| Titel: | Ueber Crampton's System der Anwendung von Kohlenstaub als Brennmaterial; von William H. Maw. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CI., S. 359 | 
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                        CI.
                        Ueber Crampton's System der Anwendung von Kohlenstaub als
                           								Brennmaterial; von William H. Maw.
                        Vorgetragen in der Cleveland Institution of
                                 									Engineers. – Aus Engineering, März
                              									1871, S. 217.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Maw, über Crampton's Oefen mit Anwendung von
                           								Kohlenstaub als Brennmaterial.
                        
                     
                        
                           Der Gedanke, Brennmaterial in pulverförmigem Zustande zu
                              									verwenden, ist schon älter, denn bereits im Jahre 1831 wurde auf
                              									diese Art des Brennmaterialverbrauches ein Patent (in England)
                              									ertheilt und seitdem sind ungefähr zwanzig andere, denselben
                              									Zweck anstrebende Methoden patentirt worden. Einige von diesen
                              									Patenten beziehen sich auf verschiedene Verfahren, das
                              									staubförmige Brennmaterial mittelst eines Luftstromes
                              									in den Ofen zu injiciren, so daß diese von Thomas Russell Crampton angewendete Art des
                              									Ofenbetriebes mit Kohlenstaub an sich selbst keine Neuigkeit
                              									ist; dieß schmälert jedoch sein Verdienst keineswegs, da er der
                              									Erste ist, der einen Kohlenstaub-Ofen construirte,
                              									welcher einen wirklich praktischen Erfolg hatte und die Probe
                              									eines längeren Betriebes bestand. Ein großer Uebelstand, mit
                              									welchem Crampton's Vorgänger bei
                              									ihren Versuchen mit Staubkohle zu kämpfen hatten, war die
                              									Verstopfung der Züge durch Theilchen von unverzehrtem
                              									Brennstoff, wodurch nicht allein viele Unzuträglichkeiten,
                              									sondern auch directe Verluste an Kohle verursacht wurden. Dieser
                              									Uebelstand ist nun aber von Crampton
                              									einfach durch Berücksichtigung der Thatsache vermieden worden,
                              									daß zur Verbrennung eines Steinkohlenpartikels, wie innig
                              									dasselbe immerhin mit der Luft in Berührung gebracht seyn mag,
                              									stets eine gewisse Zeitdauer
                              									erforderlich ist.
                           Nehmen wir an, ein Strom eines innigen Gemisches von
                              									atmosphärischer Luft und Kohlenstaub werde einem Ofen zugeführt
                              									und in geeigneter Weise angezündet, so wird eine Flamme
                              									entstehen, deren Länge je nach der Einströmungsgeschwindigkeit
                              									und der Größe der Kohlentheilchen verschieden ist; je größer die
                              									erstere und je bedeutender die letztere, desto länger ist die
                              									Flamme. Nun bildet in diesem Falle die Länge der Flamme
                              									gewissermaßen einen Maaßstab für die zur Verbrennung der
                              									Kohlenpartikel erforderliche Zeit, und damit diese Verbrennung
                              									eine vollständige ist, müssen die angewendeten Anordnungen
                              									solche seyn, daß während dieser Zeit das Brennmaterial mit der
                              									Luft in wirksamer Berührung bleibt. Je kleiner die
                              									Kohlentheilchen, desto größer ist die Oberfläche, welche sie im
                              									Verhältniß zu ihrem Gewichte der Einwirkung der Luft darbieten,
                              									desto kleiner ist demnach die zu ihrer Verbrennung erforderliche
                              									Zeit und desto leichter läßt sich eine vollständige Verbrennung
                              									sicher erzielen. Mit anderen Worten, je kleiner die
                              									Kohlentheilchen sind, desto mehr nähern sie sich der Natur eines
                              									gasförmigen Brennstoffes. Wenn demnach das Mahlen der Kohlen
                              									nichts kostete, so würde es rathsam seyn, dieselben zu einem
                              									vollkommen unfühlbaren Pulver zu zerkleinern; pecuniäre
                              									Rücksichten verbieten dieß aber und man muß daher in der Praxis
                              									Einrichtungen anwenden, welche das Brennmaterial in einem
                              									weniger fein gepulvertem Zustande zu verbrennen gestatten.
                           Für den günstigen Erfolg bei Anwendung pulverförmigen
                              									Brennmateriales ist es wesentliche Bedingung: 1) daß die
                              									Zuführung des Brennmateriales zum Ofen unter vollständiger
                              									Controlle stehe und daß sie, so lange es erforderlich ist,
                              									constant bleibe, ohne persönliche Aufsicht zu erfordern; 2) daß
                              									das gepulverte Brennmaterial mit der die Verbrennung vermittelnden Luft innig gemischt sey; 3) daß die
                              									Flammenströme einen solchen Lauf nehmen, daß eine vollständige
                              									Verbrennung des Brennstoffes stattfinden kann, bevor die Gase
                              									aus dem Ofen abziehen; 4) daß die Verbrennungskammern, sowie die
                              									der intensiven Hitze ausgesetzten Ofentheile so construirt sind,
                              									daß sie leicht reparirt werden können; 5) endlich, daß geeignete
                              									Vorrichtungen zum Ansammeln und zur Beseitigung der Schlacken
                              									vorhanden sind, welche von den dem Brennmaterial beigemengten
                              									fremden Substanzen herrühren. Die Art, in welcher Crampton diesen verschiedenen
                              									Erfordernissen entsprochen hat, werde ich im Nachfolgenden näher
                              									auseinandersetzen.
                           Die regelmäßige Speisung eines Ofens mit Kohlenstaub, namentlich
                              									wenn derselbe etwas feucht ist, ist keineswegs eine leichte
                              									Aufgabe; Crampton hat jedoch nach
                              									mehrfachen Versuchen mit verschiedenartigen Einrichtungen einen
                              									sehr einfachen Apparat construirt, welcher dem Zwecke vollkommen
                              									entspricht. Derselbe ist in Fig.
                                 										18 und 19
                              									dargestellt, und besteht aus einem mit einem Paar glatter
                              									Speisewalzen versehenen Rumpfe A,
                              										Fig.
                                 										18, welcher zur Aufnahme der gepulverten Steinkohle
                              									dient. Dieser Rumpf ist mit einem Siebe B verbunden, durch welches gröbere Kohlenstücke
                              									zurückgehalten werden; in seinem Inneren laufen zwei horizontale
                              									Wellen um, welche mit Flügeln C, D
                              									versehen sind, um den Kohlenstaub in lockerem Zustande zu
                              									erhalten, so daß er sich nicht zusammenballen kann. Diese Flügel
                              									bewegen sich in der durch die Pfeile angedeuteten Richtung, so
                              									daß sie die Staubkohle durch die Oeffnung E pressen, deren Querschnitt mittelst des Schiebers
                              										F regulirt werden kann. Die
                              									Oeffnung E führt zu dem Kasten G; ihre obere Kante liegt unter dem
                              									oberen Rande des Kastens, so daß der Brennstoff nicht über den
                              									letzteren getrieben wird. Hat sich der Kasten mit Brennmaterial
                              									voll gefüllt, weil das sofort zu erwähnende Walzenpaar H, I den Kohlenstaub nicht so rasch
                              									wegnimmt, als derselbe durch die Oeffnung E geführt wird, so haben die Flügel C, D nicht Kraft genug, die Höhe der
                              									Kohlenschicht im Kasten G zu
                              									vermehren und rühren dann bei ihrer Umdrehung den Kohlenstaub
                              									bloß um, bis das Walzenpaar seine Quantität im Kasten vermindert
                              									hat. Aus dem Kasten gelangt die Kohle zwischen die Walzen H, I, und wird von diesen dem
                              									Trichter K zugeführt, welcher sie
                              									zum Injector leitet. Die Quantität des durch die Walzen
                              									zugeführten Kohlenstaubes wird mittelst der Schraube L regulirt, welche auf den Hebel M und durch diesen auf den Hebel N wirkt, an welchem die Lager der
                              									Walze H angebracht sind; mittelst
                              									dieser Anordnung läßt sich der Abstand zwischen den Walzen nach
                              									Belieben abändern. In dem Maaße als die Walzen H, I den Brennstoff aus dem Kasten
                              										G
                              									
                              									wegziehen, wird letzterer durch die Wirkung der Flügel wieder
                              									gefüllt, daher der Brennstoff im Kasten stets in einem
                              									verhältnißmäßig lockeren Zustande erhalten wird und eine
                              									ununterbrochene und gleichmäßige Zuführung desselben zu den
                              									Walzen stattfindet, ganz unabhängig von der Höhe des im Rumpfe
                              										A enthaltenen Brennstoffes. Da
                              									die Walzen H, I ganz frei liegen, so
                              									kann jede Unregelmäßigkeit in der Zuführung der über den Kratzer
                              										O passirenden Kohle leicht
                              									wahrgenommen werden. Der in den Trichter K gelangte Kohlenstaub fällt gerade vor einem
                              									Luftstrome oder einer Reihe von Luftströmen nieder, welche ihn
                              									in die zu dem Ofen führenden Röhren injiciren. – Als
                              									Beweis für die Vollkommenheit dieser Anordnungen mag hier
                              									angeführt werden, daß in Woolwich mit Crampton's Ofen fünfzig Hitzen – deren jede im
                              									Durchschnitt 30 Ctr. Kolben lieferte – hinter einander
                              									gemacht wurden, ohne daß die den Zutritt der Luft und des
                              									Kohlenstaubes regulirenden Handgriffe nur ein einzigesmal
                              									berührt zu werden brauchten.
                           Bei der Zuführung der Ströme des Gemisches von Luft und
                              									Kohlenstaub in den Ofen muß die Richtung derselben eine solche
                              									seyn, daß eine etwaige ungleiche Vertheilung des Kohlenstaubes
                              									in der Luft, welche während ihres Durchganges durch die Röhren
                              									verursacht wurde, wieder ausgeglichen wird. So hat man gefunden,
                              									daß wenn das Gemisch durch die Biegung einer Röhre zieht, das
                              									Moment der Kohlentheilchen dieselben veranlaßt beim Eintritt in
                              									die Biegung gegen deren äußere Seite zu dringen. Wenn das
                              									Gemisch die Biegung verlassen hat und nun eine lange gerade
                              									Röhrenflucht durchströmt, so können sich beide Theile wieder
                              									vollkommen mischen; tritt aber das Gemisch, unmittelbar nachdem
                              									es eine Biegung verlassen hat, in einen Ofen, so wird man finden
                              									daß die eine Seite des Stromes (die der äußeren Seite der
                              									Biegung entsprechende) mit Brennstoff überladen ist, während die
                              									andere Seite zu wenig davon enthält. Würde man nicht die zur
                              									Abhülfe dieses Uebelstandes geeigneten Maßregeln treffen, so
                              									müßte nothwendig eine unvollständige Verbrennung stattfinden.
                              										Crampton hat aber in sinnreicher
                              									Weise diese trennende Wirkung benutzt, um in manchen Fällen eine
                              									vollkommene Mischung von Luft und Brennmaterial zu
                              									bewerkstelligen. So hat er für das Arsenal zu Woolwich einen
                              									Wärmofen construirt, bei welchem die Ströme des Gemisches in der
                              									in Fig.
                                 										19 dargestellten Weise angeordnet sind. Dieselben
                              									liegen nämlich in einer Reihe neben einander, und die sie
                              									zuführenden Röhren sind sämmtlich in derselben Richtung gebogen;
                              									dadurch wird bewirkt, daß der mit Brennstoff überladene Theil
                              									des einen Stromes in den mit Luft überladenen Theil des ihm
                              									zunächst befindlichen abgegeben wird und so fort, so daß
                              									ungeachtet der Biegungen ein vollkommenes Gemisch von
                              									Luft und Kohlenstaub und somit eine vollständige Verbrennung
                              									erzielt wird. Bei den beiden äußeren Strömen findet natürlich
                              									eine solche Ausgleichung nicht vollständig statt; jedoch
                              									streicht der kohlenüberladene Theil des einen dieser Ströme und
                              									der luftüberladene des anderen gegen die Seitenwände des Ofens
                              									und schließlich werden beide Ströme mit dem Hauptstrom der Gase
                              									gemischt.
                           Die Verbrennungskammer des Ofens wird einfach durch Legen einer
                              									aus feuerfesten Steinen bestehenden, mit Sand bedeckten Sohle,
                              									an der Stelle wo sich gewöhnlich der Rost befindet, hergestellt;
                              									die erwähnten Kohlen-Luftströme treten am Ende des Ofens
                              									ein und sind mit einem sehr geringen Stechen nach der
                              									Feuerbrücke zu gerichtet, so daß die Mittellinien der Ströme den
                              									schwach ansteigenden Theil der Verbrennungskammer, welcher in
                              									diesem besonderen Falle die Feuerbrücke bildet, gerade
                              									bestreichen würden. Die von den Verunreinigungen der Steinkohle
                              									herrührende Schlacke sammelt sich auf der Sohle des
                              									Verbrennungsraumes und wird in geeigneten Zwischenräumen
                              									abgestochen. Der Haupttheil des Ofens, in welchen die
                              									anzuwärmenden Kolben gebracht werden, hat ganz die gewöhnliche
                              									Form, so daß die für das Brennen von Kohlenstaub nothwendig
                              									gewordenen Abänderungen des Ofens nur sehr gering sind. Die Esse
                              									ist mit einem Register versehen und durch Regulirung desselben
                              									nach der jeweiligen Zuführung der Kohlen-Luftströme, wird
                              									der Druck im Ofen nur sehr wenig über
                              									dem äußeren Luftdruck erhalten. Das Register wird nämlich so
                              									regulirt, daß die durch die Esse hervorgerufene Luftverdünnung
                              									so viel als möglich den Ueberdruck ausgleicht, welchen das
                              									Einpressen von Luft durch die Ströme veranlaßt, daher, wenn die
                              									Ofenthür geöffnet wird, weder die Flamme nach Außen schlägt,
                              									noch ein Zug nach Innen entsteht. Bei den Woolwicher Oefen haben
                              									die Kohlen-Luftströme 2 Zoll Durchmesser und die
                              									Luftpressung kann von 6 Zoll Wassersäule als Maximum bis auf 1/2
                              									Zoll reducirt werden. Gewöhnlich arbeitet man dort mit einer
                              									Pressung von 1/2 bis 1 1/2 Zoll Wassersäule.
                           Bei seinen früheren OefenMitgetheilt nach Crampton's
                                    											Patent-Specification im polytechn. Journal, 1869,
                                    											Bd. CXCIII S. 293. brachte Crampton in den
                              									Verbrennungskammern Scheidungen an, wobei die Kohlen Luftströme
                              									einen zickzackförmigen Lauf nehmen mußten, um auf diese Weise
                              									eine vollkommene Mischung der Luft mit dem Brennmaterial zu
                              									erzielen. Dieser Zweck wurde auch erreicht; aber derartige
                              									Verbrennungskammern lassen sich nur schwierig in Reparatur
                              									erhalten und deßhalb wendet Crampton
                              									jetzt in allen Fällen eine einfache Verbrennungskammer an, wie
                              									ich sie beschrieben habe, in welcher die Mischung der Luft
                              									mit dem Kohlenstaube durch die in Fig.
                                 										19 dargestellte Anordnung der Ströme vollständig
                              									bewirkt oder das Gemisch durch eine gerade Röhrenflucht
                              									zugeführt wird, welche letztere dann so gelegt wird, daß das
                              									Gemisch auf die Sohle der Verbrennungskammer streicht.
                              									Selbstverständlich muß die Anordnung der Ströme und der Punkte
                              									an welchen sie in den Ofen treten, nach den Zwecken, zu denen
                              									der letztere bestimmt ist, abgeändert werden.
                           Crampton hat jetzt im Arsenal zu
                              									Woolwich zwei seiner Oefen im Betriebe; der eine dient zum
                              									Anwärmen der Kolben, der andere ist ein Puddelofen. Der erstere
                              									ist seit beinahe zwei Jahren, der andere erst seit wenigen
                              									Wochen im Betriebe. Außer diesen beiden Oefen sind solche in
                              									anderen Gegenden des Landes zur Glasfabrication, zur
                              									Gußstahlfabrication, zum Kupferschmelzen etc. gebaut worden, so
                              									daß zur Beurtheilung der Leistungen dieser Oefen binnen Kurzem
                              									reichlich Anhaltspunkte geboten seyn werden. In seiner Anwendung
                              									zum Anwärmen der Kolben hat das Crampton'sche System vorzügliche Resultate geliefert;
                              									die sorgfältige Beobachtung eines vierwöchentlichen Betriebes
                              									ergab einen durchschnittlichen Verbrauch von 5,66 Cntr.
                              									Kohlenstaub per Tonne ausgewalzter
                              									Schienen, indem das Maximum des Consums während einer Woche 5,9
                              									Centner, das Minimum 5,48 Cntr. per
                              									Tonne Schienen betrug. Der Eisenabbrand oder die Differenz
                              									zwischen dem Gewichte des chargirten Alteisens und dem der
                              									erzeugten Schienen schwankte von 8,33 bis 10,8 Procent, so daß
                              									das durchschnittliche Calo innerhalb der vier Wochen auf 9,2
                              									Proc. sich belief. Diese Beobachtungen wurden zu einer Zeit
                              									gemacht, wo wegen Lauheit des Betriebes wöchentlich nur acht
                              									Schichten gemacht wurden, und unter diesen Verhältnissen
                              									schwankte die Menge der erzeugten Schienen von 42 Tonnen 16 Ctr.
                              									bis 49 Tonnen 6 Cntr. per Woche, so
                              									daß also die durchschnittliche Wochenproduction etwa 46 1/2
                              									Tonnen betrug. Als Brennmaterial wurde Kohlenklein benutzt,
                              									welches auf den Werken 9 Shilling per Tonne kostete, während in den gewöhnlichen Oefen
                              									derselben Werke Stückkohle von derselben Grube verwendet wurde,
                              									welche 15 Shill. 6 Pence per Tonne
                              									kostete, und wovon per Tonne
                              									Schienen 9 Centner verbraucht wurden, wobei der Eisenabbrand im
                              									Durchschnitt die Höhe von 11 Proc. erreichte. Im Kohlenstaubofen
                              									werden die Hitzen weit rascher gemacht, als in den gewöhnlichen
                              									Oefen, und die Arbeitsersparniß beim Aufgeben des
                              									Brennmateriales etc. ist sehr beachtenswerth.
                           Wie bereits erwähnt, ist ein nach Crampton's System eingerichteter Flammofen seit
                              									einigen Wochen im Arsenal zu Woolwich im Betriebe; die mit
                              									demselben gemachten Erfahrungen sind aber noch nicht umfassend
                              									genug, um eingehendere Angaben über seine Leistungen zu
                              									gestatten. Die mit diesem Puddelofen bisher erzielten Resultate
                              									haben indessen einen Consum von ungefähr 17 Cntr. Kohlenstaub
                              										per Tonne Rohschienen ergeben.
                              									Der Ofen wird mit 5 Cntr. chargirt und per Schicht werden fünf Hitzen gemacht. Das verwendete
                              									Eisen besteht fast gänzlich aus altem Brucheisen.
                           Außer zum regelmäßigen Betriebe ist Crampton's Wärmofen in Woolwich auch zu
                              									Versuchszwecken verwendet worden, und ich will nun die
                              									Einzelheiten einiger Versuche mittheilen, welche mit demselben
                              									im vergangenen Herbste zum dem Zwecke abgeführt wurden, die
                              									erreichbare hohe Temperatur zu ermitteln. Bei einer Gelegenheit
                              									wurde in ein mit 25 Pfd. Rohschienen – die zu 3/5 aus
                              									kalt erblasenem und zu 2/5 aus Staffordshire-Roheisen
                              									dargestellt waren – beschickter Tiegel in den Ofen
                              									eingesetzt und diese Schienen, welche nach der Analyse des
                              									Regierungschemikers 0,04 Proc. Kohlenstoff enthielten, schmolzen binnen einer Stunde und
                              									fünfundvierzig Minuten; das flüssige Eisen wurde in eine Form
                              									gegossen, worauf man es erkalten ließ. Nachher wurde der auf
                              									diese Weise erzeugte Zain von gegossenem Stabeisen zur Rothgluth
                              									angewärmt und unter dem Hammer zu einem Stabe von 2 Zoll im
                              									Quadrat ausgereckt. Bei der Probe zeigte dieser Stab eine
                              									absolute Festigkeit von 22 Tonnen per Quadratzoll. Derselbe wurde dann zur Schweißhitze
                              									angewärmt, zu einem Stabe von 2 1/2 Zoll auf 5/8 Zoll gestaucht,
                              									und nun wiederum der gleichen Probe unterworfen; das Resultat
                              									war eine absolute Festigkeit von 32 Tonnen per Quadratzoll und das Stück hatte
                              									sich in einer Länge von 1 1/2 Zoll um 5/8 Zoll ausgedehnt, bevor
                              									der Bruch erfolgte. Ferner ließ sich dieser Stab von 2 1/2 Zoll
                              									auf 5/8 Zoll in kaltem Zustande doppelt biegen, ohne zu brechen,
                              									und zeigte endlich bei der Analyse noch seinen früheren
                              									Kohlenstoffgehalt von 0,04 Proc. Bei einer anderen Gelegenheit
                              									wurde eine Quantität Späne von Rohschienen derselben Qualität,
                              									wie die vorhin erwähnten, welche aber drei- oder viermal
                              									im Feuer gewesen waren, innerhalb fünfzig Minuten in Fluß
                              									gebracht; das flüssige Metall wurde auf eine Eisenplatte
                              									ausgegossen, so daß es einen „Kuchen“ von
                              									beiläufig 1 Quadratfuß Querschnittfläche und an verschiedenen
                              									Stellen zwischen 1/64 und 1/4 Zoll schwankender Stärke bildete.
                              									Dieses merkwürdige Gußstück erwies sich als vollkommen
                              									hämmerbar. – Eine Charge von 25 Pfund Cementstahl schmolz
                              									im Schmelztiegel im Woolwicher Ofen in weniger als einer
                              									Stunde.
                           Ein wichtiger Punkt bei Anwendung des Kohlenstaubofens sind die
                              									Kosten des Mahlens der Steinkohle. Natürlich wird dieser Proceß
                              									um so theurer, je feiner die Kohle gemahlen wird und Crampton war der Ansicht, daß
                              									nicht mehr als 1 Shilling per Tonne
                              									für das Mahlen ausgegeben werden darf. Es hat sich jedoch
                              									herausgestellt, daß die Kohle mit weit geringeren Kosten auf den
                              									gehörigen Grad von Feinheit gebracht werden kann. Crampton pulvert sie zwischen
                              									gewöhnlichen Mühlsteinen und sechs Paar solcher Steine von 3 Fuß
                              									6 Zoll Durchmesser genügen, um wöchentlich 300 bis 400 Tonnen
                              									Kohle zu mahlen, vorausgesetzt daß fünf Paar gleichzeitig Tag
                              									und Nacht im Gange sind. Zur Bedienung dieser Mühlen sind zwei
                              									Mann für die Tages- und zwei für die Nachtschicht
                              									erforderlich. Ein Paar Steine liefert per Stunde ungefähr 10 Cntr. und kann 40 bis 50 Tonnen
                              									liefern, bevor es wieder gerichtet zu werden braucht. Es werden
                              									dazu gewöhnliche Peak-Steine benutzt und man hat
                              									gefunden, daß ein Bodenstein zwei Läufer aushält; ein Paar
                              									Steine vermag im Durchschnitt 3000 Tonnen Staub zu liefern,
                              									bevor es abgenutzt ist. Die Steine machen 160 bis 180
                              									Umdrehungen per Minute. Die Kosten
                              									einer Batterie von sechs Paar Steinen, mit Einschluß der
                              									Dampfmaschine zum Betrieb, jedoch ohne Kessel, betragen etwa 500
                              									Pfd. Sterl.; per Paar Steine ist
                              									eine Triebkraft von etwa 4 Pferdestärken erforderlich. Rechnen
                              									wir 20 Procent für Zinsen und Abnutzung, und nehmen an, daß die
                              									zur Dampferzeugung verwendeten Kohlen per Tonne 12 Shilling kosten, so berechnen sich die
                              									Kosten des Mahlens per Tonne
                              									Steinkohlen in folgender Weise:
                           
                              
                                 Arbeitslohn
                                 4   Pence.
                                 
                              
                                 Zinsen und Abnutzung der
                                    											Maschinerie
                                 1 ½   „
                                 
                              
                                 Erneuerung der Steine
                                 1      
                                    											„
                                 
                              
                                 Kosten der unter den Kesseln verbrannten
                                    											Kohle
                                 2      
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Im Ganzen
                                 8 ½ Pence.
                                 
                              
                           In vielen Eisenhütten könnte der Dampf für die Maschine lediglich
                              									zu den Kosten der Unterhaltung des Kessels geliefert werden und
                              									dadurch würde sich die Ausgabe für das Mahlen der Kohlen noch
                              									niedriger stellen, als in der vorstehenden Berechnung angegeben.
                              									Jedenfalls ist die hohe Annahme von 1 Shilling für die Kosten
                              									des Mahlens per Tonne nur unter sehr
                              									ausnahmsweisen Umständen zulässig.
                           Das Kohlenpulver wird nach dem Mahlen nicht erst noch gesiebt,
                              									sondern die Steine werden so gestellt, daß bei Anwendung von
                              									gewöhnlicher bituminöser Kohle die gemahlenen Theilchen durch
                              									ein Sieb von 900 Maschen auf den Quadratzoll gehen würden.
                              									Anthracit und Kohks, beide weniger leicht verbrennbar als
                              									bituminöse Kohle, müssen zu feinerem Pulver gemahlen werden, so
                              									daß die Theilchen durch ein Sieb passiren können, welches
                              									– je nach der Art in welcher der Brennstoff consumirt
                              									wird – 1600 bis 6400 Maschen per Quadratzoll hat.
                           
                           Hinsichtlich der Theorie der Kohlenstauböfen brauche ich nicht
                              									viel zu sagen. Die von Crampton
                              									erzielten guten Resultate sind offenbar einfach der innigen
                              									Mischung der Luft und des Kohlenstaubes zuzuschreiben, und der
                              									dadurch ermöglichten vollständigen Verbrennung der Kohle
                              									mittelst einer Luftmenge, welche nur sehr wenig größer ist als
                              									die für eine genaue chemische Verbindung erforderliche. Da der
                              									Ueberschuß an Luft sehr unbedeutend ist, so ist die
                              									Gewichtsmenge der Verbrennungsproducte kleiner als bei
                              									gewöhnlichen Oefen, und somit kann aus den bereits angeführten
                              									Gründen eine entsprechend höhere Temperatur erzeugt werden.
                              									Gleichwie in den mit gepreßtem Winde betriebenen Oefen wird die
                              									Verzehrung einer großen Quantität Brennstoff in einer gegebenen
                              									Zeit und in einem beschränkten Raume sehr begünstigt, und dieser
                              									Umstand befördert wiederum die Erzeugung hoher Temperaturen.
                           Durch Regulirung der Luftspeisung ist Crampton im Stande, eine beinahe, wenn nicht gänzlich
                              									neutrale Flamme hervorzubringen.
                           Ganz abgesehen von Crampton's durch
                              									die Erfahrung bewährtem System, ist die Verbrennung von
                              									Steinkohle in Staubform ein Gegenstand von bedeutender
                              									Wichtigkeit, als Mittel zur praktischen Verwerthung einer
                              									ungeheuren Menge eines bisher als fast werthlos erachteten
                              									Brennmateriales, sowie auch zur Anwendung verwaschener Kohle,
                              									ohne daß dieselbe verkohkt zu werden braucht.
                           
                        
                     
                  
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