| Titel: | Ueber Chlorzinkammon in Leclanché's Braunstein-Elementen; von E. Priwoznik, Chemiker am k. k. Hauptmünzamte in Wien. | 
| Autor: | E. Priwoznik | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CVII., S. 389 | 
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                        CVII.
                        Ueber Chlorzinkammon in Leclanché's
                           								Braunstein-Elementen; von E. Priwoznik, Chemiker am k. k.
                           								Hauptmünzamte in Wien.
                        Priwoznik, über Chlorzinkammon in
                           								Leclanché's Batterie.
                        
                     
                        
                           Nach Beendigung einiger Versuche mit der in neuerer Zeit vielfach
                              									empfohlenen galvanischen Kette von Leclanché, welche im Mai 1870 ausgeführt
                              									wurden, fanden sich in den hierzu benutzten Bechern schon nach
                              									fünftägigem jedoch nicht unterbrochenem Gebrauche glasglänzende
                              									Krystalle, welche nach allen Eigenschaften Chlorzinkammon sind.
                              										Marignac
                              									Annales des mines, 5. série. t. XII p. 8. erhielt dieses Salz durch Versetzen einer concentrirten
                              									Lösung von Chlorzink mit Ammon bis zum Verschwinden des im
                              									ersten Momente entstandenen Niederschlages und Verdunsten an der
                              									Luft. Die Bildung einer zweiten perlmutterglänzenden Verbindung,
                              									welche mehr Ammoniak enthält und die erste begleitet, konnte in
                              									den Elementen nicht beobachtet werden.
                           Die krystallographische Untersuchung der in der Batterie
                              									entstandenen Krystalle, welche Prof. Ditscheiner ausführte, ergab:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 200, S. 390
                              Krystallform, prismatisch
                              a : b : c = 1 : 0,9523 : 0,9179
                              Beobachtete Flächen:
                              110.    101.    001.
                              
                           
                              
                                 Ditscheiner.
                                 Marignac.
                                 
                              
                                 beob.
                                 ber.
                                 
                                 
                              
                                 110 . 10 = 87°12'*
                                 –
                                 87°20'
                                 
                              
                                 110 . 10 = 92°43'
                                 92°48'      
                                 –
                                 
                              
                                 110 . 101 = 62°20'
                                 62°12'
                                 62°13'
                                 
                              
                                 101 . 01 = 85°50'*
                                 –
                                 85°40'
                                 
                              
                                 101 . 10 = 94°58'
                                 94°55'
                                 94°56'
                                 
                              
                                 101 . 001 = 42°30'
                                 42°33'
                                 –
                                 
                              
                           Diese Messungen stimmen also genau mit denen von Marignac an den, nach der oben
                              									angegebenen Methode dargestellten Krystallen überein.
                           Ebenso erweist sich dieser Körper durch die chemische Analyse
                              									identisch mit der Verbindung von Marignac:
                           
                           I. 0,2805 Grm. Substanz gaben 0,471 Grm.
                              									Chlorsilber, entsprechend 0,1166 Grm. Chlor. 0,326 Grm. Substanz
                              									gaben 0,300 Grm. schwefelsaures ZinkoxydDas schwefelsaure Zinkoxyd gibt, wie bekannt, in der
                                    											Rothglühhitze nur schwer die Schwefelsäure ab. 0,8438
                                    											Grm. wasserfreies Salz, welche 0,429 Grm. Schwefelsäure
                                    											enthalten, verloren erst nach einer halben Stunde in
                                    											bedeckter Platinschale über dem Gasgebläse 0,169 Grm.
                                    											Die Bestimmung des Zinkes als schwefelsaures Zinkoxyd
                                    											ist daher mit der Vorsicht, daß man nur nahe zur
                                    											Rothgluth erhitzt, bei allen Substanzen empfehlenswerth,
                                    											welche neben Zink nur flüchtige Körper enthalten und
                                    											durch bloßes Glühen nicht in Zinkoxyd umgewandelt werden
                                    											können. oder 0,1213 Grm. Zink.
                           II. 0,487 Grm. Substanz gaben 0,824 Grm.
                              									Chlorsilber, entsprechend 0,2038 Grm. Chlor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 200, S. 391
                              
                                 
                                 Marignac fand
                                    										37,28.
                                 
                              
                           Die Abwesenheit von Krystallwasser wurde nach Marignac durch die Gewichtszunahme
                              									ermittelt, welche die Verbindung erfährt, wenn man sie durch
                              									Zusatz von Salzsäure in ZnCl² (H⁴NCl)²
                              										verwandeltZn = 65,2. und die überschüssige Säure verdunstet:
                           0,6735 Grm. Substanz nahmen um 0,279 Grm. zu,
                              									d. i. 41,42 Proc.; die Rechnung ergibt 42,89, Marignac fand 41,7.
                           Aus dem Hydrate
                           ZnCl² (H³N)² + 1/2
                              									H²O, welches Kaue beschrieben, berechnet sich die Zahl
                              										35,71.Die Identität der Eigenschaften dieses Hydrates mit jenen
                                    											des wasserfreien Salzes, die Schwierigkeit, das letztere
                                    											hinreichend rein zu erhalten und der Umstand, daß Kane's Methode der
                                    											Darstellung von jener Marignac's nicht wesentlich abweicht und in
                                    												Kane's Analyse die Zahl
                                    											für den Wassergehalt fehlt, machen indeß das
                                    											Nichtbestehen dieses Hydrates mehr als
                                    											wahrscheinlich.
                              								
                           Die Verbindung ist also ZnCl² (H³N)² und der
                              									chemische Proceß, welcher in der Kette stattfindet, wird durch
                              									die Gleichung
                           2 H⁴NCl + Zn + 2 MnO² + 2
                              									H³N + ZnCl² + Mn²O² + H²O
                           dargestellt, wenn man annimmt daß
                              									Manganoxyd gebildet werde. Das Auftreten von freiem Ammon
                              									beweist, daß die chemische Verbindung desselben mit dem
                              									Chlorzink nur langsam und erst dann erfolgt, wenn beide in
                              									größerer Menge vorhanden sind.
                           
                           Dieß stimmt mit den Erfahrungen von Leclanché und J. Müller überein, nach welchen der Braunstein in Folge
                              									einer Reduction bei längerem Gebrauche der Kette seine
                              									Wirksamkeit verliert.
                           Die Einrichtung der Elemente, in welchen die Bildung dieser
                              									Verbindung beobachtet wurde, unterscheidet sich von jener, an
                              									welcher J. Müller
                              									Poggendorff's Annalen, 1870,
                                    											Bd. CXL S. 308; polytechn. Journal Bd. CXCVII S.
                                       											202. die Bestimmung der Constanten vornahm, dadurch, daß
                              									statt des porösen Thoncylinders, eine Thonplatte von gleicher
                              									Beschaffenheit, den elektro-positiven von dem
                              									elektro-negativen Bestandtheil trennt. Das Gemenge von
                              									Braunstein und Kohle ist mit einer Harzmischung bedeckt, welche
                              									dieses Gemenge und den Kohlenstab fixirt und das freiwerdende
                              									Ammoniak zwingt, seinen Weg durch das Diaphragma zu nehmen.
                           Bei kurzer Schließung der Kette findet man schon nach mehreren
                              									Tagen die Zinkstäbe, Zellenwände und Diaphragmen mit
                              									glasglänzenden, wohlausgebildeten Krystallen besetzt und die
                              									Stromstärke auf ein Minimum reducirt.
                           8 Elemente von mittlerer Größe, welche zu einem Plattenpaar
                              									vereinigt, an einer Tangentenbussole einen Ausschlag von
                              									12,5° gaben, zeigten nach Verlauf von etwa 40 Stunden,
                              									während welcher Zeit die Kette geschlossen blieb, nur mehr
                              									0,4°. Nach Entfernung der Krystalle (am besten mit Hülfe
                              									von verdünnter Salzsäure, weil mit Wasser allein unlösliches
                              									ZnCl², 6ZnO entsteht) war der Ausschlag 7°.
                              									Spätere Versuche mit derselben Kette ergaben dieselbe Abnahme
                              									der Stromstärke schon nach 8 Stunden.
                           Es muß bemerkt werden, daß hierbei die Vorschrift von Leclanché,Polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 97. das Zink zu amalgamiren, weil dann das Ansetzen von
                              									Krystallen (über die derselbe nichts Näheres anführt) erschwert
                              									werden soll, wohl beachtet wurde.
                           Oefterer Zusatz von verdünnter Salzsäure bis zur Neutralisation
                              									des freien Ammoniaks ist ein Mittel, das Anschießen dieser
                              									Krystalle zu verzögern und der raschen Abnahme der Stromstärke
                              									beim Gebrauche der Kette entgegen zu wirken.
                           Wien, chemisches Laboratorium am k.
                              									k. Hauptmünzamte.