| Titel: | Zur Kenntniß des steierischen Graphites. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XV., S. 51 | 
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                        XV.
                        Zur Kenntniß des steierischen
                           								Graphites.
                        Zur Kenntniß des steierischen
                           								Graphites.
                        
                     
                        
                           In diesem Journal Bd. CXCIX S.
                                 										429 (erstes Mälzheft 1871) ist eine „den
                              										Graphit des Ennsthales in Steiermark“ betreffende
                              									Notiz aus dem „Berggeist“ aufgenommen,
                              									welche geeignet seyn soll mein über diesen Graphit gefälltes
                              										UrtheilDieses Journal Bd.
                                       												CXCIX S. 115 (zweites Januarheft 1871).
                              									wesentlich zu modificiren.
                           Ich habe diesen Graphit neuerdings untersucht und zu diesen
                              									Untersuchungen Proben verwendet, die ich selbst an Ort und
                              									Stelle (bei Lorenzen im Paltenthale und nicht im Ennsthal)
                              									sammelte, und bin in der Lage, gestützt auf diese sowohl wie auf
                              									meine früheren Untersuchungen, hiermit jene Ansichten vollkommen
                              									zu widerlegen.
                           Es wurde nämlich behauptet, daß die Härte des von mir
                              									untersuchten Graphites größer zu seyn
                              										„scheint“ als die, welche ächtem
                              									Graphit zukommt, und daß die „Lagerung dieses
                                 										Minerales in den silurischen Schiefern des
                                 										Ennsthales“ darauf hindeutet, daß der
                              										„Carbonisirungsproceß der phytogenen Einschlüsse
                                 										dieser Formation nicht so weit vorgeschritten seyn kann, als
                                 										wie bei jenen, welche in den kristallinischen Schiefern
                                 										ruhen.“
                              								
                           Diesen Bemerkungen gegenüber muß ich Folgendes erwidern:
                           1) Die Härte dieses steierischen Graphites mag Anderen immerhin
                              									großer „scheinen;“ ich, der ich den Graphit
                              									untersuchte, weiß aber, daß dieselbe nicht größer ist als die, welche den besten
                              									natürlichen Graphiten zukommt.
                           2) Der Carbonisirungsproceß erscheint Anderen nicht
                              										„weit“ genug vorgeschritten; allein ich
                              									habe durch die Elementaranalyse nachgewiesen, daß dieser Graphit
                              										keinen Wasserstoff, sondern neben
                              									den unorganischen Bestandtheilen welche dessen Asche bilden, nur
                              									Kohlenstoff enthält: der Carbonisirungsproceß (im Sinne der
                              									Gegner) also überhaupt beendigt ist.
                           3) Eine genaue Bestimmung aller petrographischen Eigenschaften
                              									sowohl, wie die gelungene Darstellung von Graphonsäure aus
                              									diesem steierischen Graphite (nach Berthelot
                              									Dieses Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 154. und Brodie
                              									Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXIV S. 6. haben mir die Ueberzeugung verschafft, daß das in Rede
                              									stehende Product durchaus nicht als
                              									anthracitischer Graphit, sondern als ächter Graphit bezeichnet
                              									werden muß und daß das seinerzeit von mir in diesem Journale
                              									abgegebene Urtheil vollkommen richtig ist.
                           Wien, 27. März 1871.
                           Johann Stingl.