| Titel: | Ueber die Nachweisung des Cäsiums als Cäsiumzinnchlorid; von Prof. F. Stolba in Prag. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LVII., S. 226 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Nachweisung des Cäsiums als
                           								Cäsiumzinnchlorid; von Prof. F.
                              									Stolba in Prag.
                        Stolba, über die Nachweisung des Cäsiums als
                           								Cäsiumzinnchlorid.
                        
                     
                        
                           Das in Folge der Beobachtung von Gibbs von Sharples rein dargestellte Cäsiumzinnchlorid eignet sich
                              									nicht nur zur Darstellung von Cäsiumverbindungen ganz vortrefflich, sondern es
                              									bietet ein ausgezeichnetes Mittel zur Erkennung des Cäsiums neben Rubidium und
                              									Kalium. Die Aufarbeitung einiger Pfunde Lepidolith von Rozna in Mähren gab mir
                              									Gelegenheit diese Verbindung in hinreichender Menge darstellen und untersuchen zu
                              									können. Dieser Lepidolith enthält nämlich viel mehr Cäsium als man anzunehmen
                              									scheint, indem ich von etwa 6 Pfd. desselben gegen 20 Grm. Cäsiumzinnchlorid
                              									erhielt.
                           Ich muß hier bemerken, daß ich den Lepidolith eigentlich zur Bereitung von
                              									Kieselflußsäure durch Einwirkung von Schwefelsäure auf ein Gemisch desselben mit
                              									Flußspath anwende, und den Rückstand unter Zusatz von etwas kohlensaurem Kali auf
                              									ein Gemisch von Rubidium-Cäsium-Alaun aufarbeite, welche Alaune sich
                              									bekanntlich nach Redtenbacher durch wiederholte
                              									Krystallisation von dem beigemengten Kalialaun leicht trennen lassen.Man s. die Abhandlung des Verfassers „über die Bereitung der
                                       												Kieselflußsäure im Kleinen,“ im polytechn. Journal Bd. CXCVII S. 336 (zweites Augustheft
                                    											1870). Die Bestimmung der Dichte der Mutterlauge bietet hierbei
                              									ein gutes Mittel dar, den Fortgang des Reinigungsprocesses verfolgen zu können.
                           Versuche, aus dem Alaungemenge das Cäsium in obiger Form abzuscheiden, gaben ein sehr
                              									gutes Resultat.
                           Zu diesem Behufe wurde das Alaungemenge in Pulverform mit concentrirter Salzsäure,
                              									letztere in sehr überwiegender Menge, angewendet, erhitzt und der erhaltenen
                              									Lösung Zinnchloridlösung hinzugefügt. Hierbei schied sich sogleich ein massiger
                              									krystallinischer Niederschlag von Cäsiumzinnchlorid aus, welcher nach dem Aussähen
                              									mit concentrirter Salzsäure in salzsäurehaltigem Wasser in der Kochhitze gelöst und
                              									nochmals mit concentrirter Salzsäure gefällt wurde, um ihn vollkommen rein zu
                              									erhalten.
                           Dem was Sharples über diese Verbindung angibt, muß ich
                              									hinzufügen, daß die Fällung unter dem Mikroskop als aus lauter Oktaedern und
                              									Combinationen des Oktaeders mit dem Hexaeder bestehend erscheint, und daß die Dichte
                              									von mir zu 3,3308 (bei 20 1/2° C), Wasser von derselben Temperatur = 1
                              									gesetzt, befunden wurde.
                           Zur Bestimmung der Dichte diente eine gesättigte Lösung des Salzes in concentrirter
                              									Salzsäure.
                           Bezüglich der Reindarstellung des Salzes muß ich jedoch noch auf einen sehr wichtigen
                              									Umstand aufmerksam machen. Dieser ist, daß bei der Darstellung die angewandten
                              									Materialien frei seyn müssen von Ammoniak.
                           Da man gerade dieses leicht übersehen könnte, so muß man es speciell prüfen; denn
                              									enthält irgend ein Material Ammoniak, so mengt sich dem Niederschlag
                              									Ammoniumzinnchlorid bei.
                           Dieses erklärt sich dadurch, daß das Ammoniumzinnchlorid, wie ich bei dieser
                              									Gelegenheit gefunden, in concentrirter Salzsäure eben so
                                 										schwer löslich ist wie das Cäsiumzinnchlorid. Man kann sich hiervon leicht
                              									überzeugen, wenn man einer Lösung von Zinnchlorid in Salzsäure etwas Ammoniaksalz
                              									zusetzt; je nach der Menge scheidet sich der Niederschlag sogleich, oder bei sehr
                              									kleinen Mengen von Ammoniak in einiger Zeit aus. In letzterem Falle sind die
                              									Krystalle verhältnißmäßig groß und bilden gleich dem Cäsiumsalz Oktaeder.
                           Ob ein Cäsiumniederschlag ganz frei ist von der Ammoniumverbindung, erkennt man
                              									leicht daran, daß er in heißer Kalilauge gelöst kein Ammoniak entwickelt, ferner
                              									darf er, vollkommen trocken, in einer trockenen Röhre erhitzt, kein festes Sublimat
                              									von Ammoniumzinnchlorid liefern. Das reine Cäsiumzinnchlorid entwickelt erhitzt
                              									rauchendes Zinnchlorid, und schmilzt schließlich unter Schäumen zu einer gelblichen
                              									emailartigen Masse.
                           Die bequemste Methode zu seiner Zersetzung besteht darin, daß man es mit einer
                              									hinreichenden Menge Salmiakpulver gemengt in einem bedeckten Porzellantiegel bei
                              									nicht allzusehr gesteigerter Temperatur erhitzt, wobei das Cäsiumchlorid
                              									zurückbleibt.
                           
                           Steigert man die Temperatur zu hoch, so verflüchtigt eine merkliche Menge des in der
                              									Hitze ziemlich flüchtigen Cäsiumchlorids.
                           In Platin darf der Versuch nicht ausgeführt werden, indem das Platingefäß sehr stark
                              									angegriffen und der Rückstand sehr verunreinigt wird.
                           Man kann das Cäsiumzinnchlorid auch durch Eindampfen mit concentrirter Schwefelsäure
                              									zersetzen, ferner wird es auch beim Erwärmen mit Kieselflußsäure sehr leicht
                              									zersetzt, indem sich das im Wasser schwerlösliche und bereits von Preis untersuchte Cäsiumsiliciumfluorid ausscheidet.
                           Da das Cäsiumzinnchlorid dem Wasser eine sehr starke saure Reaction mittheilt,
                              									versuchte ich hierauf eine maaßanalytische Bestimmung dieser Verbindung durch Messen
                              									mit titrirter Lauge zu gründen, nachdem eine Versuchsreihe ergeben hatte, daß die
                              									Mengen der verbrauchten Lauge jener des Salzes vollkommen proportional waren. Ich
                              									fand so mittelst einer Lauge, deren Factor auf Normal bezogen 0,7 war, daß 1
                              									Kubikcentimeter Normallauge 0,12526 Grm. der Verbindung entspreche. Wegen dieses
                              									ungewöhnlich hohen Factors ist diese maaßanalytische Methode trotz ihrer constanten
                              									Resultate nur mit großer Vorsicht anzuwenden, indem eine kleine Unrichtigkeit beim
                              									Factor der Lauge oder beim Ablesen etc. hier sehr empfunden wird, nachdem schon 1/10
                              									K. C. Normallauge fast 13 Milligrammen der Substanz entspricht.
                           Einige weitere Mittheilungen über diese Verbindung werde ich bei anderer Gelegenheit
                              									machen. (Aus den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, VI.
                                 										Folge, IV. Band.)