| Titel: | Ueber Chlorfabrication mittelst fortwährend regenerirten Calciummanganits; von Walter Weldon. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LVIII., S. 227 | 
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                        LVIII.
                        Ueber Chlorfabrication mittelst fortwährend
                           								regenerirten Calciummanganits; von Walter Weldon.
                        Vorgetragen in der Versammlung der
                              									British Association zu Liverpool. – Aus Chemical News, vol.
                              									XXII p. 145; September 1870.
                        Weldon, über Chlorfabrication mittelst fortwährend regenerirten
                           								Calciummanganits.
                        
                     
                        
                           In der vorjährigen Versammlung unseres Vereines berichtete ich über ein neues
                              									Verfahren zur Chlorfabrication mittelst fortwährend regenerirten Calciummanganits
                              									(manganigsauren Kalkes, Verbindung von Mangansuperoxyd mit Kalk).Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 51. Zu jener Zeit war
                              									dieses Verfahren nur in
                              									zwei Fabriken eingeführt. Auf den Werken des Obristlieutenant Gamble zu St. Helens (Lancashire), durch dessen höchst liberale Beihülfe
                              									diese Fabricationsmethode weiter ausgebildet wurde, wird dieselbe seit ungefähr
                              									einem Jahre angewendet; auch ist sie vor Kurzem bei den HHrn. Gaskell, Deacon und Comp. zu Widnes
                              									(Lancashire) eingeführt worden. Das Verfahren wird in England jetzt in zehn Werken
                              									angewendet, deren Anzahl sich jedoch binnen wenigen Wochen auf sechzehn erhöhen
                              									wird; acht andere unserer chemischen Fabriken haben bereits mit der Beschaffung der
                              									nöthigen Einrichtungen begonnen. Mit Ausnahme sehr weniger, ganz kleiner
                              									Fabrikbesitzer hat jeder brittische Chlorfabrikant die Erlaubniß zur Benutzung des
                              									patentirten Verfahrens sich erworben; dasselbe ist von Seiten der bedeutendsten
                              									Fabrikanten des Continentes geschehen und sowohl in DeutschlandNamentlich in der Fabrik zu Außig und in der Silesia zu Saarau in
                                    											Schlesien. als in Frankreich sind bereits mehrere große Anlagen
                              									errichtet, welche auch schon seit einiger Zeit in Betrieb gesetzt worden wären, wenn
                              									nicht der Krieg alle industriellen Unternehmungen in diesen Ländern unterbrochen
                              									hätte.
                           In Rücksicht auf die Verbreitung welche dieser Proceß bereits erlangt hat und
                              									voraussichtlich noch erlangen wird, und in Erwägung der vollständigen Umwälzung
                              									welche durch denselben in der so wichtigen Chlorfabrication hervorgerufen wird,
                              									veranlaßte mich Dr. Roscoe,
                              									unserem Vereine über die praktischen Resultate des neuen Verfahrens, welche sich bei
                              									der ausgedehnteren Anwendung desselben herausgestellt haben, und über die weitere
                              									Entwickelung desselben seit meiner vorjährigen Mittheilung in Kürze zu
                              									berichten.
                           Zur Ausführung des Verfahrens dient ein Apparat, von welchem ich ein Modell vorlege.
                              									Die zu demselben gehörenden Gefäße sind in fünf hinter einander liegenden Reihen
                              									terrassenförmig aufgestellt, so daß die zu verarbeitende Flüssigkeit nach dem
                              									Hinaufpumpen in das höchste derselben in alle übrigen Gefäße von selbst hinabfließen
                              									kann. Das unterste dieser Gefäße ist eine mit einem mechanischen Rührer versehene
                              									Cisterne (well). Die schwach saure Manganchlorürlösung,
                              									mit welcher der Proceß begonnen wird, tritt aus den Chlorblasen, in denen sie
                              									gewonnen wird, in diese Cisterne und wird in derselben mit sein zertheiltem
                              									kohlensaurem Kalk behandelt, dessen Reaction durch kräftiges Umrühren befördert
                              									wird. Nachdem die in der Lösung anfänglich vorhandene freie Säure vollständig
                              									neutralisirt und das gleichfalls im Anfange vorhandene Eisenchlorid und
                              									Chloraluminium vollständig zersetzt worden, wird die Flüssigkeit in Klärbehälter
                              										(settling tanks,
                              									„chloride of manganesesettlers“) hinaufgepumpt, welche ziemlich
                              									den höchsten Theil des Apparates bilden; sie besteht nun in einem ganz neutralen
                              									Gemisch von Manganchlorür und Chlorcalcium, welches beträchtliche Mengen von
                              									schwefelsaurem Kalk nebst geringen Mengen von Eisenoxyd und Thonerde suspendirt
                              									enthält. Diese festen Theile setzen sich in den erwähnten Behältern rasch ab, worauf
                              									eine ganz klare und helle, schwach rosenroth gefärbte Flüssigkeit zurückbleibt.
                           Die klare Flüssigkeit wird nun aus den Behältern in ein unmittelbar unter denselben
                              									angebrachtes Gefäß, den „Oxydirer“ (oxidiser) abgezogen. Dasselbe besteht gewöhnlich in einem eisernen
                              									Cylinder – von etwa 12 Fuß Durchmesser und ungefähr 22 Fuß Höhe. Zwei Röhren
                              									gehen bis nahe zum Boden des Oxydirers hinab; die weitere derselben führt einen von
                              									einem Gebläse gelieferten Luftstrom in die Flüssigkeit, während durch die engere
                              									Röhre ein Dampfstrom zugeführt wird, um die Temperatur des Inhaltes des Oxydirers
                              									erforderlichen Falles – denn zuweilen gelangt die Manganchlorürlösung in
                              									genügend heißem Zustande in den Oxydirer – auf ungefähr 54 bis 70°
                              									oder 76° C. zu erhöhen. Unmittelbar über dem Oxydirgefäße steht ein Kalkmilch
                              									enthaltendes Reservoir. Nachdem der Oxydirer mit klarer Manganchlorürlösung
                              									beschickt und diese bis zur geeigneten Temperatur erhitzt worden, sofern sie nicht
                              									heiß genug war, wird das Gebläse angelassen; dann läßt man möglichst rasch Kalkmilch
                              									in den Oxydirer so lange zufließen, bis eine Probe des Gemisches, welche mittelst
                              									eines nahe am Boden desselben angebrachten Hahnes genommen wurde, nach dem Filtriren
                              									mit einer Chlorkalklösung nicht mehr auf Mangan reagirt. Dann wird noch eine gewisse
                              									Menge Kalkmilch weiter zugefügt und das Einblasen von Luft fortgesetzt bis die
                              									Oxydirung aufhört. Gewöhnlich ist dieser Punkt erreicht, wenn ungefähr 80 bis 85
                              									Procent des vorhandenen Mangans zu Superoxyd umgewandelt worden sind. Der Inhalt des
                              									Oxydirers bildet jetzt einen dünnen schwarzen Schlamm, und besteht aus einer
                              									Chlorcalciumlösung, welche per Kubikfuß etwa zwei Pfund
                              									Mangansuperoxyd, verbunden mit wechselnden Mengen von Manganoxydul und Kalk,
                              									suspendirt enthält. Dieser dünne Schlamm wird nun aus dem Oxydirer in einen
                              									Schlammklärer (mud settler) abgezogen (von denen eine
                              									Reihe unter ihm steht) und in demselben sich selbst überlassen, bis ungefähr die
                              									Hälfte seines Volums klar geworden ist. Die klar gewordene, nur aus einer
                              									Chlorcalciumlösung bestehende Flüssigkeit wird decantirt, und der jetzt per Kubikfuß ungefähr vier Pfd. Mangansuperoxyd
                              									enthaltende. Rückstand ist nun zur Verwendung in den Chlorblasen fertig. In
                              									letzteren wird er mit Salzsäure behandelt, wodurch Chlor frei wird, wornach genau
                              									dieselbe Manganlösung zurückbleibt, wie die womit der Proceß angefangen wurde. Mit dieser
                              									Lösung beginnt man einen neuen Cyklus von Operationen, welche fortwährend
                              									fortgesetzt werden können.
                           Die Menge Kalk, welche in den Oxydirer gebracht werden muß, bevor eine filtrirte
                              									Probe seines Inhaltes aufhört Manganreaction zu geben, ist sehr verschieden. Frisch
                              									gefälltes Manganoxydul löst sich in einer neutralen Chlorcalciumlösung ziemlich
                              									leicht zu einer Flüssigkeit, welche sich gegen Reagentien genau wie die Lösung eines
                              									Mangansalzes verhält. Auch löst es sich in einer Lösung von Calciumoxychlorid, d.h.
                              									in einer Chlorcalciumlösung welche aufgelösten Kalk enthält, aber diese Lösung gibt
                              									die gewöhnlichen Reactionen auf Mangan nicht. Deßhalb
                              									würde, selbst wenn alle im Oxydirer dem Manganchlorür zugesetzten Kalktheile im
                              									Stande wären auf das Manganchlorür mit gleicher Schnelligkeit einzuwirken, das
                              									Mangan doch immer noch durch die gewöhnlichen Reagentien nachgewiesen werden können,
                              									bis mehr als ein Aequivalent Kalk zugefügt wurde, also Kalk genug, um nicht allein
                              									alles Manganchlorür zu zersetzen, sondern auch eine gewisse Quantität
                              									Calciumoxychlorid zu bilden. Es kommt jedoch nie vor, daß sämmtliche Theile des
                              									angewandten Kalkes mit gleicher Schnelligkeit auf das Manganchlorür zu wirken
                              									vermögen. Der benutzte Kalk enthält stets eine größere oder geringere Menge von
                              									Theilchen welche gröber sind als die übrigen und daher nicht so rasch wirken können,
                              									wie die feineren Theile, und da die vollständige Zersetzung des Manganchlorürs so
                              									schnell als möglich bewerkstelligt werden muß, so bleibt denjenigen Kalktheilen
                              									welche auf dasselbe nicht augenblicklich wirken, kaum Zeit, überhaupt ihre Wirkung
                              									auszuüben. Somit tragen jene gröberen Kalktheilchen zur Zersetzung des
                              									Manganchlorürs sehr wenig bei, obgleich sie sich nachher in der heißen
                              									Chlorcalciumlösung vollständig auflösen und dann bei den Reactionen welche während
                              									des darauf folgenden Einblasens von Luft stattfinden, ihre Rolle spielen. Die
                              									Quantität des in der angegebenen Weise gegen das Manganchlorür sich indifferent
                              									verhaltenden Kalkes hängt von der Beschaffenheit des zu seiner Darstellung benutzten
                              									Rohmateriales, sowie von seiner Bereitungsart ab, so daß die Kalkmenge welche der im
                              									Oxydirer enthaltenen Manganlösung zugesetzt werden muß, bis eine filtrirte Probe der
                              									gemischten Flüssigkeit auf Zusatz von Chlorkalklösung nicht mehr gefärbt wird, von
                              									etwa 1,15 bis 1,45 Aequivalenten schwankt. Durch die nach Erreichung dieses Punktes
                              									weiter zugesetzte Kalkmenge wird das Gesammtquantum auf 1,5 bis 1,6 Aequivalente
                              									erhöht, folglich sind fünf bis sechs Zehntel von der an der Zersetzung des
                              									Manganchlorürs wirklich theilnehmenden Kalkmenge im Ueberschusse vorhanden.
                           
                           Die Resultate welche wir mit diesen Kalkverhältnissen in der letzten Zeit zu erzielen
                              									begannen, konnten wir nach unserer früheren Erfahrung nicht erwarten. Bis vor Kurzem
                              									noch deutete unsere Erfahrung darauf hin, daß, gleichviel welche Kalkverhältnisse im
                              									Oxydirer angewendet werden, man keine Producte erhält, in denen weniger als ein
                              									Aequivalent Basis oder Basen per Aequivalent
                              									Mangansuperoxyd enthalten wäre. Jetzt aber erzielen wir regelmäßig Producte, welche
                              									nur zwischen 0,9 und 0,7 Aequivalent Basis enthalten und bisweilen sank deren Gehalt
                              									sogar auf 0,5 Aequivalent Basis herab. Bezüglich der Umstände welche die Entstehung
                              									so geringe Mengen Basis enthaltender Producte bedingen, kann ich für jetzt nur
                              									bemerken, daß wir derartige Producte regelmäßig darzustellen begonnen haben, seitdem
                              									wir das Quantum der in einer gewissen Zeit in einen Oxydirer von gegebener Größe
                              									injicirten Luft bedeutend vermehrten. Es kann jetzt kaum in Zweifel gezogen werden,
                              									daß Producte mit etwas weniger als einem Aequivalent Basis unter besonderen
                              									Umständen auch schon im Anfange dieser Fabricationsmethode erhalten worden sind;
                              									lange Zeit kam dieß aber so selten vor, und die beobachtete Differenz war stets so
                              									unbedeutend, daß wir dieses Resultat – wie sich jetzt ergibt etwas übereilt
                              									– verschiedenen bei der Analyse begangenen Fehlern zuschrieben. Es steht
                              									jedoch fest, daß Producte welche merklich weniger als ein Aequivalent Basis
                              									enthalten, erst seit der Zeit regelmäßig erzeugt wurden, wo die Fabrikanten anstatt
                              									einer Gebläsemaschine deren zwei für dasselbe Oxydirgefäß oder ein kräftigeres
                              									Gebläse als früher anzuwenden ansingen.
                           Nach allen bisherigen Beobachtungen hinsichtlich der Zusammensetzung der neuen,
                              									weniger als ein Aequivalent Basis enthaltenden Producte, muß ich annehmen daß
                              									Manganite (Manganigsäuresalze) existiren, welche fast sämmtlichen bekannten
                              									Carbonaten entsprechen. Vor einem Jahre kannten wir nur normale Manganite, welche
                              									z.B. dem normalen kohlensauren Kalke entsprechen, und basische Manganite, welche Schindler's Zinkcarbonat und v. Bonsdorff's kohlensaurem Bleioxyd entsprechen. Ich wage jetzt die Ansicht
                              									aufzustellen, daß auch saure Manganite, die den Bicarbonaten entsprechen, und höchst
                              									wahrscheinlich auch Sesquimanganite oder anderthalb-manganigsaure Salze
                              									existiren.
                           Daß Mangansuperoxydhydrat (MnO², HO) ebenso entschieden eine Säure ist, wie
                              									C²O³, HO oder SO², HO, scheint mir durch die Thatsacheerwiesenewiesen, daß wenn freies Mangansuperoxydhydrat mit einem Aequivalent Manganoxydul
                              									gekocht wird, zwischen denselben eine Reaction stattfindet, deren Product bei der
                              									Behandlung mit atmosphärischer Luft keinen Sauerstoff absorbirt. Selbstverständlich
                              									würde, wenn nach dem Kochen des Gemenges beider Oxyde noch freies Manganoxydul zurück
                              									bliebe, bei nachheriger Behandlung mit Luft Sauerstoff absorbirt werden. Das Product
                              									ist in der That genau dieselbe – gewöhnlich als Manganoxyd
                              									(Mn²O³) bezeichnete – Verbindung, wie die welche durch
                              									Einblasen von Luft in ein Gemisch von Manganoxydul und Wasser erzeugt wird, oder
                              									dadurch daß man das Oxydul in irgend einer anderen Weise der Einwirkung der
                              									Atmosphäre bei gewöhnlichen Temperaturen aussetzt. Die Thatsache, daß durch
                              									Behandlung von Manganoxydul mit Luft auf nassem Wege, unter keinen Umständen
                              									Mangansuperoxyd erzeugt werden kann, ohne daß ein Antheil entweder des Mangans
                              									selbst oder irgend eines anderen Metalles gleichzeitig als Basis in die Verbindung
                              									eintritt, zeigt uns daß sich auf diese Weise nur Manganigsäuresalze bilden
                              									können.
                           Die Luftmenge welche in den Oxydirer eingeblasen werden muß, um eine bestimmte
                              									Quantität Mangansuperoxyd zu erhalten, hängt von zahlreichen Umständen ab, besonders
                              									aber von der Höhe der Flüssigkeitssäule und von der in einem gegebenen Volum
                              									derselben enthaltenen Manganmenge. Innerhalb der anwendbaren Grenzen ist eine
                              									Vergrößerung der Flüssigkeitssäule der Vergrößerung der einzublasenden Luftmenge
                              									äquivalent, und je mehr Manganoxydultheilchen ein gegebenes Volum der Flüssigkeit
                              									enthält, desto größer ist die Gesammtfläche welche sie der Luft zur Einwirkung
                              									darbieten, um so größer also das Verhältniß dös injicirten
                              									Gesammt-Sauerstoffes, welcher absorbirt wird. Das Verhältniß des absorbirten
                              									Sauerstoffes zur eingeblasenen Quantität ist natürlich im Anfange der Operation am
                              									größten und nimmt nachher fortwährend ab, bis endlich nach lange genug fortgesetztem
                              									Einblasen ein Zeitpunkt eintritt wo gar kein Sauerstoff mehr absorbirt wird; das
                              									Verhältniß der Gesammtmenge des absorbirten zu der des injicirten Sauerstoffes hängt
                              									auch wesentlich davon ab, wie nahe man jenem Stadium der Operation gekommen ist.
                           In der Tabelle, welche ich hiermit vorlege, ist das Vorschreiten der Oxydation bei
                              									drei Sätzen in verschiedenen Fabriken zusammengestellt. Die Angaben bezüglich der
                              									Luftmengen sind nicht absolut genau, kommen aber der Wirklichkeit sehr nahe.
                           Einer von diesen drei Sätzen enthielt 1987 Pfd. Superoxyd, als MnO² berechnet,
                              									welches Quantum binnen vier Stunden durch Einblasen von ungefähr 240,000 Kubikfuß
                              									Luft erhalten worden war, so daß per Pfund erzeugten
                              									MnO² ungefähr 120 Kubikfuß Luft aufgewendet wurden. Dieser Satz absorbirte in
                              									der ersten Stunde 12,8 Proc. des injicirten Sauerstoffes; in der zweiten Stunde 10,5
                              									Proc., in der dritten 8,9 Proc. und in der vierten 3,0 Proc.; von der Gesammtmenge des injicirten
                              									Sauerstoffes waren also 8,5 Proc. absorbirt worden. Das Gewicht des im Ganzen
                              									absorbirten Sauerstoffes war 364 Pfund; davon wurden in der ersten Stunde 136 Pfund,
                              									in der zweiten 111 Pfd., in der dritten 95 Pfd. und in der vierten Stunde 22 Pfd.
                              									vom Satze aufgenommen.
                           Bei dem folgenden Satze war die Flüssigkeitssäule höher und die Luftinjection wurde
                              									unterbrochen bevor die Oxydirung ganz aufgehört hatte. Dieser Satz enthielt 2500
                              									Pfd. MnO², welche in fünf Stunden dargestellt wurden, in deren Verlauf
                              									ungefähr 175,000 Kubikfuß Luft eingeblasen wurden, so daß per Pfund MnO² nur 70 Kubikfuß Luft erforderlich waren. Die Menge
                              									des in der ersten Stunde absorbirten Sauerstoffes betrug 20,2 Proc. der injicirten
                              									Quantität, in der zweiten Stunde 17,5 Proc., in der dritten 16,3 Proc., in der
                              									vierten 13,6 Proc. und in der fünften 6,1 Proc.; die Gesammtmenge des absorbirten
                              									Sauerstoffes betrug 14,8 Proc. der injicirten Gesammtmenge. Im Ganzen waren 458 Pfd.
                              									Sauerstoff aufgenommen worden, und zwar im Lause der ersten Stunde 125 Pfd., in der
                              									zweiten 108 Pfd, in der dritten 101 Pfd., in der vierten 84 Pfd. und in der fünften
                              									40 Pfd.
                           Beim dritten Satze war die zu oxydirende Flüssigkeitssäule gleichfalls hoch und sie
                              									enthielt eine ungewöhnlich starke Manganchlorürlösung. Das Einblasen von Luft wurde
                              									fortgesetzt, bis die Oxydirung vollständig erfolgt war, wozu acht Stunden
                              									erforderlich waren; während dieser Zeit wurden 432,000 Kubikfuß Luft injicirt und
                              									5400 Pfd. MnO² erzeugt, so daß auf 1 Pfd. desselben 80 Kubikfuß Luft
                              									verbraucht wurden. Die Gesammtmenge des absorbirten Sauerstoffes war 13,3 Proc. der
                              									injicirten.
                           Die zum Injiciren der Luft in den Oxydirer verwendete mechanische Kraft belief sich
                              									bisher durchschnittlich auf sieben bis acht Pferdestärken per Stunde und per 100 Pfd. des erzeugten
                              									MnO² Ich glaube jedoch, daß dieser Kraftaufwand sich bedeutend vermindern
                              									läßt. Der Chlorgehalt einer Tonne Bleichpulver von 37 Proc. wird durch 1020 Pfd.
                              									MnO² frei gemacht; in Folge der verschiedentlichen bei der
                              									Chlorkalkfabrication stattfindenden Chlorverluste verbraucht man aber zur
                              									Darstellung einer Tonne Chlorkalk gewöhnlich die Quantität Manganitschlamm welche
                              									1100 Pfd. MnO² repräsentirt, zu dessen Production ein Kraftaufwand von 35 bis
                              									40 Pferdestärken während zwei Stunden erforderlich ist.
                           Der im Oxydirer verwendete Kalk wurde bisher gewöhnlich in derselben Weise präparirt
                              									wie der in den Chlorkalkkammern benutzte; d.h. er wurde mit einer, ein Aequivalent
                              									so wenig als möglich übersteigenden Wassermenge gelöscht, worauf das entstandene Hydrat durch
                              									sehr feine Siebe geschlagen ward; nur die durchgegangenen Antheile kamen zur
                              									Verwendung. Einschließlich der abgesiebten Portionen, welche, obgleich sie nicht in
                              									den Oxydirer kommen, bei den Selbstkosten des Verfahrens eingerechnet werden,
                              									beträgt der Kalkverbrauch per Tonne des aus ihm
                              									dargestellten Chlorkalkes gegenwärtig im Durchschnitt beiläufig 14 Centner. In einer
                              									am Tyne gelegenen Fabrik hat sich derselbe aber auf 12 Ctr. reducirt und wenn wir
                              									(was bald der Fall seyn dürfte) dahin gelangen, nur Producte zu fabriciren, die
                              									nicht über ein halbes Aequivalent Basis enthalten, so wird sich der Kaltverbrauch
                              									auf weniger als 10 Ctr. herabbringen lassen.
                           Die Menge Salzsäure welche per Tonne des mit
                              									Manganitschlamm dargestellten Chlorkalkes erforderlich ist, variirt nach der
                              									größeren oder geringeren Sorgfalt womit die Operationen ausgeführt werden und nach
                              									der Umsicht, Erfahrung und Geschicklichkeit des Fabrikanten. Sie beträgt zuweilen
                              									beträchtlich weniger, als die bei der Darstellung einer Tonne Chlorkalk mit
                              									natürlichem Mangansuperoxyd (Braunstein) durchschnittlich erforderliche, während sie
                              									in anderen Fällen die letztere ziemlich erreicht. Ich glaube daß in England bei
                              									Anwendung von Braunstein eine Tonne Chlorkalk nie mit weniger Säure als der aus 60
                              									Centner Kochfalz erzeugten, und nur in seltenen Fällen mit weniger als der aus 70
                              									bis 80 Centner Salz gewonnenen fabricirt wird. Indessen verbraucht ein mir bekannter
                              									Fabrikant, dessen Manganitschlamm bis jetzt keineswegs ein Minimum von Basis
                              									enthält, und welcher eine Methode zur Behandlung desselben in Blasen befolgt, die
                              									für den Säureconsum noch nicht die vortheilhafteste ist, nur 170 Kubikfuß Säure von
                              									24° Twaddle (16 1/5° Baumé) per
                              									Tonne Bleichpulver, eine Quantität welche sich aus weniger als 48 Ctr. Kochfalz
                              									gewinnen lassen wird. Was nun ein Fabrikant zu leisten vermag, sind sicherlich alle
                              									Fabrikanten zu leisten im Stande und ich glaube daher, daß durch das neue Verfahren
                              									überall eine sehr bedeutende Ersparniß an Säure erzielt werden dürfte.
                           Der bei diesem Processe stattfindende Manganverlust schwankt gegenwärtig von ungefähr
                              									4 Proc. bis etwa 10 Proc. Die einzige unvermeidliche Verlustquelle wird durch die in
                              									den Manganchlorür-Klärbehältern entstehenden Niederschläge von schwefelsaurem
                              									Kalk und anderen Substanzen bedingt. Diese Niederschläge müssen als dünner Schlamm
                              									aus den Gefäßen entfernt werden, welchem eine bedeutende Quantität
                              									Manganchlorürlösung einverleibt bleibt. Wenn nun dieser Schlamm nach seiner
                              									Entfernung aus den Behältern nicht gut ausgewaschen und das Waschwasser nicht der
                              									Manganchlorürlösung wieder zugesetzt wird, so erreicht der auf diese Weise veranlaßte Verlust an
                              									Mangan 5 Proc. und selbst noch mehr, während derselbe durch die angegebene
                              									Behandlung auf 2 Proc. und noch weniger vermindert werden kann. Andere Verluste
                              									werden nur durch Undichtheiten der Gefäße und durch Verschleudern von Manganschlamm
                              									in Folge von Nachlässigkeit der Arbeiter beim Entfernen der Chlorcalciumlösung aus
                              									den Klärbehältern verursacht.
                           Die erstere dieser Verlustquellen sollte in den Fabriken niemals vorkommen; die
                              									zweite ist jetzt aus mehreren Werken dadurch beseitigt worden, daß man die
                              									Chlorcalciumlösung nicht mehr unmittelbar aus den Klärbehältern weglaufen, sondern
                              									erst in Schlammgräben treten läßt, worin sich alle von der Flüssigkeit aus den
                              									Klärgefäßen mitgerissenen Schlammtheilchen absetzen können.
                           Außer dem in den Manganchlorür-Klärbehältern sich ausscheidenden Niederschlage
                              									von Gyps und anderen Substanzen bildet Chlorcalciumlösung das einzige verloren
                              									gehende Nebenproduct von diesem Verfahren. Da diese Lösung die Gesammtmenge des
                              									verbrauchten Kalkes und Kalksteines, und zwei Drittel des in der angewandten
                              									Salzsäure enthaltenen Chlors repräsentirt, und da ein technisches Verfahren
                              									natürlich um so unvollkommener ist, je mehr im Verlaufe desselben erhaltene Producte
                              									einfach weggeworfen werden, so wendete ich im Oxydirer versuchsweise Magnesia anstatt Kalk an, und zersetzte das als
                              									Nebenproduct erhaltene Chlormagnesium durch Erhitzen zu Magnesia, welche stets
                              									wiederum benutzt werden kann, und zu Salzsäure. Bei dieser Abänderung des Verfahrens
                              									kann man den ganzen Gehalt der verbrauchten Salzsäure an Chlor, unverdünnt mit
                              									anderen Gasen gewinnen, und zwar, abgesehen von den mechanisch herbeigeführten
                              									Verlusten, unter Verwendung von Materialien welche immer wieder zur Benutzung
                              									kommen, mit Ausnahme von Luft und Brennmaterial. Auch diese Form des Verfahrens hat
                              									bereits in gewissem Grade die Probe der Erfahrung im Großen bestanden und ich darf
                              									wohl annehmen, daß wenn einst die Zeit kommt, wo es wünschenswerth wird, aus einer
                              									gegebenen Menge Salzsäure mehr Chlor zu gewinnen, als sich aus derselben unter
                              									Anwendung des mittelst Kalk regenerirten Mangansuperoxydes erhalten läßt, das mit
                              									Magnesia regenerirte Superoxyd sich als dasjenige Material erweisen wird, mittelst
                              									dessen das Chlor auf dem billigsten Wege fabricirt werden kann.