| Titel: | Ueber das photometrische Verfahren behufs einheitlicher Feststellung des Lichtmaaßes; von S. Elster, Fabrikbesitzer in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. CXVI., S. 490 | 
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                        CXVI.
                        Ueber das photometrische Verfahren behufs
                           								einheitlicher Feststellung des Lichtmaaßes; von S. Elster, Fabrikbesitzer in Berlin.
                        Aus den Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des
                                 										Gewerbfleißes in Preußen, 1870 S. 81.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IX.
                        Elster, über das photometrische Verfahren behufs einheitlicher
                           								Feststellung des Lichtmaaßes.
                        
                     
                        
                           I. Vortrag, gehalten im Verein zur
                                 										Beförderung des Gewerbfleißes.
                           Der Vortragende zeigte sein neues Differentialphotometer
                              									unter Erläuterung des Verfahrens der Prüfstellen in England und Deutschland nach dem
                              										Bunsen-Photometer. Die deutsche Einrichtung
                              									gestattet, daß während des Messens die Flammen feststehen und gibt deßhalb die
                              									sicherste Einstellung, zumal der Bunsen'sche Schirm
                              									verlangt, daß die Normalkerze in bestimmter Entfernung vom Schirme bleibt, damit das
                              									Verhältniß der durchgehenden Strahlen zu den reflectirten Strahlen nicht verändert
                              									werde. Der Vergleich der verschiedenen Kerzen und Oele zeigt keinen
                              									Farbenunterschied für deren beste Verbrennung und es erklärt sich dadurch, daß die
                              									Art der Ausscheidung des weißglühenden Kohlenstoffes dieselbe ist, weil beide der
                              									chemischen Formel CnHn + Hydr. angehören. Etwas anderes ist es,
                              									wenn Kerzen oder Lampen mit Gaslicht verglichen werden. Hierbei zeigt sich
                              									gewöhnlich ein bläulicher Ton auf Seiten des Gaslichtes und ein gelber Ton auf
                              									Seiten der Kerze oder Lampe, und dieß ist die Fehlerquelle der bisherigen
                              									Photometrie, welche der Schirm von Bunsen dem Auge
                              									vermitteln, die er aber nicht ausgleichen kann. Die
                                 										Verbesserung des vorliegenden Photometers besteht deßhalb darin, daß der
                                 										Farbenton des ölbildenden Gases möglichst scharf erkennbar gemacht wird und der
                                 										Vergleich mit Gaslicht erst dann erfolgt, wenn der Gasbrenner durch richtige
                                 										Wahl der Brennermündung und durch Regulirung des Luftzutrittes auf den Farbenton
                                 										gebracht wird, welcher das Maximum der Leuchtkraft gibt und bei allen Gasen
                                 										nahezu den Farbenton des ölbildenden Gases erreicht.– Die
                              									verschiedenen Farben, welche ein Leuchtgas in verschiedenen Brennern zeigt, sind die
                              									Folgen der Luftbeimischungen. – Tritt Luft in die Flamme, so beweist die
                              									volumetrische Mischung von Luft und Gas, daß zuerst der weißglühende Kohlenstoff am
                              									Leuchten verhindert wird durch Bildung von CO, welches den bläulichen Ton
                              									verursacht; daß bei weiterem Luftzutritt auch das Grubengas in CO + H zerlegt wird,
                              									wobei der letzte gelbliche Lichtschein verschwindet, und daß ein Schleier von
                              									diffundirter Luft die Verbrennung des H umgibt. Diese leuchtenden Gase durchdringen
                              									sich und lagern sich in den horizontalen Querschnitten einer Flamme derartig, daß in
                              									der Mitte die Reductionsflamme, am Mantel die Oxydationsflamme sich bildet und daß
                              									der weißglühende Kohlenstoff in der Mitte durch alle Gase hindurch den
                              									erforderlichen Sauerstoff findet. Sind höhere Kohlenwasserstoffe vorhanden, z.B.
                              									Gase der Benzolreihe angehörig, und hat der Dampf derselben höhere Dichtigkeit, so
                              									bleibt derselbe bei der Ausströmung hinter den ölbildenden Gasen und wird deßhalb
                              									von den ölbildenden Gasen umgeben. Diese Vorgänge im Inneren
                                 										einer Flamme veranschaulicht mein Brenner mit regulirbarem Luftzutritt.
                              									Wird der innere Luftzutritt ganz geschlossen, so bildet sich die oben geschlossene
                              									Flamme; öffnet man den Luftzug ein wenig, so tritt Luft in die Flamme, die
                              									Leuchtkraft verschwindet. Durch ferneren Luftzutritt schwindet sogar der gelbe
                              									Lichtschein und die blaue Farbe des Kohlenoxydgases ist dargestellt. In dieser
                              									Einstellung genügt der geringste Luftzug die Flamme zu durchbrechen, und sofort ist
                              									die Leuchtkraft wieder hergestellt und der Argandbrenner gebildet, an dessen
                              									Oberfläche die Luft gleitet, während sie sich früher mit dem Gase mischte. Bei allen
                              									Leuchtgasen findet dieselbe Erscheinung statt, und es wirkt daher die Zumischung der
                              									Luft in gleicher Weise; verschieden aber ist die Fähigkeit der Gase die Luft zu
                              									durchdringen, und deßhalb muß die Brennereinrichtung eine verschiedene seyn, und
                              									zwar derartig, daß der richtige Luftzutritt stattfindet, der sich kennzeichnet durch
                              									den Farbenton des ölbildenden Gases. In dieser Verbindung CnHn ist ein so
                              									großer Wasserstoffgehalt, daß der ausgeschiedene weißglühende Kohlenstoff von dem H
                              									gedeckt und zum Weißglühen gebracht wird. Deßhalb ist es auch noch Niemand geglückt,
                              									eine Kerze anders darzustellen, als durch CnHn + Hydr., und deßhalb
                              									liefert die Kerze in ihrer besten Verbrennung das Bild der
                                 										Verbrennung von CnHn.
                           Obgleich kein Leucht-Material mehr Kohlenstoff weißglühend ausscheiden kann
                              									als über die Bildung von CO und C²H⁴ in demselben vorhanden ist, so
                              									gelangt doch nicht dieser, sondern nur der geringere Theil zum Leuchten durch die
                              									Zumischung der Luft. So werden z.B. 1000 Kubikfuß hiesigen Steinkohlengases ersetzt
                              									durch 2,4 Pfd. Benzin, oder 6,8 Pfd. ölbildendes Gas, 18 Pfd. Petroleum, 26 Pfd. Rüböl, 34 Pfd.
                              									Paraffinkerzen, 38 Pfd. Wallrathkerzen und 45 Pfd. Stearinkerzen. – Die Darstellung des Farbentones der brennbaren Gase in meinem
                              									Photometer erfolgt am besten durch das Diaphragma von
                                 										Foucault, bestehend aus einer dünnen Schicht Stärkemehl zwischen zwei
                              									Gläsern, weil hierdurch die Farbe der Lichtstrahlen nicht geändert wird. Die beiden
                              									zu vergleichenden Lichtquellen sind feststehend und durch einen Schirm derartig vom
                              									Diaphragma getrennt, daß die Strahlen der Lichtquellen sich in der verticalen
                              									Mittellinie des Schirmes treffen und hierdurch rechts und links das genaueste Bild
                              									der Verbrennung liefern. Da die Entfernung der Lichtquellen vom Diaphragma
                              									verschieden ist, und eine Verschiebung des letzteren die lineare Veränderung
                              									bewirkt, während das Licht abnimmt im quadratischen Verhältnisse der Entfernung, so
                              									bildet sich das Differentialphotometer, welches die feinste Einstellung ermöglicht. Wird z.B. eine
                              									Normalkerze mit dem Normalgaslicht von 12 Kerzen verglichen, und werden darnach
                              									andere Kerzen untersucht, so geben die dann resultirenden Zahlen diejenige Zahl der
                              									Kerzen, welche 12 Normalkerzen zu ersetzen im Stande sind, und deßhalb kann man mit
                              									diesem Photometer die Kerzen sehr genau untersuchen. Von sämmtlichen Kerzen die ich
                              									untersuchte, hielt die Paraffinkerze am längsten den Zustand
                                 										der normalen Verbrennung fest, welcher bei jeder Kerze dann stattfindet, wenn
                                 										der Docht in die oxydirende Zone der Flamme getreten ist und hier verglimmt,
                                 										ohne aus der Flamme herauszusehen. – Verglimmt aber der Docht nicht,
                              									sondern tritt aus der Flamme heraus, so hört die normale Verbrennung auf, weil dann
                              									durch denselben so viel Luft in die Flamme eintritt, daß die Hälfte der Leuchtkraft
                              									verloren gehen kann, wie dieß der oben beschriebene Gasbrenner mit variabler
                              									Luftzuführung nachweist. Nur in dem Zustande wo die Kerze so weit entwickelt ist,
                              									daß sie den Farbenton der besten Verbrennung erreicht hat, was bei allen Kerzen bei
                              									45 Millimet. Höhe bereits stattgefunden hat, bis zu der Flammengröße bei welcher der
                              									Docht in die oxydirende Zone tritt, darf gemessen werden, und hierbei geben für gleiche Flammenhöhe alle Kerzen gleiche Leuchtkraft,
                              									weil die Verbrennung eine gleichartige ist, die proportional dem Consum bleibt.
                              									Alles Kerzenmaterial unterscheidet sich aber nur wie ein Gas aus gleichem Material
                              									mit einem variablen Gehalt von CO² und deßhalb wird das verbrauchte Quantum
                              									Kerzenmaterial in dem Maaße größer, als dasselbe Sauerstoff enthält. Hieraus erklärt
                              									sich, warum mit Wachs so verschiedene Resultate beobachtet sind, weil der Sauerstoffgehalt
                              									des Wachses so sehr verschieden ist; während reines weißes Wachs mit Spermaceti
                              									gleich steht, und es auch anerkannt ist, daß die Stearinkerze mit der
                              									Normalspermkerze bei gleicher Flammenhöhe vertauscht werden kann, wobei jedoch
                              									Stearin 142 Troy Grains und Spermaceti 120 Troy Grains verbraucht. Für die beste
                              									Paraffinkerze, bei welcher der Docht in der Flamme verglimmte, ergab sich bei 46
                              									Millimet. Flammenhöhe ein Consum von 168 Troy Grains und gleiche Leuchtkraft mit der
                              									Normal-Spermkerze von 120 Troy Grains bei gleicher Flammenhöhe. Zur
                              									Erkenntniß der richtigen Flammenhöhe dient in meinem
                              									Photometer die Millimeterscala an der Normalkerze und
                              									wenn es verlangt wird, kann die Aräometerkerzenwaage eingestellt werden an Stelle
                              									der Normalkerze und zeigt dann durch Steigung von 1 Millimeter
                                 										den etwa in 4 Secunden stattfindenden Consum von
                              									1/100 Gramm, resp. 1/10 Troy Grain in 2 Secunden. Dieses Resultat kann wohl eine
                              									chemische Waage noch übertreffen, aber keine Hebelwaage während des Photometrirens.
                              										Um die Gasflamme constant zu erhalten, dient ein Regulator
                                 										mit vollkommen beweglicher Membrane, welche durch Pulsation die geringsten
                              									Druckschwankungen, die durch das Hin- und Hergehen der Bälge der trockenen
                              									Gasuhr oder durch den Abschluß der Kammern der nassen Gasuhr entstehen,
                              									auszugleichen vermag, und bei wechselnden Gasdruck absolut regulirt. Zur Einstellung
                              									auf das Maximum der Leuchtkraft dient bei Steinkohlengas ein
                                 										Argandbrenner mit regulirbarem Luftzutritt, der auf die Farbe der
                              									Normalkerze eingestellt wird bei einer vorgeschriebenen Leuchtkraft von 10 bis 12
                              										Kerzen, und bei welchem man sich überzeugen kann, daß
                              									ein wenig vergrößerter Luftzutritt die Farbe des Gaslichtes bläulicher macht, und
                              									daß die Leuchtkraft in maximo
                                 										erreicht wird, wenn der Farbenton der Kerze nahezu erreicht ist. In solcher
                              									Einstellung zeigt die Experimentiruhr durch den Consum
                              									genau den Leuchtwerth des Gases im Maximo
                                 									. Der in der Brennermündung stattfindende Druck muß nahezu 5 Millimet. seyn, um
                              									genügenden Schutz gegen Zugluft zu gewähren. Für die Straßenbeleuchtung wird mein
                              									Straßenbrennerregulator aufgesetzt, der einen Gasdruck in der Brennermündung von 5
                              									Millimet. besitzt und dabei das erforderliche Quantum Gas durchläßt, und der bei 10
                              									Millimet. constant bleibt bis zum größten Gasdruck. Dieser Brenner zeigt für
                              									hiesiges Gas durch den bläulichen Farbenton, daß noch zu viel Luft in die Flamme
                              									eindringt; um die Farben zu vermitteln, wird ein grünes Glas vorgeschoben. Hiesiges
                              									Gas ergab für 12 Kerzen in dem Straßenbrenner mit 4,2 Kubikfuß erreicht worden ist, und für 5 Kubikfuß
                              									im Argandbrenner auf 15 Kerzen stieg. Dieses Verhältniß des
                                 										offenen Brenners zum Argandbrenner von 4 zu 5 ändert sich bei verschiedenen
                                 										Gasen in dem Maaße, als ölbildende Gase vorhanden sind und deutet darauf hin,
                                 										daß die zur Vergasung kommenden Kohlen so gemischt werden sollen, um wo möglich
                                 										für 12 Kerzen eine gleich günstige Verbrennung im offenen Brenner wie im
                                 										Argandbrenner zu ermöglichen; es sind in Deutschland Kohlen vorhanden,
                              									welche dieß erreichen. – Bei den Gasen welche aus Cannelkohle und Steinkohle
                              									zu gleichen Theilen bereitet werden, findet ein solches Verhältniß statt, daß keine
                              									günstigere Verbrennung im Argandbrenner erreicht wird, und deßhalb wird bei diesem
                              									mit dem offenen Brenner gemessen, der nahezu gleichen
                                 										Farbenton zeigt, wie das ölbildende Gas. Derselbe zeigte in Frankfurt a. M.
                              									für 2 Kubikfuß engl. bis 12 Normalkerzen. – Will man statt mit der Kerze mit
                              									der Oellampe das Gas vergleichen, so gibt die hydrostatische Lampe mit ca. 1 Gramm Oelverbrauch pro
                              									Minute nahezu 12 Kerzen; das überflüssige Oel wird durch die Anzahl der Tropfen pro Minute regulirt. Für das geeignetste Oel erachte ich
                              									das von Keates vorgeschlagene filtrirte Spermacetiöl,
                              									welches keiner chemischen Reinigung unterworfen ist. Für 10 Kerzen wurden gebraucht
                              									in London 39,3 Gramme Spermöl, in Paris 43,66 Gramme bestes Rüböl; in meiner Lampe
                              									erhielt ich 46,6 Gramme mit Schwefelkohlenstoff gereinigtes Rüböl von Heyl. Bei allen Oellampen wird
                                 										durch die Stellung des gekröpften Cylinders die Farbe der Flamme geändert,
                                 										ebenso durch den mehr oder weniger verkohlten Docht, deßhalb kann ich in der
                                 										Flamme der Oellampe mit Zugglas keine Normalflamme erkennen. –
                              									Besser sind die Lampen ohne Zugglas und es gewährt z.B. eine Flamme aus 4 Theilen
                              									absoluten Alkohols und 1 Theil rectificirten Terpenthinöles bei einer Flammenhöhe
                              									von 55 Millimet. das constante Licht einer Normalspermkerze für die Dauer einer
                              									Versuchsreihe von 1/4 Stunde bis 1/2 Stunde; darnach läßt die Flamme nach in Folge
                              									der Verharzung des Dochtes und bedarf neuer Einstellung nach Abputzung desselben.
                              									– Die beste Darstellung einer Normalkerze erfolgt durch
                                 										Carburation des Gases mittelst leichtflüchtiger Oele der Braunkohlendestillation
                                 										in einem Gasbrenner aus 8 Millimet. weiter Mündung; umgeben von einem
                                 										Glascylinder und derartig regulirtem Luftzuge, 
                              									daß Alles im Gleichgewicht ist, die Flamme zu pendeln beginnt
                                 										und die Farbe des ölbildenden Gases resultirt. Eine solche Flamme zeigte bei 57
                                 										Millimet. Höhe die Leuchtkraft einer Normalkerze und bleibt constant, je nach
                                 										der Größe des Carburators und der Zeit des Versuches. – Es tritt
                              									hierbei so viel Gas nach als verdunstet. Ist der Carburator ganz erschöpft, so zeigt
                              									hiesiges Gas bei einem Consum von 1,2 Kubikfuß engl. die Flamme einer Normalkerze
                              									bei 67 Millimet. Höhe. – Auch diese Einstellung wird für gewöhnliches
                              									Steinkohlengas nahezu überall dieselbe seyn, weil der für die Kerze erforderliche
                              									Luftzutritt in diesem Falle maaßgebend wirkt und die Ausströmung aus weiter Mündung
                              									im Gleichgewichte mit der Luft ist. In diesem Falle ändert sich für eine Kerze der
                              									Consum, aber nicht merkbar die einer Kerze entsprechende Lichthöhe, welche leicht zu
                              									controlliren ist. Etwas Anderes ist es für Oelgas, z.B.
                              									in Frankfurt a. M.; hier wurde der Farbenton erzielt bei einer Brennermündung von
                              									noch nicht 1 Millimeter und der Strahl wurde 55 Millimet. hoch um der Normalkerze zu
                              									gleichen. Hierbei mußte ein gewisser Gasdruck gegeben werden,
                                 										um die richtige Luftmischung zu erzielen, und deßhalb kann diese Norm nur passen
                                 										für ein Gas aus gleichem Material dargestellt. Analog diesem Zustande ist
                              									der unter dem Namen Lowe
                              									Jet Photometer bekannte Einloch Brenner. Eine vollkommen
                              									bewegliche Membrane wird belastet bis der Regulator einen Gasstrahl von ca. 8 Zoll Höhe aus einer Oeffnung in Speckstein
                              									entwickelt. Aendert sich der Kohlenstoffgehalt im Gase, so muß sich unter gleichen
                              									Bedingungen die Höhe des Strahles ändern und es muß dabei die geringste Aenderung
                              									des Gasdruckes durch den Regulator corrigirt oder durch den multiplicirenden
                              									Druckmesser abgeändert werden.
                           Um die Reihe der Photometer zu schließen, wurde noch das Tangentenphotometer des Hrn. Dr. Bothe vorgezeigt, welches auf dem Bunsen'schen Princip
                                 										beruht, aber für die üblichen Vergleiche des Kerzenlichtes und Gaslichtes
                              									nicht empfindlich genug ist, zu anderen Zwecken jedoch dienlich seyn kann, z.B. des
                              									Vergleiches von Sternenlicht. Eine constante Lampe oder ein Gaslicht z.B. wird so
                              									weit entfernt von dem drehbaren Bunsen'schen Schirm, daß
                              									bei gleichem Einfallwinkel mit dem Sternenlicht gleiche Helligkeit resultirt, und es
                              									können dann die Schwankungen des Sternenlichtes beobachtet werden durch die erforderliche Drehung des Bunsen'schen Schirmes. –
                              									Dem Vernehmen nach wird ein sehr geringer Theil einer großen Gasflamme als Einheit genommen
                              									und darnach ein brauchbares Resultat für astronomische Zwecke erzielt.
                           Hiernach kam zur Vorführung die Signallampe des Hrn. Dr. J. Philipp aus Cöln. Dieselbe bezweckt, die
                                 										höchsten Kohlenwasserstoffe zu verwerthen, welche die Luft nicht mehr zum
                              									Weihglühen bringt und welche daher durch
                                 										Sauerstoffzuführung verbrannt werden müssen. Ein großer Argandbrenner wurde
                              									bei 7 Kubikfuß Consum auf 20 Kerzen eingestellt; dabei zeigte die Lampe ein Licht
                              									von 80–100 Kerzen, ganz ähnlich dem Magnesiumlicht. Die
                                 										Kosten dieses Lichtes sind denen einer gleich starken Gasbeleuchtung gleich zu
                                 										schätzen, mithin pro Stunde für 100 Kerzen etwa 2
                                 										Sgr. 6 Pf., weßhalb die Lampe in allen Fällen, wo Signallichter
                              									erforderlich sind, empfohlen zu werden verdient.Nach dieser gedrängten Uebersicht über die Photometrie, soweit sie der
                                    											Technik und Wissenschaft angehört, erlaube ich mir noch anzudeuten, wie
                                    											wenig dieselbe in der Praxis ausgeübt wird. Denn es gibt noch viele
                                    											Gasanstalten, die entweder gar keine Photometer besitzen oder dieselben als
                                    											störende Elemente betrachten, sowie große Gasanstalten, welche ohne
                                    											Controlle der Leuchtkraft billigere Preise anbieten. Von diesen kann man
                                    											wohl sagen, es fehle ihnen das Recht der Existenz; während andererseits auch
                                    												ein erfreuliches Resultat aus Frankfurt a. M.
                                       												vorliegt und wohl werth ist, daß wir uns dasselbe aneignen. Dort
                                    											befindet sich seit dem Jahre 1844 die englische
                                    											Steinkohlengas-Gesellschaft und seit dem Jahre 1828 die Frankfurter
                                    											Oelgas-Gesellschaft. Letztere hat alle Stadien der Gasbereitung aus
                                    											Oel, Harz, Holz, Petroleum, Boghead, gegenüber der
                                    											Steinkohlengas-Gesellschaft im Großen durchgeführt, und von ihr aus
                                    											ging die Entscheidung, daß Boghead wesentlich den Charakter der ölbildenden
                                    											Gase und Petroleen habe, während in England aus dem Nachweise, daß aus
                                    											Boghead Benzol dargestellt worden ist, die Bogheadkohle zu den Steinkohlen
                                    											gerechnet worden ist. Die deutschen Namen Bunsen und
                                       												Hofmann machen diese Entscheidung zu einer denkwürdigen, welche im
                                    											Jahre 1864 zu dem Vertrage führte, daß es der
                                    											Steinkohlengas-Gesellschaft gestattet ist, Boghead, und der
                                    											Oelgas-Gesellschaft, Steinkohlen zur Mischung anzuwenden. Für
                                    											gleiches Licht in der Straßenbeleuchtung wird annähernd gleicher Preis
                                    											gezahlt, und die Oelgas-Gesellschaft liefert 2 Kubikfuß per Stunde, die
                                    											Steinkohlengas-Gesellschaft 4 Kubikfuß mit einem contractlichen
                                    											Leuchtwerth von 58 Grammen Spermkerzen oder besten weißen Wachses = 7 2/3
                                    											Normalkerzen oder 7 dortigen Kerzen bei 48 Millimet. Flammenhöhe. Auf dem
                                    											städtischen Bauamte ist eine Gasprüfstelle für beide
                                       												Gase, deren Resultate veröffentlicht und in der Statistik der
                                       												Gasanstalten Deutschlands niedergelegt werden. Aus denselben erhellt,
                                       												daß die Bürger Frankfurt's jetzt circa
                                       												fünfzig Procent mehr Licht erhalten, als contractlich bedungen ist, weil
                                       												die Gasanstalten jetzt nur in der Leuchtkraft concurriren! –
                                       												Diese dunkle Kammer gegenüber dem Eingange zur Paulskirche schließt alle
                                       												Einrichtungen in sich, deren wir bedürfen, um zu einem gemeinsamen
                                       												Lichtmaaß trotz der Verschiedenheit der ölbildenden Gase und der Benzole
                                       												zu gelangen. – Hierzu beizutragen war der Zweck meines Vortrages,
                                       												in dessen Gefolge auch die Entscheidung der wichtigen Frage liegt:
                                       													„Wie bekommen wir das Licht am billigsten?“
                                       											
                                    										
                           
                        
                           
                           II. Verfahren zur Feststellung der
                                 										normalen Leuchtkraft der Versuchskerzen.
                           Obgleich die Leuchtkraft jeder Kerze sich mit dem Zustande des verkohlenden Dochtes
                              									fortwährend ändert, so kann doch eine bestimmte Leuchtkraft der Probekerze ermittelt
                              									werden, welche dem normalen Brennen der Kerze entspricht. Die bisherigen
                              									photometrischen Messungen sind mangelhaft, weil dieser Zustand bei der Messung nicht
                              									beobachtet wird. Um denselben zu finden, darf nur gemessen werden von dem
                              									Augenblicke an wo der Docht zu glühen beginnt bis zu dem Punkte wo der glühende
                              									Docht aus der Flamme heraustritt und hierdurch eine unregelmäßige Form der Flamme
                              									verursacht. Hierbei muß die Flamme sehr sorgfältig vor jedem Zuge geschützt und die
                              									Flammenhöhe meßbar seyn. Dieser Zustand dauert bei den bisherigen Kerzen nicht lange
                              									Zeit; es bildet sich bald am Docht der Knoten, der jede photometrische Messung
                              									verbietet. Es muß deßhalb der Consum bestimmt werden, der stattfindet in der Zeit
                              									des normalen Brennens, und nicht wie es bisher der Fall war, der Verbrauch der
                              									ungeputzten Kerze während einer Stunde. Zu diesem Zwecke wird ein kurzes Ende der
                              									Kerze auf die Aräometerwaage gesetzt und beobachtet durch eine Zeit von nahezu 4
                              									Secunden, in welcher 1/100 Gramm verbraucht wird; dabei wird die Flammenhöhe markirt
                              									und aus 10 Versuchen das Mittel genommen. Der Versuch wird unterbrochen, sobald der
                              									Docht eine Stelle hat welche nicht in der oxydirenden Zone der Flamme verbrennen
                              									will, und daher mechanisch entfernt werden muß, um den Versuch von Neuem zu
                              									beginnen. – Nur in diesem Zustande der normalen Verbrennung findet zwischen
                              									Flammen-Höhe, Leuchtkraft und Consum ein solches Verhältniß statt, welches
                              									die Reducirung auf Normalkerzen gestattet und für alle Kerzen bei gleicher
                              									Flammenhöhe nahezu gleiche Leuchtkraft gibt, vorausgesetzt daß die verkohlenden
                              									Dochte nahezu gleich lang sind.
                           Die Versuche mit den englischen Normalwallrathkerzen werden in den Grenzen des
                              									stündlichen Consums von 120 bis 140 Troy Grains als proportional betrachtet und
                              									ergeben nachstehende Flammenhöhen und Consume bei normalem Brennen:
                           
                              
                                 FlammenhöheMillimeter
                                 ConsumGramme
                                 
                                    Leuchtkraft
                                    
                                    
                                 
                              
                                 45
                                 7,77
                                 1,00
                                 
                              
                                 50
                                 8,45
                                 1,10
                                 
                              
                                 55
                                 9,3   
                                 1,20
                                 
                              
                           
                           Es ist bisher in Deutschland üblich gewesen, bei der Flammenhöhe von ca. 45 Millimet. zu messen, weil dieß die Flammenhöhe
                              									seyn soll, welche die den Contracten zu Grunde gelegten Kerzen damals ergaben. Mit
                              									der Verbesserung der Kerzenfabrication in den letzten dreißig Jahren ist aber die
                              									normale Flammenhöhe gewachsen; die Normalkerzen zeigen jetzt eine mittlere
                              									Flammenhöhe von 50 Millimet. Um daher zu dem Zustande zu gelangen, die Kerze
                              									möglichst unberührt zu lassen und eine lange Periode normaler Verbrennung zu
                              									erreichen, ist es rathsam, mit derjenigen Flammenhöhe zu messen, welche von der
                              									Temperatur und dem Barometerstande beim Versuch abhängig ist und durch Reduction
                              									mittelst Rechnung auf die in England als Einheit angenommene Leuchtkraft zu
                              									beziehen. In Frankreich versteht man unter der Leuchtkraft einer Kerze das Maximum
                              									welches die Kerze zu geben vermag, und dieß stimmt überein mit dem Zustande des
                              									normalen Brennens bei höchster Flammenhöhe, ist aber so wesentlich verschieden von
                              									dem Zustande des Brennens in unberührtem Zustande, daß man auf Oellampen
                              									zurückgekommen ist. Diese ergaben bei jedem Versuch einen anderen Consum pro Stunde und werden auch durch Rechnung auf die
                              									Einheit von 42 Grammen Oelconsum reducirt, so lange der Versuch in den Grenzen eines
                              									Fehlers von 10 Procent nach jeder Seite sich bewegt. Es ist hierbei nicht möglich,
                              									Abstand zu nehmen von dem Consum beim Versuch, weil dieser abhängig bleibt von dem
                              									Zustande des Dochtes und der Stellung des Kropfes des Zugglases. – Deßhalb
                              									bleibt für den täglichen Gebrauch die Kerzenhöhe bei normaler Verbrennung das
                              									sicherste Mittel die Leuchtkraft zu ermitteln.
                           Werden die Kerzen untersucht auf die Zeitdauer des normalen Zustandes beim Brennen,
                              									sowie auf Gleichmäßigkeit des Consums pro Stunde, so
                              									ergeben die Paraffinkerzen die besten Resultate und eignen sich deßhalb vorzugsweise
                              									zu Normalkerzen. Auch ergaben dieselben gleiche Leuchtkraft mit den Wallrathkerzen,
                              									während Stearinkerzen bei derselben Flammenhöhe von 45 Millimet. sich um ca. 10 Proc. schlechter herausstellten.
                           Da der Consum der Paraffinkerzen um nahezu 10 Proc. kleiner ist, als der der
                              									Wallrathkerzen für gleiche Leuchtkraft, so ergibt sich für die Benutzung der
                              									Paraffinkerzen zu Normalkerzen folgende Regel:
                           
                           
                              
                                 FlammenhöheMillimeter
                                 ConsumGramme
                                 
                                    Leuchtkraft
                                    
                                    
                                 
                              
                                 45
                                         7
                                 1
                                 
                              
                                 50
                                 7,6
                                 1,1
                                 
                              
                                 55
                                 8,3
                                 1,2 Normalwachskerzen.
                                 
                              
                           
                        
                           III. Verfahren zum Feststellen des
                                 										Maximums der Leuchtkraft des Gases.
                           Seit einem Zeitraum von mehr als 50 Jahren sind die Bemühungen, einen bestimmten
                              									Brenner zu finden, mit welchem das Gas der verschiedenen Gasgesellschaften beim
                              									Photometriren gemessen werden sollte, vergeblich gewesen, bis es endlich jeder
                              									Gasgesellschaft freigestellt ist, den Brenner zu wählen, der das Maximum der
                              									Leuchtkraft gibt. Um dieses für das gewöhnliche Steinkohlengas zu finden, dient an
                              									dem in Fig. 1
                              									bis 3
                              									dargestellten Photometer der Argandbrenner c, welcher so
                              									eingerichtet ist, daß der Luftzug zum inneren Zuge mittelst Schieber auf feinen
                              									Schlitzen stellbar ist, und nur so viel Luft in den inneren Luftzug zugelassen wird,
                              									um das Maximum der Leuchtkraft durch den Versuch zu ermitteln. Es ist offenbar, daß
                              									für eine vorgeschriebene Lichtstärke von 10 Kerzen dieser anders seyn muß als für 15
                              									Kerzen, während nach der Beschaffenheit des Gases einmal auf eine bestimmte
                              									Lichtmenge adjustirt, es keiner weiteren täglichen Adjustirung bedarf und demnach
                              									die stellbare durch eine feste Vorrichtung ersetzt werden kann. Es wird daher dieser
                              									Luftschieber so lange geschlossen, als noch eine Vermehrung der Leuchtkraft
                              									stattfindet. Hierbei verlängert sich die Flamme, die Verbrennung erfolgt langsamer,
                              									der obere Theil der Argandflamme fängt an sich zu röthen und der Farbenton auf dem
                              									Schirme von Foucault wird nahezu derselbe wie der der
                              									Kerze in ihrer normalen Verbrennung. In diesem Zustande ist das Maximum erreicht und
                              									die Beobachtung eine sichere, weil der Farbenunterschied eliminirt ist. Dieß ist
                              									sowohl für das bisherige Bunsen-Photometer, als
                              									für das Photometer nach Foucault eine nothwendige
                              									Verbesserung, weil es vergeblich ist, die Helligkeit verschiedener Farbentöne messen
                              									zu wollen. Die Unsicherheit dieser Art Messungen wird in dem bisherigen Bunsen-Photometer zwar dadurch verringert, daß in
                              									dem durchscheinenden Theile eine Mischung beider Farben erfolgt; ausgeglichen kann
                              									jedoch die Verschiedenheit verschieden gefärbter Lichtquellen nicht werden. Eine
                              									richtige Messung findet daher nur statt, wenn das Gas in solchen Brennern verbrannt wird, welche
                              									mit der Normalkerze nahezu gleichen Farbenton ermöglichen. Dieß findet für die
                              									Mischgase und Cannelkohlgase bei den offenen Brennern statt, und deßhalb bedarf es
                              									bei diesen Gasen der Argandbrenner nicht. Für den Vergleich von verschiedenen Gasen
                              									ist es besser, die verlangte Leuchtkraft einzustellen und das dazu erforderliche
                              									Gasquantum zu ermitteln. Bei dem gewöhnlichen 12 Kerzengase für 5 Kubikfuß engl.
                              									hingegen ist es gerathen, für dieses Quantum eine Umdrehung der messenden Trommel
                              									einzustellen und die Leuchtkraft durch den Versuch zu ermitteln. Da die gewöhnlichen
                              									Steinkohlengase bei ihrer Ausmündung in die Luft zersetzt werden durch Luftmischung,
                              									so müssen die Mündungen so groß genommen werden, daß noch nicht eine Linie Druck im
                              									Brenner stattfindet und um diesen geringen Gasdruck constant zu erhalten, ist ein
                              									sehr empfindlicher Gasdruckregulator B erforderlich, der
                              									die Schwankungen des Gasdruckes, die durch den Schluß und die Oeffnung der messenden
                              									Kammern erzeugt werden, auszugleichen vermag. Es muß daher der Gasmesser A, sey es ein nasser oder ein trockener, so gleichmäßig
                              									als nur möglich arbeiten und der Bewegung den geringsten Widerstand entgegenstellen.
                              									In dieser Beziehung gewährt der nasse Gasmesser den Vorzug vor dem trockenen und
                              									leidet nur an dem Uebelstande, daß bei einer frischen Füllung die Leuchtkraft des
                              									Gases alterirt wird. Aus diesem Grunde ist von Prof. Graham einer guten trockenen Gasuhr der Vorzug
                              									gegeben, während es bisher üblich gewesen ist, mittelst nasser Uhr den Consum zu
                              									bestimmen. – Wie groß auch die Schwierigkeiten sind, wissenschaftlich exacte
                              									Versuche in der Photometrie auszuführen, so großen Nutzen gewähren dennoch die
                              									Feststellungen eines gemeinsamen praktischen Lichtmaaßes und hierzu beizutragen ist
                              									der Zweck dieser Mittheilung.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen des
                                 										photometrischen Apparates,Figur
                                 										1–3 auf Tab. IX.
                           A trockener Gasmesser.
                           B trockener Druck-Regulator.
                           C Normal-Argandbrenner; bei 5 Kubikfuß Consum
                              									Minimaldruck, Maximaleffect und Farbe der Flamme wie das Normallicht.
                           D englische Normal-Spermacetikerze. Leuchtkraft 1
                              									Kerze.
                           E Kerzen-Aräometer zur Bestimmung des in ca. 3 Secunden verbrannten Materiales mit einer
                              									Genauigkeit von 1/100 Gramm resp. 1/10, Troy Grain.
                           
                           F Photometer; verschiebbar, beide Lichte feststehend.
                           a Transparent mit Schutzwand c.
                           b Scheidewand zum Trennen des zu messenden Lichtes vom
                              									Normallicht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
