| Titel: | Verbesserungen an den zum Puddeln des Eisens dienenden Apparaten; von A. Ponsard in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXXVI., S. 302 | 
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                        LXXVI.
                        Verbesserungen an den zum Puddeln des Eisens
                           								dienenden Apparaten; von A.
                              									Ponsard in Paris.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, September 1870, S.
                              									188.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Ponsard, Verbesserungen im Puddeln des Eisens.
                        
                     
                        
                           Nach der für A. Ponsard kürzlich in Frankreich und England
                              									patentirten Erfindung wird eine röhrenförmige Rühr- oder Brechstange, die an
                              									ihrem Schwerpunkte oder in der Nähe desselben in der Weise aufgehängt ist, daß sie
                              									sich leicht handhaben läßt, mit einem Schlangenrohre umgeben, welches den vorderen
                              									Theil der Rührstange eng umschließt; in diesem Schlangenrohr circulirt ein Strom von
                              									kaltem Wasser, wodurch das Wegbrennen des unteren Endes vom Gezähe verhütet wird.
                              									Dieses Gezähe selbst ist mittelst eines biegsamen oder eines mit Gelenken versehenen
                              									Metallrohres mit einem Hauptleitungsrohre verbunden, welches über einer Reihe von
                              									Oefen hinläuft und von einem Gebläse mit comprimirter Luft gespeist wird, so daß
                              									dieser Gebläsewind durch die hohle Rührstange hindurch in das im Ofen befindliche
                              									Metall geführt wird. Am hinteren Ende ist das Gezähestück mit einem Griffe versehen,
                              									um leichter gehandhabt werden zu können; ferner ist an ihm ein Hahn angebracht,
                              									mittelst dessen das Durchströmen des Gebläsewindes regulirt werden kann. Ein zweiter Hahn
                              									ist an dem Kühlwasserrohr an einer dem Puddler bequem zugänglichen Stelle
                              									angebracht. Das Kühlwasser wird von einem über dem Ofen befestigten Leitungsrohre
                              									unmittelbar der Spitze der Rührstange zugeführt und zwar entweder durch ein
                              									spiraliges oder durch ein gerades, zur Längsachse des Gezähstückes paralleles Rohr
                              									und strömt dann im erwärmten Zustande durch eine Reihe von engen, an der Rückseite
                              									des hinteren Endes der Stange angebrachten Schlangenröhren zurück, indem es hier in
                              									ein biegsames Rohr tritt und durch dasselbe abfließt. Die Rührstange kann entweder
                              									auf ihrer ganzen Länge hohl seyn, oder aber die Höhlung erstreckt sich nur bis kurz
                              									vor die Spitze, welche letztere dann aus den vorhin erwähnten fest
                              									zusammengelötheten Kühlrohrspiralen gebildet wird.
                           Um das Vermengen eines der bekannten, bei der Stabeisen- und Stahlfabrication
                              									in trockenem und pulverisirtem Zustande angewendeten chemischen Reagentien mit dem
                              									Metalle zu erleichtern, ist an der beschriebenen Rühr- oder Brechstange ein
                              									mit derselben communicirender geschlossener Behälter angebracht, in welchen man vom
                              									Inneren der Stange aus ein Luftrohr treten läßt, so daß in beiden ein gleicher Druck
                              									unterhalten und dadurch das Hinabfallen der pulverförmigen Reagentien in die hohle
                              									Stange, aus der dieselben durch den Gebläsewind in das flüssige Metall getrieben
                              									werden, erleichtert wird.
                           Fig. 5 und
                              										6 zeigen
                              									im Schnitt die Anwendung der Rühr- oder Brechstange bei einem Puddelofen;
                              										Figur 7
                              									ist ein Längsschnitt der Stange allein in größerem Maaßstabe; Fig. 8 und 9 zeigen in größerem
                              									Maaßstabe im Längsschnitt zwei verschiedene Anordnungen der Kaltwassercirculation an
                              									dem Gezähstücke.
                           Diese Rührstange besteht, wie aus Fig. 5 ersichtlich, aus
                              									einem mit dem Rohre b verbundenen Eisenrohre a: b ist mit dem Hahne c
                              									versehen und mit dem Handgriffe d, mittelst dessen der
                              									ganze Apparat bequem gehandhabt werden kann. Das Rohr b
                              									communicirt mittelst des biegsamen Rohres e mit der
                              									Leitung f, welcher von einem Gebläse der Wind zugeführt
                              									wird. Dieses Rohr e besteht entweder aus Metall und ist
                              									dann mit Gelenken versehen, oder aus Kautschuk, aus Leder oder aus starker Leinwand
                              									welche mit Kautschuk überzogen und mit einem äußeren schützenden Ueberzuge versehen
                              									ist. Dasselbe ist so angeordnet, daß es eine Stütze für die Rührstange bildet und
                              									daher dem Puddler die Arbeit erleichtert, welcher die Brechstange einfach in das
                              									flüssige Roheisen einzuführen hat, das dann durch die aus dem Ende des Gezähes
                              									hervorströmende Gebläseluft in die erforderliche Bewegung versetzt wird. Um das Rohr
                              										a vor der nachtheiligen Einwirkung der hohen
                              									Temperatur zu schützen,
                              									ist an der Seite des Windzuführungsrohres ein anderes biegsames Rohr g (Fig. 6) angebracht,
                              									welches von einem besonderen Behälter aus ununterbrochen mit kaltem, unter
                              									bedeutendem Drucke befindlichen Wasser gefüllt erhalten wird. Dieses Rohr ist
                              									wiederum mit dem eisernen Rohre h verbunden, welches
                              									parallel der Achse der Rührstange bis zum Ende derselben hinabläuft und sich dann
                              									spiralig um dieselbe windet bis zu der Verbindungsstelle mit dem Rohre g, wo es mit dem biegsamen Rohre i verbunden ist, durch welches das erhitzte Wasser abläuft. Der Zufluß des
                              									Wassers wird mittelst des Hahnes j so regulirt, daß es
                              									im Rohre h nicht verdampfen kann. Bei der in Fig. 8
                              									dargestellten Anordnung erstreckt sich das Wasserzuführungsrohr in gerader Richtung
                              									bis zum Ende der Rührstange und geht in spiraligen Windungen bis zum Griffe des
                              									Gezähes zurück.
                           Fig. 9 zeigt
                              									eine andere Einrichtung des Apparates. Bei derselben ist das die hohle Brechstange
                              									bildende eiserne Rohr an dem in den Ofen einzuführenden Ende durch die
                              									zusammengelötheten oder mit einander verschweißten Spiralen des Wasserrohres h ersetzt, welche in dieser Weise zu einem steifen und
                              									dauerhaften Rohr verbunden sind.
                           Bei jeder der beschriebenen Anordnungen kann die Rührstange, da sie mittelst eines in
                              									ihr oder um sie herum circulirenden Wasserstrahles fortwährend abgekühlt wird, in
                              									Folge der Berührung mit dem flüssigen Metall nur in sehr geringem Grade wegbrennen.
                              									– Beim Puddeln verfährt man in nachstehender Weise:
                           Nachdem die Roheisencharge auf dem Herde eingeschmolzen ist, faßt der Arbeiter die
                              									Rührstange am Griffe d und taucht sie nach dem Oeffnen
                              									der Hähne c und j in das
                              									flüssige Metall, so daß sämmtliche Theile desselben der Einwirkung der Luft
                              									ausgesetzt, folglich gefrischt werden. Die Operation läßt sich zu jedem beliebigen
                              									Zeitpunkte unterbrechen; man kann mit dem Puddeln in dem zur Erzeugung von
                              									Puddelstahl geeigneten Momente aufhören, kann aber den Proceß auch so lange
                              									fortsetzen bis man Stabeisen erhält. Diese verschiedenen Operationen werden durch
                              									die einfache Form und Anordnung des Gezähes erleichtert. Die Brechstange läßt sich
                              									leicht aus dem Ofen entfernen, und es ist mit keinerlei Schwierigkeit verbunden,
                              									mittelst derselben beliebig Proben des Metalles zu ziehen, an denen sich dasselbe
                              									auf die erreichte Qualität näher prüfen läßt. Diese Methode des Puddelns bei hoher
                              									Temperatur gestattet den Stahl in Zainformen abzustechen, anstatt ihn wie beim
                              									gewöhnlichen Puddelprocesse, aus dem Ofen erst zu Gänzen oder Masseln zu
                              									vergießen.
                           Mit diesem neuen mechanischen Puddler arbeitet man beim Verpuddeln von reinem Roheisen mit Vortheil
                              									auf einer kieseligen oder quarzigen Herdsohle; beim Verpuddeln von phosphorhaltigem
                              									Roheisen ist es zu empfehlen, die Sohle aus Magnesia oder aus einem Gemenge von
                              									Kohle und Kalk zu schlagen, damit sie von den zum Verpuddeln derartiger
                              									Roheisensorten erforderlichen basischen Zuschlägen nicht zu stark angegriffen
                              									wird.
                           Bei Verwendung von reinem Roheisen läßt sich dieses Puddelsystem offenbar mit
                              									Leichtigkeit und unter Erzielung günstiger Resultate ausführen; die größten
                              									Vortheile gewährt seine Benutzung aber beim Verpuddeln der ordinären,
                              									phosphorhaltigen Roheisensorten, zu deren Reinigung man die Anwendung von
                              									Rohweinstein, kohlensauren Alkalien, Natronsalpeter und ähnlichen Reagentien
                              									versucht hat. Die Benutzung derartiger Zuschläge im Flammofen ist jedoch mit
                              									Schwierigkeiten verknüpft, weil die Reactionen in Folge der Flüchtigkeit jener
                              									Reagentien nur sehr unvollständig vor sich gehen. Die Berührung zwischen diesen
                              									Substanzen und dem Roheisen ist nur eine oberflächliche und diesem Uebelstande kann
                              									durch das bloße Umrühren des Bades nicht genügend abgeholfen werden.
                           Die Anwendung des im Vorstehenden beschriebenen Puddelapparates gestattet die
                              									genannten Reagentien in wirksamerer Weise zu benutzen, indem dieselben mit dem
                              									Gebläsewinde in feinen Strahlen durch das Roheisen getrieben und so die
                              									Berührungspunkte der pulverförmigen Zuschläge mit dem Metallbade vervielfacht
                              									werden. Zum Verpuddeln von unreinen Roheisensorten wird dieser Puddelapparat mit
                              									einem am Rohre b befestigten Vertheilungsbehälter k versehen. Dieser Behälter oder diese Büchse wird aus
                              									dünnem Blech oder aus hämmerbarem Gußeisen angefertigt; am oberen Theile ist sie
                              									verengt und der auf diese Weise gebildete Hals wird mittelst der durch
                              									Bajonnetschluß befestigten Kapsel l verschlossen. Ihr
                              									unterer Theil endigt trichterförmig mit einer etwa 1/8 Zoll weiten Oeffnung, durch
                              									welche die in der Büchse enthaltenen Salze etc. in das Rohr a gelangen und dann durch die gepreßte Luft in das Metall getrieben
                              									werden. Damit die Reagentien durch den Luftdruck am freien Herabfallen nicht
                              									gehindert werden, ist in dem Behälter k ein dünnes Rohr
                              										m (Fig. 7) befestigt, so daß
                              									die comprimirte Luft in seinen oberen Theil eindringen kann. Die anzuwendenden Salze
                              									müssen vollkommen trocken und fein gepulvert seyn. Die Wirkungsweise dieses
                              									Vertheilers ist sehr einfach. Nachdem die Brechstange aus dem Ofen entfernt worden
                              									und die Hähne c und j
                              									geschlossen sind, nimmt der Arbeiter die Kapsel l ab,
                              									bringt die Zuschläge (Salze oder Oxyde) in den Behälter, setzt dann die Kapsel
                              									wieder auf, öffnet rasch die beiden Hähne und führt die Rührstange in die geschmolzene
                              									Roheisenmasse ein, wornach die Zuschläge durch den Windstrom in feinen Strahlen in
                              									die letztere getrieben werden. Ist dieß geschehen, so wird die Brechstange aus dem
                              									Ofen gehoben, die Hähne c und j werden geschlossen, die Vertheilungsbüchse wird von Neuem beschickt und
                              									weiter wie vorhin verfahren. Diese Operation kann während des Puddelns einer und
                              									derselben Charge mehreremale wiederholt werden.
                           Beim Puddeln von schwefel- und phosphorhaltigem Roheisen ist es zu empfehlen,
                              									die diese beiden Körper enthaltende Schlacke abzuziehen und durch eine von denselben
                              									freie Schlacke zu ersetzen, indem man zu diesem Zwecke der geschmolzenen Masse
                              									entweder Manganoxyde (Braunstein) oder titanhaltigen Eisenstein zuschlägt, welche
                              									nach Art der Salze in gepulvertem und trockenem Zustande in die Vertheilungsbüchse
                              									gebracht werden.
                           Es ist leicht einzusehen, daß dieser mechanische Puddler das Frischen des Roheisens
                              									erleichtert, da er den Puddler des mühsamsten Theiles seiner Arbeit enthebt und da
                              									das Roheisen durch die injicirte Gebläseluft weit kräftiger um- und
                              									durchgerührt wird, als dieß bei der gewöhnlichen Methode der Fall ist. Dadurch aber
                              									wird an Zeit erspart, ferner wird dadurch in praktischer Weise die Anwendung von
                              									comprimirter Luft zum Eisen- und Stahlpuddeln im Flammofen ermöglicht, sowie
                              									eine wirksamere Benutzung verschiedener oxydirender oder flußbildender Reagentien
                              									beim Puddelprocesse. Bei Benutzung des in Rede stehenden Apparates wird daher die
                              									Qualität des aus phosphorhaltigem Roheisen erzeugten Stabeisens sehr verbessert und
                              									eine bedeutende Ersparniß sowohl an Zeit, als an Brennmaterial, sowie ein vermehrtes
                              									Ausbringen der Puddelöfen erzielt.
                           
                        
                     
                  
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