| Titel: | Notizen über Eisenemailliren. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XXXI., S. 135 | 
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                        XXXI.
                        Notizen über Eisenemailliren.
                        Ueber Eisenemailliren.
                        
                     
                        
                           Die Hauptschwierigkeit, welche beim Emailliren des Eisens zu überwinden, liegt in dem
                              									Umstande, daß sich alle Metalle, so auch das Gußeisen bei Temperaturveränderungen
                              									weit stärker ausdehnen und zusammenziehen, als glasartige Körper, daß daher bei
                              									raschem Temperaturwechsel die Glasur leicht abspringt. Diesem Uebelstande wird
                              									dadurch begegnet, daß man dem Eisen zwei Ueberzüge gibt, deren ersterer, die Grundmasse, beim Aufschmelzen nicht vollkommen flüssig
                              									wird, sondern eine teigige Consistenz und einige Porosität, daher auch einen
                              									gewissen Grad von Nachgiebigkeit beim Ausdehnen des Eisens behält; deren zweiter
                              									aber, die Deckmasse, zur vollkommenen Schmelzung kommt und der
                              									Emaillirung die erforderliche glatte weiße Oberfläche ertheilt. –
                              									Grund- und Deckmasse werden einzeln und zwar folgendermaßen bereitet:
                           a. Grundmasse. Es wird zu
                              									ihrer Darstellung zuvörderst eine Glasmasse durch Zusammenschmelzen von Quarzmehl
                              									mit Borax und Feldspath bereitet; das erstere wird aus Feuersteinen oder gemeinem
                              									Quarz, auch wohl Sand gewonnen, indem man dieselben in einem Glühofen zum starken
                              									Glühen bringt, sodann in kaltes Wasser wirft (abschreckt), um sie mürbe zu machen
                              									und hierauf auf der Glasurmühle zum feinsten Pulver mahlt. Dasselbe geschieht mit
                              									dem Feldspath. Der Borax wird im gewöhnlichen krystallisirten Zustande
                              									angewandt.
                           Die Schmelzung wird in einem großen hessischen Tiegel vorgenommen, dessen Boden zum
                              									Abfluß der Masse durchlöchert ist.
                           Dieser Tiegel befindet sich auf einem ebenfalls durchlöcherten Untersatz, der
                              									seinerseits auf einem durch den Rost emporreichenden Rohrstutzen steht. Dieser unten
                              									offene Stutzen bildet den Hals einer Scheidewand, welche den Aschenfall in zwei
                              									Theile theilt. Im oberen Theil, also oberhalb der genannten Scheidewand sammelt sich
                              									die Asche, während im unteren Theil sich ein Gefäß zur Aufnahme der abtröpfelnden
                              									Glasmasse befindet. Der Ofen ist im Uebrigen viereckig aus feuerfesten Steinen
                              									gebaut, hat aber an der einen, vorderen, Seite eine große Oeffnung zum Besetzen des
                              									Tiegels, die während der Schmelzung mit einer mit Thon ausgefütterten Eisenplatte
                              									geschlossen wird. Das Loch des Tiegels wird mit ein wenig angefeuchtetem Quarzmehl
                              									verstrichen, damit die Masse zum vollständigen Fluß und zu gleichförmiger Mischung
                              									komme, bevor sie abfließt. Ist bei langsam gesteigerter Hitze, nach etwa 1 1/2
                              									Stunden, die Masse geschmolzen, so öffnet man von unten mit einem spitzen Eisen die
                              									Tiegelöffnung, läßt den Inhalt in ein Gefäß mit kaltem Wasser, um ihn abzuschrecken
                              									und zum Mahlen vorzubereiten, abfließen, verschließt die Oeffnung wieder, beginnt
                              									eine neue Schmelzung u.s.f.
                           Die so erhaltene Glasmasse wird getrocknet, vorläufig durch Stampfen zerkleinert, und
                              									mit dem sogleich anzugebenden Zusatz auf der Glasurmühle feingemahlen.
                           Unter den vielfältigen Zusammensetzungen der Grundmasse
                              									sind die folgenden empfehlenswerth:
                           
                              
                                 30
                                 Gewichtstheile
                                 Quarzmehl,
                                 
                              
                                 16 1/2
                                 „
                                 Borax,
                                 
                              
                                   3
                                 „
                                 Bleiweiß.
                                 
                              
                           
                           Diese, geschmolzen, liefern etwa 39 Theile Masse, welche mit 9 Th. Quarz und dem
                              									nöthigen Wasser feingemahlen und mit 8 2/3 Th. geschlämmtem Pfeifenthon und 1/2 Th.
                              										Magnesia alba innig gemischt werden. Oder man wendet an:
                           
                              
                                 30
                                 Theile
                                 Quarzmehl,
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 feingemahlenen Feldspath,
                                 
                              
                                 25
                                 „
                                 Borax;
                                 
                              
                           nach dem Schmelzen mit:
                           
                              
                                 10 3/4 
                                 Theilen
                                 Thon,
                                 
                              
                                   6
                                 „
                                 Feldspath,
                                 
                              
                                   1 3/4
                                 „
                                 Magnesia alba gemischt.
                                 
                              
                           Die in diese Zusammensetzungen eingehenden Zusätze von Thon, Feldspath etc. dienen
                              									dazu, der Grundmasse die teigige, halb geschmolzene Beschaffenheit zu verleihen.
                           b. Deckmasse. Dieselbe kommt
                              									im Wesentlichen mit der Grundmasse überein, unterscheidet sich aber einmal durch
                              									einen bedeutenden Zusatz von Zinnoxyd, sowie ferner dadurch, daß ihr kein Zusatz von
                              									Thon gegeben wird. Unter den vielen Zusammensetzungen wählen wir die folgenden zwei
                              									aus, deren eine mit, die andere ohne Bleigehalt, indem wir bemerken, daß ein so
                              									kleiner Bleigehalt als völlig unschädlich zu betrachten ist.
                           
                              
                                 37 1/2
                                 Th. Quarzmehl
                                 37 1/2
                                 Th. Quarzmehl
                                 
                              
                                 27 1/2
                                   „   Borax
                                 24
                                   „   Borax
                                 
                              
                                 30
                                   „   Zinnoxyd
                                 25
                                   „   Zinnoxyd
                                 
                              
                                 15
                                   „   kohlens. Natron
                                 15
                                   „   Bleiweiß
                                 
                              
                                 10
                                   „   Salpeter
                                 14 1/2
                                   „   kohlens. Natron
                                 
                              
                                   5
                                   „   Magnesia
                                       												alba
                                 10
                                   „   Salpeter
                                 
                              
                                 geben nach dem Schmelzen    
                                   5
                                   „   Magnesia
                                       												alba
                                 
                              
                                     92 Theile Email;
                                 
                                       deßgl.
                                 
                              
                           Die Schmelzung geschieht ganz so, wie bei der Grundmasse beschrieben worden, wird
                              									aber, falls die abgelaufene Masse noch blasig seyn sollte, nochmals wiederholt.
                           Das nach der einen oder anderen dieser Vorschriften gewonnene und abgeschreckte Email
                              									wird sodann mit 6 1/8 Th. Quarzmehl, 3 2/3 Th. Zinnoxyd, 2/3 Th. kohlensaurem Natron
                              									und 3/4 Th. Magnesia alba mit Wasser in der Glasurmühle
                              									zu einem unfühlbar feinen Schlamme gemahlen.
                           Es ist wichtig, daß die zu emaillirenden Stücke überall möglichst gleiche Dicke und
                              									nicht zu bedeutende Größe besitzen, weil mit zunehmender Größe die Schwierigkeit, das
                              									Stück in allen Theilen gleichmäßig stark zu erhitzen, in hohem Grade wächst.
                           Man fängt damit an, die Oberfläche durch Beizen mit verdünnter Schwefelsäure, aus
                              									etwa 24 Gewth. Wasser und 1 Th. Schwefelsäure gemischt, vollkommen von allem
                              									anhängenden Oxyd und Sand zu reinigen. Nach zwölfstündigem Liegen in der Beize
                              									werden die Geschirre im Inneren oder da, wo das Email aufgetragen werden soll, mit
                              									feinem, recht scharfem Sande so lange gescheuert, bis sie eine reine metallische
                              									Oberfläche besitzen, dann mit Hülfe einer Bürste zuerst mit kaltem, dann mit kochend
                              									heißem Wasser ausgespült, worauf sie augenblicklich trocknen.
                           Es folgt nun das Auftragen der Grundmasse. Zu dem Ende wird die (wie oben
                              									beschrieben) durch Mahlen mit dem angegebenen Zusatz erhaltene Masse mit Wasser bis
                              									zur Consistenz von fettem Milchrahm angemacht, das Geschirr in einem Wärmofen auf
                              									etwa 50°R. erwärmt und nun einige Löffel voll der Masse hineingegossen, diese
                              									dann durch Streichen mit einem Pinsel, Schwenken, Klopfen mit einem Hammer u. dgl.
                              									Manipulationen überall so gleichmäßig wie möglich vertheilt, der Ueberschuß der
                              									Masse wieder ausgegossen.
                           Zum Einbrennen der Masse dient ein Muffelofen, welcher eine dem Umfange der
                              									Fabrication angemessene Anzahl von Geschirren faßt, wobei jedoch zu bemerken, daß es
                              									der vorzunehmenden Manipulationen wegen unbequem ist, sehr viele Geschirre
                              									gleichzeitig im Ofen zu haben. Die erforderliche Temperatur ist die hellrothe
                              									Glühhitze, bei welcher innerhalb 15 bis 20 Minuten der Ueberzug so weit gefrittet
                              									seyn muß, daß er nach dem Erkalten mit den Fingern gerieben nicht im Geringsten
                              									abfärbt.
                           Die Geschirre müssen während des Einbrennens mehrmals umgewandt und auf verschiedene
                              									Seiten gelegt werden, um jedes Abfließen des Ueberzuges zu verhindern, was übrigens
                              									bei der nur teigigen Consistenz ohnehin nicht leicht möglich ist. Die Thür der
                              									Muffel muß nur beim Ausnehmen und Einsetzen der Geschirre geöffnet werden, sonst
                              									aber stets geschlossen bleiben; zum Wenden der Geschirre befindet sich in der Mitte
                              									der Thür ein schmaler Schlitz, durch welchen der Arbeiter eine Art Gabel steckt und
                              									mit ihr die Geschirre an den Henkeln faßt.
                           Das Auftragen und Einbrennen der Deckmasse oder Glasur geschieht ganz in derselben
                              									Art, nur muß dabei mit größter Sorgfalt zu Werke gegangen werden. Nur durch lange
                              									Uebung und Erfahrung erlangen die Arbeiter die Geschicklichkeit, eine recht schöne
                              									Glasur hervorzubringen.
                           Kennzeichen einer guten Emaillirung sind: 1) eine ganz
                              									ebene glatte, nicht
                              									rauhe oder runzliche Oberfläche; 2) eine rein weiße Farbe; 3) Abwesenheit feiner
                              									Sprünge, Haarrisse.
                           Die Anwendung der Emaillirung außer zu den gewöhnlichen Zwecken ist neuerdings auch
                              									zum Schutze gegen Ansetzen des Pfannensteines versucht
                              									worden. (Berggeist, 1870, Nr. 77.)