| Titel: | Werthstellung verschiedener Kaoline unter sich, durch pyrometrische Bestimmung; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. C., S. 396 | 
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                        C.
                        Werthstellung verschiedener Kaoline unter sich,
                           								durch pyrometrische Bestimmung; von Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, über Werthstellung verschiedener Kaoline unter sich, durch
                           								pyrometrische Bestimmung.
                        
                     
                        
                           Die eigentlichen Kaoline von primärer Lagerstätte sind schon von Werner in
                              									seinem Mineralsystem als bestimmte Gattung aufgestellt worden wegen gewisser
                              									gemeinsamer, charakteristischer Eigenschaften, welche als Folge derselben
                              									Entstehungsweise nach festen chemischen Gesetzen leicht erklärlich sind. Auch in
                              									pyrometrischer Beziehung sind namentlich die reineren Kaoline durch gewisse
                              									hervortretende Merkmale gekennzeichnet, und ist hierfür die Aufstellung eines
                              									Normalkaolins zu rechtfertigen, wenn auch selbstredend derselbe für die Kaoline
                              									überhaupt und deren variirende Feuerfestigkeit nur in relativer Weise gelten
                              									kann.
                           Gemäß meiner Werthstellung der feuerfesten Thone,Polytechn. Journal Bd. CXCIV S. 420
                                    											und Bd. CXCVI S. 438.
                              									worin als Repräsentant ausgezeichneter Kaoline die geschlämmte Porzellanerde von
                              									Zettlitz in Böhmen angenommen, gehören sie, – wenn man den bestbekannten
                              									feuerfesten Thon = 100 setzt und die Bestimmung mittelst des bezeichneten
                              									Normalgemenges in der beschriebenen Art ausführt, – zu den
                              									70–60procentigen. Wie im Ganzen unter den Thonen, nehmen die weniger unreinen
                              									Kaoline im Allgemeinen einen recht hohen Platz in feuerfester Hinsicht ein.
                           Stellen wir uns die Aufgabe einer speciellen und schärferen Ermittelung der bereits in der erwähnten Abhandlung
                              									bezeichneten merklich verschiedenen Schwerschmelzbarkeit, welche bei den
                              									verschiedenen Kaolinerden (selbst den geschlämmten) stattfindet, und wägen die
                              									pyrometrischen Unterschiede gegen einander ab, so ergibt sich die nachfolgende
                              									Sonderung (Unterabtheilungen). Gleichzeitig mögen diese Bestimmungen, wie schon
                              									andeutungsweise von mir in diesem Journal Bd.
                                 										CXCVI S. 447 geschehen, als Beispiel dienen, wie nicht allein mittelst
                              									bestimmter Normalthone das Einordnen überhaupt außerordentlich erleichtert wird,
                              									sondern auch in ähnlicher Weise Abstufungen, welche sonst verschwindend erscheinen,
                              									sich noch entschieden feststellen lassen.
                           Unter den altbekannten, namentlich durch die Fabricate daraus höchst wichtigen und
                              									berühmten Porzellanerden, sowie denen welche auf der letzten Welt-Ausstellung
                              									zu Paris sich befanden, wähle ich folgende aus, von denen auch meist und zwar neuere
                              									Analysen vorliegen:
                           
                        
                           
                           1. Normal-Kaolin.
                           Denselben bildet die geschlämmte Porzellanerde von Zettlitz bei Carlsbad. Farbe weiß,
                              									mit einem Stich in's Graue.
                           Die bereits unter den Normalthonen von mir angeführte Analyse dieser geschlämmten
                              									Kaolinerde wiederhole ich hier:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 38,54
                                 
                                  
                                 
                                 
                                 
                                 17,960 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure chem.
                                    											geb.        „          als
                                    											Sand
                                 40,53  5,15
                                 
                                    
                                    
                                 45,68
                                 
                                 
                                 
                                 24,363 O³
                                 
                              
                                 MagnesiaKalkEisendoxydKali
                                    											(vorherrschend)
                                   0,38  0,08  0,90  0,66
                                 
                                    
                                    
                                    
                                       
                                       Stets und auch in den folgenden Analysen als Oxydul berechnet.
                                       
                                    
                                 
                                 0,1520,0230,1080,112
                                 
                                    
                                    
                                 0,467 O =
                                   1,401 O³
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 13,00
                                 
                                  
                                 
                                 
                                  
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                  
                                 
                                 
                                  
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,24
                                 
                                  
                                 
                                 
                                  
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:Nach Verbesserung des unrichtigen Factors 0,63158 statt 0,53333 für die
                                    											Kieselsäure.
                           12,82 (Al²O³, 1,35 SiO³) + RO
                           
                              
                                 oder
                                 1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
                                 12,82 Thonerde,
                                 
                              
                                 
                                 2) 1    
                                    											„          
                                    											„            
                                    											„        „
                                 17,31 Kieselsäure
                                 
                              
                                 und
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen
                                 1,35 Kieselsäure.
                                 
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Ein aus der geschlämmten Masse angefertigter kleiner Cylinder, zweimal bis zur
                                 										bestimmt erreichten, doch nicht merklich überschrittenen
                                 											Platin-SchmelzhitzeEs wurde dieser hohe und wiederholte Hitzegrad gewählt, da alsdann auch
                                       												kleinere pyrometrische Unterschiede der Kaoline unter einander sich
                                       												deutlicher zu erkennen gaben. Die Kontrolle, daß
                                       												Platin-Schmelzhitze erreicht war, lieferte ein in eine
                                       												Thonerdekapsel eingeschlossener zusammengewickelter Platindraht, welcher
                                       												zur Kugel geschmolzen, die noch hämmerbar war. War dieselbe nicht mehr
                                       												ductil, sondern zersprang, so war dieß ein Zeichen, daß das Platin sich
                                       												bereits einige, wenn auch nur kurze Zeit im geschmolzenen Zustande
                                       												befunden hatte, der Hitzegrad also ein höherer gewesen. Sonstiger
                                       												Verunreinigung war vorgebeugt. ausgesetzt, ist außen wie
                                 										innen nicht glasirt oder kaum; die Bruchfläche erscheint unter der Loupe mit
                                 										feinsten Poren übersäet.
                              Abgewogen, dann innigst mit dem unten bezeichneten Gemenge versetzt und ebenso
                                 										geglüht:
                              ist er bei 1/10 Zusatz unmerklich glasirt
                              und bei 2/10 Zusatz außen wie innen ohne Glanz.
                              Die Bruchfläche beginnt körnig zu werden.
                              
                              Die geschlämmte Zettlitzer Kaolinerde erfordert demnach
                                    											höchstens zwei Zehntel Zusatz, um den beschriebenen Grad der
                                 										Feuerfestigkeit zu zeigen.
                              Das Bindevermögen ist = 3.
                              Die Analyse wie Formel bestätigt das günstige pyrometrische Vorhalten.
                              
                           
                        
                           2. Kaolin von Halle.
                           Er wird bekanntlich in der königl. Porzellan-Manufactur zu Berlin verarbeitet.
                              									Nach gütigen Mittheilungen von Dr. Elsner kommt diese Porzellanerde auf primärer Lagerstätte vor, ist aus
                              									zersetztem Porphyr entstanden und wird durch Tagebau gefördert. Im rohen Zustande
                              									ist sie von grauweißer Farbe (mit einem Stich in's Schmutzig-Röthliche) und
                              									rauher Beschaffenheit in Folge des Gehaltes an Quarzsand. Letzterer, abgeschlämmt,
                              									besteht aus Streusand, dessen reine, durchsichtige wie kantige, aber auch theilweise rundlich
                                 										abgeschliffene Körner von Hirsegröße sind. Glimmerblättchen sind nicht zu
                              									bemerken und in dem ausgesuchten Material nur selten eisengelb gefärbte Fleckchen
                              									wie vereinzelte schwarze Punkte.
                           Im Durchschnitt kann das lose, erdige und leicht zerreibliche Klumpen bildende
                              									Rohmaterial angenommen werden als bestehend aus: reinem Porzellanthon 65 Proc.,
                              									Quarzsand 15 Proc. und Wasser 20 Proc., wechselnd nach seinem
                              									Feuchtigkeitszustande.
                           Der Preis welchen die königl. Manufactur für das aus den Sennewitzer und Morler
                              									Feldfluren bei Halle geförderte Rohmaterial zahlt, beträgt für gute trockene Erde,
                              									welche von gelben Adern, Eisenocker, grobem Sand etc.
                              									durch mechanisches Ausscheiden so weit als möglich befreit ist, per Centner einschließlich des Transportes bis zum Ufer
                              									der Saale, 3 Sgr. 10 1/2 Pf.
                           Die geschlämmte Porzellanerde, wie sie in der kgl. Manufactur verarbeitet wird,
                              									besteht nach Mitscherlich aus:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 26,07
                                 
                                 
                                 
                                 12,149 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 71,24
                                 
                                 
                                 
                                 37,994  „
                                 
                              
                                 KalkEisenoxydKali
                                 0,231,930,45
                                    0,066   0,386   0,076
                                 
                                    
                                    
                                 0,528 O =
                                   1,584  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,92
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung gibt die Formel:
                           7,67 (Al²O³, 3,12 SiO³) + RO
                           
                           In dem geschlämmten Hallischen Kaolin kommen somit hinsichtlich gleichwerthiger
                              									Sauerstoffmengen:
                           
                              
                                 1) 1 Theil Flußmittel auf
                                   7,67 Thonerde,
                                 
                              
                                 2)
                                    											1    „          „          „
                                 23,93 Kieselsäure und
                                 
                              
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen 3,12 Kieselsäure.
                                 
                              
                           Als ich eine durch die freundliche Vermittelung des Directors der kgl.
                              									Porzellan-Manufactur mir zugekommene Durchschnittsprobe von einigen Pfunden
                              									schlämmte, erhielt ich eine Masse welche nicht so weiß wie die Zettlitzer
                              									geschlämmte Erde ist, sondern einen Stich in's Schmutziggelbe, Röthliche zeigt.
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              In vorher beschriebener Weise wiederholt der Platin-Schmelzhitze
                                 										ausgesetzt, ist die Probe außen völlig glasirt, innen glänzend; Bruchfläche
                                 										muschelförmig und ziemlich dicht, quarzig.
                              Um diesen entschiedenen Abstand gegen den Normalkaolin
                                 										durch eine bestimmte Zahl auszudrücken, erwies sich folgendes Verfahren als
                                 										geeignet.
                              Ich versetzte den fraglichen geschlämmten Kaolin, nachdem er vorher feinst
                                 										pulverisirt über der Berzelius'schen Lampe geglüht
                                 										und abgewogen worden war, innigst mit einem Gemenge aus 2 Gewichtstheilen reiner
                                 										Thonerde und 1 Theil reiner Kieselerde in Abstufungen von 1/10 bis 10/10 seines
                                 											Gewichtes.Desselben Verhältnisses bediente sich Richters
                                       												bei seiner Bestimmungsweise mittelst reiner Thonerde. Der
                                 										Zusatz fand hierbei so lange statt, bis eine Probe erhalten wurde, die in dem
                                 										bezeichneten Hitzegrade keine Glasirung oder vielmehr ein deutlich mattes
                                 										Ansehen und auf dem Bruche ein körniges Ansehen erkennen ließ.
                              So versetzt und wiederholt geglüht, verlor der in Rede stehende, von mir
                                 										geschlämmte Kaolin die Glasirung bei einem Zusatze von 9/10, welche Probe kaum
                                 										noch geglättet erschien, und nicht mehr bei 10/10 desselben. Die Bruchfläche ist
                                 										alsdann körnig, einsaugend, ein wenig löcherig.
                              Der geschlämmte Hallische Kaolin verlangt also für
                                    											denselben angenommenen Grad der Feuerfestigkeit neun bis zehn Zehntel
                                    											Zusatz.
                              Das verhältnißmäßig ungünstige pyrometrische Verhalten steht in Einklang mit den
                                 										Resultaten der Analyse und der daraus berechneten Formel.
                              Das Bindevermögen ist = 2 – 3.
                              
                              Da das Gemenge von anderer Zusammensetzung istWegen der höheren Prüfungshitze (Platin-Schmelzhitze) war, wie aus
                                       												früherer Darlegung ersichtlich, die Anwendung eines sehr basischen
                                       												Gemenges geboten. als das für die Normalthone benutzte, so
                                 										lassen sich die gefundenen Zahlen nicht unmittelbar auf das frühere System
                                 										beziehen. Es ist dieß aber von um so geringerer Bedeutung, da wie oben erwähnt
                                 										bei den Kaolinen überhaupt als besondere Gattung auch
                                 										ein gesonderter Vergleich unter sich um so mehr angezeigt ist, als den
                                 										natürlichen Verhältnissen nach die Verschiedenheiten durch Verunreinigungen sehr
                                 										bedeutend seyn können. Nehmen wir die Kaoline nicht wie sie als Handelswaare,
                                 										ausgesucht oder meistens sortirt bekannt sind, sondern wie sie in ihrer Lagerung
                                 										vorkommen, stellenweise, besonders an den Grenzpunkten, höchst unrein, von
                                 										Eisen, Glimmer und anderen Zersetzungsresten erfüllt, so ist es begreiflich daß,
                                 										je nachdem das Material der einen oder anderen Localität entnommen wird oder
                                 										Reinigungsprocesse mit größerer oder geringerer Vorsicht ausgeführt werden, wir
                                 										unter den Kaolinen solche antreffen, die den Namen mit Recht verdienen, aber in
                                 										pyrometrischer Hinsicht in eine wesentlich tiefere Classe kommen.
                              
                           
                              Sächsische
                                    										Porzellanerden,
                              welche bei der königl. Porzellan-Manufactur zu
                                 										Meißen in Anwendung sind und die ich nebst Notizen der Güte des dortigen
                                 										Directors verdanke.
                              
                           
                        
                           3. Kaolin von Aue bei
                                 									Schneeberg.
                           Er ist bekanntlich die älteste in Sachsen aufgefundene und zur Anfertigung des ersten
                              									von Böttcher dargestellten weißen Porzellans verwendete
                              									Porzellanerde, welcher auch Werner die Charakteristik des
                              									als Gattung angenommenen Kaolins entnommen hat.
                           Diese Erde wird jetzt nur noch zu kleineren, die feinste Ausarbeitung bedürfenden
                              									Gruppen und Figuren benutzt. Wegen der sehr mühsamen bergmännischen Gewinnung kommt
                              									dieselbe der Meißner Manufactur, deren Eigenthum sie ist, auf 4 Thlr. per Zollcentner zu stehen.
                           Sie ist aus Granit entstanden.
                           Das Rohmaterial bildet größere, ziemlich feste Stücke von
                              									weißer Farbe mit einem Stich in's Graue. Gelbgefärbte eisenhaltige Stellen, wie
                              									Quarzschnüre finden sich vereinzelt. Glimmerblättchen sind nicht zu bemerken. Es
                              									zerreibt sich sehr schwierig wegen der steinichten Beschaffenheit.
                           Durch Schlämmen geht verhältnißmäßig nur sehr wenig feinste Porzellanerde über und
                              									der Schlämmrückstand ist sehr bedeutend. Derselbe besteht aus grobem Quarz, wovon
                              									der kleinere Theil durchscheinend, der größere weiß und undurchsichtig ist.
                           Die von der kgl. Porzellan-Manufactur geschlämmte Porzellanerde bildet ein
                              									sehr zartes Mehl mit kleinen Klümpchen. Sie knirscht wenig fühlbar beim Reiben in
                              									der Achatschale und ist weiß mit einem Stich in's Röthliche.
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist die Probe außen wie
                                 										innen unglasirt; Bruchfläche muschelförmig, schön dicht und weiß.
                              Der geschlämmte Auer Kaolin, welcher schon für sich in
                                 										dem bezeichneten Hitzegrade keine Glasirung erkennen läßt, erfordert für den
                                 										gleichen Grad der Feuerfestigkeit keinen Zusatz.
                              Er ist demnach schwerer schmelzbar als der Normalkaolin.
                              Das Bindevermögen ergab sich = 3.
                              
                           
                        
                           4. Kaolin von Seilitz bei
                                 									Meißen.
                           Er kommt in ansehnlicher Mächtigkeit und in geringer Tiefe vor, weßhalb die Gewinnung
                              									eine verhältnißmäßig leichte und wohlfeile ist. Die Ausbeutung der contractlich
                              									durch die Manufactur erworbenen Lagerstätten erfolgt ausschließlich für
                              									Manufacturzwecke.
                           Er ist aus Porphyr (Feldspathporphyr, Felsitfels) entstanden.
                           Das Rohmaterial besteht aus ziemlich losen, erdigen Stücken von weißer Farbe, mit
                              									einem Stich in's Gelblich-Graue. Eisenhaltige Stellen finden sich nur selten,
                              									und ganz vereinzelt kleine Nester von Glimmerblättchen. Zerreibt sich leicht.
                           Wird das Material geschlämmt, so bleibt ein beträchtlicher Rückstand, welcher meist
                              									aus weißem, undurchsichtigen, kantigen Streusand besteht,
                              									worin Körner bis zur Größe eines Pfefferkornes sich befinden. Größere Splitter, die
                              									gewöhnlich von dunkler Farbe sind, zeigen sich vereinzelt. Mitunter finden sich
                              									schwarz gefärbte Körnchen, sowie auch Glimmerblättchen.
                           Die in Meißen geschlämmte Porzellanerde ist schön weiß und zeigt kaum einen Stich
                              									in's Gelbliche. Sie knirscht unfühlbar beim Reiben in dem Achatmörser.
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist die Probe außen Wenig
                                 										glasirt, innen kaum glänzend. Bruchfläche verdichtet, krugartig.
                              Versetzt und wiederholt ebenso geglüht, erschienen die Proben bis zu 6/10 Zusatz geglättet und
                                 										erst bei 8/10 Zusatz zeigt sich die Bruchfläche körnig.
                              Der fragliche Kaolin erfordert somit für den gleichen Grad
                                    											der Feuerfestigkeit acht Zehntel Zusatz.
                              Das Bindevermögen ist = 3 – 4.
                              
                           
                        
                           5. Kaolin von Sornzig bei
                                 									Oschatz.
                           Die Gewinnung des ebenfalls mächtigen und wenig tiefen Vorkommens ist eine gleich
                              									günstige. Derselbe wird jedoch auch nicht verkauft.
                           Er ist aus Quarzporphyr entstanden, welcher in der Nachbarschaft des Erdenlagers mehr
                              									oder weniger verwittert als Felsart auftritt und in dortiger Gegend als Baustein
                              									verwendet wird.
                           Da Rohmaterial bildet größere Stücke von sehr gleichmäßigem Ansehen, eine meist
                              									erdige Masse, in welcher sich zahlreiche dunkel erscheinende Punkte (Quarzkörner)
                              									befinden. Unreine, eisen- oder glimmerhaltige Stellen sind nicht zu bemerken.
                              									Zerreibt sich ganz leicht.
                           Durch Schlämmen wird ein beträchtlicher Rückstand erhalten, welcher aus kantigen Körnern besteht, deren Kerne durchsichtiger oder
                              									durchscheinender Quarz sind und deren Aeußeres rein weiß und nicht durchscheinend
                              									ist. Die Körner sind im Ganzen sehr gleichmäßig von der Größe eines viertel und
                              									halben Pfefferkornes. Die in der Manufactur geschlämmte Porzellanerde ist weiß, mit
                              									einem Stich in's Hell-Gelbliche. Knirscht wenig fühlbar beim Reiben in dem
                              									Achatmörser.
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist die gleiche
                                 										Cylinderprobe außen glasirt, innen nicht glänzend, schön dicht.
                              Beim Versetzen in der bezeichneten Weise sind nur zwei Zehntel Zusatz
                                 										erforderlich, damit die Probe außen matt und innen fast körnig sich
                                 										verhalte.
                              Das Bindevermögen ist = 3.
                              
                           
                        
                           6. Kaolin von St. Yrieix bei
                                 										Limoges. (Pariser Ausstellung von 1867; Classe 40, Nr. 58.)
                           Der Rohkaolin, welcher sich auf der letzten Welt-Ausstellung befand, besteht
                              									aus festen, fast rein weißen Gesteinstücken.
                           Er ist zerstörtes Gneisgebirge.
                           Zerstößt sich ziemlich leicht. Beim Schlämmen bleibt ein bedeutender Rückstand von
                              									schön weißem Staube und Streusand, welcher aber aus 
                              									kantigen, theilweise durchscheinenden Stückchen bis zur
                              									Größe eines Stecknadelkopfes besteht.
                           Die geschlämmten Proben zeigen eine rein weiße Masse mit zerstreuten
                              									schmutzig-gelben Flecken. Knirscht ein wenig.
                           Nach Malaguti in Severs enthält die geschlämmte Erde im
                              									Mittel aus zwei nahe stimmenden Analysen:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 42,30
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 19,713 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 54,40
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 29,013  „
                                 
                              
                                 Magnesia und KalkAlkalien
                                 0,652,35
                                    0,186   0,399
                                 
                                    
                                       
                                       Als Kalk berechnet.
                                       
                                    
                                    
                                       
                                       Stets als Kali berechnet.
                                       
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 0,585 O = 
                                   1,755  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,70
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung entspricht der Formel:
                           11,23 (Al²O³, 1,47 SiO³) + RO
                           
                              
                                 oder
                                 1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
                                 11,23 Thonerde,
                                 
                              
                                 
                                 2) 1    
                                    											„        
                                    											„            „      
                                    											„
                                 16,50 Kieselsäure
                                 
                              
                                 und
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen
                                   1,47        „
                                 
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist die Probe wenig
                                 										glasirt, aber reichlich fleckig; Bruchfläche ohne
                                 										Glanz, dicht und gleichfalls fleckig.
                              Versetzt und wiederholt ebenso geglüht, sind die Proben bis zu 6/10 Zusatz
                                 										geglättet, bei 7/10 Zusatz kaum noch und bei 8/10 körnig.
                              Der in Rede stehende geschlämmte Kaolin bedarf somit
                                 										7–8 Zehntel Zusatz für den angenommenen Grad der
                                    											Feuerbeständigkeit.
                              Gemäß der Analyse wäre ein günstigeres pyrometrisches Verhalten anzunehmen.
                              Die Flecken, welche unter den genannten Kaolinen kein anderer beim Brennen zeigt,
                                 										bekunden übrigens eine besondere Unreinigkeit desselben.
                              Das Bindevermögen ist = 3 – 4.
                              
                           
                        
                           7. Kaolin des
                                    											Colettes près Lalizolle, Algier (Classe 40, Nr. 56 der
                              									Pariser Ausstellung von 1867).
                           Das Rohproduct besteht aus durchscheinenden krystallinischen Quarzkörnern von
                              									verschiedener Größe bis zu der einer Erbse und Kaffeebohne, welche von Kaolinmehl umhüllt
                              									sind. – Der Quarz ist glimmer- und zinnhaltig.
                           Die geschlämmte Masse ist höchst zart, nicht im Mindesten knirschend, von weißer
                              									Farbe mit einem deutlichen Stich in's Gelbliche.
                           Der Preis ist am Gewinnungsort 19 Francs per 1000
                              									Kilogr.
                           Nach der im Laboratorium der Bergschule zu Paris ausgeführten Analyse besteht die
                              									geschlämmte Kaolinerde aus:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 40,00
                                 
                                 18,641 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 46,60
                                 
                                 24,853  „
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1,30
                                 0,371 O =
                                   1,113  „
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 12,00
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,90Nebst Spuren
                                          													von Eisen und unbestimmbarer Menge von Magnesia.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung gibt die Formel:
                           16,74 (Al²O³, 1,33 SiO³) +RO
                           
                              
                                 oder
                                 1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
                                 16,74 Thonerde,
                                 
                              
                                 
                                 2) 1    
                                    											„        
                                    											„            „      
                                    											„
                                 22,26 Kieselsäure
                                 
                              
                                 und
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen
                                   1,33        „
                                 
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Für sich wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist er außen
                                 										glasirt; innen ohne Glanz, dicht, muschelig.
                              Beim Versetzen in der gleichen Weise bewirken schon zwei Zehntel Zusatz ein
                                 										mattes, ziemlich körniges Ansehen der Probe.
                              Das pyrometrische Resultat steht im Ganzen mit der Analyse und Formel in
                                 										Einklang.
                              Das Bindevermögen ist = 3.
                              
                           
                        
                           8. Kaolin aus Bretagne (Classe 40,
                              									Nr. 59 der Pariser Ausstellung von 1867).
                           Der Rohkaolin bildet ziemlich feste, weiße Stücke, theils rein, theils mit
                              									gelbgefärbten glimmerhaltigen Partien. Ziemlich gleichmäßige Quarzkörner bis zur
                              									Größe eines Pfefferkornes liegen in der Kaolinerde eingebettet. Er zerstößt sich
                              									ziemlich leicht.
                           Durch Schlämmen erhält man eine weiße Masse mit einem Stich in's
                              									Gelblich-Graue, welche wenig knirscht. Der nicht so bedeutende Rückstand
                              									besteht aus sehr reinen, durchsichtigen und durchscheinenden, kantigen Quarztrümmern.
                           Nach der Analyse von Salvetat ist die Zusammensetzung der
                              									geschlämmten Masse:
                           
                           
                              
                                 Thonerde
                                 37,36
                                 
                                 
                                 
                                 17,411 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 48,00
                                 
                                 
                                 
                                 25,600  „
                                 
                              
                                 MagnesiaKalkEisenoxydAlkalien
                                 0,480,150,750,76
                                    0,192   0,043   0,150   0,129
                                 
                                    
                                    
                                 0,514 O =
                                   1,542  „
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 12,50
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung gibt die Formel:
                           11,29 (Si²O³, 1,4 SiO³) + RO
                           
                              
                                 oder
                                 1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
                                 11,29 Thonerde,
                                 
                              
                                 
                                 2) 1    
                                    											„        
                                    											„            „      
                                    											„
                                 16,60 Kieselsäure
                                 
                              
                                 und
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen
                                   1,47        
                                    											„
                                 
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Für sich wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist er außen
                                 										unglasirt; innen ein wenig glänzend, porig-löcherig.
                              Beim Versetzen in der gleichen Weise sind die Proben bis zu 8/10 Zusatz glasirt
                                 										oder geglättet; erst bei 10/10 Zusatz beginnt das Cylinderchen körnig zu werden,
                                 										aber die Bruchfläche erscheint löcherig.
                              Er erfordert somit für den angenommenen Grad der
                                    											Feuerbeständigkeit wenigstens zehn Zehntel Zusatz.
                              Die Analyse und Formel ließ ein günstigeres pyrometrisches Verhalten erwarten;
                                 										die Formel kommt mit der für Kaolin 6 sehr nahe überein.
                              Das Bindevermögen ist = 3.
                              
                           
                        
                           9. Kaolin von Pilsen in Böhmen
                              									(Classe 40, Nr. 16 der Pariser Ausstellung von 1867).
                           Er ist in feinstgeschlämmtem Zustande, knirscht unfühlbar. Farbe weiß, mit einem
                              									leisen Stich in's Gelblich-Graue.
                           Nach der Analyse von Fürst (Porzellanfabrik zu Wien)
                              									besteht er aus:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 36,50
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 17,010 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 47,60
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 25,387  „
                                 
                              
                                 Magnesia und KalkEisenoxydAlkalien
                                   1,30  0,90  1,00
                                 
                                    
                                       
                                       Als Kalk berechnet.
                                       
                                    
                                 0,3710,1800,170
                                 
                                    
                                    
                                 0,721 O =
                                   2,163  „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 11,70
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,00
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Diese Zusammensetzung gibt die Formel:
                           7,86 (Al²O³, 1,48 SiO³) + RO
                           
                              
                                 oder
                                 1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
                                   7,86 Thonerde
                                 
                              
                                 
                                 2) 1    
                                    											„        
                                    											„            „      
                                    											„
                                 11,63 Kieselsäure
                                 
                              
                                 und
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen
                                   1,48        „
                                 
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Für sich wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist er außen
                                 										unglasirt; innen glänzend, porig-löcherig.
                              Versetzt man ihn in der gleichen Weise, so erscheinen alle Proben bis zu 8/10
                                 										Zusatz glasirt oder geglättet; erst bei neun Zehntel
                                 										Zusatz ist das Cylinderchen außen ohne Glanz und auf dem Bruche körnig, ein
                                 										wenig löcherig.
                              Dieses ungünstige Verhalten stimmt im Ganzen mit Analyse und Formel überein.
                              Das Bindevermögen ist = 3.
                              
                           
                        
                           10. Kaolin von St. Austell, Cornwall in
                                 										England (Classe 40, Nr. 50 der Pariser Ausstellung von 1867).
                           Fühlt sich höchst zart an, enthält allerfeinste Glimmerblättchen. Schön reinweiß mit kaum einem Stich in's Graue.
                           Ist verwitterter Granit, welcher zinnhaltig ist; im Handel ist er unter dem Namen China-clay bekannt.
                           Nach der Analyse von Salvetat besteht er aus:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 36,00
                                 
                                 
                                 
                                 16,777 O³
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 48,35
                                 
                                 
                                 
                                 25,787  „
                                 
                              
                                 Kalk und Magnesia
                                   Spuren
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 EisenoxydAlkalien
                                   0,75  0,96
                                 0,1500,163
                                 
                                    
                                    
                                 0,313 O =
                                   0,939  „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 13,00
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,06
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung gibt die Formel:
                           17,86 (Al²O³, 1,53 SiO³) + RO
                           
                              
                                 oder
                                 1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
                                 17,86 Thonerde,
                                 
                              
                                 
                                 2) 1    
                                    											„        
                                    											„            „      
                                    											„
                                 27,33 Kieselsäure
                                 
                              
                                 und
                                 3) auf 1 Theil Thonerde kommen
                                   1,53        „
                                 
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              Für sich wiederholt der Platin-Schmelzhitze ausgesetzt, ist die gleiche
                                 										Cylinderprobe außen nicht oder kaum glasirt; innen ein wenig glänzend, ziemlich
                                 										dicht.
                              
                              In der beschriebenen Weise versetzt und geglüht, erscheint die Probe bei 4/10
                                 										Zusatz nicht mehr glänzend; bei zwei Zehntel Zusatz
                                 										verhält sie sich matt im Aeußeren und ist auf der Bruchfläche nahezu körnig.
                              Im Ganzen genommen stimmt die Analyse wie Formel mit dem günstigen pyrometrischen
                                 										Verhalten überein. Bemerkenswerth ist die nahe Uebereinstimmung der Formel mit
                                 										der für den Thon Nr. I von Saarau (größere Durchschnittsprobe vom Jahre 1863);
                                 										ähnlich die für Kaolin Nr. VII.
                              Das Bindevermögen ist = 3.
                              
                           
                        
                           Nachtrag, meinen „Versuch einer Werthstellung der
                                 										feuerfesten Thone“ betreffend.
                           In Bezug auf meine neuesten zwei Aufsätze: „Versuch einer Werthstellung der
                                 										feuerfesten Thone,“ hat Dr. E. Richters in diesem Journal Bd. CXCVII S. 268 einige Bemerkungen
                              									veröffentlicht.
                           Richters vertheidigt die unbeschränkte Gültigkeit des von ihm festgestellten Gesetzes äquivalenter
                              									Vertretung der sogen. Flußmittel bei der Schmelzbarkeit der feuerfesten Thone, indem
                              									er meine Beobachtungen nicht widerlegt, aber deren Consequenzen verwirft, da
                              									muthmaßlich ich es nur mit Gemengen von Thonerde, Kieselerde und Flußmittel zu thun
                              									gehabt. – Ich erwiedere darauf, daß in der That die der definitiven
                              									Schmelzung vorhergehenden Erscheinungen einer Verzögerung der Erweichung, nicht in
                              									Uebereinstimmung mit den äquivalenten Verhältnissen, weit eclatanter und über allen
                              									Zweifel erhaben sich geltend machen, wenn man statt der chemischen Verbindung sich
                              									eines Gemenges aus Thonerde und Kieselsäure bedient; aber
                              									auch in ersterem Falle resp. bei Anwendung des vorher dargestellten
                              									Thonerdesilicates lassen sich im Grunde genommen dieselben oder mindestens ähnliche
                              									Beobachtungen machen.
                           Wiegt man chemisch reine Thonerde und aus Wasserglaslösung bereitete chemisch reine
                              									Kieselsäure, entsprechend der Formel Al²O³, 2SiO³ ab, reibt und
                              									durchknetet mit Hinzunahme von destillirtem Wasser die beiden Gemengtheile auf das
                              									Feinste und Innigste in einer Achatschale miteinander, und setzt darauf die beliebig
                              									geformte und getrocknete Masse völliger
                              									Schmiedeeisen-Schmelzhitze bis zur annähernden Platin-Schmelzhitze
                              									aus, so geht bekanntlich das lose, körnige Gefüge in ein solches von viel dichterer
                              									Beschaffenheit über – die Masse ist homogen erweicht, porzellanartig und nach
                              									der Abkühlung so fest und hart, daß Man damit Glas ritzen kann. Mit einer derartigen
                              									entschiedenen Veränderung kann man, auch nach dem Vorgange Richters', annehmen
                              									daß die Silicatbildung eingetreten ist. Nachdem man sich daher durch Vorversuche von
                              									dieser bestimmten Umwandlung oder dem hierzu erforderlichen Hitzegrade positiv
                              									überzeugt hat, ist es möglich auf diese Weise sich das fragliche Silicat, selbst in
                              									zartester Pulverform, zu verschaffen. Wirft man nämlich die erweichte Masse noch in
                              										voller Gluth in Wasser, so gelingt es den sonst
                              									porzellanharten Kuchen im Achatmörser zu zerkleinern und zu zerreiben. Auf diese
                              									Weise wurde das Thonerdesilicat als feinstes Pulver dargestellt.
                           Wie früher beschrieben, wurde 1 Grm. dieser kieselsauren Thonerde auf das Allerinnigste mit 4 Procent chemisch reiner Magnesia,
                              									Kalk, Eisenoxyd und Kali vermengt. Aus je einem solchen Gemenge wurden Proben in
                              									Gestalt kleiner Pyramiden oder Cylinder geformt und in folgender Weise geglüht. Ich
                              									klebte die vier Proben kreisförmig mittelst besten feuerfesten Thones auf die
                              									Peripherie einer in den Tiegel eingesetzten runden Thonscheibe und brachte zugleich
                              									in denselben drei Thonkapseln, wovon die eine mit einem Stücke Gußeisen, die zweite
                              									ebenso mit Gußstahl und die dritte mit Schmiedeeisen gefüllt war. Da sich durch
                              									zahlreiche Versuche ergeben hatte, daß für die ebengenannten Gemenge eine wenigstens
                              									theilweise Erweichung zu einer porzellanähnlichen Masse bereits in einem Hitzegrade
                              									stattfindet, in welchem die drei Eisensorten mehr oder weniger schmelzen, so ließ
                              									sich aus der Beschaffenheit der verschiedenen relativen Schmelzbarkeit ein gewisser
                              									Normalpunkt augenscheinlich kennzeichnen, der je unter gleichen Umständen, wenn auch
                              									nicht stets sicher und nicht ohne Subtilität zu treffen war, so doch getroffen,
                              									scharf in die Augen fiel.Beiläufig bemerkt zeigte sich hierbei das geschmolzene Gußeisen stets spröde,
                                    											dagegen der Gußstahl wie das Schmiedeeisen hämmerbar. Der dichtverschmierte
                                    											Tiegel wie die Kapseln bestanden aus völlig kohlefreier Masse. Eine
                                    											Ueberschreitung des zur Schmelzung erforderlichen jeweiligen Hitzegrades
                                    											macht sich dabei alsbald bemerkbar. Wurde nämlich die Schmelzzeit
                                    											überschritten, so daß eine der Eisenproben unter Steigerung des Hitzegrades
                                    											auch nur eine kurze Zeit im geschmolzenen Zustande verblieb, so änderten
                                    											sich die Eigenschaften des Eisens und zwar umgekehrt: das Gußeisen war
                                    											alsdann hämmerbar, wogegen der Gußstahl und das Schmiedeeisen spröde
                                    											erschienen.
                           Wurden nun die erwähnten Gemenge nur so weit erhitzt, daß das Gußeisen geschmolzen
                              									war, wenn auch nicht völlig zu einem spröden Regulus, dagegen der Gußstahl wie das
                              									Schmiedeeisen nur abgeflossen waren (ersterer wenig und letzteres unbedeutend, mit
                              									deutlicher Erhaltung der Form der Stücke von beiden), so ergab sich und zwar in
                              									mehreren Versuchen:
                           
                           noch von mattem Ansehen, außen gefleckt, wenig fest auf dem Bruche: – ist die
                              										Eisenprobe;Eine Bildung von Eisenoxydul hat nicht stattgefunden, was aber auch nicht der Fall war, als absichtlich die Erhitzung
                                    											höher getrieben wurde und wesentlich länger dauerte, bis nämlich das
                                    											Aequivalentengesetz vollständig eingetreten
                                    											war.
                           die Proben des Kalkes wie der Magnesia sind außen glasirt; erstere ist aber glänzend auf dem Bruche und mehr
                                 										homogen erweicht als letztere. Der Magnesiacylinder ist nicht glänzend auf
                              									dem Bruche und zeigt kaum glänzende Punkte.
                           Die Kaliprobe
                              									Als Kali wandte ich geglühtes reines kohlensaures Kali an, dessen Löslichkeit
                                    											jedoch einem Formen der Probe mit dem vollen Kaligehalte hinderlich ist;
                                    											Feldspath zu nehmen unterließ ich aber wegen nicht genügender Reinheit
                                    											dieser Kaliverbindung. ist außen ohne Glanz, innen sind glänzende
                              									Punkte zu bemerken.
                           Diese Versuche wurden ganz in derselben Weise wiederholt, nur wurde für das
                              									Thonerdesilicat das mehr basische Verhältniß auf 1 Gewichtstheil Thonerde 1,5
                              										KieselerdeZur Darstellung dieses Thonerdesilicates wurde der Hitzegrad bis zur erreichten Platin-Schmelzhitze
                                    											gesteigert. genommen.
                           Auf Grund viermaligen Zutreffens unter einer allerdings größeren Zahl von Versuchen
                              									ließen sich in diesem Falle die nachfolgenden Resultate constatiren, wobei das
                              									Gußeisen völlig zum Regulus, zur spröden Kugel zusammengeschmolzen war; der Gußstahl
                              									merklich abgeschmolzen, die Form des Stückes noch deutlich erkennbar, und das
                              									Schmiedeeisen noch wenig abgeflossen. Gußstahl wie Schmiedeeisen waren
                              									hämmerbar.
                           Die Probe mit dem Eisenoxyd:Eine Reduction ist gleichfalls nicht nachzuweisen. ist
                           matt, von gleichmäßig schmutziggrauer
                                 										Farbe, Bruch noch ziemlich lose;
                           die mit dem Kalke: ist
                           außen kaum glänzend, innen deutlich und homogen erweicht;
                           die mit der Magnesia: ist
                           außen kaum glänzend, innen nicht glänzend und
                                 										nicht so verdichtet;
                           die mit dem Kali: ist
                           außen matt, innen homogen verdichtet.
                           In mehreren Fällen, wo die Temperatur nicht ganz zutreffend war, erschien Kalk wie
                              									Magnesia von gleichem äußeren wie inneren Ansehen.
                           Nach der Uebereinstimmung der Resultate im Wesentlichen, verhält sich also das
                              									Eisenoxyd entschieden am indifferentesten und der Kalk läßt früher eine mehr homogene
                              									Erweichung wahrnehmen als die Magnesia; aber die bezeichneten Verschiedenheiten
                              									zeigen sich in einem beträchtlich geringeren Hitzegrade
                              									und machen sich nur innerhalb sehr enger
                              									Temperaturdifferenz geltend. In beiden Fällen liegt diese Differenz innerhalb der
                              									bei weitem nicht äußersten Grenzen der verschiedenen Schmelzbarkeit der drei
                              									Eisensorten. Steigert man die Temperatur so hoch, daß der Gußstahl und noch mehr das
                              									Schmiedeeisen nur zum größeren Theile zusammengeschmolzen sind, so ist bereits der
                              									Punkt zur Wahrnehmung der Verzögerungen überschritten und es beginnt alsdann, und
                              									zwar für die Erden zunächst, das endgültige Gesetz der Aequivalente sich
                              									einzustellen.
                           Diese Beobachtungen correspondiren auch ganz unzweideutig mit dem Resultate welches
                              										Richters bei einem Versuche im größeren Maaßstabe im
                              									Porzellanfeuer erhielt. Derselbe fertigte kleine Schüsselchen aus einem Gemenge von
                              									Kaolin und Quarz an, welchem 4 Procent der verschiedenen Flußmittel zugesetzt waren,
                              									glühte dieselben in einem Porzellanofen und fand daß „nach dem ersten etwa
                                 										dreitägigen Brande die Schüsselchen mit dem Kalkzusatz am
                                    											meisten erweicht erschienen.“ Erst bei dem zweiten Feuer
                              									änderte sich das Verhältniß, und zwar gänzlich, indem die Magnesiaschüsselchen
                              									bereits zu zerfließten begannen, während die Kalkschüsselchen noch immer ihre Form
                              									behalten hatten.
                           Noch ließe sich gegen meine Versuche einwenden, daß bei denselben die Flußmittel
                              									stets mechanisch beigemengt wurden, während sie bei den
                              									natürlichen Thonen in chemischer Verbindung vorkommen. Ist Letzteres unzweifelhaft
                              									als Regel anzunehmen, so ist doch nicht außer Acht zu lassen, daß unter den
                              									feuerfesten Thonen solche nicht sehr selten sind, welche das Eisen augenscheinlich
                              									als EisenockerWie z.B. bei dem wallischen Rohkaolin. in nesterförmiger
                              									Ausscheidung oder in feinsten Adern eingesprengt enthalten. Der Kalk findet sich
                              									mitunter deutlich nachweisbar, (wenigstens theilweise) als kohlensaurer Kalk, wie
                              									auch eine merkliche Menge Magnesia schon durch verdünnte Essigsäure aus einzelnen
                              									feuerfesten Thonen auszuziehen ist.
                           Da die besprochenen Erscheinungen am evidentesten hervortreten, wenn die Kieselsäure
                              									in den betreffenden Schmelzproben mechanisch beigemengt ist, so lag der Gedanke
                              									nahe, ein analoges Verhalten der einzelnen Flußmittel zur Kieselsäure bezüglich
                              									ihrer pyrometrischen Verbindungsfähigkeit aufzusuchen.
                           Zu diesem Zwecke versetzte ich 100 Gewichtstheile reine Kieselsäure mit jedem
                              									einzelnen der Flußmittel so lange, bis ein gewisser angenommener Grad der Schmelzbarkeit, resp.
                              									eine Erweichung zu einer mehr oder weniger homogenen Masse in einem gleich hohen
                              									Hitzegrade (Platin-Schmelzhitze) wahrzunehmen war.
                           Als 100 Theile feinstes chemisch reines Quarzpulver mit 10, 20 bis 90 Theilen
                              									Eisenoxyd innigst gemengt, das Gemenge angefeuchtet, aus demselben Proben geformt
                              									und diese jede einzeln in eine Platinkapsel eingeschlossen bis zur annähernden stets
                              									controllirten Platin-SchmelzhitzeEin Stückchen Platin wurde zu diesem Zwecke jedesmal in eine Thonerdekapsel
                                    											eingeschlossen. Die Thonerdekapsel brachte ich unten in den Tiegel, an die
                                    											heißeste Stelle desselben, dagegen die Proben einen Zoll höher, wo die
                                    											Temperatur bereits eine (wenn auch nur wenig) geringere ist. Eine
                                    											Ueberhitzung, welche sich (wie oben bereits bemerkt) durch das spröde
                                    											Verhalten des Platins bemerkbar macht, geben die alsdann schmelzenden
                                    											Platinkapseln zu erkennen. geglüht wurden, zeigte keine derselben
                              									eine Schmelzung.
                           Die Proben mit 80 Theilen Eisenoxyd waren nur verdichtet, hatten aber noch ein
                              									ungleichartiges (bestäubtes) Ansehen. Erst bei 90 Theilen Eisenoxyd begann eine mehr
                              									gleichmäßige schwarze Färbung und eine innere Sinterung sich einzustellen, und
                              									endlich als die Menge des Eisenoxydes die der Kieselsäure erreichte, zeigte sich
                              									eine Schmelzung zu einem glänzenden, homogenen Kuchen,
                              									welcher schwärzlich war und Höhlungen hatte.
                           Es waren also für 100 Theile Kieselsäure 100 Theile EisenoxydEine Prüfung dieser Masse, welche in einem aus kohlefreien Materialien
                                    											dargestellten und gut verschmierten dickwandigen Tiegelchen geglüht wurde,
                                    											ließ die Reduction des Oxydes zu Oxydul (doch nur theilweise) nachweisen.
                                    											Noch ehe die Schmelzung bei den Proben unter 80 Theilen Eisenoxydzusatz
                                    											eintrat, war bereits die Bildung von Eisenoxydul erfolgt.
                              									erforderlich, um eine Masse zu erhalten, welche der annähernden
                              									Platin-Schmelzhitze ausgesetzt die unverkennbaren Zeichen von Schmelzung an
                              									sich trug. Mit anderen Worten: um für den gegebenen Fall 100 Th. Kieselsäure
                              									mittelst Eisenoxyd in Fluß zu bringen, sind von letzterem 100 Th. erforderlich
                              									(deren theilweise Reduction nachweisbar ist); will man also das in dieser Weise und
                              									unter den bezeichneten Merkmalen gefundene Verhältniß als die pyrometrische
                              									Verbindungsfähigkeit der beiden Substanzen mit einander bezeichnen, so ist dieselbe
                              									eine sehr geringe.
                           Nicht unwesentlich verschieden ist dagegen das Verhalten der übrigen Basen.
                           Versetzt man in der angegebenen Weise 100 Th. Kieselsäure mit Kalk (in Form von
                              									kohlensaurem Kalk), so sind, bis die Zeichen der Schmelzung zu einer ziemlich
                              									homogenen Masse mit deutlicher Glasur sich einstellen, nur 40–45 Theile Kalk
                              									erforderlich. Die Probe mit 40 Theilen zeigte noch keine oder kaum eine Glasur;
                              									hingegen die mit 45 Theilen eine deutliche.
                           
                           In derselben Weise charakterisirt, ist somit die pyrometrische Verbindungsfähigkeit
                              									des Kalkes eine weit größere. Eine kleinere Menge, ja beiläufig die Hälfte des
                              									Kalkes bewirkt dasselbe, wie eine größere des Eisenoxydes; wodurch es sich erklärt
                              									daß bei gleichen Mengen der Kalk eher die Flußbildung
                              									eingeht oder zu vollziehen beginnt, als das Eisen.
                           Versetzt man ferner ebenso 100 Theile Kieselsäure mit Magnesia, so sind von letzterer
                              									45–50 Theile erforderlich, um eine Schmelzung zu einer homogenen und lebhaft
                              									glänzenden Masse hervorzubringen. Bei 45 Theilen Magnesia ist die geglühte Masse
                              									noch von nicht glänzendem oder kaum erweichtem Ansehen und bei 50 Theilen ist sie
                              									bereits zerflossen.
                           Die Magnesia zeigt also, ganz analog mit den in Rede stehenden Erscheinungen, eine
                              									geringere pyrometrische Verbindungsfähigkeit als der Kalk, und ist in dieser
                              									Beziehung ähnlicher dem (wenn man sich so ausdrücken will) trägen Eisenoxyd. Das
                              									charakteristische Verhalten der Magnesia, welches auch in obigen Versuchen sich
                              									geltend machte, daß sie nämlich, wenn einmal die Verbindung vollzogen ist, eine dünnflüssigere Masse wie der Kalk gibt, zeigte sich hier
                              									recht augenscheinlich.
                           Für das Kali blieb es auf diese Weise unentschieden, welche Stellung es in der
                              									pyrometrischen Verbindungsfähigkeit mit Kieselsäure einnimmt. Schon 20–30
                              									Procent bewirken eine theilweise Schmelze, in welcher aber die Kieselsäurekörnchen
                              									noch sichtbar schwimmen, während die Bildung einer homogenen Masse erst später
                              									eintritt, jedoch in solcher Uebergangsweise, daß ein Feststellen eines
                              									charakteristischen Schmelzpunktes unsicher wird.
                           Daß nicht unwahrscheinlich eine ähnliche, wenn auch lange nicht so hervortretende
                              									Rolle die verschiedenen Flußmittel der kieselsauren Thonerde gegenüber spielen,
                              									dafür dürften die vorstehenden mit dem Thonerdesilicat angestellten Versuche
                              									sprechen.
                           Durch einen Irrthum meinerseits wurde in meinen Analysen der NormalthoneIn diesem Journal Bd. CXCVI S.
                                       											438. die Menge des Sauerstoffes der Kieselsäure zu hoch berechnet.
                           Statt des Factors 0,63158 ist 0,53333 zu setzen.
                           Die Sauerstoffmenge für die Kieselsäure berechnet sich daher etwas niedriger und
                              									entsprechend ändern sich die Zahlen (innerhalb der Klammer) in den
                              									Formelberechnungen, welche ich daher sämmtlich verbessert
                              									hier folgen lasse.
                           
                           I. Classe. Garnkirk-Thon.
                              									Verbesserte chemische Formel: 6,00 (Al²O³, 1,40 SiO³) +
                              									RO.
                           Thon Nr. I von Saarau vom Jahre 1863. 16,39
                              									(Al²O³, 2,01 SiO³) + RO.
                           Derselbe ausgesucht und analysirt 1870. 19,25
                              									(Al²O³, 1,38 SiO³) + RO.
                           II. Classe. Geschlämmter Kaolin von
                              									Zettlitz. 12,82 (Al²O³, 1,35 SiO³) + RO.
                           III. Classe. Thon von Saarau Nr. III
                              										(Richters). 14,15 (Al²O³, 5,01
                              									SiO³) + RO.
                           Bester belgischer Thon. 6,86 (Al²O³, 1,63
                              									SiO³) + RO.
                           IV. Classe. Thon von Mühlheim.
                              									5,96 (Al²O³, 1,51 SiO³) + RO.
                           V. Classe. Grünstädter Thon. 3,65
                              									(Al²O³, 1,54 SiO³) + RO.
                           VI. Classe. Thon von
                              									Oberkaufungen. 4,41 (Al²O³, 2,37 SiO³) + RO.
                           VII. Classe. Thon von
                              									Niederpleis. 3,89 (Al²O³, 2,37 SiO³) + RO.
                           Wiesbaden, im November 1870.