| Titel: | Ueber Legirungen von Kupfer, Zinn, Zink und Blei mit Mangan; von J. F. Allen. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. CXXII., S. 517 | 
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                        CXXII.
                        Ueber Legirungen von Kupfer, Zinn, Zink und Blei
                           								mit Mangan; von J. F.
                              								Allen.
                        Vorgetragen in der Versammlung der British Association zu Liverpool. –
                           								Aus Chemical News
                              									vol. XXII p. 194; October 1870.
                        Allen, über Legirungen des Mangans mit Kupfer, Zink und Blei
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1826 wurde ein von der Firma Zernecke in Berlin
                              									fabricirter Löffel analysirt und für die Legirung folgende Zusammensetzung
                              									gefunden:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 57,1
                                 Procent
                                 
                              
                                 Mangan
                                 19,7
                                 „
                                 
                              
                                 Zink
                                 23,2
                                 „
                                 
                              
                           Diese Analyse ist in dem über „Kupfermangan“ handelnden Capitel
                              									des in Quedlinburg erschienenen „Handbuches der
                                 										Metalllegirungen“ von Ich. Zeuner
                              									angeführt.
                           Berthier stellte eine große Anzahl von Legirungen des
                              									Mangans mit verschiedenen anderen Metallen dar und beschrieb die Haupteigenschaften
                              									derselben.
                           Dr. Percy theilte mir mit, daß
                              									er sich vor einigen Jahren mit eingehenden Untersuchungen über Manganlegirungen
                              									beschäftigt hat, über welche jedoch nichts veröffentlicht wurde.
                           Es existiren in diesem Betreff auch Patentspecificationen; eine vom Jahre 1862 lautet
                              									auf Emil Stöhrer und eine zweite vom Jahre 1864 auf Dr. Oscar Prieger,Polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
                                       											303. welche beide die ursprüngliche Entdeckung dieser
                              									Classe von Legirungen beanspruchen.
                           Obgleich demnach Legirungen von Kupfer, Zink und anderen Metallen mit Mangan schon
                              									seit wenigstens vierzig Jahren den Metallurgen mehr oder weniger bekannt und ihre
                              									schätzbaren Eigenschaften beschrieben waren, ist es doch thatsächlich bisher noch
                              									Niemand gelungen, das Manganmetall für technische Verwendungen zu reduciren,
                              									ausgenommen in Verbindung mit Eisen.
                           Bei meinen Untersuchungen über die Manganlegirungen verzichtete ich von Anfang an auf
                              									die Darstellung von metallischem Mangan, weil dieselbe mit bedeutenden
                              									Schwierigkeiten verknüpft ist. Ebenso verwarf ich von Anfang an die Verwendung
                              									irgend eines Manganerzes, wegen des fast stets in denselben vorhandenen Eisens und der
                              									gleichfalls selten fehlenden Kieselsäure.
                           Ich stellte aus dem Manganchlorür der Chlorblasen ein verhältnißmäßig reines
                              									Manganoxyd dar, mengte dasselbe innig mit feingepulvertem Kupferoxyd (nicht mit
                              									metallischem Kupfer) und feinem Holzkohlenpulver, beschickte mit diesem Gemenge
                              									einen Graphittiegel und setzte denselben im Windofen drei bis vier Stunden lang
                              									einer intensiven Hitze aus. Als ich dann den Tiegel aus dem Ofen nahm, fand ich
                              									unzählige kleine Körner eines glänzenden weihen Metalles im Kohlenpulver zerstreut.
                              									Ich schlämmte dieselben aus, brachte sie wieder in den Tiegel zurück und es gelang
                              									mir dann leicht, sie zu einem Regulus zusammenzuschmelzen, welcher mit einer grünen
                              									glasartigen Schlacke überzogen war.
                           Ich wiederholte dieses Verfahren so lange, bis ich einige Zaine erhalten hatte, mit
                              									denen ich Versuche über die Hämmerbarkeit und Geschmeidigkeit der Legirung
                              									anstellte.
                           Diese Legirung war in heißem Zustande sehr hart und sehr spröde; nach dem Erkalten
                              									war sie zwar noch hart, ließ sich jedoch mit Leichtigkeit auswalzen und zeigte einen
                              									hohen Grad von Elasticität. Dieselbe enthielt ungefähr:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 75
                                 Procent
                                 
                              
                                 Mangan
                                 25
                                 „
                                 
                              
                           Nachdem ich von dieser Kupfer-Manganlegirung eine hinreichende Menge
                              									dargestellt hatte, versuchte ich, durch Zusatz verschiedener Zinkmengen dreifache
                              									Legirungen zu erzeugen; auch diese ließen sich mit dem besten Erfolge auswalzen.
                           Mehrere dieser Kupfer-Zink-Manganlegirungen zeichnen sich vor dem
                              									Neusilber und dem Messing dadurch aus, daß sie, während sich das erstere nur im
                              									heißen und das letztere nur im kalten Zustande im Walzwerke strecken läßt, sowohl im
                              									heißen als kalten Zustande zwischen Walzen bearbeitet werden können.
                           Nach Beendigung der Laboratoriumversuche construirte ich einen Ofen, in welchem ein
                              									100 Pfd. Metall fassender Graphittiegel den erforderlichen Platz fand.
                           Ich erhielt im Großen dieselben Resultate wie im Laboratorium; nur zeigte es sich
                              									daß, als der Inhalt des Tiegels einige Minuten vor dessen Herausnehmen aus dem Feuer
                              									umgerührt wurde, der größere Theil des Metalles (welches vorher feine, ein
                              									sorgfältiges Ausschlämmen erfordernde Körner gebildet hatte) sich jetzt am Boden
                              									absetzte und zu einem
                              									Barren oder Zaine vergossen werden konnte, indem die Schlacke ebenfalls in Fluh
                              									gerathen war und das Kohlenpulver auf derselben schwamm. Dieser Versuch wurde so oft
                              									wiederholt, bis mehrere Centner von der Legirung dargestellt worden waren, so daß
                              									ich dieselbe verschiedenen Proben zu unterwerfen und sowohl die Gestehungskosten,
                              									als auch den Handelswerth derselben annähernd zu berechnen im Stande war.
                           Die 5 bis 30 Proc. Mangan enthaltende Legirung von Kupfer und Mangan ist sowohl
                              									hämmerbar als geschmeidig und besitzt eine bedeutend größere Zähigkeit als
                              									Kupfer.
                           Durch Zusammenschmelzen mit Zink erhielt ich eine dreifache Legirung, welche in
                              									manchen ihrer Eigenschaften dem Neusilber sehr nahe steht. Die
                              									Kupfer-Manganlegirung verbindet sich auch mit Blei, Zinn und anderen
                              									Metallen; aus diesen Legirungen ließ ich Güsse herstellen, welche zu Zapfenlagern
                              									für Maschinen verwendet wurden.
                           Nicht die Natur des Manganmetalles an und für sich war es, welche bisher seine
                              									ausgedehnte Verwendung für industrielle Zwecke verhinderte, sondern die Kosten
                              									seiner Darstellung. Der Abgang an Mangan ist sehr bedeutend, da über 10 Proc.
                              									desselben nicht reducirt werden und eine Schlacke bilden; die Abnutzung der
                              									Graphittiegel und des Ofens selbst verursachten große Ausgaben, und im Verhältniß zu
                              									der producirten Metallmenge war der Aufwand an Brennmaterial und an Handarbeit
                              									beträchtlich.
                           Der Abgang an Mangan dürfte bei der Darstellung der an diesem Metall reichen
                              									Legirungen ein bedeutender bleiben; allein der Handelswerth des Rohmateriales
                              									gestattet einen solchen Verlust, wenn die übrigen Schwierigkeiten überwunden werden
                              									können. Dieses Ziel glaube ich durch meine neuesten Erfahrungen erreicht zu
                              									haben.
                           Die von mir vorgelegten Legirungen,Der Verfasser hat in der Versammlung der British
                                       												Association vorgelegt:1) Proben von Kupfer-Mangan legirungen mit zwischen 5 und 35 Procent
                                    											wechselndem Mangangehalt, in Form von Zainen, Blech und Draht;2) Proben von Kupfer-Zink-Mangan legirungen, gleichfalls aus
                                    											wechselnden Mengen der einzelnen Bestandtheile zusammengesetzt und in
                                    											verschiedenen Formen;3) Legirungen von Kupfer, Zink,
                                       												Mangan und Zinn, in Form von Zainen und
                                    											Zapfenlagern;4) Legirungen aus verschiedenen Mengen von Kupfer, Mangan und Zinn, in Barrenform;5) Proben von Kupfer-Mangan-Blei
                                    											legirungen. welche wohl bald eine nicht unwichtige Rolle in der
                              									Industrie unseres Landes spielen dürften, sind durch Erhitzen des Gemenges von
                              									kohlensaurem Manganoxydul mit Kupferoxyd und Holzkohle in einem ziemlich großen
                              									Flammofen erzeugt worden, und zwar einem Siemens'schen
                              									Regenerativ-Gasofen, welcher mir (mit gewöhnlicher Kleinkohle) die
                              									erforderliche intensive Hitze, durch eine nichtoxydirende Flamme, in einer ruhigen
                              									Atmosphäre lieferte.