| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 354 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hufeisen-Schmiedemaschine.
                           Obgleich die Dampfkraft den Pferden zum Fortbewegen von Lasten zu Lande viel Arbeit
                              									abgenommen hat, so ist doch bekanntlich der Bedarf von Pferden im Civil wie im
                              									Militär nicht geringer wie früher geworden und scheint sogar fortwährend zu wachsen.
                              									Hieraus folgt, daß auch die Anzahl der zu beschaffenden Hufeisen, welche bis jetzt
                              									wohl noch überall von Hand geschmiedet werden, im Allgemeinen zunehmen und daß es
                              									daher wünschenswerth seyn wird, zum Schmieden derselben die Fortschritte der Technik
                              									benutzen zu können. Dieß ist denn jetzt auch erzielt worden; der Ingenieur Dopp in Berlin hat nämlich eine
                              									solche Maschine construirt (welche bereits in Preußen patentirt wurde) und mit
                              									Anwendung derselben eine Hufeisenfabrik errichtet. Diese Maschine besteht, soweit
                              									wir über dieselbe berichten können, aus einem Maschinencomplex, bedarf zu ihrer
                              									Bedienung sechs Mann (Arbeitsleute), und wird durch Dampf getrieben. Sie liefert
                              									eine Arbeit welche sauberer als die Handarbeit ist und zu einem Preise welcher sich
                              									zu dem durch Handarbeit hergestellten Erzeugniß etwa verhält wie 5 : 6, wobei zu
                              									beachten ist, daß bei Hufeisen der Hauptwerth in dem Material selbst liegt. Die
                              									Fabrik fertigt bereits Hufeisen in allen Nummern und findet ihre Abnehmer theils bei
                              									den Schmiedemeistern, theils beim Militär.
                           Dr. Rob. Schmidt.
                           
                        
                           Ueber die Producte der Spinnerei und Weberei, welche in den
                              									Pfahlbauten aufgefunden worden sind.
                           In der Februar-Versammlung 1870 des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes
                              									in Preußen sprach Hr. Dr. Max Weigert (in Berlin) über diese Producte, wornach feststehe, daß bereits in
                              									den zur Steinzeit bewohnten Bauten Flachs in ausgedehntem Maaße cultivirt und zu den
                              									verschiedensten Gespinnsten, Schnüren, Seilen etc. verarbeitet worden sey. Es seyen
                              									zahlreiche Stücke solcher Gespinnste sowie Massen von Spinnwirteln aus Stein und
                              									Thon vorhanden. Reste von Geflechten, die zu Matten, Decken und Gewändern gedient
                              									haben, zeigten die weitere Verarbeitung dieser Gespinnste durch die Kunst des
                              									Flechtens, während zahlreich aufgefundene Webesteine, neben Ueberbleibseln von
                              									unzweifelhaft durch Weben hergestellten Stoffen bewiesen, daß auch die Arbeit des
                              									Webens bereits bekannt gewesen sey. Diese sey auf einem Webestuhle mit vertical
                              									stehender Kette ausgeführt, der durch sinnreiche Ergänzung jetzt als reconstruirt
                              									gelten könne. – Die Untersuchungen über die Uranfänge seyen geeignet,
                              									wichtige Aufschlüsse über die Culturentwickelung des Menschengeschlechtes im
                              									Allgemeinen zu geben, indem von den beiden im Alterthum angewendeten Systemen des
                              									Webestuhles – dem mit horizontal ausgespannter Kette (à basses lisses) und dem mit senkrecht stehender Kette (à hautes lisses) – in frühester Zeit das
                              									erstere Indien und Egypten eigenthümlich sey, während das zweite bei den
                              									graeco-italischen Völkern in Gebrauch gewesen sey – ein Beweis daß die
                              									europäische Cultur von Afrika und Asien erst zu einer Zeit beeinflußt worden, da sie
                              									selbst schon ansehnlich vorgeschritten gewesen sey. (Verhandlungen des Vereines zur
                              									Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1870 S. 47.)
                           
                        
                           Rauchverzehrende Feuerung für jedes Brennmaterial; von Albert
                              										Wagner, Architekt in Stuttgart.
                           Diese Feuerung besteht zunächst aus einem Rost, auf welchem wie gewöhnlich ein Feuer
                              									von kleinem Holz angezündet wird, so daß die ganze Rostfläche mit brennendem Holz bedeckt ist. Auf
                              									die ganze Länge des Rostes, an den beiden Langseiten desselben und etwa 1 Zoll höher
                              									als dieser, findet die Flamme durch je einen niederen Canal ihren Abzug. Ueber dem
                              									Rost, also über der eigentlichen Gluth, befindet sich der Füllraum, dessen
                              									Länge- und Breitedimensionen etwas kleiner sind als die des Rostes. Dieser
                              									Füllraum wird, nachdem das Feuer eine Zeit lang brennt, mit dem Brennmaterial
                              									angefüllt und je nach dem Quantum welches auf einmal eingefüllt worden, respective
                              									je nach der Länge des Zeitraumes während welchem das Feuer anhalten soll, kann die
                              									Höhe dieses Fullraumes größer oder kleiner seyn. Die oben beschriebenen, an beiden
                              									Seiten des Rostes befindlichen Abzugscanäle sind mit der dort am stärksten
                              									brennenden Gluth verschüttet, so daß sich frisch eingeworfenes Brennmaterial nur
                              									über der Gluth anhäuft, nie aber in die Abzugscanäle fallen und dort die Gluth bedecken kann, vielmehr bleiben diese
                              									Canäle stets mit Gluth angefüllt und aller Rauch welcher sich über der Gluth im
                              									frisch eingefüllten Brennmaterial erzeugt, findet keinen anderen Ausweg, als durch
                              									die mit Gluth gefüllten zwei Abzugscanäle. Die Folge ist, daß dieser Rauch bei
                              									aufmerksamer Behandlung vollkommen, bei nachläßiger Behandlung beinahe vollkommen
                              									verbrennt. Das Verrußen des Ofens ist hierdurch nicht möglich.
                           Außer den erwähnten zwei Abzugscanälen führt vom oberen Theil des Füllraumes eine
                              									kleine Rauchröhre zum Hauptabzugsrohr. Dieselbe ist mit einer Klappe versehen und
                              									hat den Zweck, den Rauch abzuführen, welcher sich beim Anzünden des Holzfeuers oder
                              									beim Oeffnen der Heizthür oder einer Kochöffnung dort ansammeln kann.
                           Die zwei über dem Rost befindlichen Abzugscanäle ermöglichen daß feines
                              									Brennmaterial, welches bei gewöhnlichen Feuerungen das Feuer ersticken würde, hier
                              									ganz gut gebraucht werden kann, weil die Flamme ihren Weg nicht durch das
                              									aufgeschüttete Brennmaterial hindurch zu nehmen hat, sondern unter demselben, es mag
                              									noch so dicht ausgeschüttet seyn, unbehindert weiter brennen kann.
                           Es kann also der Ofen ebensogut mit Steinkohlengries, Torfabfällen, Gerberlohe,
                              									Sägemehl, Kohksklein, als mit Steinkohlenstücken, Kohks oder Holz gefeuert
                              									werden.
                           Wird der Ofen von Eisen ausgeführt, so verbreitet er alsbald, nachdem er gefeuert
                              									ist, eine schnelle Wärme. Dicke Ofenwandungen verhindern einestheils das
                              									Glühendwerden desselben und sind die Ursache, warum derselbe noch lange, nachdem das
                              									Feuer erloschen ist, warm bleibt. Aber auch der Füllraum des Ofens, welcher eine
                              									große Quantität Brennmaterial aufnimmt, bewirkt daß das Feuer je nach der Art des
                              									Brennmateriales und der Größe des Füllraumes kürzere oder längere Zeit anhält.
                           Ein solcher Ofen von Fayence hat außer dem schöneren Aussehen noch den Vortheil einer
                              									gleichmäßiger anhaltenden Wärme.
                           Ein schmiedeeiserner Ofen von Eisenblech, welcher an der Feuerung gut ausgemauert
                              									ist, hat gegenüber den vorgenannten den Vortheil, daß derselbe dauerhafter als ein
                              									solcher von Fayence, und angenehmer als ein gußeiserner ist, weil er ebenso
                              									gleichmäßig wie ein solcher von Fayence, dabei noch etwas schneller als ein solcher
                              									heizt. Es müssen übrigens zum Ausmauern dieser Oefen am Feuer die allerbesten
                              									feuerfesten Steine verwendet werden.
                           Bei den im Handel befindlichen gußeisernen Oefen dieser Construction geht der Zug von
                              									den zwei seitlichen Abzugscanälen an den Ofenwandungen abwärts, dann in die hinter
                              									dem Ofen aufsteigende Ofenröhre. Durch diesen Zug nach unten wird der Ofen in der
                              									Nähe des Bodens am wärmsten, während die obersten Theile desselben weniger heiß
                              									werden. Es ist dieß für die Bewohner des Zimmers angenehmer, als wenn die Hauptwärme
                              									oben ausstrahlt; denn abgesehen davon, daß unten im Zimmer die kälteren
                              									Luftschichten sind, welche geeigneter sind die Wärme aufzunehmen, als die oberen,
                              									daß also ein Ofen der unten heizt, vortheilhafter ist, als einer der hauptsächlich
                              									oben heizt, ist es höchst lästig, in der Höhe des Kopfes eine große
                              									Wärmeausstrahlung zu empfinden.
                           An diesem im Handel befindlichen Ofen befinden sich zwei kleine Kochöffnugen, wo etwa
                              									der Kaffee und für eine anspruchslose Familie auch das Mittagessen gekocht werden
                              									kann.
                           Eigentliche Kochöfen und Kochherde mit dieser Feuerung können übrigens leicht von
                              									Gußeisen oder Schmiedeeisen, auch von Fayence, gefertigt werden und haben dieselben
                              									immer die nämlichen Vortheile gegenüber den bisher bestehenden, nämlich daß jedes
                              									Brennmaterial mit lange anhaltendem Feuer und großer Ersparniß gebraucht Werden
                              									kann, und daß ein Verrußen nicht stattfindet.
                           
                           Was nun die Brennmaterialersparniß betrifft, welche bei dieser Feuerung erzielt wird,
                              									so rührt dieselbe nicht nur daher, daß das billigste Brennmaterial, welches an den
                              									betreffenden Orten zu haben ist, verwendet werden kann, und daß dasselbe vollkommen
                              									verbrennt, sondern auch namentlich daher, daß die Feuerung eine mehr abgeschlossene
                              									ist, als gewöhnlich. Es weiß jeder Heizer an Kesselfeuerungen, daß die Hauptsache
                              									die ist, die Feuerthür möglichst selten zu öffnen und die ganze Fläche des Rostes
                              									stets mit Brennmaterial bedeckt zu haben; denn wenn dieß nicht der Fall ist, so wird
                              									die Luft, welche dann mit Leichtigkeit durch die offene Feuerthür oder durch den
                              									freien Rost zum Schornstein gelangen kann, ohne durch die Gluth hindurchstreichen zu
                              									müssen, nichts zur Entwickelung derselben beitragen, sie nimmt vielmehr ein
                              									bedeutendes Wärmequantum des Feuerraumes auf, um es nutzlos zum Schornstein zu
                              									führen.
                           Dieser Umstand, welcher gewöhnlich durch Unkenntniß oder Gleichgültigkeit unbeachtet
                              									bleibt, und welcher die Ursache seyn kann, warum das Feuer schlecht brennt, kann bei
                              									obiger Feuerung deßhalb nicht vorkommen, weil durch das im Füller befindliche
                              									Brennmaterial der ganze Rost und das ganze Feuer bedeckt ist, und weil beim Oeffnen
                              									oder Offenstehenlassen der Feuerthür die Luft nicht zum Feuerraum gelangen kann,
                              									ohne zuerst durch die Gluth hindurch gedrungen zu seyn und dadurch zur Entwickelung
                              									des Feuers beigetragen zu haben.
                           Die bis jetzt ausgeführten Feuerungen nach diesem System, nämlich Zimmeröfen von
                              									Gußeisen, Schmiedeeisen und Fayence, sowie Kochherde, genügen den oben genannten
                              									Anforderungen beinahe in jeder Hinsicht, und es ist anzunehmen daß sich dieses
                              									System ebenso für Dampfkessel etc. bewähren wird.
                           Wenn hierdurch dem Rußen und Rauchen der vielen Dampfkamine abgeholfen würde, so wäre
                              									eine Hauptcalamität der industriellen Städte beseitigt. (Württembergisches
                              									Gewerbeblatt, 1870, Nr. 42.)
                           
                        
                           Der Füllregulirofen von Professor Meidinger in Carlsruhe.
                           Dieser Ofen wird von Dr. E. Wiederhold in Max Wirth's soeben erschienenem „deutschem
                                 										Gewerbskalender“ für 1871 lebhaft empfohlen. Zu der Construction
                              									dieses Ofens gab dem Erfinder der Wunsch des Capitän Koldeway Veranlassung, für die Nordpolexpedition einen Ofen zu besitzen,
                              									der einen kleinen Raum einnehme, eine gute Ventilation bewirke und bei geringem
                              									Brennmaterialverbrauch namentlich die glühende Wärmestrahlung der Steinkohlenöfen
                              									vermeide. Meidinger hat diese Aufgabe glücklich
                              									gelöst.
                           Sein Ofen besteht im Wesentlichen aus einem gußeisernen Heizcylinder, welcher von
                              									einem doppelten Blechmantel umgeben ist. Der Heizcylinder ist oben mit einem lose
                              									ausliegenden Deckel versehen, welcher, wenn der Ofen mit Feuerungsmaterial, zu
                              									welchem sich am besten nußgroße Kohksstücke eignen, beschickt werden soll, abgehoben
                              									wird und mit welchem man, nachdem man die Kohkssäule durch oben aufgelegtes
                              									brennendes Reisig entzündet hat, den Cylinder wieder bedeckt. Der letztere hat am
                              									Boden eine knieförmige Erweiterung, an welcher sich eine luftdicht schließende
                              									Feuerthür befindet, die sowohl völlig aufgeklappt als auch Zeitlich vorgeschoben
                              									werden kann, so daß für den Zutritt von Luft bald ein größerer, bald ein kleinerer
                              									Spalt, je nach Bedürfniß, gebildet wird. Der Ofen hat weder Rost noch Aschenfall.
                              									Die Entzündung breitet sich von oben nach unten aus und in demselben Maaße kommen
                              									die oberen Schichten Kohks wieder aus dem Glühen; ist die Entzündung unten
                              									angelangt, so nimmt die Verbrennung wieder den umgekehrten Weg von unten nach oben,
                              									bis alles Feuermaterial aufgebraucht ist. Der Ofen wird täglich einmal mit der
                              									nöthigen Menge Kohks beschickt; er brennt Tag und Nacht, ohne daß es nothwendig
                              									wäre, das Feuer täglich von Neuem anzumachen. Schlacken und Asche werden täglich
                              									einmal durch die Feuerthür entfernt. Durch den doppelten Mantel findet eine sehr
                              									rasche Luftströmung statt, die kalte Luft tritt unten am Boden ein, streicht am
                              									Cylinder empor und strömt durch eine durchlöcherte Gußplatte nach oben in das
                              									Zimmer. Durch diese Einrichtung wird der Heizungscylinder stets so weit abgekühlt,
                              									daß er höchstens schwach rothglühend wird, jede lästige strahlende Wärme indessen
                              									vermieden. Der untere Theil des Ofens ist denn auch so kalt, daß man ihn ganz
                              									unbedenklich auf einen Teppich stellen kann. Die Regulirung der Wärme geschieht
                              									theils durch die Feuerthür, theils durch einen siebartig durchlöcherten Rohrstutzen, der am Rauchrohr
                              									angebracht und durch eine Klappe verschlossen wird. Diese Klappe findet sich aber
                              									unterhalb des eigentlichen Abzugscanales für die Feuergase, so daß durch etwaiges
                              									unvorsichtiges Schließen niemals eine Ausströmung von Kohlenoxydgas in die Zimmer
                              									vorkommen kann; durch das Oeffnen derselben tritt nur kalte Luft in das Rauchrohr,
                              									wodurch der Zug im Ofen gemindert wird.
                           Der billige Preis, – ein Ofen zu 12 Thlr. reicht schon für ein ziemlich großes
                              									Zimmer aus, – zusammengenommen mit ihren unläugbaren Vorzügen vor allen
                              									ähnlichen Constructionen machen nach Wiederhold's Ansicht diese Oefen zu einer der beachtenswerthesten
                              									neuen Erscheinungen im Gebiete des Hauswesens. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr.
                              									43.)
                           
                        
                           Ueber Anwendung von Cement-Verputz in den geschlossenen
                              									Arbeitsräumen der chemischen Laboratorien.
                           Bei dem im Jahre 1865 erfolgten Neubau des chemischen Laboratoriums der k.
                              									Kreis-Gewerbsschule zu Bayreuth ließ ich die Rückwände der geschlossenen
                              									Arbeitsräume mit Portlandcement auskleiden, wobei die Vorsicht gebraucht wurde, den
                              									Verputz zu poliren.
                           Seit dieser Zeit sind nun genannte Räume in stetem Gebrauch und wurden namentlich in
                              									dem einen, der das Sandbad umschließt, große Mengen von Säuredämpfen etc.
                              									entwickelt. Trotzdem ist aber der Cement-Verputz noch heutigen Tages wie neu;
                              									wenn er auch oft von den sich anschlagenden Dämpfen befeuchtet und durchnäßt wurde,
                              									so war er in kurzer Zeit doch wieder vollständig trocken und nie beobachtete ich ein
                              									Ablaufen der Flüssigkeiten, wie dieß häufig an zur Auskleidung verwendeten Kacheln
                              									vorkommt.
                           Es dürfte sich daher die Anwendung von Cement zu dem genannten Zwecke sehr
                              									empfehlen.
                           Spieß, k. Lehrer für Chemie.
                           
                        
                           Ueber Ausscheidung der kohligen und Asphalt-Antheile
                              									aus dem Steinkohlentheer; von Dr. E. Jacobsen.
                           Versetzt man Steinkohlentheer mit etwa dem halben Volumen Schwefelkohlenstoff, so
                              									wird sämmtlicher freier Kohlenstoff pulverig abgeschieden; wird von der decantirten
                              									Flüssigkeit der Schwefelkohlenstoff abgeblasen und versetzt man die Flüssigkeit dann
                              									mit Richten Petroleumölen, so scheidet sich der Gesammtgehalt an braunem Asphalt ab,
                              									während die überstehende Flüssigkeit nach dem Abblasen des Petroleumäthers ein tief
                              									orangegelbes klares Oel bildet, welches neben Naphtalin auch Anthracen u.s.w.
                              									enthält. In ähnlicher Weise kann man Steinkohlenpech von den kohligen und
                              									Asphalt-Antheilen trennen und da hiervon befreite Theerproducte leichter zu
                              									fractioniren sind und weniger auf Kosten der höheren Kohlenwasserstoffe vergast
                              									werden, so ließe sich ein ähnliches Verfahren vielleicht auch in der Technik zur
                              									Darstellung des Anthracens benutzen. Schwefelkohlenstoff und Petroleumäther lassen
                              									sich schon bei niedrigen Temperaturen immer wieder gewinnen, der Verlust dürfte
                              									namentlich in den von E. F. Richter construirten
                              									Apparaten zur Entfettung der Oelsaat mit Schwefelkohlenstoff unwesentlich seyn.
                              									Setzt man zum Steinkohlentheer direct Petroleumäther, so bildet der sich
                              									ausscheidende Asphalt mit dem freien Kohlenstoff und einem Theil der Schweröle eine
                              									zähe, schwer zu behandelnde Masse, durch Zusatz eines Gemisches von
                              									Schwefelkohlenstoff und Petroleumäther zum Theer wird ein Theil des braunen
                              									Asphaltes in Lösung gehalten. (Aus des Verfassers
                              										„chemisch-technischem Repertorium,“ zweites
                              									Halbjahr.
                           
                        
                           
                           Ueber Nitrirung des Anthracens in weingeistiger Lösung; von
                              									Prof. Bolley.
                           Erhitzt man in Weingeist gelöstes Anthracen mit Salpetersäure (gleiche Molecüle), so
                              									färbt sich die Flüssigkeit roth und nach längerem Erhitzen scheidet sich allmählich
                              									ein rother krystallinischer Körper aus (80 Procent des angewandten Anthracens), der
                              									schwer löslich in heißem, unlöslich in kaltem Alkohol und Benzol ist. Zwischen zwei
                              									Uhrgläsern erhitzt, sublimirt er in rothen Nadeln, die dem sublimirten Alizarin
                              									täuschend ähnlich sehen; aus heißer alkoholischer Lösung schießt er in sternförmig
                              									gruppirten Nadeln an. Die auf beiderlei Art dargestellten Krystalle stimmen genau zu
                              									der Formel des Mononitroanthracens. Es ist diese Thatsache um so interessanter, als
                              									bei directer Einwirkung von Salpetersäure auf Anthracen nicht die reinen
                              									Nitroproducte entstehen.
                           Aus diesem Nitroproduct wird voraussichtlich durch Reduction ein dem Anilin
                              									entsprechendes Amidoderivat des Anthracens zu erhalten seyn. Mit Zink und Kalilange
                              									längere Zeit erhitzt, färbt sich die Flüssigkeit anfangs dunkelroth, später gelb,
                              									und es läßt sich durch Ausziehen mit heißem Weingeist und Fällen mit Wasser und
                              									Salzsäure ein Körper erhalten, der unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol
                              									und Benzol ist und durch Sublimation farblose Blättchen liefert.
                           Neben dem erwähnten Mononitroanthracen entsteht gleichzeitig, namentlich bei
                              									Anwendung eines Ueberschusses von Salpetersäure, ein in heißem Alkohol und Benzol
                              									ziemlich leicht löslicher Körper, der in farblosen Blättchen sublimirt und dessen
                              									Stickstoffgehalt genau zu der Formel eines Dinitroanthracens stimmt.
                           Diese Untersuchung, von Prof. Bolley in Gemeinschaft mit seinem Assistenten, Dr. Tuchschmid, begonnen, ist
                              									in beklagenswerther Weise durch den plötzlich erfolgten Tod des hochverdienten
                              									Chemikers unterbrochen worden; Dr. Tuchschmid ist gesonnen, die Arbeit fortzusetzen und behält sich weitere
                              									Versuche darüber vor. (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 14.)
                           
                        
                           Verbesserte Darstellung künstlichen Alizarins, von R. S.
                              										Dale und C. Schorlemmer.
                           Diese Erfindung (patentirt in England am 24. Januar 1870) besteht in einer
                              									verbesserten Darstellung von Alizarin aus Anthracen; das Verfahren ist
                              									folgendes:
                           1 Theil Anthracen wird mit 4–10 Theilen starker Schwefelsäure einige Zeit
                              									gekocht, hierauf mit Wasser verdünnt und die Lösung mit kohlensaurem Kalk,
                              									kohlensaurem Baryt, Soda oder Potasche neutralisirt und die hierbei gebildeten
                              									schwefelsauren Salze entweder durch Filtriren oder Krystallisiren entfernt. Die
                              									resultirende Lösung wird mit Aetznatron oder Aetzkali, dem ein dem angewandten
                              									Anthracen ungefähr gleiches Gewicht Salpeter oder chlorsaures Kali zugemischt ist,
                              									so lange zwischen 180–260° C. erhitzt, als eine blauviolette Farbe
                              									gebildet wird. Aus diesem Product wird das Alizarin durch Fällung mit einer Säure
                              									auf die gewöhnliche Weise erhalten. (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 15.)
                           
                        
                           Darstellung neuer Farben aus Methyldiphenylamin; von C. Bardy.
                           Die neuen Farben, welche der Erfinder darstellt, haben Methyldiphenylamin zur Basis.
                              									Er erhält diese Substanz durch Einwirkung von Methylalkohol oder Verbindungen dieses
                              									Alkohols mit verschiedenen Substanzen, welche Substitutionsproducte ermöglichen, auf
                              									Diphenylamin oder dessen Salze. Die Reaction findet bei verschiedenen Temperaturen
                              									statt, je nach den angewandten Substanzen. So reagirt Diphenylamin schon ohne Druck
                              									bei 100° C. auf Jodmethyl.
                           Ein krystallisirtes Jodhydrat wird erhalten, welches durch Behandlung mit einem
                              									caustischen Alkali die neue Base liefert. Das salzsaure Diphenylamin im Gegentheil
                              									reagirt nur bei einer Temperatur von 250–300° C. und zwar unter Druck
                              									auf Methylalkohol. Die auf die eine oder andere Weise erhaltene Base stellt selbst
                              									bei 0° eine ölige
                              									Flüssigkeit dar, deren Siedepunkt ungefähr der des Diphenylamins ist. Sie ist leicht
                              									vom Diphenylamin dadurch zu unterscheiden, daß Salpetersäure mit ihr eine einer
                              									übermangansauren Kalilösung ähnliche Färbung hervorbringt; Diphenylamin liefert
                              									unter denselben Umständen eine blaue Färbung.
                           Zur Darstellung von Farben aus diesem Alkaloid können alle Substanzen angewandt
                              									werden, welche direct oder indirect Wasserstoff eliminiren. So wird ein Violett oder
                              									Blau erhalten durch Anwendung folgender Substanzen: Arsensäure, salpetersaure
                              									Metallsalze, chlorsaures Kali, Chlorkohlenstoff, Pikrinsäure etc. Eisenchlorid
                              									bildet aus der Base bei 100° C. sehr rasch eine harzige Substanz von
                              									braunrother Farbe, die sich in Askohol mit rein blauer Farbe löst. Eine Mischung von
                              									1 Theil Methyldiphenylamin, 1/2 Theil Jod und 2 Theilen chlorsaurem Kali zuerst auf
                              									60° C. erhitzt und dann, um die Reaction zu vollenden, auf 100 bis
                              									120° C. gibt ein braunes Product von sehr intensivem Färbevermögen.
                              									Methyldiphenylamin mit Chlorkohlenstoff auf 190–200° C. erhitzt,
                              									liefert in kurzer Zeit eine harzartige Substanz, in Alkohol mit röthlichblauer Farbe
                              									löslich. – Patentirt in England am 9. Februar 1870. (Aus den Berichten der
                              										deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr.
                              									15.)
                           
                        
                           Neues Beizverfahren für Kaninchen- und Hasenhaare
                              									behufs ihrer Verfilzung.
                           Dasselbe bezieht sich auf die Behandlung der Kaninchen-, Hasen- und
                              									anderer Felle, deren Haare in der Hutmacherei Verwendung finden, und besteht darin,
                              									an Stelle des Quecksilbers, welches bis jetzt noch an vielen Orten zum Beizen
                              									benutzt wird, ein Kohlehydrat, welches die Salpetersäure gleichfalls zu salpetriger
                              									Säure zu reduciren vermag, in Anwendung zu bringen, z.B. Zucker, Gummi, Stärkmehl,
                              									welche insgesammt recht gute Resultate geben. Die Ausführung des Beizens kann auf
                              									zweierlei Weise vorgenommen werden, je nach Beschaffenheit des Felles und nach der
                              									Concentration der Beize, indem man entweder die Auflösung der Kohlehydrate und die
                              									Säure, jedes für sich allein, oder beide zugleich mit einander gemischt, mittelst
                              									Bürsten auf die Felle aufträgt. Nach dem Auftragen werden dieselben in einem Raume
                              									getrocknet, und zwar theils bei offenen Thüren, theils bei geschlossener Hitze, je
                              									nachdem eine weiße oder gelbe Farbe des Haares verlangt wird; im Ganzen hat man aber
                              									nicht nöthig, die Felle bei so hoher Temperatur zu trocknen, wie sie die
                              									Quecksilberbeize nothwendig macht. Die Verhältnisse, in welchen man die beizenden
                              									Substanzen mit einander mischt, ändern ab nach der Qualität und nach der verlangten
                              									Farbe der Haare, insofern man die Kohlehydrate und die Salpetersäure zu gleichen
                              									Theilen, oder 1/5 bis 1/2 von den ersteren und 3/10 bis 5/10 von der letzteren,
                              									beide mit je 1000 Theilen Wasser in Anwendung bringt. (Industrieblätter, 1869 S.
                              									56.)
                           
                        
                           Ueber die Conservirung der Fischernetze durch Gerben
                              									derselben.
                           Nach dem Journal of applied  science werden die Fischernetze an der englischen Küste
                              									sämmtlich gut gegerbt. Eine der wesentlichsten Ursachen
                              									des Verrottens der Netze ist das Liegenlassen derselben in Haufen, wenn sie naß
                              									sind. Die Fischer zu Scarborough und an der Küste von Sussex sind sehr besorgt daß
                              									ihre Netze gleich nach dem Gebrauche möglichst rasch trocknen, denn wenn dieselben
                              									einige Stunden lang in Haufen liegen, erhitzen sie sich und damit beginnt ihre
                              									Zerstörung. Netze dagegen, welche nach ihrer Benutzung stets sofort zum Trocknen
                              									aufgehängt werden, zeigten sich nach zwölf- bis vierzehnjährigem Gebrauche
                              									noch gut und fest.
                           Die an der Küste von Sussex gebräuchlichen Fischernetze werden entweder aus Hanf oder
                              									Baumwolle angefertigt und vor ihrer Benutzung gehörig präparirt. Die aus Hanf oder
                              									Flachs angefertigten werden vor ihrer Verwendung bloß gegerbt und dann getrocknet;
                              									die baumwollenen Netze aber werden erst gut gegerbt und getrocknet, dann mit Leinöl
                              									getränkt, durchaus getrocknet, hierauf gut getheert und nochmals gut getrocknet.
                           Mittelst dieses Verfahrens werden nicht nur die Netze conservirt, sondern es erhalten
                              										auch die Maschen
                              									durch dasselbe eine gewisse Steifigkeit, welche sie für ihren Zweck geeigneter
                              									macht. Nach Aussage der Fischer erhitzen sich baumwollene Netze, wenn sie in Masse
                              									zusammenliegen, leichter als die aus Hanf bestehenden.
                           Das Gerben der Netze wird in einem ziemlich großen Gebäude vorgenommen, in welchem
                              									zwei kupferne Kessel von 5 Fuß Durchmesser und 3 Fuß 4 Zoll Tiefe stehen. Als
                              									Gerbmaterial dient Catechu. Neben den Kesseln befinden
                              									sich mehrere quadratische Pfannen von ungefähr demselben Inhalte wie der Kessel,
                              									sowie mehrere große Fässer ohne Deckel; diese dienen zum Einweichen der Netze, wenn
                              									man sie wegen Anhäufung nicht die nöthige Zeit lang in den Kesseln liegen lassen
                              									kann.
                           Sind die Netze neu, so werden sie in nachstehender Weise behandelt. Man bringt
                              									anderthalb Centner Catechu, in kleine Stücke zerbrochen, mit so viel Wasser in den
                              									Kessel, daß die zu gerbenden Netze damit bedeckt sind. Diese Quantität Catechu
                              									genügt für eine Flotte von Netzen, welche aus beiläufig 106 Stück besteht, deren
                              									jedes 35 Yards lang ist. Die Netze werden mit der Flüssigkeit zum Kochen erhitzt und
                              									bleiben dann 24 Stunden in derselben liegen. Alsdann werden sie aus dem Kessel
                              									genommen und, nachdem sie gehörig abgetropft sind, sorgfältig getrocknet. Nach
                              									sechs- bis siebenwöchentlichem Gebrauche der Netze wird das Gerben derselben
                              									wiederholt, wobei man aber nur einen Centner Catechu auf eine Flotte von Netzen
                              									anwendet. Mit dieser Wiederholung des Gerbens wird so lange fortgefahren, als die
                              									Netze diensttauglich bleiben, was bei sorgfältiger Behandlung fünf bis sechs Jahre
                              									der Fall seyn soll; zu allen erforderlichen Ausbesserungen der Netze wird Garn
                              									verwendet, welches für diesen Zweck gehörig gegerbt worden ist. Wenn die Fischer
                              									Morgens heimkehren und an demselben Tage nochmals an ihr Geschäft gehen, so Pflegen
                              									sie zwar ihre Netze nicht zu trocknen, lassen aber dieselben niemals
                              									zusammengewickelt oder in einem Haufen im Boote liegen, sondern legen sie
                              									auseinander und breiten sie ganz flach aus, so daß sie sich durchaus nicht erhitzen
                              									können. Ist die Fischereizeit vorüber, so werden die Netze vor der Aufbewahrung
                              									wieder gut gegerbt.
                           Die Kleidung der Fischer wird, wenn sie aus Leinwand besteht, vor dem Tragen gegerbt,
                              									wodurch sie mindestens die doppelte Dauerhaftigkeit erhält. Hierzu werden eine bis
                              									zwei Unzen Catechu fein zerrieben und in einem kleinen Kessel mit Wasser zu einer
                              									Brühe gekocht, mit welcher man die Kleidungsstücke in derselben Weise behandelt wie
                              									die Netze. (Scientific American, August 1870, S.
                              									130.)
                           
                        
                           Berichtigungen.
                           In Dr. Cl. Winkler's Beiträgen zur
                                 										Chlorometrie in diesem Bande des polytechn. Journals S. 143 (erstes Novemberheft 1870) lese man
                           
                              
                                 S.
                                 151 Zeile 20 von oben: Schwefelsäure, statt
                                    												„Tetrathionsäure.“
                                 
                              
                                  „
                                 151 Zeile 7 von unten: + 2 S statt
                                    												„+ S.“
                                 
                              
                                  „
                                 153 Zeile 5 von oben: nitroser Schwefelsäure
                                    											statt „roher Schwefelsäure.“