| Titel: | Die hydraulische Kohlengewinnungsmaschine von J. Grafton Jones in Newport. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. CIX., S. 469 | 
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                        CIX.
                        Die hydraulische Kohlengewinnungsmaschine von
                           									J. Grafton Jones in
                           								Newport.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VIII.
                        Jones' hydraulische Kohlengewinnungsmaschine.
                        
                     
                        
                           Schon lange hat man Versuche angestellt, das Schießpulver bei der Gewinnung der
                              									Steinkohle durch anderweitige Sprengvorrichtungen zu ersetzen, eines Theiles, um den
                              									belästigenden und schädlichen Einwirkungen des Pulverdampfes vorzubeugen, anderen
                              									Theiles aus dem Grunde, daß durch die Erschütterung der Pulverexplosion eine zu
                              									erhebliche Menge von Kleinkohle erzeugt wird.
                           Man dachte zunächst an den Gebrauch hydraulischer Pumpen, zu dem Zwecke die Kohlen
                              									durch eingetriebene Keile zu brechen. Hierbei scheiterte man zunächst an der
                              									Schwierigkeit, die Keile wirklich in die feste Kohlenmasse einzutreiben, sowie an
                              									derjenigen, einen hinreichenden Widerstand gegen den Rückstoß der Maschine anbringen
                              									zu können.
                           Nun ging man dazu über, vorerst ein Loch zu bohren, in dasselbe schräge Eisen-
                              									oder Stahlstücke einzusetzen und zwischen letzteren einen Keil mittelst des Hammers
                              									einzutreiben. Für den Hammer wandte J. Grafton Jones auf
                              									den Blaina Iron Works in Newport abermals die
                              									hydraulische Pumpe an, indem er deren Cylinder durch Schienen mit den erwähnten
                              									schrägen Stücken selbst in Verbindung setzte, um einen genügenden Widerhalt zu
                              									finden. Er erhielt auf diese Construction im Jahre 1867 ein Patent, sowie nachher
                              									noch andere, in denen von dem Gebrauchs des Keiles Abstand genommen wurde. Nach der
                              									neuesten Construction ist die Maschine aus dem besten, eigens für den Zweck in
                              									Sheffield bereiteten, gehämmerten Gußstahle hergestellt. Die Verbindungsschienen und
                              									der Pumpencylinder sind zusammen aus einem und demselben Stahlblocke geschnitten und
                              									gebohrt. Die Pumpe ist eine für Grafton Jones patentirte
                              									Schraubenpumpe. Die Grenze der Leistungsfähigkeit liegt demnach für diese Maschine
                              									nur in der Stärke der Schienen. Die Form von Preßblöcken macht den Gebrauch von
                              									Spaltkeilen oder ähnlichen Mitteln unnöthig, da die erforderliche Expansion durch
                              									einen einzigen Keil geliefert wird. Dieser Umstand ist von erheblicher Wichtigkeit,
                              									weil sonst der Aufenthalt bei der wiederholten Einlegung von Keilen zur Erzielung
                              									der nothwendigen Expansion ein beträchtlicher ist. Die Preßblöcke bewegen sich
                              									parallel der Achse der Maschine, so daß sie mit ihrer ganzen Länge, nicht bloß mit
                              									einer Ecke, gegen die Kohle angedrückt werden. Es gelingt auf diese Weise, ohne
                              									vorläufige Bohrungen oder ohne Zuhülfenahme natürlicher Absonderungen, ganze
                              									Kohlenblöcke aus dem festen Flötze loszutrennen. Auf der Kiveton Park Colliery in South Yorkshire geschieht die Gewinnung bereits
                              									nach dieser Abbaumethode. Um die Maschine anzusetzen, läßt man daselbst zunächst in
                              									die sehr harte Kohle ein Loch bohren, und zwar ungefähr in der Mitte des Flötzes.
                              									Durch die seitliche Bewegung der Preßklötze wird die Kohle längs der
                              									Schichtungsrichtung abgesprengt. Man erhält in einer einzigen Operation Kohlenklötze
                              									von 4 Yards Länge und 4 Fuß Breite, bei etwa 5 Fuß Dicke, also ungefähr 8 Tonnen
                              									Gewicht. Die Steinkohle von South Wales ist von geringerer Härte und läßt sich daher mit schwächeren
                              									Maschinen nach der von Jones angegebenen Bauart gewinnen.
                              									Eine von Chubb construirte Maschine, nicht halb so stark
                              									als die von Jones, soll bei Aberdare bereits mit erfolgreicher Leistung arbeiten. Jones' Maschine reicht schon mit zweizölligem
                              									Cylinderdurchmesser und mit einem Gewichte von 40 Pfund aus, einen Druck von 200
                              									Tonnen zu geben. Eine dritthalbzöllige Maschine würde noch nützlicher seyn und
                              									selbst die Kohle von Derbyshire, welche zu den zähesten gehört, zu brechen im Stande
                              									seyn. Es gebort dazu ein besonderes Zeug zum Vorbohren, construirt von Jones und Lupton, und kann von
                              									einem eingeübten Arbeiter binnen 5 Minuten angelegt werden. Je nach seinem
                              									Durchmesser und der Natur der Kohle dringt der Bohrer auf 3 Fuß Tiefe in einer Zeit
                              									von 5–15 Minuten ein. Leichter ist dabei freilich eine zweimännige Arbeit,
                              									doch vermag auch ein einzelner Arbeiter ein dreiundeinhalbzölliges Loch in eben
                              									derselben Zeit zu bohren, in welcher er sonst in gewöhnlicher Weise nur ein
                              									zweizölliges fertig bringt. Uebrigens hat man darauf zu sehen, ob die betreffende
                              									Kohle sich leichter nach der Richtung der Schichtungfläche oder nach derjenigen der
                              									Spaltung abtrennen lasse, um darnach zu bestimmen, nach welcher Richtung man den
                              									Keil wirken zu lassen habe.
                           Der Preis für eine dreiundeinhalbzöllige Maschine, in welcher Größe sie für Druck von
                              									500 Tonnen dient und von einem einzelnen Manne bedient werden kann, beträgt 39 Pfd.
                              									Sterl., einschließlich der Royalty (Abgabe zu Gunsten
                              									des Patentinhabers), aber ohne die Bohrvorrichtung, deren Kosten etwa 7–8
                              									Pfd. Sterl. betragen. (Berggeist, 1870, Nr. 85.)
                           Fig. 18 zeigt
                              									die innere Einrichtung der besprochenen hydraulischen Kohlengewinnungsmaschine. Die
                              									Maschine ist, wie erwähnt, aus dem besten hämmerbaren Stahl hergestellt, und sie
                              									wiegt im Ganzen nur 40 Pfd. Der Keil p wirkt auf die
                              									beiden Stahlblöcke; indem er zwischen die schiefen Ebenen dieser Blöcke hinein
                              									getrieben wird, treibt er die Blöcke nach außen. Da sich die beiden Blöcke an die
                              									Wangen r, r anlegen, so können sie sich nicht in der
                              									Richtung bewegen, in welcher der Keil p sich zwischen
                              									sie hinein drängt; die Wangen r, r stehen in fester
                              									Verbindung mit dem Preßkolbenstiefel k, k oder sind mit
                              									ihm aus einem Stück gegossen. Auf diese Anordnung stützen sich alle weiteren
                              									Abänderungen, welche Jones an dem hydraulischen Keile
                              									angebracht hat. Das Wasser wird durch die Schraube c in
                              									den Stiefel k hinein getrieben; der Stiefel a, worin sich die Schraube c
                              									bewegt, hat bloß einen halb so großen Querschnitt wie der Stiefel k. Wenn die Schraube c am
                              									Ende ihres Weges angekommen ist, wird ein stählerner Riegel l eingeschraubt, um die Rückkehr des Wassers in den Pumpenstiefel a zu verhindern. Darauf wird die Schraube c zurückgedreht, und aus dem Behälter f strömt frisches Wasser in den Stiefel a. Dann wird ein zweiter Riegel g² eingeschraubt,
                              									welcher die Mündung g des Behälters f verschließt, worauf nach dem Lüften des Riegels l der Pumpenkolben c'
                              									abermals niedergeschraubt wird. Dreimaliges Niederschrauben des Pumpenkolbens läßt
                              									den Preßkolben o seinen ganzen Weg zurücklegen. In dem
                              									Behälter f entsteht ein luftverdünnter Raum; schraubt
                              									man daher beide Riegel zurück, so kann der Preßkolben o
                              									zurückbewegt und das Wasser von Neuem benutzt werden; der Behälter f braucht deßhalb nur selten frisch gefüllt zu werden.
                              									Die Größe des auszuübenden Druckes hängt von der Festigkeit der Zugstangen s, s ab, welche für einen Zug von 50 Tonnen berechnet
                              									sind; da nun die Neigung des Keiles so gewählt ist, daß er den Druck vervielfacht,
                              									so kann man einen Druck von 200 Tonnen auf die Kohle ausüben, und diesen Druck kann
                              									ein einziger Mann erzeugen, indem er den kurzen Hebel e
                              									am Ende der Schraube c umdreht.
                           Der gewichtigste Einwurf gegen die Anwendung des hydraulischen Keiles war, daß die
                              									Löcher in welche das Instrument eingesteckt werden muß, schwer zu bohren waren.
                              									Diesem Einwurf hat Jones einestheils durch eine
                              									verbesserte Construction begegnet, bei welcher der Durchmesser der Löcher beinahe
                              									auf die Hälfte herabgemindert ist, und anderntheils durch die Construction der in
                              										Fig. 19
                              									abgebildeten leichten Handbohrmaschine, mit welcher die Löcher in wenigen Minuten
                              									bis zu der nöthigen Tiefe gebohrt werden können, während völlig gerade Löcher in
                              									Schiefer und Ziegel so gut wie in die Kohle gebohrt werden und der Keil zum
                              									Ausbrechen von Wegen gebraucht werden kann, so daß Sachverständige und
                              									Kohlenwerksbesitzer den Gebrauch des Pulvers in Kohlenwerken nicht länger als nöthig
                              									hinstellen können.
                           Die stetige Wirkung des Keiles verursacht einen wesentlichen Gewinn, insofern er die
                              									Kohlen nicht zertrümmert, wie das Schießpulver, was bei weichen Kohlen von großer
                              									Wichtigkeit ist. Aber noch wichtiger ist die Anwendung des Keiles zum Losbrechen der
                              									Kohle ohne vorhergehendes Unterhauen. Dieß ist schon auf mehreren Kohlenfeldern
                              									versucht worden. Dazu sind aber größere Maschinen erforderlich; die kräftigste,
                              									welche bis jetzt gebaut wurde, übt einen Druck von 500 Tonnen aus, hatte 3 1/2''
                              									Durchmesser und wog nur 100 Pfd. Kann man das Unterhauen ersparen, so hat man nicht
                              									nur weniger Arbeit, sondern man erhält auch weniger Staubkohle; in mehreren
                              									Kohlengruben kostet das Bohren 1 Sh. per Tonne, und der
                              									durchschnittliche Verkaufspreis vermindert sich durch die Bildung von Staubkohle
                              									um 1 bis 10 Sh. für die Tonne, so daß die erfolgreiche Benutzung des hydraulischen
                              									Keiles diese Verluste sehr beträchtlich herabmindert. (Engineering, Juni 1870, S. 432; polytechnisches Centralblatt, 1870 S.
                                 									1093.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
