| Titel: | Die Fortschritte der Werkblei-Entsilberung durch Zink auf den fiscalischen Silberhütten Preußens; von Dr. Wedding in Berlin und Bräuning in Andreasberg. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LIII., S. 214 | 
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                        LIII.
                        Die Fortschritte der Werkblei-Entsilberung
                           								durch Zink auf den fiscalischen Silberhütten Preußens; von Dr. Wedding in Berlin und Bräuning in
                           								Andreasberg.
                        Wedding und Bräuning, über Werkblei-Entsilberung durch Zink
                           								auf den fiscalischen Silberhütten Preußens.
                        
                     
                        
                           Das im XVII. Bande der preußischen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                              									Salinenwesen beschriebene Wasserdampfverfahren bei der Werkblei Entsilberung durch
                              										ZinkMan sehe Balling's Beschreibung dieses Verfahrens
                                    											in diesem Bande des polytechn. Journals S. 52
                                    											(erstes Octoberheft 1870). hat seit seiner Einführung auf der
                              									fiscalischen Silberhütte zu Lautenthal im Harze allein
                              									und ohne Unterbrechung in Anwendung gestanden. In diesem längeren Zeiträume haben
                              									sich die bereits im Anfange der Einführung erlangten günstigen Resultate nicht nur bestätigt, sondern die
                              									Ergebnisse sind sogar noch günstiger ausgefallen. Namentlich gilt dieß von dem
                              									Metallausbringen, zu dessen genauester Feststellung die käufliche Uebernahme der auf
                              									den Oberharzer Hütten erzeugten Werkbleie von Seiten der Lautenthaler Hütte nunmehr
                              									eine sehr sichere Grundlage bietet. Dieser Punkt ist der eingehendsten Prüfung
                              									unterworfen worden, um nicht durch die offenbaren Vorzüge, welche das
                              									Wasserdampfverfahren durch seine Einfachheit gegenüber anderen bei der Zinkentsilberung angewendeten Methoden bietet, sich
                              									verleiten zu lassen, die letzteren etwa ungerechtfertigter Weise zu verwerfen.
                           Den Nachweis über das erzielte Metallausbringen liefert die nachstehende Tabelle:
                           
                              
                                 
                                 Gewichtsmenge
                                 Procente
                                 
                              
                                 Material und
                                       											Producte.
                                 Silber.
                                 Blei.
                                 Silber.
                                 Blei
                                 
                              
                                 
                                 Pfd.
                                 Ctr.
                                 Pfd.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 A. Anlage.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 22053 Ctr. Werkblei mit
                                 3168,31
                                 22021
                                 32
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 B. Ausgang.1. Handelsproducte.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 3525,51 Pfd. Blicksilber ergibt Feinsilberraffinirtes
                                    											Harzbleigutes Muldenblei Hartblei silberfreie
                                    											OxydeKaufglätte (64 Ctr.) 
                                 3243,47–––––
                                 –18803  1907    489      55      58
                                 –8863582088
                                 102,372–––––
                                 –85,389  8,662  2,223  0,250  0,267
                                 
                              
                                 Summe 1
                                 3243,47
                                 21315
                                 17
                                 102,372
                                 96,791
                                 
                              
                                 2. Unaufgearbeitet
                                       												gebliebeneZwischenproducte.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 167 Ctr. Schlicker vom Aussaigern
                                    											des       Muldenbleies, nach
                                    											Probe 96 Proc. Blei69   Ctr. Schlicker vom Aussaigern
                                    											des       Hartbleies, nach
                                    											Probe 86 Proc. Blei94   Ctr. Herd, nach Probe 68 Proc.
                                    											Blei111 Ctr. Vorschläge, nach Probe 90
                                    											Proc.      
                                    											Blei11   Ctr. Abstrich, nach Probe 80 Proc. Blei
                                 –––––
                                     160      59      63      99        8
                                 3234929080
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summe 2
                                 –
                                     392
                                 28
                                 –
                                   1,781
                                 
                              
                                 Summe 1 und 2
                                 3243,47
                                 21707
                                 45
                                 102,372
                                 98,572
                                 
                              
                           Da die Resultate aus dem laufenden Betriebe der Lautenthaler Hütte erhalten sind und
                              									der Silbergehalt der Bleie mit großer Schärfe ermittelt worden ist, weil dieß in
                              									Folge des erwähnten Ankaufes sowohl im Interesse des Verkäufers, als des Käufers lag, so
                              									besitzen diese Zahlen eine vollständige
                              									Glaubwürdigkeit.
                           Wie aus der Tabelle hervorgeht, ist die Aufarbeitung des ganzen Quantums bis auf den
                              									geringen Bruchtheil von 1,781 Proc. silberfreier Zwischenproducte bewirkt. Es hat
                              									sich dabei ein Silberplus von 2,372 Proc. gegen die trockene Probe ergeben, wobei zu
                              									bemerken ist, daß der Kapellenzug bei Ermittelung der Metallanlage der in die Arbeit
                              									gelangenden Metallmenge, wie das wohl bei derartigen Berechnungen allgemein üblich
                              									seyn dürfte, unberücksichtigt geblieben ist. Veranschlagt man nun den Kapellenzug
                              									bei dem durchschnittlichen Silbergehalt des Werkbleies von 150 Grm. pro 100 Kil. zu
                              									3 Proc., so würde sich ein wirklicher Silberverlust von 0,628 Proc. ergeben. Es
                              									scheint nicht, daß durch irgend ein anderes Verfahren bisher günstigere Resultate
                              									erzielt worden sind. Bei dem der Einführung des Wasserdampfverfahrens
                              									vorhergegangenen Verschmelzen des reichen Zinkstaubes im Schachtofen hatte sich
                              									stets ein geringes Silberminus gegenüber dem durch die trockene Probe (ohne
                              									Berücksichtigung des Kapellenzuges) ermittelten Siberquantum des Werkbleies
                              									herausgestellt. Dieß ist für den relativen Werth beider Methoden auf den Harzhütten
                              									entscheidend, da die Proben unter ganz gleichen Verhältnissen gemacht wurden,
                              									während ein Vergleich mit anderen Werken sehr schwierig ist, weil die Art der Probe
                              									je nach der Gewohnheit des Probirers, heißer oder kühler zu treiben, je nach der
                              									Geschicklichkeit desselben und aus manchen anderen Gründen bei so kleinen
                              									Differenzen von verhältnißmäßig großem Einfluß seyn kann.
                           Was das Bleiausbringen anbetrifft, so entspricht das nachgewiesene Minus von 1,428
                              									Proc. ungefähr dem Verluste, welchen die von dem Verfahren selbst unabhängigen
                              									Processe, das Vertreiben der Reichwerke und das Verfrischen der bleiischen
                              									Zwischenproducte, erfahrungsmäßig einschließen. Folglich gibt das
                              									Wasserdampfverfahren beim Raffiniren des zink- und antimonhaltigen Armbleies
                              									keine Veranlassung zu nennenswerthen Bleiverlusten.
                           Nach der Tabelle sind aus 100 Ctr. Werkblei 85,389 Proc. raffinirtes Harzblei hervorgegangen. Unter dieser Benennung ist Blei I.
                              									Qualität zu verstehen, welches nach der Entsilberung mit Zink und nach der
                              									Raffination mit Wasserdampf unmittelbar aus den Entsilberungskesseln ausgekellt
                              									wird. Das gute Muldenblei (8,662 Proc. der Anlage), ein
                              									Blei II. Qualität, erfolgt aus der Verarbeitung der bleiischen Zwischenproducte in
                              									folgender Weise: Das durch den Wasserdampf gebildete Zinkoxyd, und zwar das von dem
                              									Bleie abgehobene mehr, als das sich in den Röhren und Condensationskammern
                              									sammelnde, enthält noch
                              									Blei in Körnern, sowie Bleioxyd beigemengt. Es wird einem Verwaschen unterworfen,
                              									wobei Waschblei und ein Gemenge von Zinkoxyd (57 bis 60 Proc.) und Bleioxyd (33 bis
                              									40 Proc.) erfolgen.
                           Das letztere findet als Farbe gute Verwerthung. Das Waschblei wird mit den beim
                              									Ausschöpfen des raffinirten Bleies erfolgenden Bleikrätzen und anderen silberfreien
                              									bleiischen Zwischenproducten verfrischt und das dabei fallende Blei gibt nach
                              									Entabstrichung in den Kesseln das Muldenblei. Es unterscheidet sich nur durch Spuren
                              									von Kupfer vom raffinirten Harzblei, wird aber doch um so mehr getrennt gehalten,
                              									als es sich hinlänglich gut verwerthen läßt.
                           Das Hartblei endlich (2,223 Proc. der Anlage) wird durch Verfrischung des Abstriches
                              									gewonnen, aber dann noch von Zink und Kupfer durch Wasserdampf befreit.
                           Es entspricht also auch in Bezug auf die Quantität und Qualität des ausgebrachten
                              									Bleies das Wasserdampfverfahren allen Anforderungen.
                           Bei einem Vergleiche mit den Resultaten anderer Werke darf nicht außer Acht gelassen
                              									werden, daß der zu Lautenthal betriebene Proceß sich wesentlich von dem
                              									ursprünglichen Cordurié'schen Verfahren dadurch
                              									unterscheidet, daß die reichen Oxyde vermittelst des Eintränkens beim Reichtreiben
                              									verarbeitet werden, eine Manipulation welche allerdings nur in den großen deutschen
                              									Treiböfen ausführbar ist und einige Uebung und Geschicklichkeit der Arbeiter
                              									voraussetzt.
                           Es sind in neuerer Zeit einige Beobachtungen und Erfahrungen zu Lautenthal gesammelt
                              									worden, welche allgemeineres Interesse erregen dürften und vielleicht in anderen
                              									Fällen mit besonderem Nutzen verwerthet werden können. Hierhin gehört zuerst das
                              									Verhalten des Kupfers und Goldes. Die bekannte Eigenschaft des Zinkes, sich mit diesen beiden
                              									Metallen früher als mit dem Silber zu einer schwer schmelzbaren Legirung zu
                              									verbinden, wird in folgender Weise ausgenutzt:
                           Es werden zu einer Kesselfüllung von 250 Ctr. Werkblei zuerst höchstens 40 Pfund Zink
                              									gesetzt. Der dabei entstehende Zinkschaum nimmt neben dem größten Theil des nach dem
                              									Abzuge der Krätzen in dem Blei noch verbliebenen Kupfers alles darin enthaltene Gold
                              									auf, während sein Silbergehalt nur unbedeutend höher ist, als der des Werkbleies.
                              									Dieser Abhub von Zinkschaum (der Kupferschaum) wird
                              									getrennt weiter verarbeitet. Es gelingt auf diese Weise, den geringen Goldgehalt der
                              									Werkbleie in einer verhältnißmäßig geringen Menge von Silber derart zu concentriren,
                              									daß letzteres scheidewürdig wird. Es enthält das Pfund Silber im Durchschnitt 0,12
                              									bis 0,20 Quint Gold.
                           
                           Durch neuere Untersuchungen hat sich das früher als Kupfer in dem raffinirten
                              									Harzblei bestimmte Metall als Wismuth herausgestellt,
                              									woraus zu schließen ist, daß Wismuth nicht, wie Gold,
                              									Kupfer und Silber, aus dem Werkblei durch Zink zu extrahiren ist, eine wichtige
                              									Erscheinung für Hütten, die wismuthreiche Bleie verarbeiten.
                           Endlich ist noch in technischer Beziehung zu erwähnen, daß eine erhebliche Spannung
                              									der Gase unter der den Kessel verschließenden Haube unter allen Umständen vermieden,
                              									und daß dem entsprechend die Construction der Condensationskammern, welche zur Ansammlung der mit dem Wasserdampf
                              									fortgeführten Oxyde dienen, gewählt werden muß, weil sonst nicht allein bei der
                              									Zersetzung des reichen Zinkstaubes, sondern auch bei der Entzinkung des Armbleies
                              									leicht Explosionen durch das frei gewordene Wasserstoffgas eintreten können. Aus diesem Grunde dürfen
                              									auch die Gase den Condensationsräumen nicht in abwärtsgehenden, sondern nur in
                              									horizontalen oder besser noch in ansteigenden Leitungen zugeführt werden. Eine jede
                              									Gefahr vermeidet man übrigens durch directes Einleiten eines Dampfstrahles in die
                              									Haube, nachdem die Operation vollendet ist und bevor der Luft Zutritt gestattet
                              									wird.
                           Zu Friedrichshütte in Oberschlesien sind die Hauben sehr
                              									groß gemacht. Das Abzugsrohr für die Dämpfe liegt im Scheitel derselben und mündet
                              									in ein allen Kesseln gemeinschaftliches darüber liegendes horizontales Rohr.
                              									Letzteres steht mit den Condensationskammern der Flammöfen in Verbindung. Der Zug
                              									ist in dieser Leitung so kräftig, daß durch die Thüren der Hauben hinreichend viel
                              									Luft angesaugt wird, um ein unexplosives Gasgemisch zu erzeugen, während
                              									andererseits durchaus keine Metalldämpfe in die Hütte dringen. (Zeitschrift für Berg-,
                                    											Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate.)