| Titel: | Entgegnung auf die Kritik des Hrn. C. Schinz, unsere Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohlen in Dampfkessel-Feuerungen betreffend; von A. Scheurer-Kestner und C. Meunier. | 
| Autor: | A. Scheurer‐Kestner , C. Meunier | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CXXXII., S. 459 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXXXII.
                        Entgegnung auf die Kritik des
                           								Hrn. C.
                              									Schinz, unsere Untersuchungen über die Verbrennung
                           								der Steinkohlen in Dampfkessel-Feuerungen betreffend; von
                           									A.
                              									Scheurer-Kestner und C. Meunier.
                        Scheurer-Kestner und Meunier, über ihre
                           								früheren Untersuchungen etc.
                        
                     
                        
                           Die Kritik, welche Herr C. Schinz im
                              									Jahrgang 1870 dieses Journals, Bd. CXCVI S. 22, veröffentlicht hat, erfordert eine
                              									Antwort unsererseits, um so mehr als verschiedene seiner
                              									Einwände begründet sind, denn wir selbst haben sie ja schon im
                              									Laufe unserer Arbeit gemacht; andere hingegen sind vollständig
                              									überflüssig und beruhen auf einer irrigen Auffassung seitens
                              									unseres Gegners.
                           Im Folgenden halten wir uns an die Reihenfolge, wie sie Herr Schinz in seiner Kritik eingeschlagen
                              									hat.
                           
                           Unser Gegner tadelt, daß die Verbrennungsgase nicht durch irgend
                              									eine mechanische Vorrichtung gemischt wurden, bevor wir die zu
                              									unseren Analysen dienenden Proben nahmen. Wir halten eine solche
                              									vorhergehende Mischung, die sich übrigens nur schwierig
                              									ausführen lassen würde, für unnöthig und haben die Ueberzeugung,
                              									daß die von uns analysirten Gase in der That die mittlere
                              									Zusammensetzung der Verbrennungsgase der Steinkohle darstellen.
                              									Herr Schinz behauptet, daß die den
                              									Canal durchstreichenden Gase, besonders in der Nähe der
                              									Biegungen, nicht innig gemischt seyen.
                           Wäre dieses wirklich der Fall, so würden die von uns genommenen
                              									Proben darum nicht minder die mittlere Zusammensetzung der
                              									ganzen Masse der den Canal durchstreichenden Gase darstellen,
                              									weil wir dieselben nicht durch eine einzige Oeffnung, sondern
                              									durch einen Spalt aufsaugten, der den Canal in seiner ganzen
                              									Breite durchzog.
                           Uebrigens wurden die Proben genommen, nachdem die
                              									Verbrennungsgase bereits zweimal unter dem Kessel hergestrichen
                              									waren und drei Canalbiegungen passirt hatten. Man kann also wohl
                              									annehmen, daß sie in einem Zustande vollständiger und
                              									gleichmäßiger Mischung waren. Wenn Hr. Schinz unsere Untersuchungen wiederholen wollte, würde
                              									er finden, daß unsere Methode zu sich sehr der Wahrheit
                              									nähernden Resultaten führt. Wir haben zu wiederholten Malen zu gleicher Zeit Gasproben vor und
                              									hinter den Vorwärmern genommen. Nach der Ansicht des Hrn. Schinz hätten wir in diesem Falle von
                              									einander sehr verschiedene Resultate erhalten müssen, was aber
                              									ganz und gar nicht der Fall war. Wir haben uns sogar dieser
                              									Methode bedienen können, um die Menge der durch die Fugen und
                              									Spalten des Mauerwerkes in die Canäle eindringenden Luft zu
                              									bestimmen.
                           Hr. Schinz scheint vollständig
                              									übersehen zu haben, daß wir die Gase in der ganzen Breite des
                              									Canales aufsaugten, denn er sagt auf Seite 39 erster Absatz:
                           
                              „Es ist demnach ganz dem Zufalle überlassen, ob diese
                                 										Aspirationsröhre wirklich in den eigentlichen Strom
                                 										hineinrage oder ganz oder theilweise in die stagnirenden
                                 										Gase.“
                              
                           Weiter unten werden seine Einwände noch sonderbarer. Wir haben
                              									unser Vertrauen in unsere Aspirationsapparate hauptsächlich aus
                              									der Regelmäßigkeit der erhaltenen Resultate geschöpft. Unser
                              									Gegner hingegen findet letztere ganz unzusammenhängend, indem er
                              									wie oben einen wesentlichen Umstand unberücksichtigt läßt. Er
                              									baut eine ganz willkürliche Tabelle, auf der er alle unsere
                              									Gasanalysen zusammenwirft, dabei aber unberücksichtigt läßt, daß
                              									diese Analysen von durchaus verschiedenen Versuchen
                              									herrühren. Die einen dieser Untersuchungen dienten dazu, den
                              									Einfluß mehr oder weniger häufiger Kohlenchargen bei gleicher
                              									Quantität verbrannter Kohlen zu bestimmen, die anderen wurden
                              									gemacht, indem man die Menge verbrannter Kohlen per Quadratdecimeter Rostfläche
                              									variiren ließ. Hr. Schinz vergleicht
                              									die erhaltenen Resultate, genau als ob sie von identischen
                              									Untersuchungen herrührten, während doch bei jeder dieser
                              									letzteren die sie charakterisirenden Unterschiede angegeben
                              									sind. Um eine solche Vergleichung zu machen, muß man diejenigen
                              									Untersuchungen weglassen, welche unter zu verschiedenen
                              									Umständen angestellt sind, um eine Vergleichung zu gestatten,
                              									und man muß nicht so blindlings verfahren, wie das Hr. Schinz gethan hat. Wir können den für
                              									unsere Entgegnung in diesem Journal beanspruchten Raum nicht
                              									mißbrauchen, und müssen uns also, wenn auch zu unserem Bedauern,
                              									auf die wesentlichen Punkte beschränken. Es genüge, den Augen
                              									des Lesers und des Hrn. Schinz die
                              									folgende Tabelle als Auszug unserer Untersuchungen vorzuführen.
                              									Dieselbe ist aus der von Hrn. Schinz
                              									selbst construirten Tabelle entnommen, jedoch mit den durch die
                              									Gewissenhaftigkeit gebotenen Weglassungen.Wir lassen den Wasserstoff fort, da derselbe nur in fünf
                                    											Untersuchungen bestimmt wurde, von denen eine ein nur
                                    											zweifelhaftes Resultat gab. Bezüglich der drei anderen
                                    											Untersuchungen setzt Hr. Schinz einfach Wasserstoff = 0, welches sagen
                                    											würde, daß kein Wasserstoff vorhanden ist. Man kann sich
                                    											jedoch nicht irren, wenn man unsere Tabelle Nr. 5 in's
                                    											Auge faßt.
                              								
                           
                              
                                 Liter Luft perKilogramm Brennstoff.
                                 Kohlenstoffgehalt
                                    											derverbrennlichen Producte.
                                 
                              
                                 8393
                                 18,5
                                 
                              
                                 8389
                                 18,8
                                 
                              
                                 8550
                                 11,9
                                 
                              
                                 8728
                                 6,19
                                 
                              
                                 9525
                                 5,85
                                 
                              
                                 9920
                                 6,80
                                 
                              
                                 9919
                                 6,30
                                 
                              
                                 15313  
                                 3,21
                                 
                              
                                 16182  
                                 4,97
                                 
                              
                           Kein Chemiker wird den Werth dieser Zahlen bestreiten, noch
                              									behaupten, daß die daraus zu ziehenden Folgerungen nicht
                              									begründet seyen, trotzdem die zwei letzten Zahlen nicht
                              									übereinstimmen. Wir kennen zu gut die, bei solchen
                              									Untersuchungen sich darbietenden zahlreichen Schwierigkeiten, um
                              									zu hoffen eine größere Genauigkeit zu erreichen. Wir würden es
                              									schon für ein nicht unwichtiges Resultat halten, nachgewiesen zu
                              									haben, daß eine gewisse Steinkohle bei einer Luftzuführung von
                              									8300 Liter per Kilogramm Kohle einen
                              									Verlust von 18 Proc. Kohlenstoff in Form von brennbaren Gasen
                              									gibt, bei 9000–10000 Liter Luft 5 bis 7 Proc. und bei
                              									noch mehr Luft 3 bis 5 Proc., denn man darf nicht vergessen,
                              									daß, wenn die Bildung von brennbaren Gasen auch hauptsächlich
                              									von der Menge der durch den Rost streichenden Luft abhängt,
                              									dieselbe doch auch variirt, freilich in geringerem Verhältnis je
                              									nach der Häufigkeit der Kohlenchargen, und je nach der Höhe des
                              									Brennstoffes und der vollkommeneren oder unvollkommeneren
                              									Vertheilung desselben auf dem Rost, – Bedingungen, welche
                              									selbst die größte Aufmerksamkeit nicht im Stande ist immer in
                              									gleichem Grade zu erfüllen. Es ist das besonders erwähnt in dem
                              									letzten Satz der von Hrn. Schinz
                              									kritisirten Arbeit:
                           
                              „Um die Bildung brennbarer Gase je nach der Menge der
                                 										zugeführten Luft zu bestimmen, muß man das Chargiren des
                                 										Rostes mit noch größerer Sorgfalt
                                 										besorgen, als man das gewöhnlich selbst bei
                                 										Kohlenuntersuchungen thut.“
                              
                           Wir wollen uns nicht weiter über diese Seite der Frage
                              									verbreiten, und verweisen den Leser auf unsere
                              									Originalabhandlungen.
                           Hr. Schinz hat sich nicht die Mühe
                              									gegeben, in den Bulletins de la
                                 										Société industrielle de Mulhouse alle
                              									unsere Notizen über den von ihm kritisirten Gegenstand
                              									nachzusuchen, sonst hätte er vermieden, eine der Wahrheit
                              									vollständig widersprechende Bemerkung zu machen, indem er Seite
                              									40 sagt:
                           
                              „– obgleich die Versuche nur mit einer einzigen
                                 										Kohlensorte angestellt sind.“
                              
                           Statt aller Antwort erwähnen wir eine Notiz, welche sich in
                              									demselben Band wie unsere erste Abhandlung befindet und den
                              									Titel führt: „Analysen der
                                    											gasförmigen Verbrennungsproducte der Kohlen des
                                    											Saarbrücker Steinkohlenlagers.“ Es sind
                              									darin die Analysen der Verbrennungsproducte von 5 Sorten
                              									Saarbrückener Kohlen (Friedrichsthal, Duttweiler, Louisenthal,
                              									Altenwald, Heinitz) enthalten. Für die erste Sorte haben wir
                              									selbst zwei Versuche gemacht, den einen mit viel und den anderen
                              									mit wenig Luftzuführung.
                           Man begreift, daß es über unsere Kräfte ging, für jede
                              									Steinkohlensorte die zahlreichen Versuche zu wiederholen, welche
                              									wir mit der Ronchamper Kohle gemacht haben. Die mit der
                              									Saarbrückener Kohle erhaltenen Resultate nähern sich den mit der
                              									Ronchamper erhaltenen zu sehr, als daß ein solcher Zuwachs von
                              									Arbeit, wie er uns durch Wiederholung aller Untersuchungen
                              									geworden wäre, der Mühe werth schiene. Um den Verlust an
                              									brennbaren Gasen darzustellen, haben wir daher annähernde Zahlen angenommen, ohne dieselben jedoch jeweilig anders denn
                              									als Annäherungswerts hinzustellen.
                           Hr. Schinz nennt Leichtsinn und
                              									Willkür das Verfahren, wie wir die Tabelle entworfen haben,
                              									welche die durch eine größere oder geringere Luftzufuhr
                              									entstehenden Verluste darstellt. Wenn dieser Ausspruch auf
                              									Versuchen beruhte, die den unserigen widersprächen, würden wir
                              									eine größere Achtung davor haben, als so. Wir müssen die
                              									Richtigkeit und Correctheit unseres Verfahrens behaupten, bis es
                              									Hrn. Schinz gelungen seyn wird, durch
                              									Wiederholung unserer Untersuchungen zu beweisen, daß die Zahlen
                              									der von uns entworfenen Tabelle sich weit von der Wahrheit
                              									entfernen.
                           Nachdem wir nun auf die Bemerkungen bezüglich der Zusammensetzung
                              									der gasförmigen Verbrennungsproducte geantwortet haben, folgen
                              									wir Hrn. Schinz in der Kritik welche
                              									er über unsere anderen Arbeiten macht.
                           Nach der Meinung des Hrn. Schinz sind
                              									unsere calorimetrischen Bestimmungen sämmtlich mit einer
                              									Fehlerquelle behaftet, welche dieselben werthlos macht.
                           Wenn wir diesen Abschnitt seiner Schrift lesen, fragen wir uns
                              									unwillkürlich, nicht etwa ob er unsere Abhandlung gelesen,
                              									sondern ob er überhaupt nur einen Blick darauf geworfen hat.
                              									– Er wirft uns vor, die direct durch die Verbrennung in
                              									dem Calorimeter entstehende Kohlensäure nicht gewogen zu haben;
                              									der Satz ist übrigens zweideutig und läßt zweifelhaft, ob er uns
                              									nicht auch vorwirft dem Kohlenoxyd und den Kohlenwasserstoffen,
                              									die sich stets in größerer oder geringerer Menge bilden, keine
                              									Rechnung getragen zu haben.
                           Dieser Tadel würde ebenso unbegründet seyn als wie derjenige,
                              									welchen er darauf stützte, daß wir, wie er behauptete, keine
                              									anderen Gasanalysen von Steinkohlen gemacht hätten als wie die
                              									der Ronchamper Kohle.
                           Wir haben den aus dem Calorimeter austretenden verbrennlichen
                              									Gasen Rechnung getragen, da wir sie durch Oxydation in Wasser
                              									und Kohlensäure überführten, welche gewogen wurden. Was das
                              									Wiegen der im Calorimeter sich bildenden Kohlensäure anbelangt,
                              									so ist das eine ganz überflüssige Arbeit. Die Apparate, deren
                              									wir uns bedienten, erlaubten uns in den Verbrennungsrückständen
                              									die Asche und den nicht verbrannten Kohlenstoff zu
                              										bestimmen.Favre und Silbermann verfuhren auf
                                    											dieselbe Weise, als sie die Verbrennungswärme
                                    											schwerverbrennlicher Kohlen (z.B. Graphit)
                                    											bestimmten. Als Mittel zur Kontrolle wandten wir dasselbe
                              									Verfahren an, dessen sich alle Chemiker bedienen, und das darin
                              									besteht, mehrere Versuche mit derselben Substanz zu machen und
                              									die erhaltenen Resultate zu vergleichen. Wir können nicht
                              									begreifen, wie eine Wägung der Kohlensäure den Werth unserer
                              									Bestimmungen vergrößert haben würde. Wir haben eine abgewogene
                              									Menge unserer Substanz verbrannt und dabei die Natur und das
                              									Gewicht der entstehenden verbrennlichen Gase, ferner die Menge
                              									des in den Verbrennungsrückständen bleibenden unverbrannten
                              									Kohlenstoffes bestimmt, und wir meinen, daß diese Angaben, wenn
                              									die erhaltenen Resultate übereinstimmen, hinreichen, um zur
                              									Wahrheit zu gelangen. Bei solchen Arbeiten, welche so zahlreiche
                              									Beobachtungen und 12 Wägungen für jede Operation verlangen,
                              									vermeidet man mit Recht Alles was die Arbeit unnützer Weise noch
                              									ermüdender macht. Unsere calorimetrischen Bestimmungen bieten
                              									jedenfalls denselben Grad von Genauigkeit dar, als wie die
                              									Elementaranalyse sauerstoffhaltiger organischer Körper. Man hat
                              									nie behauptet, daß, weil in diesen Analysen der Sauerstoff nicht
                              									direct bestimmt ist, dieselben werthlos seyen und kein Vertrauen
                              									verdienen; gerade diesen Analysen verdanken wir die großen
                              									Fortschritte, welche die Chemie in den letzten Jahren gemacht
                              									hat. Möge Hr. Schinz doch die
                              									calorimetrischen Versuche mit dem sinnreichen Apparat der HHrn.
                              										Favre und Silbermann wiederholen, und wir werden sicher die
                              									Ersten seyn, sich seiner Meinung unterzuordnen, wenn die von ihm
                              									gefundenen Resultate mit den unserigen in Folge der
                              									Nachlässigkeit, welche er uns vorwirft, nicht
                              									übereinstimmen.
                           Indem Hr. Schinz zur Kritik des
                              									dritten Theiles unserer Arbeit übergeht, wiederholt er seine
                              									Behauptung daß wir keine andere Gasanalysen als wie die der
                              									Ronchamper Kohlen gemacht hätten; wir protestiren nochmals gegen
                              									diese wahrheitswidrige Angabe. Dasselbe gilt für die Bestimmung
                              									des Rußes, welche auch mit einer der Saarbrückener Kohlen
                              									gemacht worden ist. Die Verluste, welche man durch die
                              									Rauchbildung erleidet, sind so unbedeutend, daß genauere
                              									Bestimmungen derselben uns unserem Ziele nicht näher gebracht
                              									haben würden.
                           Unser Gegner bestreitet unbedingt die Möglichkeit, das Volumen
                              									der durch den Rost streichenden Luft mittelst des von uns
                              									angewandten Wasserapparates und der Gasanalysen kennen zu
                              									lernen. Wir bedauern, daß unsere Antwort ausführlicher wird, als
                              									wir seyn möchten, allein wir sind von der Nützlichkeit dieser
                              									Versuchsmethode so überzeugt, daß wir darauf halten, ein für
                              									Allemal die dagegen vorgebrachten Einwände zu widerlegen.
                           Nach der Meinung des Hrn. Schinz kann
                              									das Rohr, mittelst welchem wir unsere Gase sammelten, keine
                              									brauchbaren Gas-Proben liefern, weil – sagt unser
                              									Gegner – Hr. Henry Sainte-Claire Deville sich eines ähnlichen Rohres
                              									bedient hat, um die Dissociation der Flammengase zu studiren.
                              									Die Dissociation der Kohlensäure beginnt aber erst bei
                              									1000° C., und es kann also, da die Temperatur der Gase an
                              									dem Ort unserer Probennahme nie über 300° hinausging, von
                              									Dissociation unserer Gase gar keine Rede seyn. Von der
                              									Dissociation der verbrennlichen Gase brauchen wir aber gar nicht
                              									zu sprechen, weil die Dissociation des Kohlenoxydes bei einer
                              									noch höheren Temperatur stattfindet als wie die der Kohlensäure,
                              									und viel zu wenig Kohlenwasserstoffe vorhanden sind, als daß
                              									eine Dissociation derselben eine merkliche Veränderung in der
                              									Zusammensetzung der ganzen Gasmasse hervorbringen könnte. Wir
                              									können also wohl behaupten, daß wir mittelst unseres Rohres
                              									unzersetzte Gase aufgesammelt haben, sowie dieselben aus dem
                              									Kamin in die Luft entweichen. Die Differenz, welche wir im
                              									Sauerstoffgehalt der über Quecksilber und der über Wasser
                              									aufgesammelten Gase gefunden haben, beruht deßhalb nicht auf
                              									Dissociation, sondern auf der in unserer Arbeit angegebenen
                              									Ursache, nämlich der Diffusion des Sauerstoffes und der
                              									Kohlensäure im Wasser.
                           Wir wollen durchaus nicht behaupten, daß das Aufsammeln der Gase
                              									mittels unserer Röhren zu ebenso genauen Resultaten führe als
                              									wie das Aufsammeln über Quecksilber, aber nachdem wir uns dieser
                              									Röhren während mehrerer Jahre bedient haben, wagen wir zu sagen,
                              									daß dieselben ein unumgänglich nöthiges Hülfsmittel für Jeden
                              									geworden sind, der Untersuchungen über den Heizeffect von
                              									Brennstoffen bei Dampfkesselheizung machen will. Es ist dieß bis
                              									dahin das einzige Mittel, um den Luftzug während der
                              									Versuchsdauer zu bestimmen, und mittelst dieses Apparates kann
                              									man sich jeden Augenblick Rechenschaft geben über das relative
                              									Luftvolumen, welches durch den Rost streicht.
                           Die Zahlen, welche nach den nöthigen Correctionen die annähernde
                              									Zusammensetzung der Gase angeben, haben wir nur aufgestellt,
                              									nachdem die Resultate, welche mittelst unserer Röhre bei
                              									Aufsammlung der Gase über Wasser erhalten wurden, mit den
                              									Resultaten verglichen worden waren, welche die über Quecksilber
                              									gesammelten Gase lieferten; d.h. wir haben den für unser Rohr
                              									nöthigen Correctionscoefficienten durch den Versuch bestimmt,
                              									und darauf geachtet, daß unser Apparat stets mit Wasser von
                              									12–20° C. gefüllt wurde.
                           Die Kritik, welche Hr. Schinz über
                              									unser Verfahren die Gase zu sammeln, macht, ist also unbegründet
                              									und sein Haupteinwand, der auf die
                              									Dissociation gegründet ist, beruht auf einem ganz entschiedenen
                              									wissenschaftlichen Irrthum.
                           Wir werden uns nicht erlauben, mit Hrn. Schinz darüber zu streiten, ob unsere Arbeiten unsere
                              									Kenntnisse erweitert und wie weit wir die Wissenschaft gefördert
                              									haben, aber wir halten darauf, zu erklären daß wir durch den
                              									Wunsch, uns der Wahrheit zu nähern, geleitet worden sind. Wir
                              									sind weit entfernt zu glauben – wie Hr. Schinz voraussetzt – die Sache
                              									vollständig erledigt zu haben. Im Gegentheil haben wir die
                              									Ueberzeugung, daß nur neue besser geleitete Untersuchungen zu
                              									einer Vervollkommnung der Dampferzeugungsmittel führen können,
                              									aber wir können nicht zugeben, daß die Verbrennung oder vielmehr
                              									Nichtbildung des Rauches ein irgendwie bedeutendes ökonomisches
                              									Resultat hervorbringen könne.
                           Zum Schluß dieser langen Antwort auf die so wenig wohlwollende
                              									und wenig höfliche Kritik des Hrn. Schinz sprechen wir die Hoffnung aus, daß recht bald
                              									neue Untersuchungen die unserigen controlliren und berichtigen
                              									mögen.
                           Thann, im August 1870.Eingesandt im Mai 1871.