| Titel: | Continuirlicher viertheiliger Brennofen mit directer Gasfeuerung für Ziegel jeder Gattung, Cement, Thon- und Porzellanwaaren; von Ferdinand Steinmann, Civilingenieur in Dresden. | 
| Autor: | Ferdinand Steinmann | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CXXXI., S. 457 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CXXXI.
                        Continuirlicher viertheiliger
                           								Brennofen mit directer Gasfeuerung für Ziegel jeder Gattung, Cement,
                           								Thon- und Porzellanwaaren; von Ferdinand Steinmann,
                           								Civilingenieur in Dresden.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IX.
                        Steinmann's Brennofen mit Gasfeuerung für
                           								Ziegel, Thonwaaren etc.
                        
                     
                        
                           Eine langjährige Praxis in Gasfeuerungsanlagen ließ mich, trotz
                              									der verschiedenen Systeme, welche genau zu kennen und anzuwenden
                              									mir vergönnt waren, überall noch eine Lücke empfindlich
                              									wahrnehmen, nämlich die, Ziegel, Cement, Thonwaaren u.s.w. mit
                              									entschiedenem Vortheile gegenüber der directen Feuerung (und
                              									zwar continuirlichen Betrieb vorausgesetzt) bei Gasfeuer zu
                              									brennen.
                           Mit der directen Gasfeuerung waren,
                              									abgesehen davon, daß damit ein continuirlicher Betrieb bisher
                              									nicht erzielt worden ist, bei den häufigen Unterbrechungen durch
                              									Beschickung und Entleerung des Brennraumes, sowie bei den
                              									mangelhaften Einrichtungen für Vorheizung der Verbrennungsluft,
                              									nie die Temperaturen zu erreichen welche zum Brennen von Cement,
                              									Chamotte etc., unbedingt erforderlich sind. Dazu kam der
                              									Uebelstand des jedesmaligen Vorfeuerns, um das Gas zur
                              									permanenten Entzündung zu bringen, womit also nicht allein
                              									Zeit-, sondern auch ein oft nicht geringer
                              									Brennmaterialaufwand verknüpft war.
                           Die regenerative Gasfeuerung ist wohl
                              									zur Erzeugung der höheren Hitzegrade für genannte Zwecke
                              									geeignet, sie ist aber von den zuletzt genannten Uebelständen
                              									auch nicht befreit und leidet zudem an einer Complicirtheit der
                              									Ofenconstruction, welche, wenigstens für Brennöfen, nie opportun
                              									ist.
                           Nach mehrfachen Versuchen und zahlreichen Beobachtungen ist es
                              									mir gelungen, einen Ofen zu construiren, welcher alle die
                              									genannten Uebelstände und Nachtheile ausschließt, bei welchem
                              									also zunächst continuirlicher Betrieb
                              									und Erzielung der höheren Hitzegrade
                              									geboten ist. Durch die Anwendung der Gasfeuerung ist man
                              									bekanntlich außerdem in den Stand gesetzt, je nach Wahl der
                              									Generatoren, jedes beliebige Brennmaterial, mit alleiniger
                              									Ausnahme backender Steinkohle, zu verwerthen. Die hierdurch
                              									erzielten Vortheile gegenüber der directen Feuerung sind aber
                              									bereits weithin bekannte Thatsachen. Ausgiebige Rauchverzehrung,
                              									dadurch reine Flamme, leicht und exact regulirbar, und
                              									bedeutende Brennmaterialersparniß, welche, Brennmaterial gegen
                              									Brennmaterial gleicher Gattung und Qualität, bei
                              									richtiger Behandlung immer eine Höhe von 50 Proc. erreicht, sind
                              									in vielen Industrie- und Hüttenzweigen constatirt.
                           Die beigegebene Zeichnung meines Ofens stellt in Fig. 1
                              									den Gesammtgrundriß in den Schnitten CD
                              									,
                              									EF
                              									,
                              									GH, resp. Ansicht, sowie in
                              										Fig. 2
                              									den Verticalschnitt AB
                              									dar.
                           Der Ofen besteht hiernach aus den vier Brennkammern A, B, C, D, dem Schornstein F und den Generatoren in der
                              									Richtung von F und G, so daß also einer derselben in
                              									der Richtung F mit A und B,
                              									und der andere in der Richtung G mit
                              										C und D für sich allein communicirt. Ferner sind:
                           g, g die Gascanäle;
                           f, f die Verbrennungsluftröhren;
                           d, d die Rauchcanäle mit den
                              									Zulässen e, e...;
                           a, a der gemeinschaftliche
                              									Verbindungscanal für sämmtliche vier Brennkammern;
                           c, c dessen respective Mündungen in
                              									letztere;
                           h, h die Communicationen nach dem
                              									Hauptcanale a, a;
                           i, i die Verschlußkapseln zu h, h;
                           k, k die Schornsteincanäle;
                           l Kühlverschluß;
                           m Beschickungseinfahrt.
                           Die Betriebsmanipulation ist, vorausgesetzt daß die ganze Anlage
                              									frisch dem Betriebe übergeben werden soll, folgende:
                           A ist mit Waare beschickt und wird,
                              									nachdem die Einfahrt m zugesetzt
                              									ist, mittelst eines kleinen, in die Verblendung eingebrachten
                              									Rostes vorgefeuert, den man natürlich wieder entfernt, sobald
                              									die innere Brennkammer dunkelroth zu scheinen beginnt. Hierauf
                              									öffnet man den Gasschieber o und das
                              									entsprechende Luftrohr, welches an der Saugöffnung sonst durch
                              									eine Kapsel verschlossen ist; die sich nun mehr und mehr
                              									entwickelnde Flamme passirt e, e..,
                              									theilweise b, b, h, h und tritt
                              									durch den Canal a, a, resp. dessen
                              									geöffneten Schieber p nach Kammer
                              										B über – nämlich durch
                              									die ebendaselbst befindlichen Schlitze c,
                                 										c – geht aus der auch bereits mit Waare
                              									beschickten Kammer wiederum durch e,
                                 										e.., d, d und k endlich in den Schornstein.
                           Es ist erwiesen, daß die Flamme an Intensität mit der steigenden
                              									Erhitzung des Luftrohres f, f
                              									zunimmt, und ist das Ende des Brandes in A durch angebrachte Schaulöcher leicht zu beobachten.
                              									Der Hauptcanal a, a ist übrigens,
                              									soweit er die Brennkammern berührt, mit Durchlässen 
                              									r, r (Fig.
                                 									2) unter der Sohle versehen, wodurch eine allseitige
                              									Verbindung im Rauch- oder Sammelcanale d, d hergestellt wird.
                           Ist also der Brand in der Kammer A
                              									beendet, so ist die Kammer B und
                              									deren zugehöriges Luftrohr bereits soweit vorgeheizt, daß man
                              									das Gas zulassen kann. Die Schieber o,
                                 										p und q¹ werden
                              									demzufolge geschlossen, hingegen o¹ p'' und q'' geöffnet, ebenso die Kapseln i, i, i in 6, während jene in Kammer
                              										C zu schließen sind, nachdem
                              									letztere mit Waare brennfertig beschickt wurde. Der Kreislauf
                              									der Flamme beginnt hierauf wie soeben beschrieben; unterdessen
                              									wird aber Kammer A ausgeleert und
                              									Kammer D beschickt.
                           Der ganze Betrieb ist sonach ein vollkommen tactmäßiger und dient
                              									die abziehende Flamme fortwährend einem doppelten Zwecke: einestheils der Regeneration der sich
                                 										neubildenden Flamme durch die continuirlich sich steigernde
                                 										Erhitzung der Verbrennungsluft, und anderentheils der
                                 										gleichzeitigen Vorheizung der nächstfolgenden Brennkammer
                                 										sammt zugehörigem Luftrohre, was für die sofortige und
                              									energische Flammenbildung von besonderer Wichtigkeit ist.
                           Es ist also hier bei einem continuirlichen Betriebe zugleich die
                              									vollständigste Ausnutzung des Heizeffectes geboten, und kann
                              									noch der Raum über den Kammern durch deren strahlende Wärme
                              									bequem zu Trockenräumen eingerichtet werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
