| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 455 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Elastische Radreifen von Straßenlocomotiven.
                           Die Maschinenfabrik von Aveling und Porter in Rochester hat neuerdings bei ihren Straßenlocomotiven Radreifen
                              									von Kautschuk in Anwendung gebracht, die aus einzelnen Segmenten bestehen und mit
                              									dem Radkranze durch Schrauben und eiserne Ringe verbunden sind. Bei einer kürzlich
                              									gebauten Maschine von 5 Pferdekräften haben z.B. die 3 1/2 Fuß hohen Vorderräder
                              									Kautschuksegmente von 12 Zoll Länge, 4 Zoll Breite und 3 Zoll Dicke, während die 5
                              									Fuß hohen Hinterräder bei sonst gleichen Dimensionen 6 Zoll breit sind. Der
                              									Kautschuk ist an 1/4 Zoll starke Stahlplatten befestigt, welche an die 1/2 Zoll
                              									starken schmiedeeisernen Radkränze angebolzt sind, und Weiler sind die Segmente
                              									durch 5/8 Zoll starke schmiedeeiserne Ringe an das Rad befestigt. Der Vortheil
                              									dieser Methode gegenüber der Anwendung eines ganzen Kautschukringes, wie sie von Thompson (polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 177)
                              									gewählt worden ist, liegt darin, daß der Ersatz eines beschädigten Segmentes leicht
                              									und billig ist. Die Versuche welche mit der erwähnten Maschine auf sehr ungünstigem
                              									Terrain angestellt wurden, fielen sehr befriedigend aus.
                           
                           In anderer Weise stellt Nairn in Leith elastische
                              									Radkränze für Straßenlocomotiven etc. her. Er bildet dieselben nämlich aus je 7
                              									übereinander liegenden Schichten von circa 1 1/4 Zoll
                              									starken Seilen. Die 6 inneren Schichten bestehen aus getheerten Seilen von
                              									Kokosbast, ein Material das wegen seiner großen Elasticität gewählt wurde, die
                              									äußerste Schicht dagegen aus getheertem Hanfseil. Der ganze Radkranz ist durch
                              									umgelegte, sehr wenig von einander abstehende, Uförmige Eisenbänder mit dem
                              									Radkörper verbunden. Nach kurzem Gebrauch werden die Seile zu einer ganz compacten,
                              									soliden Masse, so daß sich kaum bemerken läßt daß sie eben aus einzelnen Seilen
                              									bestehen, ihre Elasticität nimmt jedoch nicht ab. (Deutsche Industriezeitung, 1870,
                              									Nr. 45.)
                           
                        
                           Ueber die von dem Weber Theodor Petri in Berlin angegebene Jacquardvorrichtung; Bericht von Dr. Max Weigert.
                           Der Genannte hat sich mit Eingabe vom 12. September 1869 an den Verein zur
                              									Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen gewendet und um Prämiirung der von ihm
                              									erfundenen Einrichtung an der Jacquardmaschine gebeten. Mit der Beurtheilung
                              									derselben betraut, führe ich Folgendes an:
                           Bei der Fabrication gewirkter Shawls werden die Schußfäden, welche das complicirte
                              									Dessin erzeugen, derartig eingeschlagen, daß sie nur an den Theilen wo sie das
                              									Muster bilden, mit den Kettfäden verbunden werden, an den übrigen Theilen jedoch auf
                              									der linken Seite unverbunden (flott) liegen bleiben, und nach Beendigung des Shawls
                              									ausgeschnitten werden. Da ein auf diese Weise erzeugtes Gewebe jedoch keine
                              									Consistenz haben, sondern auseinanderfalten würde, dienen gewisse Einschlagsfäden
                              									dazu, dem Ganzen Halt und Festigkeit zu geben, die durch die ganze Breite des Shawls
                              									mit den Kettfäden verbunden und demnach nicht später durch Ausschneiden an gewissen
                              									Stellen entfernt werden. Diese Schußfäden nennt man Binde- oder Liage
                              									Schüsse.
                           Bei der in Berlin üblichen Fabricationsweise der Shawls (nach dem sogenannten
                              									Nimes'er Verfahren), bei welcher die Bindung Tastet oder Leinwand ist, dient zur
                              									Bildung des Grundgewebes eine besondere Kette, die sogenannte Liage-Kette,
                              									welche den fünften Theil der ganzen Kette ausmacht und durch die der Liageschuß
                              									hindurchgeschossen wird.
                           Bei einem sechsfarbigen Shawl, d.h. einem Shawl bei dem 6 Schuß zur Bildung eines
                              									Curses dienen, werden 1 oder 2 Schuß zur Herstellung der Liage benutzt. In einem
                              									solchen Shawl, dessen Kette in der Regel aus 3000 Fäden besteht, gehört der fünfte
                              									Theil, also 600 Fäden, zur Liage-Kette. Diese 600 Fäden, welche im Tastet
                              									untereinander binden, sind durch zwei Nadeln mit zwei Platinen in Verbindung, durch
                              									deren Eingreifen in die Hebemesser sie gehoben werden. Die Last welche diese
                              									Platinen zu tragen, und der Widerstand den die Karte an den Stellen wo dieselben
                              									nicht gehoben, die Nadeln also zurückgedrängt werden müssen, auszuhalten hat, ist im
                              									Verhältniß zu den anderen Nadeln ein sehr bedeutender; er beträgt bei 3/4löthigen
                              									Bleien, mit denen die Arcaden beschwert sind, bei je 300 Liagefäden, welche zu
                              									gleicher Zeit von einer Platine gehoben werden müssen, 3/4 × 300 = circa 225 Loth, während die anderen Platinen, welche
                              									zur Bildung des Musters heben, nur mit je 2 Arcaden, mit 3/4löthigen Gewichten, also
                              									mit circa 1 1/2 Loth belastet sind.
                           Jede dieser Liage-Platinen geht bei dem angenommenen sechsfarbigen Shawl in
                              									jedem Curse 1mal in die Höhe, – wo ein Loch in der Karte sich befindet;
                              									– während sie von der Karte 5mal bei Seite gedrückt, die ganze erwähnte Last
                              									von derselben also aus der Stelle gedrängt werden muß. Durch diesen starken und
                              									häufig sich wiederholenden Druck wird die Karte, die aus ziemlich schwacher Pappe
                              									besteht, leicht durchstoßen und ein Loch in sie gepreßt, wo sich keines befinden
                              									soll, die Platine und mit ihr falsche Kettfäden in die Höhe gehoben und Fehler in
                              									der Waare erzeugt.
                           Zur Vermeidung dieser Uebelstände hat Petri eine kleine
                              									Blechplatte vor dem Nadelbrete angebracht, welche an den Stellen wo die
                              									Liageplatinen nicht heben sollen, sich vor die betreffenden Nadeln schiebt und beim
                              									Einfallen des Cylinders den Druck, den diese auf die Karte ausüben sollen, selbst
                              									auffängt, die Karte also conservirt und das Durchstoßen verhindert. Das Vorschieben
                              									dieser Platte, welche auf der einen Seite am Nadelbret durch eine Feder befestigt
                              									ist, wird durch Hebel, die mit der Wechsellade oder auch besonderen Platinen in Verbindung stehen, nach
                              									der einen Richtung bewirkt, während ihr Zurückgehen durch die Elasticität dieser
                              									Feder bewirkt wird.
                           Die angeführte Vorrichtung ist geeignet, die erwähnten Uebelstände bei der
                              									Fabrication zu vermeiden, wenn auch einerseits der Gedanke nicht ganz neu ist, indem
                              									bei anderen Fabricationszweigen ähnliche Vorrichtungen zu gleichem Zwecke im Gange
                              									sind, andererseits der allgemeinen Einfühlung der Vorrichtung eine ziemlich
                              									verwickelte Verbindung mit Schnuren entgegenstehen dürfte. (Verhandlungen des
                              									Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1870 S. 59.)
                           
                        
                           Ausbesserung schadhafter gußeiserner Kessel.
                           Ein Correspondent des Scientific American berichtet: er
                              									habe eine Mischung von gleichen Theilen Bleiglätte und Bleimennige mit concentrirtem
                              									Glycerin zu einer Paste zusammengeknetet, welche die Consistenz des Fensterkittes
                              									gehabt, und damit die Spalte eines großen eisernen Kessels ausgefüllt, welche
                              									derselbe durch Wasserfüllung bei starkem Frost erhalten.
                           Der Erfolg sey vortrefflich gewesen, doch erfordere das Trocknen einige Zeit; dann
                              									aber wird der Kitt hart wie Stein und zeigt sich sowohl feuer- wie
                              									wasserdicht. Man thut gut, zuerst die Spalte nach der Kittung des Kessels innerlich
                              									und äußerlich mit einer dünnen Lage der Kittpaste zu überlegen, welche nach dem
                              									Trocknen erforderlichen Falles mit einem alten Messer abgeschabt werden kann. W.
                              									(Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1870, Nr. 46.)
                           Man sehe über den außerordentlich haltbaren, die mannichfaltigsten Verwendungen
                              									zulassenden Kitt „für Eisen und Stein,“ welcher einfach aus
                              									einer Mischung von gewöhnlichem käuflichen Glycerin und
                              									geschlämmter trockener Bleiglätte besteht, die
                              									Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CXCVI S.
                                 										92 (erstes Aprilheft 1870).
                           
                        
                           Solinger Schwerthärtemethode.
                           Die Schwerter werden in einem Kohksfeuer mit untenliegender Düse, vom hinteren Ende
                              									anfangend, möglichst gleichförmig kirschroth gemacht, wovon man sich durch öfteres
                              									Herausziehen überzeugt. Um die dünnen Stellen, wie die Schneide, vor dem Ablöschen
                              									etwas abzukühlen, werden dieselben durch feuchte Lösche gezogen, dann das ganze
                              									Schwert, Mit dem starken Ende zuerst, in Wasser getaucht und schnell herausgezogen.
                              									Nachdem 5 Schwerter so behandelt sind, läßt sie ein Arbeiter blau an und probirt
                              									dabei in einer Klemme den Elasticitätsgrad, worauf dieselben zuletzt grau angelassen
                              									werden. Bei weichem Kern erhält man nach diesem Verfahren eine harte Oberfläche.
                              										(Peiper, in der Zeitschrift des Vereines deutscher
                              									Ingenieure, Bd. XIII S. 84.)
                           
                        
                           Ueber die Brönner'schen Patentbrenner; von R. Schmidt.
                           Die Erfindung dieser Apparate entstand durch die nicht befriedigende Leuchtkraft der
                              									alten Brenner, bei welchen Brönner durch Vergleichung mit
                              									der Bunsen'schen Gaskochlampe fand, daß die Leuchtkraft
                              									durch das Einführen von zu viel Luft in das Gas beim Austritt aus dem Brenner
                              									beeinträchtigt würde.
                           In der Gaskochlampe wird nämlich das Gas durch Vermischen mit Luft verbrannt und gibt
                              									eine Flamme ohne jede Leuchtkraft, weil der Wasserstoff des Gases Mit dem Sauerstoff
                              									der Luft zu Wasser verbrennt, der Kohlenstoff des Gases aber noch genug Sauerstoff
                              									findet, um sofort zu Kohlensäure zu verbrennen. Durch Absperren der Luft kann man
                              									diese Flamme leuchtend machen, und brennt die Flamme dann wie aus einem Brenner. Bei
                              									dem Verbrennen des Gases aus einem Brenner geschieht das Vermischen des Gases mit
                              									Luft bei dem Austritt desselben aus dem Brenner durch Aspiration, indem das
                              									ausströmende Gas dort mechanisch Luft mitreißt, obwohl nicht in dem bedeutenden
                              									Maaße wie bei der Kochlampe. Der Verbrennungsproceß ist dann folgender: der
                              									Wasserstoff verbrennt wieder mit einem Theil des Sauerstoffes, während der
                              									Kohlenstoff durch die geringere Menge des noch in dem Gemische enthaltenen
                              									Sauerstoffes nicht mehr
                              									ganz zu Kohlensäure verbrennen kann und sich theilweise ausscheiden muß; dieser
                              									ausgeschiedene Kohlenstoff wird in der Wasserstoffverbrennung erhitzt und erglüht,
                              									und dieß nur bildet das Leuchten der Flamme, wie es künstlich durch Einhalten von
                              									Kohle, Kalk etc. in eine Wasserstoffflamme gemacht werden kann (Drummond'sches Licht).
                           Je schneller nun ein Quantum Gas in die Luft ausströmt, desto mehr Luft wird in den
                              									Strom hineingerissen, d.h. desto mehr Kohlenstoff muß durch überschüssigen
                              									Sauerstoff zu Kohlensäure verbrennen und desto weniger Kohlenstoff kann sich
                              									ausscheiden, um durch sein Erglühen zur Leuchtkraft beitragen zu können. Wird im
                              									Gegentheil die Geschwindigkeit des Stromes vermindert, so wird wenig oder gar keine
                              									Luft in den Gasstrom gerissen, und es muß sich daher der größte Theil des
                              									Kohlenstoffes ausscheiden können, derselbe wird glühen und die Flamme muß bei
                              									gleichem Gasverbrauch mehr Licht geben.
                           Die Ausströmungsgeschwindigkeit hängt von dem Drucke in der Gasfabrik ad, welcher
                              									bedeutend seyn muß, um entferntwohnende Consumenten mit Gas zu versehen, jedenfalls
                              									ist derselbe bedeutend höher, als zu einer günstigen Verbrennung nöthig ist.
                           Die Brönner'schen Brenner vermindern die
                              									Ausströmungsgeschwindigkeit, da der Druck im Inneren des Brenners bei einem
                              									Leitungsdruck von 1 Zoll englisch (25 Millimet.) nur etwa 1/20 Zoll (1,25 Millimet.)
                              									beträgt, ein Druck welchen eine Fabrik nie geben kann. Daß die Flamme heller brennt,
                              									zeigt das Aufsetzen eines weiten Brenners auf einen alten Brenner, wodurch, ohne daß
                              									mehr Gas verbrannt werden kann, der Unterschied in der helle leicht bemerkbar
                              									ist.
                           Durch den niederen Druck, mit welchem das Gas aus dem Brönner'schen Brenner ausströmt, wird die Flamme natürlich nicht so ruhig
                              									brennen, d.h. geringe äußere Verhältnisse werden dieselbe bewegen können, wie z.B.
                              									ein Springbrunnen mit hohem Druck schon einen bedeutenden Wind vertragen kann,
                              									während ein solcher mit niederem Druck schon bei wenig Wind unruhig steht. Die Brönner'schen Brenner müssen daher durch Zugapparate,
                              									welche einen aufsteigenden Luftstrom bewirken, ruhig gehalten werden, wo es auf ganz
                              									ruhiges Licht ankommt; und sind dieselben zu diesem Zwecke mit Glocken versehen,
                              									welche jedoch ganz bestimmte Verhältnisse haben müssen. Brönner benutzt diese „Glockenbrenner“ zur Salon- und Bureaubeleuchtung. Die
                              									andere Gattung, die sogenannten „Freibrenner,“ welche von etwas anderer Construction sind,
                              									werden an Plätzen benutzt wo eine absolute Ruhe der Flamme nicht von Wichtigkeit
                              									ist, z.B. in Straßen-, Perron-, Weichenlaternen: ferner in größtem
                              									Maaßstabe zur Fabrikbeleuchtung, wobei dieselben durch eigens construirte
                              									Blechschirme ebenfalls ein ganz ruhiges Arbeitslicht geben.
                           Von jeder dieser beiden Sorten existiren 11 Nummern, mit welchen man im Stande ist,
                              									jedem Bedürfnisse von Helligkeit genügen zu können.
                           Der Vortheil des Brönner'schen Systemes für den
                              									Consumenten liegt auf der Hand, denn er ist in den Stand gesetzt, an den
                              									verschiedenen Stellen seines Geschäftes oder Hauses, wo bei vielleicht verschiedenen
                              									Druckverhältnissen eine verschiedene Helle nöthig ist, sich solcher Nummern zu
                              									bedienen, welche bei ganz offenem Hahn gerade das richtige, im Voraus bestimmte
                              									Licht geben, die also auch nicht mehr Gas verbrauchen können, als im Voraus
                              									gewünscht war. Der Consument ist dadurch von der Willkür seines Personals, welches
                              									immer helleres Licht wünscht und nie sparen will, unabhängig, und in dieser
                              									Beziehung sind diese Brenner wirkliche Sparbrenner.
                           Die Brenner selbst bestehen aus einem Messingstück, in welchem das die Gaszufuhr
                              									bestimmende Einsätzchen sowie die Ausströmungsöffnung von Speckstein sind; dieser
                              									Speckstein kann nie oxydiren und der Brenner selbst durch richtigen Gebrauch
                              									verdorben werden; derselbe ist ferner so hart, daß keine Feile ihn angreifen kann,
                              									wodurch dem Ausräumen durch Arbeiter, um mehr Licht zu erhalten, ebenfalls ein Ziel
                              									gesetzt ist.
                           Von den Einwänden, welche von Gegnern des Systemes aufgeworfen sind, erwähne ich
                              									hauptsächlich:
                           1) den Preis, welcher auf den ersten Anschein hoch erscheint, aber da Brönner nur unter Garantie von wirklicher Ersparniß
                              									verkauft, doch in kurzer Zeit sich bezahlt macht. Dieß beweist das Zeugniß des
                              									Postamtes zu Cassel, welches binnen 4 Monaten für 462 Fl. (260 Thlr.) Gas sparte,
                              									somit nach Abzug von 58 Fl. (33 1/6 Thlr.) für verwendete 58 Stück Brenner, 362 Fl.
                              									(230 5/6 Thlr.) ersparte und diesen Vortheil für die Folge hat.
                           
                           2) Manche Gegner behaupten, daß man denselben Zweck durch große Schnittbrenner und
                              									Zudrehen des Haupthahnes sowie der Brennerhähne erreichen kann; es ist dieß in der
                              									Theorie vollkommen richtig, aber in der Praxis, namentlich für größere
                              									Etablissements, durchaus unausführbar, und ist es mit ein wesentlicher Nebenzweck,
                              									wie oben schon gesagt, daß alle Hähne offen seyn müssen und daher das Personal sie
                              									nie weiter stellen kann. Auch läßt sich auf diesem Wege eine verschiedene Helle an
                              									verschiedenen Stellen der Leitung sehr schwer erreichen. Selbst durch Anwendung von
                              									Regulatoren kann man die Ersparniß nicht so weit treiben, und führe ich das Zeugniß
                              									des tüchtigen englischen Gas-Ingenieurs Sugg an,
                              									welcher sagt, daß die Brönner'schen Brenner für
                              									gewöhnliche Fälle vollkommen ausreichen und Regulatoren nur bei sehr verschiedenem
                              									Leitungsdrucke nothwendig seyen. Daß trotz Regulatoren
                              									noch gespart werden kann, beweist das Zeugniß von zwei englischen Bahnen, welche
                              									unter Beibehaltung der Regulatoren noch 27 und 26 Proc. sparten.
                           3) Andere Gegner sagten, der Argandbrenner gebe die beste Beleuchtung. Abgesehen von
                              									der gegen Argandbrenner immer noch zu erzielenden Ersparniß, haben dieselben die
                              									Unannehmlichkeit daß sie, sobald der Druck wechselt, das Licht verändern oder rußen,
                              									häufig ein Geräusch verursachen etc. Ein Brönner'scher
                              									Glockenbrenner mit Schirm und Glocke bietet ein ebenso ruhiges Licht, kann nie rußen
                              									und können die Glocken nie platzen. Die Praxis hat auch hierin schon entschieden,
                              									indem die königl. Eisenbahndirection in Elberfeld 434 Argandbrenner durch Bronner'sche Beleuchtung ersetzt hat; außerdem sind in
                              									Rotterdam von 20,000 Brennern, welche gegen Argandbrenner hauptsächlich von 2000
                              									Käufern vertauscht wurden, trotz des Anerbietens des Agenten, Brönner'sche Brenner unentgeltlich gegen Argandbrenner bei Unzufriedenheit
                              									umzutauschen, gar keine an den Agenten zurückgegeben worden.
                           4) Es wird dem Brönner'schen Brenner eine Neigung zum
                              									Verstopfen vorgeworfen; dieser Fehler war bei der früheren Construction wohl
                              									möglich, ist jedoch durch die neue Anordnung gänzlich beseitigt. Gerade diese neue
                              									Construction des unteren Einsätzchens hat dadurch der Erfindung erst den ganzen
                              									Werth verliehen, und hat Hr. Brönner darauf Patentrechte für ganz Europa und Amerika
                              									erworben.
                           Außerdem ist die Reinigung durch feine Blechstreifen oder feine Nadeln ganz
                              									leicht.
                           Um einige von den Resultaten anzuführen, erwähne ich das Zeugniß des Copenhagener
                              									Sommertivoli, welches halbjährlich 1260 Fl. (720 Thlr.) mit 700 Brennern spart; das
                              									der königl. Eisenbahn-Direction in Elberfeld, welche über 2000 Flammen
                              									anwendet und zur Zufriedenheit bei besserem Licht eine nicht unbedeutende Ersparniß
                              									erzielt hat. Ferner, um auch das Heimathland des Gases und der Erfindungen
                              									anzuführen, das Zeugniß der Great Northern Eisenbahn, welche bei Beleuchtung der
                              									Platform der King's Croß Station bei besserem Licht gegen früher in einem halben
                              									Jahre 1,072,000 Kubikfuß (32 Millionen Liter) Gas spart und demzufolge alle ihre
                              									Stationen durch Brönner'sche Apparate beleuchten läßt. Um
                              									die Anwendbarkeit des Systemes als Salonbeleuchtung nachzuweisen, führe ich an, daß
                              									die von allen Zeitungen als großartig geschilderte Beleuchtung des neuen Opernhauses
                              									in Wien durch Brönner ausgeführt wurde. –
                              									(Vorgetragen in der Versammlung des Mannheimer Bezirksvereines deutscher Ingenieure
                              									vom 28. November 1869; aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, April
                              									1870.)
                           
                        
                           Gabbromasse nach J. v. Schwarz in
                              									Nürnberg.
                           Der Speckstein, welcher im Wesentlichen aus wasserhaltiger
                              									kieselsaurer Magnesia mit kleinen Beimengungen von Thonerde besteht, hat die
                              									Eigenschaft, daß er für sich allein nicht plastisch ist und sich nicht formen und
                              									drehen läßt; es mußte deßhalb eine Substanz zugefügt werden, welche ihm die
                              									plastische Eigenschaft beibringt. Am geeignetsten hierzu hat sich der Töpferlehm
                              									(wie er sich in der Nürnberger Gegend findet) und etwas Natron erwiesen. Mit dieser
                              									Beimischung wird er vollkommen plastisch, bekommt eine große Zartheit und Festigkeit
                              									und hat selbst gegen Porzellanmasse den Vorzug, daß er sich im halbtrockenen Zustand
                              									wie Holz drehen läßt. Die beste Mischung für die mit dem Namen
                              										„Gabbro“ bezeichnete Masse besteht in 2/3 Theilen
                              									Specksteinpulver, 1/3 Theil Töpferlehm (aus der Nürnberger Gegend), 1/16 Theil
                              									Natron.
                           Die Vereinigung dieser Masse geschieht unter Steinmühlen und geht sehr langsam von statten, weil der
                              									Speckstein begierig das Wasser aufschluckt, und erst zum vollkommenen Schaum
                              									gemahlen werden muß, um sich mit den anderen Substanzen gehörig verbinden zu können.
                              									Die Mahlung erfordert daher immer 2–3 Tage.
                           Nach dem Mahlen wird die Masse in den Trockenofen gebracht und so weit getrocknet,
                              									daß sie gedreht und geformt werden kann. Sind die Gegenstände bearbeitet, so kommen
                              									sie nochmals in den Trockenofen und werden dann in den Flammofen eingesetzt und bei
                              									starkem Feuer hart gebrannt.
                           Außerdem hat die Masse die Eigenschaft, daß sie jede Färbung durch Farbhölzer, Krapp,
                              									Safran, Anilinfarben etc. annimmt. (Bayerisches Patent vom 30. November 1868.
                              									– Aus dem bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 306.)
                           
                        
                           Eiserne Gefäße zum Aufbewahren von Schwefelsäure.
                           Nach einer Mittheilung von L. Schad aus Warrington in den
                              									Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin (1870,
                              									Nr. 15) ließen sich die HHrn. Balmain und Meuzies kürzlich in England die Anwendung eiserner Gefäße statt der
                              									gläsernen zum Aufbewahren der Schwefelsäure patentiren. Die gewöhnlichen
                              									Mineralsäuren, Schwefelsäure, Salpetersäure, greifen zwar das Eisen heftig an,
                              									allein nur bei Gegenwart von Wasser; rauchende Salpetersäure und ebenso genügend
                              									concentrirte Schwefelsäure afficiren unter gewöhnlichen Umständen das Eisen nicht
                              									merklich. Es kann daher Schwefelsäure, welche bis zu einem gewissen Grade
                              									concentrirt ist, mit vollkommener Sicherheit und billiger in eisernen Gefäßen
                              									aufbewahrt und versandt werden, als in den gewöhnlichen Glasflaschen. Drei
                              									Bedingungen sind nöthig, um diesen Vorschlag ausführbar zu machen: erstens muß die
                              									Säure mindestens so stark seyn, daß ihr specifisches Gewicht 1,65 ist; zweitens muß
                              									der Zutritt der Luft abgehalten seyn, welche das Eisen oxydiren und so der
                              									Schwefelsäure angreifbar machen würde; drittens darf die Schwefelsäure
                              									selbstverständlich keine Verunreinigungen enthalten, welche das Eisen angreifen.
                           
                        
                           Ueber eine neue Methode, die Reinheit geschmolzener Metalle
                              									und verschiedener chemischer Verbindungen (Salze etc.) nach der Gestalt ihrer
                              									Tropfen zu beurtheilen; von Prof. Quincke.
                           In der Mai-Versammlung 1870 des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              									Preußen sprach Hr. Professor Dr. Quincke (in Berlin) über eine neue Methode, die Reinheit geschmolzener
                              									Metalle und verschiedener chemischer Verbindungen (Salze etc.) aus der Höhe flacher
                              									Tropfen zu beurtheilen, welche dieselben auf einer beliebigen nahezu horizontalen
                              									Unterlage bilden. Unter der Höhe eines solchen flachen Tropfens, wie ihn der Thau in
                              									Kohlblättern oder das Quecksilber in einem Uhrglas oder auf einer horizontalen
                              									Tischplatte bilde, werde der verticale Abstand der horizontalen Tropfenkuppe von dem
                              									verticalen Theile der Tropfen-Oberfläche verstanden. Diese Höhe sey nahezu
                              									constant und von dem Tropfen-Durchmesser unabhängig, sobald derselbe eine
                              									gewisse Größe (etwa 20 Millimeter) überschreite.
                           Forme man aus geschmolzenen Substanzen große flache Tropfen bei möglichst niedriger
                              									Temperatur, so sey die Höhe derselben dieselbe wie bei Quecksilber, oder werde
                              									erhalten, wenn man die Höhe eines großen flachen Quecksilbertropfens mit der
                              									Quadratwurzel aus einer ganzen Zahl 2 . 3 ... multiplicire.
                           Dieselbe Höhe wie Quecksilber zeigen flache Tropfen von geschmolzenem Blei, Wismuth,
                              									Antimon, Chlormetallen (Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorsilber, Chlorcalcium etc.),
                              									salpetersauren Salzen, Fetten (Wachs, Wallrath, Paraffin), Zucker (Bonbon)
                              									u.s.w.
                           Eine um 1/2mal größere Höhe (etwa 4 Millimet.) zeigen geschmolzenes Eis (Wasser),
                              									Platin, Gold, Silber, Cadmium, Zinn, Kupfer, Borax, Phosphorsalz, kohlensaure und
                              									schwefelsaure Salze, Glas; eine um 1/3mal größere Höhe wie Quecksilber Tropfen von
                              									geschmolzenem Zink, Palladium (Eisen). Große flache Tropfen von geschmolzenem Schwefel, Phosphor,
                              									Selen, Brom seyen am niedrigsten. Ihre Höhe sey um 1/2mal kleiner, als die von
                              									Quecksilbertropfen. Höhe und Gestalt von Tropfen einer geschmolzenen Substanz in
                              									Luft sey dieselbe (nur umgekehrt) wie die flacher Luftblasen in derselben Substanz
                              									unter einer horizontalen festen Wand.
                           Die Höhe der flachen Tropfen oder Blasen werde aber sofort eine andere, und zwar
                              									kleiner, wenn die Oberfläche des Tropfens mit einer dünnen Schicht einer fremden
                              									Flüssigkeit überzogen sey. Unter Umständen genüge schon eine Flüssigkeitsschicht von
                              									der Dicke weniger Milliontel eines Millimeters, um die Höhe der flachen Tropfen sehr
                              									merklich zu erniedrigen; bei einer Dicke der fremden Flüssigkeitsschicht von 50
                              									Milliontel eines Millimeters oder etwa 1/10 einer Lichtwelle trete schon ein Maximum
                              									der Erniedrigung ein, welche 1/4 der ganzen ursprünglichen Höhe und mehr betragen
                              									könne. Es ließen sich auf diese Weise noch geringe Mengen einer Substanz wahrnehmen,
                              									die mit anderen Beobachtungsmethoden, Spectralanalyse vielleicht ausgenommen, nicht
                              									mehr zu bemerken seyen. Eine Spur Oel auf einen Thautropfen oder eine flache
                              									Luftblase in Wasser gebracht, ein Milliontel Blei zu einem auf Kohle geschmolzenen
                              									Silbertropfen zugesetzt, brächten die ursprüngliche Höhe von 4 Millimet. auf 2,8
                              									Millimeter, so daß selbst ungeübte Augen den Unterschied leicht wahrnehmen könnten.
                              									Bei Substanzen welche leicht oxydiren oder ihre Oberfläche an der Luft leicht
                              									verändern, müßten die flachen Tropfen in einem indifferenten Gase, wie Kohlensäure,
                              									geschmolzen werden.
                           Große flache Eisentropfen aus den verschiedensten Werken, deren Oberfläche freilich
                              									nicht rein, sondern mit einer Oxydschicht bekleidet war, zeigten dieselbe Höhe von
                              									etwa 5,2 Millim. Die Arbeiter in den Gießereien pflegen nach
                                 										der Tropfengestalt des Gußeisens die Güte desselben zu beurtheilen, und
                              									glaubte der Vortragende, daß eine nähere Untersuchung der Höhe und Gestalt von
                              									flachen Tropfen für manche Gebiete der Technik ein wichtiges Hülfsmittel zur
                              									Beurtheilung der Beschaffenheit des Materiales abgeben dürste. Derselbe erläuterte
                              									die erwähnten Gesetze an einigen vorgelegten Proben großer flacher Tropfen aus
                              									geschmolzenen Metallen und Salzen, und zeigte schließlich durch einige Versuche, wie
                              									geringe Spuren Fett oder der aus der Atmosphäre condensirten Dämpfe einen
                              									bedeutenden Einfluß auf die Gestalt von Wasser- oder Oeltropfen ausüben,
                              									welche auf einer reinen Quecksilber- oder Wasseroberfläche schwimmen.
                              									(Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1870 S.
                              									54.)
                           
                        
                           Ueber die Entwickelung von reinem Stickstoff aus den
                              									stickstoffhaltigen organischen Substanzen; von Fr. Crace Calvert.
                           Die stickstoffhaltigen organischen Substanzen des Thierreiches entwickeln reinen Stickstoff, wenn sie mit Unterchlorigsäuresalzen
                              									behandelt werden.
                           Nach Versuchen, wobei die Umstände so lange abgeändert wurden bis sie zu constanten
                              									Resultaten führten, fand ich daß, wenn man in einen Kolben von bekanntem Inhalte 200
                              									Kubikcentimeter einer Lösung von reinem unterchlorigsaurem Kalk (der im Handel
                              									vorkommende ist nach meiner Erfahrung zu unrein) bringt, welche eine bekannte
                              									Gewichtsmenge, z.B. 5,476 Grm. (bei der Temperatur der umgebenden Atmosphäre)
                              									Unterchlorigsäure enthält, und dann 100 K. C. einer Gelatinelösung zufügt, welche
                              									1,5 Grm. gereinigte Gelatine enthält, sich nun ein Gas entwickelt, welches sich als
                              									Stickstoff, mit Spuren von chlorigsauren Verbindungen erweist. Man wäscht das Gas
                              									mit ein wenig Aetznatronlösung, trocknet es und bestimmt sein Volum oder sein
                              									Gewicht. Ueberdieß beobachtet man, daß die den unterchlorigsauren Kalk enthaltende
                              									Flüssigkeit sich trübt und nach und nach ein Niederschlag von kohlensaurem Kalk sich
                              									bildet; diesen sammelt man und wäscht ihn aus, worauf man ihn zu schwefelsaurem Kalk
                              									umwandelt; sein Gewicht zeigt die Menge des Kohlenstoffes an, welchen die organische
                              									Substanz verloren hat, oder welcher in Kohlensäure umgewandelt worden ist. Zur
                              									vollständigen Einwirkung der Unterchlorigsäure auf die organischen Substanzen sind
                              									etwa fünf bis sechs Stunden erforderlich.
                           Ich beschränke mich auf die Mittheilung der Durchschnittsresultate mehrerer
                              									Analysen:
                           
                           
                              
                                 
                                 Menge des in 100 Th. Substanzenthaltenen
                                    											Stickstoffes.
                                 Menge des durch die
                                    											Unterchlorigsäurefreigemachten Stickstoffes.
                                 
                              
                                 Gelatine
                                 15,7
                                 5,391
                                 
                              
                                 Albumin
                                 15,7
                                 7,810
                                 
                              
                                 Casein
                                 15,8
                                 6,210
                                 
                              
                                 Wolle
                                 17,7
                                 7,810
                                 
                              
                                 Seide
                                 17,6
                                 6,900
                                 
                              
                           Es ist interessant, daß die stickstoffhaltigen Substanzen thierischen Ursprunges
                              									sämmtlich nahezu ein Drittel ihres Stickstoffgehaltes in gasförmigem Zustande
                              									verlieren.
                           Ich bin jetzt mit der Untersuchung der organischen Producte beschäftigt, welche bei
                              									dieser chemischen Wirkung entstehen. (Comptes rendus, t.
                              									LXXI p. 322; August 1870.)
                           
                        
                           Ueber die Verhütung von Schimmelbildung in wässerigen
                              									Weinsäure-Lösungen; von W. H. Wood zu Middlesbrough-on-Tees.
                           Im Juli 1867 begann ich Untersuchungen (die ich seitdem zu verschiedenen Malen
                              									fortgesetzt habe und noch jetzt weiter verfolge), deren Zweck war, zu ermitteln ob
                              									es möglich sey, die Bildung von Schimmelpilzen in wässerigen Weinsäurelösungen zu
                              									verhüten, welche sich gewöhnlich kurz nach deren Bereitung einstellt.
                           Zunächst versuchte ich es mit einem Zusatze von Kreosot
                              									und fand, daß ein einziger Tropfen davon zur Conservirung einer Unze der (von Galloway in seiner „qualitativen
                                 										Analyse“ empfohlenen) Lösung von 1 Th. Weinsteinsäure in 2 Th. Wasser
                              									hinreicht. Kürzlich machte mich einer meiner Freunde auf ein ganz ähnliches, von Bowman (in seiner Practical
                                 										Chemistry, fünfte Auflage) empfohlenes Verfahren zur Conservirung von
                              									Weinsäurelösungen aufmerksam; Bowman sagt nämlich:
                              										„die Bildung von Schimmel läßt sich durch Zusatz einer sehr geringen
                                 										Menge Carbolsäure verhüten, welche der Anwendung der
                                 										Weinsäure in der Analyse nicht hinderlich ist.“
                           Ich will keineswegs eine Priorität bezüglich dieser Beobachtung beanspruchen, sondern
                              									nur darauf aufmerksam machen, daß, so weit meine Erfahrung reicht, eine wässerige
                              									Weinsäurelösung, mag sie schimmelig geworden seyn oder nicht, sobald sie filtrirt
                              									und darauf kurze Zeit (etwa 10 Minuten lang) gekocht wird, nicht mehr schimmelt, mag
                              									sie nun in einem verschlossenen Gefäße oder bei Luftzutritt aufbewahrt werden.
                           Die Details meiner in dieser Hinsicht angestellten Versuche werde ich später in einem
                              									ausführlichen Aufsatz mittheilen. Analoge Versuche beabsichtige ich mit
                              									Citronensäure und anderen Substanzen anzustellen, deren wässerige Lösungen eine
                              									ähnliche Zersetzung erleiden. (Chemical News, vol. XXII
                              										p. 13; Juli 1870.)
                           
                        
                           Aechtfärbung von Baumwollgarn mit Anilinfarben, nach H.
                              										Knab.
                           Als Beize verwendet man eine Lösung von 3 Pfund Bleizucker in 12 Maaß (24 Pfd.)
                              									heißem Wasser, der man eine Lösung von 3 Pfd. Potasche in der gleichen Menge Wasser
                              									und hierauf eine Lösung von 6 Pfd. Alaun in 20 Maaß Wasser zusetzt. Die so erhaltene
                              									Flüssigkeit wird noch weiter hinlänglich verdünnt, das Garn (20 Pfund) 12 Stunden
                              									lang gebeizt, gut ausgewunden und 1 Stunde lang in ein Chlorzinnbad gebracht, worauf
                              									man es im klaren Wasser spült und auswindet.
                           Zum Färben bringt man das Garn in ein kaltes Bad, welchem 6 Loth Anilinroth, vorher
                              									in 3 Maaß 96procentigem Weingeist gelöst, zugesetzt wurden. Man erhitzt das Bad bis
                              									zum Sieden, läßt einige Minuten kochen, nimmt dann das Garn heraus, spült im Wasser
                              									und trocknet. (Bayerisches Patent vom 27. Mai 1867. – Aus dem bayerischen
                              									Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 306.)
                           
                        
                           
                           Reinigung der Gelatine für den Pigment- und Lichtdruck;
                              									von J. Stinde.
                           Das so häufige Mißlingen der Pigment- und Lichtdrucke ist in den mechanischen
                              									Verunreinigungen der Gelatine zu suchen. Namentlich ist es phosphorsaurer Kalk, Gyps
                              									und Alaun, welche störend wirken. Ein einfaches Mittel, selbige zu entfernen,
                              									besteht darin, die Gelatine mit einer Schere in schmale Streifen zu schneiden, und
                              									diese wieder der Quere nach in Quadrate zu theilen. Man wässert diese Stückchen mit
                              									nach 1/4–1/2 Stunde gewechseltem Wasser öfters aus, bis das zuletzt
                              									abgelaufene und filtrirte Wasser mit oxalsaurer Ammoniaklösung (1 : 24) keine
                              									Trübung mehr gibt. Das Weiße von einem Ei wird nun mit 5 Tropfen Ammoniak und mit
                              									dem zweifachen Volum destillirten Wassers gemischt und in einer Flasche zu Schaum
                              									geschüttelt. Diese Quantität genügt für 200–250 Gramme Gelatine; letztere
                              									wird in einer Schale erwärmt und dazu das Eiweiß gebracht und gut gemischt. Dann
                              									setzt man tropfenweise 1 Theil Eisessig mit 250 Theilen Wasser gemischt hinzu unter
                              									stetem Umrühren, bis empfindliches Lackmuspapier sauer reagirt. Nun wird die
                              									Gelatine rasch unter beständigem Umrühren zum Kochen gebracht, und möglichst auf
                              									einmal auf ein großes Sternfilter von gutem schwedischen Filterpapier gebracht. Das
                              									Filtriren ist an einem warmen Orte vorzunehmen und die ziemlich reine Gelatine ist
                              									durchgelaufen. Sie enthält nur noch die Salze des Eiweißes und etwas essigsaures
                              									Ammon nebst freier Essigsäure. Diese werden jedoch durch die Dialyse entfernt. Der
                              									Dialysator ist im Kleinen ein flacher Glascylinder, dessen untere Seite mit
                              									Pergamentpapier wasserdicht verschlossen ist. Hierin legt man in destillirtem Wasser
                              									die filtrirte, und nach dem Erkalten in Stückchen geschnittene Gelatine und setzt
                              									den Cylinder zum Schwimmen auf eine möglichst große Menge destillirten Wassers.
                              									Dadurch werden die Gelatine-Stückchen vollständig entsäuert. Man trocknet sie
                              									dann an der Luft. (Photographische Correspondenz.)
                           
                        
                           VegetabilischerVegetabilicher Leim (Wiener Pappe) und Eiweißleim.
                           Der sogenannte vegetabilische Leim, Wiener Pappe, enthält, wie die
                              										„deutsche Industriezeitung“ mittheilt, nach einer in
                              									Chemnitz vorgenommenen Untersuchung keine oder nur sehr wenig Stärke, dagegen zeigt
                              									er in seinem chemischen Verhalten durchaus Uebereinstimmung mit Kleber.
                              									Wahrscheinlich ist er durch Trocknen von etwas gefaultem Kleber bereitet und wohl
                              									identisch mit dem schon seit längerer Zeit bekannten sogenannten Eiweißleim.
                              									Letzterer wird dadurch bereitet, daß man Kleber mehreremal mit Wasser übergießt und
                              									denselben dann längere Zeit einer Temperatur von 15–25° C. aussetzt,
                              									wobei der Kleber in Gährung geräth und bis zu einem gewissen Grade flüssig wird. Die
                              									Umwandlung ist beendet, wenn man die Masse leicht mit dem Finger zertheilen kann.
                              									Man gießt sie dann in Formen, welche man in einen auf 25–30° C.
                              									erwärmten Raum bringt. Sind nun nach 1–2 Tagen die oberen Schichten hart
                              									geworden, so nimmt man die Täfelchen heraus, breitet sie mit der hartgewordenen
                              									Seite nach unten auf Leinwand oder Drahtgewebe aus und läßt sie so im Trockenraum
                              									vollständig trocknen, was in 4–5 Tagen geschieht. Dieser Eiweißleim wurde
                              									bereits vor einer Anzahl von Jahren von Hannon namentlich
                              									als Ersatz des Eiweißes in der Appretur und beim Färben und Drucken von Zeugen
                              									empfohlen.
                           
                        
                           Baumwolle als Verbandmaterial.
                           Nach einer Mittheilung von Prof. v.
                                 										Bruns in Tübingen wird seit 5 bis 6 Jahren in der dortigen
                              									chirurgischen Klinik anstatt der Charpie ausschließlich Baumwolle zum Verband bei allen eiternden Wunden u.s.w. benutzt, und hat
                              									sich dieser Verband während dieser Zeit auf's Beste bewährt. Der Haupteinwurf, den
                              									man gemacht hat und noch macht, daß die Baumwolle Flüssigkeiten viel weniger leicht
                              									aufsauge als Leinen (ein auf Wasser geworfenes Häufchen Baumwolle bleibt lange Zeit
                              									trocken aus der Oberfläche des Wassers schwimmen, während ein Häufchen Charpie rasch
                              									benetzt wird und in Wasser einsinkt), und daß sie deßhalb Wundflüssigkeiten nicht
                              									rasch genug aufsauge,
                              									ist allerdings richtig, aber leicht zu beseitigen. Die angegebene Eigenschaft der
                              									rohen Baumwolle rührt von einem derselben anhaftenden wachsähnlichen fettigen Stoff
                              									her, welcher durch ein einfaches Verfahren entfernt werden kann. Prof. Bruns läßt zu diesem Zweck die rohe
                              									Baumwolle etwa 1 Stunde lang in Wasser mit einem Zusatz von 4 bis 5 Procent Soda
                              									oder von gewöhnlicher aus Buchenholzasche bereiteter Lauge kochen, dann mit reinem
                              									Wasser auswaschen, stark ausdrücken, an der Luft trocknen und schließlich ganz
                              									gleichmäßig fein auszupfen. Diese entfettete Baumwolle, welche sich zwischen den
                              									Fingern rauher anfühlen läßt als die rohe Baumwolle, gibt ein durchaus
                              									gleichmäßiges, weiches, lockeres Verbandmaterial, welches überall mit geringen
                              									Kosten von gleicher Güte und Reinheit herzustellen ist. Beim Gebrauch wird unter die
                              									Baumwolle unmittelbar auf die Wundfläche ein entsprechendes Stück groblöcheriger
                              									nicht appretirter Gaze gelegt, wodurch die so mühsam herzustellende Gittercharpie
                              									und gefensterte Leinwand ebenfalls entbehrlich gemacht worden sind. Eine weitere
                              									Verbreitung dieser Verbandweise dürfte um so mehr anzurathen seyn, als die
                              									Anschaffung größerer Mengen alter Leinwand von guter Qualität in neuerer Zeit immer
                              									schwieriger und kostspieliger geworden ist, und somit dieselbe statt zur
                              									Charpiebereitung zweckmäßiger zur Anfertigung anderer Verbandstücke verwendet werden
                              									kann.
                           
                        
                           Comprimirtes Leder
                           wird gegenwärtig aus den Lederabfällen der
                              									Schuhwaaren-Fabriken und Sattlereien hergestellt. Diese Abfälle werden zuerst
                              									von Schmutz und fremden Bestandtheilen gereinigt, dann in feine Streifen
                              									geschnitten, mit den Abfällen roher Häute vermengt, und in Wasser eingeweicht,
                              									welches 1 Procent Schwefelsäure enthält, bis das Ganze eine plastische Masse bildet,
                              									die sodann in Formen von der erforderlichen Größe gepreßt wird. Nachdem dieselbe
                              									mittelst Dampf getrocknet worden ist, muß sie mehrere Gänge durch verschieden
                              									gestellte Walzwerke machen, damit sie weich und glatt und dem Originalleder gleich
                              									werde. Um sie mehr geschmeidig zu machen, gibt man auf je 100 Pfd. dieses Fabricates
                              									1 Pfd. Glycerin zu. Dieses Fabricat läßt sich für viele untergeordnete Zwecke, wie
                              									Brandsohlen, wo es der Nässe etc. nicht ausgesetzt ist, statt des Leders verwenden
                              									und ist bedeutend billiger als dieses. (Arbeitgeber.)