| Titel: | Verbesserungen an Maschinen zur Ziegel- und Torffabrication. | 
| Autor: | Rob. Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CXXX., S. 454 | 
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                        CXXX.
                        Verbesserungen an Maschinen
                           								zur Ziegel- und Torffabrication.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IX.
                        Verbesserungen an Maschinen zur Ziegel-
                           								und Torffabrication.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich verbreitet sich in den industriellen Ländern statt
                              									der bisherigen Handziegelfabrication immer mehr die
                              									Maschinenziegelfabrication, welche mit Maschinen arbeitet, die
                              									gleichzeitig zur Torfverbesserung dienen können. Derartige
                              									Maschinen, welche jetzt in Deutschland von fünf bis sechs
                              									geachteten Firmen gebaut werden, haben im Allgemeinen folgende
                              									Construction: In einem hohlen Cylinder bewegt sich eine Welle,
                              									welche spiralförmig gestaltete Messer trägt, die den Thon oder
                              									Torf verarbeiten. Dieser Cylinder wird entweder vertical oder horizontal gelagert; im ersteren Falle befindet sich
                              									in demselben unten und seitlich eine Oeffnung, ein Mundstück,
                              									aus welchem der fertige Thon- oder Torfstrang tritt,
                              									wogegen das rohe Material an dem anderen, oberen Ende des
                              									Cylinders aufgegeben wird; ist der Cylinder hingegen horizontal
                              									gelagert, so befindet sich das Mundstück, aus welchem der Strang
                              									tritt, an seinem einen Ende in der Richtung seiner Achse, und
                              									die Oeffnung, in welche das rohe Material geworfen wird, am
                              									anderen Ende, aber seitlich. Vor dem Mundstücke befindet sich in
                              									jedem Falle die Abschneidvorrichtung, welche bekanntlich die
                              									Einrichtung hat, daß nach einander stets drei Ziegel
                              									abgeschnitten, diese dann zum Weitertransport eine Strecke
                              									vorgeschoben, und hernach weiter auf Transportwagen gebracht
                              									werden. (Wir werden weiter unten eine neue Construction
                              									eines solchen Transportwagens beschreiben.) Die Messerwelle wird
                              									bei größeren derartigen Maschinen durch Elementarkraft
                              									getrieben; benutzt man dazu, wie in den meisten Fällen, eine
                              									Dampfmaschine, so kann diese entweder eine auf Rädern stehende,
                              									also leicht transportable, oder, wie jetzt häufiger, eine
                              									aufrechtstehende Maschine ohne Räder seyn. In jedem Falle muß
                              									der Aufstellungsort der eigentlichen Ziegel- oder
                              									Torfmaschine, aus Bequemlichkeitsgründen, zuweilen, und damit
                              									auch der Aufstellungsort der Dampfmaschine geändert werden.
                           Die nun zu besprechenden Verbesserungen bezwecken einerseits, den
                              									erwähnten Aufstellungsort in den verschiedenen Fällen leichter
                              									und schneller als bisher ändern zu können, und betreffen
                              									andererseits die Construction eines (bereits oben erwähnten)
                              									Transportwagens, bei dessen Anwendung die Kanten der Mauersteine
                              									sauberer als bisher erhalten bleiben, da sie nicht mehr mit den
                              									Fingern begriffen werden müssen. Diese Verbesserungen, welche in
                              										Figur
                                 										3 bis 5
                              									skizzirt sind, rühren von der neuen Firma W. Schmidt und Machschefes in Berlin her,
                              									deren Ingenieur, Herr W. Schmidt,
                              									vieljähriger Mitarbeiter der bekannten Schlickeysen'schen Fabrik war.
                           1) Betrieb mit einer auf Rädern stehenden
                                 										Locomobile. – Da in diesem Falle die
                              									Kraftmaschine leicht transportabel ist, so handelt es sich nur
                              									darum, die Ziegel- resp. Torfmaschine eben so leicht
                              									transportabel zu machen, wozu die Genannten die letztere
                              									Maschine ebenfalls auf einen eisernen Wagen stellen. Fig. 3 stellt die Skizze eines solchen dar, und ist
                              									darin: A der vierräderige Wagen, a der liegende Cylinder, welcher
                              									hier noch mit einem Walzwerk b
                              									versehen ist, und 6 der Abschneidtisch. Das Rad c wird von der Betriebswelle der
                              									Maschine getrieben, und enthält auf seiner Welle ein conisches
                              									Rad, welches die Westerwelle der Ziegel- resp.
                              									Torfmaschine treibt. Durch zwei Pferde kann dieser Wagen nebst
                              									Maschine in etwa 15 Minuten weiter transportirt und in die Waage
                              									gebracht werden. Der Preis eines solchen Wagens vermehrt den der
                              									Maschine um 100–150 Thlr.
                           2) Betrieb mit einer aufrechtstehenden
                                 										Dampfmaschine ohne Räder. – Diese Anordnung
                              									dürfte sich für neue Anlagen am meisten empfehlen und ist in der
                              									Hauptsache in Figur
                                 										4 skizzirt. Die aufrechtstehende Dampfmaschine C und der Arbeitscylinder a der Ziegelmaschine sind hier auf
                              									ein und denselben eisernen Wagen gestellt, und die Betriebswelle
                              										d wird direct von der
                              									Dampfmaschine getrieben, während dieselbe, wie im vorigen Falle,
                              									mittelst des Rades c und seiner
                              									Welle die Arbeitswelle treibt b ist
                              									auch hier wieder das Walzwerk und 
                              									B der Abschneidtisch. Die Umstellung
                              									der Ziegel- resp. Torfmaschine nebst Dampfmaschine kann,
                              									wie im vorigen Falle, leicht und schnell geschehen, und vermehrt
                              									sich bei dieser Anordnung der Preis durch den Wagen um 200 bis
                              									250 Thaler.
                           3) Transportwagen, um die gestrichenen
                                 										Ziegel von dem Abschneidtisch nach dem Trockenschuppen zu
                                 										schaffen. – Wie schon erwähnt, werden von der
                              									Maschine nach einander immer drei Ziegel abgeschnitten,
                              									dieselben dann vorgeschoben, und stets zu dreien auf den
                              									Transportwagen gesetzt. Da hierbei zwei der großen Lagerflächen
                              									immer frei sind, so kann dieß ohne Verletzung der Ziegelkanten
                              									geschehen, indem man die drei Ziegel bei den zu Tage tretenden
                              									großen Lagerflächen faßt. In den Trockenschuppen wird jeder
                              									einzelne Ziegel frei aufgestellt, und um für diese Operation
                              									alle Lagerflächen frei und zugänglich zu haben, dient eben der
                              									neu construirte Transportwagen, wovon Fig. 5
                              									eine Skizze ist. Ueber die Langwangen a des Wagens ist, stets zu dreien, eine Anzahl von
                              									Querleisten b gelagert, deren Breite
                              									gleich der Ziegelstärke (gewöhnlich 2 1/2 Zoll) ist, und die
                              									unter dem Wagen mit einem Mechanismus in Verbindung stehen.
                              									Dieser Mechanismus, aus Scheiben und Hebel bestehend, kann von
                              									dem Handgriff c aus von dem Arbeiter
                              									so bewegt werden, daß je drei Leisten sich von einander
                              									entfernen und somit auch die drei Lagerflächen der Ziegel sich
                              									freilegen und erfaßt werden können. Diese Operation geschieht,
                              									wie bekannt, in den Trockenschuppen und gestattet zu vermeiden,
                              									daß die Ziegelkanten durch Angreifen verletzt werden. In unserer
                              									Skizze sind auf der rechten Seite je drei Leisten mit den darauf
                              									liegenden Ziegeln dicht bei einander liegend gezeichnet, auf der
                              									linken Seite dagegen von einander gedrängt, während der
                              									eigentliche Mechanismus unter den Leisten sich befindet und hier
                              									nicht sichtbar ist.
                           In nächster Zeit hoffen wir noch von derselben Fabrik eine
                              									Verbesserung mittheilen zu können, welche die Fabrication von
                              									Dachziegeln betrifft. Solche werden nämlich bis jetzt nicht
                              									lediglich mittelst Maschinen, sondern durch Nachhülfe von
                              									Handarbeit fertig gemacht; die erwähnte Fabrik ist bemüht,
                              									diesem Uebelstand abzuhelfen.
                           Dr. Rob. Schmidt,Civilingenieur in
                              									Berlin.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
