| Titel: | Ueber doppeltwirkende Dampfmaschinen für stabile Wasserhaltung; von Julius v. Hauer, k. k. Professor. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XLII., S. 188 | 
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                        XLII.
                        Ueber doppeltwirkende Dampfmaschinen für stabile
                           								Wasserhaltung; von Julius v.
                              									Hauer, k. k. Professor.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1870, Nr. 40.
                        v. Hauer, über doppeltwirkende Dampfmaschinen für stabile
                           								Wasserhaltung.
                        
                     
                        
                           Die folgende Mittheilung über diese gegenwärtig in Preußen stark in Aufschwung
                              									kommenden Maschinen, deren einige der Verfasser zu sehen Gelegenheit hatte, dürfte
                              									für die Leser dieser Zeitschrift nicht ohne Interesse seyn.
                           Die Wasserhebungs-Dampfmaschinen der GrubenUeber die Systeme dieser Maschinen handelt ausführlich der Aufsatz:
                                    												„Die im Oberbergamts-Districte Dortmund zur Anwendung
                                       												kommenden Wasserhaltungsmaschinen- und Pumpensysteme“
                                    											von Hrn. v. Detten in der preußischen Zeitschrift
                                    											für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XVII S.
                                    										303. lassen sich mit Rücksicht auf die Anordnung in zwei Hauptarten
                              									scheiden: dieselben sind entweder mit einem Schwungrade versehen, dessen Welle
                              									mittelst Kurbel und Schubstange ihre Drehung erhält, oder die rotirenden
                              									Bestandtheile fehlen. Man kann die erstere Art Maschinen mit, die letztere Maschinen ohne
                              									Rotationsbewegung nennen.
                           Maschinen mit Rotationsbewegung sind für kleinere
                              									Leistungen, vorzüglich beim Abteufen von Schächten im Gebrauche, wo sie zugleich zur
                              									Förderung benutzt werden können, welche eine drehende Bewegung (der Treibkörbe)
                              									erfordert. Sie werden zur Verminderung der Dimensionen und des Schwungradgewichtes
                              									bekanntlich stets doppeltwirkend ausgeführt.
                           Für die stabile Wasserhaltung findet man gewöhnlich Maschinen ohne Rotationsbewegung.
                              									Der Hauptgrund hierfür ist, daß diese Maschinen nach den einzelnen Huben Pausen von
                              									regulirbarer Dauer zu erzielen gestatten, was bei der anderen Art wegen der
                              									continuirlichen Drehung der Schwungradwelle nicht möglich ist.
                           
                           Die Pausen gestatten aber, die Menge des in gegebener Zeit gehobenen Wassers dem
                              									Zuflusse entsprechend abzuändern, ohne zum Nachtheile des Effectes die
                              									Kolbengeschwindigkeit herabzusetzen; auch können sich während der Pausen die
                              									Pumpenventile gehörig verschließen. Ferner ist die Anwendung der Maschinen ohne
                              									Rotationsbewegung einfacher.
                           Die letzteren können einfach- oder doppeltwirkend construirt werden. Bei einfachwirkender Maschine muß das Gestänggewicht so groß
                              									seyn als der Gesammtwiderstand, der dem Niedergang des Gestänges entgegenwirkt; der
                              									Niedergang erfolgt dann selbstthätig, der Aufgang durch den Dampfdruck, wie es dem
                              									Principe der einfachen Wirkung entspricht. Ist wegen genügender Festigkeit ein so
                              									großer Querschnitt des Gestänges erforderlich, daß dessen Gewicht den Widerstand
                              									beim Niedergange übersteigt, so wird durch einen Contrebalancier mit Gegengewichten
                              									der Ueberschuß ausgeglichen.
                           Eine doppeltwirkende Maschine ohne Rotationsbewegung läßt
                              									sich auf zwei Arten anordnen:
                           1. Man denke sich das Gestänge wie früher ausgeführt, jedoch den vorhandenen oder
                              									einen besonders zu diesem Zwecke eingebauten Contrebalancier so weit belastet, daß
                              									der Widerstand beim Auf- und Niedergange gleich groß wird, so erfordern beide
                              									letztere Bewegungen den gleichen Dampfdruck, also eine doppeltwirkende Maschine.
                              									Diese erhält einen halb so großen Cylinderquerschnitt und auch sonst kleinere
                              									Dimensionen, dagegen erhöht der Contrebalancier die Kosten, die Steuerung wird etwas
                              									complicirter, weil an beiden Cylinderenden Ventile angebracht werden müssen und zu
                              									bewegen sind; endlich ist bei directer Aufstellung ober dem Schachte zu beachten,
                              									daß beim Niedergange der Dampfdruck den Cylinder zu heben sucht, daher für letzteren
                              									eine solidere Fundirung nothwendig werden kann. Es ist also bei dieser Anordnung
                              									gegen die einfachwirkende Maschine wenig oder nichts gewonnen.
                           2. Die vorige Einrichtung erzielt eine theilweise Entlastung des Gestänges –
                              									diese kann auch unmittelbar, durch Verminderung des Querschnittes, erreicht werden.
                              									Man reducirt auf diese Art das Gestänggewicht so weit, daß wieder Auf- und
                              									Niedergang die gleiche bewegende Kraft verlangen, daher eine doppeltwirkende
                              									Maschine den Verhältnissen entspricht.
                           Eine einfache Betrachtung zeigt, daß hierdurch das erforderliche Gestänggewicht gegen
                              									den vorigen Fall auf weniger als die Hälfte herabsinkt. Gewöhnlich sind
                              									einfachwirkende Mönchkolben-Druckpumpen in Verwendung und nur der unterste
                              									Satz zur Sicherung gegen Austränkung, wenn eine solche zu besorgen steht, als
                              									Hubsatz ausgeführt. Es sey:
                           Pn der Druck des
                              									Wassers auf die Mönchkolben beim Niedergange,
                           Pa der aus der Saughöhe
                              									resultirende Widerstand gegen den Aufgang der Mönchkolben,
                           A der Wasserdruck auf den Hubpumpen-Kolben beim
                              									Aufgang,
                           a der Auftrieb des Hubpumpen-Gestänges,
                           G das Gewicht des Hauptgestänges nebst anhängenden
                              									Theilen,
                           g das Gewicht des Hubpumpen-Gestänges,
                           wa und wn die
                              									Nebenwiderstände beim. Auf- und Niedergange, so ist der Gesammtwiderstand Wa beim
                              									Aufgang:
                           Wa = Pa
                              									+ A + G – g –
                                 										a + wa
                           und beim Niedergang:
                           Wn = Pn
                              									– G – g + a +
                              										wn.
                           Sollen beide Werthe gleich seyn, so muß
                           Wa – Wn = 0, daher
                           Pa– Pn + A + 2G + 2g – 2a + wa
                              									– wn =
                              									0
                           seyn, und hieraus folgt:
                           G = 1/2 (Pn –
                              									Pa
                              									– A– 2g + 2a +
                              										wn –
                              									wa).
                           Bei der einfachwirkenden Maschine dagegen muß der Widerstand beim Niedergange gleich
                              									Null, daher, wenn man das entsprechende Gestänggewicht mit G bezeichnet und den Nebenwiderstand unverändert gleich wn annimmt,
                           Pn
                                 										–G₁ – g + a + wn = 0,
                           G₁ = Pn –
                              									g + a + wn
                           seyn. Es wird daher
                           G < 1/2 G₁ wenn
                           Pn
                                 										–Pa –A – 2g + 2a + wn –
                              									wa < Pn –
                              									g + a + wn, –
                              										Pa –
                              									A – g + a – wa
                              									< 0
                           ist. Da die Fläche des Hauptpumpenkolbens größer ist als der
                              									Querschnitt seines Gestänges, so ist der Wasserdruck A
                              									am Kolben allein größer als der Auftrieb a des
                              									Gestänges, daher die obige Bedingung immer erfüllt, und es ergibt sich das Gewicht
                              									des Gestänges bei der doppeltwirkenden Maschine stets weniger als halb so groß, als
                              									bei der einfachwirkenden.
                           Es wird mithin gegen Fall 1 an Material oder Belastung des Gestänges bedeutend
                              									erspart und der Contrebalancier fällt weg, daher eine weit geringere träge Masse zu
                              									bewegen kommt. Allerdings ist die Reducirung des Gestängquerschnittes durch die
                              									Rücksicht auf dessen Festigkeit begrenzt, daher die besprochene Anordnung für kleine
                              									Wassermengen und große
                              									Schachttiefen nicht vortheilhaft ist, weil erstere ein kleines Gewicht, daher einen
                              									kleinen Querschnitt des Gestänges, letztere einen großen, beim Niedergange zu
                              									übertragenden Druck erfordern, folglich das Material mehr in Anspruch genommen ist
                              									und zu viele Führungen angebracht werden müssen, um der Biegung des Gestänges zu
                              									begegnen.
                           Gegenüber den einfachwirkenden Maschinen ergibt sich wie unter l der Vortheil geringerer Cylinder-Dimensionen.
                           Es dürfte nicht leicht seyn, einen gewichtigen Grund gegen die Anwendung der
                              									Maschinen von der Einrichtung 2 aufzustellen. Man wirft denselben vor, daß das
                              									Gestänge dabei zu schwach ausfällt. Dieß ist eben durch die Rechnung zu prüfen; man
                              									wird dabei zur Ueberzeugung kommen, daß sich, ausgenommen in dem obigen Falle, keine
                              									zu große Zahl Führungen ergibt, besonders bei Anwendung eiserner Gestänge, welche durch entsprechende Querschnittsform gegen
                              									Biegung gut gesichert werden können. Eine andere Einwendung ist, daß das Gestänge
                              									einem wechselnden starken Druck und Zug ausgesetzt sey.
                              									Denkt man sich, um über das Verhältniß dieser Kräfte im einfachsten Falle klar zu
                              									werden, eine einzige Mönchkolben-Druckpumpe, deren Saughöhe Null sey, am
                              									unteren Ende eines Gestänges von durchaus gleichem Querschnitte angebracht und
                              									vernachlässigt das Gewicht des Mönchkolbens sowie die Nebenhindernisse, so ist bei
                              									der einfachwirkenden Maschine der Dampfdruck gleich dem Gestänggewichte G, bei der doppeltwirkenden sind beide Größen gleich 1/1
                              										G. Es ist daher im Gestänge der doppeltwirkenden
                           
                              
                                 Maschine
                                 beim
                                 Aufgang der Zug oben = 1/2 G, unten =
                                    											0,
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 Niedergang der Druck oben = 1/2 G unten = G.
                                 
                              
                           Das Gestänge der einfachwirkenden Maschine erleidet
                           
                              
                                 beim
                                 Aufgang
                                 oben
                                 den
                                 Zug
                                 G,
                                 unten
                                 0
                                 
                              
                                 „
                                 Niedergang
                                 „
                                 „
                                 Druck
                                 0,
                                 „
                                 G;
                                 
                              
                           in der Mittelhöhe dagegen ist beim
                              									Aufgang der Zug 1/2, beim Niedergang ein ebenso großer Druck, daher der gleiche
                              									Wechsel der Einwirkungen vorhanden, wie bei der doppeltwirkenden Maschine am oberen
                              									Gestäng-Ende. Der Gegensatz dieser Einwirkungen läßt sich nun allerdings bei
                              									einfachwirkenden Maschinen dadurch verringern oder ganz vermeiden, daß man dem
                              									Gestänge nur den für die absolute Festigkeit nothwendigen Querschnitt gibt und die
                              									Mönchkolben der Pumpen künstlich belastet, wobei das Gestänge vorwaltend auf Zug
                              									beansprucht wird; er ist jedoch bei allen doppeltwirkenden Dampfmaschinen vorhanden
                              									und wird keine schädlichen Folgen zeigen, wenn die demselben ausgesetzten
                              									Bestandtheile genügende Querschnitte besitzen und die Verbindungen solid ausgeführt
                              									sind. Führungen müssen zur Verhinderung des Schwankens der Gestänge auch dann in nicht
                              									zu geringer Zahl vorhanden seyn, wenn diese nur einen Zug auszuhalten haben.
                           Endlich wird es als Nachtheil bezeichnet, daß die ohnedieß nicht einfache
                              									Kataraktsteuerung bei doppeltwirkenden Maschinen noch verwickelter wird, weil für
                              									letztere an beiden Cylinderenden Ventile nothwendig sind.
                              									In der That ist eine Steuerung complicirt zu nennen, bei welcher, wie gebräuchlich,
                              									für jedes der Ventile ein besonderer Katarakt angeordnet ist, der durch sein Spiel
                              									erst ein Fallgewicht auslöst, welches das Ventil öffnet, und wenn überdieß, was auch
                              									vorkommt, der Niedergang des Fallgewichtes wieder durch eilten Luft- oder
                              									Wasserkatarakt gebremst wird, um das heftige Aufreißen des Ventiles zu verhüten. Es
                              									ist aber diese Steuerung, wie unten gezeigt, einer bedeutenden Vereinfachung fähig,
                              									welche von keinem Nachtheil begleitet zu seyn scheint; der Zuwachs an Bestandtheilen
                              									für die doppeltwirkende Maschine reducirt sich dabei auf die Ventile sammt Gehäuse
                              									am zweiten Cylinderende nebst zugehörigen Hebeln und Zugstangen.
                           In neuerer Zeit schwinden mehr und mehr die Bedenken gegen die doppeltwirkenden
                              									Maschinen mit Kataraktsteuerung und sind deren eine größere Zahl auf den Schächten
                              									der preußischen Gruben theils ausgeführt, theils projectirt.
                           Auf der Scharleygrube in Oberschlesien befindet sich eine
                              									doppeltwirkende Maschine von dem oben mit 1 bezeichneten System, d.h. bei welcher
                              									das Gewicht des Gestänges (1600 Ctr.) für den selbstthätigen Niedergang groß genug
                              									ist, jedoch durch einen Contrebalancier zum Theil ausgeglichen wird. Diese
                              									Einrichtung ist, wie oben bemerkt, der gewöhnlichen mit einfachwirkender Maschine
                              									nicht vorzuziehen und wurde im vorliegenden Falle nur deßhalb gewählt, weil wegen
                              									localer Verhältnisse ein kleiner Cylinderdurchmesser besonders wünschenswerth
                              									erschien.
                           Die Einführung des Systemes 2, bei welchem durch Verminderung des
                              									Gestängquerschnittes selbst der Widerstand beim Auf- und Niedergang die
                              									gleiche Größe erhält, ist Hrn. Ingenieur Ehrhardt in
                              									Mühlheim a. d. Ruhr zu verdanken.Man vergl. den Aufsatz des Hrn. Schlink in der
                                    											Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1868, B. XII S. 446, sowie
                                    											den früher citirten. Eine Maschine dieser Art befindet sich u.a.
                              									am Carnallschacht bei Zabrze; sie zeigt einen vollkommen
                              									befriedigenden Gang und am Gestänge ist keine schädliche Einwirkung des wechselnden
                              									Zuges und Druckes bemerkbar. Sie hat 66'' Cylinderdurchmesser, 10' Hub, kann 6 Hube
                              										per Minute verrichten und betreibt 3 Drucksätze von
                              									24, 30 und 15'' Plungerdurchmesser und beziehungsweise 30, 50 und 20 Lackier Satzhöhe.
                              									Die Vorrichtung zur Condensation wird gegenwärtig nicht benutzt. Die Steuerung ist
                              									sehr einfach. An jedem Cylinderende befinden sich zwei Ventile für Ein- und
                              									Austritt des Dampfes, zur Erzielung der Pausen dienen zwei Katarakte. Einer
                              									derselben öffnet das untere Ein- und obere Auslaßventil; der zweite das obere
                              									Ein- und untere Auslaßventil; zu dem Behufe sind die Kataraktstangen bis zum
                              									oberen Cylinderende verlängert und mit je zwei Schlitzen versehen, in welche die
                              									Ventilhebel eingreifen; diese werden also von den Katarakten direct, nicht erst durch Vermittelung von Fallgewichten bewegt.Eine in dieser Art gegen die frühere Einrichtung abgeänderte Steuerung ist
                                    											auch bei der Maschine des Ferdinandschachtes zu Rossitz im Gang.
                              									Dadurch ist die Steuerung vereinfacht und das rasche Aufreißen der Ventile
                              									vermieden. Besorgt man eine zu sehr schleichende Oeffnung der letzteren, so
                              									vergrößere man die Hubhöhe der Katarakte und die Länge der Schlitze für die
                              									Ventilhebel; bei gleicher Dauer der Pause wird dann die Geschwindigkeit der
                              									Kataraktstangen größer, die Bewegung der Ventile eine schnellere seyn. Auch
                              									unterliegt es keinem Anstande, jedes der Austrittsventile früher öffnen zu lassen,
                              									als das Einlaßventil am anderen Cylinderende, was wenigstens bei
                              									Condensationsmaschinen vortheilhaft ist, um den Anhub durch vorhergehende Bildung
                              									des Vacuums zu erleichtern; es wird dieß durch entsprechende Höhenstellung der
                              									Schlitze oder der darin befindlichen, auf die Ventilhebel wirkenden Röllchen
                              									erzielt. An den beiden Steuerungswellen der beschriebenen Maschine sind noch zwei
                              									ineinander greifende Quadranten von bekannter Einrichtung angebracht, welche die
                              									eben geöffneten Ventile und den zugehörigen Katarakt während des Hubes in ihrer
                              									Stellung erhalten; bringt man die Quadranten außer Eingriff, so beginnt der Katarakt
                              									seine Bewegung gleichzeitig mit dem Dampfkolben und regulirt nun nicht mehr die
                              									Dauer der Pause allein, sondern die des Hubes sammt Pause, also die Anzahl der in
                              									gegebener Zeit stattfindenden Hube.
                           Eine andere von den gewöhnlichen abweichende Einrichtung zeigt die eben im Bau
                              									befindliche Wasserhaltungsmaschine auf der Ferdinandsgrube bei
                                 										Kattowitz. Dieselbe ist eine doppeltwirkende
                                 										Woolf'sche Maschine mit Schwungrad, welche aus Hoppe's Fabrik in Berlin stammt, zur Hebung von 240 Kubikfuß Wasser aus
                              									985 Fuß Tiefe bestimmt ist, also eine reine Leistung von mehr als 500 Pferdekräften
                              									entwickeln und mit Condensation arbeiten soll. Die obige Tiefe vertheilt sich auf 5
                              									Sätze, wovon die 2 unteren Hubsätze mit je 24 1/2, die 3 oberen Drucksätze mit 24 1/4,
                              									24 1/8 und 24'' Kolbendurchmesser sind. Das Pumpengestänge ist mit einem Balancier
                              									verbunden, an dessen zweiten Arm sich der Reihe nach, vom Drehzapfen ausgehend,
                              									zuerst die zur Bewegung der Schwungradwelle dienende Schubstange, dann die
                              									Kolbenstange des kleinen und endlich die des großen Dampfcylinders anschließen;
                              									diese Bestandtheile sind ober dem in einer Vertiefung des Fundamentes gelagerten
                              									Balancier angeordnet. Die Kurbel befindet sich an dem einen freien Ende der Welle,
                              									das Schwungrad am anderen, jedoch innerhalb des Lagers. Die Maschine soll 15 Umgänge
                              										per Minute verrichten und ist auf sechsfache
                              									Expansion eingerichtet, welche sich jedoch mittelst einer Meyer'schen Schiebersteuerung reguliren läßt. Der große Cylinder hat 6 1/2
                              									Durchmesser und 11' Hub, der kleine 4 3/4 Durchmesser und 7 3/4 Hub, das
                              									Pumpengestänge 5' Hub. Um von den sonstigen Dimensionen dieser Maschine eine
                              									Vorstellung zu geben, sey noch bemerkt, daß das Schwungrad 670, der schmiedeeiserne
                              									Balancier 550 Ctr. wiegt, der Kurbelzapfen nach Schätzung bei 16'' Durchmesser
                              									besitzt u.s.w. Soll eine Wasserhebungs-Maschine mit starker Expansion arbeiten, so wird, wenn keine Kurbelwelle vorhanden ist, das Gestänge schwer gemacht und dessen
                              									Gewicht durch einen Contrebalancier bis auf den zum Betrieb der Pumpen nothwendigen
                              									Theil wieder ausgeglichen. Die auf diese Art geschaffene träge Masse hindert eine zu
                              									große Beschleunigung des Gestänges durch den anfänglichen vollen Dampfdruck, welcher
                              									den Widerstand bedeutend übersteigt. Die Maschine kann dabei wieder doppeltwirkend
                              									ausgeführt werden, indem man so viel vom Gestänggewicht ausgleicht, daß der
                              									erforderliche gleiche Widerstand beim Auf- und Niedergang erreicht ist;
                              									dadurch werden die Dimensionen der Maschine und die nothwendigen trägen Massen
                              									vermindert, weil der anfängliche Dampfdruck und der mittlere Widerstand auf die
                              									Hälfte reducirt sind.
                           Ist dagegen die Expansionsmaschine, wie die zuletzt beschriebene, mit einer Kurbelwelle versehen und doppeltwirkend, so
                              									erfordert das Schwungrad schon wegen des veränderlichen Dampfdruckes große
                              									Dimensionen. Um diese nicht noch höher zu steigern, scheint es stets angezeigt, den
                              									Gestängquerschnitt, wenn die Rücksicht auf Festigkeit es zuläßt, so gering zu
                              									halten, daß Auf- und Niedergang den gleichen Druck erfordern.
                           Die Anwendung des Woolf'schen Principes bietet, allerdings
                              									bei größeren Anlagekosten der Maschine, in beiden obigen Fällen, also bei
                              									Expansionsmaschinen überhaupt, den bekannten Vortheil, daß der wirksame Dampfdruck
                              									während eines Hubes gleichförmiger, die nothwendige träge Masse geringer wird; die
                              									Frage jedoch, ob die Anordnung mit oder ohne Schwungrad kostspieliger sey, dürfte nicht
                              									allgemein zu beantworten seyn. In dem einen Falle ist ein schweres Gestänge mit
                              									Contrebalancier und Gegengewicht, im anderen ein schweres Schwungrad mit Welle und
                              									Kurbelmechanismus herzustellen. Für den Gang der Pumpen ist die Verbindung der
                              									Maschine mit einer sich nahe gleichförmig drehenden Welle vortheilhaft, weil dabei
                              									das Wasser allmählich in Bewegung und zur Ruhe kommt, dagegen sind keine Pausen
                              									möglich und kann die Menge des gehobenen Wassers nur durch Aenderung der
                              									Kolbengeschwindigkeit regulirt werden.
                           Bei wachsender Stärke der Wasserhebungsmaschinen nehmen
                              									zwar die Anlage- und Betriebskosten per
                              									Pferdekraft ab, dafür verursacht ein Bruch um so empfindlichere Nachtheile. Aus
                              									diesem Grunde ist es fraglich, ob nicht einer Maschine von solcher Größe, wie die
                              									zuletzt beschriebene, zwei kleinere von der gleichen Gesammtleistung vorzuziehen
                              									wären.
                           Zum Schlusse sey noch bemerkt, daß die Rittinger'schen Pumpen ohne Gestänge (Perspectivpumpen, bei welchen die
                              									Steigröhren zugleich als Gestänge fungiren) durch Hrn. Bergrath Krenski in Kattowitz Verbreitung gesunden haben und sich
                              									ganz zur Zufriedenheit bewähren. Auf der Abend- und Morgenstern-, dann
                              									der Louisens-Glücks-Grube bei Kattowitz befinden sich acht solche
                              									Pumpen von verschiedenen Dimensionen, bis 28 Zoll Kolbendurchmesser und gegen 300
                              									Fuß Satzhöhe. Die Steigröhren sind aus Blechtafeln wie Dampfkessel zusammengenietet,
                              									welche Construction gegenwärtig auch bei gewöhnlichen Pumpen häufig vorkommt und
                              									unter Anderem den Vortheil gewährt, daß die Anzahl der Flantschenverbindungen dabei
                              									verhältnißmäßig gering ist, indem die einzelnen Röhrenstücke eine größere Länge,
                              									z.B. bis drei Klafter erhalten können.