasen und eine Menge der
                              bekannten Mittel zur Kesselsteinverhütung zu bewirken versucht, aber ohne Erfolg.
                              Kurz, man war froh, als man die Kessel, nachdem man sich 18 Monate mit ihnen
                              abgemüht hatte, in's alte Eisen werfen konnte. Die später eingebauten zwei
                              Cylinderkessel von je 24' Länge und mit je 5 Feuerzügen,
                              von nominell 20 Pferdekräften weniger als die Harrisonkessel, gestatteten die
                              Anwendung schlechter Kohlen, welche sich bei jenen als durchaus unstatthaft erwiesen
                              hatte, gaben keinen Kesselstein und erforderten viel weniger sorgfältige Wartung, so
                              daß die gesammten Betriebskosten, welche für die Harrisonkessel täglich 25 Doll.
                              betrugen, auf 9,3 Doll. herabsanken, was also einer jährlichen Ersparniß von fast
                              5000 Doll. entspricht. L. S. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 28.)
                           
                        
                           Das Telegraphiren auf submarinen Leitungen.
                           Da ein submarines Kabel sich in einer die Elektricität leitenden Flüssigkeit
                              befindet, so bietet es dem Durchgange eines galvanischen Stromes bedeutende
                              Widerstände. Der in der Seele des Kabels fließende elektrische Strom erzeugt durch
                              die isolirende Hülle einen Inductionsstrom im Seewasser, und dieser veranlaßt wenn
                              der erste Strom unterbrochen wird, einen secundären im Draht, so daß kein zweites
                              Zeichen gegeben werden kann. Ein Telegraphiren mittelst Kabels, besonders nach
                              großen Entfernungen, wäre hiernach ganz unmöglich.
                           Erst die Einrichtung des Herrn Varley hat diese
                              Schwierigkeit überwunden. Er schaltet in den Weg des Kabels einen sehr großen
                              Condensator ein, welcher beim Durchgang des Zeichen gebenden Stromes sich mit
                              Elektricität ladet. Wird dann auf der sprechenden Station der Strom unterbrochen, so
                              stellt sich gleichzeitig eine Verbindung zwischen Condensator und Erde her, die auf
                              ersterem angesammelte Elektricität fließt nach beiden Seiten durch das Kabel ab.
                              Dieser vom Condensator herkommende Strom ist aber dem ursprünglichen und dem
                              secundär inducirten im Kabel entgegengesetzt gerichtet; es erfolgt somit eine
                              völlige Entladung des Kabeldrahtes, und es kann unmittelbar nach dem ersten Zeichen
                              ein zweites durch den Draht geschickt werden.
                           Auf dem transatlantischen Kabel arbeiten nur Säulen von 5 Daniell'schen Elementen. Diese schwachen Ströme erzeugen an der
                              Empfangsstation eine geringe Ablenkung einer Galvanometernadel, die mit einem
                              Spiegel versehen, das Bild einer Flamme auf eine 8 Fuß entfernte, in einem dunkeln
                              Zimmer aufgestellte Scala wirft. Dadurch wird der Ausschlag bedeutend vergrößert;
                              und der Weg den das Lichtbild macht, dient als Zeichen für den betreffenden zu
                              telegraphirenden Buchstaben. (Der Naturforscher, 1869, S. 174.)
                           
                        
                           Die Lagerstätten des Wolframs.
                           Die Lagerstätten des Wolframs sind, soweit bis jetzt bekannt ist, in Chili,
                              Connecticut, Cornwall, Sibirien, Frankreich, am Harz und im Erzgebirge. Einer der
                              reichsten Fundorte desselben ist Zinnwald im sächsischen
                              Erzgebirge, wo eine Verbindung von wolframsaurem Eisenoxydul und wolframsaurem
                              Manganoxydul in ungeheuren Mengen und außerdem noch Scheelspath (wolframsaures Bleioxyd) vorkommt.
                           Das erstgenannte Erz ist durch seine Reinheit von Schwefel- und
                              Arsenbeimischungen für technische Verwendungen ganz besonders werthvoll und bedarf
                              zu Zwecken der Eisen- und Stahlindustrie nicht erst eines vorgängigen
                              Röstens, wie z.B. die französischen Wolframerze es erfordern. Diese mächtigen
                              Lagerstätten von Wolframerz der besten Art sind gegenwärtig im Besitz der
                              Gewerkschaft „Verein Zwitterfeld“ zu Zinnwald bei Altenberg
                              (Sachsen). Das Wolframerz wird in zwei Sorten abgegeben; die eine,
                              Stuff-Wolfram, besteht aus größeren Stücken, die andere,
                              Schlich-Wolfram, ist pulverisirt und aus solchen Stufen gewonnen, in welchen
                              das Wolframerz mit Quarz etc. durchsetzt ist. Aufträge wolle man an die Verwaltung
                              des Werkes in Zinnwald adressiren, oder an M. Großmann,
                              Uhrenfabrikant in Glashütte (Sachsen), Mitglied des Grubenvorstandes. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1869, Nr. 25.)
                           
                        
                           
                           Anwendungen des Broms.
                           Balard, der Entdecker des Broms, gibt in den
                              Jury-Berichten der Pariser Ausstellung des Jahres 1867 eine Schilderung des
                              gegenwärtigen Staubes der Bromfrage. Die Verwendung des Broms in der Industrie wird
                              sich nach ihm auf folgende Eigenschaften stützen: Das Brom ist minder kräftig in
                              seiner Wirkung als das Chlor, welches oft die organischen Verbindungen total
                              zerstört, doch energischer wirkend als das Jod, mit
                              welchem man öfters die gewünschten Reactionen nicht hervorzubringen vermag. Vor dem
                              Jod hat das Brom den Vorzug, daß es ein kleineres
                              Atomgewicht hat (mit 80 Kilogr. Brom erreicht man die nämliche Wirkung wie mit 127
                              Kilogr. Jod). Es ist ferner weit billiger. Bei der
                              Herstellung der äthylirten und methylirten Rosaniline (Hofmann's Violett und Blau) wendet man bereits mit Erfolg die Verbindungen
                              der Alkoholradicale mit Brom anstatt der entsprechenden Jodverbindungen an. In
                              einigen Kattundruckereien soll man ein Gemisch von Brom mit Thon bei zarten Nüancen
                              anstatt des Chlorkalkes als Enlevage anwenden. Während des Bürgerkrieges in
                              Nordamerika ist das Brom in den Hospitälern vielfach zur Desinfection der Luft
                              benutzt worden. Da das Brom, mit Wasser zusammengebracht, dasselbe nicht zersetzt,
                              und mit demselben keine Säure bildet, wie es bei dem Chlor der Fall ist, so bleibt
                              seine Thätigkeit ausschließlich den organischen Gebilden und Verbindungen
                              vorbehalten, welche in der Luft enthalten seyn mögen. Sein Siedepunkt (63°C.)
                              gestattet, das Quantum, welches in einer gegebenen Zeit in einem bestimmten Raume
                              verdampfen soll, auf das Genaueste zu bestimmen. Es kann daher nicht fehlen, daß das
                              Brom in kurzer Zeit an der Stelle des Chlors zu Desinfectionszwecken allgemein
                              benutzt werden wird. (Rapports du Juri international,
                                 vol. VII p. 119; Wagner's Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für
                              1868, S. 252.)
                           
                        
                           Ueber Berliner Gesundheitsgeschirr; von Dr. Emil Jacobsen.
                           Die seit zwei Jahren außer Betrieb gesetzte ehemalige königl. Fabrik zu
                              Charlottenburg, deren chemische und pharmaceutische Gerätschaften sich eines
                              Weltrufes erfreuten, war fast die einzige Fabrik, welche zu verhältnißmäßig
                              niedrigen Preisen das alte Sanitätsporzellan lieferte. Die Fabrication von schönem
                              weißen, durchsichtigen Porzellan, wie sie in Frankreich, in England, neuerdings auch
                              in Schlesien, Böhmen etc. in großartigem Maaßstabe betrieben wird, wirft größeren
                              Nutzen ab, als die Fabrication des wirklichen Feldspath-Porzellans. Dieß hat
                              seinen Grund darin, daß die ersteren Fabricate leichter sind und mit Zusatz von
                              leichtflüssigeren Materialien, als Quarz, Kalk, Borax, Soda, Bleioxyd, bei schwachem
                              Feuer hergestellt werden, wobei die Brennkosten und der Kapselverbrauch sich
                              wohlfeiler berechnen, weniger Ausschuß resultirt, und die Waare ansehnlicher und
                              leichter verkäuflich wird, während bei reinem Feldspath-Porzellan und dem
                              noch härteren Gesundheitsgeschirr für Abdampsschalen und chemische Geräthe das
                              stärkste Feuer angewendet werden muß, wodurch sich letzteres also theurer herstellt,
                              mehr Ausfall gibt, und unansehnlicher, demnach auch weniger leicht verkäuflich wird.
                              Seit einiger Zeit hat nun die Fabrik von H. Schomburg in
                              Berlin (Alt-Moabit 20) die Fabrication des Sanitäts-Geschirres in die
                              Hand genommen und liefert speciell für chemische, pharmaceutische und technische
                              Zwecke ganz vortreffliche Fabricate, welche denen der ehemaligen Charlottenburger
                              Fabrik weder an Güte noch an Wohlfeilheit nachstehen. Es sey außerdem noch auf die
                              in derselben Fabrik verfertigten Doppelglocken-Isolatoren für Telegraphenleitungen aus Schomburg'schem Berliner Hartfeuer-Porzellan
                              aufmerksam gemacht. Das Hartfeuer-Porzellan ist aus reinem deutschen Kaolin
                              angefertigt und erhält ein so starkes Feuer, daß es nicht, wie französische,
                              englische etc. Fabricate, nur an der Oberfläche verglast, sondern durch und durch zu
                              einer festen compacten Masse schmilzt, ohne seine Form wesentlich zu ändern. Es muß
                              dieses Porzellan einen Feuergrad aushalten, bei welchem englisches und französisches
                              Porzellan durch seinen Gehalt an Kalk und anderen Stoffen zu einem unreinen
                              Milchglase zerschmilzt. Zur Anfertigung der Isolatoren wird die rohe Masse zunächst
                              hydraulischem Druck unterworfen, daraus im noch feuchten Zustande der Masse die
                              Isolatoren gepreßt, in gleichmäßiger feuchter Wärme getrocknet, und jeder Isolator
                              nach dem Glasiren und Brennen geprüft. Das Verfahren, aus trockenem Massenpulver Isolatoren zu pressen,
                              hat trotz der kostspieligen Maschinen dieser älteren Art der Fabrication weichen
                              müssen, da eine größere Dichtigkeit nicht erreicht wurde, und die geringe Ersparniß
                              an Arbeitslohn den größeren Ausschuß nicht deckt. (Chemisch-technisches
                              Repertorium, 1868 1. Halbj. S. 53)
                           
                        
                           Ueber Kittungen; von J. L. Friedrich in Darmstadt.
                           Jedem Gasfachmann ist es bekannt, welche wichtige Rolle die Verkittungen spielen,
                              sowohl im Betriebe, als auch bei der Zusammensetzung eines Ofens und da ganz
                              besonders bei dem Ansetzen der Retortenköpfe. Zu letzterem Zwecke fand ich nun bis
                              heute keinen besseren Kitt als den allbekannten Eisenkitt mit etwas Zusatz von Thon,
                              und versteht es sich von selbst, daß er mit dem Kittstämmer gut und sauber
                              eingetrieben wird. Es kommt jedoch zuweilen vor, daß trotz sorgfältiger Arbeit sich
                              hin und wieder zwischen den Fugen Gas durchdruckt; dieses nun zu verhindern,
                              gebrauchte ich schon manchen Kitt, bis ich einen fand, der mit Recht den Vorzug
                              behielt, und der besteht aus Schwerspath-Pulver und
                                 flüssigem Wasserglas oder ersteres und Borax-Auflösung. Mit diesem
                              Kitte werden nun die Fugen nochmals inwendig mit einem Pinsel im Zustande der Ruhe,
                              mit einem Kordelwischer im Betriebe, gut verstrichen.
                           Auch kann man diesen Kitt noch weiter gut verwenden, wenn man demselben 2/3 Theile
                              Thon zusetzt, und steht er alsdann in der Glühhitze recht gut. Anstatt des flüssigen
                              Wasserglases und der Borax-Auflösung kann man in letzterem Falle recht gut
                              und weit billiger durchkommen, wenn man gestoßenes weißes Glas zusetzt.
                           Daß die Kittung mit Schwerspath-Pulver eine vorzügliche ist, beweist die
                              Glasur in den gußeisernen Kochgeschirren u.s.w., sie besteht aus demselben. (Journal
                              für Gasbeleuchtung, Juli 1869, S. 345.)
                           
                        
                           Verfahren zur Bereitung von Kohlenoxydgas; von Chevrier.
                           Das allgemein gebräuchliche Verfahren zur Bereitung des Kohlenoxyds mittelst
                              Zersetzung der Oxalsäure durch Schwefelsäure ändere ich in folgender Weise ab.
                           Das aus dem Kolben austretende Gasgemisch von Kohlensäure und Kohlenoxyd leite ich
                              durch ein Porzellanrohr, welches zum Rothglühen erhitzte Kohle
                              (Bäcker-Löschkohlen oder von jeder Spur Hydrocarbür befreite Holzkohlen)
                              enthält. Die Kohlensäure wird nahezu vollständig in das doppelte Volum Kohlenoxyd
                              umgewandelt. Aus dem Rohr zieht das Gas durch eine erste Waschflasche, welche eine
                              Kalilösung enthält, wodurch die geringe Menge zurückgebliebener Kohlensäure
                              absorbirt wird, hernach durch eine zweite Flasche, welche Kalkwasser enthält und so
                              zu sagen als Indicator-Flasche dient; die Flüssigkeit wird durch 10 Liter
                              hindurchstreichendes Gas kaum getrübt.
                           Man erhält so die dreifache Menge Kohlenoxyd und kann dasselbe im Großen vollkommen
                              rein darstellen. (Comptes rendus, t. LXIX p. 138; Juli 1869.)
                           
                        
                           Mikroskopische Bestandtheile der Luft von Manchester.
                           In einem Vortrage vor der naturforschenden Gesellschaft zu Manchester machte Hr. Dancer nach einem Berichte in dem Quarterly Journal of microscopical science vom Januar d. J. nachstehende
                              Mittheilung über die mikroskopische Prüfung der in der Luft von Manchester
                              enthaltenen festen Bestandtheile.
                           Die Luft war mit destillirtem Wasser gewaschen, und die festen Bestandtheile, welche
                              sie enthielt, waren von Hrn. Smith in einem kleinen
                              verschlossenen Gefäß gesammelt worden. Zunächst untersuchte man das Wasser, in
                              welchem diese Theilchen schwammen, mit einer 50maligen Vergrößerung, um einen
                              allgemeinen Ueberblick über den Inhalt zu erhalten. Dann wurden Vergrößerungen von
                              120 bis 1600 angewendet.
                           
                           Am zahlreichsten waren Pilzsporen vertreten. Ihre Anzahl betrug in einem Tropfen der
                              Flüssigkeit etwa 250000, und ihre Größe schwankte von 1/10000 bis 1/50000 Zoll.
                              Kurze Zeit zeigten sie die den Sporen eigenen Bewegungen; dann sanken sie zu Boden
                              und waren bewegungslos.
                           Als das Fläschchen 36 Stunden im Zimmer bei einer Temperatur von etwa 15°C.
                              gestanden hatte, war die Menge der Pilze sichtbar vermehrt, und die kleinen Fäden,
                              welche in dem Wasser schwammen, waren in eine zusammenhängende, verfilzte Masse
                              verwandelt. Am dritten Tage bewegte sich eine Anzahl gewimperter Schwärmsporen frei
                              zwischen den Sporidien.
                           Diesen Gebilden kamen der Zahl nach am nächsten vegetabilische Gewebe der
                              verschiedensten Art und Form, von denen ein großer Theil verbrannt und geschwärzt
                              erschien; unter ihnen fehlten, wie zu erwarten war, zahlreiche Baumwollfäden nicht;
                              Stärkekörner und Blüthenstaub waren gleichfalls zu erkennen.
                           Nachdem der atmosphärische Staub drei oder vier Tage ruhig gestanden hatte,
                              erschienen kleine Thierchen in beträchtlicher Anzahl, unter denen die Monaden am
                              zahlreichsten waren. Auch einige verhältnißmäßig große Formen von Paramecim aurelia wurden in Gesellschaft mit einigen
                              sehr lebhaften Rotiferen gefunden. Aber nach wenigen Tagen nahm das thierische Leben
                              schnell ab, und nach zwölf Tagen konnte kein Thierchen mehr entdeckt werden.
                              Wollfasern und andere Haare von Thieren wurden gleichfalls beobachtet.
                           „Die in der Atmosphäre herum fliegenden Theilchen,“ sagt Dancer, „werden in ihrem Charakter verschieden
                                 seyn, je nach der Jahreszeit, der Windrichtung und dem Orte, an welchem sie
                                 gesammelt worden sind. Sie sind, wie zu erwarten stand, nach dem Regen in
                                 geringer Menge vorhanden.“
                              
                           „Um die Menge der Sporen oder Keime organischer Wesen ungefähr abschätzen
                                 zu können, welche in der von Dr. Smith gesammelten Flüssigkeit enthalten waren, maß
                                 ich eine Portion und fand, daß sie 150 Tropfen von der Größe, wie ich sie unter
                                 das Mikroskop brachte, enthielt. Nun habe ich festgestellt, daß in jedem Tropfen
                                 gegen 250000 jener Sporen vorkommen; in den 150 Tropfen erreicht somit ihre
                                 Menge die beträchtliche Anzahl von 37 1/2 Millionen; und diese waren, abgesehen
                                 von den übrigen Bestandtheilen, gesammelt aus 2495 Litern Stadtluft, einer
                                 Menge, welche in etwa 10 Stunden von einem Manne mittlerer Größe geathmet
                                 wird.“ (Der Naturforscher, 1869, Nr. 21.)
                           
                        
                           Vorschlag zu einem neuen photographischen
                              Pigmentverfahren.
                           Bei den jetzigen Pigmentverfahren wird Gelatine mit Farbstoff gemischt, durch ein
                              doppelt-chromsaures Salz empfindlich gemacht und nach der Belichtung die
                              löslich gebliebene Gelatine entfernt.
                           Das brittische Journal bringt einen ganz anderen Plan in Vorschlag; es soll nämlich
                              das Pigment an den vom Licht getroffenen Stellen der Gelatine entwickelt werden. Ein
                              Beispiel wird am besten erläutern, auf welche Reaction der Plan sich gründet. Man
                              gebe einige Tropfen neutraler Auflösung von salpetersaurem Kobaltoxyd oder
                              Kobaltchlorid in ein Glas und verdünne mit etwas Wasser. Die Lösung ist farblos oder
                              schwach rosa. Wenn wir nun klare Auflösung von Chlorkalk
                              hinzugießen, entsteht sofort ein schwarzer Niederschlag von Kobaldoxyd. Eine
                              Auflösung von essigsaurem Bleioxyd mit Chlorkalklösung versetzt, läßt beim Erwärmen
                              einen tiefbraunen Niederschlag von Bleisuperoxyd fallen.
                           Ferner: sättigen wir Fließpapier mit neutraler Auflösung von Manganchlorid und lassen
                              nach dem Trocknen einen Tropfen Chlorkalklösung darauf fallen, so entsteht ein
                              tiefbrauner, bald ganz schwarz werdender Fleck von Mangansuperoxyd. Auch wenn wir
                              neutrale Manganchloridlösung mit kohlensaurem Natron versetzen, den entstandenen
                              weißen Niederschlag von kohlensaurem Manganoxydul auf Papier streichen und trocknen
                              lassen, so erhalten wir mit Chlorkalk den schwarzen oder tiefbraunen Fleck.
                           Der Herausgeber des brittischen Journals beschreibt nun folgenden Versuch.
                           Kohlensaures Manganoxydul wurde mit starker Gelatinelösung gemischt, die 6 Gran
                              doppelt-chromsaures Kali pro Unze enthielt. Mit
                              dieser Mischung wurde eine collodionirte Platte überzogen. Nach dem Trocknen wurde
                              die Schicht unter einem Negativ belichtet und zwar die Collodiumschicht in Berührung
                              mit dem Negativ. Nach einigen Minuten war ein schwacher Abdruck entstanden. Die lösliche
                              Gelatine wurde durch warmes Wasser entfernt und darauf der Abdruck in eine lauwarme
                              Auflösung von Chlorkalk getaucht. Das Bild erschien mit tiefbrauner, fast mit
                              schwarzer Farbe. (Photographisches Archiv, 1869 S. 242)
                           
                        
                           Ueber Verfälschung des Catechu.
                           Der Catechu ist bekanntlich Verfälschungen aller Art ausgesetzt. Farbholzextracte, Sand etc. werden demselben beigemengt,
                              ohne daß es möglich ist, deren Gegenwart auf den ersten Anschein wahrzunehmen.
                           Im Allgemeinen wird der Catechu durch dergleichen Zusatz dunkler, und dieß kann, wenn auch nicht immer, neben dem unangenehmen
                              Geschmack als ein Zeichen geschehener Verfälschung dienen.
                           Außerdem kann man an dem Niederschlage, welchen ein Catechuabsud mit Eisenchloridlösung gibt, die Gegenwart fremder Substanzen
                              im Catechu erkennen.
                           Ist dieser Niederschlag blauschwarz, so sind fremde Extracte zugegen.
                           Beigemischte Stärke kann man an der blauen Färbung erkennen, welche in diesem Falle
                              Jodtinctur in der wässerigen Abkochung des fraglichen
                              Catechu hervorruft.
                           Die beste Methode indessen, den Catechu auf Verfälschungen zu prüfen, bleibt die
                              Behandlung mit Aether.
                           Guter Catechu muß, wenn man ihn mehrfach mit Aether übergießt und stehen läßt, an
                              diesen 53 Procent seines Gewichtes abgeben, so daß der Rückstand nach dem Trocknen
                              nur 47 Procent vom Gewicht des angewendeten Catechu ausmacht.
                           Alaun-Zusatz (sogen. präparirter Catechu) kann
                              durch Zusatz von Salpetersäure und Chlorbarium-Lösung an dem entstehenden
                              weißen Niederschlage erkannt werden. (Nach dem Moniteur de la
                                 teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 13.)
                           
                        
                           Das Turacin, ein kupferhaltiger thierischer Farbstoff.
                           Aus vier Species des Turaco (Plantain-eater) hat A. W. Church, Prof. der Chemie am Royal
                                 Agricultural College in Cirencester, – heißt es in den Proceedings of the Royal Society, vol. XVII p. 436 – einen merkwürdigen rothen Farbstoff
                              dargestellt. Derselbe findet sich in ungefähr fünfzehn der primären und secundären
                              Flügelfedern der besagten Vögel, und läßt sich durch eine verdünnte alkalische
                              Lösung ausziehen und unverändert durch eine Säure fällen. Er unterscheidet sich von
                              allen bis jetzt dargestellten natürlichen Farbstoffen dadurch, daß er 5,9 Proc.
                              Kupfer enthält, welches, ohne Zerstörung des Farbstoffe selbst, entfernt werden
                              kann. Church schlägt für diesen Farbstoff den Namen
                              „Turacin“ vor. Das Spectrum des Turacins zeigt zwei
                              schwarze Absorptions-Streifen, ähnlich denen des Cruorins. Das Turacin
                              unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Cruorin. Es zeigt eine große
                              Beständigkeit in seiner Zusammensetzung, selbst wenn es von mehreren Gattungen und
                              Arten der Pisangfresser (Plantain-eater) gewonnen ist, z.B. von Musophaga violacea, Corythaix albo-cristata und porphyreolopha. (Poggendorff's Annalen, 1869, Bd. CXXXVII S. 496.)
                           
                        
                           Ueber die Gerbsäure der Eichenrinde; von A. Grabowsky.
                           Die wässerige Abkochung zerkleinerter Eichenrinde ist rothbraun und trübe. Versetzt
                              man sie mit Schwefelsäure, so fällt ein brauner, flockiger Niederschlag heraus,
                              welcher, abfiltrirt und mit Wasser behandelt, schlammig wird und sich mit
                              Hinterlassung eines braunen Rückstandes größtentheils wieder löst. Dieser
                              Fällbarkeit durch Schwefelsäure nach verhält sich der Auszug der Eichenrinde ähnlich
                              dem der Galläpfel; allein während bei dem letzteren diese Fällung wesentlich aus
                              Tannin besteht, aus welchem sich durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure und Ausziehen der
                              Flüssigkeit mit Aether Gallussäure gewinnen läßt, erhält man aus der
                              Schwefelsäurefällung des Eichenrinden-Auszuges bei der gleichen Behandlung
                              nur Spuren dieser Säure, statt deren aber eine Ausscheidung eines rothen, amorphen
                              Körpers, des Eichenroths.
                           Der Hauptbestandtheil der Eichenrinde ist, nächst dem in ihr abgelagerten Phlobaphen,
                              eine amorphe, durch essigsaures Blei fällbare Gerbsäure, welche, mit verdünnter
                              Schwefelsäure gekocht, zerfällt. Ihre Zersetzungsproducte sind das erwähnte
                              Eichenroth und Zucker.
                           Die gewöhnliche Methode der Bleifällung ist auch hier die beste, die Gerbsäure zu
                              isoliren. Fällt man das Rindendecoct fractionirt, entfernt den ersten kleineren
                              schmutzigbraunen Antheil des Niederschlages, und sammelt nur die spätere, lichtere
                              Partie von reinerer Farbe, wäscht diese aus, zersetzt sie mit Schwefelwasserstoff,
                              und dampft das Filtrat vorsichtig ein, so hinterbleibt die Gerbsäure als gelbbraune
                              amorphe Masse.
                           Ihre wässerige Losung wird von Leim und Brechweinsteinlösung gefällt; sie gibt mit
                              Eisenchlorid eine tintenartige Reaction, und diese Färbung wird auf Zusatz von Soda
                              roth. Mit verdünnter Schwefelsäure längere Zeit im Sieden erhalten, läßt sie das
                              Eichenroth heraus fallen, und in dem Filtrat von diesem findet sich Zucker, welcher
                              im möglichst reinen Zustande einen gelblichen Syrup bildet und die Formel
                              C¹²H⁹O⁹ hat.
                           Von der Abwesenheit der Gallussäure (beziehungsweise des Tannins) in der
                              Eichengerbsäure überzeugte der Verfasser sich dadurch, daß er die nach dem Kochen
                              mit Schwefelsäure erhaltene, vom Eichenroth abfiltrirte Flüssigkeit mehrmals mit
                              Aether ausschüttelte. Der Aether hinterließ nach dem Verdunsten nur Spuren eines
                              amorphen braunen Rückstandes. (Einmal fand der Verfasser in einem solchen, aus 5
                              Pfd. Rinde herrührenden Rückstande einige Milligramme einer krystallisirten
                              Substanz, welche die Reactionen der Gallussäure zeigte. Stenhouse hat in früheren Versuchen in der Eichenrinde weder Tannin noch
                              Gallussäure gefunden. Es ist sehr möglich, daß Rinden von verschiedenem Alter gar
                              nichts davon enthalten, und jedenfalls kommen beim Gerben mit Eichenlohe diese
                              Stoffe kaum in Betracht.)
                           Das Eichenroth zeigt die allgemeinen Eigenschaften jener braunen, amorphen Körper,
                              welche man auch aus anderen Gerbsäuren erhält. Es löst sich in Ammoniak auf und läßt
                              sich durch Salzsäure wieder fällen. Auch in Weingeist ist es löslich; Wasser fällt
                              es daraus.
                           Das Eichenphlobaphen ist von dem Eichenroth wenig verschieden (wahrscheinlich mit
                              demselben identisch). Es läßt sich aus der mit Wasser erschöpften Rinde mit Ammoniak
                              ausziehen und aus der braunen Lösung mit Salzsäure fällen; ein Theil desselben ist
                              auch in der Abkochung der Rinde (wahrscheinlich durch etwas Alkali gelöst)
                              enthalten. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, October 1867; Journal für
                              praktische Chemie, Bd. CV S. 385.)
                           
                        
                           Ueber die Verwendung des Glycerins zur Weinverbesserung; von
                              Carl Kolb in Rom.
                           Seit einiger Zeit wird das Glycerin vielfach zur „Weinverbesserung“ verwendet. Man nennt diese Art des
                              Weinverbesserungsverfahrens (analog dem Chaptalisiren, Gallisiren und Petiotisiren)
                              das Scheelisiren (nach Scheele, dem Entdecker des Glycerins). Das Glycerin ist ein natürlicher
                              Bestandtheil des Weines, wie die Untersuchungen von Pasteur,
                                 Nessler und J. J. Pohl dargethan haben.
                              Bekanntlich unterscheidet sich das Glycerin von dem Zucker vorzüglich dadurch, daß
                              es unfähig ist in Gährung überzugehen, oder überhaupt sich an einem Gährungsprocesse
                              activ oder passiv zu betheiligen. Diese schätzbaren Eigenschaften sind erst in der
                              neueren Zeit erkannt und gewürdigt worden und haben dem Glycerin, wie zu vielen
                              anderen Anwendungen, auch eine feste und berechtigte Stelle in der rationellen
                              Weinverbesserung gesichert. Es kann nicht die Absicht seyn, den Werth und die
                              wichtige Rolle, welche der Traubenzucker in dem natürlichen Wein hat, verkennen oder
                              diesen noch im Stadium der Gährung unentbehrlichen Stoff durch das Glycerin
                              verdrängen zu wollen. Sobald aber der Wein das Stadium der Gährung beendigt hat,
                              beginnt der Werth des Glycerins, denn nur mit seiner Hülfe ist es alsdann noch möglich,
                              eine den Wohlgeschmack störende unzureichende Süße auf jeden beliebigen Grad zu
                              steigern, ohne daß man etwa zu befürchten hätte, der Wein könne durch solchen
                              nachträglichen Zusatz beeinträchtigt, oder in seiner Haltbarkeit benachtheiligt
                              werden. Nichts von alle dem. Selbst die stärksten Zusätze des Glycerinsyrups sind
                              nicht im Stande, den Wein in irgend welche Gefahr zu bringen und es ist damit das
                              unschätzbare Mittel gefunden, auch fertige, selbst
                              flaschenreife Weine noch der Veredlung entgegenzuführen, welche bisher noch so zu
                              sagen ganz außer dem Bereich der rationellen Weintechnik standen. Da wir öfter der
                              irrigen Auffassung begegnen, als sey das Glycerin für jüngere, noch nicht
                              flaschenreife Weine überhaupt nicht anwendbar, so glauben wir hinzufügen zu sollen,
                              daß Nichts im Wege steht, jedem Wein, sobald er hell
                              geworden ist, und welchen man nicht durch neuen Zuckerzusatz nochmals in Bewegung
                              bringen will, Glycerin zuzusetzen, mit allen den Vortheilen, die oben angeführt
                              sind. Stets wird die Süße und Zartheit, welche es dem Weine verleiht, dabei zur
                              Geltung kommen.
                           Das Verfahren selbst anlangend, so ist dasselbe so einfach, daß es kaum einer näheren
                              Beschreibung bedarf. Grundbedingung ist: daß das zu verwendende Glycerin von derjenigen Reinheit sey, die zu einem Genußmittel
                              unerläßlich ist. Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen liegen die Grenzen des
                              Glycerinzusatzes um Wein, je nach dessen Qualität, zwischen 1 und 3 Procent, nach
                              Raumtheilen berechnet, oder 1 bis 3 Liter Glycerin auf 100 Liter Wein. Man mißt
                              daher, nach Berechnung des in Arbeit zu nehmenden Weinmaaßes, etwa das Maximum des
                              Glycerins für sich ab, setzt demselben etwa das gleiche Maaß Wein in einem Zuber
                              u.s.w. zu, bis der erwünschte Grad des Wohlgeschmackes erreicht ist, wobei man indeß
                              die Vorsicht gebrauchen mag, eher zu wenig als zu viel zuzusetzen. Der etwa
                              unverbrauchte Rest, aus gleichen Maaßtheilen Wein und Glycerin bestehend, wird zu
                              späterer Verwendung nach den Regeln aufbewahrt, denen jeder Wein auch unterliegt.
                              Das mit dem Glycerin gemischte Faß Wein ist, sofern er sonst hell und frei von Trub
                              war, nach wenigen Tagen zum Abfüllen geeignet. Wir wiederholen: durch Glycerinzusatz
                              wird der Wein zu keinerlei Veränderungen disponirt, denen er nicht auch für sich
                              anheimgefallen wäre, nach seiner jeweils bestehenden inneren Natur. (Aus dem
                              württembergischen Gewerbeblatt, durch R. Wagner's
                              Jahresbericht der chemischen Technologie für 1868, S. 522.)
                           
                        
                           Ueber eine einfache Nachweisung von Weizenstärke im
                              Arrow-root oder überhaupt von Getreidemehl im Stärkemehl; von Prof. Böttger.
                           Dieses höchst einfache und völlig zuverlässige Mittel, um die geringste Beimischung
                              von Mehl im Stärkemehl, oder von Weizenstärke im Arrow-root oder in der
                              Kartoffelstärke zu erkennen, resp. nachzuweisen, auf welches ich schon vor einer
                              Reihe von Jahren aufmerksam gemacht, das aber in weiteren Kreisen weniger bekannt
                              geworden zu seyn scheint, besteht in Folgendem. Man überschütte in einem
                              Porzellanschälchen ungefähr 1 Grm. der zu prüfenden Stärke mit 180 Kubikcentimeter
                              destillirten Wassers, bringe letzteres in's Sieden
                              und rühre dann den Inhalt des Schälchens, das dünne kleisterartige Fluidum, mittelst
                              eines Glasstäbchens tüchtig durcheinander. Dasjenige
                              Stärkemehl, welches vollkommen kleberfrei ist, z.B.
                              Arrow-root und Kartoffelstärke, wird bei dieser Manipulation nicht den mindesten Schaum auf der Oberfläche der
                                 Flüssigkeitsschicht hinterlassen, sobald man mit dem Umrühren aufhört. Hat
                              man aber ein Stärkemehl vor sich, dem die geringste Spur von Kleber oder Getreidemehl anhängt, so entsteht
                              beim Umrühren der siedendheißen Flüssigkeit augenblicklich ein starker Schaum, der nicht nach dem Aufhören des Umrührens sofort wieder
                                 verschwindet, und durch fortgesetztes Umrühren so angehäuft werden kann,
                              daß er wie dichter Seifenschaum erscheint. (Böttger's
                              polytechnisches Notizblatt, 1869, Nr. 15.)
                           
                        
                           
                           Die neue Gespinstpflanze „Ramié.“ 
                           In dem südlichen Theile der Vereinigten Staaten ist in der jüngsten Zeit eine neue
                              Gespinstpflanze vielfach in Cultur genommen worden (auf welche bereits im polytechn.
                              Journal Bd. CXCII S. 343 aufmerksam gemacht wurde). Diese Gespinnstpflanze ist
                              ursprünglich auf der Insel Java zu Hause und gelangte schon im Jahre 1844 nach
                              Europa: der botanische Name derselben ist Boehmeria
                                 tenacissima. Die Pflanze zeichnet sich durch Schönheit und Stärke ihrer
                              Faser aus und erregte daher in Europa in gewerblichen Kreisen mehrfach Aufsehen.
                              Seit circa 20 Jahren hob sich ihre Cultur in Ostindien
                              ganz außerordentlich, so daß jährlich ein bedeutendes Quantum nach Europa gelangte,
                              wo es häufig zu Stoffen verarbeitet wurde, welche sich durch feine Qualität,
                              besondere Stärke, Schönheit, Vollendung, eine dem feinsten Leinen ähnliche Textur
                              und einen schönen Seidenglanz auszeichneten.
                           Die Einführung der Ramié in Nordamerika geschah im Frühjahr 1867 auf
                              Veranlassung verschiedener europäischer Fabriken. Gegenwärtig betrachtet man dort
                              die Faser der Boehmeria tenacissima als besser in vieler
                              Hinsicht wie die der meisten anderen Gespinnstpflanzen, jedenfalls aber als
                              außerordentlich werthvoll für die Manufactur. Schon jetzt kann die Nachfrage aus der
                              alten Welt kaum befriedigt werden. Als Vorzüge dieser Pflanze gegenüber der
                              Baumwolle und anderen Nutzgewächsen wird nach amerikanischen Berichten Folgendes
                              geltend gemacht. Es eignen sich Boden und Witterung der Südstaaten ganz vorzüglich
                              für ihren Anbau, welcher einen lockeren Sandboden und ein gemäßigtes Klima verlangt.
                              Ueberall, wo Baumwolle wächst, ist auch die Cultur der Ramié vollständig
                              gesichert; es ist aber kein Zweifel daran, daß sie auch überhaupt in Gegenden
                              gemäßigter Himmelsstriche ganz gut gedeiht, wie dieses ja die Versuche in
                              Deutschland zur Genüge bewiesen haben. Da sich gegenwärtig die Mehrzahl der
                              Landwirthe und Pflanzer in den Südstaaten Nordamerika's in Verhältnissen befindet,
                              welche sie die großen Ausgaben für die Baumwoll- und Zuckercultur scheuen
                              lassen, so haben sie sich mit Vorliebe gerade auf diejenige der Ramie geworfen,
                              welche weder durch die Witterung leidet, noch, so viel bis jetzt bekannt ist, durch
                              irgend ein Insect. Eine Ramié-Pflanzung verlangt nur geringes
                              Anlagecapital und wenige Bearbeitungskosten; da die Pflanze mehrjährig ist, so
                              bedarf sie auch nicht jedes Jahr erneuerter Bestellung. Ueberall in den Südstaaten
                              kann die Ramie dreimal im Jahr geerntet werden, und es beträgt der Schnitt vom Acre
                              circa 900–1200 Pfd., was einen jährlichen
                              Durchschnittsertrag von circa 3000 Pfd. Rohfaser
                              ausmacht, von der gegenwärtig in Europa das Pfund 10 Cents werth ist. Bei der
                              Zubereitung der Faser findet ein Verlust von ungefähr der Hälfte statt, während der
                              Werth sich dann auf 65 Cents pro Pfund erhöht. Schon
                              hiernach müßte die Ramie, welche nur geringe Bearbeitung verlangt, eine der
                              vortheilhaftesten Nutzpflanzen seyn. Die spinnreif zubereitete Faser ist sehr schön
                              weiß, sauft und glänzend, so daß sie im Aussehen der besten Rohseide nichts
                              nachgibt; nebenbei ist sie stärker als der festeste Flachs und nimmt die
                              schwierigsten Färbungen an, ohne etwas von ihrer Stärke oder ihrem Glanze zu
                              verlieren.
                           Für den Anbau ist ein reicher, tiefer Sandboden der geeignetste, und zwar thut man am
                              besten, die erste Anlage in Pflanzenbeeten vorzunehmen, worin die Stecklinge sich
                              bis zu einer gewissen Höhe entwickeln. Im Feld gedeiht sodann die Pflanze in jedem
                              einigermaßen guten, leichten Boden. Sobald die Stengel eine Höhe von 6–8 Fuß
                              erreicht haben, sind sie zur Ernte reif; im Nothfall kann aber die Pflanze noch eine
                              Woche oder länger ohne Schaden im Feld bleiben. Zum Abschneiden der Stengel bedient
                              man sich eines gewöhnlichen Messers und hat nur darauf zu sehen, daß sie nicht ganz
                              dicht am Boden abgeschnitten werden. Statt dessen kann man auch die ganzen Stengel
                              ausziehen wie beim Hauf, wenn sie noch nicht zu trocken sind – eine Arbeit,
                              welche fast noch leichter zu vollziehen ist und auch eine bessere und längere Faser
                              liefert. Zur weitern Verarbeitung dient jede gewöhnliche Flachsbreche oder eine der
                              neueren besseren Flachsbrechmaschinen. Für den Verkauf wird die Faser in Bündel und
                              diese in Säcke oder Ballen gepackt wie Baumwolle. Die Ramié kann zu jeder
                              Bestellungszeit im Jahr angebaut werden, jedoch hält man die
                              Frühjahrs-Aussaat für die geeignetste und beste. Kälte thut ihr nichts,
                              sobald nicht der Boden bis über 6'' Tiefe ausfriert und dieser Frost mehrere Tage
                              hinter einander anhält.
                           Zu bemerken ist noch, daß die Ramie nicht, wie irrthümlich häufig angenommen wird, identisch ist mit
                              dem bekannten Chinagrase; sie gehört zwar zu derselben Pflanzenfamilie, steht aber
                              in einer anderen Ordnung. Das Chinagras wird durch Samen fortgepflanzt, verlangt
                              eine schwierigere Behandlung und die Faser ist weit geringer wie diejenige der
                              Ramié. Letztere läßt sich bloß durch Wurzelschößlinge fortpflanzen und
                              liefert das feinste Gespinnst von allen Urticeen. Wegen Bezugs von Wurzelschößlingen
                              oder wegen näherer Auskunft kann man sich an das k. k. österreichische Consulat,
                              Hrn. Ad. Bader, in Neworleans, oder die Firma J. Bruckner, 104 Gravier Street, daselbst wenden. A. v. Chamiec. (Steiermärkisches Industrieblatt.)
                           
                        
                           Neues Reinigungsmittel für Wäsche.
                           Nach dem photographischen Archiv, 1869 S. 232, ist unterschwefligsaures Natron ein vorzügliches Reinigungsmittel und an
                              Stelle der Waschsoda anzuwenden. Es soll nicht, wie diese, die Stoffe angreifen und
                              zugleich bleichen, was den Hausfrauen von Interesse seyn
                              dürfte.
                           
                        
                           Notiz über den Peruguano.
                           Die Times vom 15. März enthält die Zuschrift eines Herrn
                              Watson, Arztes auf den Chinchas, den Inseln an der
                              peruanischen Küste, von welchen der eigentlich ächte peruanische Guano stammte.
                              Derselbe versichert, daß auf jenen Inseln nur noch wenige Schiffsladungen Guano
                              vorhanden seyen und daß außerdem nirgends an jener Küste ein Guanolager von gleicher
                              Qualität, wie auf den Chinchas und nur eine kleine Menge von guter Qualität
                              vorhanden sey.
                           Die übrigen Lager von Vogelmist seyen nichts weiter als Phosphatlager mit einem sehr
                              kleinen Procentgehalt Ammoniak.
                           Die Entgegnung des peruanischen Regierungsbevollmächtigten in der Times vom 16. Juni erwähnt der Chinchas gar nicht, gibt
                              damit deren Erschöpfung zu und spricht nur von anderen Lagern, deren Werth per Tonne in dieser Entgegnung selbst zur Hälfte des
                              Chinchaguanos angegeben wird. Der Bezug von ächtem Peruguano wird daher bald sein
                              Ende erreicht haben. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und
                              Forstwirtschaft, 1869, Nr. 26.)
                           
                        
                           Berichtigungen.
                           In dem Aufsatz „über eine neue
                                    Schienenprüfungsmethode“ im vorhergehenden Heft (erstes
                              Augustheft) S. 181 soll es heißen:
                           Seite 182, Zeile 20 von oben: „Touren“ statt „Umgängen;“
                              
                           Seite 184, Zeile 17 und 18 von oben, ist statt
                              „sechsmal“ und „6jährigen“ zu lesen
                              „sechs Zehntelmal“ und
                              „0,6jährigen.“ (Die
                              unveränderten Angaben würden unter der Voraussetzung gelten, daß die Räderzahl der
                              Probirmühle auf das Zehnfache gesteigert werden
                              könnte.)