| Titel: | Ueber die Entsilberung des Werkbleies mittelst Zink; von Carl M. Balling. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XII., S. 53 | 
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                        XII.
                        Ueber die Entsilberung des Werkbleies mittelst
                           								Zink; von Carl M.
                              								Balling.
                        Aus den „Technischen Blättern,“ 1870 S.
                              									166.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Balling, über Entsilberung des Werkbleies mittelst
                           								Zink.
                        
                     
                        
                           Das Silber wird auf trockenem Wege aus seinen Erzen ausschließlich nur in seiner
                              									Legirung mit Blei gewonnen, und solche Erze oder Hüttenproducte, welche selbst kein
                              									Blei enthalten, werden zu diesem Behufe unter Zuschlag bleiischer Erze oder Producte
                              									eigenen Schmelzprocessen, den sogenannten Verbleiarbeiten unterworfen. Bei dieser
                              									Extraction auf feurig flüssigem Wege entzieht das Blei dem Schmelzgut das Silber und
                              									erst das dabei fallende Reichblei oder Werkblei dient unmittelbar zur Gewinnung des Silbers. Das
                              									Werkblei enthält aber stets nur verhältnißmäßig wenig Silber und wird schon zu den
                              									sehr reichen gezählt, wenn es über 0,5 Münzpfund davon im Centner aufweist. Wenige
                              									Hütten arbeiten unter derart günstigen Verhältnissen, und es werden auch Werkbleie
                              									gewonnen, aus welchen sich die Abscheidung des Silbers nicht lohnt, weil sie auf dem
                              									Treibherde geschieht, wobei ein bedeutender Brennstoffverbrauch, Aufwand an Arbeit,
                              									Zeit und Zustellungsmaterial, und beträchtlicher Abgang an Blei und Silber die
                              									Gewinnung vertheuert und öfters unmöglich macht. Die endliche Anwendung des
                              									Treibprocesses bei der Silbergewinnung ist unvermeidlich. Die in neuester Zeit
                              									angestrebten Verbesserungen in dem Silberhüttenwesen bezwecken sowohl ein Anreichern
                              									des Silbers in der möglich kleinsten Menge Blei, als auch die ausführbare Gewinnung
                              									desselben aus solchen Werkbleien, auf deren Silbergehalt man bis vor noch nicht
                              									langer Zeit aus oben angeführten Gründen verzichtete.
                           Die beiden diesen Zweck erfüllenden und in jüngster Zeit in ausgedehnterer Anwendung
                              									stehenden Methoden sind der von Pattinson angegebene
                              									Krystallisationsproceß und die von Parkes eingeschlagene
                              									Methode der Silberextraction mittelst Zink; die letztere ist zuerst in England, dann
                              									vor nicht ganz 40 Jahren schon zu Friedrichshütte in Tarnowitz (preußisch Schlesien)
                              									rücksichtlich der Entsilberung der Werkbleie mit günstigem Erfolge versucht, aber
                              									wieder aufgegeben worden, weil es damals nicht gelang, das zurückbleibende, Zink
                              									enthaltende Blei von dem Zinkgehalt zu befreien und ein gutes Handelsproduct zu
                              									liefern, dann auch, weil die Abscheidung des Silbers von dem Zink ohne erhebliche
                              									Verluste nicht zu bewerkstelligen war.
                           Die Werkbleientsilberung mittelst Zink gerieth nach und nach derart in Verfall, daß
                              									selbst Kerl im IV. Bande seiner 1865 erschienenen 2.
                              									Auflage der „Metallurgischen Hüttenkunde“ auf Seite 222
                              									ausspricht: „Es bleibt aber die unvollkommene Trennung des Bleies vom Zink
                                 										eine Schattenseite dieser wohl kaum noch angewandten Methode.“ Seit
                              									1866 aber wurde diese Methode auf zwei Hütten in der Eifel, zu Commern (Pirath und Jung) und zu Call (Herbst) wieder aufgenommen; im Jahre 1868 war dieselbe auf den am Oberharze gelegenen Hütten, zu Tarnowitz und an anderen Orten schon in currentem Betrieb und in ganz
                              									letzter Zeit hat das von Cordurié angegebene
                              									Reinigungsverfahren für Blei und Silber dieser Silbergewinnungsmethode derart Bahn
                              									gebrochen, daß dieselbe gegenwärtig nicht nur in England, Frankreich und auf den
                              									fiskalischen Hütten Preußens in Ausübung, sondern auch eine ganz allgemeine
                              									Anwendung derselben zu erwarten steht. Für die Nichteinführung dieser Methode könnte nur ein etwa sich zu
                              									hoch stellender Preis des Zinkes loco Hütte bestimmen.
                              									Das von Parkes angegebene Verfahren der
                              									Werkbleientsilberung gründet sich auf die schon früher durch Karsten bekannt gewordene Eigenschaft des Zinkes, bei einer bestimmten
                              									Temperatur in das Werkbleibad eingerührt, dem Werkblei das Silber zu entziehen, so
                              									daß nach hierauf erfolgendem, ruhigen Stehen des Metallbades sich eine specifisch
                              									leichtere Legirung von Zink, Silber und Blei an der Oberfläche abscheidet, während
                              									das entsilberte Blei den unteren Theil des Kessels füllt; diese Entsilberung
                              									geschieht aber nicht mit einemmale vollständig, sondern die Operation muß mehrmal
                              									wiederholt werden. Anfangs war der Verbrauch an Zink ein sehr großer und das
                              									Augenmerk war zunächst darauf gerichtet, an Zinkzusatz zu sparen, was auch in Folge
                              									der stetig abgeführten Versuche in eclatanter Weise gelungen ist, indem außerdem
                              									gegenwärtig das verbrauchte Zink nicht nur nicht mehr verloren ist, sondern sogar
                              									als leicht verwerthbares Product in den Handel gesetzt werden kann.
                           Die einzelnen Arbeiten bei der Bleientsilberung durch Zink zerfallen in:
                           1) das Entsilbern des Werkbleies,
                           2) das Raffiniren des zurückbleibenden silberarmen Bleies und
                           3) das Raffiniren der das Silber enthaltenden Zinklegirung.
                           Das Entsilbern des Werkbleies geschieht in großen gußeisernen Kesseln, welche mit 220
                              									bis 250 Centner Werkblei chargirt werden, worauf dasselbe eingeschmolzen und dann
                              									der erste Zinkzusatz gegeben wird, dessen Menge je nach dem zur Entsilberung
                              									genommenen Quantum, Gehalt und Reinheit des eingeschmolzenen Werkbleies, eine
                              									verschiedene ist; so wurde zur Zeit meines Besuches der am Oberharze gelegenen
                              									Hütten (September 1868) zu Frankenscharner Hütte bei
                              									Clausthal auf 250 Centner Werkblei in abnehmenden Quantitäten zuerst 180, dann 100,
                              									endlich 50 Pfund Zink, zu Lautenthal ebenso 200, 100 und
                              									60 Pfund und zu Altenauer Hütte auf 225 Centner Werkblei
                              									Mengen von 120, 100 und 80 Pfund Zink nach einander zugesetzt.
                           Das zugesetzte Zink wird jedesmal längere Zeit hindurch mit dem geschmolzenen
                              									Werkblei gut durchgerührt und dann das Metallbad abkühlen gelassen; der während der
                              									Abkühlung und Ruhe des Bades sich auf der Oberfläche ansammelnde Schaum wird so
                              									lange abgehoben, als sich nicht durch Bildung von erstarrten Krusten am Rande des
                              									Kessels eine zu stark
                              									vorgeschrittene Abkühlung zu erkennen gibt, worauf derselbe wieder geheizt und der
                              									zweite Zinkzusatz gegeben wird, mit welchem man in gleicher Weise verfährt und nach
                              									dem dritten Zinkzusatz die frühere Operation wiederholt. Der nach jedesmaligem
                              									Zinkzusatz und erfolgtem Durchrühren bei dem Ruhigstehen des Metallbades sich auf
                              									der Oberfläche abscheidende Zinkschaum ist eine Legirung von Silber, Zink und Blei;
                              									er wird in einen zweiten Kessel abgehoben, darin, weil er noch sehr bleihaltig ist,
                              									abgesaigert und das abgesaigerte Blei in einen tiefer stehenden Kessel abgelassen,
                              									worin es entweder nochmal mit kleineren Quantitäten Zink nachentsilbert wird, oder
                              									man läßt es ruhig stehen und hebt den sich hier noch abscheidenden letzten Antheil
                              									silberhaltigen Zinkschaumes ab.
                           Das nach dem Abheben des Zinkschaumes im ersten Kessel verbleibende Armblei wird
                              									gewöhnlich auch noch nachentsilbert und schließlich dem Raffiniren übergeben. Um bei
                              									der Entsilberung des Bleies an Zink zu sparen, wird in neuerer Zeit mit dem ersten
                              									Zinkzusatz auch noch der von dem zweiten und dritten Zinkzusatz der vorigen Arbeit
                              									herrührende, noch nicht völlig mit Silber gesättigte Zinkschaum zugesetzt; es ist so
                              									auf den Oberharzer Hütten gelungen, die Menge des zu verwendenden Zinkes im Ganzen
                              									auf 1,4 Proc. vom Gewicht des eingeschmolzenen Werkbleies herabzubringen, und zu
                              									Friedrichshütte in Tarnowitz genügt hierzu 1 Proc. Zink, weil dort die Bleie fast
                              									kupferfrei sind, und ein Kupfergehalt der Werkbleie eine entsprechende Erhöhung der
                              									zuzusetzenden Zinkmenge bedingt. Auch hat die Erfahrung gelehrt, daß ein
                              									silberreicheres Blei einen im Verhältniß zum Silbergehalt geringeren Zusatz an Zink
                              									erfordert.
                           Zu Havre in Frankreich (Rothschild) hat man die Entsilberungskessel mit mechanischen Rührern von
                              									folgender Einrichtung, Fig. 14, versehen. Auf
                              									einem auf Schienen über dem Kessel laufenden Wagengestell a befindet sich in der Mitte eine durch die Lager b und c geführte verticale Welle d, welche an ihrem unteren Ende die für die Aufnahme von
                              									Zink bestimmte, durchlöcherte, mit dem Deckel e und den
                              									Keilen f verschließbare Blechbüchse g trägt und bis zum Boden des Kessels versenkt werden
                              									kann; an derselben Welle sind über der Büchse windschiefe Flügel h zum Durchrühren des Metallbades angebracht, welche
                              									durch das oberhalb befindliche conische Getriebe i
                              									mittelst der Kurbel k in Umdrehung versetzt werden. Nach
                              									erfolgtem Durchrühren wird der Keil bei l entfernt, die
                              									Zahnräder werden ausgelöst und die Welle sammt Flügel und Büchse, weßhalb das untere
                              									Lager c auf den Stiften m
                              									beweglich ist, mittelst eines Differentialflaschenzuges auf eine, auf die beiden Böcke n gelegte Gabel gehoben, worauf das Wagengestell
                              									fortgefahren wird.
                           Nach Mittheilungen von Illing müssen bei der
                              									Werkbleientsilberung durch Zink folgende wesentliche Momente genau befolgt
                              									werden:
                           1) die zu entsilbernde Bleicharge muß möglichst hitzig eingeschmolzen und das Rühren
                              									muß sehr sorgfältig ausgeführt werden, damit eine recht innige Mengung von Zink und
                              									Blei stattfindet;
                           2) muß die Abkühlung des Bleies sehr langsam vor sich gehen, damit die leichtere
                              									Zinksilberlegirung sich möglichst an die Oberfläche des Bleies ziehen kann;
                           3) ist das Abheben des Zinkschaumes sehr subtil auszuführen, damit von der an der
                              									Oberfläche befindlichen, erstarrenden, reichen Zinksilberlegirung keine Stücke in
                              									den Kessel hineinfallen, dort wieder einschmelzen und den Silbergehalt des Bleies
                              									wieder erhöhen.
                           Der bei der Entsilberung erhaltene Zinkschaum und das zurückbleibende Armblei werden
                              									nun entzinkt, raffinirt.
                           Bei der Entzinkung des Armbleies haben die folgenden Methoden Anwendung gefunden:
                           1) Behandlung mit Chlorblei nach dem Patente von Herbst
                              									und Wassermann;
                           2) das Verfahren Pirath's mit Verwendung von Kochsalz.
                              									Hieran schließt sich
                           3) das auf den Oberharzer Hütten eingeschlagene Verfahren
                              									an, anstatt des theuren Kochsalzes das billigere Staßfurter Abraumsalz (Sylvin) zu
                              									verwenden;
                           4) Flach's Verfahren: Durchsetzen des zinkhaltigen Bleies
                              									mit Puddelschlacken in Schachtöfen behufs Verschlackung und Verflüchtigung des
                              									Zinkes;
                           5) Cordurié's Verfahrens:Sur l'état actuel de la métallurgie du
                                       												plomb, in den Annales des mines, 6. série, t. XIII p. 325 und in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten-
                                    											und Salinenwesen in dem preußischen Staate, Bd. XVII S. 231.
                              									Anwendung von Wasserdampf zur Entzinkung des Arm- und Reichbleies.
                           Die ersten drei Methoden bezwecken die Entfernung des Zinkes als Chlorzink. Außer den
                              									bereits genannten Reinigungsmethoden wurden noch heiße Gebläseluft, Zusatz von
                              									Glätte unter gleichzeitigem Polen, Chilisalpeter und andere Mittel versucht, allein
                              									alle diese Versuche führten große Abgänge an Blei, Abfall von viel bleiischen
                              									Krätzen als Nebenproducte und deßhalb weitere Aufarbeitungen, schädliche Einwirkung
                              									auf die Gesundheit der
                              									Arbeiter und andere Uebel im Gefolge, so daß davon wieder abgegangen wurde; auch die
                              									ersten vier hier besonders angeführten Entzinkungsmethoden sind schon zum Theil dem
                              									von Cordurié angegebenen Verfahren gewichen, so
                              									wie demselben überhaupt eine bleibende Zukunft in Aussicht steht.
                           Nach Cordurié's Verfahren geschieht die Entzinkung
                              									des Armbleies in folgendem Apparat, Fig. 15: Aus dem
                              									Entsilberungskessel a wird das zinkhaltige Blei durch
                              									die mit einem Stopfen verschließbare gabelförmige Rinne b in den Raffinirkessel c abgestochen, die in
                              									einem Falz dicht anschließende Blechhaube d aufgesetzt
                              									und das Blei bis zur lichten Kirschrothgluth erhitzt; hierauf wird durch eine in dem
                              									unteren Theil der Haube befindliche Thür das Dampfrohr e
                              									bis nahe zum Boden des Raffinirkessels eingesenkt und die Thür wieder geschlossen.
                              									Der Wasserdampf wird mit einer Spannung von 1 (am Harze) bis 4 (zu Havre)
                              									Atmosphären eingeführt, wobei die Temperatur des Metallbades steigt, das Zink sich
                              									sehr lebhaft oxydirt und das Blei in einer Zeit von 1 bis 3 Stunden vollständig
                              									entzinkt ist; das gebildete Zinkoxyd entweicht durch das auf die Blechhaube
                              									aufgesetzte Rohr f in Condensationskammern, wo sich
                              									dasselbe absetzt. Von da wird es auf geneigte Herde gebracht, dort verwaschen und
                              									die ablaufende Trübe in unter einander stehenden, mit Abzapfvorrichtungen versehenen
                              									Fässern decantirt; man erhält bei dieser Aufbereitung etwas mechanisch mitgerissene
                              									Bleikörner, welche zum Raffiniren zurückgegeben werden, dann ein unreines zinkisches
                              									Bleioxyd, das zur Entfernung des Zinkoxydes mit Salzsäure behandelt und dann im
                              									Flammofen reducirt wird, und ein bleioxydhaltiges Zinkweiß, welches in den Handel
                              									gesetzt werden soll.
                           Von dem im Raffinirkessel verbleibenden Blei wird die oben schwimmende
                              									Zinkoxydschicht abgehoben, und bei lose aufgesetzter Haube und geöffneter Thür am
                              									Boden derselben (um atmosphärische Luft zutreten zu lassen) in das Bleibad noch etwa
                              									1 Stunde lang Wasserdampf eingeleitet, wobei sich das Antimon aus dem Blei oxydirt
                              									und schwarze Glätte gebildet wird; das zurückbleibende gereinigte Blei ist nun
                              									Handelswaare. Zum Ablassen desselben aus dem Raffinirkessel bedient man sich auf den
                              									rheinischen Hütten einer Ablaßvorrichtung mit Schieberverschluß, wie dieselbe in
                              										Fig. 16
                              									und 17
                              									dargestellt ist; a eine dreieckige Flantsche an dem
                              									Ablaßrohr des Raffinirkessels, b ein Hebel dessen
                              									Drehpunkt sich in c befindet, und d eine Platte welche mittelst Schrauben angezogen wird und den Hebel an
                              									die Flantsche drückt.
                           Man erzeugt nach diesem Verfahren unmittelbar 80 bis 84 Proc. Raffinirblei (Handelsblei) mit
                              									einem Rückhalt von nur 0,0005 bis 0,0006 Proc. an Silber.
                           Auf den Oberharzer Hütten durchgeführte Versuche haben übrigens auch bestätigt, daß
                              									man durch ein länger fortgesetztes Polen allein das Armblei leicht von seinem
                              									Zinkgehalt befreien kann, wenn man dabei eine angemessene Temperatur (kaum
                              									Kirschrothgluth) beobachtet; dieses Verfahren hatte die Vortheile der kürzeren
                              									Zeitdauer des Raffinirens und geringeren Aufwandes an Zeit und Brennmaterial vor dem
                              									daselbst früher eingeführten Chlorirungsverfahren voraus, jedoch wurden in Folge der
                              									hierbei angewendeten höheren Temperatur die Kessel mehr angegriffen und sind deßhalb
                              									versuchsweise Stahlkessel in Verwendung genommen worden.
                           Der silberreiche Zinkschaum wird ebenfalls mit Wasserdampf von 1/2 (am Harze) bis 4
                              									(zu Havre) Atmosphären Druck entzinkt, nur werden hier die Oxyde, weil sie
                              									silberreicher sind, behufs möglichst vollkommener Aufsaugung und Condensation in
                              									größere Flugstaubkammern geführt. Um bei etwa zu frühem Oeffnen der Thür am Boden
                              									der Haube vor Beendigung des Processes eine in Folge reichlicher
                              									Wasserstoffgasbildung mögliche Explosion zu verhindern, wird durch die Haube ein
                              									zweites Rohr geführt, welches über dem Metallbade in den Kessel einmündet und durch
                              									welches man, wenn man den Proceß für beendet hält, Wasserdampf über den Kessel und
                              									durch die Flugstaubkammern führt; diese Vorsicht ist durchaus nothwendig, weil man
                              									den Vorgang in dem mit der Haube geschlossenen Kessel nicht beobachten kann und nur
                              									durch Probenehmen über das Fortschreiten des Reinigungsprocesses Kenntniß
                              									erhält.
                           Das bei der Entzinkung des geschmolzenen Zinkschaumes resultirende Reichblei wird
                              									endlich auf die Treibherde gebracht und abgetrieben.
                           Die in den Condensationskammern abgesetzten Oxyde werden durch Verwaschen von den
                              									mitgerissenen Bleikörnern getrennt, sodann entweder zur Entfernung des Zinkoxydes
                              									mit Wasser angefeuchtet und mit Salzsäure von einer Concentration, wie sie in den
                              									Handel gesetzt wird, ohne Verdünnung, in stark auscementirten Bassins unter Umrühren
                              									extrahirt (Verfahren zu Havre), worauf man die gereinigten Oxyde in eisernen Kesseln
                              									auf Werkblei und Chlorblei einschmilzt und letzteres schließlich in Flammöfen
                              									reducirt; oder sie werden bei dem Vertreiben des Reichbleies unter Abstellung des
                              									Windes, um Verluste durch Verstaubung zu vermeiden, eingetränkt (Verfahren auf den
                              									Oberharzer Hütten), wobei das Silber von dem Bleibad aufgenommen und der hierbei fallende Abzug dem
                              									Bleifrischen übergeben wird.
                           Die Methode der Silberconcentration in den Werkbleien mit Anwendung von Zink dürfte
                              									das schon früher zu demselben Zweck häufig und mit Vortheil angewendete
                              									Pattinsoniren mit der Zeit dennoch gänzlich verdrängen, da nicht nur der
                              									Kostenaufwand für Arbeit und Brennstoff sich viel niedriger stellt, sondern auch die
                              									Abgänge an Silber und Blei auf ein Minimum reducirt werden, die Arbeit selbst eine
                              									viel weniger beschwerliche, und durch die Einführung des Wasserdampfverfahrens auch
                              									der Arbeiter den gesundheitsschädlichen Einflüssen der sich entwickelnden Bleidämpfe
                              									nicht mehr ausgesetzt ist.
                           Es soll hier jedoch nicht übergangen werden, daß H. Sieger, als Vertreter des dem 1868 verstorbenen Hrn. Flach patentirten Verfahrens, in einer eigenen Brochüre:
                              										„Parallele zwischen dem Verfahren Flach's
                                 										und Cordurié's“ die durch das Flach'sche System erzielten Resultate als die günstigeren
                              									hervorhebt; derselben zu Folge sollen sich nach dem Flach'schen Verfahren geringere Verluste an Blei und Silber und geringere
                              									Productionskosten ergeben, dasselbe soll gegenwärtig noch in Preußen, Frankreich und
                              									England das verbreiteste und auch auf der größten Bleihütte des europäischen
                              									Kontinents, zu Marseille (M. Guillem und Comp., jährliche Erzeugung 300,000 Zoll-Ctr. Blei
                              									und 28,000 Münzpfund Silber), dann auf der größten Hütte in England, zu
                              									New-castle-on-Tyne (Locke, Blackett
                              									und Comp.) eingeführt seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
