| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 538 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Resultate der Prüfung der Dampfmaschinen auf der Ausstellung
                              									zu Oxford.
                           Die Resultate der Prüfungen mit einigen auf der landwirthschaftlichen Ausstellung zu
                              									Oxford ausgestellten Dampfmaschinen sind ganz vorzüglich ausgefallen, indem die
                              									großen Firmen zu Lincoln und Reading einige der schönsten Exemplare ihrer
                              									Maschinentypen vorführten, während einige andere Fabrikanten ihnen auf dem Fuße
                              									folgten. Ohne die Tabellen der Leistungen der verschiedenen Maschinen voll
                              									wiederzugeben, seyen hier nur einige Hauptresultate aufgeführt. Wir finden, daß
                              									unter den stationären Maschinen ohne besonderen Kessel, welche aus einem Kessel der
                              										Royal Agricultural Society mit Dampf versehen
                              									wurden, Clayton und Shuttleworth's 10pferdige (nom.) Maschine 11 Pferdestärken leistete, wobei
                              									die Kolbengeschwindigkeit im Mittel 238,3 Fuß per
                              									Minute, der Füllungsgrad 3/10, und der Kohlenverbrauch per effective Pferdestärke 4,13 Pfd. betrug. Die Maschine der Reading
                              									Company von 10 Nominal-Pferdestärken leistete 10,45 effective Pferdestärken
                              									bei 364,66 Fuß Kolbengeschwindigkeit, 43/160 Füllung und 4,22 Pfd. Kohlenverbrauch
                              										per Stunde und Pferdestärke; bei anderen war der
                              									Kohlenverbrauch wie folgt:
                           
                              
                                 Marshall mit 3/10 Füllung
                                 5,2
                                 Pfd.
                                 Kohlen
                                 
                              
                                 Underhill  „  
                                    											1/3       „
                                 6,021
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Turner mit
                                    											variabler     „
                                 6,24
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                           Die Kesseldampfmaschinen gaben folgende Resultate:
                           
                              
                                 Horizontale Maschinen.
                                 
                              
                                 Erbauer
                                 Kolben-geschwindigkeit
                                 EffectivePferdestärke
                                 Füllung
                                 Kohlen-verbrauch
                                 
                              
                                 Clayton undShuttleworth
                                 243,2
                                 4,19
                                 –
                                     3,73
                                 
                              
                                 Brown und May
                                 251,3
                                 4,16
                                 11/48
                                     4,44
                                 
                              
                                 Reading Comp
                                 340,1
                                 –
                                 –
                                     4,65
                                 
                              
                                 Verticale Maschinen.
                                 
                              
                                 Erbauer
                                 Kolben-geschwindigkeit
                                 EffectivePferdestärke
                                 Füllung
                                 Kohlen-verbrauch
                                 
                              
                                 Marshall und Söhne
                                 248
                                 4,51
                                 1/4  
                                     5,75
                                 
                              
                                 Robey und Comp
                                 270
                                   4,506
                                 variabel
                                   5,9
                                 
                              
                                 Davey, Paxman und Davey
                                    229,6
                                 3,93
                                 4/7  
                                   6,0
                                 
                              
                                 
                                    Ashby
                                    
                                 –
                                 –
                                 3/10
                                     6,02
                                 
                              
                                 
                                    Riches
                                    
                                 265
                                 4,25
                                 4/10
                                     6,58
                                 
                              
                                 
                                    Hancock
                                    
                                 260
                                 4,33
                                 –
                                   8,7
                                 
                              
                                 
                                    Nicholson
                                    
                                 178
                                 3,4  
                                 –
                                 15,1
                                 
                              
                                 
                                    Eagles
                                    
                                 161
                                 3,87
                                 –
                                 28,0
                                 
                              
                           Bemerkenswerth ist hier der große Unterschied zwischen den beiden Celebritäten der
                              									Ausstellung, nämlich Clayton und Shuttleworth einerseits und Eagles' andererseits, welch letzterer eine
                              									gewisse Art Ruf gewonnen hat. Eine Dampfmaschine, aus dem himmlischen Reiche
                              									gesendet, um mit den Fabricaten der Barbaren zu concurriren, hätte wohl nicht mehr
                              									Heiterkeit erregen können, als das unglaublich erbärmliche Machwerk des Hrn.
                              										Eagles, welches derselbe
                              									sicher in einer unglücklichen Stunde auszustellen sich entschlossen hat. Der
                              									Gedanke, daß in demselben Ausstellungsraume eine Maschine mit 3,73 Pfd.
                              									Kohlenverbrauch und eine mit 28 Pfd. pro Pferdestärke
                              									enthalten seyen, ist gewiß geeignet Verwunderung zu erregen.
                           Bei den guten Maschinen dürften sich nur wenig Verbesserungen mehr anbringen lassen.
                              									Kurze Dampfwege, Doppelschieber zur Expansion, Dampfmäntel, combinirt mit den
                              									verschiedenartigsten Systemen zur Umhüllung der Flächen welche der Abkühlung
                              									ausgesetzt sind, und vortreffliche Speisewasser-Erhitzer waren überall zu
                              									finden. (Mechanics' Magazine, Juli 1870, S. 75;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 1408.)
                           
                        
                           Metalllegirung, die sich auf Stahl und Eisen aufgießen
                              									läßt.
                           Es gewährt in der Praxis einen Vortheil, Stahl oder Eisen mit Messing durch Guß
                              									unmittelbar zu verbinden, weil man dann die mühsame Vereinigung durch Schrauben,
                              									Bolzen oder Stifte erspart. In den meisten Fällen setzt sich aber die ungleiche
                              									Ausdehnung der beiden zu vereinigenden Metalle der dauerhaften Verbindung entgegen
                              									und überdieß ist auch häufig die oberflächliche Verbindung nicht innig genug, um
                              									haltbar zu seyn.
                           Folgende Legirung aber schließt sich an Eisen und Stahl sehr gut an, ohne daß je ein
                              									Lockerwerden oder Losgehen zu befürchten ist. Sie besteht aus 3 Theilen Zinn, 39 1/2 Theilen Kupfer
                              									und 7 1/2 Theilen Zink. Da das letztere Metall bei höherer Temperatur sich zum Theil
                              									verflüchtigt, so kann man allenfalls davon noch etwas mehr zusetzen. (Aus dem
                              									praktischen Maschinen-Constructeur.)
                           
                        
                           Ueber Aluminium-Gewichte; von Dr. T. L. Phipson.
                           In den letzten zehn Jahren (seit Mai 1860) habe ich einen Satz Grammengewichte
                              									benutzt, die aus Aluminium angefertigt sind. Im Durchschnitt sind diese Gewichte
                              									während eines Zeitraumes von etwas über zehn Jahren täglich mindestens zwei-
                              									bis dreimal benutzt worden. Ich habe dieselben von Gebr. Collot in Paris bezogen. Vor Kurzem unterwarf ich sie einer genauen
                              									Prüfung und fand sie noch ebenso richtig, als an dem Tage wo ich sie zum ersten Male
                              									in Gebrauch nahm. Sie besitzen fast noch denselben Glanz wie im neuen Zustande. Die
                              									größeren Stücke, von 0,5 Grm., 0,2 Grm. und 0,1 Grm. zeigen schwache Spuren von
                              									mattgewordener Oberfläche; ihr Gewicht ist aber noch ganz genau.
                           Während dieses zehnjährigen Gebrauches wurden die Gewichtsstücke nicht anders als mit
                              									einer weichen Messingpincette gefaßt und jedesmal nur wenige Minuten mit der Luft in
                              									Berührung gelassen Natürlich blieben sie jedoch von Zeit zu Zeit eine oder zwei
                              									Minuten lang einer Atmosphäre ausgesetzt welche mehr oder weniger mit sauren oder
                              									alkalischen Dämpfen erfüllt war, und wenn wir alle diese nachtheilig wirkenden
                              									Minuten addiren, so finden wir daß die in Rede stehenden
                              									Aluminium-Gewichtsstücke einem beträchtlichen Betrag von
                              										„atmosphärischem Einflusse“ während der angegebenen Zeit
                              									unterworfen wurden.
                           Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, wie angenehm es ist mit derartigen, im Vergleich
                              									mit den entsprechenden aus Platin angefertigten Unterabtheilungen des Grammes
                              									ziemlich großen Gewichtsstücken zu arbeiten und wundere mich daß dieselben in
                              									unseren Laboratorien bisher nicht mehr Eingang gefunden haben. Der von mir benutzte
                              									Satz enthält 14 Stück Gewichte, die von 1/2 Gramm abwärts bis zu Milligramm gehen.
                              									Aus Messing oder Kupfer angefertigte Gewichtsstücke von dieser geringen Schwere habe
                              									ich stets als ungenau betrachtet; denn dieselben laufen ja schon in einer
                              									Atmosphäre, welche gegen die eines chemischen Laboratoriums als ziemlich rein
                              									betrachtet werden muß, sehr rasch an. Aus Neusilber angefertigte Gewichtsstücke
                              									halten sich besser als messingene oder kupferne; einen derartigen Satz, dessen
                              									Gramm-Unterabtheilungen nur bis zu 1 Centigrm. gehen, benutze ich bereits
                              									seit dem Jahre 1856, und doch sind dieselben noch jetzt ganz glänzend und vollkommen
                              									genau, sie wurden aber nur gelegentlich gebraucht. (Chemical
                                 										News, vol. XXII p. 187; October 1870.)
                           
                        
                           Verfahren zur Chlordarstellung, von Henry Deacon.
                           In der Versammlung der British Association zu Liverpool
                              									theilte H. Deacon die Versuche mit, welche ihn auf ein
                              									Verfahren zur Darstellung von Chlor im Großen geleitet haben. Es liegt demselben die
                              									Idee zu Grunde, ein Gemisch von atmosphärischer Luft und Salzsäuregas, wie sich das
                              									letztere in den sogen. Sulfatöfen bildet, mittelst Durchleiten durch erhitzte Röhren
                              									in ein Gemisch von Wasserdampf und Chlorgas zu zerlegen. Diese einfachste Gestalt
                              									des Verfahrens ist längst bekannt, gibt aber nur eine sehr geringe Ausbeute an
                              									Chlor, wahrscheinlich weil die Temperatur, bei welcher Chlorwasserstoff durch den
                              									Sauerstoff zersetzt wird, sehr nahe der Temperatur liegt, bei welcher das Wasser
                              									wieder durch das Chlor zersetzt wird. Deacon's Erfindung
                              									besteht nun darin, die Röhren, in welchen die Bildung von Chlor geschehen soll, mit
                              									gröblichem Ziegelsteinpulver von „Pfefferkorngröße,“ welches
                              									vorher in einer gesättigten Lösung von Kupfervitriol gekocht und wieder getrocknet
                              									wurde, zu füllen. Durch die Einwirkung des Kupfersalzes wird unter sonst günstigen
                              									Umständen die Zersetzung der Salzsäure vollständig und zwar läßt sich mit einer
                              									kleinen Menge des Kupfersalzes eine beliebig große Menge Chlor gewinnen. Sehr
                              									wichtig zum Gelingen des Processes ist eine genaue Einhaltung der höheren Temperatur
                              									auf welche das Gasgemisch vorher erhitzt seyn muß, und derjenigen welche in den
                              									Zersetzungsröhren herrscht. Ist die Temperatur der letzteren 370 bis 400° C.,
                              									so ist die Ausbeute am höchsten; bei 200° C. wird sie sehr klein und bei 440°
                              									C. saugt Kupferchlorid an, sich zu verflüchtigen. Wird Luft und Salzsäuregas im
                              									richtigen Mischungsverhältniß d. i. 5 Raumtheile Luft und 4 Thle. Chlorwasserstoff,
                              									mit nicht zu großer Geschwindigkeit und hinreichend erwärmt durch die
                              									Zersetzungsröhren von der genannten Temperatur geleitet, so wird alles Chlor der
                              									Salzsäure frei gewonnen. Bei nicht ganz richtigem Gang entweicht unzersetzte
                              									Salzsäure, die sich aber durch Waschen mit Wasser leicht entfernen läßt. Das mit
                              									Stickstoff gemischte Chlor liefert vorzüglichen Chlorkalk, wenn man der Gasmischung,
                              									so lange sie frisch ist, schon fast gesättigten Chlorkalk darbietet, während die
                              									schon benutzten Gase über das frische Kalkhydrat streichen, ehe sie in's Freie
                              									gehen.
                           Die Erhitzung des Gemisches von Salzsäuregas und Luft geschieht bis jetzt in
                              									gußeisernen Röhren, welche nicht sehr angegriffen werden; doch läßt sich dieselbe
                              									vielleicht auch nach dem Princip der Erhitzung von Luft und Heizgas in den sogen.
                              									Regeneratoren ausführen, indem man zwei mit Ziegeln ausgefüllte Räume anwendet, von
                              									denen abwechselnd einer von der abziehenden Feuerluft erhitzt wird, während der
                              									andere erkaltend seine Wärme an das durchziehende Gemisch von Luft und Salzsäuregas
                              									abgibt.
                           Der Zersetzungsapparat besteht in einer gußeisernen weiten Röhre, die von einem als
                              									Wärmereservoir dienenden Mantel aus Ziegelsteinen umgeben ist. Die zur Zersetzung
                              									nöthige Temperatur wird zum Theil mit geliefert durch die bei der Oxydation des
                              									Wasserstoffes frei werdende Wärme; von dieser, welche 34,462 Wärmeeinheiten beträgt,
                              									gehen 23,783 Einheiten als Verbindungswärme des Chlor und Wasserstoffes ab, so daß
                              									10,679 Einheiten frei übrig bleiben. Die genau einzuhaltenden Temperaturen des
                              									Vorwärm- und des Zersetzungsapparates werden durch ein Pyrometer, –
                              									bestehend aus einem mit Hebelwerk versehenen Eisen- und Messingstab, wobei
                              									der letztere auf dem ersteren liegt, – controllirt und zwar mit Sicherheit
                              									bis ca. 540° C.
                           Eine Unzuträglichkeit stellt sich in der Verflüchtigung von Eisenchlorid mit dem mit
                              									Luft gemischten Salzsäuregas heraus; hierdurch entsteht nämlich in den Röhren, aber
                              									glücklicherweise nicht auf dem mit Kupfervitriol getränkten Ziegelsteinpulver, ein
                              									Absatz von pulverigem Eisenoxyd, welcher sich jedoch durch passend angebrachte
                              									Reinigungsröhren ausfegen läßt. Bei Anwendung von Bleipfannen in den Sulfatöfen und
                              									der Regeneratoren zum Vorwärmen der Gase würde dieser Uebelstand beseitigt
                              									werden.
                           Eine sichere Erklärung der Wirkung des Kupfersulfats, welches ganz unverändert
                              									bleibt, ist noch nicht gegeben; wahrscheinlich geht es vorübergehend in
                              									Kupferchlorid über, welches abwechselnd die Hälfte Chlor verliert und dann unter
                              									Mitwirkung des Sauerstoffes die Salzsäure zersetzt, um wieder Chlor aufzunehmen.
                              									Alle Kupfersalze verhalten sich ähnlich, auch Bleisalze, mit Ausnahme des
                              									Bleisulfats. – Die praktische Ausführung des Deacon'schen Verfahrens soll ein bedeutendes Hinderniß in der Höhe der
                              									Arbeitskosten finden. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 45.)
                           Der Vortrag, welchen Deacon über sein Verfahren der
                              									Chlordarstellung in der British Association hielt, ist
                              									im Engineer, November 1870, S. 316 ausführlich
                              									mitgetheilt.
                           
                        
                           Zur Analyse der Chromgrüne.
                           Chromoxyd, selbst scharf geglühtes, setzt sich im fein gepulverten Zustande mit
                              									übermangansaurem Kali sehr leicht um nach dem Schema: Cr²O³ + KO,
                              									Mn²O⁷ = KO, 2 CrO³ + 2 MnO².
                           Bei Bestimmung der Chromgrüne des Handels, z.B. Guignet's
                              									Grün, mittelst übermangansauren Kalis, ist die Umsetzung nach kurzem Kochen beendet
                              									und man hat, soferne andere der Farbe beigemengte Stoffe vorher mit Salzsäure oder
                              									Aetzkali entfernt worden sind, zuletzt das doppelt-chromsaure Kali ohne alle
                              									Beimengung, was die Analyse sehr erleichtert.
                           Auf Grund derselben Reaction läßt sich Chromoxyd auch auf einfache Weise
                              									maaßanalytisch bestimmen. Man erhitzt zu dem Ende das ausgefällte oder – bei
                              									geglühten Substanzen – in feinster Pulverform zu verwendende Chromoxyd in
                              									einer Porzellanschale mit der nöthigen Menge Wasser zum Sieden und fügt aus der
                              									Bürette Normal-Chamäleonlösung zu, bis die über dem Niederschlage stehende
                              									Flüssigkeit eben einen bleibenden rothen Farbenschein zeigt.
                           
                           Da indeß das gebildete saure chromsaure Kali wegen seiner rothgelben Farbe das
                              									deutliche Erkennen der Endreaction hindert, so decantirt man, nachdem etwa fünf
                              									Sechstel oder mehr der erforderlichen Chamäleonlösung zersetzt sind, die sich
                              									schnell klärende Flüssigkeit vorsichtig zum größten Theil, setzt viel heißes Wasser
                              									zu und gießt nach dem Absitzen nochmals ab. Nach dem Verdünnen mit Wasser wird zum
                              									Sieden erhitzt und austitrirt. In der nur schwach gelblichen Flüssigkeit läßt sich
                              									nunmehr ein durch überschüssiges Chamäleon bewirkter bleibender Ton nach Roth
                              									ziemlich leicht mit Schärfe erkennen. E. Bohlig in
                              									Eisenach. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie,
                              									Jahrg. 1870, S. 357.)
                           
                        
                           Verfahren, Garn zu versilbern und zu vergolden; von Professor
                              										Dr. Artus in Jena.
                           Um baumwollene, wollene oder seidene Garne zu versilbern, bringt man dieselben,
                              									nachdem sie auf die bekannte Weise entschlichtet und entfettet sind, zunächst 1
                              									Stunde lang in ein Silberbad. Dieses Silberbad erhält man, indem man 1 Loth
                              									salpetersaures Silber in 1 Pfd. weichem Wasser, oder, in Ermangelung desselben,
                              									destillirtem Wasser auflöst, der entstandenen Lösung so viel Aetzammoniak hinzufügt,
                              									bis der anfangs entstandene Niederschlag wieder aufgelöst ist und die Flüssigkeit
                              									einen deutlich wahrnehmbaren ammoniakalischen Geruch angenommen hat, und die Lösung
                              									dann mit 8 bis 10 Pfd. Wasser verdünnt. Nachdem die Garne 1 Stunde lang in dem
                              									Silberbade verweilt haben, d.h. gehörig durchtränkt sind, werden sie herausgenommen
                              									und getrocknet, und dann in ein Gefäß gehängt, in welches man 1 1/2 Stunden lang
                              									einen (mittelst Zink und Schwefelsäure entwickelten und mit Wasser gewaschenen)
                              									Strom von Wasserstoffgas leitet, wodurch das Silber reducirt und als Metall auf die
                              									Faser niedergeschlagen wird. Man läßt das Garn dann durch Glättwalzen passiren,
                              									wodurch das fein zertheilte Silber einen schönen Metallglanz erhält.
                           Die so versilberten Garne lassen sich auf galvanischem Wege schön vergolden.
                              									(Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1869 S. 489.)
                           
                        
                           Schönes Ponceau auf Castorwolle
                           färbt man (nach der Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr.
                              									39) mittelst Tränkens mit folgender Composition und nachherigen Dämpfens in nassem
                              									Zustande.
                           
                              
                                 2
                                 Pfd.
                                 fein gemahlener Lacdye,
                                 
                              
                                 1
                                   „
                                 gemahlene Cochenille
                                 
                              
                           werden mit 15 Loth Doppeltchlorzinn und heißem Wasser zu einem
                              									Brei angerührt und warm gestellt. Nach einigen Stunden werden 16 Loth Zuckersäure
                              									zugegeben und das Ganze wird am besten durch Einhängen des Gefäßes in einen Kessel
                              									mit kochendem Wasser heiß gehalten. Nach einiger Zeit verdünnt man diese Composition
                              									(je nach Nuance) mit der 6–10fachen Menge Wasser, in welchem per Pfund 1 Loth Gummi gelöst ist, tränkt damit die zu
                              									färbenden Stoffe und bringt sie, naß wie sie sind, in einen Dampfkasten, in welchem
                              									sie kräftigen Wasserdämpfen 10 Minuten lang ausgesetzt werden. Der ganze Farbstoff
                              									ist gebunden und ein kurzes nachheriges Spülen entfernt Gummi und andere anhastende
                              									Substanzen. Es ist dieß eine Art Schnellfärberei.
                           
                        
                           Waschbares Papier.
                           Für waschbares Papier stellt C. H. Rost in Dresden nach
                              									der engl. Patentbeschreibung einen grauen Grund mittelst einer Masse her, die auf
                              									folgende Weise bereitet wird. 50 Theile feingepulverter Kalk werden mit 2 Thln.
                              									weicher Seife, die in 8 Thln. Terpenthinöl gekocht ist, zu einer weichen plastischen
                              									Masse unter gutem Umrühren zusammengemischt. Andererseits werden 25 Thle. Bleiweiß
                              									oder Zinkweiß in 12 Thle. Leinöl mit entsprechender Menge von Trockenmitteln
                              									eingerührt und 1/2 Thl. Elfenbeinschwarz zugesetzt. Beide Mischungen werden endlich
                              									innig zusammengemahlen und das Ganze soweit als nöthig mit Terpenthinöl verdünnt. (Deutsche
                              									Industriezeitung.)
                           
                        
                           Ueber die Prüfung des zum Bier und zum Genusse überhaupt zu
                              									verwendenden Glycerins; von Emil Brescius in Frankfurt a.
                              									M.
                           Im „Bierbrauer“
                              									Daraus im polytechn. Journal Bd. CXCVI S.
                                       												487 (erstes Juniheft 1870.) Daselbst lese man S. 488 Zeile 24 von
                                    											oben als specif. Gewicht des reinen Glycerins 1,17 (statt 1,7).
                              									ist auf die günstigen Erfolge eines Zusatzes von Glycerin zu gewissen Bieren oder
                              									Würzen aufmerksam gemacht worden. In der That ist die Wirkung des Glycerins in
                              									manchen Fällen überraschend und wird dasselbe auch schon seit längerer Zeit von
                              									verschiedenen Brauern benutzt. Es ist indessen beim Verbrauch von Glycerin zum Bier
                              									und zum Genuß im Allgemeinen unbedingt darauf zu sehen, daß dasselbe auch vollständig rein sey. Ein solch reines, zum Genusse
                              									taugliches Glycerin kann nur durch mehrfache Destillation gewonnen werden, bei
                              									welcher die in der Rohwaare enthaltenen, zum Theil schädlichen Stoffe allein
                              									vollständig zurückbleiben. Es sollte daher zum Genusse ausschließlich destillirtes Glycerin verwendet werden, um so mehr, als
                              									dasselbe nur wenig theurer ist als eine Waare die auf andere Weise, aber nicht
                              									vollständig gereinigt ist. Da man eine solche Waare im Aeußeren der destillirten
                              									ziemlich gleich darstellen kann, so wird sie auch den Consumenten, welche das
                              									Glycerin zumeist nur nach dem Aeußeren beurtheilen können, von verschiedenen Seiten
                              									angeboten und leider auch verbraucht.
                           Eine große Anzahl von Brauern besitzt Kenntnisse genug und ist in der Lage, chemische
                              									Prüfungen anstellen zu können; ich gebe daher hier einige Reactionen an, aus denen
                              									man erkennen kann, ob ein Glycerin destillirt sey oder nicht. Reines, destillirtes
                              									Glycerin reagirt vollständig neutral, d.h. es röthet weder blaues, noch bläuet es
                              									rothes Lackmuspapier.
                           Erhitzt man in einem Porzellanschälchen 10 bis 20 Tropfen Glycerin über einer
                              									Spiritusflamme, so kommt es zuerst in's Kochen, fängt nach einiger Zeit an zu
                              									brennen und brennt dann bis zu Ende fort mit Hinterlassung eines geringen schwarzen
                              									Anfluges von kohliger Substanz. Bei nicht destillirtem ist die Menge der letzteren
                              									immer bedeutender als bei destillirtem.
                           Nimmt man diese Probe auf einem Platinblech oder besser in einem kleinen
                              									Platinschälchen vor, und erhitzt nach dem Verbrennen des Glycerins bis zum Glühen,
                              									so muß der kohlige Anflug verschwinden, ohne einen deutlichen weißen oder sonstigen
                              									Rückstand zu hinterlassen. Setzt man tropfenweise, unter
                                 										sorgfältigem Abkühlen, zu reinem destillirten Glycerin nach und nach etwa
                              									das gleiche Volumen concentrirte englische Schwefelsäure, so tritt keine Bräunung
                              									ein, auch nicht nach mehreren Stunden. Nicht destillirtes Glycerin wird dabei, wenn
                              									auch manchmal nur sehr schwach, gebräunt. Beim Erwärmen mit starker Schwefelsäure wird jedes Glycerin
                              									gebräunt; da nun alles käufliche Glycerin, auch das reinste, stets mehr oder weniger
                              									Wasser enthält und concentrirte Schwefelsäure sich mit diesem stark erhitzt, so ist
                              									eben bei dieser Probe auf gute Abkühlung zu sehen und die Säure nur tropfenweise
                              									zuzusetzen.
                           Reines, destillirtes Glycerin zeigt mit einigen Tropfen einer Lösung von oxalsaurem
                              									Ammoniak nicht die geringste Spur einer Trübung, auch nicht nach mehreren Stunden,
                              									sondern bleibt ganz hell. Nicht destillirtes gibt damit in der Regel gleich oder
                              									doch nach einiger Zeit, eine Trübung, wenn nicht gar einen Niederschlag.
                           Mit etwas ganz reiner Salpetersäure und hierauf mit einigen Tropfen einer Lösung von
                              									salpetersaurem Silberoxyd versetzt, gibt reines Glycerin nicht die geringste, nicht
                              									destillirtes sogleich eine mehr oder weniger starke milchige Trübung. Bei
                              									destillirtem Glycerin kann eine solche aber kaum sichtbare Trübung nach Verlauf von
                              									etwa einer Viertelstunde hin und wieder auch eintreten, wenn die Gefäße in die es
                              									gefüllt worden, vorher mit gewöhnlichem oder nicht sehr sorgfältig mit destillirtem
                              									Wasser geschwenkt wurden. Die Trübung, welche aber, wie gesagt, erst nach einiger
                              									Zeit und nur sehr
                              									schwach bemerklich seyn darf, rührt dann von Wasser her und kann übersehen werden.
                              									Manchmal gibt in unreinem Glycerin Schwefelammonium eine
                              									schwarze Trübung und, wenn oxalsaures Ammoniak darin keine solche erzeugte, wird
                              									zuweilen durch klares Kalkwasser eine weiße Trübung verursacht; es ist daher das
                              									Glycerin auch mit diesen Reagentien zu prüfen.
                           Es versteht sich von selbst, daß bei diesen Prüfungen die Gefäße in denen operirt
                              									wird, sorgfältig mit destillirtem Wasser gereinigt werden müssen, welches
                              									seinerseits zu probiren ist, ob es nicht schon an sich mit den genannten Reagentien
                              									Trübungen erleidet.
                           Wer nun auch nicht alle diese Untersuchungen selbst vornehmen kann, sollte wenigstens
                              									das Verhalten gegen Lackmuspapier probiren und die Prüfung auf dem Platinblech
                              									ausführen.
                           Vor allen Dingen ist aber darauf zu sehen, daß das Glycerin auch in größeren Mengen
                              									ganz ungefärbt und wasserhell sey und beim Reiben einiger Tropfen zwischen den
                              									Händen keinen Fettgeruch zeige, der in der Regel noch deutlicher hervortritt, wenn
                              									man einige Tropfen einer verdünnten Säure, z.B. Schwefelsäure zusetzt. Da das
                              									Glycerin nach der Destillation wieder concentrirt werden muß, so bekommt es dabei
                              									leicht einen entfernt an gebrannten Zucker, sogenannte Zuckercouleur erinnernden
                              									Geruch, der mit dem von Fett nicht zu verwechseln ist, von Glycerin selbst herrührt
                              									und nichts schadet. (Bierbrauer, neue Folge, Bd. I, Nr. 1.)
                           
                        
                           Pepsinpräparate (Elixir de Pepsin
                                 										digestif).
                           Die französischen Specialitätenkrämer, wie Hottot, Boudault,
                                 										Grimault und Comp., Mialhe importiren in Deutschland Pepsin-Elixire, weinartige
                              									Flüssigkeiten mit dem Namen Elixir de Pepsine, welche
                              									sie bei Mangel des Appetits, zur Beförderung der Verdauung, überhaupt bei
                              									Magenübeln, ferner gegen das Erbrechen der Damen, welche sich in gesegneten
                              									Umständen befinden, auch zur Kräftigung der Reconvalescenten etc. warm empfehlen.
                              									Man kann nicht sagen, daß diese Mittel nicht die angerühmten Heilwirkungen haben,
                              									doch haben wir durch Analyse und Versuch gefunden und constatirt, daß diese
                              									Pepsin-Elixire der oben genannten Fabrikanten von sehr geringer Wirkung sind,
                              									daß sie das Pepsin in ungenügender Menge oder in nicht tadellosem Zustande enthalten
                              									und daß sie wegen ihres hohen Preises (1/4 Pfd. 5 Francs oder 1 1/3 Thlr.) bei Licht
                              									betrachtet nichts mehr und weniger als mit „Schwindel“ bezeichnet werden müssen. Diese Bezeichnung ist
                              									gegenüber der billigen und mehr als noch einmal so kräftigen, in Berlin bereiteten
                              										Schering'schen PepsinessenzPepsin-Essenz (Verdauungsflüssigkeit).
                                    											Dargestellt nach dem Verfahren des Dr. Oscar Liebreich in der Apotheke von E. Schering in
                                    											Berlin (12 Loth für 1/2 Thlr.). Ein bis zwei Eßlöffel voll mit einem halben
                                    											Weinglas Wasser verdünnt nach der Mahlzeit zu nehmen. gewiß
                              									gerechtfertigt.
                           Pepsin nennt man den Verdauungssaft, eine schleimige
                              									scharfe Flüssigkeit, welche die in der Wandung des Magens eingesenkten Labdrüsen
                              									absondern. Diese Flüssigkeit besorgt die Verdauung zunächst. Wird sie nicht in
                              									genügendem Maaße vom Magen abgesondert, so tritt Appetitlosigkeit ein, wird sie in
                              									genügender Menge erzeugt, ohne daß dem Magen zu ihrem Verbrauch genügende Nahrung
                              									zugeführt ist, so erzeugt sie den Schmerz welchen wir Hunger nennen. Führt man dem
                              									Magen mehr Nahrung zu, als der abgesonderte Verdauungssaft zu überwinden vermag, so
                              									ergibt sich das Gefühl des Vollseyns oder Magendrückens, und ist die Nahrung
                              									zugleich etwas schwer verdaulich, so entsteht eine Verdauungsstörung, eine
                              									Indigestion. Eine Indigestion macht sich durch eine Menge Leiden fühlbar, wie
                              									Appetitlosigkeit, Drücken in der Magengrube, Aufstoßen, Magensäure, Sodbrennen,
                              									Uebelkeit, Erbrechen, Aufgetriebenseyn der Magengegend, Magenkatarrh, Magenkrampf,
                              									Kopfweh, Gliederschwäche, Hinfälligkeit, Ohnmachten, Durchfall etc. Alle diese
                              									Leiden werden meist auch mit Beseitigung ihrer Ursache, der Indigestion, gehoben.
                              									Bisher pflegte der Arzt bei den heftigeren Indigestionen zu den unangenehmen
                              									Brechmitteln zu greifen, welche manchen Magen digestionsunfähiger machen, als er
                              									vorher war. Heute greift man zum Pepsin und das Uebel wird dadurch meist schneller und unmerklicher
                              									gehoben, als dieß je ein Brechmittel vermag.
                           Mit Recht kann man die Entdeckung, mit Pepsin eine künstliche Verdauung zu
                              									bewerkstelligen, für eine der segenreichsten betrachten. Es ist das Pepsin nicht nur
                              									nicht ein Medicament, es ist ein Stoff den der gesunde Magen erzeugt und welcher der
                              									Natur des Menschen nicht feindlich ist. Durch den Gebrauch des Pepsins wird der
                              									Thätigkeit des Magens nur unter die Arme gegriffen. Das Pepsin schadet daher auch
                              									nicht, wenn man davon mehr als nöthig dem Magen zuführt. Daß der Magen sich nicht
                              									selbst verdaut, verhindert die weise Natur, denn sie überzog die innere Magenwand
                              									zugleich mit einer Schleimhaut, deren Absonderungen die Einwirkung des Pepsins auf
                              									den Magen aufheben.
                           Das Pepsin finden wir in jedem Thiermagen, und es kann daraus ausgepreßt und
                              									gesammelt werden. Man verbraucht dazu den Magen der Schweine, den Laabmagen der
                              									Rinder, der Schafe. Gewöhnlich scheidet man das Pepsin aus dem Verdauungssafte auf
                              									chemischem Wege ab, wodurch es aber wesentliche Veränderungen erleidet, welche seine
                              									Wirkung sehr abschwächen. Diese Procedur der Pepsinabscheidung scheinen auch die
                              									französischen Pepsin-Elixirfabrikanten zu befolgen, denn sonst würden die
                              									Präparate derselben sich wirksamer zeigen. Der Apotheker Schering befolgt dagegen ein mehr physikalisches
                              									Abscheidungsverfahren, bei welchem das Pepsin gar keine Veränderung erleidet (wie
                              									bereits im polytechn. Journal Bd. CXCV S.
                                 										384 berichtet wurde), seine Pepsin-Essenz ist daher auch ausnehmend
                              									kräftig wirkend. Wir haben alle bekannten französischen Pepsin-Elixire auch
                              									neben der chemischen Untersuchung auf ihre Wirkung geprüft und sie nie in letzterer
                              									Beziehung der Schering'schen Pepsin-Essenz nur
                              									einigermaaßen annähernd befunden.
                           Mit dem Vorstehenden glauben wir eine Pflicht zu erfüllen, indem wir erstens auf ein
                              									herrliches Hausmittel hinweisen, zweitens, indem wir die Leser warnen, für theures
                              									Geld ein französisches Präparat zu kaufen, das wir in Deutschland sehr billig und
                              									von außerordentlicher Güte erlangen können. Es dürfte die Pepsin-Essenz auch
                              									von vielen Apothekern untadelhaft bereitet werden; im anderen Falle findet sich wohl
                              									jeder Apotheker bereit, die Schering'sche
                              									Pepsin-Essenz zu beschaffen, wenn sie gefordert wird.
                              									(Industrie-Blätter, 1870, Nr. 33.)
                           
                        
                           Ueber die Lebensfähigkeit des Kuhpockengiftes; von Melsens.
                           Ohne auf die verschiedenen Ansichten welche über die Natur des Kuhpockengiftes
                              									aufgestellt wurden, näher eingehen zu wollen, stellte ich mir die Frage, ob dasselbe
                              									nicht als ein Ferment betrachtet werden kann, welches unter geeigneten Umständen
                              									fähig ist, sich nach Art des Alkoholfermentes wieder zu erzeugen oder sich gewissen
                              									löslichen Fermenten, wie dem activen Bestandtheile des Malzes oder dem löslichen
                              									Theile der Bierhefe, zu assimiliren.
                           Wenn dieß wirklich der Fall ist, so müßte das Kuhpockengift durch die Körper welche
                              									die Lebensfähigkeit des Alkoholfermentes zerstören, ebenfalls getödtet oder unwirksam gemacht werden; dasselbe würde durch gewisse
                              									physische Wirkungen, z.B. der Feuchtigkeit oder einer etwas hohen Temperatur
                              									erfolgen müssen. Im entgegengesetzten Falle wird dieses Gift unter den Umständen
                              									welche ich für das Alkoholferment angegeben habe,Polytechn. Journal Bd. CXCVII S. 535
                                    											(zweites Septemberheft 1870). sehr niedrigen Temperaturen
                              									widerstehen müssen.
                           Bei einem ersten über diesen Gegenstand angestellten Versuche erhielt ich folgendes
                              									Resultat:
                           Am 14. Juni 1870 wurde im Hospitale Saint-Pierre zu Brüssel Kuhpockenlymphe
                              									von jennerischem Ursprunge (von einem Geimpften genommen) gesammelt und mir am 18.
                              									desselben Monates in vier mit Siegellack verschlossenen Capillarröhrchen übergeben.
                              									Ich steckte dieselben in ein verhältnißmäßig enges, höchst dünnwandiges Glasrohr,
                              									verschloß dasselbe vor der Lampe, und brachte es in die Mitte eines weiten
                              									dünnwandigen Glasrohres, welches ich vor der Einwirkung der äußeren Temperatur durch
                              									Umwickeln mit Leinwand gut verwahrte. Das weite Rohr wurde nun mit fester Kohlensäure gefüllt; dann
                              									wurden nach und nach abgekühlter Aether und feste Kohlensäure in frischen Portionen
                              									zugesetzt, so daß das die Lymphe enthaltende Röhrchen mitten in dem (aus fester
                              									Kohlensäure und Aether bestehenden) Teige beiläufig anderthalb Stunden lang der
                              									Einwirkung einer Kälte von 78° C. unter Null ausgesetzt blieb.
                           Dr. Jacobs, Arzt an der
                              									Brüsseler Veterinärschule, verbrauchte am 20. Juni d. J. drei dieser Röhren und
                              									schrieb mir am 28. Juni über diesen Gegenstand Folgendes:
                           
                              „Zwei dieser Röhren benutzte ich zum Impfen eines sieben Monate alten
                                 										Kindes; fünf Stiche gaben am 27. d. M. fünf schöne Pusteln, welche den Charakter
                                 										des guten Kuhpockenstoffes in auffallendem Grade zeigten. Eines von den Röhrchen
                                 										wurde an demselben Tage zum Impfen eines dreizehn Monate alten Kindes verwendet;
                                 										vier Stiche gaben am 27. drei schöne Pusteln, welche denselben Charakter
                                 										zeigten, wie die bei dem ersten Kinde entstandenen.“
                              
                           Ich setze diese Untersuchungen fort, um zu sehen ob sich nicht neue Annäherungen
                              									herausstellen werden zwischen dem Kuhpockengifte und gewissen Fermenten, die sich
                              									außerhalb des lebenden Organismus zu reproduciren vermögen, mit einem Worte, ob
                              									dieses Gift ausgesäet werden und in Laboratoriumgefäßen
                              									sich vervielfältigen kann. Einige Versuche berechtigen mich zu dieser Hoffnung.
                           Schlußfolgerung. – Sehen wir von jeder Betrachtung
                              									über die Natur des Pockengiftes ab, so ist es also bewiesen, daß die
                              									Lebensfähigkeit, die specielle Wirkung des Kuhpockengiftes durch eine Kälte von
                              									ungefähr 0° C. unter Null nicht zerstört wird. Bei demselben Temperaturgrade
                              									behält, wie ich nachgewiesen habe, das Alkoholferment seine Lebensfähigkeit. (Comptes rendus, t. LXXI p.
                              									73; Juli 1870.)
                           
                        
                           Jacobsen's Fleischextract-Brod.
                           Unter dem Namen „Fleischextract-Brod“ oder
                              										„deutscher Fleischzwieback“ bereitet Dr. E. Jacobsen in Berlin (Invalidenstraße, 66
                              										D) neuerdings ein haltbares Weizengebäck mit Liebig'schein Fleischextract zur schnellen Herstellung
                              									einer kräftigen, nahrhaften Fleisch-Brodsuppe. 1 Pfund dieses
                              									Fleischextract-Brodes entspricht 4 Pfund Rindfleisch. Es wird in 10theiligen
                              									Tafeln zu 1/4 Pfund geliefert, deren jede also 1 Pfund Fleisch entspricht und 5
                              									große Teller, resp. 10 mittelgroße Tassen Suppe gibt. Bei der Verwendung zerstößt
                              									oder zerklopft man die nöthige Menge Fleischextract-Brod, übergießt sie mit
                              									kochendem Wasser und gibt etwas Salz dazu. Brüht man Suppenkräuter (Petersilie,
                              									Sellerie u.s.w.) mit dem kochenden Wasser, welches man zur Bereitung der Suppe aus
                              									Fleischextract-Brod verwendet, so erhält letztere Geschmack und Aroma
                              									frischer Fleischbrühe.
                           Der Fleischzwieback läßt sich auch roh, sowie in Wein eingebrockt genießen und wird
                              									die leicht zu beherbergende Tafel namentlich dem Soldaten im Felde sehr willkommen
                              									seyn. Besonders dürfte auch die Nachsendung dieses Fleischzwiebacks an die
                              									Feldlazarethe, sowie die Mitgabe desselben an die Nothhelfer auf dem Schlachtfelde
                              									zu empfehlen seyn, da derselbe im kleinsten Raum den größten Nährwerth repräsentirt
                              									und die Bereitung einer Suppe aus Fleischextract allein immer noch andere Zuthaten
                              									verlangt, die vielleicht im Augenblick schwierig herbeizuschaffen sind. Der
                              									Fleischzwieback hält sich sehr gut, schimmelt nicht und wird trotz des Fettgehaltes
                              									nicht ranzig; er ist mit Gelatine überzogen, welche die Poren des porösen, leicht
                              									Sauerstoff aufsaugenden Gebäckes verschließt. In England und ebenso in Rußland ist
                              									Fleischextract-Bisquit bei den Armeen eingeführt, in Deutschland ist dieß bis
                              									jetzt leider noch nicht der Fall; doch liegen uns bereits sehr anerkennende Urtheile
                              									über dieses Brod seitens deutscher im Feld stehender Militärs vor, denen dasselbe
                              									auf Privatwege zugegangen war. Dr. Jacobsen liefert das Fleischextract-Brod bei Abnahme von 10 Pfund
                              										pro Pfund zu 20 Sgr. (Deutsche Industriezeitung,
                              									1870, Nr. 41.)
                           
                        
                           Brod aus Malzoberteig.
                           Der Oberteig besteht aus 6–7 Proc. geronnenem Eiweiß, 4–8 Proc.
                              									unverändertem Stärkemehl und 82–88 Proc. Bierwürze. Es liegt auf der Hand,
                              									daß der reichliche
                              									Gehalt an Eiweiß den Oberteig zu einem vortrefflichen Futtermittel als
                              										„Blutbildner“ stempelt. So liefert er denn auch ein sehr
                              									nahrhaftes Brod. Nach Essig's Angaben kann man ein
                              									Drittel, die Hälfte, ja selbst zwei Drittel des sonst erforderlichen Mehles durch
                              									Oberteig ersetzen. Dabei wurde folgendermaßen verfahren: Die Masse wurde etwas
                              									gesalzen und mit mehr Hefe versetzt als zum gewöhnlichen Brod; der Teig wurde
                              									möglichst reif gemacht, flüssiger als gewöhnlicher Teig, und fleißiger bearbeitet.
                              									Zum Backen war ein nicht zu heißer, wohl aber nachhaltig warmer Ofen nothwendig; in
                              									einem zu heißen Ofen trennt sich die Rinde vom Brod, in einem zu kalten Ofen aber
                              									wird das Brod dicht und speckig. Neu gebacken ist das Brod nicht so gut, da es etwas
                              									klebrig und feucht ist; je älter, desto besser ist es; man kann es 14 Tage und
                              									länger aufbewahren. Ueber 4 Pfund schwere Laibe sind zu schwierig auszubacken. 18
                              									Pfund Hausbrodmehl, 21 Pfund Oberteig, 3 1/4 Pfund Hefe und 14 Loth Salz lieferten
                              									36 Pfund Brod.
                           Von dieser Vorschrift unterscheidet sich nun mein Verfahren wesentlich dadurch, daß
                              									ein ziemlich bedeutendes Quantum Feldbohnenmehl zugesetzt wird. (Bekanntlich wird
                              									das gewöhnliche Brod bei zugesetztem Bohnenmehl trockener. Im vorliegenden Fall soll
                              									dadurch erzielt werden, daß das frische Oberteigbrod nicht „klebrig und
                                 										feucht“ ist, wie bei Essig's Verfahren.)
                              									Auf 50 Pfund Roggenmehl wurden verwendet 30 Pfund Oberteig, 20 Pfund Bohnenmehl, 5
                              									Pfund Sauerteig und 2 Loth doppelt-kohlensaures Natron. Letzteres zieht einen
                              									Theil der im Sauerteig enthaltenen Säure an sich, während die Kohlensäure des Salzes
                              									frei wird, sich im Teig vertheilt und das Brod beim Backen auflockert. Das Mehl muß
                              									so trocken wie nur möglich gemacht werden, bevor Malzteig, Sauerteig und
                              									doppelt-kohlensaures Natron zugesetzt werden. Die Masse bedarf eine
                              									reichliche Menge Salz, läßt sich leicht behandeln und geht gut auf. Der Ofen darf
                              									nicht so heiß seyn wie zu anderem Brod. Die Laibe werden am besten eingeschoben,
                              									nachdem gewöhnliches Brod gebacken worden ist. Das erlangte Brod trocknet nicht so
                              									schnell aus, ist nicht so kurz, hat nicht den mindesten Beigeschmack und hält sich
                              									länger als jedes andere Brod. J. T. (Zeitschrift für Land- und
                              									Forstwirthschaft von Haurand.)
                           
                        
                           Vorschriften zum Wasserdichtmachen von Wollenstoffen.
                           Um verschiedene Wollenstoffe wasserdicht zu machen, gibt „das deutsche
                                 										Wollengewerbe“ folgende, dem Moniteur des
                                 										fils entlehnte Vorschriften.
                           1) Man läßt 1/4 Pfund weiße Marseiller Seife in 12 Litern Wasser kochen, und löst
                              									andererseits 165 Gramme Alaun in 12 Litern Wasser. Beide Lösungen erhitzt man auf
                              									etwa 72° R., läßt den Stoff einigemal durch das Seifenbad gehen, zieht ihn
                              									dann durch die Alaunlösung und trocknet ihn an der Luft.
                           2) Um Tuch und andere Wollenstoffe für Wasser undurchdringlich zu machen, kann man
                              									sich folgender Mischung bedienen: 150 Gramme Borax, 1000 Gramme Fischleim, 30 Grm.
                              									Sago, 20 Gramme Salep, 150 Gramme Stearin und 10 Liter Wasser.
                           3) Ein Recept für denselben Zweck ist auch folgendes: Man löst 150 Gramme Alaun in 3
                              									Liter Wasser von 66° R. und andererseits 645 Gramme Bleizucker in 1 1/2 Liter
                              									Wasser von 53° R. Beide Lösungen schüttet man in einander, läßt den
                              									Niederschlag, der sich bildet, sich niedersetzen und gießt vorsichtig die klare
                              									Flüssigkeit ab. In diese Flüssigkeit wird der wasserdicht zu machende Stoff 24
                              									Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur eingelegt und dann getrocknet. Er behält
                              									dann keinerlei Geruch und bewahrt vollkommen seine ursprüngliche Weichheit.
                           Von bedeutend besserem Erfolge ist es, das zu behandelnde Tuch erst durch eine
                              									Rollenkufe zu passiren, in welcher eine Bleizuckerlösung enthalten ist, mit
                              									Quetschwalzen abzuquetschen und in eine andere Kufe abzuführen, in welcher sich eine
                              									Lösung von schwefelsaurer Thonerde befindet, dann von Neuem abzuquetschen und
                              									trocknen zu lassen. Man wischt dann und klopft das Tuch so lange, bis auf seiner
                              									Oberfläche nichts mehr von dem gebildeten weißen Niederschlage sichtbar ist. In den
                              									Poren des Stoffes befindet sich dann schwefelsaures Bleioxyd' in ganz feiner
                              									Vertheilung, welches den Durchgang des Wassers, nicht aber den der Luft
                              									verhindert.
                           4) Imprägnation mit Kautschuk. Man mischt 30 Gramme Thonerde mit 100 Grm. einer
                              									concentrirten Kautschuklösung in Terpenthinöl tüchtig zusammen und streicht die Mischung auf das auf
                              									einem Tische ausgebreitete Tuch, worauf man trocknen läßt. Je nach der Anzahl der
                              									einzelnen Anstriche variirt auch die Dicke des Kautschuküberzuges. Wenn die nicht
                              									mit Kautschuk versehene Seite irgendwie verändert ist, so reinigt man sie mit
                              									Alkohol.
                           5) Undurchdringlicher Doppelstoff. Die Haupteigenthümlichkeit dieses Stoffes ist
                              									seine Zusammenfügung aus zwei Geweben, die, ohne für Luft undurchlässig zu werden,
                              									mit Hülfe einer der schon beschriebenen Mischungen oder auch mittelst folgenden
                              									Präparates wasserdicht gemacht worden sind: 9 Liter Wasser, 625 Gramme Alaunpulver
                              									und 500 Gramme Bleiweiß. Nachdem die Stoffe dieser Mischung aufeinander gewirkt
                              									haben, wird die klare Flüssigkeit oben abgegossen und der Stoff in dieselbe
                              									getaucht, so daß er sich mit ihr sättigt. Die Stoffe werden dann in ein gewöhnliches
                              									Seifenbad gebracht, nachher mit reinem Wasser ausgewaschen und getrocknet.
                           Man schreitet nun zum Auftragen des Kautschuks, was so erfolgt, daß man die
                              									Kautschuklösung in schrägen Streifen auf das Tuch streicht und auf dem darauf zu
                              									legenden Tuche ähnliche Streifen hervorbringt, welche aber, wenn die beiden
                              									Tuchstücke auf einander gelegt werden, die Streifen des ersten Tuches rechtwinkelig
                              									durchschneiden. Auf diese Weise entstehen kleine Carré's, welche bei der
                              									Transpiration Wasser und Luft frei eindringen lassen, ohne daß Feuchtigkeit oder
                              									Regen durch den doppelt gelegten Zeug zu dringen vermögen.
                           
                        
                           Verfälschung der schwarzen Seife.
                           Die schwarze Seife enthält sehr häufig 20–25 Proc. Stärkemehl, welche man beim
                              									bloßen Ansehen der Waare nicht entdecken kann. Das Stärkemehl kostet indessen
                              									bedeutend weniger als die reine schwarze Seife. Zur Erkennung der Gegenwart von
                              									Stärke braucht man nur eine kleine Quantität so groß wie der Kopf einer Stecknadel
                              									zwischen zwei Deckgläschen eines Mikroskopes zu bringen und durch dieses zu
                              									betrachten. Man entdeckt dann leicht viele Hunderte von aufgequollenen
                              									Stärkemehlkörnchen in der Masse.
                           Wenn man die Menge von Stärkemehl bestimmen will, welche in der Seife enthalten ist,
                              									so nimmt man eine bestimmte Quantität davon und löst dieselbe in kaltem 85grädigem
                              									Alkohol auf. Die Seife löst sich darin vollständig, während das Stärkemehl
                              									zurückbleibt und nach dem Trocknen eine pulverförmige Masse von grauer Farbe bildet,
                              									die, wenn man sie in Wasser vertheilt, sich mit Jod blau färbt. Man kann die
                              									gepulverte Masse wägen und darnach die Größe der Verfälschung ohne Schwierigkeit
                              									bestimmen.
                           Die Fälle, in welchen die schwarze Seife durch Stärke verfälscht wird, sind in der
                              									That durchaus nicht selten, und es verlohnt sich sehr wohl, ab und zu eine Prüfung
                              									der Seife vorzunehmen. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 29.)