| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 89 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Tabelle über die Verhältnisse verschiedener
                              									Dampfkessel.
                           Für manchen der Leser dieser Zeitschrift dürfte die nachstehende kleine
                              									Zusammenstellung über Verhältnisse verschiedener Dampfkessel in ihrer Gestalt nicht
                              									ohne Interesse seyn, wenn sie auch gerade nicht viel Neues bietet. Die Daten über
                              									die Verdampfungsfähigkeit der Kessel an Puddel- und Schweißöfen basiren zum
                              									größten Theil auf eigenen Messungen und dürften um so erwünschter seyn, als
                              										„Des Ingenieurs Taschenbuch“ über diesen Gegenstand gar
                              									nichts, der „Ingenieurkalender“ sehr niedrige Angaben
                              									enthält.
                           Stündlicher Verbrauch verschiedener
                                 										Dampfkessel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 198, S. 89
                              Steinkohlen; Wasser und Dampf; Bei
                                 										einer Heizfläche; Leistung; Kilogrm.; Quadratmeter; Pferdestärken; Kleine
                                 										billige Hochdruckmaschinen mit 0,6 Cylinderfüllung; Größere Hochdruckmaschinen
                                 										mit 0,3 Füllung; Größere Condensationsmaschinen mit 0,2 bis 0,1 Füllung und
                                 										beabsichtigtem geringem Kohlenverbrauch; Ein Puddelofen, heizt mit abziehenden
                                 										Gasen; Ein Schweißofen; Puddel- und Schweißöfen; Schwere
                                 										Walzwerkmaschinen
                              
                           G. Heim in Wasseralfingen.
                           (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S.
                              									444.)
                           
                        
                           
                           Pimont's
                              									nichtleitende Belegung für Dampfkessel etc.; von Professor A. Payen.
                           Seit länger als zwölf Jahren beschäftigt sich Pimont mit
                              									den Mitteln zur Verminderung der Wärmeverluste, welche in den verschiedenen
                              									Industriezweigen durch das Wegfließenlassen kochender oder noch sehr heißer
                              									Flüssigkeiten, sowie durch die aus Dampfkesseln oder Maschinen entweichenden Dämpfe
                              									und durch Strahlung von der Oberfläche der Dampfkessel oder der Wasser-,
                              									Dampf- und Heißluftleitungen, wenn dieselben schlecht oder gar nicht umhüllt
                              									sind, verursacht werden.
                           Pimont's Methoden, welche er bis zur neuesten Zeit immer
                              									mehr zu vervollkommnen suchte, sind in zahlreichen Anlagen, selbst bei den
                              									Heizapparaten der französischen Marine eingeführt worden; dieselben ermöglichen auch
                              									in der That eine bedeutende Brennmaterialersparniß und machen die Beschäftigung der
                              									Arbeiter weniger angreifend und gesundheitsnachtheilig.
                           Eines der am allgemeinsten in Anwendung gekommenen Verfahren von Pimont besteht in der Benutzung eines eigenthümlich
                              									zusammengesetzten Kittes, des von ihm sogen. „calorifuge plastique,“ mit welchem die Außenflächen der
                              									Dampfkesselröhren und Trockenräume überzogen werden. Dieser Kitt, dessen Basis aus
                              									Thon besteht,Dieser Kitt besteht aus etwas wandelbaren Mengen von Thonbrei, Oelkuchen
                                    											(ebenfalls in Breiform, Rückständen und Trübe vom Reinigen fetter Oele,
                                    											Dégras, Kuhhaar, Holzkohlenlösche, Ruß und Sägespänen. Diese
                                    											Substanzen werden mittelst geschickter Handgriffe innig mit einander
                                    											gemengt; das Gemenge schwindet allmählich und regelmäßig, ohne daß Risse
                                    											entstehen; auf größeren Flächen wird der Ueberzug durch Zwischenlegen von
                                    											dünnem Drahte und von schwachen Holzblättern befestigt. leitet
                              									die Wärme so wenig, daß die Arbeiter vor der strahlenden Wärme, von welcher sie in
                              									hohem Grade belästigt werden, und die sehr nachtheilig für ihre Gesundheit ist,
                              									geschützt sind. Ueberdieß wird durch diesen schützenden Ueberzug der Uebelstand
                              									vermieden, daß der auf größere Entfernungen fortgeleitete Dampf sich an zu vielen
                              									Stellen condensirt und Stöße und Erschütterungen verursacht, welche die Festigkeit
                              									und Haltbarkeit dieser Leitungen gefährden und in manchen Fällen Brüche veranlassen
                              									würden, deren Reparirung mehr oder weniger schwierig und gefährlich, stets aber
                              									kostspielig ist.
                           Es ist dem Erfinder auch gelungen, die Arbeiter vor den lästigen und
                              									gesundheitsschädlichen Ausdünstungen zu schützen, welche unter gewissen Umständen
                              									beim Trocknen der Wolle sich entwickeln; zu diesem Zwecke läßt er die Operation in
                              									einem geschlossenen Apparate ausführen, wodurch die Arbeiten leichter und billiger
                              									geworden sind.
                           Von Seiten der französischen Akademie wurde Pimont für die
                              									Erfindung seines „calorifuge
                                    										plastique“ ein Preis von 2500 Frcs. zuerkannt. (Comptes rendus, t. LXXI p.
                              									129 et 135; Juli 1870.)
                           Man s. die Mittheilung über Leroy's nichtleitende Belegung
                              									für Dampfkessel etc., im polytechn. Journal Bd.
                                 										CXCVII S. 184 (zweites Juliheft 1870).
                           
                        
                           Bandsäge für Metall, von Samuel Worssam u. Comp. zu Chelsea.
                           Schon seit längerer Zeit wird die Bandsäge auch zum Schneiden der Metalle mit gutem
                              									Erfolge angewendet; die Blätter für diesen Zweck unterscheiden sich nur dadurch von
                              									den für Holz üblichen, daß die Zähne geringere Zwischenräume haben, weniger
                              									geschränkt sind und die Härte sich der überhaupt für Metallbearbeitung
                              									erforderlichen nähert. Verschiedene derartige Maschinen stehen im Arsenal zu
                              									Woolwich, wo sie gute Dienste leisten. In der Artillerieabtheilung der Pariser
                              									Ausstellung waren Arbeiten einer solchen Maschine ausgestellt; das gesägte Material
                              									war Schmiedeeisen und über 6 Zoll dick.
                           Kürzlich haben die bekannten Werkstätten von Sam. Worssam
                              									und Comp., Oakley Works,
                              									Chelsea, eine große derartige Bandsäge für die Krupp'schen Stahlwerke geliefert, wo sie zum Schneiden von Eisen und Stahl für
                              									Kanonenlaffetten etc. verwendet werden soll. Dieselbe ist sehr stark gebaut und hat einen
                              									Tisch von etwa 8 Fuß im Geviert.
                           Um die Gefahr des Zerspringens des Sägeblattes in Folge der aus Erhitzung und
                              									Abkühlung hervorgehenden Ausdehnung und Contraction zu vermeiden, ist die obere
                              									Scheibe der Säge auf einem verticalen Schlitten gelagert, welcher durch einen Hebel
                              									mit Gegengewicht unterstützt wird. Dieser Schlitten kann der Zusammenziehung der
                              									Säge nachgeben und das Blatt behält gleichzeitig fast völlig gleiche Spannung. Die
                              									Säge liegt über 2 großen Scheiben, deren untere in einen Trog mit Seifenwasser
                              									eintaucht, um das Blatt bei der Arbeit kühl zu halten. Das Arbeitsstück wird der
                              									Säge durch einen eisernen oder hölzernen Hebel entgegengeführt, welcher mittelst
                              									einer Kette an die Führung der Säge gerade oberhalb der Tafel angeschlossen ist.
                              									Beim Schneiden großer Platten werden Kugeln von Eisen zwischen diese und die Tafeln
                              									gebracht, um die Reibung zu vermindern und das Arbeitsstück bequem dirigiren zu
                              									können. Die Geschwindigkeit der Säge ist 200 bis 250 Fuß per Minute und die Schnittlänge beträgt bei 3/4zölligen Platten 4 bis 6
                              									Fuß per Stunde, bei 3/8zölligen circa 10 Fuß. Man möchte auf den ersten Blick glauben, daß die Säge sehr
                              									häufig geschärft werden müsse; im Mittel läuft sie aber 4 bis 5 Stunden, bis
                              									Schärfen nöthig wird. Bei gehöriger Vorsicht reißt die Säge nicht leicht; das Löthen
                              									ist nicht schwierig, und die Löthstellen gehen fast niemals auf.
                           Die Maschine zu Woolwich war kürzlich beschäftigt Platten zu den Laffetten der Moncrieff-Kanonen zu schneiden, sowie die Zähne
                              									vom Zahnquadranten für dieselben. Letztere sind über 2 Zoll stark, und die Kosten
                              									des Ausstoßens derselben in gewöhnlicher Weise (auf der Shapingmaschine) würden
                              									beträchtlich die der Bandsägearbeit überschritten haben. (Engineer, März 1870, S. 172; polytechnisches Centralblatt, 1870 S.
                              									748.)
                           
                        
                           Der Mont Cenis-Tunnel.
                           Die Arbeiten an der Durchbrechung des Mont Cenis sind bereits so weit vorgeschritten,
                              									daß nunmehr nur noch 892,80 Met. zu durchörtern sind, während die Länge des
                              									vollendeten Theiles auf der Südseite 6603,65 Met. und auf der Nordseite 4723,55 Met.
                              									beträgt. Man hofft den Durchschlag noch im December d. J. erreichen zu können und
                              									bis zum 1. Juli 1871 den Tunnel für Locomotiven fahrbar zu machen. Bis zu derselben
                              									Zeit sollen auch die beiden im Anschluß an den Tunnel neu zu erbauenden Strecken
                              									Bussolino-Bardonnèche auf italienischer und St. Michel-Modane
                              									auf französischer Seite fertig gestellt werden.
                           
                        
                           Verfahren zum Entschwefeln der Kohks, von Grandidier und Rue.
                           Das Verfahren zum Entschwefeln der zur Eisengewinnung bestimmten Kohks, welches Grandidier und Rue sich in
                              									Frankreich und in anderen Ländern haben patentiren lassen, besteht darin, daß man
                              									die Kohks in einem Strome von Luft, welche auf 2 1/2 Atmosphären comprimirt ist, auf
                              									250 bis 300°C. erhitzt. Bei dieser Temperatur geräth die Kohle selbst nicht
                              									in Brand, aber das Schwefeleisen wird dabei durch den Sauerstoff der comprimirten
                              									Luft vollständig oxydirt. Während ein Theil des Schwefels in Form von schwefliger
                              									Säure entweicht, geht der andere in Schwefelsäure über, welche sich nach Grandidier und Rue erst mit
                              									Eisenoxyd und dann mit Thonerde, die in allen Kohks in genügender Menge enthalten
                              									ist, verbindet (die Kohks enthalten nachher gewöhnlich kein schwefelsaures Eisen).
                              									Der Schwefel der schwefelsauren Thonerde geht nicht in das Roheisen über. Die Kohks
                              									verlieren übrigens einen Theil dieses Salzes; denn beim Austritt aus dem
                              									Entschwefelungs-Apparat gelangen sie in Behälter mit Wasser, welches die
                              									schwefelsaure Thonerde theilweise auflöst. Sorgfältige Analysen haben ergeben, daß
                              									so behandelte Kohks keinen Schwefel (kein Schwefeleisen) mehr enthalten.
                           Die Einwirkung auf den Kohk ist nach Grandidier und Rue
                              									nicht bloß eine chemische, sondern zugleich eine mechanische. Unter dem Einflusse
                              									der comprimirten Luft tritt eine Compression der Molecüle und eine Vermehrung der
                              									Blasen ein. Erstere erhöht das Reductionsvermögen des Kohk; letztere macht, indem sie das Eindringen
                              									der Luft begünstigt, den Kohk leichter verbrennlich. Während entzündeter
                              									gewöhnlicher Kohk in einem Strom kalter Luft schwarz wird, bringt dieser den
                              									entschwefelten Kohk zum blendenden Weißglühen. Letzterer ist specifisch schwerer als
                              									Wasser, während der gewöhnliche Kohk auf dem Wasser schwimmt, sein
                              									Reductionsvermögen verhält sich zu dem des letzteren, wie 31 zu 27.
                           Der Apparat zum Einschwefeln, welcher je nach den localen Verhältnissen verschieden
                              									eingerichtet seyn kann, besteht aus der Pumpe und dem Entschwefler. Die Kosten der
                              									Herstellung des Apparates sind je nach dem Umfange des Hüttenwerkes verschieden; für
                              									einen Apparat welcher täglich 30 bis 35 Tonnen Kohks entschwefelt, betragen sie kaum
                              									mehr als 7000 bis 8000 Francs. Auf den Hüttenwerken welche ihre Kohks nicht selbst
                              									produciren, soll der Apparat mittelst der aus den Hohöfen abgeleiteten Gase erhitzt
                              									werden. Auf denjenigen Hüttenwerken welche ihre Kohks selbst erzeugen, wird die
                              									Behandlung noch einfacher seyn; denn man wird hier bloß die aus den Oefen kommenden
                              									Kohks eine Stunde lang in den Entschwefler zu bringen brauchen.
                           Der entschwefelte Kohk liefert bei Anwendung reiner Erze Roheisen erster Qualität,
                              									ähnlich dem mit Holzkohle erblasenen. Das Product kommt überdieß wohlfeiler zu
                              									stehen, als gewöhnlich; denn die Kosten des Entschwefelns, welche übrigens auf etwa
                              									0,70 Frcs. per Tonne herab gebracht werden können,
                              									werden durch Ersparnisse verschiedener Art mehr als gedeckt. Außer der besseren
                              									Qualität des Productes zählen Grandidier und Rue noch folgende Vortheile auf, welche die Anwendung
                              									entschwefelter Kohks gewährt: 1) Der Verbrauch an Kohks ist wegen des größeren
                              									Reductionsvermögens geringer; wenn man z.B. zur Production einer Tonne Roheisen 1200
                              									Kilogr. gewöhnliche Kohks nöthig hat, so braucht man von den entschwefelten Kohks
                              									nur 1045 Kilogr. 2) Der Proceß im Hohofen wird beschleunigt. 3) Die Kohks Hohöfen
                              									brauchen nicht höher zu seyn als die Holzkohle-Hohöfen. 4) Wegen der
                              									Leichtverbrennlichkeit der entschwefelten Kohks braucht man weniger Kalkzuschlag und
                              									erzielt eine gut geschmolzene Schlacke und einen guten Gang des Ofens. 5) Wegen der
                              									Leichtverbrennlichkeit der Kohks kann man minder kräftige Gebläsemaschinen anwenden.
                              										(Armengaud's
                              									Génie industriel, April 1870, S. 190.)
                           
                        
                           Zum Verfahren des Umgießens eiserner Gegenstände.
                           Zu dem Artikel des Hrn. Dr. E. F. Dürre in Berlin (polytechn. Journal Bd. (CXCVII S. 220, erstes Augustheft
                              									1870) bemerkt C. Bollé in Manchester, daß eine der
                              									wesentlichsten Anwendungen dieses Verfahrens in der Fabrication eiserner Bettstellen
                              									stattfindet, wo die die Kopf- und Fußenden bildenden Winkel- und
                              									Rundeisen in eine Form gelegt und an den Berührungsstellen und freien Enden durch
                              									mittelst Umgießens hergestellte Rosetten, Blätter etc. verbunden und abgeschlossen
                              									werden. Die Herstellung wird dadurch sehr billig und finden diese Bettstellen ihres
                              									niedrigen Preises und ihrer Reinlichkeit wegen viel Absatz.
                           Die Anwendung des beschriebenen Verfahrens zur Herstellung von Gittern dürfte
                              									besonders zu empfehlen seyn, wo es sich um Stärke im Verein mit leichtem Aussehen
                              									handelt. Hr. Bollé bezog vor mehreren Jahren eine
                              									Anzahl solcher Stäbe für Balcongeländer in Madrid. Dieselben waren 5/8 Zoll stark,
                              									oben und unten zum Vernieten auf 3/8 Zoll abgesetzt, hatten Capitäl und Sockel und
                              									in der Mitte zwei gegliederte Wulste, und stellte sich der Preis derselben pro Centner engl. um 2 Sh. 6 P. (25 Sgr.) höher als der
                              									damalige Preis des gewalzten Stabeisens; im Ganzen nur wenig mehr, als was gegossene
                              									ähnliche Artikel kosteten. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 29.)
                           
                        
                           Kupferraffinirverfahren von Guillemin.
                           Der Propagation industrielle, 1869 S. 263, entnehmen wir
                              									folgende Beschreibung des neuen Verfahrens, welche sich an eine allgemeine
                              									Darstellung der bisher gebräuchlichen Raffinirmethode des Schwarzkupfers unter
                              									Luftzuführung anschließt.
                           Die neue Erfindung beruht auf einer besonderen Art der Oxydation, bei welcher man
                              									statt des Luftstromes einen Wasserdampfstrahl auf die Schmelzmasse einwirken läßt,
                              										durch dessen
                              									Zersetzung die Metalle oxydirt und dann schnell als Schlacke (Gekrätz) entfernt
                              									werden; die sich dabei bildenden Wasserstoffverbindungen ziehen durch den
                              									Schornstein ab. Der Wasserdampf wird durch feuerfeste Canäle oder mit unschmelzbarem
                              									Material umgebene Metallröhren auf der Sohle des Metallbades eingeführt. Aus der
                              									Bruchprobe wird durch die charakteristische ziegelrothe Farbe ersehen, daß das
                              									Kupfer etwas Kupferoxydul absorbirt hat und daher rein von nennenswerthen Spuren
                              									fremder Metalle ist.
                           Diese Erfindung erinnert zwar sehr an das Leclerc'sche
                              									Verfahren (polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 74), ist aber auch auf der anderen
                              									Seite ganz verschieden von demselben. Leclerc wendete
                              									Wasser in Form eines feinen Regens beim Einschmelzen und
                              									Luft durch in das Metallbad eintauchende Röhren nach dem
                              									Einschmelzen eingebracht als Oxydationsmittel für den Schwefel wie für die fremden
                              									Metalle an, während Guillemin beim Einschmelzen
                              									vielleicht mit Luft und nach dem Einschmelzen mit
                              									Wasserdampf, welcher ebenfalls durch einzutauchende Röhren eingeführt wird,
                              									oxydirt.
                           Unserer Meinung nach dürfte eine combinirte Methode beider Erfinder zweckmäßig seyn;
                              									nämlich die Anwendung des feinen Wasserregens beim und des Wasserdampfes nach dem
                              									Einschmelzen. Die Oxydation der fremden Metalle und die Reinigung des Kupfers von
                              									denselben würde auf diesem Wege sehr vollkommen bewirkt und dabei zugleich die
                              									Bildung von schwefliger Säure vermieden werden, welche bekanntlich beim gewöhnlichen
                              									Verfahren des Schwarzkupferraffinirens einer späteren besonderen Manipulation behufs
                              									ihrer Entfernung aus dem Metallbade bedarf, um das sogenannte Steigen des Kupfers
                              									nach dem Ausgießen zu beseitigen. Nwk. (Zeitschrift des
                              									Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XIV S. 463.)
                           
                        
                           Reaction auf Chloroform; von Prof. A. W. Hofmann.
                           Wenn es sich darum handelt, kleine Mengen von Chloroform
                              									nachzuweisen, zumal in Gegenwart anderer, dem Chloroform nahestehender Verbindungen,
                              									deren Eigenschaften denen des Chloroforms gleichen, so kann man sich mit großem
                              									Vortheil seines Verhaltens zu den Monaminen in Gegenwart von Alkohol und
                              									Natriumhydrat bedienen. Der Geruch des entstehenden Isonitrils ist ein unfehlbares
                              									Merkmal der Anwesenheit des Chloroforms.
                           Man stellt den Versuch einfach in der Weise an, daß man die zu prüfende Flüssigkeit
                              									in eine Mischung von Anilin – jedes andere primäre Monamin, fett oder
                              									aromatisch, leistet denselben Dienst – und alkoholischem Natriumhydrat
                              									eingießt. Ist Chloroform vorhanden, so erfolgt alsbald, jedenfalls aber bei gelindem
                              									Erwärmen heftige Reaction unter Entwickelung des charakteristisch riechenden
                              									Isonitrils.
                           Ich habe eine große Anzahl von dem Chloroform ähnlichen Körpern der angeführten
                              									Reaction unterworfen – aber keinen gefunden, welcher im Stande war, Körper
                              									von dem eigenthümlichen Geruch der Isonitrile zu entwickeln.
                           Es versteht sich von selbst, daß Bromoform und Jodoform genau dasselbe Verhalten
                              									zeigen wie Chloroform; auch beobachtet man die Reaction mit sämmtlichen bei
                              									Einwirkung des Alkalis; Chloroform, Bromoform und Jodoform liefernden Körpern,
                              									Versetzt man z.B. eine Auflösung von Chloral in Anilin mit alkoholischer Kalilösung.
                              									so entwickelt sich sofort mit großer Heftigkeit der Dampf des Isonitrils.
                           In neuester Zeit hat man für anästhetische Zwecke statt des Chloroforms das Chloräthyliden vorgeschlagen. Beide Substanzen sind
                              									sowohl hinsichtlich des Geruches, als auch hinsichtlich der Siedepunkte (Chloroform
                              									61°, Chloräthyliden 60°C.) nur schwierig von einander zu
                              									unterscheiden. Nichts ist aber leichter, als in einem solchen Falle das Chloroform
                              									alsbald zu charakterisiren. Das Chloräthyliden liefert mit alkoholischem
                              									Natriumhydrat und Anilin kein Isonitril.
                           Die hier empfohlene Reaction ist so empfindlich, daß sich 1 Th. Chloroform in 5000
                              									bis 6000 Th. Alkohol gelöst noch mit Sicherheit erkennen läßt. (Berichte der
                              										deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr.
                              									14.)
                           
                        
                           
                           Färben mit Jodgrün.
                           Nach einer Erfahrung von G. Merz in Chemnitz läßt sich
                              									Baumwolle und Wolle intensiv mit Jodgrün färben, wenn man die Stoffe vorher stark
                              									mit Zinnoxyd beizt, z.B. durch Einlegen der Baumwolle in Präparirsalz-Lösung
                              									und hierauf Durchnehmen durch Salmiaklösung, und für Wolle durch Behandeln mit einer
                              									Zinnchlorid-Lösung. Hierauf werden die Stoffe gespült, einige Stunden lang in
                              									eine kalte Sumach-Abkochung eingelegt und dann in das heiße Färbebad
                              									gebracht. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 27.)
                           
                        
                           In England ertheilte neue Patente auf Farbstoffe.
                           1) Grüne Farbe von A. Poirrier, C. Bardy und C. Lauth in Paris; Patent datirt vom
                              									28. September 1869.
                           Diese Erfindung besteht in der Darstellung einer neuen grünen Farbe, Pariser-Grün genannt, welche man erhält durch
                              									Einwirkung von oxydirenden Substanzen, wie Chlor, Brom, Jod, Salpetersäure oder
                              									deren Salze, chlorsauren Salzen, Ariensäure etc. auf Benzyl- und
                              									Dibenzyl-Anilin, Tolyl- und Ditolyl-Anilin, Benzyl- und
                              									Dibenzyl-Toluidin, Tolyl- und Ditolyl-Toluidin, oder Mischungen
                              									derselben.
                           2) Farbsubstanz von W. H. Perkin in Sudbury (England);
                              									Patent datirt vom 18. November 1869.
                           Der Erfinder behandelt gechlortes Anthracen mit Schwefelsäure, unterwirft das Product
                              									zuerst der Einwirkung eines passenden Oxydationsmittels und erhitzt es dann mit
                              									caustischem Kali oder Natron, um den Farbstoff zu erhalten.
                           Gebromtes Anthracen kann statt des gechlorten Anthracens angewendet werden, oder auch
                              									eine Mischung beider.
                           3) Farbstoff von Th. Reissig in Manchester; Patent datirt
                              									vom 29. November 1869.
                           Diese Erfindung besteht in der Darstellung einer neuen Amidverbindung aus
                              									Carbolsäure, die auf den Zeug gebracht und auf passende Weise oxydirt, verschiedene
                              									Schattirungen von Braun oder Schwarz liefert. Der Patentträger bereitet zuerst
                              									Binitrophenol und führt dieses durch nascirenden Wasserstoff in die neue
                              									Amidverbindung über.
                           4) Farbstoffe von A. C. Girard und G. E. C. de Laire in Paris; Patent datirt vom 18. December
                              									1869.
                           Dieses Patent bezieht sich erstens auf die Darstellung neuer farbloser Substanzen,
                              									welche erhalten werden durch Einführung von aromatischen Alkoholradicalen, wie
                              									Benzyl, Tolyl etc. in secundäre Monamine, wie Methylanilin, Methyltoluidin,
                              									Diphenylamin, Ditoluylamin, oder deren Homologe.
                           Der zweite Theil dieser Erfindung hat zum Zweck die Ueberführung dieser farblosen
                              									Körper in Farbstoffe mit Hülfe von Oxydationsmitteln. (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 14.)
                           
                        
                           Anwendung der schwefligen Säure zur Reinigung von Zucker und
                              									Syrup; von A. Seyferth in Braunschweig.
                           Der Erfinder mischt in der Vacuumpfanne 100 Theile einer concentrirten Zuckerlösung
                              									von 28–420 Baumé mit 3–15 Theilen einer Lösung von schwefliger
                              									Säure, die nicht mehr als 1–1 1/4 Proc. Säure enthält. Die Mischung wird
                              									hierauf zur nöthigen Concentration gebracht, wobei die schweflige Säure vollständig
                              									entweicht. Die Zuckerlösungen bekommen durch diese Behandlung einen so reinen
                              									Geschmack, wie er selbst durch Anwendung großer Mengen Thierkohle nicht zu erreichen
                              									ist, besonders verschwindet auch der unangenehme Geschmack der aus Runkelrüben
                              									erhaltenen Zuckerlösungen vollständig. (Englisches Patent vom 22. September 1869.
                              									– Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft
                              									zu Berlin, 1870, Nr. 14.)
                           
                        
                           
                           Neuer Verdampf-Apparat für die Zuckerfabrication,
                              									Patent von A. Kux.
                           Der Apparat ist ein verticaler mit doppelter Wirkung, unterscheidet sich aber von dem
                              									als Robert'schen bekannten wesentlich dadurch, daß er
                              									doppelte Röhren statt der einfachen hat und außerdem eine mechanische Vorrichtung,
                              									behufs möglichst rascher Saft-Circulation, in Anwendung bringt.
                           Als Vortheile des neuen Apparates werden hervorgehoben: Der Heizdampf befindet sich
                              									im Zustande heftiger Strömung um ein erstes Rohrsystem und durch ein zweites,
                              									welches letztere mit dem ersteren die Safträume einschließt. Hierdurch wird bei
                              									sonst gleicher Rauminanspruchnahme des Apparates die Verdampffähigkeit desselben
                              									bedeutend erhöht.
                           Beide Rohrsysteme sind leicht zu reinigen und bleiben sonach stets metallisch
                              									rein.
                           Endlich bewirkt die erwähnte rasche Saft-Circulation, daß in der ganzen Masse
                              									des Apparates gleich hohe Temperatur erhalten und die Dampfbildung wesentlich
                              									befördert wird.
                           Der betreffende Apparat ist durch die Prager
                              									Maschinenbau-Actien-Gesellschaft (vormals Ruston und Comp.), deren
                              									General-Director der Erfinder ist, zu beziehen. C. L. (Technische Blätter,
                              									1870 S. 187.)
                           
                        
                           Erfahrungen über die Weinbehandlung nach Pasteur.
                           Herr Leibenfrost, Weingroßhändler in Wien-Döbling,
                              									der mit dem größten Interesse alle Mittheilungen über das Pasteur'sche Verfahren verfolgt, war behufs der Anstellung von Versuchen
                              									im Großen zunächst darauf bedacht, einen praktischen Apparat zu construiren.
                              									Derselbe ist so eingerichtet, daß der erwärmte Wein von dem noch zu erwärmenden
                              									abgekühlt wird, indem er an diesen seine Wärme abgibt, ein System welches in den
                              									Branntweinbrennereien durch die Vorwärmer mit Maische repräsentirt ist. Nach dieser
                              									Beschreibung macht der Versuchsansteller nachfolgende Mittheilungen.
                           Was die Resultate betrifft, welche derselbe während der Zeit von fünf Monaten, die er
                              									mit dem Apparat arbeitete, wahrgenommen hat, so waren dieselben nur erfreuliche.
                           Jeder erwärmte Wein wird, was ein Hauptmoment ist, um ein Bedeutendes älter und
                              									fertiger, sowohl im Geschmack als Geruch, so daß verhältnißmäßig junge unausgebaute
                              									Weine in kürzester Frist dem Handel übergeben werden können. Beweis dessen das
                              									riesige Depot, was der erwärmte Wein nach der ersten Schönung macht und dem eines
                              									dreimal gezogenen und geklärten unerwärmten Weines gleich kommt. Die Klärung, welche
                              									nach beiläufig 8 bis 10 Tagen nach dem Pasteurisiren einfach mit Hausenblase oder
                              									Gelatine, je nachdem der Wein es erfordert, zu geschehen hat, geht verhältnißmäßig
                              									viel rascher von statten, da das Depot welches der Wein macht, specifisch schwerer
                              									ist, als bei nicht erwärmten Weinen.
                           Eine gefehlte Behauptung aber ist es, wenn man sagt, daß der Wein, wenn er aus dem
                              									Apparate kommt, sogleich auf Flaschen gefüllt werden kann. Leibenfrost überzeugte sich vom Gegentheil und fand bei den circa 4000 (österr.) Eimern Wein verschiedener Jahrgänge
                              									und Gegenden, die er bereits pasteurisirte, daß beinahe jeder unmittelbar, wie er
                              									aus dem Kessel kam, gänzlich zusammenbrach und gleich anfing sich abzusetzen, er
                              									mochte früher noch so klar gewesen seyn. Es ist dieß ein Beweis, daß die hohe
                              									Temperatur, welcher ein Wein ausgesetzt wird, Theile ausscheidet, die vielleicht
                              									sonst nur durch jahrelanges Liegen und immerwährendes Schönen und Abziehen sich erst
                              									nach und nach langsam absetzen. Leibenfrost hatte z.B.
                              									100 Eimer Nußberger 1863r pasteurisirt, von dem lange Zeit Probeflaschen im
                              									Probirzimmer standen, in welchem derselbe ganz klar blieb, so daß er ihn für
                              									vollkommen flaschenreif hielt.
                           Er erwärmte diesen Wein und fand nach der ersten Schönung und Abzug beinahe einen
                              									ganzen Eimer dicken Absatzes.
                           Erwärmte Weine, die nach der Schönung einen wiederholten Abstich erhielten, blieben
                              									sich ganz gleich und haben sich noch nicht gebrochen.
                           Leibenfrost nahm ferner von verschiedenen pasteurisirten
                              									Weinen Proben, zog sie auf Flaschen, ließ sie im Freien Tag und Nacht auf einem
                              									Blechdache liegen, wo sie
                              									einer Sonnenhitze von beiläufig 30°R. ausgesetzt waren, gab sie dann in einen
                              									Eiskeller, ließ sie hier wiederum acht Tage und dann wieder in der Sonnenhitze
                              									liegen, so daß die Korke durch die erhöhte Temperatur herausgetrieben wurden; die
                              									Weine setzten wohl ein wenig ab, blieben dabei jedoch spiegelklar. Ein ferneres
                              									günstiges Resultat erzielte er mit kranken Weinen.
                           Weiche Weine, die zähe oder schwer wurden, ja selbst solche mit Beginn des
                              									Stichigwerdens, machten sich nach dem Pasteurisiren wieder ganz vorzüglich. Von
                              									einer Krankheit keine Spur, und wenn sie vor dem Erwärmen kaum zum Reinbringen
                              									waren, so bekamen sie nach dem Pasteurisiren mit Leichtigkeit die nöthige
                              									Klarheit.
                           Ferner fand er bei vor vier Monaten erwärmten Weinen und jetzt angestellten
                              									Vergleichen eine unbedeutende Abnahme von Zuckergehalt und eine kleine Steigerung
                              									des Alkohols. Dieß ist wohl die natürliche Folge des raschen Alt- und
                              									Fertigwerdens des Weines und wird erst die Zeit lehren, in wie weit dieß auf die
                              									Dauerhaftigkeit desselben Einfluß hat. (Weinlaube.)
                           
                        
                           Ein Mittel gegen die Rebenlaus.
                           Im jüngst erschienenen Vigneron du Midi für 1870 gibt J.
                              									E. Planchon Bericht über Versuche zur Unschädlichmachung
                              									des Rebenverwüsters Phylloxera, welche während des
                              									verflossenen Winters in Montpellier angestellt worden sind; ihnen zufolge scheint
                              									nun endlich das ersehnte Ziel erreicht und ein Mittel gefunden zu sehn, das dem
                              									Parasiten tödtlich, den Reben aber unschädlich ist und dabei ohne große Kosten
                              									angewandt werden kann. Es ist die Kalkschwefelleber (bisulfure de calcium), die selbst in sehr bedeutender Verdünnung von
                              									ungewöhnlich energischer Wirkung auf das schädliche Insect ist: die gewöhnliche
                              									Auflösung derselben, 20 Theile des Salzes auf 100 Theile Wasser enthaltend, kann um
                              									das Vierzigfache ihres Volumens verdünnt werden, ohne an ihrer tödtenden Kraft
                              									einzubüßen. Man machte die ersten Versuche in der Weise, daß man inficirte
                              									Wurzelstöcke in solch verdünnte Lösung brachte, und nachdem man den guten Erfolg
                              									constatirt, schritt man dazu, Erde, in die solche Wurzeln gepflanzt waren, mit dem
                              									Phylloxeratod zu begießen und erhielt auch auf solche Weise günstige Resultate.
                              									Dieses Salz zersetzt sich sehr leicht und läßt dann Schwefel in sehr fein
                              									zertheilter Form aus seiner Lösung fallen; es geschieht das besonders rasch in der
                              									Erde, so daß die getödteten Parasiten mit einer wahren Kruste solchen
                              									Schwefelniederschlages (Schwefelmilch unserer Apotheker) überzogen erscheinen. Planchon glaubt aus diesem Grunde die Wirkung dieser
                              									Schwefelleber mit der, welche die Schwefelblumen auf Oïdium üben, vergleichen
                              									zu dürfen und nennt den Proceß, den er vorschlägt, „unterirdische
                                 										Schwefelung;“ sey dem nun, wie ihm wolle, so werden ihm die
                              									geängstigten Winzer des Rhonethales und des Bordelais Dank genug wissen, wenn die
                              									Entdeckung bei ausgedehnterer Anwendung sich bewährt.
                           Derselbe Forscher fand den Tabaksabsud, von dem neulich viel Aufhebens gemacht wurde,
                              									nur bei starker Concentration erfolgreich.