| Titel: | Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle; von M. Märcker und E. Schulze. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XVIII., S. 79 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XVIII.
                        Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle;
                           								von M. Märcker und E. Schulze.
                        Im Auszug aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. CVIII
                              									S. 193.
                        Märcker und Schulze, über die Zusammensetzung der rohen
                           								Schafwolle.
                        
                     
                        
                           Die Genannten haben in dem Laboratorium der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu
                              									Weende bei Göttingen auf Veranlassung des Hrn. Prof. Henneberg eine Untersuchung über die Zusammensetzung der rohen Schafwolle
                              									ausgeführt, aus welcher wir Folgendes mittheilen.
                           1) Ueber die Bestimmung des Fettgehaltes der Wolle.
                              									– Um den Fettgehalt der Wolle zu bestimmen, pflegt man dieselbe bis zur
                              									Erschöpfung mit Aether zu extrahiren, aus der filtrirten Lösung den Aether
                              									abzudestilliren und das zurückbleibende Fett zu wägen. Diese Methode liefert jedoch –
                              									so weit es sich wenigstens um die Bestimmung des Fettgehaltes der Rohwolle handelt
                              									– ungenaue Resultate. Denn selbst wenn man die Rohwolle vor der Extraction
                              									vollständig austrocknet und sie mit wasserfreiem Aether extrahirt, nimmt der Aether
                              									doch neben dem Fett eine gewisse Menge von Seife aus der Wolle auf. Das durch
                              									Extraction der Rohwolle gewonnene Fett hinterläßt daher beim Verbrennen stets Asche.
                              									Es scheinen besonders ölsaure Salze (ölsaures Kali mit etwas ölsaurem Natron) zu
                              									seyn, welche neben dem Fett durch Aether aus der Wolle gelöst werden.
                           Man kann indessen das Wollfett von den beigemengten Seifen befreien, indem man die
                              									ätherische Lösung desselben wiederholt mit Wasser durchschüttelt. Die ätherische
                              									Schicht, welche sich in der Regel nach 24 Stunden von der wässerigen klar
                              									abgeschieden hat, liefert beim Verdunsten ein Fett, welches beim Verbrennen nur
                              									Spuren von Asche gibt, also fast völlig rein ist, während die wässerige Schicht die
                              									dem unreinen Wollfett beigemengten Seifen in Lösung enthält. Die Verf. fanden auf
                              									diese Weise, daß das aus roher Wolle durch Extraction mit Aether gewonnene Fett bis
                              									zu 19 Procent seines Gewichtes an mitgelöster Seife enthalten kann.
                           Beim Waschen der Wolle mit Wasser wird bekanntlich die in derselben enthaltene Seife
                              									fast vollständig entfernt; gewaschene Wolle gibt daher an Aether reines Wollfett ab.
                              									Um bei der Bestimmung des Fettgehaltes der Rohwolle ohne Weiteres richtige Resultate
                              									zu erhalten, würde man somit der Extraction mit Aether eine Extraction mit kaltem
                              									Wasser vorangehen lassen können, wenn man nur sicher wäre, daß durch letztere kein
                              									Fett entfernt würde. Es scheint aber die Seifenlösung, welche bei Behandlung der
                              									Wolle mit Wasser entsteht, mit dem Wollfett eine Emulsion zu bilden und einen
                              									beträchtlichen Theil des letzteren von der Wolle abzulösen.Hartmann (Inaugural-Dissertation, Göttingen
                                    											1868, S. 13) schüttelte die Lösung, welche sich bei Behandlung von
                                    											Merinowolle mit kaltem Wasser gebildet hatte, mit Aether. Derselbe nahm nur
                                    											eine geringe Menge eines gelben harzähnlichen Körpers auf. Hartmann glaubte darnach annehmen zu müssen, daß
                                    											bei Behandlung der Wolle mit kaltem Wasser kein Fett entfernt wird. Als er
                                    											aber die Wolle mit warmem Wasser behandelte, bildete dieses mit dem über
                                    											seinen Schmelzpunkt erwärmten Fett eine Emulsion und nahm einen
                                    											beträchtlichen Theil desselben auf Durch eine gehörige Steigerung der
                                    											Temperatur konnte er die Wolle in ihrem eigenen wässerigen Schweiße fast
                                    											vollständig entfetten. Daß Märcker und Schulze bei der Behandlung der Wolle mit kaltem
                                    											Wasser ein anderes Resultat erhielten, als Hartmann, erklärt sich vielleicht aus der Verschiedenheit des
                                    											Fettschweißes der von denselben untersuchten Wolle. Durch den
                              									folgenden Versuch wird dieß bewiesen.
                           50,478 Grm. einer im Durchschnitt 6,96 Proc. Fett enthaltenden rohen Wolle (von einem
                              									Landschafe) wurden in einer Kochflasche mit destillirtem Wasser (von
                              									Zimmertemperatur) übergossen. Nach halbstündigem Stehen wurde die trübe Flüssigkeit
                              										abgespritzt,Zu diesem Zwecke wurde auf die Kochflasche, in welcher die Wolle enthalten
                                    											war, ein doppelt durchbohrter, mit zwei Glasröhren versehener Kork
                                    											aufgesetzt. Die eine dieser Glasröhren reichte bis in die Flüssigkeit hinab
                                    											und war am unteren Ende mit feinem Leinen überbunden. Die zweite Glasröhre
                                    											reichte nur bis an den Hals der Kochflasche. Indem man durch diese zweite
                                    											Röhre Luft in die Kochflasche einblies, preßte man die Flüssigkeit durch die
                                    											erstere Röhre und einen mit derselben verbundenen Kautschukschlauch in ein
                                    											nebenstehendes Gefäß über, während die Wollfasern von dem Leinen, mit
                                    											welchem die Glasröhre am unteren Ende überbunden war, vollständig
                                    											zurückgehalten wurden. Wenn man die Wolle nicht in dieser Weise, sondern
                                    											durch Auspressen unter Wasser mit der Hand wäscht, so ist vermuthlich der
                                    											Verlust an Fett noch größer. dann neues Wasser aufgegossen,
                              									wieder abgespritzt, und so fort, bis das Wasser nichts mehr aufnahm. Die gewaschene
                              									Wolle wurde getrocknet und mit Aether extrahirt. Das filtrirte ätherische Extract
                              									hinterließ beim Verdunsten 2,226 Grm. Fett (= 4,41 Proc. der Rohwolle).
                           Die wässerige Flüssigkeit hatte ein Volum von 8000 Kubikcentimet.; 2000
                              									Kubikcentimeter derselben wurden zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Gyps
                              									aufgerieben, bei 100° C. getrocknet und mit wasserfreiem Aether extrahirt.
                              									Das ätherische Extract gab 0,2910 Grm. (vermuthlich unreines) Fett. In 8000
                              									Kubikcentimetern waren also 1,164 Grm. Fett (= 2,31 Proc. der rohen Wolle)
                              									enthalten. Es war in diesem Falle etwa 1/3 des gesammten Wollfettes in die
                              									Waschflüssigkeit eingegangen.
                           Richtige Zahlen für den Fettgehalt der rohen Wolle erhält man also nur in der Weise,
                              									daß man dieselbe mit Aether extrahirt und das gewonnene Fett durch Schütteln mit
                              									Wasser reinigt.
                           2) Ueber die Bestimmung des Gehaltes der Wolle an Feuchtigkeit,
                                 										Wollschweiß, Wollfett, reiner Wollfaser und Schmutz. – Die
                              									Bestandtheile, welche man in der rohen Wolle unterscheiden kann, sind 1) Wollfett (löslich in Aether), 2) Wollschweiß (löslich in Wasser, zum Theil auch in AlkoholWollfett und Wollschweiß begreift man zusammen unter dem Namen „Fettschweiß.“
                                    										, 3) Wollfaser, 4) Schmutz, 5) hygroskopische Feuchtigkeit. Um den
                              									Gehalt der Wolle an diesen sämmtlichen Bestandtheilen zu bestimmen, haben Märcker und Schulze folgende
                              									Methode angewendet:
                           Die Wolle wird in einer geräumigen Kochflasche abgewogen und dann vollständig
                              									ausgetrocknet (am zweckmäßigsten durch einen Strom von trockenem Wasserstoffgas,
                              									während die Kochflasche in siedendes Wasser taucht). Der Gewichtsverlust gibt den
                              									Gehalt der Wolle an Feuchtigkeit an. Die Wolle wird hierauf mit wasserfreiem Aether
                              									übergossen und die Lösung nach halbstündigem Stehen abgespritzt; diese Operation
                              									wird wiederholt, bis der Aether nichts mehr aufnimmt. Die ätherische Fettlösung wird
                              									in der beschriebenen Weise durch Schütteln mit Wasser gereinigt. Das beim Verdunsten
                              									des Aethers zurückbleibende Fett wird bei 100° C. getrocknet und gewogen. Der
                              									beim Verdunsten des Waschwassers bleibende Rückstand wird zu dem in Wasser löslichen
                              									Antheil der Wolle hinzu addirt.
                           Die mit Aether erschöpfte Wolle wird hierauf mit kaltem destillirten Wasser bis zur
                              									Erschöpfung extrahirt. Die wässerigen Extracte werden durch Abspritzen von der
                              									Wollfaser getrennt, dann vereinigt und gemessen. Zur Bestimmung ihres Gehaltes an
                              									festen Theilen wird eine abgemessene Menge derselben, nachdem sie zuvor durch
                              									Filtration von den beigemengten Schmutztheilen befreit ist, in einer gewogenen
                              									Platinschale im Wasserbade zur Trockne verdampft. Die Schale mit dem Rückstand
                              									trocknet man auf heißem Sand im luftverdünnten Raume, bis ihr Gewicht constant ist.
                              									Der Rückstand bildet nach völliger Austrocknung eine braune, leicht zerreibliche
                              									Masse.
                           Die mit Aether und Wasser erschöpfte Wolle behandelt man mit Alkohol. Es lösen sich
                              									in demselben noch geringe Mengen von Seife.
                           Um die in Wasser und Alkohol unlöslichen oder schwer löslichen Seifen der Erdalkalien
                              									zu entfernen, läßt man der Extraction mit Alkohol noch eine solche mit verdünnter
                              									Salzsäure (im Liter 4 Kubikcentimeter concentrirte Salzsäure) folgen. Man wäscht mit
                              									Wasser nach, bis alle Säure entfernt ist. Das Extract wird eingedampft, und der
                              									Rückstand auf heißem Sand im luftverdünnten Raum getrocknet, bis sein Gewicht
                              									constant ist.Bei schmutzreichen Wollen gehen durch die verdünnte Salzsäure nicht
                                    											unbeträchtliche Mengen Kalk in Lösung. Der größte Theil desselben stammt
                                    											vermuthlich nicht von Kalkseifen, sondern von dem im Schmutze enthaltenen
                                    											Kalkstaub her. Die genannten Seifen können bei der Behandlung mit
                              									Salzsäure zersetzt werden; um die Wolle ganz frei von Fettsäuren zu erhalten, ist es
                              									daher nothwendig, der Extraction mit Salzsäure noch eine solche mit Alkohol und
                              									Aether folgen zu lassen.
                           Die in solcher Weise extrahirte Wollfaser ist frei von allen löslichen
                              									Bestandtheilen, aber noch verunreinigt durch Schmutz (Sand, Futter- und
                              									Koththeilchen u. dgl.). Man entfernt denselben am besten durch Schütteln und
                              									Zerzupfen der Wolle, zuletzt durch Auslesen mit der Pincette. Ein geringer Verlust
                              									an Wollfaser ist dabei kaum zu vermeiden. Es ist zweckmäßig, den ausgeschüttelten
                              									und ausgezupften Schmutz
                              									auf einem Bogen Papier zu sammeln und auf einem engmaschigen Siebe mit Wasser zu
                              									waschen. Die im Schmutze enthaltenen Wollfäserchen ballen sich dabei zusammen und
                              									lassen sich zum größten Theile wieder gewinnen, während der Sand etc. durch die
                              									Maschen des Siebes fällt. Die Wollfaser wird im Wasserstoffstrom getrocknet und dann
                              									gewogen.
                           Den Gehalt der Wolle an Schmutz bestimmt man aus dem Verluste.
                           Die Verf. haben in dieser Weise zwei Wollen (Nr. 1 und 6 der folgenden Tabelle)
                              									vollständig untersucht. Von sechs anderen Wollen (Nr. 2 bis 5, 7 und 8) führen sie
                              									den Gehalt an Feuchtigkeit, in Wasser löslichen Bestandtheilen und reiner Wollfaser
                              									an. Sie bemerken dabei, daß diese letzteren Wollen im fetthaltigen Zustande mit
                              									Wasser extrahirt wurden. Das Fett, welches möglicherweise als Emulsion in die
                              									Wasserextracte eingegangen war, wurde durch Filtration entfernt; die filtrirten
                              									Extracte bildeten klare, braun gefärbte Flüssigkeiten.
                           In 100 Th. lufttrockener Wolle sind enthalten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 198, S. 83
                              
                                 
                                 Nr. 7 war Wolle von einem Rambouillet-Bock, Nr. 8 von einem
                                    											Rambouillet-Schaf, Nr. 6 eine gemischte Probe.
                                 
                              Wolle von Landschafen; Wolle von
                                 										Rambouillet-Vollblut-Schafen Feuchtigkeit; Fett (gereinigt); Bei
                                 										successiver Behandlung; in Wasser löslich (Wollschweiß); in Alkohol löslich; in
                                 										verdünnter Salzsäure löslich; in Alkohol und Aether löslich; Reine Wollfaser;
                                 										Schmutz
                              
                           Die unter Nr. 1 bis 5 der vorstehenden Tabelle aufgeführten Wollen stammen von
                              									Landschafen (Hammeln), welche zu Fütterungsversuchen benutzt und fast nur in
                              									geschlossenen, staubfreien Räumen, zum großen Theile ohne Streu gehalten waren;
                              									diese Wollen enthielten daher nur sehr geringe Mengen von Schmutz.
                           3) Chemische Zusammensetzung des in Wasser löslichen Antheiles
                                 										der Wolle. – Der in Wasser lösliche Antheil der Wolle (Wollschweiß)
                              									besteht nach den Untersuchungen von Vauquelin, 
                              									Chevreul, Reich, Ulbricht und Hartmann vorzugsweise aus den Kaliseifen der Oel- und Stearinsäure,
                              									vermuthlich auch noch anderer fixer Fettsäuren; er enthält ferner in geringer Menge
                              									Kalisalze flüchtiger Fettsäuren (Essigsäure und Baldriansäure sind bestimmt
                              									nachgewiesen), Chlorkalium, Ammoniaksalze, Phosphorsäure, Schwefelsäure etc.
                           Die Verf. haben, gemäß dem Zweck ihrer Arbeit – Aufstellung von
                              									Stoffwechsel-Gleichungen für Fütterungsversuche mit Schafen –, sich
                              									nicht damit beschäftigt, die verschiedenen organischen Stoffe des Wollschweißes zu
                              									trennen, sondern sich darauf beschränkt, die Elementar-Zusammensetzung
                              									desselben festzustellen. Sie führen im Folgenden die Zahlen an, welche sie für den
                              									Gehalt des Wollschweißes an Stickstoff, an Mineralbestandtheilen, an Kohlensäure und
                              									Ammoniak, und für die Zusammensetzung der Wollschweiß-Asche gefunden haben.
                              									Die Bestimmung dieser Bestandtheile wurde in den Wasserextracten der Wollen Nr. 2
                              									bis 5, 7 und 8 ausgeführt.Zur Extraction mit Wasser wurden Woll-Portionen von 100 bis 150 Grm.
                                    											angewendet. Zur vollständigen Erschöpfung derselben waren 8 bis 10 Liter
                                    											Wasser erforderlich.
                           Die Trockensubstanz der Wasserextracte hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Wolle von Landschafen
                                 Wolle von
                                    											Rambouillet-Vollblut-Schafen
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 7
                                 8
                                 
                              
                                 Organische    Substanzdarin
                                    											StickstoffMineralstoffe  (kohlensäurefrei)
                                   58,92          
                                    											1,85  41,08
                                   59,47          
                                    											1,89  40,53
                                   59,76          
                                    											2,57  40,24
                                   61,86          
                                    											2,81  38,14
                                   59,12          
                                    											3,27  40,88
                                   60,47          
                                    											3,42  39,53
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Obige Mengen von Stickstoff und von Mineralstoffen betragen in Procenten der
                              									lufttrockenen rohen Wolle:
                           
                              
                                 
                                 Wolle von Landschafen
                                 Wolle von
                                    											Rambouillet-Vollblut-Schafen
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 7
                                 8
                                 
                              
                                 StickstoffMineralstoffe  (kohlensäurefrei)
                                 0,38   8,52
                                    											   
                                 0,43   9,31
                                    											   
                                 0,56   8,76
                                    											   
                                 0,63   8,49
                                    											   
                                 0,678,38
                                 0,778,89
                                 
                              
                           Der Gehalt der Wasserextracte an Ammoniak und an fertig gebildeter Kohlensäure
                              									betrug:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 198, S. 85
                              Wolle von Landschafen; Wolle von
                                 										Rambouillet-Vollblut-Schafen; Kohlensäure Amoniak; a) in Procenten
                                 										der Trockensubstanz des Wasserextractes; b) in Procenten der rohen Wolle; c) in
                                 										Procenten der Trockensubstanz des Wasserextractes; b) in Procenten der rohen
                                 										Wolle
                              
                           Der Gehalt des Wollschweißes an Ammoniaksalzen ist, wie vorstehende Zahlen beweisen,
                              									nur sehr gering. Die gefundenen Ammoniakmengen genügen nicht zur Erklärung des
                              									Stickstoffgehaltes des Wollschweißes; es muß also noch irgend eine andere
                              									Stickstoffverbindung (vielleicht Harnstoff?) in demselben enthalten seyn.
                              									Salpetersäure, welche Reich und Ulbricht in geringen Mengen im Wollschweiße gefunden haben, konnten die
                              									Verfasser nicht nachweisen.
                           Die Wasserextracte der untersuchten Wollen reagirten sämmtlich stark alkalisch; die
                              									in denselben enthaltene Kohlensäure war daher ohne Zweifel mit Kali in Verbindung.
                              									Berechnet man die gefundenen Kohlensäuremengen auf kohlensaures Kali, so ergibt
                              									sich, daß 100 Th. Rohwolle enthielten:
                           
                              
                                 2.
                                 3.
                                 4.
                                 5.
                                 7.
                                   8.
                                 
                              
                                 2,64
                                 2,26
                                 4,08
                                 0,02
                                 1,10
                                 1,38 Th. KO, CO².
                                 
                              
                           Hartmann fand in Rambouillet-Wolle 2,9 Proc.
                              									kohlensaures Kali. Auch Chevreul hat stets alkalische
                              									Reaction des Wollschweißes gefunden, und nimmt an, daß dieselbe von einem Gehalt an
                              									kohlensaurem Kali herrühre. Reich und Ulbricht
                              									Annalen der Landwirthschaft in den preußischen Staaten, Monatsblatt 49, S.
                                    											133. dagegen konnten in den von ihnen untersuchten Rohwollen nur
                              									höchst geringe Mengen fertig gebildeter Kohlensäure (bis zu 0,1 Proc.)
                              										auffinden.Die Wasserextracte dieser Wollen scheinen neutrale Reaction gehabt zu
                                    											haben. Sie nehmen daher an, daß zwar kohlensaures Kali vom Schafe
                              									secernirt werde, daß dasselbe aber energisch auf das Fett einwirke und somit als
                              									kohlensaures Kali nicht nachzuweisen sey. Auch Maumené und Rogelet
                              									Bulletin de la Société chimique, t.
                                    											IV p. 472; Jahresbericht über die Fortschritte
                                    											der Chemie für 1865, S. 776. geben an, daß der wässerige Auszug
                              									der Wolle neutral reagire und kein kohlensaures Alkali enthalte. Alkalische Reaction
                              									werde nur dann beobachtet, wenn sich in Folge einer Gährung kohlensaures Ammoniak
                              									gebildet habe.
                           
                           Für die von den Verf. untersuchten Wollen ist diese Erklärung nicht zutreffend; denn
                              									die in denselben gefundenen Ammoniakmengen reichen nicht entfernt zur Sättigung der
                              									gefundenen Kohlensäure aus. Die Verf. nehmen also an, daß der Wollschweiß in der
                              									Regel alkalisch reagirt und kohlensaures Kali enthält. Ohne Zweifel wirkt dieses
                              									kohlensaure Kali auf das Wollfett ein – das Product dieser Einwirkung sind
                              									die im Wollschweiß enthaltenen Kaliseifen, – und es kann offenbar vorkommen,
                              									daß bei diesem Proceß das kohlensaure Kali vollständig verbraucht wird, und daß ein
                              									wässeriger Auszug der Wolle dann neutrale Reaction besitzt.
                           Das kohlensaure Kali des Wollschweißes spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei der
                              									sogenannten Rückenwäsche der Wolle. Es erleichtert im Verein mit den Seifen des
                              									Wollschweißes die Ablösung des Schmutzes von der Wollfaser im hohen Grade.
                           Die Wollschweiß-Asche hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 198, S. 86
                              von 2 und 3 vereinigt; von 4 und 5
                                 										vereinigt; a) CO²-haltig; b) CO²-frei; Kali; Natron;
                                 										Spur; Kalk; Magnesia; Eisenoxyd sehr geringe Menge, nicht bestimmt; Chlor;
                                 										Schwefelsäure; Phosphorsäure; Kieselsäure; Kohlensäure; ab O für Cl
                              
                           Die Wollschweiß-Asche besteht, wie man aus vorstehenden Zahlen sieht, zum
                              									weitaus überwiegenden Theile aus Kalisalzen. Natron ist in der Asche von Nr. 4 und 5
                              									nur in Spuren, in der von Nr. 2 und 3 in sehr geringer Menge enthalten. Der größte
                              									Theil des Kalis ist an Kohlensäure gebunden, welche bei der Einäscherung aus den
                              									organischen Bestandtheilen des Wollschweißes entsteht. Völlig übereinstimmend mit
                              									vorstehenden Zahlen ist die Analyse von Wollschweiß-Asche, welche Maumené und Rogelet
                              									mittheilen. Dieselben fanden:
                           
                           
                              
                                 Kohlensaures Kali
                                 
                                   86,78 Proc.
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 
                                     6,18    „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Kali
                                 
                                     2,83    „
                                 
                              
                                 SiO³, Al²O³, KO,PO⁵, CaO,
                                    											MgO,Fe²O³, Mn²O³, CuO
                                 
                                    
                                    
                                     4,21    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Natron wurde in dieser Asche gar nicht gefunden. Hartmann
                              									untersuchte die Asche des Wasserextractes von Rambouillet-Wolle. In 2,122
                              									Grm. Asche fand er 0,0535 Grm. in Wasser unlösliche und 2,0685 Grm. in Wasser
                              									lösliche Bestandtheile. Das in Wasser Unlösliche war größtentheils kohlensaurer
                              									Kalk, während das in Wasser Lösliche fast nur aus Kalisalzen mit geringer Spur von
                              									Natronsalzen bestand. Das Kali war zum größten Theile an Kohlensäure gebunden;
                              									daneben wurden Chlor und Spuren von Phosphorsäure und Schwefelsäure gefunden. Aus
                              									den Zahlen, welche Hartmann angibt, berechnet sich
                              									folgende Zusammensetzung der Asche:
                           
                              
                                 Kohlensaures Kali
                                   83,1 Proc.
                                 
                              
                                 Chlorkalium (incl. phosphorsaures
                                    											und    schwefelsaures Kali)
                                   14,6    „
                                 
                              
                                 kohlensaurer Kalk
                                     2,3    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Der Wollschweiß umfaßt diejenigen Stoffe, welche bei der Flußwäsche der Schafe vom
                              									Wasser fortgeführt werden. Es dürfte nicht überflüssig seyn, auf die bedeutende
                              									Quantität von Kali aufmerksam zu machen, welche bei
                              									dieser Art der Wollwäsche für die Landwirthschaft verloren geht. 100 Pfund
                              									ungewaschene Wolle geben im Mittel aus den Bestimmungen der Verfasser 8,73 Pfd.
                              									(kohlensäurefreie) Wollschweiß-Asche. In diesen 8,73 Pfd. sind nach den
                              									Analysen der Verf. durchschnittlich 7,17 Pfd. Kali enthalten.
                           Das Waschwasser von 100 Pfd. roher Wolle besitzt, wenn man auch die in demselben
                              									enthaltenen Stickstoff- und Phosphorsäuremengen in Rechnung zieht,
                              									durchschnittlich einen Düngerwerth von 19,1 Sgr. (das Pfund Kali zu 2 Sgr., das
                              									Pfund Stickstoff zu 8 Sgr., das Pfund Phosphorsäure zu 3 Sgr. gerechnet).
                           4) Chemische Zusammensetzung der reinen Wollfaser.
                              									– Die in früher beschriebener Weise aus den Wollen Nr. 2 bis 5, 7 und 8
                              									dargestellten reinen Wollfasern wurden der
                              									Elementaranalyse unterworfen. Aschenbestandtheile waren in denselben nur spurenweise
                              									enthalten; die Verf. fanden folgende Mengen:
                           
                           
                              
                                 Wollfaser von
                                 
                              
                                 Nr. 2.
                                 3.
                                 4.
                                 5.
                                 7.
                                   8.
                                 
                              
                                   0,08
                                 0,11
                                 0,37
                                 0,24
                                 0,19
                                 0,23 Proc. Asche.
                                 
                              
                           Auf aschenfreie Substanz berechnet, war die procentische Zusammensetzung der
                              									Wollfasern folgende:
                           
                              
                                 
                                 Wolle von Landschafen
                                 Wolle von
                                    											Rambouillet-Vollblut-Schafen
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 7
                                 8
                                 
                              
                                 KohlenstoffWasserstoffStickstoffSchwefelSauerstoff
                                   49,25    7,57  15,86    3,66  23,66
                                   49,49    7,58  15,55    3,73  23,65
                                   49,67    7,26  16,01    3,41  23,65
                                   49,89    7,36  16,08    3,57  23,10
                                   49,58    7,19  15,54    3,69  24,00
                                   50,46    7,37  15,73    3,43  21,01
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Analysen der Wollfaser sind früher von Scherer
                              									Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XL S. 58. und von Reich und Ulbricht ausgeführt
                              									worden. Ersterer fand:
                           
                              
                                 
                                 auf aschenfreie Substanz berechnet
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 50,65 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 7,03    „  
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 17,71    „ 
                                 
                              
                                 Sauerstoff und Schwefel
                                 24,61    „ 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                                 
                                    											100,00
                                 
                              
                           Die zur Analyse benutzte Wollfaser war durch Auskochen mit Alkohol und Aether
                              									gereinigt worden; sie enthielt noch 2 Proc. Asche. Ulbricht fand in aschehaltigerDie von Reich und Ulbricht dargestellten Wollfasern enthielten 0,06 bis 0,29 Procent
                                    											Asche. Wollfaser:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 50,48 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   7,00    „
                                 
                              
                           Der Schwefelgehalt der Wollfaser schwankt nach den Bestimmungen von Reich zwischen 2,85 und 3,84 Proc., nach den Bestimmungen
                              									von Grothe
                              									Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 420; polytechn. Journal Bd. CLXX S. 384. zwischen
                              									1,6 Proc. (ff. Kammwolle) und 3,4 Proc. (Haidschnuckenwolle); v. Bibra hat nur 0,87 Proc. Schwefel im Wollhaar
                              									gefunden.
                           Die von den Verf. ausgeführten Wollfaser-Analysen weichen, wie man sieht,
                              									hinsichtlich des Kohlenstoffes, Wasserstoffes und Stickstoffes von den schon
                              									vorhandenen Analysen nicht bedeutend ab. Der Schwefelgehalt des Wollhaares dagegen
                              									scheint, wenn man alle bis jetzt gemachten Bestimmungen berücksichtigt, innerhalb
                              									ziemlich weiter Grenzen zu schwanken.