| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 173 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hydraulische Aufzüge für Wohngebäude.
                           Maschinen zum senkrechten Heben von Lasten für Fabrikgebäude und zum Heben von Lasten
                              									bei Bauten, bei welchen der Motor eine Dampf- oder andere Kraftmaschine ist,
                              									sind schon seit Jahren in der verschiedensten Weise construirt worden. Solche sind
                              									dann meistens continuirlich in Gebrauch, so daß der Betrieb durch eine
                              									Kraftmaschine, wenn diese nicht auch zu anderen Zwecken nothwendig ist, sich lohnt.
                              									In Wohnhäusern kommt aber auch das Heben von Lasten vor, welche nur zeitweise
                              									emporzuschaffen sind, und hierzu eignen sich am besten hydraulische Aufzüge, die
                              									sich auch leicht in Städten ausführen lassen, welche mit Wasserleitung versehen
                              									sind, da es ja nur darauf ankommt, auf dem Boden des Gebäudes ein Wasserreservoir
                              									anzuordnen.
                           In England und Amerika hat man schon lange hydraulische Aufzüge in Wohnhäusern
                              									angeordnet, in neuerer Zeit auch hier in Berlin. Von den von uns in Augenschein
                              									genommenen Aufzügen dieser Art ist einer Unter Linden in einem großen eleganten
                              									Hause, in welchem sich zwei Treppen hoch ein vornehmes Casino befindet, nach welchem
                              									die Gäste, zum Theil ältere Herren, durch den hydraulischen Aufzug gehoben werden.
                              									Um sich heben zu lassen, tritt man in ein kleines elegantes Zimmer, in welchem zwei
                              									Ruhesitze angebracht sind; dasselbe ist mit zwei Thüren versehen, die in der
                              									richtigen Höhe angekommen, zu den Sälen des Casinos führen. Ein zweiter
                              									hydraulischer Aufzug dieser Art befindet sich in einem neu zugebauten Theil unseres
                              									Handelsministeriums und wird hier benutzt, um schwere Acten nach den oberen Etagen
                              									zu heben, welche in älteren Gebäuden durch Menschen herauf getragen werden
                              									müssen.
                           Dr. Rob. Schmidt.
                           
                        
                           Verbesserungen bei der Fabrication kräftiger
                              									Holzschrauben.
                           Während es hinreichend bekannt ist, daß für gewöhnliche kleinere Holzschrauben
                              									Maschinen existiren, welche deren Anfertigung außerordentlich befördern (eine auch
                              									in Preußen patentirte amerikanische Maschine gibt 40 Schrauben pro Minute, während die beste bis jetzt bekannte
                              									englische Vorrichtung nur deren 4 lieferte), gab es weniger oder keine Anstalten,
                              									welche hinreichend haltbare Schrauben größeren Kalibers darstellten.
                           H. P. Bayd von Low Walker zu Newcastle a. T. (England)
                              									liefert jetzt dergleichen, bei welchen das Gewinde nicht aus der Sehne heraus
                              									geschnitten ist, sondern deren Lage durch das Schmieden so verändert wird, daß die
                              									Substanz des Gewindes auf's Innigste mit dem Gefüge des eigentlichen Schraubenstammes
                              									zusammenhängt. Dabei haben die Schrauben noch ihre natürliche Schmiedehaut und
                              									widerstehen deßhalb dem Einfluß der Holzsäfte und Säuren besser als
                              									geschnittene.
                           Wie das Verfahren ist, wird leider nicht angegeben, doch ist zu vermuthen, daß man
                              									eine Presse bei gleichzeitigem Drehen der Spindel oder des Bolzens anwendet, um auch
                              									in die Gewinde Längssehnen einzuführen. Eine Aetzung solcher Schraube, wenn man ihre
                              									Fläche glatt abgedreht hat, würde am besten Aufschluß über die Texturverhältnisse
                              									und die Fabricationsmethode geben. (Berggeist, 1870, Nr. 81.)
                           
                        
                           Schmelzung bleierner Geschosse beim Aufschlagen.
                           Bei Schußübungen mit Bleigeschossen aus Gewehren gegen Eisenplatten hat Hr. Hagenbach bemerkt, daß dabei eine bedeutende Abschmelzung
                              									der Geschosse stattfindet. Dieser Vorgang war daran zu erkennen, daß auf dem
                              									Eisenblech um den Punkt herum, wo die Kugel aufgeschlagen hatte, die Spur des davon
                              									gespritzten Bleies in Form eines weißen Sternes ausstrahlte und daß von dem 40
                              									Gramme wiegenden Geschoß nur ungefähr 13 Gramme übrig blieben. Nun ist die
                              									Geschwindigkeit der ausschlagenden Kugel gleich 320 Meter, die lebendige Kraft mit
                              									der sie anlangt, also gleich 209 Kilogramm-Meter. Nimmt man 424
                              									Kilogramm-Meter für das mechanische Aequivalent der Wärme an, so verwandeln
                              									sich 209 Kilogramm-Meter beim Aufschlagen des Geschosses in 0,49
                              									Wärmeeinheiten. Berechnet man ferner die Wärmemenge welche zur Schmelzung des Bleies
                              									nothwendig war, so erhält man 0,44 Wärmeeinheiten. Dieß ist eine gute Bestätigung
                              									für das Gesetz der mechanischen Wärmetheorie. (Poggendorff's Annalen, 1870, Bd. CXL S. 486.)
                           
                        
                           Verfahren zur Prüfung von Blei für technische Zwecke.
                           Das Blei, welches zur Darstellung von Krystallglas, sowie von Bleiweiß verwendet
                              									wird, muß sehr rein seyn, wenn das Krystallglas völlig farblos oder das Bleiweiß
                              									ganz rein weiß und sehr zart werden soll. Für diese Zwecke empfiehlt nun Dr. A. Neujean, Director der
                              									chemischen Fabrik in Ribécourt, Depart. Oise, ein colorimetrisches
                              									Prüfungsverfahren (Technologiste, Nr. 371, p. 565) als sehr gute Resultate liefernd und leicht und
                              									rasch ausführbar. Die Bleisorten, welche für die obigen Zwecke speciell fabricirt
                              									werden, sind im Allgemeinen sehr rein, und von den Verunreinigungen, die in ihnen in
                              									sehr geringen Mengen noch vorkommen, können nur das Kupfer und das Eisen nachtheilig
                              									wirken, indem sie das Glas oder Bleiweiß färben. Zu ihrer Nachweisung benutzt nun
                              										Neujean die Eigenschaft der Eisensalze, durch Zusatz
                              									von wenig Schwefelcyankalium zu ihrer sauren Lösung intensiv roth gefärbt zu werden,
                              									und die der Kupfersalze, durch Zusatz von Ammoniak im Ueberschuß eine tiefblaue
                              									Farbe anzunehmen. Zur Anstellung einer Probe löst man etwa 20 Grm. Blei, bei sehr
                              									reinem 40, bei sehr unreinem auch nur 10 Grm., in verdünnter Salpetersäure, fällt
                              									das Blei durch Schwefelsäure, decantirt oder filtrirt, dampft zur Bestimmung des
                              									Eisens die Lösung auf ein kleines Volumen ab, setzt einige Tropfen
                              									Schwefelcyankalium zu und bringt die Lösung durch Wasserzusatz auf ein constantes
                              									Volumen. Die rothe Färbung, welche die Lösung bei Gegenwart von Eisen annimmt,
                              									beurtheilt man durch Vergleich mit Lösungen von bekanntem Eisengehalt, die man sich
                              									hierzu mit geeigneten Abstufungen herstellt Diese werden in gut verschlossenen
                              									Röhren von farblosem Glas aufbewahrt, welche sämmtlich gleiche Dimensionen besitzen,
                              									und in ein solches Glas wird auch die zu prüfende Flüssigkeit beim Vergleich
                              									gebracht. Ganz ähnlich verfährt man mit einer zweiten Probe Blei zur Bestimmung des
                              									Kupfergehaltes. (Es entspricht also das Verfahren zur Bestimmung des Eisens der
                              									colorimetrischen Eisenprobe von Herapath und das zur
                              									Bestimmung des Kupfers der colorimetrischen Kupferprobe von Heine etc.) Auf die angegebene Weise erhielt Neujean folgende Resultate, welchen die durch directe Analyse gefundenen
                              									beigefügt sind; durch einige derselben dürften geringere Mengen Verunreinigungen des
                              									Bleies nachgewiesen seyn, als bisher je geschehen.
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Bleisorte
                                 
                                 Gehalt nach der colorimetrischen Probe
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Eisen
                                 Kupfer
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 1.
                                 Pirate und Jung
                                 
                                 0,0380
                                 0,0235
                                 
                              
                                 2.
                                 Bleiberg, doppelt raffinirt
                                 
                                 0,0011
                                 0,0008
                                 
                              
                                 3.
                                 Vedrin, für Bleiweiß
                                 
                                 0,0015
                                 0,0020
                                 
                              
                                 4.
                                 Austro-belgische Gesellschaft,
                                 zu Bleiweiß
                                 0,0080
                                 0,0007
                                 
                              
                                 5
                                           
                                    											„                      
                                    											„
                                 zu Krystallglas
                                 0,0060
                                 0,0002
                                 
                              
                                 6.
                                 William Blaket
                                 
                                   0,00065
                                   0,00005
                                 
                              
                                 7.
                                 Gutes raffinirtes Walzblei
                                 
                                   0,00450
                                   0,02300
                                 
                              
                                 8.
                                 Blei speciell für Bleiweiß
                                 
                                 0,0010
                                 0,0020
                                 
                              
                                 9.
                                     „
                                    											          
                                    											„     Krystallglas
                                 
                                   0,00035
                                 0,0001
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Gehalt nach der directen Analyse.
                                 
                              
                                 
                                 Nr.
                                 Eisen
                                 Kupfer
                                 Antimon
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 1.
                                 0,0385
                                 0,0232
                                 0,0458
                                 
                              
                                 
                                 2.
                                 0,0012
                                 0,0007
                                 0,0025
                                 
                              
                                 
                                 3.
                                   0,00147
                                   0,00192
                                 0,0015
                                 
                              
                                 
                                 4.
                                 0,0081
                                 0,0008
                                 0,0075
                                 
                              
                                 
                                 5.
                                 0,0063
                                 0,002  
                                 0,0070
                                 
                              
                                 
                                 6.
                                   0,00074
                                   0,00005
                                   0,00030
                                 
                              
                                 
                                 7.
                                   0,00470
                                   0,02350
                                   0,02250
                                 
                              
                                 
                                 8.
                                 0,008  
                                 0,0021
                                   0,00223
                                 
                              
                                 
                                 9.
                                 0,0004
                                 0,0001
                                 0,0008
                                 
                              
                           (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 39.)
                           
                        
                           Ueber die Gewinnung von Jod aus Chilesalpeter.
                           Die Jodgewinnung aus dem Chilesalpeter ist im Zunehmen begriffen. In Tarapaca werden
                              									täglich 40 Kilogr. Jod gewonnen, was einer jährlichen Production von 290 bis 300
                              									Centnern entspricht. Das gegenwärtig in der Fabrik der Société nitrière zu Tarapaca auf Veranlassung von Thiercelin eingeführte Verfahren der Jodgewinnung besteht
                              									darin, die Mutterlaugen von der Raffination des Rohsalpeters mit einem Gemenge von
                              									schwefliger Säure und Natriumbisulfit zu versetzen. Wendet man beide Agentien nur in
                              									der erforderlichen Menge, also nicht im Ueberschuß an, so erhält man alles Jod in
                              									Form eines schwarzen Niederschlages, mag die Jodsäure in der Mutterlauge im freien
                              									Zustande oder an eine Base gebunden seyn:
                           α) 5 SO² + JO⁵ = 5 SO³ +
                              									J;
                           β) 5 SO² + NaO, JO⁵ = NaO,
                              									SO³ + 4 SO³ + J.
                           Das gefällte Jod bringt man in ein großes steinzeugenes Gefäß, dessen Boden mit
                              									mehreren Lagen von Quarzsand, dessen Körner von unten nach oben an Größe abnehmen,
                              									versehen ist. Nachdem das Jod abgetropft ist, schöpft man es, ohne die untere
                              									Jodschicht aufzurühren, mit einem irdenen Löffel in einen dickwandigen Kasten aus
                              									Gyps, welcher die in dem Jod vorhandene Feuchtigkeit schnell aufsaugt. Dieses Jod,
                              									welches immer noch etwas Wasser und große Mengen von Salzen enthält, kommt entweder
                              									sofort in den Handel oder wird vorher der Sublimation unterworfen.
                           In neuester Zeit gibt Thiercelin (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft in Berlin, 1869 S. 79) der salpetrigen Säure als
                              									Reductionsmittel den Vorzug vor der schwefligen Säure. Die salpetrige Säure wird
                              									(gerade so, als handelte es sich um die Darstellung von Soda aus Natronsalpeter und
                              									Kohle nach dem Verfahren von Duhamel) durch Anzünden
                              									eines Gemisches von 5 Th. Salpeter und 1 Th. Kohle erhalten. Sie schlägt das Jod aus
                              									seinen Lösungen in einer Form nieder, in welcher es sich leicht auswaschen und
                              									trocknen läßt. Der Niederschlag enthält gegen 80 Proc. Jod. (Wagner's Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für
                              									1869, S. 221.)
                           
                        
                           
                           Ueber die künstliche Bildung des Graphits.
                           In einem Vortrage über den vorgenannten Gegenstand, welchen Hr. Prof. Dr. R. Wagner am 3. Juli 1869
                              									in der Würzburger physikalisch-medicinischen Gesellschaft hielt, erörterte
                              									derselbe zunächst das Vorkommen des Graphits im Gneiß, Glimmerschiefer und
                              									Thonschieser, im körnigen Kalk etc. und suchte die Bildung des Graphits in der Natur
                              									wie durch chemische Reactionen auf die Zersetzung von Cyan und Cyanverbindungen
                              									zurückzuführen. Er bemerkte, daß die aus der Cyanwasserstoffsäure sich mitunter
                              									abscheidende schwarze Masse, welche früher für eine eigenthümliche Säure gehalten
                              									und mit dem Namen „Azulmsäure“ bezeichnet wurde, nach dem
                              									Auskochen mit verdünnter Salpetersäure und Auswaschen mit Wasser aus
                              									Graphitblättchen (neben einem schwarzen amorphen Körper) bestehe. Er hob ferner
                              									hervor, daß der sogenannte Hohofengraphit, welcher sich aus gewissen Sorten von
                              									Roheisen während des Erkaltens und Erstarrens und aus einigen Eisenschlacken
                              									ausscheidet, vielleicht gleichfalls als das Product der Zersetzung von
                              									Cyanverbindungen anzusehen sey, da man gegenwärtig wisse, daß bei der Reduction der
                              									Eisenerze im Hohofen nächst dem Kohlenoxydgase die Cyanwasserstoffsäure als
                              									reducirendes Agens eine Hauptrolle spiele. Nicht der im flüssigen Roheisen in
                              									reichlicher Menge gelöste Kohlenstoff sey es, welcher beim Erstarren sich als
                              									Graphit abscheide, sondern der Graphit entstehe aus den Cyanverbindungen, die im
                              									Roheisen und in der Schlacke vorkommen, und deren Cyan sich in Graphit und
                              									Stickstoff spalte, welcher letztere in Form von Ammoniak in jedem Hohofen so
                              									massenhaft auftrete, daß täglich viele Centner Salmiak als Nebenproduct bei der
                              									Roheisenproduction gewonnen werden könnten.
                           Von größerer Wichtigkeit ist nach Wagner die
                              									Graphitbildung aus Cyannatrium welches in dem Proceß der Sodafabrication nach Leblanc's Verfahren entsteht. In einem bestimmten Stadium
                              									der Umwandlung der Soda in Aetznatron erleidet das Cyan eine Spaltung, und es
                              									scheidet sich der dabei entstehende Graphit, wie schon Pauli 1861 dargethan hat, im reichlichsten Maaße auf der Oberfläche der
                              									Lauge ab. In dem von dem Zollverein herausgegebenen amtlichen Berichte über die
                              									Ergebnisse der Londoner Ausstellung des Jahres 1862 hat Wagner auf die Bedeutung dieser Art von Graphitbildung für die Technik,
                              										namentlich für die Bleistift-Industrie,
                              									aufmerksam gemacht. Die Quantität des so producirten Graphits war aber Verhältniß
                              									mäßig gering. Gegenwärtig steht die Angelegenheit in einer weit günstigeren Phase,
                              									seitdem es dem Director der chemischen Fabrik zu Außig in Böhmen, Hrn. Max Schaffner, gelungen ist, große Massen dieses Graphits als
                              									Nebenproduct der Sodafabrication darzustellen. (Wagner's
                              									Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für 1869, S. 230.)
                           
                        
                           Ueber den Diamant aus Böhmen.
                           Herr Prof. V. L. v. Zepharovich machte in diesem Betreff
                              									Hrn. Prof. J. C. Poggendorff in Berlin folgende
                              									briefliche Mittheilung:
                           „Die in Ihren AnnalenPolytechn. Journal Bd. CXCV S.
                                          													474 (erstes Märzheft 1870). mitgetheilte, einem Prager Tagesblatt entlehnte Nachricht über die
                                 										Auffindung von Diamanten in Böhmen, veranlaßt mich Ihnen zwei Blätter der
                                 										Zeitschrift des naturwissenschaftlichen Vereines Lotos in Prag zu übersenden, in
                                 										welchen einige Bemerkungen über den erwähnten Fund enthalten sind. Aus denselben
                                 										geht zunächst hervor, daß in der Ueberschrift des citirten Aufsatzes unrichtiger
                                 										Weise die vielfache, statt der einfachen Zahl angewendet wurde, denn nur ein
                                 										einziges Steinchen, welches sich als Diamant erwies, wurde unter den zum
                                 										Verarbeiten bestimmten Pyropen, im Herbste vorigen Jahres in der
                                 										Schleifwerkstätte zu Dlaschkowitz aufgefunden. Dieß ist das Thatsächliche; das
                                 										Weitere aber, daß der Diamant aus der diluvialen Pyrop führenden Ablagerung
                                 										selbst stamme, ist eine Annahme, welche, wenn man alle Umstände berücksichtigt,
                                 										an Wahrscheinlichkeit mehr gegen, als für sich hat, und wenigstens mit einigem
                                 										Vorbehalt hätte mitgetheilt werden sollen. Ich konnte daher wohl meine erste
                                 										Notiz über den Fund in der Lotos-Zeitschrift (Februar, 34) mit den Worten schließen:
                                 											„Während demnach die Bestimmung des Steinchens als Diamant außer
                                    											aller Frage ist, dürfte doch die Angabe bezüglich seines Vorkommens noch
                                    											weitere Nachweise erfordern. Es wäre demnach bei dem besonderen Interesse,
                                    											welches sich an die vorliegenden Nachrichten knüpft und den
                                    											Eigenthümlichkeiten der Lagerstätte im Vergleich mit den bekannten
                                    											Diamant-Fundstellen, sehr wünschenswerth, daß sorgfältige
                                    											fachmännische Erhebungen eingeleitet würden, um zunächst das Vorkommen des
                                    											Diamanten als eines böhmischen ganz sicher zu stellen.“ Ueber die
                                 										Berücksichtigung dieser gewiß berechtigten Forderung einer fachmännischen
                                 										Untersuchung der angeblichen Lagerstätte ist seither nichts bekannt geworden; im
                                 										Gegentheil scheint es, daß das Vorkommen des Diamanten in der Pyropen führenden
                                 										Ablagerung bei Dlaschkowitz für Jene welche hierüber von Prag aus die Nachricht
                                 										nach allen Seiten sandten, außer aller Frage stehe; im böhmischen Museum wurde
                                 										sogar das Steinchen mit der Unterschrift „der erste böhmische
                                    											Diamant“ zur Schau gestellt. Aber nicht allseitig wurde das
                                 										gemeldete Vorkommen als ein über jeden Zweifel erhabenes aufgenommen; es wurde
                                 										auch gelegentlich des Berichtes über die Untersuchung einer Edelstein führenden
                                 										Quartär-Localität in Sachsen darauf hingewiesen, daß hier eine Täuschung
                                 										wohl möglich sey (Isis, 1870, 12). Gewiß dürfte zu letzterer Annahme einige
                                 										Berechtigung vorliegen, denn schließlich ist, wie ich in der Zeitschrift Lotos
                                 										(Juni, 100) bemerkte, doch die eigentliche Fundstelle des „böhmischen
                                    											Diamanten“ eine Werkstätte, in der Pyrope geschliffen und auch
                                 										mit Diamant gebohrt werden, und so lange man nicht im Pyropensande selbst
                                 										Diamanten aufgefunden haben wird, müssen auch die über dieses Vorkommen
                                 										verbreiteten, ohne jeglichen Vorbehalt mitgetheilten und auf keinerlei
                                 										fachmännische Erhebung oder Untersuchung sich stützenden Nachrichten, mindestens
                                 										als verfrüht bezeichnet werden. (Poggendorff's
                              									Annalen der Physik, 1870, Bd. CXL S. 652.)
                           
                        
                           Chemische Notizen; von Prof. F. Stolba in Prag.
                           
                              1. Ueber die Gewichtsabnahme der
                                    											Platintiegel bei andauernder Glühhitze.
                              Daß die Platintiegel bei andauernder Glühhitze namentlich dann an Gewicht
                                 										merklich abnehmen, wenn die Oberfläche matt geworden, ist allgemein bekannt;
                                 										über die Ursache dieser Gewichtsabnahme sind jedoch die Ansichten getheilt.
                                 										Gewöhnlich sieht man diese theils in der Anwesenheit solcher Metalle im Platin,
                                 										welche flüchtige Producte liefern können, z.B. Osmium, theils in der Bildung von
                                 										Kohlenstoff-Platin, das von den Flammengasen mechanisch fortgerissen
                                 										wird.
                              Zahlreiche Versuche und Beobachtungen über diesen Gegenstand ergaben mir
                                 										Folgendes:
                              Setzt man einen Platintiegel mit matter Oberfläche der
                                 											ungefärbten Flamme der Bunsen'schen Lampe aus und gibt die größte Hitze, so sieht man bei
                                 										aufmerksamer Betrachtung an manchen Stellen einen Kohlenabsatz, der nach einiger Zeit theils verbrennt,
                                 										theils mechanisch von der Flamme fortgerissen wird.
                              Je rauher die Oberfläche des Platintiegels ist, desto leichter und mehr Kohle
                                 										setzt sich an, je glätter desto schwieriger findet dieses statt.
                              Sollte nun hierbei eine Verbindung des Platins mit der Kohle stattfinden, die
                                 										hernach von den Flammengasen mechanisch fortgerissen wird, so müßte hierdurch
                                 										bei sehr lange andauernder Wirkung ähnlich wie durch eine lösende Flüssigkeit
                                 										die Structur des Platins bloßgelegt werden, und müßte auch der Verlust an Masse
                                 										ein sehr merklicher seyn.
                              Dieß geschieht nun wirklich, denn als ich einen solchen Versuch 12 Stunden
                                 										andauern ließ, hatte der Platintiegel 0,016 Grm. Verlust
                                    											erlitten, und die äußere Oberfläche war wie geätzt und so schön
                                 										krystallinisch wie Moiré
                                    										métallique.
                              Man kann diesen Versuch so oft wiederholen als man will, und man wird stets einen
                                 										analogen Gewichtsverlust bemerken. Ohne einen durch die Gegenwart von Osmium
                                 										bedingten Gewichtsverlust läugnen zu wollen, muß ich darauf aufmerksam machen,
                                 										daß wenn aller Verlust nur auf Rechnung des Osmiums zu setzen wäre, der
                                 										Osmiumgehalt der Platintiegel größer seyn müßte, wie der des rohen Platins.
                              Es ergibt sich hieraus, daß der Gewichtsverlust der Platintiegel vorwiegend auf
                                 										Rechnung des mechanisch fortgerissenen Kohlenstoff-Platins zu setzen sey,
                                 										und daß das Putzen
                                 										der Tiegel mit Meersand durch Bildung einer glatten Oberfläche die Entstehung
                                 										von Kohlenstoff-Platin erschwert.
                              
                           
                              2. Leichte Beschaffung eines zum
                                    											Putzen der Platintiegel sehr geeigneten Meersandes.
                              Wer sich des Meersandes zum Putzen der Platintiegel jemals bedient hat, wird
                                 										dieses Material, welches seinen Zweck so vortrefflich erfüllt, jedem anderen
                                 										Putzmittel vorziehen.
                              Merkwürdiger Weise ist der Meersand bei den Materialisten in Prag gar nicht zu
                                 										bekommen, und da ich hierdurch einmal in Verlegenheit kam, hatte ich die Idee
                                 										einige rohe Badeschwämme ausklopfen zu lassen, um zu
                                 										sehen ob selbe keinen Meersand enthalten, wie zu erwarten war.
                              In der That lieferte mir jeder einzelne einige Loth
                                 										eines feinen Meersandes, der sich zum Putzen der Platintiegel vortrefflich
                                 										eignet. Man kann sich demnach fast bei jedem Kaufmann durch Ausklopfenlassen
                                 										einiger Badeschwämme den Meersand leicht und billig verschaffen.
                              Dieser Meersand eignet sich übrigens nicht nur zum Putzen des Platins, sondern
                                 										auch ebenso gut zum Putzen von Münzen von Kupfer, Silber, Bronze etc.
                              Der Zusammensetzung nach besteht er überwiegend aus kohlensaurem Kalk (80 Proc.)
                                 										mit etwas glattem Quarzsande (20 Proc.).
                              
                           
                              3. Ueber das Verhalten des
                                    											Kieselfluorkaliums vor dem Löthrohre.
                              Wenn man ein befeuchtetes Stückchen Kieselfluorkalium mittelst eines
                                 										Platindrahtes faßt und der Löthrohrflamme aussetzt, so bemerkt man
                                 										Folgendes:
                              Die Masse schmilzt sehr leicht zu einer klaren Perle, welche in der Kälte
                                 										emailartig wird.
                              Läßt man die Flamme länger und stärker einwirken, so entwickelt die Perle Nebel
                                 										von Fluorkieselgas, nimmt an Volum ab und bildet nunmehr eine Masse, die sowohl
                                 										in der Hitze als auch nach dem Erkalten eine vollkommen farblose Perle gibt.
                                 										Nach qualitativen Versuchen besteht diese Substanz aus Fluorkalium und
                                 										kieselsaurem Kali, sie ist zerfließlich. Interessant ist die Eigenschaft der
                                 										Perle, durch die meisten färbenden Metalloxyde, ähnlich wie die Borax-
                                 										oder Phosphorsalz-Perle, gefärbt zu werden, so von Kobalt schön blau
                                 										u.s.w.
                              Diese Färbungen stimmen bei manchen Metalloxyden mit jenen beim Borax oder
                                 										Phosphorsalz überein, sind auch ebenso häufig bei den Metalloxyden, welche
                                 										verschiedene Oxydationsstufen bilden können, in der Oxydations- und
                                 										Reductions-Flamme verschieden.
                              Bei gewissen Metalloxyden jedoch z.B. der Titansäure, Wolframsäure erhält man
                                 										keine Färbung und könnte demnach in manchen Fällen das Kieselfluorkalium als
                                 										Löthrohrreagens Anwendung finden.
                              Zum Schlusse muß ich bemerken, daß das Kieselfluornatrium vor dem Löthrohre keine
                                 										nach dem Erkalten farblose und durchsichtige Perle liefert, so daß sich diese
                                 										beiden Kieselfluormetalle außer durch Flammfärbung auch durch dieses Verhalten
                                 										leicht unterscheiden lassen, denn das Kieselfluornatrium liefert unter allen
                                 										Umständen, erkaltet nur eine emailartige Masse.
                              
                           
                              4. Analyse eines
                                    											Alabasterglases.
                              Die vorliegende schöne Probe war einem Lampenschirme entnommen und zeichnete sich
                                 										durch eine ungewöhnliche Härte aus. Sie enthielt in 100 Theilen:
                              
                                 
                                    Kieselerde
                                    82,3
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    3,2
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    3,3
                                    
                                 
                                    Kali
                                    5,66
                                    
                                 
                                    Natron
                                    5,60
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––
                                    
                                 
                                    Summa
                                    100,06
                                    
                                 
                              Die eingehende Prüfung auf Fluor, Zinnoxyd, Phosphorsäure,
                                    											Arsensäure u. dgl. ergab ein negatives
                                 										Resultat.
                              Die Trübung scheint durch den ungewöhnlich hohen
                                 										Gehalt an Kieselerde bedingt zu seyn, und es scheint hiervon auch die große
                                 										Härte abzuhängen.
                              Da die so an Kieselerde reichen Gläser, welche große Neigung zu der erwünschten
                                 										Entglasung zeigen, sehr schwer schmelzbar sind, so dürfte die gleichzeitige
                                 										Anwesenheit von Kali
                                 										und Natron auf die Absicht zurückzuführen seyn, das Glas leichter schmelzbar zu
                                 										machen. In der That ist die betreffende Probe ziemlich leichtflüssig.
                              Der hohe Gehalt an Thonerde könnte einen doppelten Ursprung haben, entweder vom
                                 										Glashafen oder von der Anwendung von Kryolith. Ich
                                 										halte dafür, daß er vom Glashafen herrührt, indem ich, falls er einem Zusatze
                                 										von Kryolith seinen Ursprung verdanken sollte, wenigstens Spuren von Fluor hätte
                                 										finden müssen, was mir aber nicht gelang.
                              
                           
                              5. Ueber die Krystallisation des
                                    											chlorsauren Kalis durch Schmelzung.
                              Das chlorsaure Kali kann nicht nur aus seiner wässerigen Lösung, sondern auch
                                 										durch Schmelzung leicht krystallisirt werden. Um sich hiervon zu überzeugen,
                                 										braucht man nur eine hinreichende Quantität desselben vorsichtig zu schmelzen und hierauf langsam erstarren zu lassen.
                                 										Bricht man, ehe Alles erstarrt ist, die obere Decke durch und gießt das noch
                                 										Flüssige ab, so findet man nach dem Erkalten die entstandene Höhlung mit schönen
                                 										dünnen Krystallblättchen ausgelegt.
                              Es wäre wünschenswerth, daß dieselben von competenter Seite näher untersucht
                                 										würden, nachdem wir nur eine kleine Anzahl Substanzen kennen, die auf nassem und
                                 										trockenem Wege gleich leicht krystallisiren. Mir scheinen diese Krystalle mit
                                 										denen identisch zu seyn, welche auf nassem Wege entstehen.
                              Zum Versuch empfiehlt sich am besten eine Platinschale.
                              
                           
                              6. Analyse einer gewöhnlichen
                                    											Torfasche.
                              Bei Benatek in Böhmen kommt ein Torflager vor, welches in neuester Zeit
                                 										ausgenutzt wird, indem man den Torf zum Betriebe einer Branntweinbrennerei
                                 										verwendet. Der Torf hinterläßt beim Veraschen die ansehnliche Menge von
                                 										20–22 Proc. Asche, welche bei der Analyse folgende Zusammensetzung in 100
                                 										Theilen ergab:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 198, S. 179
                                 In Salzsäure löslich; In
                                    											Salzsäure unlöslich; schwefelsauren Kalk; kohlensauren Kalk; Aetzkalk;
                                    											Magnesia; Thonerde und Eisenoxyd; Schwefelcalcium; Kalk; Kieselerde; Wasser
                                    											und Kohle
                                 
                              Alkalien und Phosphorsäure waren nur in Spuren zugegen. Wie sich aus dieser
                                 										Analyse ergibt, wird diese Torfasche durch ihren ungewöhnlich hohen Gehalt an
                                 										Kalk und Gyps, namentlich bei kalkarmen Böden, mit Vortheil als Dungmittel
                                 										verwendet werden können, welche Anwendung auch in der That in großem Maaßstabe
                                 										stattfindet.
                              
                           
                              7. Nothwendige Vorsicht bei
                                    											Anwendung des Paraffins um das Uebersteigen kochender Flüssigkeiten zu
                                    											verhindern.
                              Das Paraffin hat sich bei seiner Indifferenz gegen die meisten sauren und
                                 										alkalischen Flüssigkeiten als sehr brauchbar erwiesen, um das Uebersteigen
                                 										kochender Flüssigkeiten zu verhindern.
                              So kann man dasselbe bei der Bereitung von Sauerstoffgas aus Chlorkalk, des
                                 										Chlors, der schwefligen Säure u.s.w. mit sehr gutem Erfolge anwenden.
                              Diese Anwendung erheischt übrigens eine kleine Vorsicht, auf welche ich erst
                                 										durch Schaden geführt wurde und zwar aus folgendem Anlaß.
                              Als ich die Wahrnehmung gemacht hatte, daß Kupferdrehspäne mit Schwefelsäure
                                 										erhitzt eine äußerst leicht überschäumende Masse lieferten, wurde natürlich
                                 										Paraffin und dieß mit dem besten Erfolge als Gegenmittel angewendet.
                              Bei einem solchen Versuche wurde jedoch der Apparat unter sehr heftiger Explosion
                                 										zerschmettert.
                              Die eingehende Untersuchung ergab, daß sich bei der Temperatur welche die
                                 										Mischung angenommen hatte, eine so merkliche Menge
                                 										Paraffin mit der schwefligen Säure verflüchtigt hatte,
                                 										daß hierdurch das übrigens nicht zu enge
                                 										Gasleitungsrohr verstopft worden war. Es ergibt sich
                                 										hieraus die Nothwendigkeit bei ähnlichen Versuchen möglichst weite
                                 										Gasleitungsröhren anzuwenden, oder doch fleißig zu beobachten, ob sich kein
                                 										Paraffinabsatz gebildet habe, um den Versuch bei Zeiten unterbrechen zu können.
                                 										(Aus den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, VI.
                                 										Folge, IV. Band.)
                              
                           
                        
                           Leichte Anfertigung einer Flüssigkeit zur Erzeugung der
                              										Plateau'schen
                              									Gleichgewichtsfiguren ohne Schwere; von Dr. Rud. Böttger.
                           Zur Erzeugung dieser Figuren, sowie zur Bildung ungewöhnlich
                                 										großer, stundenlang andauernder, mit dem prachtvollsten Farbenschimmer
                                 										auftretender Seifenblasen läßt sich sehr vortheilhaft eine Flüssigkeit
                              									verwenden, deren Anfertigung auf folgende Weise leicht und schnell ausführbar ist.
                              									Man überschüttet in einer geräumigen Flasche fein geschabte Palmölseife mit kaltem destillirtem Wasser und
                              									bereitet sich durch starkes Umschütteln damit eine möglichst gesättigte Lösung,
                              									filtrirt diese durch poröses graues Fließpapier und versetzt sie mit etwa einem
                              									Drittel ihres Volums chemisch reinen concentrirten Glycerins. Vor jedesmaligem Gebrauche derselben erscheint es zweckmäßig,
                              									sie leicht umzuschütteln. Unter Mitwirkung eines kleinen, mit einer Kautschukröhre
                              									versehenen Glastrichters von etwa 2 Zoll Durchmesser lassen sich mit dieser
                              									Flüssigkeit ungewöhnlich lang andauernde und mit stets wechselnder Farbenpracht
                              									auftretende Seifenblasen anfertigen, vorausgesetzt, daß dieselben unmittelbar nach
                              									ihrer Erzeugung vorsichtig auf einen schwach oxydirten und mit der in Rede stehenden
                              									Seifenlösung stark benetzten Eisendrahtring niedergelassen werden. Blasen von 1 Fuß
                              									Durchmesser und darüber halten sich, wenn sie vor Erschütterung und Luftzug gehörig
                              									geschützt werden, nicht selten 5 bis 10 Minuten, solche von 2 bis 3 Zoll Durchmesser
                              									aber stundenlang, ja in den meisten Fällen 10 bis 20 Stunden. (Jahresbericht des
                              									physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.)
                           
                        
                           Photographie für den Holzschnitt.
                           Grüne theilte in England ein neues Verfahren mit,
                              									Photographien auf Holzblöcken herzustellen, so daß man letztere darnach zum Druck
                              									ausschneiden kann. Es ist dieß schon vielfach von Anderen versucht worden, doch
                              									stieß man dabei auf große Schwierigkeiten. Erstens wird die Holzfaser leicht durch
                              									die angewandten Chemikalien angegriffen und zweitens wirkt auch die Schicht, worin
                              									sich das Bild befindet, sofern sie eine Haut bildet, sehr störend. Mag diese Haut
                              									nun aus Gelatine, Albumin oder Collodium bestehen, jedenfalls hat sie die
                              									unangenehme Eigenschaft, beim Schneiden abzuspringen und so letzteres geradezu
                              									unmöglich zu machen. Bei Grüne's Manier fällt diese Haut
                              									fort und das Bild auf dem Block verhält sich fast ganz so, wie eine Zeichnung. In
                              									den Zeitschriften „Graphic“ und
                              											„Illustrated Times“ finden
                              									sich Holzschnitte, welche auf diese Manier hergestellt sind und welche beweisen, daß
                              									dieselbe vollständig zweckentsprechend ist.
                           Zuerst fertigt man nach dem Negativ ein gutes Transparent-Positiv mittelst der
                              									Camera nach dem gewöhnlichen nassen Verfahren. Hierzu eignet sich am besten ein
                              									gutes zähes, nicht überjodirtes Collodium. Man kann irgend ein käufliches
                              									Brom-Jodcollodium verwenden, dem man auf das Pfund 4 bis 8 Gramme
                              									Collodiumwolle hinzugefügt hat. Nach dem Fixiren läßt man die Platte eine halbe
                              									Stunde im Wasser liegen – sie kann auch ohne Schaden mehrere Stunden darin
                              									liegen bleiben – und zieht dann die Haut von dem Glase ab. Zu diesem Zweck
                              									legt man die Platte ein paar Minuten in angesäuertes Wasser (1 Theil Schwefelsäure
                              									und 24 Theile Wasser) und bringt sie dann unter einen Wasserhahn, wodurch die Haut
                              									leicht von der Platte heruntergespült wird und in eine bereitstehende Schale mit
                              									reinem Wasser fällt. Jetzt wird das Bild getont, was bei der abgetrennten Haut
                              									leichter geht, als wenn sie noch auf der Platte befindlich wäre. Der Ton des Bildes
                              									ist für den Holzschneider nicht so sehr wichtig; die Farbe muß sich nur gut von dem
                              									Untergrunde abheben und dabei darf das Bild nicht zu tief und nicht zu dick und
                              									undurchsichtig seyn. Ein Goldbad ist ganz zweckentsprechend, doch muß es mehr
                              									verdünnt werden, als bei Copien auf Albumin-Papier. Auch eine Lösung von
                              									übermangansaurem Kali (2 Theile zu 100 Wasser) ist ganz gut, indem sie ein braunes
                              									Bild gibt. Das getonte Bild kommt in eine andere Schale mit reinem Wasser.
                           Es ist gerade nicht schwer, mit den abgezogenen Häuten weiter zu manipuliren; es ist
                              									am bequemsten, wenn die Schale ein wenig tief ist. Man nimmt einen gewöhnlichen
                              									Kameelhaarpinsel von der Stärke einer Federpose, fährt damit unter die schwimmende
                              									Haut, hebt sie heraus und bringt sie in die andere Schale. Sollte die Haut hierbei
                              									zu sehr zusammenklappen, so bringt man sie mit dem Pinsel leicht wieder
                              									auseinander.
                           Jetzt bringt man die Haut auf den Block; jedoch muß letzterer vorher präparirt seyn.
                              									Derselbe wird nämlich vorher mit Zinkweiß überstrichen, dem man ganz wenig Gelatine
                              									zusetzt, so daß die Farbe nur eben etwas Halt bekommt, jedoch nie eine eigentliche
                              									Gelatinehaut bilden kann. Wenn dieser Farbenüberzug trocken ist, so ist der Block
                              									genau in demselben Zustande, wie ihn für gewöhnlich der Zeichner gebraucht.
                           Die Haut wird folgendermaßen auf den Block gebracht: Man nimmt eine ganz reine
                              									Glasplatte, hält sie im Wasser unter die schwimmende Haut und hebt sie so heraus,
                              									daß letztere auf der Platte liegen bleibt. Mit dem Kameelhaarpinsel streicht man sie
                              									glatt. Das Ganze ist nicht schwierig; doch muß man darauf sehen, daß die Bildseite
                              									der Haut dem Glase zugewendet ist. Jetzt macht man ein Stück halb durchscheinendes
                              									Papier naß und legt es so auf die Haut, daß dieselbe ringsherum 1/4 Zoll übersteht
                              									und auf das Papier umgeklappt wird. Dann hebt man leicht das Papier sammt der Haut
                              									von dem Glase herunter.
                           Nun legt man die Haut sammt dem Papier auf den Block, wobei wiederum die Bildseite
                              									dem Blocke zugekehrt ist, worauf man das Papier entfernt. Da das Papier dünn und
                              									transparent ist, so ist man im Stande, das Bild auf dem Block in die richtige Lage
                              									zu bringen. Mit dem Pinsel hilft man ein wenig nach und streicht Falten und Blasen
                              									fort. Jetzt drückt man mit einem Stück Löschpapier die Haut sanft auf dem Block an,
                              									wodurch man zugleich das überflüssige Wasser entfernt. Wenn die Haut oberflächlich
                              									trocken ist, wird Alkohol darüber gegossen, um das übrige Wasser vollends zu
                              									beseitigen, und dann mittelst Alkohol und Aether das Collodium der Haut aufgelöst,
                              									und so bleibt zuletzt ein braunes oder schwarzes Bild, aus unendlich feinem
                              									Metallstaube bestehend, fest auf dem Block haftend.
                           Wenn das Negativ nach der Natur aufgenommen ist, so zeigt das Bild natürlich nur Töne
                              									und nicht die Technik eines Holzschnittes. Viele Holzschneider sind gewohnt, beim
                              									Schneiden Töne in Linien zu übersetzen und finden weiter keine Schwierigkeit darin,
                              									nach Tönen zu arbeiten; doch in der Regel soll eigentlich der Zeichner die Zeichnung
                              									in Linien ausführen, die der Holzschneider dann ebenso auszuschneiden hat. Es wird
                              									daher zuweilen ganz gut seyn, den Block mit der Photographie einem Zeichner, der mit
                              									dergleichen umzugehen weiß, zu übergeben, der ohne viel Arbeit mit wenigen
                              									Bleistiftstrichen andeutet, auf welche Weise der jedesmalige Effect am besten zu
                              									erreichen ist. Wir haben Köpfe gesehen, einen bis zwei Zoll groß, Vergrößerungen
                              									nach kleinen Kartenporträts aus Gruppen heraus; dieselben hatten bei großer
                              									Aehnlichkeit dem Zeichner und Holzschneider verhältnißmäßig wenig Mühe gemacht.
                           Dergleichen photographische Bilder ohne Collodium- oder sonstige Haut lassen
                              									sich auch sehr gut auf Holzflächen, Elfenbein u.s.w. als Verzierungen anbringen.
                              									(Photographische Mittheilungen, September 1870, S. 145.)
                           
                        
                           Die Erbswurst-Fabrik in Berlin.
                           Zu den eigenthümlichen Schöpfungen, welche der Krieg in Berlin hervorgerufen hat,
                              									gehört auch eine große Wurstfabrik besonderer Art. Ein Berliner Koch, Namens Grünberg, hat nämlich eine sogen. Erbswurst erfunden und
                              									sein Geheimniß dem Kriegsministerium für den Preis von 37,000 Thalern verkauft.
                              									Richtiger gesagt, ist das Fabricat nicht sowohl eine Erbswurst, sondern ein
                              									vollständiges Erbsengericht, in einen Darm gefüllt, getrocknet und dauerhaft
                              									gemacht. Das Geheimniß besteht in dem Zusatze von Salzen etc., welche verhindern daß die
                              										„Wurst“ säuert. Der Vortheil einer solchen schon
                              									vollständig präparirten Speisequantität wohlschmeckenden Essens für die Ernährung
                              									der Soldaten im Feld liegt aus der Hand. Es brauchen die Viehheerden dem Heere nicht
                              									nachgetrieben zu werden, man ist also nicht der Gefahr ausgesetzt, daß Seuchen unter
                              									dem Vieh ausbrechen und die vielen tausend Centner Knochen und Häute bleiben zu
                              									Hause und am großen Markt. Die errichtete Wurstfabrik beschäftigt ein
                              									Arbeiterpersonal von nicht weniger als 1200 Personen, von denen 20 Köche an je 2
                              									Kesseln, also an 40 Wurstbrei-Kesseln, die Masse bereiten, welche von 150
                              									Wurstspritzen, von je einem Arbeiter bedient, in die Därme getrieben wird.
                              									Verarbeitet werden täglich 225 Ctr. Speck, 450 Ctr. Erbsmehl, 28 Scheffel Zwiebeln,
                              									32 Säcke Salz (à 125 Pfd.). Anfangs wurden
                              									täglich nur 30,000 Würste (oder Mittagsportionen) fertig und nur die II. Armee
                              									versorgt. Jetzt hat auch der Kronprinz für die III. Armee Bestellung gemacht, so daß
                              									täglich 75,000 Stück Würste bereitet werden, verpackt in 600 Kisten à 100 bis 150 Stück, von 18 Böttchern
                              									transportfähig gemacht. Der Soldat braucht die Wurst (1 Pfd.) nur in seinen
                              									Feldkessel zu legen und das Wasser siedend zu machen, so ist er fertig und hat genug
                              									daran. Die Löhne in der Fabrik, welche viele brodlos gewordene Frauen eingezogener
                              									Landwehrleute beschäftigt, sind reichlich bemessen. Ein Koch erhält täglich 3 1/4
                              									Thlr., ein Mann an der Spritze 1 3/4 Thlr., ein Fleischschneider 1 1/2 Thlr., ein
                              									gewöhnlicher Arbeiter und ebenso eine Aufseherin 5/6 bis 1 Thlr.; die
                              									Gesammtausgaben betragen gegenwärtig täglich 37,000 Thlr. – Die Fabrik ist
                              									nicht Privatunternehmen, sondern das Kriegsministerium hat sie selbst übernommen und
                              									den Erfinder wie Andere (Buchhalter etc.) als Beamte angestellt. Die Präparirung des
                              									Erbsmehles hat die Brauerei von D'heureuse und Busse übernommen. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr.
                              									39.)
                           
                        
                           Methode, die Eigenschaften des Hopfens auf dem Lager zu
                              									conserviren.
                           Für den Gebrauch des Hopfens in den Bierbrauereien ist sein specifisch aromatischer
                              									Geruch und Geschmack maßgebend. Nach Qualität treten diese Eigenschaften an frischem
                              									Hopfen mehr oder weniger vor, verschwinden aber bei altem nicht nur in sehr
                              									merklichem Grade, sondern es zeigt auch das Aroma des alten Hopfens einen dem jungen
                              									ganz fremdartigen Geruch. Mit dieser inneren Entwerthung des Hopfens durch das Alter
                              									geht die Annahme einer dunkleren Farbe, welche man bekanntlich durch das Schwefeln
                              									zu decken sucht, Hand in Hand. Die Berührung des Hopfens mit der freien Luft und der
                              									Sonne, die Wärme und Feuchtigkeit sind es, welche dem Hopfen auf dem Lager schaden,
                              									indem das Hopfenöl und die bitteren Stoffe sich theilweise verflüchtigen, theilweise
                              									aber durch den oxydirenden Sauerstoff der Luft nachtheilige Veränderungen erleiden.
                              										Dr. Brainard schlägt nun
                              									vor, den in dem Hopfenharz enthaltenen bitteren Stoffen, sowie dem aromatischen
                              									Hopfenöl während des Lagerns ihre werthvollen Eigenschaften dadurch zu erhalten, daß
                              									er sie dem Wechsel der Luft und dem Licht entzieht, die sie umgebende Luft
                              									vollkommen trocken hält und ihre Temperatur auf ungefähr + 10°C. herabbringt.
                              									Zu diesem Zwecke verpackt er den trockenen Hopfen in gut ausgetrocknete Säcke und
                              									speichert diese in einer Hopfenkammer auf, welche er auf einer Mitternachtseite
                              									eines Gebäudes und aus wasserdichtem Material so aufbaut, daß sie luftdicht
                              									verschließbar ist. Dieselbe ist von einer äußeren, aus schlechten Wärmeleitern
                              									bestehenden Wand und Bedachung eingeschlossen, der leere Raum aber zwischen beiden
                              									Wänden mit einem Eishause in Verbindung gebracht, so daß die Temperatur in der
                              									Hopfenkammer sich constant auf dem oben angegebenen Grade hält. Unter Brainard's Leitung und Aufsicht ist eine solche
                              									Hopfenkammer bereits in Gebrauch und er constatirt, daß man in einer solchen den
                              									Hopfen jahrelang werde ohne Verlust aufbewahren können. (Gewerbeblatt für das Großh.
                              									Hessen.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Sassafrasöles auf den Tabak; von Dr. Shelby zu Huntsville in
                              									Alabama.
                           Nach einer Mittheilung des Dr. Thompson in Nashville soll
                              									die narkotische Wirkung des Tabaks beim Rauchen durch einen Zusatz von
                              									Sassafrasrinde verhütet, und wenn sie schon eingetreten ist, durch Rauchen jenes Gemenges wieder vertrieben
                              									werden.
                           Der Verf. hat dieß durch wiederholte eigene Versuche bestätigt gefunden; die Wirkung
                              									scheint im ätherischen Oele der Rinde zu liegen; denn Cigarren, in welche der Verf.
                              									einige Tropfen desselben hatte einziehen lassen, äußerten ebenso wenig eine
                              									narkotische Wirkung. Der Verf. fand auch in einem schon vor 10 Jahren erschienenen
                              									Buche angegeben, daß die narkotische Wirkung des Bilsen durch Sassafrasöl aufgehoben
                              									werde. Nicht minder soll sich dasselbe gegen Schlangenbisse bewährt haben. (Aus dem
                              										American Journal of Pharmacie, 1869 S. 451, durch
                              									die Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie.)
                           
                        
                           Die Gespinnstpflanze Ramié.
                           Mit dieser Gespinnstpflanze, über welche im Jahrg. 1869 des polytechn. Journals, Bd. CXCIII S. 343 berichtet wurde, sind in
                              									den letzten Jahren in Amerika und Asien rationelle Culturversuche gemacht worden,
                              									worüber die deutsche Industriezeitung Folgendes mittheilt:
                           In großer Ueppigkeit gedeiht die Ramiépflanze auf der Insel Java und an der
                              									Grenze von China, wo sie mit besonderem Erfolg neben den Reisfeldern cultivirt wird;
                              									sie erreicht dort eine Höhe von 6–8 Fuß, während sie in England nur bis zu
                              									einer Höhe von 3 Fuß gelangt. Die Zähigkeit, Weiße und Schönheit ihrer Fasern hat
                              									schon vor längerer Zeit die Aufmerksamkeit der holländischen Regierung auf sich
                              									gezogen; in englischen Spinnereien wird die Faser bereits verarbeitet und liefert
                              									dieselbe ein so seines, äußerst haltbares und vortreffliches Gewebe, daß dasselbe
                              									von dem feinsten Leinenbattist kaum zu unterscheiden ist. Die Ramiéfaser
                              									übertrifft die Faser des besten Hanfes um mehr als 50 Proc. an Festigkeit, ist weit
                              									weniger der Veränderung durch anhaltende Feuchtigkeit unterworfen, als der beste
                              									europäische Hanf, gibt weniger Abfall als dieser, und kann, was die Hauptsache ist,
                              									mit Beibehalt ihres natürlichen Glanzes weit feiner gesponnen werden. Die daraus
                              									gefertigten Gewebe haben die doppelte Festigkeit der leinenen Gewebe, erhalten sich
                              									besonders in einer außerordentlich blendenden Weiße, auch übertrifft die
                              									Ramié alle bisher verwendeten Gespinnstpflanzen durch die Höhe der Production
                              									an spinnbarem Stoff. Die Pflanze ist sehr leicht anzubauen; sie verlangt, wenn sie
                              									begünstigt seyn soll, einen leichten, nahrhaften, tiefen, feuchtigkeithaltenden
                              									Boden; man hat beobachtet, daß sie an schattigen Orten, an Zäunen, Hecken, auf
                              									Schutthäufen, in der Nähe von Gebäuden, besonders gedeiht. – Behufs ihrer
                              									weiteren Fortpflanzung zerschneidet man die fleischige Wurzel in Stücke und legt
                              									diese 3–4 Fuß von einander entfernt in Reihen aus. Im Anfang des Wachsthumes
                              									lockert man rings um die Pflanze den Boden auf und zerstört etwaiges Unkraut. Die
                              									Pflanzen entwickeln ihre Stengel bald zu der Höhe von 5–7 Fuß; sobald die
                              									Oberhaut des Stengels eine dunkelbräunliche Farbe annimmt, schneidet man die Stengel
                              									ab; ihre vollkommene Reife darf man nicht abwarten, weil sonst der Bast weniger gut
                              									seyn würde. Man kann die Pflanze jährlich wenigstens viermal schneiden; im ersten
                              									Jahr gibt der erste Schnitt 4, der zweite Schnitt 6–8, der dritte Schnitt
                              									10–12, der vierte Schnitt 16–20 Stengel von jedem Stock; in den
                              									folgenden Jahren ist die Production größer. Zur Gewinnung der Faser röstet man in
                              									Amerika die von den Blättern befreiten Stengel in mit Wasser angefüllten Kübeln,
                              									befreit sie dann mittelst einer Art Schabeisen von der äußeren Bedeckung, trocknet
                              									sie und bleicht sie dann auf Gestellen. Die Theile unter der äußeren Rinde bilden
                              									den bekannten Handelsartikel. Diese werden auch noch mittelst hölzerner Klappen
                              									(ähnlich wie dieselben zum Schaben der Weiden gebraucht werden) von der äußeren
                              									holzigen Rinde befreit. Am einfachsten und zweckmäßigsten soll die obige Handhabung
                              									mittelst der Wasserkübel seyn und ist es gut, dem Wasser etwas Salzsäure zuzusetzen,
                              									wodurch man binnen 24 Stunden den Zweck am vollkommensten erreicht. Die
                              									Ramiépflanze bildet jetzt in Nordamerika und England bereits den Gegenstand
                              									einer sorgfältigen Cultur, und da auch in Frankreich schon die günstigsten Resultate
                              									mit ihr erzielt werden, so wären gewiß für Deutschland, namentlich für die
                              									südlicheren Gegenden, Anbauversuche sehr zu empfehlen; wie durch die Erfahrung
                              									bereits bewiesen, ist die Pflege dieser Gespinnstpflanze eine sehr gewinnbringende.
                              									Um die Einführung der Ramie in Deutschland haben sich besonders die Herren Prof. v. Blum in Leyden, Prof. Dr. Fraas in München und J. F. Reif in Prag viel Verdienst erworben, und ist der letztere, durch das k.
                              									k. österr. Consulat in New-Orleans auf sehr anerkennenswerthe Weise
                              									unterstützt, stets bereit, Prospecte, Brochüren oder anderweitige Auskunft jedem
                              									Anfragenden zu ertheilen. Hr. J. Bruckner in
                              									New-Orleans, 104 Gravier-Street, und ebenso die Generalagentur von J.
                              									F. Reif in Prag liefern die Pflanzen je nach Größe der Bestellung zu 5–15
                              									Doll. pro hundert Stück. Die günstigste Anpflanzung ist
                              									Anfangs März bis Mitte Mai.
                           
                        
                           Hannoversche Petroleumquellen.
                           Es scheint, daß die Petroleum-Gewinnung in Deutschland größeren Umfang
                              									annimmt. In Betreff der längst bekannten Fundstätten im Hannoverschen schreibt man
                              									der D. V. Z.: Die Bohrungen bei Heide bezweckten, zu untersuchen, in wie großem
                              									Umfange sich eine auf 120 bis 130 Fuß tief liegende, fette Petroleumkreidelage
                              									erstreckt. Man hat bereits früher über 400 Fuß tief in die Kreide gebohrt, wo die
                              									ersten 140 bis 150 Fuß sehr reichhaltig an Petroleum waren, während dasselbe an
                              									anderen Schichten abwechselnd vorgefunden wurde. Auf 400 Fuß in der Kreide (die
                              									Unternehmer konnten mit den ungenügenden Bohrapparaten nicht tiefer kommen) hat man
                              									wieder fast reines Petroleum herausgebohrt. Nachdem nun diese Vorarbeiten unter
                              									Leitung der Herren Nissen und Volkens, zum Zwecke der demnächst zu gründenden Actiengesellschaft
                              									ausgeführt, über alle Erwartungen glänzend ausgefallen sind, wurde vor kurzer Zeit
                              									mit der projectirten 1000füßigen Bohrung begonnen. Zu diesem großartigen Unternehmen
                              									haben die Unternehmer einen sehr weiten circa 52 Fuß
                              									hohen Bohrthurm mit einer vollständigen maschinenmäßigen Einrichtung gebaut. Das
                              									Bohrloch, welches mit dickem Eisenblech verrohrt wird, hat eine Weite von 16 1/2
                              									Zoll Hamb. Maaß. Heute wurde bereits die Petroleumkreide mit dem Meißel geschlagen,
                              									welche dermaßen von Petroleum durchdrungen war, daß dieselbe mehr Aehnlichkeit mit
                              									Pech als mit Kreide hatte. Das Feuer in der anliegenden Schmiede überzeugte uns
                              									jedoch bald, nachdem das Petroleum ausgebrannt, daß der Rückstand reine, weiße und
                              									weiche Kreide war. Die Petroleumkreide, welche mittelst eines Schachtes oder durch
                              									offenen Tagebau gewonnen werden soll, und die mindestens doppelt so reichhaltig ist,
                              									als der bisher verarbeitete Petroleumsand, beabsichtigt man, nachdem das Petroleum
                              									aus derselben gewonnen, für Cement zu verarbeiten. (Gewerbeblatt für das
                              									Großherzogthum Hessen, 1870, Nr. 20.)
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In Haedicke's Theorie der Dampfmaschine im vorhergehenden
                              									Heft lese man in der Anmerkung S. 12 Zeile 5 v. u. statt
                              										„zulassen“
                              									nicht zulassen.