| Titel: | Technische Notizen; von C. Puscher in Nürnberg. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XIII., S. 45 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIII.
                        Technische Notizen; von
                           									C.
                              									Puscher in Nürnberg.
                        Puscher, technische Notizen.
                        
                     
                        
                           1) Eine billige glanzvolle Appretur.
                              									– Ein Pfd. Weizenmehl Nr. 0 rühre man mit 6 Pfd. kaltem
                              									Wasser gleichmäßig zu einem Brei an, und füge diesem unter
                              									stetem Umrühren 2 Loth Salmiakgeist hinzu. Der Brei färbt sich
                              									dabei schwachgelblich und quillt bedeutend auf. Er wird nun noch
                              									mit 5 Pfd. kaltem Wasser verdünnt und hierauf unter stetem
                              									Umrühren bis zum Kochen erhitzt. Nach 1/4 stündigem Kochen ist
                              									das überschüssige Ammoniak verflüchtigt und der gelblich
                              									durchscheinende Kleister ist nicht nur ein billiges zu
                              									Papparbeiten bauchbares Bindemittel, sondern eignet sich auch
                              									zur Anfertigung von Glanz-, Bunt- und
                              									Bronzepapieren, zu Spielkarten, Appreturen von leinenen und
                              									baumwollenen Stoffen, zum Grundiren, resp. Verstopfen der
                              									Holzporen beim Poliren von Holzgegenständen und zum Stärken der
                              									Wäsche.
                           
                           Durch das Ammoniak wird der im Mehl vorhandene Kleber löslicher,
                              									wodurch der Kleister nach dem Trocknen biegsamer als mit Stärke
                              									allein wird. Die damit imprägnirte Wäsche erhält nicht nur große
                              									Steifheit, sondern auch vorzüglichen Glanz, welcher schon durch
                              									bloßes Reiben mit einem Achat hervortritt, sie ist deßhalb
                              									weniger für Schmutz empfänglich und kann auch länger benutzt
                              									werden. – Anstatt des Ammoniaks läßt sich auch für Wäsche
                              									Aetznatron, auf 1 Pfd. Weizenmehl 1 Loth käufliches Aetznatron
                              									in 8 Theilen Wasser gelöst, verwenden, da eine solche Appretur
                              									sich beim Waschen wieder leichter entfernen läßt.
                           100 Pfd. Weizenmehl Nr. 0 kosten höchstens 13 fl., 100 Pfd.
                              									Weizenstärke dagegen 20 fl.; berücksichtigt man noch die um 10
                              									Proc. größere Ausbeute des Weizenmehles an Kleister, so stellt
                              									sich gegenüber dem Stärkekleister, abgesehen von den erwähnten
                              									Vortheilen, eine Ersparniß von über 33 Proc. heraus.
                           2) Polirte metallene Gegenstände vor dem
                                 										Anlaufen zu schützen. – Nach mehrfach
                              									ausgeführten Versuchen hat sich hierzu nachstehende Composition
                              									bewährt: Ein Loth Paraffin lasse man in einem Glase mit weiter
                              									Oeffnung durch Hineinstellen in heißes Wasser schmelzen, füge
                              									dann 3 Loth Petroleum hinzu und schüttele die Mischung, nachdem
                              									man das Glas verstöpselt hat, so lange bis sie zu einer Salbe
                              									erstarrt ist. Mit dieser werden nun die Metallwaaren bestrichen
                              									und durch Abwischen der größte Theil derselben wieder entfernt,
                              									so daß dadurch die Politur sehr wenig beeinträchtigt ist. Beide
                              									Stoffe sind Kohlenwasserstoffverbindungen, welche gegen
                              									Feuchtigkeit und den Sauerstoff der Luft indifferent sind und
                              									wovon schon ein dünner Ueberzug hinreicht, um polirte Metalle
                              									vor dem Anlaufen zu schützen.
                           3) Eine neue Pharaoschlange. –
                              									Vor einigen Jahren erregte die der Bildung einer Schlange
                              									täuschend ähnliche Erscheinung, welche sich beim Verbrennen
                              									eines kleinen Kegels von Rhodanquecksilber zeigt, im Publicum
                              									viel Aufsehen, so daß solche Kegel hier ein Handelsartikel
                              									wurden. Die große Giftigkeit des Rhodanquecksilbers, sowie auch
                              									die beim Verbrennen desselben erzeugten schädlichen Gasproducte
                              									veranlaßten jedoch die Sanitätsbehörden, den Verkauf und die
                              									Fabrication solcher Kegel zu verbieten. Eine Mischung, welche
                              									bei dem Verbrennen eine ähnliche Erscheinung hervorbringt, ohne
                              									von nachtheiligen Gasproducten begleitet zu seyn, stellt man
                              									durch inniges Vermengen von 2 Theilen saurem chromsaurem Kali, 1
                              									Theil salpetersaurem Kali und 3 Theilen weißem Meliszucker
                              									her.
                           Die daraus durch Drücken oder Pressen in einer Papierdüte
                              									gefertigten kleinen Kegel müssen an einem trockenen Orte, vor
                              									Licht geschützt, aufbewahrt oder mit Sandarachlack
                              									schwach überzogen werden, wenn sie für längere Dauer erhalten
                              									werden sollen. Ein kleiner Zusatz von Perubalsam gibt den beim
                              									Verbrennen der Kegel erzeugten brenzlichen Producten des Zuckers
                              									ein besseres Aroma, so daß diese Salonspielerei auch als Parfüm
                              									dienen kann. Die grünliche poröse Masse der entstandenen
                              									Schlange, eine Mischung von kohlensaurem Kali, Chromoxyd, Kohle
                              									und kleinen Mengen von neutralem chromsaurem Kali, ist ein
                              									vortreffliches Putzpulver für alle Metalle. Auch kann dieselbe
                              									als Ersatz für Chlorcalcium, z.B. zum Trocknen des
                              									Wasserstoffgases etc. etc. dienen, da die Masse in 24 Stunden
                              									über 20 Proc. Feuchtigkeit aufzunehmen vermag, ohne dabei ihren
                              									festen Aggregatzustand zu verlieren.
                           4) Gegenstände aus Zink mit einem
                                 										glänzenden schwarzen dauerhaften Eisenüberzug zu
                                 										versehen. – Zehn Loth kupferfreien Eisenvitriol
                              									und 6 Loth Salmiak löse man in 5 Pfd. kochendem Wasser auf und
                              									tauche die Zinkgegenstände sofort hinein. Der nach 1 bis 2
                              									Minuten auf denselben abgelagerte lockere, schwarze Niederschlag
                              									von metallischem Eisen, wird durch Abbürsten mit Wasser wieder
                              									entfernt. Diese erste Operation hat lediglich den Zweck, die
                              									Oberflächen der Zinkgegenstände zu reinigen. Man bringt
                              									dieselben nun abermals in das heiße Eisenbad und erhitzt sie
                              									sodann mit dem schwarzen Ueberzug vorsichtig, ohne sie
                              									abzuspülen, über einem Kohlenbecken, bis die entweichenden
                              									Ammoniaksalzdämpfe aufhören, was in kurzer Zeit der Fall ist.
                              									Man spült nun die Gegenstände mit Wasser ab, und wiederholt
                              									diese Operation noch drei- bis viermal. Der hierdurch
                              									erzeugte schwarze eingebrannte, durch Bürsten Glanz erhaltende
                              									Ueberzug haftet sehr fest auf dem Zink und schützt dasselbe,
                              									wenn es ganz damit überzogen ist, vor Oxydation.
                           5) Dauerhafte Verkupferung auf
                                 									Messing. – Man legt die Messinggegenstände in eine
                              									heiße Auflösung von 10 Loth Kupfervitriol in 5 Loth Salmiak und
                              									5 Pfd. Wasser. Nach einer Minute nimmt man sie heraus und
                              									erhitzt sie nach dem Abtropfen über Kohlenfeuer, bis die dabei
                              									sich entwickelnden Ammoniaksalzdämpfe aufhören und die graue
                              									Farbe des Ueberzuges in eine schöne kupferrothe übergegangen
                              									ist. Man spült die Gegenstände nun mit Wasser ab, und trocknet
                              									sie. Gewöhnlich ist eine Operation zur vollkommenen Verkupferung
                              									hinreichend und eine Wiederholung derselben nur bei starker
                              									Verkupferung nothwendig. Die Verkupferung haftet fest auf dem
                              									Messing, besitzt eine schöne Farbe und erhält auch an nicht
                              									polirten Stellen durch Reiben Glanz. (Bayerisches
                                    									Industrie- und Gewerbeblatt, Februar 1871, S. 60.)