| Titel: | Versuch einer Theorie des Hartgusses; von Dr. E. F. Dürre in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XI., S. 45 | 
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                        XI.
                        Versuch einer Theorie des Hartgusses; von Dr.
                           									E. F. Dürre in
                           								Berlin.
                        Mit Benutzung englischer Arbeiten, namentlich der
                           									Aufsätze Robert
                                 										Mallet's im Practical
                                 										Mechanic's Journal ausgeführt.
                        Dürre, Theorie des Hartgusses.
                        
                     
                        
                           Der Hartguß bildet für den Gießereibetrieb die
                              									Hauptgelegenheit oder Veranlassung, das halbirte und weiße Roheisen zu verwerthen.
                              									Wir wollen dem Nachfolgenden über die Theorie des Hartgusses einige Betrachtungen
                              									über die Natur des RoheisensDiese Betrachtungen Mallet's sind allerdings
                                    											lückenhaft und ignoriren die neueren wissenschaftlichen Bestrebungen der
                                    											Deutschen und Franzosen vollständig. Man muß sie deßhalb lediglich in usum Delphini, d.h. für den praktischen Leser
                                    											geschrieben ansehen, welcher einen bloßen Wink darüber erhalten soll, daß
                                    											das Roheisen kein einfacher, sondern ein sehr complexer Körper sey. A. d.
                                    											Verf. vorausschicken.
                           Graham hat neuerdings nachgewiesen, daß das Roheisen in
                              									seiner Masse vertheilt und wunderbarer Weise eingeschlossen, sein mehrfaches Volum
                              									fremder Gase enthalten kann; dazu kommen noch die gewöhnlichen fremden
                              									Bestandtheile.
                           Spiegeleisen und graues Roheisen werden häufig als wirkliche Verbindungen
                              									(Fe⁴C; Fe⁸C) hingestellt, oder es wird die Lehre der allotropischen
                              									Modification des C in seiner Verbindung mit Fe zu Hülfe
                              									genommen.
                           Das Spiegeleisen bildet den einen Pol der Eisenreihe; den anderen dagegen das dunkelgraue, mehr
                              									oder weniger keeshy genannte Eisen, z.B. schottisches
                              									Nr. 1 oder die verschiedenen Sorten aus Süd-Wales.
                           Im flüssigen Zustande muß die Gesammtmenge des Kohlenstoffes in beiden im
                              									Verbindungszustand existiren, denn
                           das spec. Gew. des Eisens ist ca. 7,00
                              									+ Bruch;
                           das spec. Gew. des Graphits ist 2,35 in Blättern.
                           Wenn diese Tafeln (Blätter) im flüssigen Metall präexistirten, müßten sie alle oben
                              									schwimmen und sich dadurch vom Eisen trennen.
                           Sie bilden sich aber aus dem chemisch gebundenen Kohlenstoff durch Absonderung eines
                              									Theiles desselben während des Festwerdens des flüssigen Eisens, und im Act der
                              									Absonderung nehmen sie die neue allotropische Gestaltung als Graphitschuppen
                              									(vermeintlich krystallinische Tafeln) an; diese Absonderung muß in dem Augenblick
                              									des Festwerdens erfolgen. Auf andere Weise ließe sich aus bereits dargelegten
                              									Gründen keine gleichförmige Vertheilung der Graphitschuppen ableiten.
                           Es mag constatirt werden, daß kein Gußeisen ohne
                              									Graphitabsonderung aus dem Zustand der Schmelzung in den festen übergehen kann.
                           Das Verhältniß des als Graphit ausgeschiedenen Kohlenstoffes zum Totalgehalt hängt
                              									von vielen und complicirten Umständen ab. Die Gegenwart des Mangans übt einen
                              									entscheidenden Einfluß auf die Ausscheidung von Graphit und unterdrückt dieselbe zum
                              									größten Theil.
                           Da nun jederzeit ein geschmolzenes und wiedererkaltetes Gußeisen Graphit abscheidet,
                              									und da nur ein Theil dieses Graphits bei Wiederholung des Schmelzens wieder an das
                              									Eisen gebunden wird, indem der größte Theil in den betreffenden Ofenräumen
                              									verbrennt, so ist es klar, daß durch jedes Schmelzen das Gußeisen mehr und mehr
                              									Kohlenstoffgehalt verliert.
                           Dieß ist der Vorgang u.a. in den bei Fairbairn's
                              									Experimenten angestellten wiederholten Umschmelzungen und bildet die Basis der Feinoperationen, d.h. der Kunst, aus grauem oder
                              									dunklerem Eisen weißes Eisen darzustellen.
                           Weißes Roheisen kann erhalten werden:
                           1) Durch rasches Abkühlen der ganzen Masse einer dünnen Lage
                              									von grauem Eisen, welches indeß nur ein bestimmtes Minimum von Graphitgehalt
                              									besitzen darf.
                           Der suspendirte Graphit ist durch die Krystallisation des weißen
                              									Eisens ausgetrieben und nach der Oberfläche geführt.
                           2) Durch abwechselndes Schmelzen und Abkühlen unter
                              									gewöhnlichen Verhältnissen. Dieses ist Feinarbeit in unvollkommener Ausführung.
                           3) Durch Uebersetzen des Hohofenbetriebes. Dahin gehört die
                              									Darstellung des weißhalbirten Eisens zum Kanonenguß in Schweden und des
                              									westphälischen Eisens etc. in Deutschland.
                           Dieses bildet in der That eine indirecte Methode, den Kohlengehalt bis zu dem Punkt
                              									auszubrennen, bei welchem in der gewöhnlichen Art der Abkühlung die Graphitschuppen
                              									in einer geringen Quantität sowie in feiner Zertheilung abgesondert wurden.
                           Aus dem Vorhergehenden erhellt das „Rationelle“ d.h. die Theorie
                              									des Hartgusses.
                           Flüssiges Gußeisen wird direct in eine Form geleitet, welche in der Regel aus Eisen
                              									besteht, indeß auch aus jedem beliebigen Material hergestellt werden kann, welches
                              									den zwei Bedingungen entspricht:
                           1) ein guter Wärmeleiter zu seyn;
                           2) selbst nicht durch die plötzliche Berührung des Roheisens,
                              									sowie die Wärmeaufnahme zerstört zu werden.
                           Der Charakter des Hartgusses besteht darin, daß Roheisen welches in Lehm- oder
                              									Masseformen gegossen eine halbirte Structur zeigt, in eisernen Formen diese Structur
                              									nur im Inneren, im Aeußeren dagegen bis zu einer gewissen Tiefe eine harte Schale
                              									von weißem splitterigen Eisen zeigt.
                           Der Hartguß besteht im Verdrängen der Graphitausscheidung nach der Mitte eines
                              									Gußstückes hin und in der Sättigung der Hartschale mit chemisch gebundenem
                              									Kohlenstoff, welcher derselben den Charakter des harten Stahles d.h. Härte und
                              									Dichtigkeit verleiht.
                           Alle die complicirten Vorgänge werden durch die plötzliche äußere Kühlung
                              									hervorgerufen.
                           Als Beleg für den erwähnten Erfolg des Abschreckens wird das Resultat von Analysen in
                              										Karsten's Eisenhüttenkunde, Bd. I S. 583 u.s.f.
                              									angeführt. Dieses beweist wiederum die Ansichten des Ref., daß während der
                              									Schmelzung der gesammte Kohlenstoffgehalt in der ganzen Masse vertheilt ist, und daß
                              									die Erscheinung, ob das Gußeisen fortfährt dessen ganze Menge auch nach der
                              									Abkühlung in Verbindung zu behalten, oder einen Theil derselben als abgeschiedenen
                              									Graphit austreibt, lediglich von dem ursprünglichen
                                 										Kohlenstoffgehalt im flüssigen Zustande abhängt, weniger direct von den
                              									zufälligen Konstituenten des Roheisens(Mn u.s.w.) und von dem
                                 										Verhältniß der Abkühlung.
                           
                           Das Eisen ist innerhalb der Hartschale stets krystallisirt.
                           Die Hauptsymmetrieachsen der Krystalls sind jedesmal in senkrechter Richtung zu den
                              									Oberflächen des Hartgusses geordnet. Da nach Savart diese
                              									längeren Krystallachsen stets die Elasticitätsachsen bilden, so ist die Anordnung
                              									der Krystalle nach denselben von praktischer Bedeutung.
                           Ein Bohr- oder Drehstahl weist an einem Hartgußstück verschiedene Härtegrade
                              									nach, je nachdem er senkrecht oder parallel zu jenen Hauptachsen arbeitet.
                           Der Hauptzweck des Hartgießens im Großen ist die Verbindung der dem grauen Eisen
                              									eigenthümlichen Zähigkeit und Weichheit mit der Härte des Stahles auf den
                              									Arbeitsflächen (behufs der Anwendung zu Walzen, Rädern, Herzstücken etc.).
                           Die Härte ist so bedeutend, daß man nur mit einer rechtwinkeligen Kante gehärteten
                              									Stahles die Oberfläche drehen kann und dabei kurze, scharfe, draht- oder
                              									nadelförmige Bohrspäne erhält, welche oft einen starken polaren Magnetismus
                              									zeigen.
                           Die Hartschalenbildung ist abhängig:
                           1) Von der Eigenschaft des verwendeten Metalles, gut
                              									abzuschrecken, d.h. von seinem Gehalt an chemisch gebundenem Kohlenstoff und dem
                              									Mangel eines Ueberschusses an Graphit.
                           Ein hellgraues hartes und etwas geflecktes Gußeisen von
                              									feinkörnigem Bruch gibt guten Hartguß; den besten, wenn es Mangan enthält oder mit
                              									manganhaltigem Spiegeleisen vor dem Gießen versetzt wird.
                           Dunkelgraues Eisen, schottisches Nr. 1 (in England keeshy genannt), kann nicht abgeschreckt werden und
                              									selbst wenn es einen reichlichen Zusatz von Hartbruch bekommt, erzeugt sich nur eine
                              									schwache und oberflächliche Schale.
                           2) Von dem Verhältniß der Masse des hartgegossenen Theiles zu
                              									dem ganzen Guß.
                           3) Von der absoluten Masse des ganzen Gußstückes. – Bei
                              									sehr bedeutenden Massen kann die entstandene Hartschale von innen heraus wieder
                              									getempert oder, wie Ref. sagt, cementirt werden, da der Kern des Gusses die hierzu
                              									nothwendige Hitze hergibt.
                           Es bleibt nach den letzten Betrachtungen übrig, die Fragen zu discutiren, welche mit
                              									den Bedingungen und dem Gebrauch der Hartgußformen in der
                              										Praxis zusammenhängen.
                           
                           In einer früheren AbhandlungMittheilungen über das Vergießen oder Umgießen fertiger Metallgegenstände mit
                                    											demselben oder anderem Material, im polytechn. Journal Bd. CXCVII S. 220 (erstes Augustheft
                                    											1870). wurde ausgeführt, bis zu welcher Tiefe das Abschrecken
                              									getrieben werden kann, und außerdem hervorgehoben, daß Güsse aus weißem Eisen keine
                              									Hartgüsse sind, eben so wenig wie die Palliser-Geschosse, welche fälschlich Hartgußprojectile heißen.
                           Bezüglich der Stärke des Abschreckens kommt die Größe resp. das Volumen des Stückes
                              									in Beziehung zu der abzuschreckenden Oberfläche in Betracht.
                           Ein dünnes Gußstück kann, sobald es eine verhältnißmäßig große Oberfläche dem
                              									Abschrecken aussetzt, fast ganz aus Hartguß bestehen, mit Ausnahme vielleicht einer
                              									dünnen Linie grauer Flecken in der Mitte des Gusses. Solche Beispiele haben indeß
                              									nur ein geringes praktisches Interesse.
                           Anders ist es mit der Darstellung von Hartgüssen in einer allgemeiner gekannten Form,
                              									z.B. Kessel- und anderen Blechwalzen, Herzstücken und Weichentheilen für die
                              									Eisenbahnen.
                           Bei diesen Stücken, deren Verwendung eine allgemeinere ist, muß der Gießer wissen,
                              									bis zu welcher Tiefe des Abschreckens er mit Aufwendung seiner ganzen Routine
                              									gelangen kann, um eventuell nichts Unmögliches zu unternehmen, wo die Stärke der
                              									Hartschale vorgeschrieben wird, und um dieselbe nur knapp so stark zu machen, als
                              									sie verlangt wird.
                           Er muß also den Proceß in der Gewalt haben und jedenfalls bestrebt seyn, eine
                              									möglichst große Masse nicht abgeschreckten unveränderten grauen Eisens unter der
                              									Hartschale zu behalten, weil das Object dadurch am besten allen Spannungen
                              									widersteht; denn der Zweck der Hartschale ist mehr die Härte und der Widerstand
                              									gegen Alteration der Arbeitsflächen als die Zähigkeit oder das Widerstreben gegen
                              									zerreißende Kräfte, welche sich mit den Spannungen des Inneren combiniren.
                           Für die meisten Zwecke ist ein Zoll Hartschale mehr als genügend, da nach dem
                              									Verschwinden derselben die Gegenstände an sich durch die veränderte Größe
                              									unbrauchbar werden; in vielen Fällen genügt eine halb so starke Schale. Wo aber die
                              									Hartschale einer raschen Abnutzung unterworfen wird, z.B. hei Erzquetschwalzen, und
                              									die Oberfläche oft nachgedreht werden muß, da ist die Walze um so viel besser, je
                              									dicker die Hartschale ist. Bei Walzen gewöhnlicher Größenverhältnisse ist es indeß
                              									immer nothwendig, einen Kern von grauem Eisen zu haben, welcher den Spannungen
                              									widerstehen soll. Aus demselben Grunde gießt man wohl die Laufzapfen schwächerer
                              									Walzen in dünneren Schalen oder in Lehm- resp. Masseformen, während bei sehr großen Walzen die
                              									Masse von weichbleibendem Eisen immer noch groß genug ist, um zu halten.
                           In allen ähnlichen Fällen kann nur das Urtheil und die Erfahrung den Eisengießer
                              									leiten; sein Urtheil kann aber nur begründet werden auf klare Begriffe von den
                              									Bedingungen welche die Umwandlung des Eisens regeln.
                           Wir wollen ihn im Nachfolgenden zu approximativen Grenzen führen, bevor wir die
                              									erwähnten Bedingungen selbst erörtern.
                           Es gibt kein Gußeisen, welches nicht durch praktische Einrichtungen eine wenigstens 1
                              									Zoll starke Schale liefern könnte, wenn das Eisen dem Gebrauch zum Hartguß angepaßt
                              									oder dazu eigens dargestellt wird.
                           Es gibt aber manche Marken von Gußeisen, welche noch tiefer abschrecken können, in
                              									welchem Falle das Ganzeisen sowohl als die Bruchstücke stets als zähes, hellgraues,
                              									fein krystallinisches, halbirtes Eisen bezeichnet werden.
                           Hat der Gießer dieses nicht zur Verfügung, so ist sein einziger Ausweg:
                           weißes Feineisen oder weißes härtestes Brucheisen in passenden
                              									Verhältnissen mit seinem eigenen weichen dunkelgrauen Eisen (welches für sich
                              									schwerlich einen Hartguß geben würde) zu versetzen.
                           Das beste Material für den Hartguß besitzen nach Mallet
                              									die Schweden und Deutschen. Gruson in Magdeburg verwendet
                              									(Harzer) Eisen aus der Nachbarschaft, von welchem eine in Masse gegossene Barre von
                              									1 Zoll im Gevierte, auf 3 Fuß von einander entfernte Stützpunkte gelegt, ohne
                              									Zerbrechen 12–1400 Pfd. trägt und dabei nur 5/8 bis 7/8 Zoll Einbiegung
                              									zeigt, die nach der Entlastung wieder gerade wird.
                           Mit solchem Material und geeigneten Werkzeugen kann ein Eisenbahnherzstück auf 2 Zoll
                              									abgeschreckt werden, während in der Praxis nur eine viel schwächere Schale verlangt
                              									wird.
                           Ein noch stärkeres Abschrecken beobachteten wir bei einer eisernen Walze aus
                              									Schweden, indem bei ihr die Schale 3 1/2 Zoll tief war, radial krystallinisches
                              									weißes Eisen zeigte und an dieselbe noch eine 2 Zoll starke Schicht von weißem
                              									krystallinischen Eisen (mit mehr oder weniger zerstreuten Flächen von unverändertem
                              									halbirten hellfarbigen Eisen) sich anschloß.
                           Diese Walze hat 2 Fuß 9 Zoll Durchmesser und eine Abschmelzung von circa 5 Zoll, wovon jedoch nur circa 3 Zoll zum nachherigen Abdrehen zu gebrauchen waren. Die Zapfen
                              									waren durch und durch abgeschreckt und von absolut weißem Eisen. Die Coquille soll 14 Zoll
                              									stark gewesen seyn.
                           In Paris sahen wir (i. J. 1867) einen Zapfenbruch aus einem der deutschen Staaten,
                              									welcher den auffallendsten Charakter des Hartgusses zeigt. Der Zapfen ist circa 15 Zoll stark und ringsum auf 1/3 seines
                              									Durchmessers abgeschreckt. Dieses ist wohl die äußerste Grenze welche in der Praxis
                              									eingehalten werden kann, wie aus nachstehenden Erörterungen hervorgeht.
                           Da die Wirkung der Coquille oder abschreckenden Form lediglich in der Abkühlung der
                              									Oberflächentheile der rasch eingegossenen flüssigen Roheisenmasse im Verhältniß zu
                              									der guten Leitung und großen Wärmecapacität des Materiales der Coquille besteht, so
                              									ist die Masse der Coquille wohl einer der Hauptpunkte, welche die Wirkung derselben
                              									beim Gusse beherrschen, wenn Form und Gewicht des Gußstückes und daraus die Relation
                              									zwischen Masse und Oberfläche desselben gegeben sind.
                           Bestimmter ausgedrückt: Die Kälte in der Coquille muß in Summa so groß seyn, daß sie
                              									genügt um die äußere Schicht des Gusses nach dem Füllen
                              									der Form in wenigen Minuten in festen Zustand überzuführen, und ein Rest von Kälte
                              									muß alsdann noch vorhanden seyn, um das Wiederschmelzen der gebildeten Hartschale
                              									durch die vom flüssigen Kern des Gegenstandes ausgehende Hitze zu verhüten, bis
                              									sämmtliche Theile des Gusses fest geworden sind.
                           Der Wärmeverlust beim Hartguß vor dem Festwerden der
                              									ersten Schicht der abzuschreckenden Oberfläche ist so klein im Verhältniß zu der im
                              									flüssigen Eisen entwickelten Hitze, daß er vernachlässigt werden kann. Es sey m das Gewicht der Schale (Coquille),
                           M das Gewicht des Gußstückes,
                           t die Temperatur der Schale beim Eingießen,
                           t₂ die Temperatur des Eisens beim Eingießen,
                           T die gemeinschaftliche Temperatur in dem Moment wo die
                              									Wärmeaufnahme seitens der Schale aufhört und das Gleichgewicht zwischen beiden
                              									Wärmemengen vorhanden ist,
                           C und C₂ resp. die
                              									specifische Wärme der Schale und des flüssigen Eisens bei den Temperaturen t und t₂;
                           dann ist nach bekannten Grundsätzen:
                           1) (mC
                              									+
                              									MC₂) T = mCt + MC₂
                              										t₂ und
                           2) T = (mC + MC₂ t₂)/(mC + MC₂)
                           Die specifische Wärme des Schmiedeeisens ist nach Dulong
                              									und Petit:
                           
                           
                              
                                 bei
                                   32–212° Fahr.
                                 0,1098
                                 
                                 
                                 
                              
                                 „
                                 212–662°    „
                                 0,1255
                                 
                                 
                                 
                              
                                 „„
                                 RothgluthSchmelzhitze
                                 0,14030,3282
                                 
                                    
                                    
                                 zweifelhaft
                                 
                              
                           Für Gußeisen sind keine Untersuchungen gemacht worden, daher die obigen Resultate
                              									auch für Gußeisen hier angenommen werden.
                           Die Schmelztemperatur t₂ = 2300° Fahr., kann man, weil Hartguß heiß
                              									Der heiße Guß hat in Deutschland weniger Anhänger als in England; nur bei
                                    											sehr grobmelirtem Eisen, z.B. Mischungen von hartem deutschen Eisen und
                                    											schottischem Gießereieisen läßt sich ein so heißes Gießen
                                    										rechtfertigen. gegossen wird, – 2500° Fahr.
                              									annehmen.
                           C = 0,1098, C₂ =
                              									0,300; wenn die beiden letzten Angaben von Dulong und Petit unrichtig seyn sollten, ist unsere Annahme von
                              									0,300 anstatt 0,3282 immerhin auf Seite der größeren Wahrscheinlichkeit.
                           Die Function der Schale besteht nunmehr darin, die äußerste Gußschicht zum Erstarren
                              									d.h. auf beispielsweise 1000° Fahr, zu bringen, oder auf eine hellrothe
                              									Gluthhitze bei welcher durch das Kirschrothe hindurch das Roheisen krystallinisch
                              									und krümlich wird.
                           Um nun diese Schicht nicht wieder zu schmelzen, muß auch der übrige Guß durch die Schale auf 1000° Fahr, abgekühlt werden
                              									können, oder auf 800°, um der höheren Gußtemperatur Rechnung zu tragen.
                           Hiernach ist:
                           (0,1098 mt + 0,3 Mt₂)/(0,1098 m
                              									+ 0,3 M) = T = 800°
                              									Fahr.
                           Wir können für unsere praktischen Zwecke C = C₂
                              									annehmen, somit (mt + Mt₂)/(m + M) = T; für englische Verhältnisse (t = 75°) ist also
                           (75 m + 2500 M)/(m + M) = T = 800° Fahr.
                           M ist gegeben als das Gewicht des Gusses, und m als Minimalgewicht der Coquille berechnet sich
                              									hiernach ganz leicht.
                           Doch ist diese Größe insofern nicht ganz verläßlich, als man in der Regel die
                              									Coquillen heißer macht als 75°, und dabei bis 300° F. geht.
                           Außerdem wird die Innenseite der Coquille mehr erhitzt als die Außenseite, sobald das
                              									Eisen hineingekommen ist.
                           Praktische Erfahrungen haben das Verhältniß m = 3 M als das geeignetste ergeben.
                           
                           Oekonomische Rücksichten verbieten die Anwendung zu starker Schalen für sehr
                              									beschäftigte Gießereien.
                           Construirt man Schalen, deren Dicke eine gewisse Grenze überschreitet, so kann man
                              									annehmen, daß dieselben entweder gleich nach dem Gusse oder während des Erkaltens
                              									zerspringen. Dieß rührt von der ungleichen Erwärmung der Schalen her und kann bei
                              									allen Hartgüssen vorkommen, am meisten aber bei starken und großen Schalen.
                           Eine plötzliche Ausdehnung (Volumvergrößerung) im Augenblick des Erstarrens kann,
                              									wenn sie angenommen wird, dazu beitragen das Springen zu befördern.
                           Der Verfasser hat sich bemüht, die für die Praxis hochwichtigen Anschauungen Mallet's möglichst ebenso klar, obwohl in anderem
                              									Zusammenhang als das englische Original zu geben. In vielen Punkten ist er anderer
                              									Ansicht als Mallet, glaubte aber mit der seinigen
                              									zurückhalten zu müssen, um so mehr als es bei der Discussion eines so schwierigen
                              									Gegenstandes wie der Hartguß darauf ankommt, die divergirenden auf verschiedene
                              									Grundlagen sich stützenden Ansichten zunächst treu nebeneinander zu stellen. Um ein
                              									Bild der in England vorzugsweise vertretenen Ansichten über den fraglichen
                              									Gegenstand zu gewinnen, erschien die Mittheilung der Mallet'schen Anschauungen wichtig. Weitere Arbeiten gestatten dem
                              									Verfasser vielleicht den Hartguß, wie er sich in Deutschland entwickelt hat, zu
                              									schildern.