| Titel: | AristideBérard's neues Verfahren zur Stahlfabrication. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CXXXIV., S. 470 | 
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                        CXXXIV.
                        AristideBérard's neues Verfahren
                           								zur Stahlfabrication.
                        Aus dem Engineer,
                              									April 1871, S. 231.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VIII.
                        Bérard's Verfahren zur
                           								Stahlfabrication.
                        
                     
                        
                           Die nachstehenden Mittheilungen sind die Uebertragung einer
                              									Abhandlung von Aristide Bérard, in welcher ein auf den Werken zu Givors in
                              									Frankreich eingeführtes neues Verfahren zur directen Erzeugung
                              									von Stahl aus Roheisen beschrieben wird. Durch die HHrn. Whitley zu Leeds ist dieses Verfahren
                              									in England eingeführt worden.
                           Bérard bewirkt 1) die
                              									unmittelbare Umwandlung von Roheisen in Stahl durch die
                              									Anwendung von Gas, welches gleichzeitig als Wärmeerzeuger und
                              									als Reagens zur Reinigung des Eisens wirkt, indem es nämlich
                              									eine theilweise Reinigung bewerkstelligt, bevor die schädlichen
                              									Beimengungen, wie Schwefel, Phosphor, Arsen etc. entfernt
                              									werden; 2) gestattet dieses Verfahren aus Roheisen von
                              									geringerer Qualität, für gewisse Zwecke z.B. Schienen,
                              									Radbandagen etc. sehr gut geeignete Stahlsorten darzustellen; 3)
                              									wird durch die Anwendung eines Gemisches von Luft und Gas,
                              									welches abwechselnd als Oxydations- und als
                              									Reductionsmittel benutzt werden kann, der Abbrand auf ein
                              									Minimum reducirt, während der Stahlfabrikant es in seiner Gewalt
                              									hat, durch Entkohlung und Wiederkohlung mit Sicherheit und nach
                              									Belieben verschiedenartige Producte zu erzeugen; 4) wird ein
                              									System von Apparaten angewendet, welches dem Producenten unter
                              									den in ökonomischer Beziehung günstigsten Umständen zu arbeiten
                              									gestattet.
                           Wir wollen nun untersuchen, wie die verschiedenen
                              									Schwierigkeiten, welche sich der Ausführung dieses Verfahrens
                              									entgegenstellten, überwunden worden sind, und wie der Erfinder
                              									sein Ziel erreicht hat. Der Ausgangspunkt ist die Anwendung von
                              									Gas als Brennmaterial und es ist von vorn herein einleuchtend,
                              									daß man nur durch Anwendung von vergasten Brennstoffen eine genügend starke Hitze
                              									erzeugen und deren Wirkungen mit der erforderlichen Genauigkeit
                              									reguliren kann. Es ist daher zunächst erforderlich, den besten
                              									bekannten Gasgenerator zu wählen. Zwischen den Gasgeneratoren
                              									mit natürlichem Luftzuge und den mit gepreßtem Winde betriebenen
                              									konnte die Wahl nicht zweifelhaft seyn, ungeachtet des
                              									Uebelstandes der durch das erforderliche Gebläse bedingten
                              									Complication der letzteren Apparate. Dieser Uebelstand wird aber
                              									durch die Zuverlässigkeit der zu erzielenden Resultate und die
                              									Leichtigkeit, womit die Zuführung der Luft nach Bedürfniß
                              									gesteigert oder vermindert werden kann, weit aufgewogen.
                           Die Stärke der Brennmaterialschicht, welche ein Luftstrom
                              									durchdringen soll, ist nothwendig durch den natürlichen Zug
                              									begrenzt, und dieser ist zur vollständigen Sättigung des
                              									Sauerstoffes der Luft und zu dessen Umwandlung in Kohlenoxyd
                              									fast immer unzulänglich. Es entsteht eine beträchtliche Menge
                              									Kohlensäure, welche bekanntlich nicht brennbar ist. Es bilden
                              									sich in der Brennstoffschicht Gewölbe oder Höhlungen, in denen
                              									die Kohlen in Folge unvollständiger Verbrennung destillirt
                              									werden. Bei Anwendung eines Stromes von gepreßter Luft kann
                              									hingegen ohne Anstand eine Kohlenschicht von solcher Stärke
                              									gewählt werden, daß die in den unteren Zonen anfänglich
                              									gebildete Kohlensäure beim Hindurchstreichen durch die oberen
                              									Zonen wieder zu Kohlenoxydgas reducirt wird – eine
                              									unerläßliche Bedingung für die Gewinnung eines Gases von guter
                              									Qualität. Das Hinderniß der schwierigen Reinigung, welches bei
                              									den Gasgeneratoren mit gepreßtem Winde sich früher darbot, ist
                              									durch die Anwendung von beweglichen Sohlen, welche ein bequemes
                              									und rasches Reinigen der Generatoren gestatten, glücklich
                              									überwunden worden. Bei jedem System erleidet jedoch die
                              									Steinkohle, sobald sie in den geeigneten Theil des Generators
                              									gelangt, eine anfängliche Destillation; Oel und Theer werden in
                              									großer Menge unzersetzt verflüchtigt und in der Gasleitung
                              									condensirt, wenn der Gaserzeuger sich in gewisser Entfernung von
                              									dem Punkte befindet, wo die Gase zur Benutzung kommen. Bei
                              									Anwendung von feuchtem Brennmaterial mischt sich dem erzeugten
                              									Gase eine gewisse Menge Wasserdampf bei, welcher der
                              									Entwickelung der erforderlichen hohen Temperatur nachtheilig
                              									ist. Es stellt sich daher als höchst wünschenswerth heraus, daß
                              									der Theer vollständig zu Kohlenwasserstoffen zerlegt, der
                              									beigemischte Wasserdampf zersetzt und das Gasgemisch im Momente
                              									seiner Anwendung auf der möglichst hohen Temperatur erhalten
                              									bleibt.
                           Diese wesentlichen Bedingungen eines guten Gaserzeugers hat Bérard dadurch realisirt, daß
                              									er die Gase bei hoher Temperatur durch eine Schicht glühender
                              									Kohl's leitet; dadurch werden Theer und Wasserdampf vollständig
                              									zersetzt, von Kohlensäure bleibt im Gasgemisch keine Spur
                              									zurück, und dasselbe besitzt eine sehr hohe Temperatur, ohne daß
                              									es wieder erhitzt zu werden braucht. Hierbei findet eine
                              									wirkliche Regeneration statt, wogegen bei dem Siemens'schen System das
                              									Regenerativprincip nur in der Anwendung eines einfachen
                              									Erhitzungsapparates besteht, in welchem Nichts regenerirt wird.
                              									Um die Production reinen Gases und insbesondere von Wasserstoff
                              									zu erhöhen, während das relative Verhältniß des Stickstoffes,
                              									eines neutralen, nicht brennbaren Gases vermindert wird, leitet
                              									man in den Generator einen Strom von überhitztem Dampf, welcher
                              									gleichzeitig den Abzug der Gase befördert. Bei diesem
                              									Generatorsystem kann das Gas unter Druck beliebig vertheilt und
                              									ohne Schwierigkeit auf weite Entfernungen fortgeleitet werden.
                              									Das erhaltene Gas ist stets von ausgezeichneter Qualität und
                              									frei von Kohlensäure, Wasserdampf und Theer; es ist reich an
                              									Wasserstoff und Kohlenwasserstoff, und enthält nur ein Minimum
                              									von Stickstoff. Der vollständige Apparat besteht hierbei aus dem
                              									eigentlichen Generator A, Figur 1, welcher mit Steinkohle beschickt wird, und
                              									aus einem mit demselben verbundenen Ergänzungsapparat B, welcher die Gaserzeugung zu einer
                              									vollkommenen macht, indem in ihm alles etwa übergegangene
                              									unreine Gas regenerirt wird. Die Gaserzeugung nach diesem System
                              									ist eine sehr ökonomische. Die Productionskosten des Gases
                              									lassen sich per Kubikmeter in
                              									folgender Weise annähernd berechnen:
                           Zur Erzeugung von 10,000 Kubikmeter Gas, welche ein
                              									Doppelgenerator binnen 10 Betriebsstunden zu liefern vermag,
                              									sind 4600 Kilogram. Steinkohle, à 100 Kilogram, zu 20 Francs, erforderlich
                              									– 32 Fr., ferner 300 Kilogram. Kohks zu 30 Fr. = 9 Fr.;
                              									Gebläse, Reparaturen, Arbeitslöhne etc. 25 Fr.; im Ganzen 66
                              									Fr.; also kommt der Kubikmeter auf 0,006 Fr. – wir wollen
                              									annehmen auf 0,007 Fr., somit höchstens auf sieben Zehntel eines
                              									Centime am Productionsplatze zu stehen.
                           Diese so vollständige Lösung der Gaserzeugungsfrage ist nicht nur
                              									für die Verwendung des Gases zu metallurgischen Operationen, wie
                              									Umschmelzen des Roheisens zum Feinen, Umschmelzen des gefeinten
                              									Roheisens zum Puddeln, Anwärmen der Luppen und Deule u.s.w.,
                              									sondern auch für zahlreiche industrielle und
                              									hauswirthschaftliche Anwendungen desselben von großer
                              									Wichtigkeit.
                           Die im Folgenden zu besprechende Anwendung ist die zur directen
                              									Umwandlung des Roheisens in Stahl, bei welcher das Gas eine so
                              									bedeutende Rolle zu spielen berufen ist, und wobei es vor Allem
                              									darauf ankommt, ein möglichst reines und reiches Gas verwenden
                              									zu können, welches die höchst mögliche Temperatur mit den
                              									möglich geringsten Kosten hervorzubringen vermag.
                           Wir wollen nun untersuchen, auf welche Weise diese wichtige
                              									Aufgabe gelöst worden ist. Da das Roheisen bekanntlich eine
                              									Verbindung von Eisen mit Kohlenstoff, Silicium, Mangan,
                              									Schwefel, Phosphor etc. ist, so muß es von allen diesen
                              									fremdartigen Bestandtheilen befreit werden, so daß in
                              									ihm – der Qualität des zu erzeugenden Stahles
                              									entsprechend – nur 1/2 bis 1 Procent Kohlenstoff
                              									zurückbleibt. Dieses Resultat wurde bisher zum Theil durch die
                              									Einwirkung von Luft oder durch den Zuschlag von Metalloxyden
                              									erreicht; dasselbe ist dann aber selten ein vollkommenes und das
                              									Verfahren selbst ist mit verschiedenen Uebelständen behaftet.
                              									Die vereinte Anwendung von Luft und reducirend wirkendem
                              									gekohltem Gase gestattet hingegen eine vollständigere
                              									Beseitigung aller fremden Körper durch Vermittelung des
                              									Wasserstoffes; durch eine beliebig ausführbare Verzögerung oder
                              									Beschleunigung der Entkohlung hat man die Leitung des Processes
                              									ganz in seiner Gewalt. Die Theorie dieses Systemes ist in einer
                              									Brochüre auseinandergesetzt, welche kürzlich unter dem Titel
                              									erschien: „Considérations sur le rôle de la
                                    											combustion intermoléculaire des corps
                                    											renfermés dans la fonte et sur l'influence de
                                    											l'hydrogène dans la fabrication de l'acier
                                    											fondu.“ Wir werden – allerdings
                              									sehr kurz – den technischen Theil dieser Schrift
                              									recapituliren. Um das Eisen in flüssigem Zustande unter den
                              									vortheilhaftesten Umständen zu verarbeiten, bietet die Anwendung
                              									von mit Gas geheizten Flammöfen unverkennbare Vortheile dar. Der
                              									Proceß läßt sich durch seine verschiedenen Stadien mit größter
                              									Leichtigkeit verfolgen. Man kann die Hitze jederzeit steigern,
                              									da die Intensität des Gasstromes vollständig unter Controlle
                              									ist.
                           Es blieb jedoch immer noch eine praktische Schwierigkeit zu über
                              									winden: die plötzliche Veränderung der Sohle C des Ofens (Fig.
                                 									1). Diese Aufgabe wurde dadurch gelöst, daß man diesen
                              									wichtigen Ofentheil beweglich construirte, so daß derselbe
                              									während der Operation sofort ausgewechselt und der Herd (Sumpf)
                              									mit kohlenden Substanzen gefüllt werden kann, deren Wirkung eine
                              									sehr vortheilhafte ist. Auf dieser Sohle C muß, wie wir sogleich bemerken wollen, die
                              									Umwandlung des Roheisens in Stahl bewerkstelligt werden.
                              									Seitlich von C, in dem heißen
                              									Gasstrome gelegen, befindet sich ein anderes Bett D von geringerem Inhalt, zum
                              									Einschmelzen von Spiegeleisen bestimmt, welches gegen Ende des
                              									Processes zugesetzt werden kann; neben dieser zweiten Sohle
                              									liegt eine dritte E, zur Aufnahme
                              									des beim Betriebe gebildeten Brucheisens dienend, in welcher
                              									dasselbe, bevor es in den Herd C
                              									kommt, zum Weihglühen erhitzt werden kann.
                           In einiger Entfernung von dem Ofen sind die Apparate F angeordnet, welche zum Erhitzen
                              									der zur Verbrennung der Gase erforderlichen Luft dienen, wenn
                              									der Ofen geheizt wird; die neben F
                              									befindlichen Apparate G sind zum
                              									Erhitzen der gereinigten Gase bestimmt, welche in das
                              									Metallbad injicirt werden sollen. In dieser Weise kommt die
                              									Ueberhitze des Ofens vollständig zur Verwerthung.
                           Das geschmolzene Roheisen wird auf die bewegliche Sohle des
                              									Umwandlungsofens abgestochen, entweder direct aus dem Hohofen,
                              									oder nach dem zweiten Einschmelzen aus dem Kupolofen. Wenn zur
                              									Erzeugung besonderer Stahlsorten Gemenge verschiedener
                              									Eisensorten verwendet werden, so ist es von Wichtigkeit, daß das
                              									flüssige Eisen reich an Kohlenstoff ist, da bei der gewöhnlichen
                              									Methode das zweite Schmelzen die Wirkung hat, den ursprünglichen
                              									Kohlenstoffgehalt theilweise zu verbrennen. Vermittelst eines
                              									stets im Betriebe erhaltenen besonderen Gasofens werden höchst
                              									vortheilhafte Resultate erzielt, indem der ursprüngliche
                              									Kohlenstoffgehalt des Roheisens nicht vermindert, ja sogar etwas
                              									vermehrt wird.
                           Die Quantität des Eisens, womit der Umwandlungsofen beschickt
                              									wird, kann von 3000 bis zu 5000 Kilogrm. betragen. Der erste
                              									Antheil dieser Eisenmasse ist hauptsächlich zur Reinigung, d.h.
                              									zur Befreiung von allen fremdartigen Körpern, wie Schwefel,
                              									Phosphor, Arsen etc. bestimmt, wobei die Temperatur zur
                              									möglichsten Höhe gesteigert wird. Zu diesem Zwecke sind zwei
                              									geneigt liegende Gebläseformen H,
                                 										H¹, an jeder Seite
                              									des Ofens eine, angebracht, welche in divergirender Richtung in
                              									das flüssige Metall hineinreichen und demselben eine rotirende
                              									Bewegung ertheilen, so daß alle Theile des Metalles mit dem
                              									Gasstrome in Berührung gebracht werden, wodurch ein heftiges
                              									Aufkochen hervorgerufen und dadurch ein natürliches mechanisches
                              									Puddeln herbeigeführt wird, welches alle Handarbeit erspart.
                           Eine sehr einfache Anordnung gestattet das Verhältniß von Luft
                              									und vorher gereinigtem Gase, welches mittelst starken Druckes in
                              									das Bad injicirt wird, während der Operation abzuändern. Waltet
                              									Luft vor, so ist die Wirkung eine oxydirende; wird die Menge des
                              									Gases über eine bestimmte Grenze hinaus vermehrt, so findet
                              									Reduction statt; zwischen beiden Endpunkten ist die Wirkung eine
                              									neutrale. Während der Oxydationsperiode wird die Temperatur in
                              									Folge der Verbrennung des im Roheisen enthaltenen Kohlenstoffes,
                              									Siliciums und Mangans und einer geringen Menge von Eisen
                              									bedeutend gesteigert; der Schwefel und Phosphor werden in
                              									Schwefelsäure und Phosphorsäure umgewandelt, welche sich theils
                              									verflüchtigen, theils in die Schlacken gehen. Während der
                              									Reductionsperiode wird nur das Eisenoxyd reducirt; die
                              									Kieselsäure verbindet sich mit dem Manganoxydul und den übrigen
                              									Basen zu Silicaten, welche die Schlacken des Bades bilden. Die
                              									Metalloide, Schwefel, Phosphor etc. bilden mit dem Wasserstoff
                              									flüchtige Verbindungen, welche nicht gebunden werden; der
                              									Wasserstoff spielt hier eine doppelte Rolle von großer
                              									Wichtigkeit. Auf diese Weise wird das Eisen von
                              									schädlichen Beimengungen, welche die Qualität des aus ihm
                              									dargestellten Stahles benachtheiligen würden, befreit und der
                              									Abgang stellt sich um nur wenig höher, als der Verlust fremder
                              									Körper durch Verbrennung beträgt – auf bloß 7 bis 8
                              									Procent.
                           Der Proceß beansprucht, je nach der Beschaffenheit des
                              									verarbeiteten Eisens, eine bis anderthalb Stunden. Die Resultate
                              									der gegen Ende der Operation häufig zu ziehenden Proben
                              									bestimmen den Entkohlungsgrad des Metalles und den Zeitpunkt wo
                              									die Entkohlung, um die angestrebte Qualität des Stahles zu
                              									erhalten, unterbrochen werden muß; die Formen werden dann
                              									weggenommen und das flüssige Metall wird für die wenigen
                              									Minuten, welche die Vorbereitungen zum Abstechen beanspruchen,
                              									sich selbst überlassen. Die mit dem Arbeiten mit Gebläseformen
                              									verknüpften praktischen Schwierigkeiten sind glücklich
                              									überwunden worden und zwar durch ein einfaches und ökonomisches
                              									Verfahren, bei dessen Anwendung man auf Zuverlässigkeit der
                              									Resultate und vollkommene Regelmäßigkeit des Betriebes rechnen
                              									kann, welche Nichts zu wünschen übrig lassen.
                           Auch das Verfahren beim Abstechen ist von Wichtigkeit und muß
                              									gewissen nothwendigen Bedingungen entsprechen; vor Allem muß
                              									diese Operation möglichst rasch ausgeführt werden, gleichviel ob
                              									man Zaine oder geformte Gußstücke gießt. Ferner muß der
                              									Gasluftstrom der Beschaffenheit und den Dimensionen der Güsse
                              									entsprechend geregelt werden können. Die Temperatur des Metalles
                              									im Augenblicke des Abstechens muß natürlich die für die zu
                              									producirenden Artikel geeignetste seyn.
                           Um diesen verschiedenen Bedingungen zu genügen, müsse): die
                              									Meßformen für den Gußstahl (Zainformen sowohl wie Stückformen)
                              									rasch unter den Strom des abgestochenen flüssigen Metalles
                              									gebracht werden können, und da die Formen, den Dimensionen der
                              									zu gießenden Stücke entsprechend, verschieden hoch sind, so
                              									müssen Einrichtungen getroffen seyn, mittelst deren die Bühne,
                              									auf welcher die Gießform ruht, beliebig gehoben oder gesenkt
                              									werden kann. Dazu dient eine hydraulische Presse. Die Qualität
                              									des erzeugten Stahles entspricht stets mehr oder weniger der
                              									Reinheit des angewendeten Eisens.
                           Mittelst des im Vorstehenden beschriebenen Verfahrens läßt sich
                              									gewöhnlicher Stahl aus Eisen erzeugen, welches solchen mittelst
                              									der bisher befolgten Methoden nicht liefern würde, und der so
                              									erzeugte Stahl läßt sich zu zahlreichen Zwecken verwenden, wie
                              									Schienen, Radbandagen, großen Schmiedestücken u.s.w. Nimmt man
                              									Eisen von besserer Qualität, so erhält man einen ausgezeichneten
                              									Stahl, welcher sich dem besten Werkzeugstahle zur Seite stellen
                              									darf, und zwar mit dem wichtigen Unterschiede, daß die
                              									Productionskosten des ersteren weit niedriger ausfallen, als die
                              									des letzteren, wie wir sogleich sehen werden. Aber in allen
                              									Fällen ist das Product ein wirklicher
                                 										Stahl, welcher sich sehr gut Härten und leicht
                              									schmieden läßt, eine große Festigkeit besitzt und durch die
                              									wiederholten Hitzen, die er behufs der Formgebung erhalten muß,
                              									durchaus nicht leidet – ein Verhalten welches ihm, sobald
                              									er auf dem Markte erscheinen wird, den Erfolg sichert. Diese
                              									Resultate werden ohne den Zusatz fremder, oft sehr kostspieliger
                              									Körper erzielt; es ist nur die Anwendung eines hinlänglich
                              									gekohlten Roheisens erforderlich, dessen Erzeugung stets eine
                              									leichte Aufgabe ist. Graues Roheisen Nr. I entspricht dem Zwecke
                              									sehr gut.
                           Wir besitzen nun die nöthigen Daten zur
                                 										Aufstellung der Productionskosten des direct aus Roheisen
                                 										dargestellten Stahles und müssen bei derselben zwei
                              									Fälle unterscheiden, nämlich den Fall wo das Roheisen direct aus
                              									dem Hohofen abgestochen, und denjenigen wo es durch Umschmelzen
                              									eines Gemenges verschiedener Roheisensorten dargestellt wird.
                              									Das erstere Verfahren ist besonders dann anwendbar, wenn das zu
                              									verwendende Rohmaterial nur von untergeordneter Qualität zu seyn
                              									braucht. Das zweite Verfahren dient speciell zur Erzeugung
                              									verschiedenartiger Producte von besserer und bester
                              									Qualität.
                           Bei der Berechnung der Productionskosten des Stahles nach dem
                              									ersteren Verfahren sind zu berücksichtigen: 1) der Werth des
                              									Eisens und der Abbrand; 2) das verbrauchte Brennmaterial; 3) die
                              									Arbeitslöhne; 4) Reparaturen und Unterhaltung der
                              									Betriebseinrichtungen und des Betriebsmateriales; 5) das
                              									Gebläse. – Wir wollen diese verschiedenen Hauptkosten
                              									gesondert untersuchen.
                           1. Der Werth des Eisens und der
                                 										Abbrand. – Der Werth des zur directen Umwandlung
                              									in Stahl verwendeten Roheisens ist an den verschiedenen
                              									Productionsplätzen außerordentlich verschieden. An manchen Orten
                              									ist es zu 7 bis 8 Frcs. per 100
                              									Kilogr. zu haben; an anderen kostet es, namentlich
                              									Holzkohlenroheisen, 10 bis 12 Frcs. Da wir aber hier nur Eisen
                              									von untergeordneter Qualität, welches mit Kohks erblasen werden
                              									kann, zu berücksichtigen haben, so wollen wir 9 Frcs. per 100 Kilogrm. rechnen. Der
                              									Abbrand, welcher bei Anwendung von Eisen vom zweiten Schmelzen
                              									stattfindet, schwankte bei der Umwandlungsoperation von 7 bis 8
                              									Procent. Nehmen wir bei der Selbstkostenberechnung rund 10 Proc.
                              									an. Aus der Thatsache, daß die Schlacken kaum Spuren von Eisen
                              									enthalten, ist ersichtlich daß kein Metallverlust stattfindet
                              									und daß der Abbrand auf ein Minimum reducirt ist. Somit werden
                              									zur Erzeugung von 100 Kilogrm. Stahl in Zainen im Maximum 111
                              									Kilogrm. flüssiges Eisen zu verwenden seyn, welche, die 100
                              									Kilogrm. zu 9 Frcs. gerechnet, auf 9,99 Frcs., in runder Summe
                              									auf 10 Frcs. zu stehen kommen. In gewissen Fällen ist es zu
                              									empfehlen, etwa 10 Proc. Spiegeleisen zuzusetzen; dann stellen
                              									sich die Selbstkosten folgendermaßen: 100 Kilogrm. direct aus
                              									den Erzen dargestelltes Roheisen = 9 Frcs.; 11 Kilogrm.
                              									Spiegeleisen = 1,65 Frcs.; also im Ganzen für Eisen und Abbrand:
                              									10,65 Frcs.
                           2. Das verwendete Brennmaterial.
                              									– Diese Ausgabe besteht in den Kosten a) des zum Heizen des Ofens
                              									verwendeten Gases, dessen Preis wir bereits kennen, und b) des zum Injiciren in das
                              									Metallbad benutzten Gases, zu dessen Preise noch die Kosten der
                              									Reinigung hinzuzurechnen sind, welche wir bei Anwendung unseres
                              									Verfahrens zu 0,5 Centime per
                              									Kubikmeter annehmen können. Es stellt sich dann der Preis von
                              									einem Kubikmeter des zur Injection verwendeten Gases auf 0,7
                              									Cent. + 0,50 Cent. = 1,20 Cent. Rechnen wir 1,50 Cent., so daß
                              									wir ein an Kohlenwasserstoff reicheres Gas benutzen können. Die
                              									Kosten des Gases zur Verarbeitung einer Charge von 5000 Kilogrm.
                              									Eisen – welche mindestens 4500 Kilogrm. Zainstahl geben
                              									soll, deren Production im Maximum zwei Stunden Zeit beansprucht,
                              									– würden nach Obigem betragen: – Gas zum Heizen
                              									des Umwandlungsofens, 2000 Kubikmeter, à 0,007 Cent.; Gas zur Injection, 200
                              									Kubikmet., à 1,50 Cent.; in
                              									Summa für das bei einer Operation verbrauchte Gas: 17,00 Frcs.
                              									Dieser Summe sind noch einige Nebenausgaben, so für das auf dem
                              									Hülfsherde des Ofens und für das zum Anheizen verbrauchte
                              									Brennmaterial hinzuzurechnen; wenn wir dafür 0,50 Cent. per Operation rechnen, so greifen
                              									wir schon hoch. Rechnen wir für alle Nebenausgaben im Ganzen 1
                              									Frc., so erhöhen sich die Kosten für Brennmaterial auf 18 Frcs.;
                              									vertheilen wir diese Summe auf ein Ausbringen von 4500 Kilogrm.
                              									Stahl, so erhalten wir für je 100 Kilogrm. 18/45 = 0,40 Frcs.
                              									Diese Zahl kann als Maximum gelten.
                           3. Arbeitslöhne. – Die
                              									Arbeitslöhne betragen per
                              									Arbeitstag: vier Mann zur Besorgung des Ofens, à 3 Frcs.; vier Mann welche
                              									beim Abstechen beschäftigt sind, à 3 Frcs.; ein Ofenmeister oder Schmelzer, 10
                              									Frcs.; zwei Hülfsarbeiter à
                              									2,50 Frcs.; Dampfkrahn 10 Frcs.; im Ganzen 49,00, oder in runder
                              									Summe 50 Frcs. per Tag. Diese
                              									Ausgaben entsprechen einer Tagesproduction von 20000 Kilogrm,
                              									daher die Arbeitskosten per 100
                              									Kilogrm. auf 50/200 = 0,25 Cent. zu stehen kommen. Wir wollen
                              									0,30 Cent. annehmen.
                           
                           4. Reparaturen und Unterhaltung des
                                 										Betriebsmateriales. – Dieser Ausgabeposten
                              									begreift hauptsächlich die Reparaturen des Umwandlungsofens, der
                              									beweglichen Sohlen, der Formen, Gießcanäle, Gießkellen u.s.w.;
                              									die Unterhaltungskosten des Gaserzeugers haben wir schon bei der
                              									Berechnung des Gaspreises in Rechnung gezogen. Die Ausgaben für
                              									Reparaturen des Umwandlungsofens (Stahlofens) können wir zu 130
                              									Frcs. per Woche = 120/12 = 10 Frcs.
                              										per Arbeitstag von 12 Stunden
                              									rechnen. Die Wiederherstellung einer beweglichen Sohle kostet
                              									ungefähr 45 Frcs., der Dauer eines Arbeitstages entsprechend. An
                              									Formen zur Gasinjection werden per
                              									Arbeitstag höchstens zehn Stück verbraucht, deren jedes wir zu 4
                              									Frcs. rechnen wollen. Für Unterhaltung der Gießcanäle und andere
                              									Extraausgaben setzen wir 10 Frcs. an. Dieß macht für Reparaturen
                              									und Unterhaltung des Betriebsmateriales per Tag 105 Frcs. Da das Ausbringen an Stahlzainen per Arbeitstag von zwölf Stunden
                              									20000 Kilogrm. beträgt, so belaufen sich die Kosten von je 100
                              									Kilogrm. auf 105/200 = 0,525 oder 0,53 Cent.
                           5. Das Gebläse. – Die Erfahrung
                              									hat gelehrt, daß bei geeigneter Ausnutzung der verlorenen Hitze
                              									die ganze für eine Niederdruck-Gebläsemaschine
                              									erforderliche Dampfmenge mit Leichtigkeit vom Gasgenerator und
                              									vom Umwandlungsofen erhalten werden kann; ebenso der Dampf für
                              									die beiden Hochdruckmaschinen, welche erforderlich sind. Wir
                              									wollen jedoch noch 50 Frcs. per
                              									Arbeitstag für diesen Ausgabeposten rechnen, was per 100 Kilogrm. Stahlzaine 0,25
                              									Cent. ausmacht.
                           Es ist nun nach dem Vorstehenden leicht, die Productionskosten
                              									des Gußstahles zu fixiren; wir brauchen hierzu nur die
                              									verschiedenen, so eben näher erörterten Ausgabeposten zu
                              									addiren, es stellt sich dann eine Totalsumme von 12,20 Frcs. für
                              									100 Kilogrm. Stahlzaine heraus (wobei allerdings die
                              									Generalkosten nicht mit einbegriffen sind). In vielen Fällen und
                              									bei vollem Betriebe kann sich diese Summe auf 10 bis 11 Frcs.
                              									vermindern, da wir für alle Positionen die höchste Ziffer
                              									angenommen haben. – Wir wollen nun die Productionskosten von Stahlzainen bester
                                 										Qualität berechnen, welche aus einer geeigneten
                              									Gattirung von ausgewählten Roheisensorten dargestellt
                              									werden.
                           1) Werth des Roheisens und Abbrand.
                              									– Die Preise des zur Production dieser besseren
                              									Stahlsorten zu verwendenden Roheisens sind sehr verschieden, sie
                              									wechseln von 10 bis 16 und 17 Frcs.; wir können jedoch, mit
                              									Einschluß des benutzten Spiegeleisens, als hochgegriffenen Durchschnittspreis 15 Frcs. annehmen. Der beim Schmelzen in
                              									einem in ununterbrochenem Betriebe stehenden Gasofen
                              									stattfindende Abbrand beträgt höchstens 3 Proc.; man muß daher,
                              									um 100 Kilogrm. flüssiges Eisen zu erhalten, gegen 103 Kilogrm.
                              									Roheisen verwenden, – 15,96 Frcs. Wir nehmen 16 Frcs. an.
                              									Da der Abbrand bei der Umwandlung in Stahl im Maximum 8 Proc.
                              									beträgt, so müssen zur Erzeugung von 100 Kilogrm. Zainen 108,07
                              									Kilogrm. flüssiges Eisen verwendet werden; dieß gibt, die 100
                              									Kilogrm. des letzteren zu 16 Frcs. gerechnet, 17,39 Frcs. Wir
                              									nehmen 17,40 Frcs. an. Da die übrigen vier Elemente der
                              									Kostenberechnung offenbar dieselben bleiben, so erhalten wir als
                              									Totalsumme der Selbstkosten von 100 Kilogrm. Zainen feinen
                              									Stahles: – Werth des Roheisens, Abbrand und
                              									Schmelzkosten, 17,40 Frcs.; Brennmaterial zum Stahlungsprocesse,
                              									0,40 Frcs.; Arbeitslöhne, 0,30 Frcs.; Reparaturen und
                              									Unterhaltung des Betriebsmateriales, 0,60 Frcs.;
                              									Gebläsemaschine, 0,25 Frcs. In Summa Productionskosten von 100
                              									Kilogrm. feiner Stahlzaine: 18,95 Frcs. Wir wollen in runder
                              									Zahl 19 Frcs. annehmen. Unter gewöhnlichen Umständen können sich
                              									diese Erzeugungskosten leicht auf 18 Frcs. erniedrigen. –
                              									Die Darstellung des Stahles ist immer eine delicate Operation,
                              									bei welcher für fehlerhafte Producte und Unsicherheit bezüglich
                              									der Resultate stets Kosten in Anschlag gebracht werden müssen.
                              									Ungeachtet der Vollkommenheit des neuen Systemes wird die
                              									angedeutete Ursache von Verlust und Ausgaben doch nicht gänzlich
                              									vermieden, sie stellt sich aber stets geringer heraus, als bei
                              									Anwendung anderer Methoden, und zwar in Folge der Leichtigkeit,
                              									womit der Proceß geleitet werden kann und der Zuverlässigkeit,
                              									womit man auf Erzielung der angestrebten Resultate rechnen darf.
                              									Deßhalb kommen fehlerhafte Erzeugnisse nur äußerst selten vor,
                              									können jedoch, ohne weitere Kosten, auf demselben Wege wie die
                              									Abfälle bei späteren Schmelzungen verwerthet werden. Aus diesen
                              									Betrachtungen ergibt sich, daß die Selbstkosten der Stahlaine
                              									durch fehlerhafte Producte und Abfälle kaum um 0,50 Frcs. bis
                              									1,00 Frcs. per 100 Kilogrm. erhöht
                              									werden, wogegen beim Bessemerprocesse nicht unter 3 Frcs. bis 4
                              									Frcs. per 100 Kilogrm. gerechnet
                              									werden dürfen.
                           Da der Verkaufspreis der Gußstahlzaine nach ihrer Qualität
                              									bestimmt wird, so müssen wir die Kosten der verschiedenen
                              									Operationen ermitteln, durch welche der erzeugte Stahl in
                              									Fabriksartikel umgewandelt wird, deren Handelswerth bekannt ist.
                              									Bevor wir aber hierzu schreiten, wollen wir einige Bemerkungen
                              									über die jetzt üblichen Methoden der weiteren Verarbeitung der
                              									Stahlgüsse und über die Art machen, wie dieselbe nach unserer
                              									Ansicht ausgeführt werden sollte. Es fragt sich nämlich, ob
                              									es, nachdem ein Zain von den für die weitere Verarbeitung
                              									erforderlichen Dimensionen gegossen worden, besser ist,
                              									denselben erst erkalten zu lassen und dann wieder anzuwärmen,
                              									oder seine ursprüngliche Hitze zu benutzen und mit ihm
                              									unmittelbar die verschiedenen Operationen vorzunehmen, denen er
                              									unterworfen werden muß. Die Antwort ergibt sich von selbst; bei
                              									unmittelbarer weiterer Bearbeitung ersparen wir nicht allein die
                              									Kosten des Anwärmens, sondern verwerthen auch die Thatsache, daß
                              									die Hitze in der Mitte des Zaines am größten ist und einen
                              									Einfluß ausübt, welcher sich nicht wieder hervorbringen läßt,
                              									nachdem man die erste Hitze verloren gehen ließ. Da beim
                              									Anwärmen das Innere des Zaines kaum jemals auf derselben
                              									Temperatur ist wie die Oberfläche, so entstehen bei der
                              									Verarbeitung Differenzen in der Ausdehnung und Zusammenziehung,
                              									welche zwar auf Eisen keine merkliche Wirkung haben, beim Stahl
                              									aber dessen Festigkeit stets mehr oder weniger benachtheiligen.
                              									Somit wird durch Vermeidung des Anwärmens der Zaine ein
                              									bedeutender Vortheil durch Brennmaterialersparniß und bessere
                              									Qualität des Productes erzielt. Es läßt sich aber fragen, ob es
                              									in großen, sehr beschäftigten Werken möglich ist, die Zaine zur
                              									weiteren Verarbeitung zu bringen, sobald sie aus den Formen
                              									genommen werden, und sie nicht erkalten zu lassen, bis sie
                              									fertig geschmiedet werden? Hierauf antworte ich bejahend mit dem
                              									Vorbehalt daß sie auf kurze Zeit in einen Glühofen gebracht
                              									werden, in welchem sie bis zum Ausschmieden bleiben. Die Kosten
                              									der Heizung eines solchen Ofens mit Gas sind sehr gering, weit
                              									geringer als die durch das Anwärmen der Zaine verursachten;
                              									überdieß wird die Qualität des Stahles in Folge der durch das
                              									Glühen in einem solchen Ofen vermittelten Zunahme seiner
                              									Festigkeit noch verbessert werden. Diese Verbesserungen der
                              									gewöhnlichen Methoden lassen sich mittelst der beschriebenen
                              									Gasgeneratoren leicht realisiren. – Mit Zuhülfenahme der
                              									oben aufgestellten Berechnungen, und ohne die angedeuteten
                              									größeren Verbesserungen zu berücksichtigen, ist es leicht, die Erzeugungskosten und den Handelswerth
                                 										der zu fabricirenden Hauptartikel festzustellen.
                           Stahlschienen. – Werth der
                              									Zaine, 13,00 Frcs.; Bearbeitung unter dem Hammer, zwischen den
                              									Walzen etc. mit Einschluß des Abbrandes, 4,00 Frcs.;
                              									Generalkosten, 2,50 Frcs.; somit Gesammtkosten der Production
                              									von 100 Kilogram. – 19,50 Frcs. Dazu kommt nun noch die
                              									Abgabe an den Patentträger. Der Handelswerth von
                              									Bessemerschienen ist gegenwärtig 27 Frcs. Bei diesen Preisen ist
                              									die äußerste Grenze erreicht. Wo nicht höhere Preise zu erzielen
                              									sind, würde der im vorliegenden Falle zu realisirende Gewinn
                              									sich auf 6,0 Frcs. bis 6,50 Frcs. per Kilogramm belaufen, ohne alle
                              									Rücksicht auf die bessere Qualität des Productes; bei der von
                              									den Eisenbahngesellschaften verlangten größeren Dauerhaftigkeit
                              									der Schienen ist aber die Frage der Qualität hier von großer
                              									Wichtigkeit.
                           Radbandagen. – Die zur
                              									Anfertigung von Schienen verwendete Stahlsorte wird auch zur
                              									Fabrication von Radkränzen oder Bandagen benutzt; es ist jedoch
                              									vorzuziehen, ihre Qualität etwas zu verbessern. Wir erhalten in
                              									diesem Falle: Werth der Zaine, 14,01 Frcs.; Fabricationskosten,
                              									mit Einschluß des Abbrandes und Abfalles, 7,00 Frcs.;
                              									Generalkosten, 3 Frcs.; somit Gesammt-Productionskosten
                              									von 100 Kilogrm. Bandagen 24,00. Dazu kommt noch die Abgabe an
                              									den Patentträger. Eiserne Radkränze kosten jetzt 45 bis 46
                              									Frcs., aus Bessemerstahl bestehende 50 bis 60 Frcs.; solche aus
                              									Tiegelgußstahl 80 bis 90 Frcs.; wir wollen im Durchschnitt 60
                              									Frcs. rechnen. Der Gewinn bei diesem Fabricationszweige wäre ein
                              									sehr bedeutender, trotz der von den Eisenbahngesellschaften
                              									verlangten Garantie für die Haltbarkeit des Fabricates.
                           Ordinäre Stahlbleche und Platten.
                              									– Wenn man zu diesem Zweck Zaine zu 14 Frcs. verwendet,
                              									so stellen sich die Productionskosten in folgender Weise heraus:
                              									Werth des Materiales, 14,00 Frcs.; Bearbeitung unter dem Hammer,
                              									zwischen den Walzen etc., 6,00 Frcs.; Generalkosten, 3 Frcs.;
                              									gesammte Selbstkosten von 100 Kilogram., 23,00 Frcs.; dazu kommt
                              									noch die Patentabgabe. Da Eisenbleche und Platten 28 bis 30
                              									Frcs. kosten, so kommen wir, wenn wir für Stahlbleche und
                              									Platten 10 bis 12 Frcs. mehr in Ansatz bringen, auf den
                              									gegenwärtigen allerniedrigsten Handelswerth, welcher für
                              									Bessemerstahl 55 Frcs., für Tiegelstahl 100 bis 120 Frcs. ist;
                              									ein Gewinn von 12 bis 15 Frcs. per
                              									100 Kilogram, dürfte aber vollständig genügen.
                           Feine Stahlbleche oder Platten.
                              									– Zur Erzeugung von Blechen und Platten vorzüglicher
                              									Qualität müssen ausgesuchte Zaine der besten Sorte verwendet
                              									werden. In diesem Falle werden die Productionskosten betragen:
                              									– Werth der Zaine, zum Maximalpreise gerechnet, 20,00
                              									Frcs.; Fabricationskosten und Abbrand, 7,00 Frcs.;
                              									Generalkosten, 3,00 Frcs.; in Summa Selbstkosten von 100
                              									Kilogrm. – 30 Frcs.; dazu kommt noch die Abgabe an den
                              									Patentträger. Feine Stahlplatten oder Bleche kosten auf dem
                              									Markte nicht unter 100 bis 120 Frcs.; sonnt bleibt ein
                              									bedeutender Gewinn.
                           Werkzeugstahl. – Die
                              									Erzeugungskosten des zur Anfertigung von Werkzeugen speciell
                              									geeigneten Stahles sind sehr verschieden, entsprechend den
                              									verschiedenen Stahlsorten und den Zwecken für welche die anzufertigenden Werkzeuge bestimmt sind. Wir können jedoch die
                              									Grenzen der Preisdifferenzen zu 28 Frcs. und zu 32 Frcs., im
                              									Mittel also den Werth von solchem Stahle zu 30 Frcs. per 100 Kilogram. annehmen. Der
                              									Handelswerth der entsprechenden Stahlsorten würde sich zwischen
                              									70 Frcs. und 150 Frcs. stellen.
                           Aus diesen Anschlägen ist ersichtlich, wie bedeutend die
                              									Differenzen zwischen den Productionskosten und dem Handelswerthe
                              									der hier nur flüchtig betrachteten Erzeugnisse sind. Wir dürfen
                              									indessen nicht außer Acht lassen, daß es, um eine ausgedehntere
                              									Verwendung des Stahles herheizuführen und die Benutzung
                              									desselben an Stelle des Eisens in möglichst zahlreichen Fällen
                              									zu befördern, nothwendig seyn wird, die jetzigen Verkaufspreise
                              									des Stahles beträchtlich niedriger zu stellen, so daß nur noch
                              									ein durchschnittlicher Reingewinn von 10 Frcs. per 100 Kilogram, für den
                              									Fabrikanten bleibt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der nach
                              									dem neuen Verfahren dargestellte Stahl dem Tiegelgußstahle
                              									gleich kommt und denselben Zwecken entspricht; es wurden aus
                              									demselben bereits vortreffliche Feilen, Sicheln und verschiedene
                              									andere Werkzeuge angefertigt.
                           Annähernde Berechnung der Kosten für die
                                 										Betriebseinrichtungen zur Erzeugung von 40 bis 50 Tonnen
                                 										Stahlzainen in 24 Stunden. – A, Figur
                                 										2, Converter oder Umwandlungsofen, 20000 Frcs. B, B' doppelter Gasgenerator zum
                              									Betriebe des Ofens A, nebst
                              									Windformen, 10000 Frcs. D Gießsohle
                              									mit beweglicher Bühne, 15000 Frcs. E,
                                 										E' zwei Hochdruck-Gebläsemaschinen für Luft und
                              									Gas, 15000 Frcs. F Niederdruck
                              									Gebläsemaschine, 12,000 Frcs. G Ofen
                              									zum Einschmelzen des Roheisens mit dem aus den Generatoren
                              									entnommenen Gase, 25000 Frcs. H, H'
                              									zwei Trockenkammern für die Anfertigung der beweglichen Sohlen,
                              									6000 Frcs. Ein Generator für das zu injicirende Gas, 5000 Frcs.
                              										K, K', K'' Reinigungsapparat,
                              									Raffinirfeuer, Gasometer etc., 12000 Frcs. L Pumpen für die hydraulischen
                              									Pressen, 3000 Frcs. M Accumulator,
                              									5000 Frcs. N Aufzug, 3000 Frcs. O, O, O... Schienenwege und
                              									Drehscheiben, 10000 Frcs. Hölzernes Gerüst für die
                              									Gasgeneratoren, 5000 Frcs. Bewegliche Sohlen als Reserve, 3000
                              									Frcs. Gas- und Windleitungsröhren, 10000 Frcs. Gezähe,
                              									Gerätschaften etc., 10000 Frcs. Gebäulichkeiten, 20000 Frcs.
                              									Beweglicher Krahn und Dampfhammer, 8000 Frcs. Kosten für
                              									unvorhergesehene Fälle, 3000 Frcs. In Summa ca. 200000 Frcs. (53333 1/3
                              									Rthlr.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
