| Titel: | Notizen aus der Adalbert-Eisenhütte in Kladno; von Johann Zeman. | 
| Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XXX., S. 132 | 
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                        XXX.
                        Notizen aus der Adalbert-Eisenhütte in
                           								Kladno; von Johann
                              								Zeman.
                        (Schluß von S. 37 des vorhergehenden
                           								Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Zeman, über die Adalbert-Eisenhütte in Kladno.
                        
                     
                        
                           II. Verschmelzen der
                                 									Eisensteine.
                           Der Hohofen Nr. 6, welcher in Figur 1–8 dargestellt
                              									ist, war ursprünglich ebenso wie die Hohöfen Nr. 3 bis 5 dreiförmig, mit eng
                              									eingebautem Gestell ohne äußere Wasserkühlung und mit einem Vorherd und Wallstein
                              									versehen. Der Gasabfangapparat bestand aus einem in die Gichtöffnung eingehängten
                              									Blechcylinder mit einem durch Wasser abgeschlossenen Deckel.
                           Nach der letzten Campagne wurde der Ofen einer gründlichen Reparatur unterzogen und
                              									Director Jacobi führte hierbei verschiedene
                              									Verbesserungen in der Ofenconstruction aus.
                           Der Hohofen wurde mit 6 Formen und mit geschlossener Brust zugestellt; das Gestell,
                              									dessen horizontaler Durchschnitt kreisrund, ist nun freistehend und mit Wasser
                              									gekühlt. Zu diesem Behufe wurde der Kernschacht durch gußeiserne Säulen unterfangen,
                              									wie dieß in Fig.
                                 										1 zu ersehen ist.
                           Der Gichtgasabfang und die Chargirvorrichtung ist nach den neuesten Principien und
                              									dabei sehr einfach construirt. Die Windleitung liegt leicht zugänglich und ist im
                              									Falle nothwendiger Reparaturen schnell zerlegbar. Die wesentlichsten Daten für den
                              									Hohofen sind:
                           
                              
                                 Ofenhöhe
                                 54 Fuß
                                 
                                 17,070 Meter
                                 
                              
                                 Gichtweite
                                   9    „
                                 
                                   2,845    „
                                 
                              
                                 Kohlensackweite
                                 15    „
                                 
                                   4,742    „
                                 
                              
                                 Gestellhöhe
                                   7    „
                                 10 Zoll
                                   2,476    „
                                 
                              
                                 Gestellweite oben
                                   6    „
                                 
                                   1,897    „
                                 
                              
                                           „      
                                    											unten
                                   5    „
                                 
                                   1,581    „
                                 
                              
                                 Formhöhe
                                 
                                 34 Zoll
                                   0,896    „
                                 
                              
                                 Formenanzahl
                                 
                                   6 Stück
                                 
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Düsendurchmesser
                                 
                                 24 Linien
                                   0,053 Meter
                                 
                              
                                 Windpressung
                                 
                                   2 1/2 Pfd. pro
                                    											Quadratzoll
                                 
                              
                                 Windtemperatur
                                 
                                   circa 350 Grad
                                    											Celsius.
                                 
                              
                           Gestell, Kühlvorrichtung und Windleitung. (Figur 3 bis 6). –
                              									Das Gestell ist aus feuerfesten, in Kladno angefertigten
                              									Ziegeln, oben 2 1/2 Fuß (0,790 Met.), unten 3 Fuß (0,948 Met.) stark; ebenso ist der
                              									Bodenstein aus gleichem Material hergestellt. In einer Höhe von 34 Zoll (0,896 Met.)
                              									sind 6 Wasserformen angebracht und es leiten die Düsen den Wind in der aus Figur 4 zu
                              									entnehmenden Weise zu. In derselben Figur ist auch das 4 zöllige (0,105 Met.)
                              									Gasrohr angedeutet, durch welches ununterbrochen Wasser zur Kühlung des
                              									Schlackenloches läuft.
                           Besondere Erwähnung verdient die Gestellkühlvorrichtung
                              									wegen ihrer Einfachheit, Billigkeit und leichten Zugänglichkeit an allen
                              									Punkten.
                           Wie aus den betreffenden Abbildungen zu ersehen, stehen vertical um das Gestell ll Stück T- und
                              									an der Ofenbrust 2 Stück Uförmige Gußanker, welche
                              									sämmtlich durch starke schmiedeeiserne Ringe r
                              									zusammengehalten werden, um eine schädliche Ausdehnung des Gestelles zu verhindern.
                              									Die Gußanker sind an den Seitenflächen mit eingegossenen Ruthen versehen, in welche
                              									lose Blechtafeln geschoben werden, so daß 8 horizontale, nach oben offene
                              									Wasserrinnen um das Gestell bis zum Rastwinkel gebildet werden.
                           Die Fugen längs der Blechränder wurden, nachdem der Ofen bereits einige Tage im
                              									Betriebe war und das Gestell sich entsprechend ausgedehnt hatte, mit Cement
                              									verschmiert, ebenso wie die äußere Gestellwand ebenfalls mit Cement verputzt
                              									war.
                           Das Kühlwasser gelangt aus dem ringsum laufenden Rohr W
                              									in die oberste Rinne, füllt diese an, läuft über und fließt in die zweite Rinne
                              									u.s.f.; hierbei bleibt also die Außenseite des Gestelles beständig mit wechselndem
                              									Wasser benetzt (Fig.
                                 										3).
                           Unten zieht das Kühlwasser, sowie das Ablaufwasser der Formen durch den Canal W' ab und wird theilweise zur Kesselspeisung
                              									benutzt.
                           Was die Windleitung betrifft, so ist diese nach der neuen
                              									Zustellung des Hohofens möglichst kurz und warm gelegen. Während früher das
                              									Hauptzuleitungsrohr 96 Fuß (30,347 Met.) lang um das Ofenfundament in einem eigenen
                              									Canal geführt und der Abkühlung ziemlich preisgegeben war, so ist jetzt das Windrohr
                              										R oberhalb des Gestelles in einer Länge von nur 29
                              									Fuß (9,167 Met.) um den Ofen herumgelegt, durch gußeiserne Säulen unterstützt und
                              									vermittelst vertical abwärts gehender, in Figur 5 und 6 im Detail
                              									gezeichneter Rohrverbindungen mit den Düsen in Communication gesetzt.
                           Zufolge der aus den Detailfiguren zu entnehmenden Construction können die Düsen durch
                              									Lüften der Schrauben s sehr leicht aus einander genommen
                              									werden; ebenso wie jede einzelne Düse durch entsprechende Stellung des Drehschiebers
                              										D dicht abgeschlossen werden kann.
                           Der Wind, welcher in einem schottischen Apparat erhitzt wird, hat bei der Düse stets
                              										mindestens Bleischmelzhitze (circa 330°C.).
                           Gasabfang und Erzaufgebvorrichtung (Fig. 7 u. 8). – In die
                              									Gichtöffnung reicht der feststehende Trichter E, welcher
                              									aus zwei Theilen gegossen ist und dessen 6 Fuß (1,897 Met.) weite untere Oeffnung
                              									der bewegliche Conus C ziemlich gut abschließt. Dieser
                              									Conus C kann mittelst einer Winde gehoben oder
                              									niedergelassen werden, demzufolge das Aufgeben der Beschickung entweder nach der Mitte oder nach den
                                 										Seitenwänden des Ofens stattfinden kann.
                           Die Gichtgase werden oberhalb der Ofenfüllung durch das seitlich einmündende Rohr G abgeleitet und zu den Winderhitzungsapparaten
                              									geführt.
                           Weitere Vortheile dieses Apparates sind: Bequeme Zugänglichkeit des Ofens, da der
                              									Abschlußconus C gehoben werden kann, ferner vollständige Ersparniß der Möllerkosten, dabei sehr
                              									bequemes Aufgeben der Hohofenbeschickung.
                           Erz und Kalk werden getrennt in gewogenen Mengen mit – 12 bis 14 Ctr.
                              									fassenden – HundenDiese Erz- und Kalkhunde sind in Fig. 12 und 13 auf
                                    											(der dem vorhergehenden Heft beigegebenen) Tab. I abgebildet. in
                              									den Fülltrichter E ringförmig ausgeschüttet, indem man
                              									– nach dem Auffahren des Hundes auf das über der Gichtöffnung liegende
                              									Schienengeleis – den Mantel m des Hundes, durch
                              									Niederführen des Hebels l mit Zuhülfenahme einer Stange,
                              									hebt.
                           Verschiedene Erzsorten sowie Kalk können auf diese Weise
                              									in gleichförmigen Lagen im Chargirtrichter E geschichtet
                              									werden.
                           Senkt man alsdann den Conus C – was in Kladno nach
                              									den verschiedenen Versuchen als die zweckmäßigste Manipulation sich herausstellte
                              									–, so erfolgt die Mischung zum Mindesten ebenso vollkommen, als wenn die
                              									Beschickung gehörig gemöllert aufgegeben würde.
                           Die Kohks werden getrennt von dem Erz aufgegeben, damit sich die Gicht im Ofen nicht
                              									zu tief senke. Man bedient sich hierbei eigener Kohkshunde,Diese Kohkshunde sind in Fig. 10 und 11 auf
                                    											Tab. I abgebildet. welche – je 6 Centner fassend –
                              									zu 4 Stück per Ofen an verschiedenen Punkten in den
                              									Trichter E gestürzt werden, worauf durch Senken des
                              									Conus C die Kohks in den Ofenraum gelangen. Dabei rollen
                              									die gröberen Kohksstücke nach der Mitte in den sich allmählich bildenden flachen
                              									Trichter, während Erz und Kohksklein mehr an der Ofenwand bleiben.
                           Der Gasverlust beim Chargiren ist höchst unbedeutend, da die entstehende Oeffnung
                              									klein, außerdem die Aufgabszeit sehr kurz ist. Nach erfolgtem Aufgeben wird der
                              									Abschluß zwischen Trichter E und Conus C, deren Berührungsflächen abgedreht sind, durch etwas
                              									klares Erz hinlänglich verdichtet.
                           Der Jacobi'sche Gasabfang kostet sammt Hebevorrichtung,
                              									flachem Gasabfangrohr G und Abschlußklappe k (Fig. 1) nur 2195,64 fl.
                              									österr. Währ.Der Langen'sche Gasabfangapparat, dessen
                                    											Aufstellungskosten mehr als das Doppelte betrugen, hat sich in Kladno nicht
                                    											bewährt; derselbe wurde bald abgetragen und durch den oben beschriebenen
                                    											ersetzt. – Der Ansicht, daß die Hohofengase behufs centrischen
                                    											Aufsteigens im Ofen auch centrisch aufgefangen werden müssen, steht der
                                    											Einwand entschieden entgegen, daß die Gase stets den Weg einschlagen werden,
                                    											wo ihrem Aufsteigen das Minimum des Widerstandes entgegengestellt
                                    										ist.
                           Indem Referent dem Hrn. Hüttendirector Jacobi für die
                              									bereitwillige Gestattung der Veröffentlichung dieser Mittheilungen und für die
                              									hierbei gewährte freundliche Unterstützung seinen Dank ausspricht, hofft derselbe
                              									bei einer anderen Gelegenheit noch einige sehr interessante Einrichtungen der
                              									Adalberteisenhütte zur Kenntniß der Leser dieser Zeitschrift bringen zu können.
                           So sind gegenwärtig 120 Kohksöfen nach den Plänen des Hrn.
                              										Jacobi im Bau, um die schwer backende Kladnoer Kohle
                              									zu verkohlen. Nach diesem Systeme sind bereits 12 Stück Oefen seit 6 Monaten im
                              									Betriebe und liefern bei einem durchschnittlichen Mehrausbringen von 6 1/2 Procent
                              									sehr gute, feste Kohks. Bei schlechter backender Kohle steigt das Mehrausbringen
                              									gegenüber jenem in den bestehenden Oefen nach François, in welchen schließlich aus dieser Kohle gar keine Kohks
                              									gewonnen werden, wenn die neuen Oefen noch verwendbare Kohks geben.
                           Einen bedeutenden Einfluß auf die Verhüttung stark phosphorhaltiger Eisensteine wird
                              									die von Jacobi nach mehrjährigen Versuchen erzielte Entphosphorung der Eisenerze ausüben.
                           Durch einen im größeren Maaßstab durchgeführten Versuch mit 4000 Pfd. Nucicer Erz
                              									wurde vor Beginn des Baues der Anlage im GroßenNachdem dieser Aufsatz bereits gedruckt war, erhielt der Verf. die
                                    											erfreuliche Mittheilung, daß die Entphosphorung des Nucicer Erzes im Großen mit sehr gutem Erfolg und Regelmäßigkeit im
                                       												Gange ist. die praktische Durchführbarkeit dieses
                              									Verfahrens festgestellt, sowie die theoretische Richtigkeit seiner Grundlagen durch das Gutachten von Prof.
                              										Stolba und Dr. Weiler in Prag anerkannt.
                           Mit Hülfe einer Dampfmaschine von 12 Pferdestärken werden in einem – dem
                              									früher beschriebenen ähnlichen – Erzbassin täglich 1000 Ctr. Nucicer Erz
                              									entphosphort. Aus demselben wird alsdann gutes Qualitätseisen und Stahl erzeugbar
                              									(eventuell auch Bessemerstahl), und aus den Nebenproducten der gewonnene Phosphor
                              									für die Landwirthschaft nutzbar gemacht werden können, wodurch für die
                              									Aufbereitungskosten des Erzes keine Erhöhung eintritt; das Erz selbst aber wird
                              									reicher und der Kohksverbrauch bei gleichzeitiger Erhöhung der Production des
                              									Hohofens geringer.
                           Noch ist die Mittheilung erwähnenswerth, daß zur Erhöhung des Winddruckes –
                              									derzeit 2 1/2 Pfd. – auf 5 Pfund pro Quadratzoll
                              									eine neue Gebläsemaschine aufgestellt wird, eine
                              									500pferdekräftige Balanciermaschine mit Expansion und Condensation; Durchmesser und
                              									Hubhöhe des Gebläsecylinders je 9 Fuß (2,845 Met.)
                           Eine recht interessante Anlage bildet auch die Kladnoer Röhrengießerei, in welcher die Röhren stehend gegossen werdenNach der französischen Methode, wobei der Formkasten auf derselben Stelle
                                    											stehend eingeformt und getrocknet wird, ohne auseinander genommen zu
                                    											werden. und zwar speciell für die Wiener Wasserleitung nach einem
                              									von Director Jacobi erst kürzlich erdachten Verfahren mit Muff nach abwärts.
                           
                        
                     
                  
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