| Titel: | Ueber Förderungs-Dampfmaschinen; von Julius v. Hauer, k. k. Professor. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXVI., S. 272 | 
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                        LXVI.
                        Ueber Förderungs-Dampfmaschinen; von
                           									Julius v. Hauer, k. k.
                           								Professor.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1870, Nr. 43.
                        v. Hauer, über Förderungs-Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Eine kürzlich ausgeführte Bereisung der Kohlenwerke von Mährisch-Ostrau, dann
                              									der Gegend von Kattowitz und Königshütte in Preußisch-Schlesien gibt dem
                              									Verfasser Anlaß zu folgenden Bemerkungen.
                           Die gegenwärtig am meisten verbreitete Anordnung der
                              									neueren Förderungsdampfmaschinen, die Zwillingsmaschine ohne
                                 										Transmission, ist auch an den genannten Orten durchwegs adoptirt. Die
                              									größten dieser Maschinen haben bis 38 Zoll Cylinderdurchmesser, 5 Fuß Hub und ihre
                              									Leistung steigt auf 250 Pferdekräfte.
                           Die Weglassung der Transmission gewährt den Vortheil, daß die Gefahr der Brüche an
                              									den Zahnrädern beseitigt und die Anordnung etwas einfacher ist; bei beträchtlicher
                              									Förderungsgeschwindigkeit wird keine zu geringe Kolbengeschwindigkeit erfordert. So
                              									z.B. ergibt sich für die Maschine am Skalleyschacht bei Zabrze, welche 30 Zoll
                              									Cylinderdurchmesser, 5 Fuß Hub und 12 Fuß Seilkorbdurchmesser besitzt, bei 15 Fuß
                              									Fördergeschwindigkeit die Kolbengeschwindigkeit gleich 4 Fuß. Soll jedoch nur
                              									langsam gefördert werden, so muß bei Mangel einer Transmission entweder die
                              									Kolbengeschwindigkeit zum Nachtheil des Effectes klein, oder der Hub groß seyn,
                              									wodurch die Maschine zu sehr in die Länge gestreckt wird, oder es müssen die
                              									Treibkörbe geringen Durchmesser erhalten, was den Seilen schädlich ist. Diese
                              									Umstände treten besonders bei schwächeren Maschinen auf, deren Hub, um nicht in ein
                              									zu ungünstiges Verhältniß gegen den kleinen Cylinderdurchmesser zu gerathen, auch
                              									nur gering anzunehmen ist. Schwache Maschinen, die mit mäßiger Geschwindigkeit
                              									fördern, z.B. beim Schachtabteufen gebraucht werden sollen, sind daher
                              									vortheilhafter mit Transmission auszuführen, wobei noch
                              									immer das Zwillingssystem beibehalten werden kann. Die Transmission erfordert zwar
                              									Zahnräder und eine Welle mehr, dagegen werden die Dimensionen der Maschine reducirt
                              									und die Gefahr eines Bruches der Zahnräder ist wenigstens bei geringen Kräften nicht
                              									von Bedeutung. Eine Maschine dieser Art ist am Bismarkschachte bei Königshütte in
                              									Verwendung; die Cylinder liegen dabei dicht nebeneinander und wirken auf zwei in der
                              									Mitte einer kurzen Vorgelegewelle angebrachte, um 90° verstellte Doppelkurbeln. An
                              									den Enden dieser Welle sind zwei kleine Zahnräder von gleichem Durchmesser
                              									aufgesteckt, welche in größere an der Treibkorbwelle eingreifen; die Treibkörbe
                              									befinden sich außerhalb der großen Zahnräder, die Schieberkästen an den einander
                              									zugekehrten Seiten der Dampfcylinder. Die beiden Schieberstangen liegen daher nahe
                              									beisammen, was die Anordnung der Steuerung vereinfacht, welche mittelst der Gooch'schen Coulisse erfolgt. (Die erwähnte Stellung der
                              									Dampfcylinder kommt auch bei der Zwillingsmaschine ohne Transmission des
                              									Dobblhoffschachtes bei Mariaschein in Böhmen vor, wo die Welle, welche die zwei
                              									Doppelkurbeln enthält, durch eine etwas bewegliche Kuppelung mit der Treibkorbwelle
                              									verbunden ist und das Ganze in drei Lagern läuft. Doch ist eine Welle mit zwei
                              									Doppelkurbeln ein schwer herzustellendes Schmiedestück.)
                           Eine andere Zwillingsmaschine mit Umsetzung ist beim Abteufen des Bahnschachtes II
                              									bei Königshütte in Betrieb; die Cylinder derselben sind weiter von einander
                              									entfernt, die Kurbeln an den Enden der Vorgelegewelle und nur ein Paar Zahnräder zur
                              									Uebertragung der Bewegung auf die Treibkurbelwelle angebracht. Gelegentlich sey hier
                              									die anderwärts vorkommende, sehr compendiöse Anordnung erwähnt, bei welcher sich die
                              									Kurbeln an den Enden, das kleine Zahnrad in der Mitte der Vorgelegewelle, das große
                              									zwischen den Treibkörben befindet, die Treibkorbwelle gegen die Cylinder hin verlegt
                              									und auf deren Fundamentrahmen gelagert ist.
                           Nur bei den unten erwähnten, auch für geringe Leistungen bestimmten Dampfhaspeln läßt
                              									man der Einfachheit wegen die Transmission weg.
                           Stehende Zwillingsmaschinen ohne Umsetzung von größeren
                              									Dimensionen sind am Hermenegild- und am Wilhelmsschacht in
                              									Polnisch-Ostrau ausgeführt; die Dampfcylinder befinden sich unten, die
                              									Treibkorbwelle oben, der Stand des Maschinenwärters ober den Cylindern, hinter den
                              									Treibkörben. Die neuerer Zeit in Belgien angewendete Einrichtung dürfte vorzuziehen
                              									seyn, bei welcher die Treibkorbwelle unten, die Cylinder auf zwei durch eine Brücke
                              									verbundenen Ständern in Gestalt hohler Kegel gelagert sind; die Treibkorbwelle
                              									erhält dabei eine solide Fundirung. Die Behauptung, daß das Seil bei hochliegendem
                              									Treibkorb mehr geschont werde, indem es einen kleineren Bogen an der Seilscheibe
                              									umfaßt, entbehrt des theoretischen Grundes, sowie einer genügenden Bestätigung durch
                              									die Erfahrung.
                           Dampfhaspel werden beim Abteufen der Schächte vielfach
                              									benutzt. Dieselben sind als stehende Zwillingsmaschinen ohne Umsetzung mit
                              									oscillirenden Cylindern ausgeführt. Die Welle der bei 4 Fuß Durchmesser besitzenden Treibkörbe ruht auf
                              									zwei von einer Grundplatte aufragenden Ständern und ist an beiden Enden mit Kurbeln
                              									versehen, deren Zapfen mit den Dampfkolbenstangen verbunden sind. Die Cylinder
                              									befinden sich außerhalb der Ständer, die hohlen Drehzapfen sind an der Grundplatte
                              									gelagert und dienen zum Ein- und Austritt des Dampfes; die Dampfcanäle laufen
                              									in der Mitte der Grundplatte zusammen, wo sich der zur Umsteuerung dienende Schieber
                              									befindet. Diese Einrichtung der Dampfcanäle und die Umsteuerung mit Schieber oder
                              									Hahn gestattet zwar kein Voreilen und keine Aenderung der Expansion, ist aber bei so
                              									kleinen und nur vorübergehend benutzten Maschinen wegen ihrer Einfachheit ganz am
                              									Platze.
                           Bei Aufstellung der großen Wasserhaltungsmaschinen und Pumpen werden zur Hebung und
                              									Senkung der Bestandtheile Dampfkabel, d.h. durch Dampf
                              									betriebene Winden, meistens Frictionswinden, gebraucht, welche den Dampfhaspeln
                              									ähnlich, doch mit Transmission ausgeführt sind. Ungeachtet des geringen Durchmessers
                              									der Trommeln benutzt man dabei starte Seile aus nicht besonders dünnen Drähten.
                           Was die Steuerung der großen Fördermaschinen betrifft, so
                              									erfolgt selbe gewöhnlich durch Ventile. Dagegen läßt sich
                              									allerdings einwenden, daß das Spiel der 8 Ventile einer Zwillingsmaschine schwer in
                              									genau richtigem Einklang erhalten werden kann, dafür ist aber eine Maschine mit
                              									Ventilen leicht umzusteuern. Für Schieber ist die
                              									Coulisse der bequemste Apparat zur Umsteuerung; bei Ausführung der letzteren
                              									Manipulation erhält der Schieber eine Bewegung die sich, wenn die Maschine in Gang
                              									ist, mit der von den Excentern hervorgebrachten zusammensetzt, jedenfalls aber einer
                              									Reibung begegnet, welche nebst der des Gleitstückes in der Coulisse beim Umlegen des
                              									Steuerungshebels überwunden werden muß. Bei Fördermaschinen ohne Umsetzung ist die
                              									Kolbengeschwindigkeit eine mäßige, der Cylinderdurchmesser und die Dimensionen des
                              									Schiebers, mithin auch dessen Reibung werden groß, und der letztere Widerstand nimmt
                              									noch zu, wenn die Maschine zweicylindrig ist. So kommt es, daß das Umlegen des
                              									Reversirhebels schon schwer von Statten geht, wenn die Stärke der Maschine
                              									100–150 Pferdekräfte übersteigt. Bei der Fördermaschine am Krugschacht bei
                              									Königshütte ist aus diesem Grunde zur Verstellung der Coulisse ein kleiner
                              									Dampfcylinder in Verwendung, dessen Kolben, um die Bewegung zu mäßigen, mit einem
                              									zweiten in einem Oelcylinder befindlichen Kolben in Verbindung steht; doch
                              									entspricht der Apparat nicht gut, gestattet keine variable Expansion zu erzielen und
                              									wird demnächst abgeworfen.
                           Man ist daher auf die Ventilsteuerung angewiesen, bei welcher durch Voreilen der Excenter, sowie
                              									durch Spielräume der Ventilhebel in den Ventilstangen dieselbe Dampfvertheilung
                              									erreicht werden kann, wie bei einem Schieber durch Voreilen und äußere Deckung. Bei
                              									der mäßigen Geschwindigkeit der Maschinen ohne Transmission tritt auch kein
                              									nachtheiliges Schlagen der Ventile ein. Zur Umsteuerung können großentheils
                              									dieselben Mechanismen benutzt werden, wie für Schieber, und es sind in der That
                              									meist die Stephenson'sche oder Gooch'sche Coulisse in Verwendung. Bei einer Maschine auf der
                              									Ferdinandsgrube bei Kattowitz ist die Gooch'sche Coulisse
                              									nicht aufgehängt, sondern in der Mitte mit einem Zapfen versehen, der in einem
                              									festen Nahmen horizontal verschiebbar ist. Bei der älteren Maschine am Dechenschacht
                              									bei Zabrze ist eine Gabelsteuerung, am Prinz Schönaich-Schacht ebendaselbst
                              									eine um einen festen Drehpunkt schwingende, durch ein Excenter bewegte Coulisse in
                              									Verwendung, in welcher das eine Ende der zur Bewegung der Ventilhebel dienenden
                              									Stange mittelst Gleitstück verschiebbar ist. Beide letztere, auch für Schieber
                              									angewendete Mechanismen gestatten kein lineares Voreilen, weil sich diese beim
                              									Rückwärtsgang in ein Nacheilen verwandeln würde.
                           Die Treibkörbe haben statt gußeiserner häufig
                              									schmiedeeiserne Arme, welche durch Schrauben einerseits mit Rosetten, andererseits
                              									mit den gleichfalls schmiedeeisernen Treibkorbkränzen verbunden sind. An den
                              									einander zugekehrten Seiten der Kränze sind concentrisch gebogene Winkeleisen und
                              									auf diesen die aus Kesselblech bestehende Verkleidung festgenietet, welche dem Seil
                              									zur Unterlage dient. Die gegenüberstehenden Arme der Treibkorbscheiben werden noch
                              									durch Diagonalschienen abgesteift. Mehrfach trifft man auch conische Körbe, deren Umfang aus Gußeisen
                              									besteht; an der äußeren Kegelfläche befindet sich eine schraubenförmig herumlaufende
                              									Nuth, in welche sich das Seil einlegt. Der ganze Kranz besteht aus mehreren, durch
                              									einwärts gekehrte Lappen und Schrauben verbundenen Theilen. Es sind diese, dann
                              									diejenige Construction der conischen Körbe, wo eine hölzerne Verschallung mit
                              									eingedrehter Nuth die Unterlage für das Seil bildet, die einfachsten; sie gestatten
                              									jedoch keine starke Conicität, daher nur dann eine vollständige Ausgleichung des
                              									Seilgewichtes, wenn die Schachttiefe nicht groß ist. Bei beträchtlicher Schachttiefe
                              									sind conische Körbe überhaupt nicht verwendbar, weil sie wegen der Länge des
                              									aufzuwindenden Seiles große Breite oder großen Durchmesser benöthigen; bei geringer
                              									Tiefe ist der Widerstand wenig veränderlich und die Ausgleichung wenig von Belang.
                              									Spiralkörbe mit Bandeisen dürften im Allgemeinen den conischen vorzuziehen seyn, da
                              									sie die Ausgleichung des Seilgewichtes bis zu größeren Tiefen gestatten, einfachere
                              									Construction zeigen und den Seilscheiben beliebig nahe gestellt werden können.
                           Die Befestigung der beweglichen Treibkörbe erfolgt
                              									vorwaltend durch einen gemeinschaftlichen oder zwei abgesonderte, auf der Welle
                              									aufgekeilte Muffe mit Kränzen, an welchen die beiden Scheiben des beweglichen Korbes
                              									durch einige Schrauben befestigt sind. Mitunter wird der Korb in bekannter Art nur
                              									durch Reibung mitgenommen, indem die Scheiben durch lange Verbindungsbolzen mit
                              									Muttern gegen einen auf der Welle festen Muff gepreßt sind. Dreht man die Muttern
                              									etwas zurück, so ist der Korb lose. Dieß ist allerdings eine sehr bequeme
                              									Verbindungsart, welche überdieß den beweglichen Korb in jeder Stellung gegen die
                              									Welle zu fixiren, daher die Seillänge ganz genau zu reguliren gestattet, allein sie
                              									gewährt nach mehrseitigem Ausspruch nicht die genügende Sicherheit, da die langen
                              									Bolzen sich dehnen. Die Reibung zwischen Muff und Treibkorbscheiben kann übrigens
                              									vergrößert werden, wenn man Salmiak oder Kochsalz auf die Berührungsflächen bringt.
                              									Jedenfalls ist die vorige Einrichtung sicherer und sie wird eine hinreichend genaue
                              									Regulirung der Seillänge gestatten, wenn eine größere Zahl von Löchern für die
                              									Verbindungsschrauben vorhanden ist. Alle anderen Methoden zur Befestigung des losen
                              									Korbes müssen als zu complicirt bezeichnet werden.
                           Die Bremsen sind gewöhnlich Bandbremsen, entweder ganz um
                              									den am Treibkorb befindlichen Bremskranz gelegt oder aus zwei Bändern bestehend,
                              									deren eines die obere, das andere die untere Hälfte des Kranzes bedeckt. In beiden
                              									Fällen ist der obere Theil des Bandes durch Schnüre mit einem oder zwei
                              									Gegengewichtshebeln in Verbindung, um das Schleifen des Kranzes bei nicht
                              									angezogener Bremse zu verhüten. Für starke Maschinen reicht eine einfache Bremse
                              									nicht aus; durch Anwendung einer Umsetzung, z.B. eines Handrades mit Muttergewinden
                              									in der Nabe, welches mittelst einer Schraubenstange den Bremshebel anzieht, wird der
                              									Eintritt der Hemmung verzögert. An mehreren Orten sind daher Dampfbremsen
                              									eingerichtet, welche jedoch die bekannten Nachtheile zeigen, daß das Anziehen mit
                              									einem Stoß erfolgt, die Stärke der Hemmung nicht regulirt werden kann und der
                              									Apparat, wenn er einige Zeit nicht im Gebrauche war, den Dienst versagt, weil der
                              									kalt gewordene Bremscylinder den Dampf condensirt. Aus diesem Grunde benutzt man
                              									hier und da die vorhandene Dampfbremse gar nicht und hemmt die Maschine, wenn auch
                              									weniger präcis, nur mittelst der Admissionsvorrichtung und des Umsteuerungshebels,
                              									oder man ersetzt die Dampfbremsen durch solche mit Handrad.
                           
                           Die Seilscheiben werden meistens mit schmiedeeisernen, in
                              									Nabe und Kranz eingegossenen Armen, dabei öfters zweitheilig hergestellt und dann
                              									Nabe und Kranz der beiden Hälften durch Flantschen und Schrauben verbunden.
                           Ueber Nebenapparate kommt zu bemerken, daß zur Sicherung
                              									gegen den Stoß beim Anhub der Schale auf der
                              									Scharleygrube ein federndes Seilscheibengerüst errichtet ist, indem die Zapfenlager
                              									der Seilscheiben auf einem hölzernen Rahmen stehen, der an einem Ende um eine
                              									horizontale Achse drehbar ist, mit dem anderen auf Wagenfedern ruht. Von den zu
                              									gleichem Zwecke dienlichen Vorrichtungen dürften die zwischen Seil und Schurzkette
                              									eingeschalteten Seilfederbüchsen noch am meisten verbreitet seyn; an allen ist
                              									auszusetzen, daß bei geringer Biegsamkeit des federnden Gegenstandes der Zweck nicht
                              									erreicht wird, im entgegengesetzten Falle aber die Stöße sich mehren, welche aus den
                              									wenigstens bei größerer Schachttiefe eintretenden Seitenschwankungen des Seiles
                              									resultiren. Am besten hilft in dieser Beziehung ein vorsichtiges Anlassen der
                              									Maschine, welches allerdings die Schnelligkeit der Förderung beeinträchtigt.
                           Von den zahlreichen bis jetzt ersonnenen Apparaten, welche ein zu hohes Aufsteigen der Schale hindern sollen, wenn die
                              									Maschine nicht rechtzeitig angehalten wurde, ist nur wenig zu sehen. Man scheint der
                              									Ansicht beizupflichten, daß die Sicherung auch gegen diese Gefahr am besten in der
                              									Verläßlichkeit des Maschinenwärters zu suchen sey, daß die entsprechenden
                              									Vorrichtungen nur die Zahl der zu beaufsichtigenden Objecte vermehren und selbst
                              									wieder die Ursache von Unfällen werden, wenn man sich auf ihre Wirksamkeit unbedingt
                              									verläßt.
                           Zur Verständigung zwischen dem Personal in der Grube und ober Tags dienen öfters elektrische Signale, welche so verläßlich seyn sollen,
                              									daß man kein besonderes Gewicht darauf legt, ob der Maschinenwärter von seinem
                              									Standpunkt aus die Schachtmündung sieht oder nicht; doch ist das erstere stets
                              									vortheilhaft und sollte, wenn es die Localverhältnisse nicht verbieten, stets
                              									ermöglicht seyn.
                           Eine eigenthümliche Construction zeigen die Förderschalen
                              									am Krugschacht bei Königshütte. Die Schale ist ein viereckiger Kasten aus
                              									Kesselblech, an zwei gegenüberstehenden Seiten offen und an den vier horizontalen
                              									Kanten abgerundet; sie enthält in der Mitte der Höhe eine durch Querträger gebildete
                              									Abtheilung, also zwei Etagen. Diese Construction wurde gewählt, weil wegen kleiner
                              									Weite der Schachtabtheilungen die Wände der Schale möglichst dünn seyn mußten; die
                              									letztere fällt dabei solid, aber auch sehr schwer aus.
                           
                           Unter den Fangvorrichtungen sind die mit excentrischen
                              									gezahnten Scheiben vorherrschend; am Krugschacht besteht jede solche Scheibe aus
                              									drei dicht beisammen liegenden Platten von geringerer Dicke, welche um je einen Zahn
                              									gegen einander verstellt sind. Auf der Scharleygrube hat der Bestandtheil, welcher
                              									die Schale aufhält, folgende Einrichtung. Derselbe ist ein horizontaler Hebel,
                              									welcher an der dem Leitsparren zugekehrten Seite der Schale angebracht und um eine
                              									horizontale, zur Ebene der beiden Leitsparren parallele Achse drehbar ist. An einem
                              									Ende dieses Hebels befinden sich vorspringende Backen, welche die Seitenflächen des
                              									Leitsparren umfassen und zur Führung dienen; der andere Hebelarm wird in dem
                              									Augenblicke wo das Seil reißt, durch eine Feder abwärts gedrückt, die Backen kommen
                              									in schräge Stellung gegen die Leitungen, greifen an und werden schließlich durch das
                              									Gewicht der Schale, welches an den Drehungsachsen der Hebel abwärts wirkt, um so
                              									mehr festgeklemmt. Es liegen noch keine Erfahrungen über die Wirksamkeit dieser
                              									Einrichtung vor.
                           Von Aufsetzvorrichtungen für die Schale ist neben den
                              									gewöhnlichen mit drehbaren Stützen eine mit horizontal verschiebbaren Riegeln am
                              									Krugschacht zu erwähnen; dieselbe soll weniger Reparaturen erfordern, als
                              									erstere.
                           Um den Stoß beim Aufsetzen der Förderschale zu mildern, welcher die Haltbarkeit der
                              									letzteren beeinträchtigt, sind am Wilhelmsschacht zu Polnisch-Ostrau massive
                              									Kautschukblöcke unter die Lager der Aufsetzvorrichtung gelegt. Anderen Ortes wurden
                              									zu gleichem Zwecke Bufferfedern angewendet. Diese Unterlagen dürfen aber nur wenig
                              									nachgiebig seyn, weil sonst die ruhende Schale, je nachdem sie leer, mit ungeladenen
                              									oder vollen Wagen besetzt ist, verschiedene Höhenstellungen einnimmt, wodurch das
                              									Auf- oder Abschieben der Wagen erschwert ist.