| Titel: | Ueber die JosephPopper'schen Patent-Dampfkessel-Einlagen; Bericht von Friedrich Napravil, Zuckerfabriks-Director in Velim. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XIX., S. 97 | 
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                        XIX.
                        Ueber die JosephPopper'schen
                           								Patent-Dampfkessel-Einlagen; Bericht von Friedrich Napravil, Zuckerfabriks-Director in
                           								Velim.
                        Vorgetragen in der Plenar-Versammlung des Vereines ostböhmischer Zuckerfabrikanten in Chrudim
                              									den 29. Juni 1870.
                        Napravil, über den Popper'schen
                           								Anti-Incrustator.
                        
                     
                        
                           Seit ungefähr zwei Jahren ist eine Erfindung ziemlich lebhaft besprochen und mit
                              									mehrseitigem Interesse in ihrer Entwickelung und Verwendbarkeit verfolgt worden,
                              									welche vom Ingenieur Joseph Popper in Wien gemacht und
                              									mit Beharrlichkeit in die Praxis eingeführt wurde.
                           Diese Erfindung wurde unter dem Namen „Popper's
                                 										Patent-Kessel-Einlagen“ bekannt als eine Vorrichtung,
                              									welche in Dampfkesseln eingebracht werden soll zu dem Zwecke, um die Uebelstände
                              									durch Niederschläge aus den Speisewässern zu beheben und die Sicherheit des
                              									Betriebes zu erhöhen.Man s. die Beschreibung dieser Vorrichtung im polytechn. Journal, 1869, Bd.
                                    											CXCI S. 263.
                           Bekanntlich wurden viele Versuche seit einer Reihe von Jahren, und zwar in allen
                              									Industriestaaten von den Ingenieuren gemacht, den sogenannten Kesselstein zu beseitigen.
                           Das constante Mißlingen aller dieser Versuche hatte zur Folge, daß das Problem der
                              									Beseitigung des Kesselsteines und das der Herstellung eines Perpetuum mobile beinahe in eine Linie gestellt wurden.
                           In der That zeigt nicht nur die bisherige Erfahrung, sondern auch eine genauere
                              									Betrachtung der gestellten Aufgabe einerseits und der theoretischen Hülfsmittel und
                              									praktisch obwaltenden Umstände andererseits, daß eine sogenannte Beseitigung des
                              									Kesselsteinansatzes an den Dampfkesselblechen, im Allgemeinen wenigstens, eine Unmöglichkeit sey.
                           Aber es ergibt sich für den Praktiker auch, daß dieses Ideal zu erreichen gar nicht
                              									nothwendig sey, und daß der Dampfindustrie ein sehr wesentlicher Dienst geleistet,
                              									ja daß derselben ganz Genüge geschehen würde, wenn es Jemanden gelänge, durch eine
                              									einfache Vorrichtung es möglich zu machen, die Dampfkessel von allen jenen Formen der festen Niederschläge
                              									wenigstens insoweit zu befreien, daß die Reparaturen, oder, wenn solche nicht
                              									vorhanden sind, die Unterbrechungen des Betriebes und Häufigkeit der den Kesseln so
                              									schädlichen Reinigungen mit Hammer und Meißel beseitigt werden. Mit einem Worte, es
                              									handelte sich um die praktische Formulirung sowohl, als
                              									auch Lösung des Problemes und dieß eben kann man Hrn. Popper, nach den zahlreichen bisherigen Erfahrungen zu
                              									schließen, gern zuerkennen.
                           Hr. Popper drückt den Zweck seiner Erfindung so aus:
                              											„Ich befreie nicht von Niederschlägen,
                                    											sondern von den Uebelständen durch Niederschläge.“
                           Die Uebelstände, welche die festen Bestandtheile im Speisewasser überhaupt im Gefolge
                              									haben, sind nachstehende:
                           1) Ein Theil der festen Bestandtheile bleibt im Kesselwasser
                                 										suspendirt. – Die Folge hiervon ist, daß die Wasserstandsgläser sich
                              									oft sehr verunreinigen und ein genaues Ablesen des Wasserstandes unmöglich machen,
                              									daß die Ventile an dem Kessel sich verschlammen, – für die Sicherheit des
                              									Betriebes sehr gefährliche Umstände; – endlich pflegt der aus dem Kessel
                              									entweichende Dampf viel Schlamm mit sich zu reißen und hierdurch die Dampfleitungen
                              									zu verlegen, die Maschine zu zerstören und dgl. mehr.
                           2) Ein Theil der festen Niederschläge bleibt in schlammiger
                                 										Consistenz am Boden des Kessels liegen. –
                           Derartige Ablagerungen consumiren viel Brennstoff und zerstören sehr bald die
                              									Kesselbleche.
                           3) Ein Theil der festen Bestandtheile bekommt eine feste und
                                 										steinige Consistenz, das ist der Kesselstein selbst; dieser Kessel-
                              									oder Pfannenstein verhindert die gute Wärmeübertragung, er muß öfter zerschlagen und
                              									hierdurch das Kesselblech sehr in Anspruch genommen werden, und endlich:
                           4) kommt es häufig vor, daß diese steinige Kruste während
                              									des Ganges des Kessels von selbst abspringt, sich in zahlreichen Plättchen an den
                              									Feuerplatten zusammenschiebt, ganze (mitunter mächtige) Klumpen bildet und die
                              									Kesselplatte entweder durchbrennen macht, oder eine Blechblase veranlaßt, mindestens
                              									aber eine ganz außerordentliche Brennstoffverschwendung verursacht.
                           Zur Vermeidung aller genannten Uebelstände war bisher nur ein einziges und nicht
                              									immer hinreichendes Mittel darin gegeben, daß man die Dampfkessel nur sehr kurze Zeit ununterbrochen heizen läßt; was für ein Uebelstand aber in
                              									dieser Vorsicht selbst liegt, ist zu klar als daß es nöthig wäre näher darauf
                              									einzugehen.
                           Die Popper'schen Einlagen sind nun gerade zu dem Zwecke
                                 										construirt, die genannten Uebelstände mit Sicherheit und ohne Heranziehung neuer
                                 										Unannehmlichkeiten zu beheben; dieß wird durch Blecheinlagen bewirkt,
                              									welche mit Hülfe passender Detailconstructionen, die den jeweiligen
                              									Kesseldimensionen und Formen entsprechen, gewisse Wasserströmungen so dirigiren, daß
                              									die erwähnten Leistungen eintreten müssen, und zwar mit Nothwendigkeit, weil es sich
                              									nur um feststehende physikalische Gesetze handelt, die von den vorhandenen
                              									praktischen Umständen nie zurückgedrängt werden. Es hat
                              									sich auch durch eine lange Reihe von Erfahrungen ergeben, daß dieß der Fall sey, und
                              									die Leistungen, wie sie Hr. Popper anzugeben pflegt, sind
                              									als ein allen Beobachtungen gemeinschaftliches Ergebniß, also eigentlich als eine
                              										Minimalleistung anzusehen.
                           Hierin liegt eben die Sicherheit der Wirkung und Garantie der Einhaltung der
                              									versprochenen Leistungen.
                           Die Frage ist nun: „Auf welche Weise bewirken
                                    											eigentlich die P.-schen Einlagen die Behebung jener obengenannten
                                    											Uebelstände durch die Niederschläge der Speisewässer?“
                           ad 1. Betreffs des ersten der oben angeführten Punkte sey
                              									bemerkt: daß in Folge der Anwesenheit der P.'schen Einlagen in den Dampfkesseln, und
                              									zwar sowohl mit äußerer, als mit innerer Feuerung (Cornwallkesseln), ein Kochen des
                              									Wassers und Aufsteigen des Dampfes nur in jener Art möglich gemacht wird, daß sich
                              									der allergrößte Theil des suspendirten Schlammes in das Innere des Apparates ruhig
                              									ablagern kann; zu gleicher Zeit ist jene Wasseroberfläche, von der der Dampf in den
                              									Dampfdom strömt, vollkommen ruhig, daher ein Schäumen und Platzen von Dampfbläschen
                              									nicht vorhanden, und daher auch der in den Dom entweichende Dampf nicht nur
                              									wasserfreier, sondern auch viel schlammfreier (wenn nicht ganz schlammfrei) als dieß sonst möglich ist.
                           Die Beobachtungen hinsichtlich der genannten Wirkungen sind äußerst zahlreich;
                              									überall bemerkt man – trotz längerer Gangdauer – eine auffallende
                              									Reinheit des Wassers im Wasserstandsglase; was die Reinheit des Dampfes von
                              									mitgerissenen Schlammtheilchen betrifft, so wurde in einem Etablissement
                              									(Eisensteingrube des Frhrn. v. Rothschild in M. Neustadt)
                              									ein ganz specieller und eingehender Versuch gemacht.
                           In diesem Etablissement ist nämlich das Speisewasser so schlammreich, daß der Dampf
                              									enorm viel Schlamm mitreißt, hierdurch die Dampfleitungen verengt und die Maschine
                              									verdirbt. Behufs der Erprobung wurde nun zum Versuch mit drei mit P.'schen Einlagen
                              									armirten Dampfkesseln operirt und nach Verlauf von ungefähr 6 Monaten die Maschine
                              									auseinandergenommen und die Dampfleitungen untersucht. In der
                                 										That zeigte sich die verlangte Leistung dem Versprechen Hrn. Popper's gemäß
                                 										erfüllt.
                           ad 2. Durch die Patent-Einlagen wird sämmtlicher
                              									Schlamm in Folge heftiger Wasserbewegungen von den heißen Kesselplatten entfernt und
                              									in das Innere des Apparates ruhig abgesetzt. Diese Leistung, als keine besonders
                              									schwierige, sey nicht weiter besprochen; natürlich hat der Apparat in keinem
                              									einzigen Falle noch versagt.
                           ad 3. Der Kesselstein selbst wird immer und namentlich an
                              									den heißesten Kesselstellen bedeutend reducirt; es
                              									kommen zwar Fälle vor, wie in der Troppauer Zucker-Raffinerie u.a., wo eine
                              									ganz vollständige Beseitigung erreicht wird; wir haben aber bereits zu Anfang
                              									auseinandergesetzt, daß Hr. Popper von einer absoluten
                              									Beseitigung im Allgemeinen, und zwar mit Recht, gar nicht spricht, dieselbe auch zu sämmtlichen versprochenen Leistungen nicht
                                 										nothwendig ist.
                           Die Verminderung des Kesselsteines nun ging in einzelnen Fällen bis auf 1/3, 1/4 und
                              									auch noch mehr, und der Grund dieser Verminderung liegt
                              									bei den P.'schen Einlagen darin, daß:
                           1) das Kesselwasser überhaupt vom suspendirten Schlamm befreit, also reiner erhalten
                              									wird;
                           2) durch die heftigen Wasserströmungen eine Verdichtung des Wassersteines und ein
                              									Verhindern des Absatzes von einzelnen Schlammschichten herbeigeführt wird.
                           Es muß aber noch auf eine höchst wichtige
                              									Eigenthümlichkeit der Wirkung der P.'schen Einlagen aufmerksam gemacht werden.
                           Die während der Functionirung der Einlagen gebildete Incrustirung ist viel leichter von den Kesselblechen ablösbar, als dieß
                              									sonst der Fall ist; diese Beobachtung ist so vielfach gemacht worden, daß gar kein
                              									Zweifel daran mehr möglich wird, und der Grund ist
                              									folgender: durch vollständiges Isoliren des weicheren Schlammes vom festen
                              									Kesselstein wird der letztere viel spröder und glasartiger; er brennt daher nicht
                              									nur viel weniger an, sondern er springt in Folge eines Hammerschlages viel leichter
                              									und in relativ größeren Stücken ab, als sonst.
                           Man überzeugt sich von der Richtigkeit dieser Erklärung leicht, indem man ein Stück
                              									eines derartigen Kesselsteines und eines gewöhnlichen auf eine Tischplatte wirft;
                              									der erste wird wie Glas klingen, der andere nicht.
                           
                           Nun ist aber noch die praktisch wichtigste, die schwierigste und interessanteste
                              									Leistung der P.'schen Einlagen zu erwägen, nämlich:
                           die Entfernung der von selbst abgesprungenen
                                 										Kesselsteinplättchen von den Kesselplatten.
                           Auf diesen Hauptfeind eines sicheren ungestörten Betriebes und der Erhaltung der
                              									Dampfkessel hatte man bisher kein genügendes Gewicht gelegt und noch viel weniger
                              									wurde bis auf den heutigen Tag ein Apparat construirt, welcher diesem Uebelstande
                              									abzuhelfen geeignet war.
                           Es liegen nun so zahlreiche Beweise vor, daß die P.'schen Einlagen dieß zu leisten im
                              									Stande sind, daß man schon um dieser einen Eigenschaft willen dieselben den
                              									nützlichsten, und wenn man ihre Einfachheit berücksichtigt, den interessantesten
                              									Erfindungen der Neuzeit anreihen darf.
                           Ich will, sogleich an diese Leistung anknüpfend, über den Generalversuch berichten,
                              									welcher von unserem Verein ostböhmischer Zuckerfabrikanten mit den P.'schen Einlagen
                              									in einem Dampfkessel der „Akciová
                                    											továrna na cukr“ in Pardubic unter Aufsicht unseres
                              									Präsidenten, Hrn. Director Joseph Pfleger, durchgeführt
                              									wurde.
                           In den Kesseln dieses Etablissements zeigte sich, trotz der Verwendung von Elbewasser
                              									zum Speisen derselben, im Laufe der Campagne ein Durchbrennen und Blasenziehen der
                              									Feuerplatten sämmtlicher Dampfkessel; der eigentliche Kesselstein war zwar durchaus
                              									nicht stark (1 bis 1 1/2 Linien), aber es zeigten sich bei der Untersuchung der
                              									Kessel enorme Anhäufungen von abgesprungenen Kesselsteinplättchen, und diese waren
                              									die Ursache der genannten Uebelstände.
                           Es wurde nun einer der Kessel (Bouilleurkessel mit 2 Siederöhren, 33' lang und 3 1/2'
                              									Durchmesser) mit den P.'schen Einlagen versuchsweise belegt und Ende Februar
                              									angeheizt; gleichzeitig wurde mit der Anheizung eines Nachbarkessels begonnen; das
                              									verwendete Speisewasser war aber nicht reines Flußwasser, sondern mit Brunnenwasser
                              									vermischt.
                           Schon nach kurzer Zeit war es auffallend, wie rein das
                              									Wasser im Wasserstandsglase des Versuchskessels blieb, während jenes des
                              									Nachbarkessels immer mehr und mehr verschlammte. In der 5. Woche nun war es ohne
                              									Gefahr des Durchbrennens und der Blasenbildung nicht mehr möglich, den Nachbarkessel
                              									weiter zu heizen, man mußte ihn kalt stellen, während der Versuchskessel anstandslos
                              									weiter arbeitete.
                           Nun ging der letztere noch weitere 5 Wochen, so daß er demnach volle 10 Wochen
                              									ununterbrochen geheizt wurde, während die gewöhnliche Gangdauer der Kessel dieser
                              									Zuckerfabrik 4 Wochen nicht überschreiten durfte.
                           Es war aber bis zum Schlusse der Gangdauer das Wasser im Glase immer rein
                                 										geblieben, und ein Mehraufwand an Brennstoff nicht bemerkbar.
                           Wir beschlossen nun, um die Wirksamkeit der Einlagen durch eigenen Augenschein
                              									wahrzunehmen, woran uns bei der Wichtigkeit dieser Vorrichtung für unsere Fabriken
                              									sehr gelegen war, daß der Kessel bis zum 9. Juni verschlossen bleiben möge, und Hr.
                              									Director Pfleger lud uns für diesen Tag zur Oeffnung und
                              									Untersuchung des Kessels ein.
                           Wir waren in der That in großer Anzahl erschienen, ließen in unserem Beiseyn den
                              									Mannlochdeckel abnehmen und stiegen nun einer nach dem anderen in den betreffenden,
                              									schon sehr abgekühlten Kessel.
                           Wir beobachteten nun Folgendes:
                           Im Inneren der Einlagen waren etwas Schlamm und eine ganz außerordentliche Menge von
                              									Kesselsteinplättchen abgelagert, und zwar ungefähr über dem ersten heißen Dritttheil
                              									der Kessellänge.
                           Nach dem Beiseitelegen der einzelnen Einlagsbleche wurde nun die Kesselwandung selbst
                              									untersucht; vom Anfang bis zum Ende derselben waren vollkommene Abwesenheit von
                              									Schlammtheilchen und gar keine Kesselsteinplättchen zu bemerken; der eigentliche
                              									Kesselstein aber war auf Papierstärke herabgebracht, so daß die kältere Hälfte des
                              									Kessels gewiß während der ganzen Campagne gar nicht, oder höchstens nur einmal wird
                              									nunmehr geputzt werden müssen, um ein ganz unnöthiges Zerhacken des Kesselbleches zu
                              									vermeiden.
                           Auffallend war uns ferner die leichte Ablösbarkeit des Kesselsteines; an den
                              									Feuerplatten konnte man beinahe ohne Hämmern, durch Einfahren mit einem scharfen
                              									Instrument, ja mit den Fingernägeln, Stücke ablösen, so sehr lose haftete der Stein
                              									an den Kesselblechen.
                           Endlich muß noch erwähnt werden, daß wir uns von der äußerst praktischen Construction
                              									der P.'schen Einlagen überzeugten, in Folge deren sogar das erste Einsetzen nur
                              									gegen 2 Stunden in Anspruch nahm; ferner brauchen dieselben weder selbst gereinigt,
                              									noch aus dem Kessel mehr herausgenommen, sondern beim Reinigen nur zonenweise bei
                              									Seite und wieder auf den früheren Platz gestellt zu werden.
                           Eine ganz andere Art von Nutzen gewähren die P.'schen Einlagen noch durch Erhöhung
                              									der Betriebssicherheit und ich will über diesen ebenfalls sehr wichtigen Punkt
                              									Einiges anführen.
                           Man bemerkt in den Cylinderkesseln, in welchen P.'sche Einlagen functionirten,
                              									oberhalb des normalen Wasserstandes stets weiße Spuren, welche beweisen daß das
                              									Wasser weit über das normale Niveau gehoben worden war. Diese Hebung ist genau der
                              									Temperatur der betreffenden Stelle entsprechend, sie beträgt oberhalb der Feuerplatten
                              									10–12–15 Zoll und nimmt dann gegen das kalte Ende stetig ab.
                           Diese Eigenschaft der Wasserhebung begründet nun einen ausgiebigen Schutz gegen das Glühen oder Anbrennen der Kesselbleche bei
                                 										etwa gesunkenem Wasserstand.
                           Andererseits bewirken diese Einlagen stets und selbst während der Unterbrechung im
                              									Heizen eine genügend starke Strömung im Kesselwasser, welche so regulirt ist, daß
                              									eine immerwährende Ausgleichung der Temperatur in allen Wasserschichten bis in den
                              									Dampfraum hinein stattfindet; hierdurch aber wird dem sogenannten Siedeverzuge vorgebeugt, welcher nach den neuesten
                              									Forschungen sehr wahrscheinlich häufig die Ursache von jenen Explosionen der
                              									Dampfkessel bildet, die während der Rastzeit der Dampfmaschinen zu entstehen
                              									pflegen.
                           Fassen wir dieß Alles zusammen, berücksichtigen wir die betreffenden zahlreichen und
                              									genauen Beobachtungen, die Erfahrungen bei den verschiedensten der gangbaren
                              									Kesselformen und bei verschiedenen Speisewässern, endlich den Umstand daß Popper' sche Apparate, welche in mehreren Etablissements
                              										seit längerer Zeit im Gange sind, stets gleich gut
                              									functioniren, dabei in ihrer Construction und Beschaffenheit nicht gelitten haben,
                              									so kann diese neue Erfindung gewiß nur auf das Angelegentlichste empfohlen werden,
                              									denn sie:
                           ermöglicht eine bedeutende Verlängerung der Gangdauer der
                                 										Dampfkessel, verhütet das Durchbrennen und Blasenziehen der Feuerplatten,
                                 										erspart Brennstoff und erhöht die Betriebssicherheit.
                           Es dürfte wohl auch von Interesse seyn, Näheres über die Entwickelung der Erfindung
                              									unseres Landsmannes zu erfahren.
                           Nach Mittheilungen Popper's hatte derselbe bereits im
                              									Jahre 1863, als er noch Eleve des k. k. physikalischen Universitätsinstitutes in
                              									Wien unter Leitung des bekannten Physikers und Mathematikers Ettingshausen war, bei Gelegenheit einer Voruntersuchung über
                              									Haarröhrchen-Erscheinungen bei erwärmten Flüssigkeiten nachfolgendes
                              									interessantes und von Jedermann leicht zu wiederholendes Experiment angestellt.
                           Er nahm einen mehrere Zoll langen Kupferstreifen, ritzte mit einer Messerklinge eine
                              									Furche entlang von der ungefähren lichten Weite eines Menschenhaares, erhitzte
                              									hierauf das Ende des Metallstreifens über einer Spiritusflamme, und senkte sodann
                              									das erhitzte Ende bis auf ungefähr einen halben Zoll Tiefe in kaltes Wasser; es
                              									zeigte sich nun ein plötzliches Aufschießen eines Wasserfadens in diese Furche
                              									– durch die ganze Länge derselben. Wurde dann ein
                              									Kupferstreifen mit ähnlichen knapp nebeneinander laufenden Canälchen versehen, am Ende
                              									– sowie früher, erhitzt und sodann rasch in kaltes Wasser eingetaucht, so
                              									überzog sich das Metallblech in einem Augenblicke mit einer feinen, bis an das Ende
                              									reichenden Wasserhaut.
                           Es zeigte sich also, daß es möglich sey, Dampfblasen welche
                                 										eben in der Entstehung begriffen sind, motorisch zu verwerthen.
                           Die praktische Verwendung dieses Principes für Dampfkessel leuchtete sofort ein.
                           P. ließ sofort kleine, mit derartigen Canälen versehene Metallgefäße anfertigen, um
                              									Wasserverdampfungsversuche darin vorzunehmen; durch mannichfache Umstände in der
                              									Verfolgung dieser Arbeit unterbrochen, gelangte er erst im Jahre 1867 dazu, die
                              									Experimente nochmals im Kleinen vorzunehmen, und nach ungefähr einem halben Jahre,
                              									nach vielfachen und mannichfaltigen Modificationen behufs praktischer Realisirung
                              									des eben erwähnten Principes, zu vollenden.
                           Im Frühjahr 1858 reichte er sein erstes Patentgesuch ein
                              									– er besitzt bereits seit neuester Zeit das dritte
                              									Patent – begann die Versuche im Großen, nachdem er mit vieler Mühe endlich
                              									ein Etablissement hierzu bereit gefunden hatte und verfolgte den Gegenstand bis auf
                              									den heutigen Tag von Fall zu Fall mit der größten Aufmerksamkeit, untersuchte
                              									beinahe jeden mit Einlagen versehenen Kessel, um die gemachten Beobachtungen für die
                              									Vervollkommnung seines Apparates zu benutzen und kam auf diesem Wege mit
                              									Beharrlichkeit zu einem Resultate, welches wir oben so warm empfehlen konnten.
                           P. machte uns auch darauf aufmerksam, daß ihm von mehreren Seiten vorgehalten wurde,
                              									derartige Einlagen seyen schon seit 15 und 20 Jahren in England und Westphalen
                              									versucht und verwendet worden. Die Aehnlichkeit aller bisher sonst verwendeten
                              									Einlagen mit den P.'schen ist aber eine so oberflächliche und das Princip so radical
                              									verschieden, daß die ersteren nicht nur in den meisten und besonders in den
                              									schwierigen Fällen gar nichts nutzen, sondern öfters geradezu zum Verderben der
                              									Kessel beitragen.
                           Auf der letzten Welt-Ausstellung zu Paris kamen ähnliche Kesseleinlagen vor,
                              									und fanden alle Anerkennung. Es waren die von Schmitz.Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCI S. 264. Schon Schmitz suchte mittelst seiner Kesseleinlagen durch eine
                              									günstige Circulation des Wassers im Generator, dessen Verdampfungsfähigkeit zu
                              									erhöhen, und andererseits den entstandenen pulverförmigen Niederschlag nach einer Seite zu führen, wo
                              									das zur Ruhe gelangte Wasser denselben abzulagern im Stande ist. In weit
                              									vollkommenerer Weise erreicht dieses Ziel aber der Popper'sche Anti-Incrustator.
                           Der vollgültigste Beweis hierfür liegt darin, daß eben aus der Heimath jener schon
                              									früher construirten Kesseleinlagen, nämlich aus der Rheinprovinz und Westphalen,
                              									sich nach P.'schen Einlagen das Bedürfniß durch vielfältige Anfragen und
                              									Bestellungen erwiesen hat.