| Titel: | Anwendung des Spectroskops zu technischen Untersuchungen und zur Entdeckung von Fälschungen; von H. C. Sorby. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXI., S. 243 | 
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                        LXI.
                        Anwendung des Spectroskops zu technischen
                           								Untersuchungen und zur Entdeckung von Fälschungen; von H. C. Sorby.
                        Aus dem Quarterly Journal of Microscopical Science, London
                              									1869, Octoberheft S. 358, durch die „deutsche Vierteljahresschrift für öffentliche
                                 										Gesundheitspflege,“ 1870, Bd. II S. 41.
                        Mit einer Abbildung.
                        Sorby, über Anwendung des Spectroskops zu technischen
                           								Untersuchungen und zur Entdeckung von Fälschungen.
                        
                     
                        
                           Der Zweck dieses Aufsatzes ist zu zeigen, daß das Spectroskop in verschiedenen
                              									Zweigen der technischen Untersuchung mit Vortheil angewendet werden kann, und die zu
                              									solchen Untersuchungen nützlichen Methoden zu beschreiben. Da diese leichter durch
                              									praktische Beispiele verstanden werden, so will ich die Beschreibung jedes
                              									besonderen Verfahrens bis zu den praktischen Fragen versparen, die ihre Anwendung
                              									verlangen.
                           Zuerst beziehe ich mich auf meine Schriften „Ueber eine bestimmte Methode
                                 										der qualitativen Analyse von thierischen und vegetabilischen
                                 										Farbstoffen“ und „Ueber die Farbstoffe von blauem
                                 										verdorbenem Holz“ , da Manches, was ich jetzt beschreiben werde, eine
                              									Fortsetzung und Anwendung des darin Enthaltenen ist.
                           Die zum Messen der Lage der Absorptionsstreifen angewendete Scala ist ein Interferenz-Spectrum mit dunkeln Streifen, welche das
                              									ganze sichtbare Spectrum in zwölf Theile von gleichem optischem Werthe theilen, und
                              									soll so adjustirt werden, daß die Natriumlinie I) genau bei 3 1/2 steht. Auf dieser
                              									Scala kommen die Haupt-Fraunhoferlinien wie folgt vor:
                           A . . . 3/4 – B . . . 1 1/2 – C . .
                              									. 2 3/8 – D . . . 3 1/2 – E . . . 5 11/16 – 6 . . . 6 3/16 –
                              										F . . . 7 1/2 – G
                              									. . . 10 5/8.
                           Das Einzige, was gegen diese Scala zu sagen ist, ist, daß ihre Genauigkeit von der
                              									sorgfältigen Bereitung der Quarzplatte abhängt. Ich habe selbst mehrere ganz gleich
                              									und genau gemacht, und es ist einige Sorgfalt dazu erforderlich. Wenn sie einmal
                              									genau gemacht ist, kann keine Scala passender seyn, da die Streifen in gleichen
                              									optischen Intervallen über das ganze Spectrum vorkommen und ganz deutlich sind, wenn
                              									der Schlitz ziemlich weit geöffnet ist, was manchmal ein großer Vortheil ist. In
                              									diesen zwei Hinsichten ist sie bei weitem besser, als irgend eine bis jetzt
                              									vorgeschlagene Scala.
                           
                           Die Intensität der Absorption ist durch Punkte und Striche anzugeben, so:
                           
                              
                                 Gar nicht schattirt
                                 
                                 Weißer Raum
                                 
                              
                                 Sehr leicht schattirt
                                 .
                                 Einfacher Punkt
                                 
                              
                                 Leicht schattirt
                                  .   .
                                 Doppelpunkt
                                 
                              
                                 Mäßig dunkel
                                 –   –
                                 Doppelter Bindestrich
                                 
                              
                                 Sehr dunkel
                                 –
                                 Einfacher Strich.
                                 
                              
                           Wenn diese Zeichen zwischen die Zahlen gedruckt sind, so
                              									bedeuten sie eine mehr oder weniger starke Absorption „zwischen“ diesen Punkten des Spectrums
                              									nach obiger Scala gemessen; währenddem, wenn sie unter
                              									den Zahlen stehen, sie eine deutliche Absorption und Streifen bedeuten, von der
                              									durch die verschiedenen Zeichen ausgedrückten Intensität, deren „Mittelpunkt“ auf der durch die Zahlen
                              									angegebenen Seite der Scala liegt. Diese letztere Methode ist sehr einfach und
                              									passend und dient oft dazu, alles Nöthige auszudrücken.
                           Sie mag vielleicht denen unvollkommen erscheinen, die gewohnt sind, die Spectra von
                              									Stoffen im rohen, ungereinigten Zustande (Incandescens)
                              									zu studiren, aber sie ist in jeder Hinsicht geeignet zum Studium der Spectra von
                              									Lösungen, wo ein kleiner Unterschied im Charakter der Lösung oft einen viel größeren
                              									Unterschied in der Lage der Streifen macht, als durch einen Irrthum im Gebrauche
                              									einer solchen Scala oder beim Ablesen geschehen kann. Um die Flüssigkeiten bei der
                              									Untersuchung zu halten, brauche ich in den meisten Fällen enge, tiefe Behältnisse,
                              									gewöhnlich von 1/8 Zoll Durchmesser und 1/2 Zoll Tiefe, so gemacht, daß sie sowohl
                              									in der Länge als an den Seiten untersucht werden können; zuweilen gebrauche ich auch
                              									weitere und 2 1/2 Zoll lange.
                           Beim Gebrauche dieser engen Behältnisse wird zu einer erfolgreichen Untersuchung viel
                              									weniger Material gebraucht, was nicht nur sehr wichtig, wenn wenig zu haben ist,
                              									sondern auch in anderen Fällen viel Zeit erspart beim Filtriren und Ausdünsten.
                           Ich werde meine Mittheilungen in drei Hauptkapitel theilen:
                           1) Verschiedene Thatsachen, bei Untersuchung des Weines gewonnen;
                           2) solche für Malzflüssigkeit;
                           3) Beispiele der Methoden zur Entdeckung von Fälschungen in verschiedenen als Nahrung oder Heilmittel gebrauchten Stoffen.
                           
                        
                           1) Ueber die Farbstoffe des
                                 									Weines.
                           Die reine Farbe von frischen schwarzen Trauben wird am besten zubereitet, indem man die Haut
                              									wegnimmt, sie in Alkohol erhitzt, die Lösung bis zum Trocknen abdampft, wieder in
                              									etwas Wasser löst, filtrirt, wieder in einer kleinen Untertasse bis zum Trocknen
                              									abdampft. Nun kann die Farbe viele Monate ohne bedeutende Veränderung als dicker
                              									Syrup aufbewahrt werden. Sie gehört zu der Gruppe von Farben, die ich in meiner
                              									Schrift in den „Verhandlungen der königlichen Gesellschaft“
                              									Gruppe B. genannt habe, – d.h. schwefligsaures
                              									Natron erzeugt keine sofortige Wirkung, wenn zu einer Lösung zugefügt, die durch
                              									Ammoniak alkalisch gemacht war; aber in einer Lösung, die durch Citronensäure (Citric acid) angesäuert worden, hebt es beinahe sofort
                              									die im Grünen bestehende Absorptionsfärbung auf, so daß die Lösung sehr blaß
                              									wird.
                           Da die Farbe von schwarzen Trauben „purpur“ ist, wenn trocken
                              									und ganz neutral, so kann man sie „Vitis-purple“ (Weinrebenpurpur) nennen; ich habe sie
                              									noch bei keiner anderen Frucht gefunden, als bei der gewöhnlichen Rauschbeere oder
                              									Moosbeere (Empetrum nigrum). Eine ihrer
                              									Eigenthümlichkeiten ist, daß sie leicht in unauflösliche Modificationen übergeht.
                              									Sie gehört zu meiner Untergruppe Bal₀ am₀, da sie keine bestimmte enge
                              									Absorptionsstreifen gibt in alkoholischer Lösung, wenn neutral oder mit Ammoniak im
                              									Ueberschuß.
                           Solche Farben sind am schwersten von einander zu unterscheiden und ich habe noch
                              									keine befriedigendere Methode finden können als folgende: Ein geringes Uebermaaß von
                              									Ammoniak muß der alkoholischen Lösung beigegeben und diese so verdünnt werden, daß
                              									die Absorption in dem orange Theil des Spectrums deutlich ist, aber doch bei weitem
                              									nicht dunkel, und die Stellung der Grenze der Absorption gegen das rothe Ende
                              									sorgfältig gemessen und notirt, so – 1 5/8....
                           Die gleiche Grenze muß auch ermittelt werden, nachdem Salzsäure im Ueberschuß der
                              									Lösung beigefügt ist, sowohl der Lösung in Wasser als in Alkohol, welche Lösungen
                              									manchmal die gleichen, aber oft sehr verschiedenen Spectren geben. Diese
                              									verschiedenen Absorptionsgrenzen wechseln mit der Tiefe der Farbe; aber wenn man
                              									Sorge trägt, Lösungen zu haben, welche gleich starke Absorptionen geben und
                              									dieselben neben einander zu vergleichen, so ist es oft leicht, noch einander sehr
                              									ähnliche Farben ganz bestimmt zu unterscheiden, z.B. die von dunkeln Stachelbeeren
                              									von jener der Trauben, oder von frischen Trauben und von neuem rothen Wein. Der
                              									Unterschied zwischen letzten ist bewiesen, nicht nur durch die Spectra, sondern auch
                              									durch andere Thatsachen.
                           In meinem schon citirten Aufsatze in den „Verhandlungen der königlichen
                                 										Gesellschaft“ (S. 443) zeigte ich, daß, wenn gewisse Farbstoffe in Wasser oder Alkohol
                              									aufgelöst werden, sie dunkelfarbige Lösungen geben, die schnell so bleichen, daß sie
                              									beinahe farblos werden; aber wenn diese verblichenen Lösungen bis zum Trocknen
                              									verdunstet werden, so kommt die frühere Farbe gänzlich zurück, und nach Zufügung
                              									einer starken Säure wird die Farbe ganz so dunkel, als wäre sie nie verblaßt.
                              									Hieraus geht hervor, daß das Verblassen nicht der Zersetzung zuzuschreiben ist,
                              									sondern Molecularveränderungen, die in verdünnten Lösungen schnell stattfinden. Die
                              									Farbe von frischen Trauben ist ein Beispiel davon; indem ich sie mit einer
                              									Normal-Scala der Farben (welche nicht verblaßte) verglich, und sowohl sofort
                              									nach Auflösung der Farbe, als auch nach etwa einer Stunde, als keine weitere
                              									Veränderung eintrat, die beiden Farben neben einander hielt, fand ich: daß die
                              									verblaßte Farbe gerade die fünffache Dichtigkeit brauchte, um die gleiche Stärke der
                              									Absorption am gelben Ende des Grün zu geben. Im Gegentheil verblassen neue dunkle
                              									Weine, bis zum Trocknen verdunstet, nicht in solcher Art, wenn die Farbe wieder in
                              									Wasser gelöst wird.
                           Die Farbe des neuen Weines scheint in einer sehr frühen Periode ihrer Bildung
                              									hervorgebracht zu werden. Wenn man die Farbe der frischen Trauben im Safte auflöst,
                              									indem man etwas Hefe zugibt und die Lösung einige Tage warm hält, so scheint die
                              									Farbe wie diejenige von neuen Weinen sich zu verhalten und gar nicht zu verblassen,
                              									wenn man sie wieder in Wasser löst. Die drei Jahre lang als trockener Syrup
                              									behaltene Farbe zeigte eine ähnliche Veränderung. Ich glaube daher, daß dieselbe
                              									entweder der Gährung oder einer leichten Oxydation zuzuschreiben ist. Ich bin sehr
                              									geneigt, die letztere Erklärung anzunehmen, denn wenn man Citronensäure zu einer
                              									wässerigen Lösung der frischen Farbe gibt und dann eine kleine Menge
                              									unterchlorigsaures Natron (Natrium-Hypochlorit), so wird die Farbe verändert
                              									von Fleischfarbe zu Rosenroth (pink to pink – red), die Absorption dehnt sich mehr nach dem rothen
                              									Ende aus und ist gleichförmiger über das Grün und Blau; in allen diesen Beziehungen
                              									ist sie in Uebereinstimmung mit dem Spectrum von neuem Weine. Eine solche Aenderung
                              									findet nicht statt, wenn der Wein auf gleiche Weise behandelt wird, als ob die
                              									Aenderung schon erfolgt wäre. Diese beiden Farben gehören zu meiner Gruppe 6., aber
                              									wenn eine oder die andere noch mehr oxydirt wird durch Zufügen von mehr Javelle'scher Lauge (Natrium Hypochlorit), dann gibt es
                              									eine Art orange Farbe, welche derjenigen von Portwein zu entsprechen scheint, der 20
                              									Jahre oder länger im Faß war; wenn noch mehr verändert, so wird die Farbe ganz blaß,
                              									wie sehr alter Wein. Folgende Zusammenstellung soll diese Thatsachen deutlicher
                              									zeigen:
                           
                           
                              
                                 Farbe von dunkeln Trauben in  
                                    											Citronensäure und Wasser
                                 4
                                 ..
                                 4 1/2
                                 –  –  8 1/2 .. 11
                                    											–  –
                                 
                              
                                 Farbe nach Hinzufügung von etwas  
                                    											Natrium-Hypochlorit
                                 3 1/4
                                 ..
                                 3 3/4
                                 –  –  –  –
                                 
                              
                                 Neuer natürlicher Portwein
                                 3 1/4
                                 ..
                                 3 3/4
                                 –  –  –
                                 
                              
                                 Neuer nach Hinzufügung von etwas  
                                    											Natrium-Hypochlorit
                                 3 1/4 
                                 ..
                                 3 3/4
                                 –  –  –
                                 
                              
                                 Farbe von dunkeln Trauben mit   mehr
                                    											Natrium-Hypochlorit
                                 5
                                 ..
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                                 Neuer ächter Portwein mit  
                                    											Natrium-Hypochlorit
                                 5
                                 ..
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                                 –  –  10 –
                                 
                              
                                 1834er Portwein vom Faß
                                 5
                                 ..
                                 6
                                 –  –  10 –
                                 
                              
                           Da diese Aenderung im Spectrum, vom Zustande der Oxydation abhängend, von bedeutendem
                              									Interesse ist, weil sie ein allgemeines Gesetz darstellt, so füge ich einen
                              									Holzstich (Fig. 5) bei, um meine Meinung denjenigen
                              									deutlicher zu machen, die an den Gebrauch der in obiger Tabelle gebrauchten Zeichen
                              									nicht gewöhnt sind.
                           Fig. 1 zeigt das Spectrum der Farbe von dunkeln Trauben in ihrem natürlichen Zustande, mit Citronensäure
                              									und Wasser. Fig. 2 ist das Spectrum der
                              										„oxydirten Modification“ , die man bei jungen Weinen
                              									findet, und Fig. 3 der bei sehr
                                 										alten Weinen gefundenen „per-oxydirten“ Farbe, oder der durch die vollständigere
                              									künstliche Oxydation der zwei anderen gebildeten.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 198, S. 247
                              
                           Die Farbe von sehr altem Weine gehört zu meiner Gruppe C., und wird nicht geändert durch Hinzuthun von
                              									schwefligsaurem Natron zu einer sauren Lösung, währenddem, wie schon gesagt, die
                              									charakteristische Farbe von sehr jungem Weine zu meiner Gruppe B. gehört, und wenn man ihn in reinem Zustande bekommen
                              									könnte, würde er wahrscheinlich beinahe farblos werden durch Zufügen schwefligsaurer
                              									Salze. – Dieser Unterschied zwischen der Farbe von neuem und altem Weine hat mich in den Stand
                              									gesetzt, eine Methode zu finden, durch welche ich das
                                 										ungefähre Alter von im Fasse befindlichem Portweine finden kann. (In diesen
                              									Experimenten bin ich von meinen Freunden J. Prestwich und
                              									A. Hay in Sheffield dadurch unterstützt worden, daß sie
                              									die nöthigen Proben ächten, unverfälschten Weines mir verschafften.)
                           
                        
                           2) Ueber das Alter von dunkeln
                                 										Weinen.
                           Um guten Erfolg der Untersuchung zu erlangen, ist bedeutende Sorgfalt nöthig, und
                              									nachdem ich es mit mehreren Methoden versucht, fand ich, daß die folgende die beste
                              									war: Ich habe zwei Gefäße, 1 Zoll lang, von starker Glasröhre gemacht, innen
                              									ungefähr 1/4 Zoll weit. Beide Enden sind gerade geschnitten, und eines ist an ein
                              									Stück Glas festgekittet. (Als Kitt benutzte ich gereinigte Gutta-percha, weil
                              									er Alkohol, Säuren und Alkali widersteht.) Eines der Rohre wird sorgfältig in zehn
                              									gleiche Theile getheilt und das andere freigelassen.
                           Wein im natürlichen Zustande ist oft viel zu dunkel gefärbt, um die Wirkung des
                              									schwefligsauren Natrons erkennen zu lassen, wenn wir sein Spectrum untersuchen. Es
                              									ist deßhalb nöthig, ihn mit einem Theil Alkohol und drei Theilen Wasser zu
                              									verdünnen, so daß das Spectrum eine deutliche, aber durchaus nicht vollständige
                              									Absorption des hellen Endes im Gelben und in dem gelben Ende des Grünen zeigt.
                              									– Nachdem ein Theil des Weines so weit verdünnt ist und so viel Citronensäure
                              									zugefügt worden, daß er eine starke saure Reaction hat, muß er in zwei
                              									Versuchsröhren gegossen werden, pulverisirtes schwefligsaures Natron in die eine
                              									gegeben werden; die andere bleibt ohne diesen Zusatz. Obgleich schwefligsaures Salz
                              									(Sulphit) eine sehr bedeutende Aenderung hervorbringen kann, so tritt sie doch in
                              									der Regel erst nach einiger Zeit vollständig hervor, und deßhalb ist es besser, die
                              									Lösungen ein oder zwei Stunden in den Röhren zu behalten, welche zugekorkt sind, um
                              									Verdunstung zu verhindern. Der dann zu entscheidende Punkt ist: eine wie viel
                              									weniger dicke Schicht von dem verdünnten Weine, zu welchem kein Sulphit gefügt
                              									wurde, genau die gleiche Intensität der Absorption im Gelben und im gelben Ende des
                              									Grünen geben wird, als die einen Zoll dicke Schicht des gleichen, auf den das
                              									Natrium-Sulphit gewirkt hat. Die nicht graduirte Röhre muß deßhalb mit
                              									letzterem gefüllt werden und ein kleines Stück dünnes Glas darauf gelegt, so daß das
                              									Licht durch eine genau einen Zoll starke Schicht der Flüssigkeit gehen kann, und daß
                              									nichts von dieser herauslaufen kann, wenn die Röhre in schiefer Lage auf die Seite
                              									des Spectrumglases gelegt wird. Der verdünnte Wein muß dann in die graduirte Röhre
                              									gebracht werden, welche beinahe senkrecht auf das gewöhnliche Gestell (Stage) des Mikroskops gebracht wird und die Stärke der
                              									Flüssigkeitsschicht durch eine Pipette genau regulirt, so daß die Intensität der
                              									Absorption in den zwei Spectren ganz genau die gleiche ist: in dem Gelben und in dem
                              									gelben Ende des Grünen. Das Licht muß in den beiden Spectren gleich stark seyn, und
                              									deßhalb ist es auch theilweise nothwendig, das Instrument so zu reguliren, daß die
                              									durchfallenden rothen Strahlen genau den gleichen Gang haben.
                           Die Genauigkeit dieses Experimentes wird beschränkt durch die Schwierigkeit zu
                              									erkennen: wann die „transmittirten“ und die
                              										„absorbirten“ Strahlen in beiden Spectren gleich sind, und
                              									weil es schwer ist die Schicht des flüssigen Weines auf weniger als 1/100 eines
                              									Zolles zu bestimmen. Der wirkliche Werth der Messungen variirt einigermaßen je nach
                              									der Art, wie die Experimente gemacht werden, und deßhalb rathe ich Jedem, der diese
                              									Methode anwenden will, eine Tabelle zum Vergleiche des Farbenwechsels bei Weinen
                              									verschiedenen Alters selber sich anzufertigen.
                           Wenn schwefligsaures Natron der verblaßten Lösung des Farbstoffes von frischen
                              									dunkeln Trauben zugefügt wird, so wird sie blaß orangegelb, welche Farbe, wie ich
                              									glaube, größtentheils dem Vorhandenseyn der gleichen gelben Substanz zuzuschreiben
                              									ist, die man bei grünen Trauben findet, so daß die Intensität der Absorption auf
                              									ungefähr 1/10 oder von 1,00 zu 0,10 reducirt wird. Bei dem ganz neuen Weine, den ich
                              									präparirte, wurde die Intensität der Absorption von 1,00 zu ungefähr 0,22 reducirt.
                              									– Meine Experimente mit Handelsweinen sind hauptsächlich im April 1868
                              									gemacht. Der neueste Portwein, den ich untersuchen konnte, war von der 1866er
                              									Weinlese, also etwa 1 1/2 Jahre alt, und auch dieser enthielt ziemlich viel von der
                              										C.-Farbe. Ich untersuchte verschiedene Proben
                              									der gleichen Weinberge von verschiedenen älteren Daten, welche in der allgemeinen
                              									Farbe und Charakter von einander sehr verschieden waren, aber wenn alle gleich lange
                              									im Faß waren, fand ich in den allgemeinen Resultaten keinen wesentlichen
                              									Unterschied. Von der Art, wie die Experimente gemacht wurden, ist die Aenderung
                              									durch das Hinzuthun von Natrium-Sulphit wie die Menge von C.-Farbe als Einheit genommen, und angenommen daß
                              									der Umfang, in welchem der Wein durch das Lagern verändert wurde, den Unterschied
                              									ausmacht zwischen dem noch unveränderten und der Einheit, so geben die angeführten
                              										Zahlen den durch die
                              									langsame Wirkung der Luft bewirkten relativen Wechsel, können aber nur als Angabe
                              									des Maaßes einer besonderen Art der Veränderung betrachtet werden. Folgende Tabelle
                              									ist von dem Ganzen meiner Beobachtungen gebildet, um den Gegenstand deutlich zu
                              									erklären.
                           Die Reihe I. zeigt das Alter des Weines nach Jahren und
                              									den Jahrgang.
                           Die Reihe II. gibt die Dicke der Schicht des verdünnten Weines (ohne Sulphit) an, welche die gleiche Intensität der Absorption
                              									erzeugte wie 1,00 Zoll von dem, zu welchem Sulphit gegeben wurde.
                           Die Reihe III. zeigt den Unterschied zwischen den Werthen
                              									in Reihe II., dividirt durch die Zahl der Jahre zwischen je zwei, so daß die Größe
                              									der Veränderung für jedes Jahr gezeigt wird, nachdem der Wein die verschiedenen
                              									Perioden gehalten war.
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 
                                     II.
                                 
                                 III.
                                 
                              
                                   0   (von mir
                                 selbst
                                 gemacht)
                                   0,22 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,2700
                                 
                              
                                   1 1/2
                                 1866
                                 
                                   0,63 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0700
                                 
                              
                                   2 1/2
                                 1865
                                 
                                   0,70 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0300
                                 
                              
                                   3 1/2
                                 1864
                                 
                                   0,73 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0200
                                 
                              
                                   4 1/2
                                 1863
                                 
                                   0,75
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0150
                                 
                              
                                   5 1/2
                                 1862
                                 
                                   0,76 1/2
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0150
                                 
                              
                                   6 1/2
                                 1861
                                 
                                   0,78
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0070
                                 
                              
                                   9 1/2
                                 1858
                                 
                                   0,80
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0030
                                 
                              
                                 16 1/2
                                 1851
                                 
                                   0,82
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0020
                                 
                              
                                 20 1/2
                                 1847
                                 
                                   0,83
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0008
                                 
                              
                                 33 1/2
                                 1834
                                 
                                   0,84
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,0007
                                 
                              
                                 47 1/2
                                 1820
                                 
                                   0,85
                                 
                                 
                                 
                              
                           Da die obige Tabelle sich nicht auf Weine von gleichem Alter bezieht, so gebe ich
                              									noch eine andere, die davon abgeleitet ist, indem die Resultate als Curve
                              									niedergelegt und durch eingeschobene sorgfältige Messungen gewonnen wurden:
                           
                           
                              
                                   I.
                                 
                                    II.
                                 
                                 III.
                                 
                              
                                   0
                                 – – – –
                                  0,22
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,330
                                 
                              
                                   1
                                 – – – –
                                  0,55
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,120
                                 
                              
                                   2
                                 – – – –
                                  0,67
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,050
                                 
                              
                                   3
                                 – – – –
                                  0,72
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,022
                                 
                              
                                   4
                                 – – – –
                                  0,742
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,017
                                 
                              
                                   5
                                 – – – –
                                  0,76
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,012
                                 
                              
                                   6
                                 – – – –
                                  0,772
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,010
                                 
                              
                                   7
                                 – – – –
                                  0,782
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,007
                                 
                              
                                   8
                                 – – – –
                                  0,79
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,005
                                 
                              
                                   9
                                 – – – –
                                  0,795
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 – – – –
                                 0,005
                                 
                              
                                 10
                                 – – – –
                                  0,80
                                 
                                 
                                 
                              
                           Man sieht also, daß die Geschwindigkeit, in welcher die B.-Farbe sich in C. verändert, bei neuen
                              									Weinen viel größer ist; sie ist etwa 10mal so schnell im
                                 										ersten Jahre als im dritten, und etwa 100mal so schnell als im zwanzigsten.
                              									Deßhalb ist der Unterschied für jedes Jahr zuerst so bedeutend, daß Weine von
                              									verschiedenen Jahrgängen leicht unterschieden werden können; aber nach etwa sechs
                              									Jahren ist der Unterschied so klein, daß es schwer, ja unmöglich wäre, das Alter bis
                              									auf ein einzelnes Jahr zu bestimmen. Nach zwanzig Jahren
                              									zeigt ein Unterschied selbst von zehn Jahren keinen auffallenden Abstand. Das Alter der Weine kann daher durch dieses Verfahren nicht
                                 										näher als bis auf zehn Jahre bestimmt werden. Bis zu sechs Jahren dagegen
                              									halte ich es für möglich, das Alter bis auf ein Jahr
                                 										richtig zu bestimmen. (Ich habe verschiedene Proben von verschiedenen
                              									Portweinen vom Faß genommen, von verschiedenem Alter bis zu sechs und sieben Jahren,
                              									etiquettirte sie so, daß ich von keinem das Alter wissen konnte, es aber nachher
                              									durch Nachsehen finden konnte. Dann machte ich die Experimente mit großer Sorgfalt
                              									und fand, daß ich bei gehöriger Aufmerksamkeit auf die oben beschriebenen
                              									Bedingungen den Jahrgang jeder einzelnen Probe genau bestimmen konnte.)
                           Wie schon gesagt, ist die Veränderung der B.-Farbe
                              									in C. sehr wahrscheinlich die Wirkung des Sauerstoffes der Luft,
                              									welcher langsam durch das Holz des Fasses zu wirken scheint; aber die relative Menge
                              									dieser Farben wird auch durch die Ablage von Kruste modificirt. Wenn der Wein in gut
                              									gekorkten Flaschen gehalten wird, so scheint die Aenderung nicht die gleiche zu seyn
                              									und viel langsamer vor sich zu gehen. Ich glaube also, daß es kaum möglich wäre zu
                              									bestimmen, wie lange der Wein in Flaschen gehalten wurde, und halte dafür, daß die
                              									durch Hinzuthun von Natrium-Sulphit beobachtete Aenderung näher der Zeit
                              									entspricht, wo der Wein früher im Fasse war. Ich habe das besonders bei Bordeaux- und Burgunder-Weinen bemerkt. Diejenigen Weine dieser Art, die ich bis
                              									jetzt untersucht habe, scheinen eine größere relative Menge von B.-Farbe zu enthalten, wenn sie wenig Jahre alt
                              									sind, als gewöhnliche Portweine; aber die Schnelligkeit
                              									der Aenderung ist größer, wenn sie einige Jahre aufbewahrt sind, wahrscheinlich weil
                              									sie weniger Alkohol enthalten. Es ist auch ein größerer Unterschied bei
                              									verschiedenen Proben desselben Alters, als ich bei Portwein gefunden habe,
                              									wahrscheinlich weil die Menge von Alkohol in solchen Weinen im Verhältniß zur
                              									Gesammtmasse mehr wechselt. Nach sehr langer Zeit verschwindet die ursprüngliche
                              									dunkel gefärbte Substanz beinahe ganz, und nur eine Ambrafarbe bleibt in der
                              									Auflösung, welche sich gerade wie die des Sherry (Xeres) verhält.
                           
                        
                           3) Ueber weiße Weine.
                           Der Farbstoff der weißen Weine scheint von einer jener
                              									gelben Substanzen zu kommen, die in Wasser auflösbar sind, von denen es mehrere von
                              									wesentlich verschiedenem Charakter gibt: in den verwellten Blättern von
                              									verschiedenen Pflanzenarten, die weiter unten in der Besprechung von Hopfen näher
                              									bezeichnet werden. Diejenige, welche man bei den orangefarbenen Blättern der Buche
                              									findet, ist ein gutes Beispiel. Die Tiefe (Dunkelheit) der Farbe wird beinahe
                              									zehnmal so groß durch Hinzuthun von Ammoniak, und wenn sie mit starker Schwefelsäure
                              									in eben so viel Wasser gelöst wird, so wird sie durch oxydirende Reagentien zuerst
                              									viel dunkler und dann viel blasser. Wenn sie aber mehrere Monate in flüssigem
                              									Alkohol aufgelöst gehalten wird, so bekommt sie eine viel dunklere Färbung, und dann
                              									ist die Lösung mit Ammoniak im Ueberschuß nur zweimal so dunkel, als wenn sie durch
                              									Citronensäure angesäuert wird. Wenn oxydirende Reagentien der Lösung in
                              									Schwefelsäure beigegeben werden, wird die Färbung nicht tiefer, und so scheint es,
                              									als wäre sie durch die Oxydation zu einer ganz anderen Farbe geworden. Der Charakter
                              									dieser Aenderung stimmt mit dem überein was geschieht, wenn die Farbe von dunkeln Trauben
                              									oxydirt wird, wie schon beschrieben, und beide Umstände sind gute Beispiele für ein,
                              									wie es scheint, allgemeines Gesetz. Wenn nicht bereits oxydirt, so verursacht eine
                              									gewisse Menge der Oxydirung, daß die Absorption gegen das rothe Ende des Spectrums
                              									vorgeht, in einem nach der Lage der ursprünglichen Absorption verschiedenen Maaße,
                              									und dann macht eine weitere Oxydirung, daß die Absorption von dem rothen Ende bis
                              									bedeutend über die ursprüngliche Lage zurückgeht, manchmal so weit, daß alle Farbe
                              									verloren ist. Wir könnten also sagen: daß solche Substanzen in
                              										„unoxydirtem“ , „oxydirtem“ und
                              											„per-oxydirtem“
                              									Zustande vorkommen. Diese und ähnliche Thatsachen scheinen auch zu zeigen, daß eine
                              									intime Verbindung zwischen chemischen Veränderungen und den von solchen Substanzen
                              									absorbirten besonderen Lichtstrahlen besteht; aber die Besprechung dieser sehr
                              									interessanten Frage würde mich zu weit von dem Hauptgegenstande dieses Aufsatzes
                              									entfernen.
                           Als ich die Farbe von Sherry- (Xeres-) Wein mit derjenigen verglich,
                              									welche durch die Wirkung der Luft hervorgebracht wurde auf eine Lösung in flüssigem
                              									Alkohol des (in Wasser löslichen) Farbstoffes in verwelkten Buchenblättern, so
                              									konnte ich keinen Unterschied finden; daher kann man annehmen, daß sie durch die
                              									Oxydirung der gelben Farbe der Trauben geschieht; aber in einigen Weinen wird sie
                              									vollkommen oxydirt und sie werden dunkler, wenn sie der Luft ausgesetzt sind.
                           
                        
                           4) Fälschung der Weine.
                           Die einzigen Fälle, wo die Spectralanalyse zur Entdeckung von
                                 										Fälschungen bei Weinen leicht angewendet werden kann, sind die: wenn
                              									Farbstoffe zugegeben worden sind, um ein falsches Aussehen von Alter zu geben, oder
                              									um die Farbe zu einer gewünschten Tiefe zu bringen (also auch bei der sehr
                              									gewöhnlichen Fabrication des Rothweines aus Weißwein).
                              									Nach Payen's interessantem WerkePayen, „Précis des Substances alimentaires“
                                    											Anmerkung auf S. 455. wurden jedenfalls vor einigen Jahren zu
                              									diesem Zwecke Campeche- und Fernambuk-Holz gebraucht; auch
                              									Ratanha-Holz und die Beeren der sogenannten „Virginian Poke“ (Scharlach- oder
                              									Kermes-Beeren – Phytolacca decandra)
                              									werden manchmal gebraucht.In Frankreich bedient man sich hierzu auch des Farbstoffes der
                                    												„schwarzen Malven,“ – bei uns der
                                    												„Heidelbeeren.“
                                    										
                           Um „Campeche“- oder
                              											„Fernambuk“-Holz zu entdecken, muß man eine kleine Menge Wein in
                              									einer Probirröhre mit einer gleichen Menge Aether
                              									schütteln; dieser kommt an die Oberfläche in beinahe
                                 										farblosem Zustande, wenn der Wein rein ist, ist
                              									aber mehr oder weniger
                              									stark gelb gefärbt, wenn einer der genannten Farbstoffe
                              									vorhanden ist.
                           Die ätherische Lösung muß durch eine Pipette in ein Abdampfschälchen gebracht werden,
                              									ein frisches Quantum Aether mit dem Weine geschüttelt und zu dem anderen gegeben
                              									werden. Nachdem die Lösung bis zum Trocknen abgedunstet ist, wird eine kleine Menge
                              									Farbe in Wasser in einem Experimentbehältniß aufgelöst und mit
                              									doppelt-kohlensaurem Ammoniak behandelt. In beiden Fällen entwickelt sich nur
                              									das einzelne sehr deutliche Absorptionsband im Grünen: das dem
                              										„Campecheholz“ entsprechende liegt bei 4 3/8 meiner Scala,
                              									das des „Fernambukholzes“ weiter vom rothen Ende, bei 5 1/4;
                              									die Lösung fluorescirt stark, in eigenthümlicher Orangefarbe. – Diese Spectra sind so charakteristisch und können mit denen
                                 										der Farbstoffe selbst so leicht verglichen werden, daß eine äusterst geringe
                                 										Menge derselben schon mit Bestimmtheit entdeckt werden kann.
                           Die Farbe der „Ratanha-Wurzel“
                              									gibt keinen charakteristischen Streifen in einer „wässerigen“
                              									Lösung, sey diese sauer oder alkalisch; aber in „Alkohol“
                              									gelöst und leicht angesäuert, zeigt sie ein ziemlich deutliches Band zwischen gelb
                              									und grün, bei 3 3/4 meiner Scala, und eine schwächere bei 7 1/4. Um diese Substanz
                              									zu entdecken, sollte der Wein also bis zu einer kleinen Masse abgedunstet und in
                              									starkem Alkohol wieder gelöst werden, und nachdem letzterer in einer Probirröhre
                              									gestanden hat, bis sich die unlösbaren Stoffe gesetzt haben und die Lösung ganz klar
                              									geworden ist, wird das Absorptionsband bei 3 3/4 mehr oder weniger deutlich erkannt,
                              									je nach der Menge der darin befindlichen Ratanha-Wurzel. Die natürliche Farbe
                              									des Weines macht es unmöglich, eine kleine Menge zu entdecken.
                           Die dunkel carmoisinrothen Beeren der „Scharlach- oder Kermesbeere“
                              									sind bemerkenswerth, indem sie eine zu meiner Gruppe C.
                              									gehörende Farbe enthalten, während die Farben von beinahe allen Früchten dieser
                              									Färbung zu der Gruppe B. gehören. Sie zeigt zwei
                              									Absorptionsbänder, welche deutlicher sind in alkoholischer als in wässeriger Lösung,
                              									und zwar  –
                           Um diese Substanz zu entdecken, müßte man also das gleiche Verfahren beobachten wie
                              									bei Ratanha-Wurzel; die Bänder werden häufig etwas deutlicher durch Zufügen
                              									von Lösung des schwefligsauren Natrons.
                           Diese Stoffe können, wenn sie lange in Lösung aufbewahrt werden, sich verändern und
                              									möchten deßhalb nicht bei allen Weinen entdeckt werden können.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)